Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
III Die Aufnahme
(A)
An einem dieser Tage ging Jesus mit Seinen ersten Gefolgsleuten am Rande der Wüste einen Bergpfad entlang. Aber mit einem Mal entsetzten sich alle Seine Jünger. Denn war das nicht ein mächtiger Löwe, der da über den Berghang auf sie zustürmte?! Doch ehe sie das Weite suchen konnten, hetzte das majestätische Tier schon an ihnen vorbei; denn es war selbst von Todesängsten gepeinigt und auf der Flucht, wie sich schon bald herausstellte. Dem Löwen jagte nämlich eine grölende Menge von Menschen mit Speeren und Wurfspießen nach, die ihn erlegen wollten.
Jesus aber hielt die Meute auf und schalt sie mit den Worten: „Warum jagt ihr derart herrliche Geschöpfe Gottes, die weit edler und erhabener sind als ihr?! Denn allein durch die Grausamkeit vieler Generationen von Euresgleichen wurden sie zu Feinden der Menschen gemacht, die eigentlich ursprünglich ihre Freunde waren und auch bleiben sollten.
Wenn ihr nämlich gnadenlos all die Tiere jagt und hetzt und nieder-streckt und tötet und alle wehrlosen Geschöpfe Gottes selbst wie Raubtiere fresst, die euch unterlegen sind: geschieht es euch da dann nicht recht, wenn ihr ebenso unbarmherzig von manchen ihrer Art gejagt und gehetzt und gerissen und aufgefressen werdet?
Denn ihr erweist euch dann ja schließlich in allem als Ihresgleichen, da ihr nichts anderes tut, als wie es die wilden Raubtiere tun, die ohne erwachtes Bewusstsein für Gut und Schlecht und ohne jede eigenständige Wahlfreiheit noch gänzlich den widergöttlichen Mächten des Satans erlegen sind!
Doch wird in ihnen nicht gleichfalls die Macht und Gerechtigkeit des Höchsten sichtbar, dass Er sie darum auch euch zur Geißel werden lässt und euch an sie preisgibt, wenn ihr euch nicht als erlesener und vorzüglicher als jene wilden Tiere erweist, weil ihr noch nichts von der Liebe und Gnade und Güte und Barmherzigkeit gelernt habt, was den Menschen über die Tiere erheben sollte?!
Dass der All-Heilige aber diese Raubtiere, wie auch euch, gewähren lässt: zeigt sich darin nicht zugleich auch Seine unendliche Langmut und Nachsicht und Barmherzigkeit und Gnade und Geduld aus Seiner unerbitterlichen Liebe zu euch allen, ob nun Mensch oder Tier, dass Er über allem doch unterschiedslos mit euch allen Mitleid hat? – welches aber den Raubtieren ebenso, wie auch euch, den allerschlimmsten Räubern und Raubtieren, gilt, die selbst sogar auch die gefürchtetsten Jäger im Tierreich ihrerseits fürchten!
Wenn ihr euch aber wirklich als Kinder Gottes begreift, die aus der Tierwelt heraus-gewachsen sind, da sie die Gotteskindschaft in ihrer menschlichen Existenz bereits erlangt haben: müsst ihr da dann nicht auch von göttlicher Liebe, Gnade und Barmherzigkeit voll Mitgefühl und Mitleid selbst sogar gegenüber den Raubtieren im Tierreich bestimmt sein? – dass ihr ihnen nichts antut, solange sie nicht auch euch selbst angreifen und zur Gefahr werden!
Denn meint ihr wirklich, dies würde euch zu Menschen machen, die sich doch eigentlich durch Menschlichkeit auszeichnen sollten, wenn ihr solch ein hohes, edles und erlesenes Tier jagt, um es zu erlegen? – auch wenn es unter Seinesgleichen eine gefürchtete reißende Bestie sein mag! Erweist ihr euch da nicht viel mehr als noch weit grausigere Bestien von noch übleren Geist und noch niederträchtigerer Gesinnung, als wie eure Beute, die ihr nur darum niederstrecken wollt, um euch mit ihrer Trophäe zu brüsten?!
