Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
I Die Anfänge
16: Die Stammbäume Jesu
16-A: Verschleierungsversuche
16-B: Privat-Register der Daviden
16-C: Der Stammbaum Jesu der Zeugung nach
16-D: Der Stammbaum Jesu der Erbfolge nach
16-E: Gegenüberstellung der Stammbäume Jesu
16-F: Grund für die unterschiedlichen Stammbäume Jesu
16-G: Christi wahre Abkunft
16-H: Die zwei Väter des Schealtiël
16-I: Die zwei Väter des Amminadab
16-J: Die zwei Väter des Joseph
16-K: Zwei Zeugen für den Davidssohn
16-L: Der dreifaltige David
16-M: Ein königlicher Hoherpriester
16-N: Vermeintliche Reinrassigkeit
16-O: Ein Erlöser für Juden wie Heiden
(A)
Als Herodes der Große, der Sohn des Antipater, als ein ausländischer Idumäer durch die Gunst Roms die Herrschaft über ganz Palästina erlangen konnte, da ließ jener sämtliche in den Archiven Israels aufbewahrten Aufzeichnungen der Geschlechter der Hebräer verbrennen, um seine eigene heidnische Herkunft zu verschleiern.
Denn so war es niemanden mehr möglich, ihm nachzuweisen, dass er zum Geschlecht der Israeliten keinerlei Beziehung hatte. Und auf diese Weise konnte der Edomiter Herodes sich unwiderlegbar als Abkömmling aus einem edlen Geblüt ausgeben, obwohl er ein Nachkomme des verhassten Esau, des Bruders von Jakob-Israel, war, der einstmals von Gott verworfen wurde, weil er sein Erstgeburtsrecht verworfen hatte.
Die Idumäer, deren Land Idumäa südlich von Judäa und nördlich von Nabatäa zwischen dem Toten Meer im Osten und dem Mittelmeer im Westen lag, wurden nämlich einst durch den jüdischen Hasmonäer-König Hyrkanos, den Ersten, unterworfen und zum Judentum zwangsbekehrt, so dass Herodes selbst sich durchaus als Jude verstand.
Von den Juden selbst aber wurde er nicht als Israelit akzeptiert, zumal er nicht allein nur der Sohn eines Edomiters, eines Nachkommens Esaus, sondern überdies auch noch der Sohn einer Nabatäer-Königstochter, nämlich der Kypros, war.
Und daran änderte auch nichts der Umstand, dass er die Hasmonäer-Prinzessin Mariamne, welche die Enkelin des hohenpriesterlichen Hasmonäer-Königs Johannes Hyrkanos, des Zweiten, war, zur Frau genommen hatte, um sich auf diese Weise in das Herrschafts-Geschlecht der Makkabäer hinein-zu-heiraten. Für die Juden blieb Herodes der Große dennoch ein Nicht-Israelit und war damit für sie ein verhasster Heide, welcher als erster unrechtmäßig – entgegen den Weisungen Gottes – die Herrschaft über sie beanspruchte.
Aus diesem Grund ließ Herodes alle Geschlechtsregister der Juden verbrennen, um seine eigene nicht-jüdische Herkunft zu verschleiern. Und wenngleich freilich in ganz Israel bekannt war, dass Herodes ein Heide war, so hoffte er doch darauf, dass dies zumindest in künftigen Generationen in Vergessenheit käme, da alle jüdischen Stammtafeln von ihm vernichtet worden waren.
So wollte Herodes auf diese Weise wenigstens seiner Nachkommenschaft eine ewige Dynastie über Palästina sichern, in der Hoffnung, seine Kindeskinder würden irgendwann als Kinder Israels angesehen und anerkannt, da sämtliche Geschlechtsregister vernichtet waren, welche die wahrhaftige Abkunft der echten Israeliten von ihrem Stammvater Jakob belegen konnten, den Gott sich zu seinem Streiter erwählt und den Namen »Israel« gegeben hatte.
Da es nämlich viele Juden gab, welche als Proselyten zum Judentum übergetreten waren und die damit heidnischer Herkunft waren, wie auch solche, die in Folge von Misch-Ehen mit Nicht-Juden gezeugt worden waren, sämtliche Geschlechtsregister aber von Herodes vernichtet worden waren, hoffte der heidnische Beherrscher Palästinas darauf, dass die fortan nicht mehr nachweisbare wahrhaftige Abkunft von dem Stammvater Israel mit der Zeit in den Hintergrund treten und an Bedeutung für die Zugehörigkeit zum jüdischen Geschlecht des Hauses Israel verlieren würde.
(B)
Allerdings gab es viele adlige Familien Israels, welche, wenn auch mittlerweile verarmt, so doch noch Abschriften ihrer Ahnentafeln besaßen und diese ihre Privat-Register sorgsam bewahrten und von Generation zu Generation fortführten, um ihre edle Abkunft nicht der Vergessenheit anheim fallen zu lassen. Dies galt insbesondere für die Häuser aus dem königlichen Geschlecht des David, die sich nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil in Nazareth und Kochaba angesiedelt hatten.
Sie erwarteten nämlich, dass aus ihrem davidischen Geschlecht einstmals der Messias erstehen würde, wie es von den Propheten angekündigt worden war. Dieser nämlich sollte ein Sohn und Nachkomme des großen Königs David sein: ein Spross Isais, welcher der Vater des David und der Stammvater all jener Daviden war.
In dieser Hoffnung, dass der Messias aus ihnen hervorgehen würde, nannten diese Juden von königlicher Abkunft darum ihre eng benachbarten Siedlungen auch »Nazareth« und »Kochaba«: »Nazareth« hieß nämlich „»Spross-Dorf«, weil jene Daviden hofften, das aus ihnen einstmals der »Nezer«, der »Spross« Isais, erstehen würde, unter dem Israel wieder sprossen sollte; »Kochaba« aber hieß »Stern-Dorf«, da der Messias auch als der »Stern« aus Jakob verheißen wurde, der als der Aufgang aus der Höhe aus der lichten göttlichen Ewigkeit heraus einstmals die Finsternis aller Welt erleuchten sollte.
