Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

III Die Aufnahme

(A)

Es waren zu dieser Zeit aber auch einige Jünger des Tauf-Propheten Johanan in Kapernaum, die Jesu Predigt über das Beten und Fasten gehört hatten. Denn der Täufer hatte in der Gegend von Batanäa viele neue Anhänger gewonnen, als er dort gewirkt hatte; und diese glaubten von Johanan, dass er der Messias sei. Jesus aber erkannten sie nicht an.

Diese nun kamen zum Meister und fragten ihn: „Warum fasten wir und die Pharisäer so viel, aber Deine Jünger fasten nicht?! – sondern sie essen und trinken und lassen sich´s wohl gehen alle Tage!.“

Denn sowohl die Propheten-Schüler des Täufers Johannes fasteten viel und folgten so dem Beispiel ihres Meisters, der ausgesprochen asketisch in der Wüste gelegt hatte, wie aber auch die Jünger der pharisäischen Rabbiner zweimal wöchentlich auf Speise verzichteten. Darum fragten sie den Rabbi: „Warum fasten wir alle, Du und Deine Jünger aber nicht?!“

Jesus aber antwortete ihnen: „Warum ihr fastet? Das frage Ich Mich auch! Denn ist es nicht so: Wenn eine Braut auf ihren Bräutigam wartet und sich nach ihm verzehrt, und sie schon fürchtet, er könnte sie vergessen oder verstoßen haben, weil er säumt, dann vergeht ihr jede Lust auf Essen und Trinken.

Wenn dann aber der Bräutigam endlich doch noch kommt und sie zu sich heimführt, um mit ihr Hochzeit zu feiern, und wenn er sie dann zu Tisch bittet und sie persönlich in seiner Liebe, die er für sie hat und empfindet, bedient und mit allem Erdenklichen verwöhnt: ja, dann ist ihr nach feiern und sie lässt sich´s gut gehen, dass sie mit Freuden isst und trinkt, was ihr Bräutigam ihr auftischt!

Denn sie sieht daran, wie unendlich ihr Bräutigam sie liebt; und weil sie ihn ebenso liebt, ist ihr dann, wenn sie endlich ihren Bräutigam hat, nicht mehr nach trauern und wehklagen zumute, sondern nach essen und trinken und feiern, und danach, fröhlich und ausgelassen zu sein!

Aber ebenso auch alle Hochzeitsgäste: Wie könnten sie trauern und fasten, dass ihnen nicht nach essen und trinken und feiern wäre, wenn denn endlich die große Hochzeit angebrochen und der so lange ersehnte Bräutigam tatsächlich bei ihnen ist?

Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie doch nicht fasten! Oder ist der Bräutigam etwa von ihnen gegangen? Oder hat Er sie wieder ausgeladen? Oder hat Er Seine Liebe zu Seiner Braut verloren? Oder wurde Er von Seinem Feind bezwungen und ausgetilgt? Oder hat Er sich in irgendeiner Weise versündigt, dass auch für Ihn selbst Buße und Trauer angesagt wäre? – wie dann aber auch tatsächlich alles für alle verloren wäre! Darum muss vielmehr Ich euch fragen: Warum fastet ihr?! – wo doch nun endlich der große Bräutigam gekommen ist, der in Seiner unbezwingbaren Liebe zu allen Seinen Bräuten erhaben ist über wahrhaft alles!

Siehe: Hat euch dies nicht euer Meister Johanan bekundet, dass der Bräutigam längst mitten unter euch ist, dem euer Rabbi die Braut als Sein Brautführer bereiten wollte? Also ist nunmehr die Hochzeit, in der es zu feiern, aber nicht zu fasten gilt! – auch wenn der Brautführer abgetreten ist, da sich sein Auftrag erfüllt hat.

Aber es wird auch die Zeit kommen, dass, wie zuerst der Brautführer, dann auch ebenso der Bräutigam selbst der Braut und allen Hochzeitsgästen entrissen werden wird; dann werden sie fasten – an jenen Tagen. Aber nicht jetzt!“

Damit spielte Jesus auf die Zeit zwischen Seinem Tod und Seiner Auferstehung an, in welcher Seinen Jüngern nicht zum Feiern, sondern vielmehr zum Trauern und Wehklagen war, da all ihre Hoffnungen zerschlagen schienen.

