Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
II Die Ausbildung
4: Der Sandsturm
Was aber die Anreise des Melchi-Or, des fürstlichen Königs von Ma´rib mit seiner priesterlichen Gefolgschaft aus Saba und aus Äthiopien betrifft, so erscheint noch eine Begebenheit erzählenswert, welche zeigte, dass unser aller gütiger Abba will, dass wirklich restlos alle noch bei Ihm ankommen und hingelangen zu dem Hort der Bergung in Seiner Liebe, und, dass Er nicht will, dass auch nur eine einzige Seele auf dieser unserer aller Pilgerschaft vernachlässigt oder zurückgelassen wird, weil es ihr an Kräften fehlt, mit den anderen mithalten zu können – und ja: dass in diese Sorge unseres Heiland- und Erlöser-Gottes wahrlich alle Seelen einbezogen sind und Seine Anteilnahme besonders auch ebenso Seinen Kindern aus dem Tierreich, wie denen aus dem Menschengeschlecht, gilt.
Als nämlich die Karawane aus Saba durch die schier endlose Wüste von Arabien mit einer Vielzahl von Kamelen und Maultieren zog, die mit vielerlei Lasten, wie Lagerzelten und Reiseproviant, beladen waren, da waren die geisterfüllten Leiter des Trosses von solch sehnsüchtigem Eifer erfüllt, der verheißungsvollen Erscheinung am Firmament zu folgen – in inbrünstigem Verlangen, so bald, wie nur irgend möglich, zu dem göttlichen Kind zu gelangen, dessen Geburt ihnen jener Stern angezeigt hatte, der ebenso am Tag in der Gluthitze der Sonne, wie auch nachts, zu sehen war, dass sie darüber gänzlich die Bedürfnisse ihrer Lasttiere vergaßen oder schlichtweg ignorierten, obwohl diese von ihrer Bürde bereits völlig erschöpft und am Ende waren und nach frischem Wasser und Erholung lechzten.
Sie zogen nämlich sogar an einer Oase vorbei, die ihren Tieren Erquickung und Erholung geboten hätte, und zwangen diese, auf dem Weg dem Stern nach zu verbleiben. Doch siehe: Da zog ein schwerer Sandsturm auf, der den Himmel völlig verdunkelte und ihnen jede Orientierung nahm, da auch jener Stern, der selbst am Tage so hell strahlte, wie die Sonne, bald nicht mehr zu sehen war.
So entschwand jenes richtungsweisende Himmelslicht vollends ihren Blicken. Da hielten sie inne und starrten vergeblich in die diffuse Finsternis und blickten schließlich einander in ihrer Bestürzung an; und sie fragten sich, was dies zu bedeuten hätte. Schließlich besannen sie sich auf ihre Kamele und Maultiere, die nach Wasser und Erholung lechzten, und beschlossen, zu der eben passierten Oase zurück zu kehren, damit ihre Lasttiere dort rasten konnten.
Dort befreiten sie ihre Tiere von ihren schweren Bürden und schlugen an der Wasserstelle ihr Lager auf; und sie gewährten ihren Kamelen und Maultieren eine Rast.
Und siehe: als sie diese zum Wasser führten und sie versorgten, da klarte mit einem Mal der Himmel wieder auf und der himmlische Stern, ihr Wegweiser, den sie verloren hatten, spiegelte sich auf der stillen Wasseroberfläche der Oase, an welcher ihre Tiere tranken.
Und als sie dieses sahen, erkannten sie, warum sich der Himmel vor ihnen verdunkelt hatte – nämlich, weil sie ihre Lasttiere vernachlässigt hatten. Da wurden sie von großer Freude erfüllt, dass der Himmel ihnen wieder Gnade gewährte, nachdem sie auch ihrerseits ihr Herz auf die Bedürfnisse ihrer Tiere hatten lenken lassen, die ihnen zu Diensten waren.
Und sie priesen Gott, den Allmächtigen, der auch ihnen wieder Barmherzigkeit zeigte, sobald sie sich ihrer durstigen Tiere erbarmt hatten; und sie bestaunten Seine Güte, dass sie zueinander sprachen: „Wer ist dieser, dass Ihm sogar das Wohl Seiner geringsten Geschöpfe so am Herzen liegt?!“