Solche Familien-Rollen hüteten auch jene Daviden, welche später als die „Herren-Verwandten“ bezeichnet wurden, da aus ihnen Jesus, der Herr, entsprossen war, der Sohn Davids und Gottes. So sicherte es die göttliche Vorsehung, dass der Nachweis der königlichen Abstammung Jesu Christi erhalten blieb, welche Ihn als den Messias Gottes ausweist.
Dabei darf es nicht verwundern, dass zwei verschiedene Stammbäume Jesu überliefert worden sind, die sich dem äußeren Anschein nach zu widersprechen scheinen. Es wurde nämlich einmal ein Stammbaum nach der Zeugung geführt, ein anderer aber nach dem Gesetz der Erbfolge.
(C)
Im Evangelium des Matthäus wurde der Stammbaum nach der Zeugung überliefert. Dieser lautete wie folgt:
„Dies ist das Geschlechtsregister Jesu Christi,
des Sohnes Davids,
des Sohnes Abrahams.Abraham zeugte Isaak.
Isaak zeugte Jakob.
Jakob zeugte Juda und seine Brüder.
Juda zeugte Perez
und Serach mit der Tamar.
Perez zeugte Hezron.
Hezron zeugte Ram.
Ram zeugte Amminadab.
Amminadab zeugte Nachschon.
Nachschon zeugte Salmon.
Salmon zeugte Boas mit der Rahab.
Boas zeugte Obed mit der Ruth.
Obed zeugte Isai.
Isai zeugte den König David.
David zeugte Salomo mit der Frau des Uria.Salomo zeugte Rehabeam.
Rehabeam zeugte Abija.
Abija zeugte Asa.
Asa zeugte Joschafat.
Joschafat zeugte Joram.
Joram zeugte Usija.
Usija zeugte Jotam.
Jotam zeugte Ahas.
Ahas zeugte Hiskia.
Hiskia zeugte Manasse.
Manasse zeugte Amon.
Amon zeugte Josia.
Josia zeugte Jojachin und seine Brüder
um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft.Nach der babylonischen Gefangenschaft
zeugte Jojachin Schealtiël.
Schealtiël zeugte Serubbabel.
Serubbabel zeugte Abihud.
Abihud zeugte Eljakim.
Eljakim zeugte Asor.
Asor zeugte Zadok.
Zadok zeugte Achim.
Achim zeugte Eliud.
Eliud zeugte Eleasar.
Eleasar zeugte Mattan.
Mattan zeugte Jakob.
Jakob zeugte Joseph, den Mann der Maria,
von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus.Alle Glieder von Abraham bis zu David sind vierzehn Glieder.
Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Glieder.
Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Glieder.“
(D)
Im Evangelium des Lukas wurde der Stammbaum nach dem Gesetz der Erbfolge überliefert. Dieser lautete wie folgt:
Jesus wurde angesehen und gehalten
für einen Sohn des Joseph;
der galt als ein Sohn Elis;
der galt als ein Sohn Mattats;
der galt als ein Sohn Levis;
der galt als ein Sohn Melchis;
der galt als ein Sohn Jannais;
der galt als ein Sohn Josefs;
der galt als ein Sohn Mattitjas;
der galt als ein Sohn des Amos;
der galt als ein Sohn Nahums;
der galt als ein Sohn Heslis;
der galt als ein Sohn Naggais;
der galt als ein Sohn Mahats;
der galt als ein Sohn Mattitjas;
der galt als ein Sohn Schimis;
der galt als ein Sohn Josechs;
der galt als ein Sohn Jodas;
der galt als ein Sohn Johanans;
der galt als ein Sohn Resas;
der galt als ein Sohn Serubbabels;
der galt als ein Sohn Schealtiëls;
der galt als ein Sohn Neris;
der galt als ein Sohn Melchis;
der galt als ein Sohn Addis;
der galt als ein Sohn Kosams;
der galt als ein Sohn Elmadams;
der galt als ein Sohn Ers;
der galt als ein Sohn Joschuas;
der galt als ein Sohn Eliësers;
der galt als ein Sohn Jorims;
der galt als ein Sohn Mattats;
der galt als ein Sohn Levis;
der galt als ein Sohn Simeons;
der galt als ein Sohn Judas;
der galt als ein Sohn Josefs;
der galt als ein Sohn Jonams;
der galt als ein Sohn Eljakims;
der galt als ein Sohn Meleas;
der galt als ein Sohn Mennas;
der galt als ein Sohn Mattatas;
der galt als ein Sohn Nathans;
der galt als ein Sohn Davids;
der galt als ein Sohn Isais;
der galt als ein Sohn Obeds;
der galt als ein Sohn des Boas;
der galt als ein Sohn Salmons;
der galt als ein Sohn Nachschons;
der galt als ein Sohn Amminadabs;
der galt als ein Sohn Admins;
der galt als ein Sohn Arnis;
der galt als ein Sohn Hezrons;
der galt als ein Sohn des Perez;
der galt als ein Sohn Judas;
der galt als ein Sohn Jakobs;
der galt als ein Sohn Isaaks;
der galt als ein Sohn Abrahams;
der galt als ein Sohn Terachs;
der galt als ein Sohn Nahors;
der galt als ein Sohn Serugs;
der galt als ein Sohn Regus;
der galt als ein Sohn Pelegs;
der galt als ein Sohn Ebers;
der galt als ein Sohn Schelachs;
der galt als ein Sohn Kenans;
der galt als ein Sohn Arpachschads;
der galt als ein Sohn Sems;
der galt als ein Sohn Noahs;
der galt als ein Sohn Lamechs
der galt als ein Sohn Metuschelachs;
der galt als ein Sohn Henochs;
der galt als ein Sohn Jereds;
der galt als ein Sohn Mahalalels;
der galt als ein Sohn Kenans;
der galt als ein Sohn des Enosch;
der galt als ein Sohn Sets;
der galt als ein Sohn Adams;
der galt als ein Sohn Gottes.“
(E)
Stellt man die beiden Stammbäume – den der Zeugung nach, wie er in dem Evangelium des Matthäus überliefert ist, und den der Erbfolge nach, wie er in dem Evangelium des Lukas überliefert ist – einander gegenüber, so stellt man mehrere Abweichungen fest, die sich über Generationen hinziehen:
(F)
Diese beiden Stammbäume Jesu widersprechen sich allerdings nur dem äußeren Anschein nach. Es wurde nämlich einmal ein Stammbaum nach der Zeugung geführt, ein anderer aber nach dem Gesetz der Erbfolge.