Als Er aber am dritten Tag nach Seiner Kreuzigung wieder zu ihnen zurück kehrte, um alsdann immer bei ihnen zu sein durch Seine Heilige Ruach, welche Er nach Seiner Auffahrt in die Himmel über sie ausgoss, da setzte wieder die große Hochzeitsfreude ein, die mehr und mehr Menschen erfasst, die sich als zutiefst geliebte Braut-Seelen erkennen, die von der großen Bräutigams-Seele in Liebe gesucht und gefunden worden sind.

Manche Christen fasten jährlich vierzig Tage vor dem Tag, an welchem man des Leidens und Sterbens Jesu zu unser aller Heil und Erlösung gedenkt; einige sogar wöchentlich an Seinem Todestag, dem Rüsttag vor dem Sabbat.

Dies ist allerdings keine neue verbindliche Ordnung für alle Christus-Gläubigen! Denn der Herr hatte schließlich unmissverständlich klargestellt, dass die Zeiten von lediglich zwanghaften, rein oberflächlichen, fleischlichen Ordnungen und Satzungen, wie sie schon die Pharisäer aufgerichtet hatten, ein für alle überwunden wären, so dass ein jeder nunmehr fasten soll, wenn ihm wirklich danach ist, jedoch nicht widerwillig, um irgendwelche auswendigen Bestimmungen zu erfüllen – vielleicht gar noch im Glauben, dass diese für die Erlangung des Heils von Nöten wären!

Denn dies war doch gerade das großartige Evangelium Jesu Christi, dass wir alle ohne irgendwelche Voraussetzungen und unsererseits zu erbringenden Vor- oder Nach-Leistungen unverlierbar geliebt sind, und dass allein schon diese Erkenntnis Seine wahrhaft allen geltende Erlösung in uns freisetzt und uns zu tätiger Liebe drängt, nachdem wir uns so unaussprechlich und überschwänglich geliebt erfahren dürfen mit allen – gänzlich umsonst!

(B)

Und der Rabbi versuchte dies Seinen Schülern abermals in verschiedenen Gleichnissen darzulegen, dass die alten Gebräuche drückender, kleinkarierter, aufgesetzter Frömmelei ein für alle mal überholt sind, indem Er sprach:

„Niemand flickt ein altes, abgenutztes, verschlissenes, fades, farbloses Kleid mit einem neuen lichten, leuchtend strahlendem farbenfrohen Stück Tuch; denn das neue Stoff-Teil reißt doch wieder vom Kleid ab und der Riss wird dann noch ärger. Darum wirft man das alte Trauer-Gewand, das verschlissen ist, vollständig weg, wenn man denn ein vollständig neues, vollkommenes, weit vorzüglicheres Hochzeitskleid geschenkt bekommen hat!

So auch ihr: Wenn ihr denn die unaussprechliche Liebe erkannt habt, die Ich unverlierbar zu euch allen habe, dann seid ihr dadurch losgemacht und befreit worden von der veralteten, verschlissenen Trauer-Kutte, die euch überdies auch nur noch beengen würde, da ihr dieser in Meiner Liebe ein für alle mal entwachsen seid, und sie überdies nicht wirklich vermag, eure Scham zu bedecken!

Ist es so nicht auch in euren Leben, dass ihr euren Kindern neue, größere Kleider gebt, wenn sie aus den alten Kleidern heraus-gewachsen sind? Und hielt es die göttliche Allmacht nicht ebenso, dass Sie euch schon von je her immer wieder neue Gewänder gab, wenn ihr den alten entwachsen seid oder diese verschlissen sind? – aus pflanzlicher hin zu tierischer, und aus tierischer hin zu menschlicher Gestalt! Und erhaltet ihr von Ihr nicht auch weiterhin immer wieder aufs Neue andere sterbliche Hüllen, wenn ihr eure alten Leiber abgestreift habt, bis ihr denn endlich auch diesem euren irdischen Dasein endgültig entwachst? So tauscht ihr hier doch auch beständig einen erstorbenen Körper gegen einen neuen Körper, der mit eurem Eingang belebt wird, und so wechselt ihr über aus dem, was vergangen ist, in das, was kommt.