Im Gegensatz zu euch tötet nämlich solch ein Raubtier allein aus Not, um sich und seinen Nachwuchs zu ernähren. Ihr dagegen tötet aus reinem Vergnügen, um mit dem Erlegen solch mächtiger Geschöpfe Gottes unter Euresgleichen Eindruck zu schinden! Doch macht ihr euch damit auch Ehre bei Gott? – der diese mächtigen Geschöpfe zu Seiner Verherrlichung wunderbar gestaltet hat, gleichwie euch, dass sie sich an ihrem Leben erfreuen sollten, gleichwie ihr!
Und so, wie in ihnen die Macht Gottes sichtbar wird, so zeigt sich auch ihnen gegenüber Seine Geduld und Sein Mitleid, dass Er sie gewähren lässt, gleichwie euch, nachdem sie den finsteren Mächten des Satans erlegen sind.
Darum hört auf, dieses Geschöpf Gottes zu verfolgen! Es will euch doch gar kein Leid antun! Seht ihr denn nicht, wie es vor euch flieht und erschreckt ist von eurer noch weit schlimmeren, mutwilligen Gewalttätigkeit?!“
Und siehe! Nachdem der Herr jene Jäger gemaßregelt und von sich getrieben hatte, da kam doch tatsächlich jener Löwe wieder herbei und legte sich zu Jesu Füßen und zeigte Ihm seine Liebe, dass er sich an Ihn schmiegte, wie eine zahme Katze!
Und Jesu Begleiter staunten darüber sehr und sprachen zueinander: „Seht nur, wie unser Meister wahrlich alle Geschöpfe liebt! Und Er hat überdies Macht sogar über die gefürchtetsten Tiere der Wüste! Und sie gehorchen Ihm!“
(B)
Und Er sprach zu ihnen: „Liebt euch untereinander und alle Geschöpfe Gottes! Doch wahrlich, Ich sage euch: Es sind nicht alle Menschen, welche die Gestalt von Menschen haben! Denn können das Männer oder Frauen nach dem Ebenbild Gottes sein, die Gewalttätigkeit üben, Unterdrückung und Unrecht lieben und Gefallen daran finden, andere Gottes-Kinder zu hetzen und zu schinden und auszubeuten und abzuschlachten und auszunehmen und sich über allem auch noch als Befreier und Wohltäter feiern zu lassen, während sie aber Finsternis zum Licht und Licht zur Finsternis erklären, mitfühlende Barmherzigkeit für Schwäche und eiskalte Unbarmherzigkeit für Stärke erachten und in ihrer Verlogenheit und totalen Verkommenheit ihre Lügen der göttlichen Wahrheit, die in Liebe und Barmherzigkeit gegründet ist, vorziehen?
Menschen sollen das sein? Nein, wahrhaftig, Ich sage euch: Bevor sie nicht wiedergeboren werden und den Geist der Liebe und der Weisheit aufnehmen in ihre Herzen, sind sie keine wahren Menschen und keine Kinder und Nachkommen des Menschensohnes, der aller Ur-Adam ist, nach dessen Ur-Bild sie alle erschaffen worden sind! Und auch nur dann sind sie auch wahre Söhne und Töchter Israels, selbst wenn sie ihrer fleischlichen Abkunft nach nicht von Israel sind: wenn sie aus der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit leben! Erst dann erweisen sie sich nämlich als wahre Kinder Gottes.
Weil aber letztlich alle aus ihrer ursprünglichen Gotteskindschaft gefallen und zu wilden Tieren geworden sind, die ihre wahre Menschlichkeit verloren haben, darum bin Ich in die Welt gekommen, und darum muss Ich noch viel in den Händen der Sünder erleiden, um eben diesen allen darüber die unendliche Abba-Agape ihres Vaters zu enthüllen und zu offenbaren, der in Seiner selbstlosen Liebe bereit ist, sich dennoch für sie alle hinzugeben, obwohl sie alle so fatal von Ihm abgeirrt und unter der Macht des Bösen verdorben sind, um ihre Boshaftigkeit durch die göttliche Güte zu überwinden, wie auch ihren Hass durch die göttliche Liebe, dass sie diese endlich wieder erkennen und von Ihr überführt und überwältigt werden sollen, um so wieder zurück-zu-finden zu der wahren Menschlichkeit, die – von der göttlichen Abba-Agape erfüllt – wieder von Liebe und Barmherzigkeit gegen alle Geschöpfe Gottes bestimmt ist.“
(C)
Und Jesus sprach weiter zu Seinen Jüngern: „Wehe aber einer jeden Seele, welche eine Einweihung in die Gesetzmäßigkeiten der göttlichen Barmherzigkeit und Liebe empfangen hat, sich dann aber doch wieder der herzlosen Grausamkeit zuwendet und darüber erneut vollends dem Bösen verfällt!