Die Ahnentafel nach der Zeugung ist jene, welche die natürlichen Väter festhielt und wurde – gemäß dem Zeitlauf – von den Ur-Ahnen bis hin zu dem letzten Nachfahren geführt. Einen solchen Stammbaum von Jesus hat Matthäus in seinem Evangelium überliefert: der einstige Zöllner Levi, den Jesus in den Kreis Seiner Apostel aufgenommen hatte.
Die Väter-Tafel dagegen wurde nach dem Gesetz der Erbfolge geführt. Hier wurden also, beginnend von dem letzten Glied – entgegen dem Zeitlauf – die Reihe der jeweiligen Männer aufgeführt, welche nach der Thora des Mose und den Bestimmungen der Erbfolge als jeweilige Väter angesehen wurden und galten.
Jene müssen nämlich nicht immer auch die wahren Väter nach dem Fleisch und der Zeugung sein! Einen solchen Stammbaum von Jesus hat Lukas in seinem Evangelium überliefert: der einstige Jünger und Begleiter des Apostels Paulus, der eigens aus Antiochia dafür nach Jerusalem gereist war, um die Anfänge Jesu dort genau zu erkunden und sich von den Herren-Verwandten erzählen zu lassen.
Nun muss man wissen, dass das Gesetz des Mose die sogenannte »Levirats-Ehe« vorschrieb, die auch »Schwager-Ehe« genannt wird. Nach dieser Bestimmung sollte, wenn ein Mann kinderlos starb, dessen Bruder seine verwitwete Frau heiraten und seinem Bruder mit dessen einstigen Frau einen Nachkommen und Erben zeugen. Eine kinderlose Witwe wurde also mit ihrem Schwager verheiratet, welcher dann seinem Bruder, wie es hieß, „den Samen erwecken“ sollte.
Das Kind jenes Schwagers galt nach dem Gesetz dann aber als der Sohn und Erbe des ersten Mannes seiner Mutter, der kinderlos verstorben war. Auf diese Weise blieben die einzelnen Häuser erhalten und das ihnen zugeteilte Land als ewiges Erbteil in ihrem Familienbesitz.
Nachdem man nämlich in den Anfängen Israels noch nicht um die Hoffnung auf eine einstige Auferstehung in himmlischer Unsterblichkeit wusste, blieb den Juden allein die Hoffnung auf eine sterbliche Auferstehung – also auf eine Wiedergeburt in ein sterbliches irdisches Leben hinein, im dritten oder vierten Glied, in welcher eine jede wieder-erweckte Seele darum auch die Spätfolgen ihrer früheren Taten aus ihren Vor-Leben traf und wieder ereilte – war dies ihr nun zum Segen oder aber zum Fluch.
Und in dieser Hoffnung wurden nicht selten den Nachkommen die Namen ihrer Vorfahren gegeben – in der Erwartung, jene würden in diesen wiedergeboren werden, was die nicht selten sich wiederholenden Namensgebungen in gar manchen Geschlechtsregistern erklärt.
Damit aber ein jeder wieder in sein eigenes Erbteil hinein-geboren werden konnte, durfte keine Familie aussterben. Darum auch waren alle Männer Israels verpflichtet, ihren Brüdern einen Nachkommen zu zeugen, wenn diese kinderlos verstarben, um ihnen so eine Rückkehr in ihr Eigen zu sichern – im dritten oder vierten Glied. So war es durchaus möglich, dass jemand zwei verschiedene Väter hatte: nämlich einen der Natur und der Zeugung nach, jedoch einen anderen dem Gesetz der Erbfolge nach.
In der Regel hatte dies keine Auswirkungen auf den Stammbaum, da Brüder normalerweise den selben Vater hatten, auch wenn die Väter nicht selten mehrere Frauen besaßen, da in den Ahnentafeln allein die Linie der Väter verzeichnet wurde, sowohl in den Zeugungs-Listen als auch in den rechtlichen Väter-Tafeln, welche die Erbfolge festhielten. Wenn also ein Mann seinem kinderlosen Bruder einen Nachkommen zeugte, so blieb die Ahnentafel dieses Sohnes – sowohl die nach der Zeugung wie auch die nach der Erbfolge – gleich, bis allein auf den Namen seines Vaters.
Wenn nun aber jene beiden Brüder und Väter eines Sohnes, nämlich der Vater der Natur nach und der Vater der Erbfolge nach, nur Halb-Brüder mütterlicherseits waren, dann führte dies zu zwei verschieden auseinander-laufenden Ahnentafeln, da jeder dieser Halb-Brüder, von denen einer dem anderen einen Nachkommen gestiftet hatte, seinerseits je von einem anderen Vater abstammte.
So kam dann jener Sohn von diesen beiden Halb-Brüdern zu zwei verschiedenen Stammtafeln: nämlich einmal zu jenem der Zeugung nach, wie zum anderen zu dem der Erbfolge nach, da die beiden Väter jenes Sohnes ihrerseits verschiedene Väter hatten.