Ebenso würde es auch wenig Sinn machen, die neuen seidenen, königlichen Feier-Kleider über die alten rauhen Trauer-Kleider und Bettler-Flicken anzuziehen, da letztere dann weiterhin nur drücken und beengen und stechen und zwicken würden, so dass man die neuen, weiten Kleider überhaupt nicht genießen kann! Darum legt die alten Kleider ab und legt die neuen an!

Wenn nun aber der Bräutigam unter seine Hochzeitsgäste tritt und unter ihnen einen Gast mit Trauer-Mine und verschlissenen Trauer-Kleidern sieht: Was wird der wohl zu ihm sagen?

Er wird sich persönlich zu ihm hinwenden und ihn zur Rede stellen: »Mein lieber Freund! Wieso kränkst und verärgerst du mich mit einer solch deprimierenden Erscheinung? Missgönnst du mir und den Meinigen denn etwa unsere Hochzeitsfreude? Denn du hast als einziger kein hochzeitliches Freuden-Kleid angelegt! Wie bist du so überhaupt in diesen Fest- und Freuden-Saal hereingekommen?!

So sieh zu, dass du nach Hause gehst und dich umziehst und ein diesem hohen Feste gebührendes Kleidungsstück anlegst! Und dann erscheine mir auch ja in einer anderen Mine wieder! So verstimmst und vergraulst du mir ja noch alle Gäste!«

Und wenn jener sich stur und uneinsichtig weigert, zu gehen, um in anderer, dem Fest entsprechender, würdiger Form wieder zu erscheinen, so wird ihn – seid dessen gewiss! – der Bräutigam von seinen Bediensteten packen und an die frische Luft setzen lassen, auch wenn es draußen stürmen und regnen mag. Denn schon ein jeder Hitzkopf wurde kühl, wenn auf ihn erst mal der Regen fiel! Und so vor die Tür gesetzt, da er einfach nicht mitfeiern will: da wird er dann wahrhaft Grund zum Heulen und Wehklagen haben!

Folglich bedarf es nunmehr neuer Kleider, wenn denn die Stunde zur Hochzeitsfreude gekommen ist! Ebenso würde es töricht sein, sich noch in Winter-Mänteln zu vermummen, wenn der lichte, strahlende Sommer angebrochen ist, der alles erwärmt?! Würde da eine solche Kleidung nicht nur völlig deplatziert und unangemessen sein, sondern auch zu einer echten Beschwernis und Höllenqual werden müssen?!

(C)

Und ebenso füllt man auch nicht neuen wertvollen Wein in alte verschlissene Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche und der neue, so weitaus erlesenere Wein läuft aus und geht verloren; und die alten Schläuche verderben auch vollends. Sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche; so bleiben beide miteinander erhalten.

Aber alle, die vom alten Wein trunken sind, wollen nicht den neuen; denn sie sprechen völlig benebelt und uneinsichtig in der Hoffart und Torheit ihres starrsinnigen Herzens: »Der alte Wein, denn wir bislang getrunken haben, ist doch viel vollmundiger und schwerer und darum weit vorzüglicher und besser!« Doch dieser uralte, gepanschte Wein ist in Wahrheit schon vergoren und verdorben, ja, bereits zu Essig gekippt; und er trübt nur die Sinne und berauscht.

Aber wahrlich, Ich sage euch: Es wird noch die Zeit kommen, wo alle Welt nach dem neuen Wein verlangt, weil ihr der alte nur Kopfschmerzen und Übelkeit bereitet, während man sehen wird, wie alle der neue Wein belebt und ergötzt und erfrischt! Denn der neue Wein, den Ich euch ausschenken will, ist bleibend reiner, frischer, beständig erfrischender, unverfälschter Traubensaft, der zwar wohl auch, sogar unvergleichlich mehr berauschen wird in Liebe, aber dabei keineswegs die Sinne trübt, sondern sie vielmehr schärft! Und er verursacht auch keine Kopfschmerzen und Übelkeit, wie viel man auch immer davon trinkt!.