Denn für solche Seelen besteht kein Raum zur Ernüchterung und Umkehr mehr in ihrem gegenwärtigen Zyklus und Lebenslauf, da sie das göttliche Licht in sich abgewürgt und ausgelöscht haben und den himmlischen Sohn Gottes und ihr eigenes inwendiges göttliches Kind mit aller Menschlichkeit in sich selbst gekreuzigt haben, indem sie so den Christus in sich selbst verachteten und verschmähten, so dass sie in ihrer Verderbtheit ein furchtbares Ende nehmen müssen.
Denn solche sind sogar weit schlechter als die Tiere geworden, die ihr aus Unkenntnis und Unwissen allein zum Verderben bestimmt erachtet! – was überhaupt nicht stimmt!
Denn in eurer Schrift steht geschrieben: »Was den Tieren widerfährt, das geschieht auch mit den Menschenkindern. Sie haben alle ein und denselben Atem; ebenso wie die eine Seele stirbt, so stirbt auch die andere, so dass kein Mensch einen Vorzug vor irgendeinem Tier hat; denn alle gehen an den gleichen Ort: Alle gehen aus dem Staub hervor und kehren auch zum Staub wieder zurück.
Wohin aber mag ihre Seele gehen? Seid ihr wirklich so gewiss, dass der Geist des Tieres nach unten fährt und für immer vergeht, während der Geist des Menschen aber ganz bestimmt nach oben steigen muss?«
Dies also sprach Jesus über all jene, die noch nicht spirituell wiedergeboren waren, die noch nicht den Geist Gottes in ihre Seelen aufgenommen hatten, den Geist der göttlichen Liebe, wie über all diejenigen, welche, nachdem sie einmal das Licht empfangen, dennoch den Sohn Gottes in sich von neuem kreuzigten und Ihn vollends verachteten und verschmähten.
(D)
Und Er bekundete ihnen außerdem: „Wahrlich, Ich sage euch: Selig ist der Löwe, der einen Menschen verzehrt; denn er wird zu einem Menschen werden! Wehe aber dem Menschen, der einen Löwen verzehrt; denn er wird zu einem Löwen werden!“
Da sprachen Seine Jünger zu Jesus: „Meister, du sprichst zu uns in Rätseln, die noch schwerer zu ergründen sind, als wie die des Richters Simson! Was meinst du mit dieser metaphorischen Bildrede?“
Der Herr aber erklärte es ihnen: „Jeder Mensch, der das Wesen eines Raubtiers annimmt, wird in seinem Folge-Leben zu einem ebensolchen Raubtier werden und unter noch weit schlimmeren reißenden Bestien in einem unbarmherzigen Kampf ums Dasein eine jämmerliche Existenz, die von beständiger Furcht und Todesangst bestimmt ist, fristen müssen, da er die Würde seines menschlichen Standes verachtet und darum auch wieder verloren hat. So muss er in eine erbärmliche Existenz fallen, auf dass er Gnade und Barmherzigkeit lerne, wovon er weniger als die wilden Tiere besitzt.
Denkt an Nebukadnezar! Wie hoch er gestiegen war und wie tief er gefallen ist – zu einem wilden Tier unter wilden Tieren geworden! War das etwa noch eine menschliche Existenz? Und dieser erbarmungswürdige Zustand währte sieben Jahre, was der Lebenszeit gar mancher Tiere entspricht.