Wenn nun also zwei Brüder, bei denen einer dem anderen Kinderlosen den Samen erweckte, allein dieselbe Mutter hatten, jedoch nicht denselben Vater, weil die Mutter dieser beiden Brüder, die sie nacheinander ausgetragen hat, den ersten Mann verlor, welcher ihr ihren ersten Sohn geschenkt hatte, dann aber nochmals mit einem anderen Mann aus einem anderen Geschlecht verheiratet wurde, welcher ihr ihren zweiten Sohn schenkte, dann teilten sich, wenn hier ein solcher Halb-Bruder mütterlicherseits seinem Bruder einen Sohn zeugte, die beiden Stammtafeln dieses Sohnes, nämlich seine Abkunft der Natur und die der Erbfolge nach, mit seinen beiden unterschiedlichen Vätern nach oben hin, da diese selbst wiederum Söhne von zwei verschiedenen Vätern waren.
Aber auch solche nach oben hin auseinander-laufenden Geschlechter-Register ein und desselben Sohnes mussten irgendwann bei einem gemeinsamen Vorfahren und Ur-Ahnen wieder zusammen laufen, da sich in Israel nämlich allein die Nachkommen je eines der zwölf Stämme Israels vereinigen durften, damit das ewige Erbteil eines jeden Stammes in seiner Gesamtheit erhalten blieb: nämlich das einem jedem Stamme zugeteilte Land, dass ein jeder nach dem Auszug aus Ägypten von Gott im gelobten Land der Verheißung erhalten hatte.
Die zwölf Stämme Israels gingen aber aus den zwölf Söhnen Jakobs hervor, welchem Gott, der HERR, den Namen »Israel« gegeben hatte, welcher der Sohn des Isaak und Enkel des Abraham war, des Stammvaters aller Gläubigen.
(G)
Im Falle einer Levirats-Ehe konnte also die Zeugungs-Tafel von der Erbfolge-Tafel abweichen, wenn hier der Mann, welcher seinem Halb-Bruder einen Sohn zeugte, selbst seinerseits auch nochmals der Sohn eines anderen Vaters und allein der Sohn derselben Mutter wie der seines Halb-Bruders war.
Ebenso verhielt es sich auch drei Mal im Stammbaum Jesu, welches der Stammbaum Seines Zieh-Vaters Jesu war. Denn Jesus war allein dem Gesetz der Erbfolge nach der Sohn des Joseph, in Wahrheit aber von oben her, ausgegangen von dem Vater, Gott selbst, der in Christus in die Welt hernieder gekommen war, weswegen man den Christus auch „Sohn Gottes“ nannte, wie es durch den Geist der Heiligkeit in Seiner Vollmacht bekundet wurde.
(H)
So gibt es im Stammbaum des Joseph einen Schealtiël, den Vater des Serrubabel: Jener war Erbe des Neri, des Melchi, aus dem Geschlecht des Nathan, eines der vielen Söhne des Königs David dem Gesetz der Erb-Folge nach; der Zeugung nach war jener Schealtiël jedoch ein Sohn des Jojachin, des Josia, aus dem Geschlecht des weisen Königs Salomo, welcher der Bekannteste der Söhne Davids ist.
Denn des Schealtiëls Vater der Natur nach war Jojachim aus dem Geschlecht des Davids-Sohnes Salomo, sein Vater der Erbfolge nach jedoch Neri aus dem Geschlecht des Davids-Sohnes Nathan, da Jojachim seinem Halb-Bruder mütterlicherseits, dem Neri, der kinderlos verschied, den Samen erweckte und einen Nachkommen zeugte, um ihm, dem Neri, eine spätere Wiedergeburt in seiner Linie und Familie mit ihrem ewigem Erbteil zu sichern.
Jojachim und Neri hatten also dieselbe Mutter, welche erst dem Melchi aus dem Geschlecht Nathans einen Sohn, nämlich den Neri, schenkte, dann aber, nachdem Melchi verstorben war, mit Josia aus dem Geschlecht Salomos vermählt wurde und diesem den Jojachim als Sohn schenkte.
Nachdem jedoch Neri, der Sohn des Melchi, aus dem Geschlecht Nathans kinderlos verstarb, erweckte Jojachim, der Sohn des Josia aus dem Geschlecht des Salomo seinem Halb-Bruder mütterlicherseits den Samen und schenkte ihm den Schealtiël als Sohn der Erbfolge nach, welcher jedoch eigentlich sein eigener Sohn war der Zeugung nach.
(I)
Ähnlich verhielt es sich bereits ein anderes Mal noch weiter oben in den beiden Stammbäumen des Joseph, des Zieh-Vaters Jesu Christi – nämlich bei Amminadab: Hier musste Ram, der Onkel des Admin, seinem Neffen den Samen erwecken, da Admin keinen Bruder hatte. Darum stand Ram, der Bruder von Admins Vater Arnis, als nächster Verwandter in der Pflicht, dem Admin, welcher kinderlos starb, einen Nachkommen und Erben zu erzeugen.
Denn wenn es keinen unmittelbaren Bruder oder Halb-Bruder gab, dann erstreckte sich das Gebot der Levirats-Ehe auf den nächsten Anverwandten, welcher ein „Bruder“ im nächsten Sinne war.
Ram und Arnis aber waren Brüder und Söhne des Hezron, so dass hier auch, von Hezron, dem Vater jener beiden Brüder, die Ahnenfolge bis hinauf zu Abraham und sogar bis zu Adam wieder einheitlich verlief, da in der Vorzeit noch selten Männer kinderlos verstarben, zumal sie damals noch weit älter, als später, wurden – insbesondere vor der Sintflut, wo seinerzeit noch ein Himmels-Ozean im Orbit die Welt noch von der, für alles irdische Leben höchst schädlichen kosmischen Einstrahlung abschirmte.