Dieser Wein, den Ich ausschenken werde, ist nämlich bleibend völlig frisch, belebend und jung; und zugleich doch nicht neu, sondern weit ursprünglicher, älter und vollmundiger und milder, als der älteste, wertvollste Wein, den diese Welt in ihrer fleischlichen Frömmigkeit zu bieten hat – ein Wein, der zuvor nur vorläufig ausgeschenkt wurde, bis der in Aussicht gestellte wahre, eigentliche Wein für euch erworben worden ist.

Da Mein Wein, den Ich euch immer wieder neu ausschenke, aber gleichwohl immer frisch und jung bleibt, bedarf er auch beständig immer wieder neuer Schläuche! So wird sich auch die Art und Weise, wie ihr euren Glauben lebt, fortwährend verändern, wie auch euer Wein lebendig bleibt.

Denn alles, was lebt, wächst und verändert sich: So auch eure Spiritualität und, damit verbunden, die Form eurer Frömmigkeit, wenn sie denn lebendig ist und auch lebendig bleibt! Darum fastet, wenn euch wirklich danach ist, und lasst euch von niemanden nötigen und bedrängen! Denn ihr seid immer in gleicher Weise geliebt, auch wenn ihr nicht fastet!“

(D)

Der Herr fragte Seine Jünger aber auch: „Doch sagt Mir: Wann könnte wohl doch tatsächlich der Fall eintreten, dass der Bräutigam gekommen und die Hochzeit angebrochen ist, und doch kein Grund zum Feiern besteht? – weder für den Bräutigam, noch für den Brautführer, noch für die Hochzeitsgäste! Dass ihnen allen vielmehr eben darum mehr nach weinen und wehklagen und trauern und fasten ist, statt, dass ihnen nach feiern zumute wäre?

Dieser Fall kann eigentlich allein nur dann eintreten, wenn die geliebte Braut nicht zu ihrer Hochzeit erscheinen will, und man sie überall mit Schmerzen sucht, sie sich aber einfach nicht finden lassen will!

O ja! Dies würde wohl einem jeden wahrhaft in Liebe brennenden Bräutigam, wie auch jeden rechten Brautführer, sowie auch allen Hochzeitsgästen jede Freude am Feiern nehmen, dass ihnen vielmehr nach Wehmut und trauern und fasten ist!

So wird allen wahren Heiligen ihre Freude an ihrem eigenen Heil vergehen, solange sie auch nur noch einen einzigen Undankbaren und Bösen, Gottlosen und Sünder, ja, wahren Teufel, in seiner selbst-gewählten Hölle sehen!

Und hier ist dann das Ausharren der Heiligen gefragt in Flehen und Beten ohne Unterlass, solange sie noch solche, im Letzten doch arme Teufel in ihren eigenen Höllen-Flammen sehen! Wer hier nicht – trotz allem – mit Mir in unbeirrbarer Retter- und Erlöser-Liebe zu sammeln sucht, ist nicht mit Mir, sondern in Wahrheit wider Mich, und zerstreut!

So auch ihr, wenn ihr seht, dass die Braut, die doch so viel geliebt und zur Hochzeit geladen ist, einfach nicht kommen und sich nicht finden lassen will, sondern zur Hure geworden ist! Dann betet und fastet für sie, wenn euch ihr Heil denn wirklich am Herzen liegt!

Dann trauert und fastet mit ihrem Bräutigam, und verzichtet aufs Feiern, um sie mit Ihm zu suchen, bis sie denn endlich gefunden und heimgeholt worden ist! Denn erst dann wird die wahre, vollendete unaussprechliche, unüberbietbare Hochzeitsfreude einkehren, wenn endlich alle Bräute eingegangen sind! Wenn ihr aber um diesen strahlenden Ausgang – auch für alle jetzt noch Verlorenen! – wisst, dann kann euch – bei allem nunmehr noch gebotenen wehmütigen Suchen nach ihnen – doch nichts und niemand die Vorfreude auf diese letzte große universale Vermählung und Vereinigung und Verbindung mehr nehmen!

Wenn aber einstmals alle eingegangen sind, wird eure Freude vollendet sein, und dann erhaltet ihr überreichen Lohn für alles, was ihr unter Tränen ausgesät habt, in der prallen Ernte wahrhaft aller Seelen – in den vollen Ähren, so weit das Auge reicht!“