Viele Seelen, die also in ihrer menschlichen Existenz nicht zur Menschlichkeit hinreifen, fallen darum in eine tierische Existenz zurück, aus welcher sie einstmals entwachsen sind – wie es auch das Sprichwort sagt: »Nur ein Hund kehrt zu seinem Urin und Kot und Gespei zurück, um es andächtig zu beschnüffeln und zu beschnuppern; und nur eine wahre Sau wälzt sich wieder in ihren Fäkalien, nachdem sie gewaschen worden ist!«
Ebenso wird es all jenen Seelen ergehen, die sich in ihrem menschlichen Dasein als solche erwiesen haben, die selbst noch unter den wilden Tieren stehen, die noch nicht Böses von Gutem zu unterscheiden gelernt haben und unmündig wie unreife Kinder sind.
Denn ihr müsst erkennen, dass es Wiedergeburten aus dem Blut, dem Ursaft allen Lebens, gibt, nämlich im pflanzlichen Bereich, sowie Wiedergeburten aus dem triebhaften Fleisch, also im tierischen Bereich, sowie auch Wiedergeburten aus dem freien Willen eines erwachten Adams-Kindes, also im menschlichen Bereich.
All diese Wiedergeburten aber, von unten her, aus vergänglichen, fleischlichen Samen, zielen alle jedoch ab auf die letzte und höchste Wiedergeburt von oben her, aus dem unvergänglichen, geistlichen Samen. Und in diesem finden alle Seelen Gottes ihre letzte Vollendung – hinlänglich ob sie im pflanzlichen Bereich verbleiben oder aber über eine Unzahl von Wiedergeburten in ein Geschlecht innerhalb des Tierreiches aufsteigen oder aber durch eine weitere Unzahl von Wiedergeburten innerhalb des Menschengeschlechtes ihre letzte Bestimmung finden sollen. Denn sie alle sind doch Geschöpfe Gottes, die zu Ihm hin erschaffen wurden, um in Ihm in einer vielfältigen Pracht zu Seiner Verherrlichung ihre letzte Erfüllung in glückseliger Gotteskindschaft zu finden, die niemals enden wird.
Wenn also eine Seele sich eines menschlichen Daseins noch nicht als würdig erwiesen hat, kann sie in ihrer Wiedergeburt auch in eine tierische Existenz wieder zurück-fallen.
Wenn aber umgekehrt ein Raubtier, wie etwa ein Löwe, ein menschliches Wesen annimmt, dass er nicht mehr dem Blutrausch verfällt und nur noch andere Tiere reißt, wo es zu seinem Überleben notwendig ist, dann kann er, wenn dies denn seine letzte Bestimmung ist, in einer künftigen Wiedergeburt in ein menschliches Dasein gehoben werden.
Denn kündet euch dies nicht auch der weise König Salomo? »Täuscht euch nicht! Ihr habt den wilden Tieren garnicht so viel voraus! Was also macht euch so sicher, dass euer Geist nicht in ihren Kreis hinunter sinkt, oder der ihrige zu euch nach oben?« Euer aller Lauf wird nämlich durch das selbe göttliche Gesetz bestimmt, das überall auf dem ganzen Erdkreis für alle Seelen in gleicher Weise gilt.
Darum hütet euch! Denn was ihr sät, das werdet ihr auch ernten, und was ihr erntet und sodann verzehrt, das wird euch selbst vereinnahmen und prägen. Wer also Bestialisches in sich nährt und wachsen und aufgehen lässt und aufzehrt, der wird selbst zur Bestie werden und darum hernach einem bestialischen Leben zugeführt werden – so grausam, dass er daran lernt, wie grausam er doch selbst war und noch ist.
Wer aber Heiliges in sich aufnimmt und nährt und wachsen lässt, wird selbst zum Heiligen werden und einem heiligen Leben zugeführt werden, dass ihn unbeschreibliche Herrlichkeiten erblicken und erfahren lässt, die ihn selbst umgreifend umgestalten werden: zuerst auf Erden, sowie alsdann auch weiterhin in höheren Sphären, wo er aufsteigen wird von einem Himmel zum nächsten und weiterhin umgreifend umgestaltet wird von einer Herrlichkeit zur anderen, je mehr er das Herrlichkeits-Antlitz Seines Christus- und Heiland-Gottes erblickt und von diesem wunderbaren, köstlichen Anblick geprägt und erfüllt wird.“