(J)
Und schließlich findet sich noch eine dritte Teilung im Stammbaum von Joseph, dem Zieh-Vater Jesu, und zwar unmittelbar bei Joseph selbst:
Der Erbfolge nach war Josef der Sohn, des Eli, des Mattat, des Levi, des Melchi. Melchi zeugte allein den Levi als einzigen Sohn, dieser zeugte allein den Mattat als einzigen Sohn und dieser wiederum zeugte allein den Eli als einzigen Sohn. Eli jedoch verstarb kinderlos.
Da nun Eli keinen Bruder hatte, und ebenso auch nicht sein Vater Mattat, war Jakob, der Ur-Onkel des Eli, dessen nächster Verwandter. Jakob nämlich war der weit jüngere Halb-Bruder von Levi, dem Großvater des Eli.
Des Levis Mutter, Elischeba, wurde nämlich nach dem Tod von Melchi, dem Vater Levis, nochmals mit Mattan vermählt, welcher ihr noch einen zweiten Sohn schenkte, nämlich den Jakob. So war Jakob, der Sohn des Mattan, der jüngere Halbbruder von Levi, dem Sohn des Melchi, und zeugte diesem, nämlich seinem Enkel Eli, später noch einen Nachkommen, den Joseph.
Das mag heute abwegig erscheinen, dass der Bruder des Großvaters dessen kinderlos verstorbenen Enkel noch einen Sohn hat zeugen können. Doch muss man wissen, dass in der damaligen Zeit Kinder noch von ihren Eltern verheiratet wurden, sobald sie ins zeugungsfähige Alter kamen, das im Orient schon sehr frühzeitig eintrat. So wäre dies mitunter tatsächlich möglich gewesen, dass ein Mann seinem Bruder noch einen Urenkel mit der Frau seines verstorbenen Enkels zeugte – zumal Jakob weit jünger war, als sein Halb-Bruder Levi.
Damit wäre es durchaus denkbar, dass Levi bereits mit fünfzehn Jahren der Vater des Mattat wurde, mit dreißig Jahren aber der Großvater des Eli, und mit fünfundvierzig Jahren der Urgroßvater des Joseph, welchen ihm sein Halb-Bruder Jakob, der überdies weit jünger wie Levi war, für seinen Enkel Eli, der kinderlos verstarb, gezeugt hatte.
Etwas derartiges trat aber freilich höchst selten ein, wie nach dem Glauben vieler Juden die Vorväter schließlich auch schon im dritten oder vierten Glied wieder-erweckt werden, also in ihren eigenen Ur- und Ur-Ur-Enkeln wieder-erstehen, auf welche darum auch die Spätfolgen der früheren Taten aus ihren Vorleben zurück fallen.
So wurde Joseph von Jakob für dessen Groß-Neffen Eli gezeugt, nachdem letzterer kinderlos verstarb. Jener Jakob aber war gezeugt worden von Mattan, jener von Eleasar, und so fort bis hin zu Serrubabel. Eli aber, der Groß-Neffe des Jakob, welchem letzterer den Samen erweckt hatte, nachdem dieser kinderlos verstarb: jener Eli war der Enkel des Levi, der zwar der Sohn derselben Mutter wie Jakob war, jedoch der Sohn eines anderen Vaters, nämlich des Melchi, des Jannai, und so fort bis hin zu Serrubabel.
Denn in Serrubabel liefen die beiden Geschlechtsregister des Jakob, seine Stamm-Tafel der Zeugung nach und seine Väter-Tafel der Erbfolge nach, wieder zusammen, da die Halb-Brüder Jakob und Levi, wenn auch von verschiedenen Vätern, so doch aus dem selben Stamm Davids waren.
So kam es, dass Joseph zwei verschiedene Väter hatte: nämlich Jakob, den Sohn des Mattan, des Eleasar, bis hin zu Serrubabel – und zwar nach der Zeugung im Fleisch, – jedoch Eli, den Sohn des Mattat, des Levi, bis hin zu Serrubabel – nach dem Gesetz der Erbfolge,- da Jakob, der Sohn des Mattan, des Eleasar, seinem Groß-Neffen mütterlicherseits, dem Eli, dem Sohn des Mattat, des Levi, der kinderlos starb, stellvertretend den Joseph als Sohn und Erben gezeugt hatte.
Darum hatte Joseph, der Zieh-Vater Jesu also einen anderen Vater der Natur nach, als wie der Erbfolge nach, so dass sich die Abstammungstafeln bei ihm entzweiten, bis sie in Serrubabel, dem Ahnherrn beider Geschlechter, aus welchem die beiden verschiedenen Väter des Joseph – der der Zeugung nach, wie der der Erbfolge nach – als nächste Verwandte doch beide entstammten, wieder zusammen liefen.
Joseph war also der Zeugung nach der Sohn von Jakob und Elischeba, Jakob aber ein Nachkomme von David und Bathseba, dieser wiederum ein Abkömmling von Juda und Schua, Juda ein Sohn von Jakob und Lea, Jakob ein Sohn von Isaak und Rebekka, dieser der Sohn von Abraham und Sarah, und dieser wiederum ein Nachkomme von Seth und Maat, Letzterer aber ein Sohn von Adam und Eva, welche Gottes Kinder waren, der dem Geiste nach ihr Ur-Ahn ist, nach dessen menschlichen Christus-Antlitz sie durch eine besondere Geist-Einhauchung gebildet worden waren.
Denn Adam war als die allererste Seele aus dem Tierreich auserwählt und damit gleichsam aus dem Staub, von unten her, durch eine besondere Geist-Einhauchung von oben her in eine höhere Wiedergeburt gehoben worden, um der Stammvater eines gänzlich neuen, erlesenen Erden-Geschlechts zu werden: nämlich der Menschen, durch die der Höchste, All-Heilige, alle Geschöpfe aus der Übermacht des Satans, der alles der Vergänglichkeit unterworfen hatte, wieder befreien wollte.
(K)
Aus diesem Grund also hat Jesus Christus zwei verschiedene Stammbäume, welche Ihn als den Sohn des Davids bezeugen: einen der Natur und Zeugung nach – über Davids Sohn Salomo, sowie einen dem Gesetz der Erbfolge nach – über Davids Sohn Nathan, auch wenn diese beiden Stammbäume über unterschiedliche Geschlechter – nämlich das des Salomo, sowie das des Nathan – in voneinander abweichenden Linien verlaufen, da es in der Abstammungslinie Jesu bis hin zu David zweimal eine Levirats-Ehe gab, wo ein anderer Vater der Natur nach seinem nächsten Verwandten mütterlicherseits einen Sohn zeugte, so dass der jeweils Letztere somit zwei unterschiedliche Väter hatte, einen dem Anschein nach – nämlich nach der Erbfolge, – sowie einen der Wirklichkeit nach – nämlich nach der Zeugung, – wobei diese unterschiedlichen Väter ihrerseits wiederum Kinder verschiedener Väter waren.
Zumindest änderten im Stammbaum Jesu diese beiden Male jene angeführten Schwager-Ehen nachhaltig die rückwärts geführte Väter-Tafel, welche die Erbfolge aufzeigte. Denn bis es zu jenen Levirats-Ehen kam, verlief auch die Väter-Tafel ebenso wie die Zeugungs-Tafel. Erst wenn einer der Väter der Natur nach für einen Verwandten mütterlicherseits einen Erben erweckte, änderte sich die Väter-Tafel nach oben hin und erzeugte somit eine Abweichung zur Zeugungs-Tafel.
Und da es sich bei der Väter-Tafel, welche Lukas überliefert hat, um die Liste der Erbfolge handelt, ist auch schnell einsichtig, warum diese Linie weit mehr Namen aufweist als die Zeugungs-Tafel, welche Matthäus überliefert hat. Denn allein die Väter-Tafel beinhaltet all jene Namen von Männern, die kinderlos blieben und demzufolge frühzeitig starben, ehe sie Kinder zeugen konnten, so dass hier vielen aufgeführten Männern von ihren Brüdern oder nächsten Anverwandten der Same erweckt worden ist.
Überdies es ist sehr wahrscheinlich, dass es in der Väter-Liste sogar versteckt noch weit mehr Männer gab, denen von ihren „Brüdern“ im weitesten Sinne Kinder erweckt worden sind, als allein die, welche augenscheinlich zu Tage treten durch die Abweichungen beim Vergleich der kürzeren Zeugungs-Liste mit der längeren Erbfolge-Liste.
Was allerdings sowohl das Zeugungs-Register wie auch das Erbfolge-Register bezüglich der Abkunft Jesu Christi als das letztlich Entscheidende belegt, worauf es allein ankommt, ist dies, dass Jesus väterlicherseits sowohl der Natur nach, wie auch dem Gesetz der Erbfolge nach aus dem königlichen Geschlecht des Davids stammte, aus welchem einstmals der Messias erstehen sollte.
Und die beiden Ahnentafeln des Herrn gleichen damit zwei unterschiedlichen Zeugen, deren Zeugnis sich aber keineswegs widerspricht, sondern vielmehr bestätigt und deckt! Denn bei allen scheinbaren Unterschieden, die sich allerdings einsichtig erklären lassen, stimmen sie doch im Wesentlichen darin überein, dass Christus der Sohn Davids ist.
(L)
Überdies macht Matthäus beim Stammbaum Jesu nach der Zeugung noch eine weitere interessante Entdeckung, indem er auf ein darin verborgenes kabbalistisches Mysterium hinweist:
„Alle Glieder von Abraham bis zu David sind vierzehn Glieder.
Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Glieder.
Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Glieder.“
Vierzehn ist nämlich der Zahlenwert der hebräischen Buchstaben des Namens »David«, so dass der von Matthäus überlieferte Stammbaum Christi dreimal den Namen »David« in sich verbirgt, was den Herrn nicht allein als den wahren Davidssohn und Messias ausweist, sondern überdies einen Hinweis auf die göttliche Dreieinigkeit darstellt und zum Ausdruck bringt, dass sowohl der Abba, als auch die Ruach wesenseins mit Jeschua, dem Davidssohn, sind, so dass alle drei göttlichen Personen doch ein und die selbe Person sind, da Sie alle in gleicher Weise von der unversiegbaren Retter-Liebe und der universalen Erlöser-Natur des Davidssohnes, Jesus Christus, bestimmt sind, weswegen sich im Namen und Wesen Jesu die ganze Fülle der dreifaltigen Gottheit findet und erkennen lässt, wie denn auch die Taufe auf Jesus zugleich die Taufe auf die ganze göttliche Trinität darstellt und ist. So ist fürwahr der Vater – »David« – nichts anderes als der Sohn: »David«; – wie auch der Geist kein anderer ist: »David« – und alle dieselbe messianische Christus-Identität in sich tragen: die des himmlischen David, des göttlichen Davids-Sohnes.
Bezeichnender Weise ist auch der David-Stern, der sich aus den beiden syro-phönizischen Buchstaben »D« am Anfang und Ende des Namens »DAVID« zusammensetzt, das sogenannte Hexagramm, dem – wie dem Kreuz – die Macht zugesprochen wird, Dämonen binden zu können, in vielen Religionen der Erde ein Symbol für die höchste all-eine Gottheit – etwa in Indien, unabhängig davon, unter welchem Namen, Gleichnis und Bild die universale Urkraft alles Lebens und aller Liebe hier auch immer verehrt wird.
(M)
Beide Stammbäume, wie sie überliefert sind, verfolgen allerdings allein die väterliche Ahnen-Linie Jesu, wobei Jesus doch allein dem Gesetz der Erbfolge nach ein Sohn Josephs war. Denn Er ist durch die Kraft Gottes erweckt worden als ein Menschenkind, dem Geiste nach jedoch ausgegangen aus der Ewigkeit Gottes, die »Vater« genannt wird. Dem Fleische nach jedoch war Jesus allerdings allein die Leibesfrucht der Jungfrau Maria; und damit war die Ahnenlinie von Jesu Mutter Maria in Wirklichkeit die wahre Abstammungslinie Jesu dem Fleische nach.
Maria aber war aufgrund einer Levirats-Ehe in ihrem Stammbaum sowohl eine der Töchter Aarons aus dem Stamm des Levi, eines der zwölf Söhne Israels – nämlich der Zeugung nach, – als auch eine Tochter des David aus dem Stamme Juda, eines anderen der zwölf Söhne Israels – nämlich der Erbfolge nach, – weswegen Maria auch mit einem Daviden vermählt werden konnte.
Damit war Jesus nach Seiner wahren fleischlichen Abkunft sowohl ein Spross aus dem hohenpriesterlichen Geschlecht des Aaron, als auch ein Spross aus dem herrschaftlichen Geschlecht des David, wobei sich überdies – durch die Vermählung von Seinen Eltern nach dem Fleisch – in Ihm die königliche Linie väterlicherseits mit der hohenpriesterlichen Linie mütterlicherseits verband, was Ihn in ganz einzigartiger Weise als den Messias, den Gesalbten Gottes, auszeichnet, der sowohl König wie Priester Gottes sein sollte.
(N)
Dem Gesetz nach hätte Joseph, welcher aus dem Stamm Judas kam, sich nämlich zu dieser Zeit niemals mit Maria vermählen dürfen, wenn diese nur aus dem Stamm Levis gekommen wäre, da nach der Überlieferung der Väter, welche seit Esra die Thora des Mose äußerst rigide und mitunter gänzlich neu auslegten, die Verbindung mit Fremd-Stämmigen untersagt war, damit nicht das einem jedem Stamm zum ewigen Erbteil geschenkte Land in einen andern Stamm übergehen konnte.
Zudem verhielt es sich bei Jesu Eltern aber so, dass Jesu Mutter Maria als eine dem Herrn geweihte Jungfrau dem Joseph allein zur Obhut anvertraut worden war. Als sie aber schwanger erfunden wurde durch die Einsenkung der Heiligen Ruach Gottes, war Joseph nach den Bestimmungen der Thora genötigt, sie zu heiraten, da man ihn für den Vater des Kindes hielt.
Allerdings muss man wissen, dass auch schon selbst Aaron, der Bruder des Mose, dessen Geschlecht die hohepriesterliche Würde hatte: dass jener Aaron, welcher aus dem priesterlichen Stamme Levi war, selbst auch seinerseits mit Elisabeth, der Tochter des Amminadab aus dem königlichen Stamme Juda, verheiratet war – jenes Amminadab, der auch im Stammbaum des Joseph zu finden ist, – wie auch Mose selbst keineswegs mit einer Jüdin, sondern vielmehr mit einer dunkelhäutigen Kuschiterin verheiratet war, deren Stammbaum nicht auf Sem zurück ging, dem Sohn Noahs, von welchem alle Semiten und damit auch das ganze Geschlecht Israels abstammen, sondern auf dessen Bruder Ham.
Was also sollte man da noch auf Joseph verweisen, der sich als Großwesir des Pharaos eine Ägypterin zur Frau genommen hatte, so dass die Angehörigen des Stammes Ephraim und Manasse zur Hälfte heidnischen Blutes sind, oder auf Davids Sohn und Thronfolger Salomo zu sprechen kommen, der dreihundert Haupt- und siebenhundert Neben-Frauen aus allen umliegenden Ländern hatte, mit denen er auch unzählige Nachkommen zeugte, so dass selbst auch das königliche Geschlecht des David nicht reinrassig jüdisch ist!
Denn das Verbot von Misch-Ehen drang erst später durch den Erz-Pharisäer Esra in die Thora, welcher das Gesetz des Mose gänzlich neu abgefasst hatte, nachdem es bei der Babylonischen Gefangenschaft vollständig verloren gegangen war; und es wurde dann erst in der mündlichen Überlieferung der Pharisäer nochmals enorm verschärft, die nicht einmal Ehen zwischen Juden verschiedener Stämme gestatteten.
Dessen ungeachtet war Maria, die Mutter des Herrn, jedoch auch tatsächlich nicht allein priesterlichen Geblütes, sondern ebenso auch königlicher Abstammung, und somit nicht nur eine Tochter Aarons, sondern auch eine Tochter Davids – nämlich aufgrund einer Mutter in ihrer Ahnen-Reihe, die sowohl einem Aaroniten als auch – nach dessen Tod wieder-verheiratet – einem Daviden einen Sohn geschenkt hatte, wobei dann schließlich der Sohn aus dem Geschlecht Aarons seinem Halb-Bruder aus dem Geschlecht Davids in einer Levirats-Ehe einen Nachkommen zeugte, so dass dieser Sohn wiederum dadurch zu zwei Stammbäumen kam, die ihn als Aaroniten der Zeugung nach, sowie auch als Daviden der Erbfolge nach auszeichneten.
Und dies galt hinfort freilich auch für dessen Kinder und Kindes-Kinder bis hin zu Anna, der Mutter Marias, die dem Anschein, nämlich der Erbfolge nach, eine Tochter Davids war, in Wahrheit, der Zeugung nach, aber eine Tochter Aarons.
Diese Anna aber heiratete den Joachim aus dem Haus und Geschlecht des David, so dass Maria der Erbfolge nach durchaus als eine Davidin angesehen wurde, obwohl sie mütterlicherseits der Zeugung nach eigentlich dem hohenpriesterlichen Geschlecht des Aaron entstammte.
(O)
Schließlich gibt es noch ein letzte Auffälligkeit im Stammbaum Jesu, wie ihn der Apostel Matthäus überliefert hat. Es war nämlich nicht üblich, in der Abstammungsliste auch Frauen zu nennen, wie es der einstige Zöllner Levi tat. Er nennt nämlich die Thamar, die Kinder von ihrem Schwiegervater Juda durch Hurerei anstelle der verweigerten Levirats-Ehe bekam, ferner die Hure Rahab aus Jericho, welche dem Salmon den Boas gebar, weiter die Ruth, welche diesem Boas den Obed gebar – die Ur-Großmutter des Königs David, die auch keine Jüdin, sondern eine Moabiterin war, und schließlich Bathseba, die Frau des Uria, eines Hetithers, mit welcher der König David Ehebruch begangen hatte, wofür er jenen getreuen Krieger Israels sogar dem sicheren Tod überantworten ließ.
Was aber wollte der Apostel Matthäus, jener „Heiden-Geselle“ Levi, der einstmals als Zöllner für die unreinen Römer Steuern eintrieb, mit diesen besonderen, anzüglichen Hinweisen seinen jüdischen Geschwistern aufzeigen, für welche er im Besonderen sein Evangelium schrieb?
Was wollte Matthäus ihnen, den Juden, vor Augen führen, indem er entgegen jeder Gewohnheit bei der Darstellung des messianischen Stammbaums ihres Messias ganz besonders und nachdrücklich auf jene vier Entgleisungen im Stammbaum Jesu hinwies, dass es hier auch zu Zeugungen in Verbindung mit Hurerei, wie im Falle der Thamar, oder gar in Folge von Ehebruch und Mord, wie im Falle der Bathseba, kam, sowie, dass die jüdische Blutlinie zweimal, nämlich im Falle der Rahab aus Jericho wie im Falle der Ruth aus Moab, mit heidnischem Blut gekreuzt wurde, so dass sogar der Messias Israels selbst, wenn Er denn durch irdische Zeugung erweckt worden wäre, nur noch zu einem Viertel jüdischer Abkunft, jedoch zu drei Vierteln heidnischer Abkunft gewesen wäre?!
Ist es nicht dies, dass er den Juden vor Augen führen wollte, dass ihre Blutlinie bei weitem nicht so heilig ist, wie sie meinten, und sie alle wohl mehr heidnischer als reinrassiger jüdischer Herkunft sind, wenn schon selbst ihr eigener Messias Jesus, wenn Er denn durch irdische Zeugung hervorgebracht worden wäre, mehr Heide als Jude war?
Ist es nicht dies, was Matthäus ihnen vor Augen führen wollte, dass sie, die meinen, von besonderem heiligem Geblüt zu sein und sich dadurch von allen Heiden abzuheben, in Wahrheit überhaupt nicht von solch heiligem Blute sind, und dass ihre heilige Abkunft nichts als eine selbstbetrügerische Einbildung und Lüge ist, so dass sie sich auf ihre Abstammung nichts einbilden können, wie in ihr allein auch keinerlei Erlösung und Errettung, wie sie meinen, verbürgt ist?
Darum kann niemals irgendeiner Seele ihre vermeintlich reinere Abkunft ihr Heil sichern, wie es in Wahrheit auch keine in irgendeiner besonderen Abstammung begründete Erwählung gibt! Sondern vielmehr sind in Christus alle – Heiden wie Juden – in gleicher Weise erwählt, wie zwischen ihnen in Wahrheit auch kein Unterschied besteht, so dass das Heil allein in der Erkenntnis der unversiegbaren Retter-Liebe Jesu Christi gefunden werden kann, die wahrhaft allen – den Heiden ebenso, wie den Juden – unverlierbar zugesichert worden ist und gilt.
Diese Erlösung aber greift wiederum allein nur dort vollauf und vollumfänglich, wo es auch wirklich zu der wahren, einzig selig-machenden Erkenntnis kommt von der wahrhaftig unendlichen und gänzlich unverlierbaren göttlichen Liebe gegen tatsächlich ausnahmslos alle – selbst auch gegen die Undankbarsten und Bösesten, die in ihrer Gottlosigkeit noch gefangen sind.
Dort allein nämlich wird das Herz durch die Erkenntnis solch wirklich unbeirrbarer, unüberbietbarer, grenzenloser, unendlicher Gottesliebe auch von Grund auf heilsam verwandelt, weil die Erleuchtung über diese gewaltige unaussprechliche göttliche Agape eine jede Seele, die dies wirklich einmal erfasst, unweigerlich in ebensolcher Retter-Liebe gegen unterschiedslos alle entbrennen lässt – hinlänglich ihrer Herkunft dem Fleische nach, da sodann ein jedes derart erleuchtetes Herz im Licht Christi alle in gleicher Weise als ebenbürtige Geschwister und Kinder Gottes mit derselben wunderbaren herrlichen Bestimmung zu Ihm hin erkennt und darum auch annimmt, ob sie nun Juden oder Heiden sind – ja, selbst, wenn sie noch aus Unkenntnis und Unverstand – vom Satan geblendet – auch noch „Anti-Heiden“ oder aber „Anti-Semiten“ sein sollten.
Denn wir kommen letztlich doch alle von dem EINEN, von dem unterschiedslos alle abstammen, so dass wir alle in gleicher Weise göttlichen Geblütes sind – und darum auch unterschiedslos, wie unverlierbar bestimmt zu der ewigen Glückseligkeit unserer gänzlich unaufhebbaren Gotteskindschaft! So kam der Erlöser aus allen, wie Er auch für alle kam. Halleluja!