(A)

Als sich also die Tage erschöpft hatten, in welchen Jesus in Galiläa Aufnahme fand, und sich Seine Aufnahme in den Himmeln näherte, wo Er – von den Menschen verworfen – angenommen werden sollte von Seinem Vater, da wendete der Meister Sein Angesicht nach Judäa, um mit den Seinigen nach Jerusalem zu ziehen.

Und da sie von Galiläa kamen, führte ihr Weg, den Jesus einschlug, sie durch Samaria, welches bereits nicht mehr der Herrschaft des Herodes Antipas unterstellt war, der Jesus nach dem Leben trachtete, sondern als römische Provinz dem Präfekten Pontius Pilatus unterstand.

Die Samariter aber galten den Juden als gottlose Heiden, da sich die Israeliten nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil in dieser Gegend mit den Assyrern und Babyloniern vermischt hatten, die dort nach der Deportation des jüdischen Volkes von den chaldäischen Okupatoren angesiedelt worden waren, da jene Juden von Samaria nämlich nicht bereit waren, die Ehen, welche sie mit deren heidnischen Frauen eingegangen waren, auf das Geheiß des Esra wieder zu lösen.

Dies führte seiner Zeit dazu, dass alle samaritischen Leviten aus dem Priestergeschlecht vom Dienst am Tempel des HERRN in Jerusalem ausgeschlossen wurden, woraufhin diese sich ein eigenes Heiligtum auf ihrem Berg Garazim errichtet hatten, auf welchem Josua nach der Weisung des Mose einstmals große Gedenksteine hatte aufstellen lassen, in welche die Satzungen der Thora eingraviert worden waren.

Darum wurden alle Samariter vom ganzen übrigen Volk Israel als Abtrünnige geächtet; und die Samariter wiederum sahen in Gegenzug nur sich allein als die einzig wahren rechtgläubigen Juden an, da sie die Thora, welche unter der Leitung des Schriftgelehrten Esra völlig neu nach der mündlichen Überlieferung der Väter verfasst worden war, nicht anerkannten, das ursprüngliche Gesetz des Mose aber bei der Vernichtung des Heiligen Salomonischen Tempels durch den chaldäischen König Nebukadnezar, der ganz Israel nach Babylon hatte führen lassen, verloren-gegangen war.

So verachteten und hassten die Juden und die Samariter einander noch inbrünstiger, als wie die gott-losen Heiden. Denn obwohl sie beide abrahamitischer Abkunft waren, sahen sie sich eben darum gegenseitig als allerschlimmste Abtrünnige an, die sich vorsätzlich vom rechten Glauben abgekehrt hätten, was in ihren Augen noch schwerer wog als der Götzendienst der Heiden, die es schließlich nicht besser wissen konnten.

Entsprechend missfiel es freilich auch den Jüngern Jesu, dass ihr Meister über eben dieses heidnische, abtrünnige Samaria nach Judäa hinauf ziehen wollte; denn gewöhnlich mieden alle streng-gläubigen Israeliten diese in ihren Augen gänzlich verworfene, gottlose Gegend und zogen den Weg über die Jordan-Ebene von Galiläa nach Judäa vor.

Gleichwohl war den Gefolgsleuten Jesu aber auch klar, dass in Anbetracht des Umstandes, dass Herodes nach ihrem Meister suchen ließ, diese Route zur Heiligen Stadt mit Bestimmtheit die sicherste war, da wohl keiner die Möglichkeit in Betracht zog, dass ein wahrer Prophet Israels sich durch ein derart unheiliges Gebiet zum Heiligtum Gottes begeben würde, wo er sich doch zwangsläufig in Kontakt mit dem Land dieser Gottlosen verunreinigen musste.

Dass ihr Herr dies aber freilich gänzlich anders sah, war ihnen jedoch aus den heftigen Debatten, welche ihr Rabbi mit den Pharisäern über deren peniblen Reinheits- und Speise-Vorschriften geführt hatte, nur allzu bekannt, sowie, dass Jesus vehement die Auffassung vertrat, dass äußere Reinhaltung in rein weltlichen Belangen völlig unbedeutend war in Hinblick auf die inwendige Herzensbeziehung zu Gott, der in solchen Belangen nach Ansicht ihres Meisters ein höchst nachsichtiger Abba voll Liebe und Barmherzigkeit war, dem es auf ganz andere Dinge ankam: nämlich, wie es um ein Herz in Hinblick auf Liebe, Hingabe und Barmherzigkeit bestellt war.

Darum unternahmen die Nachfolger Jesu auch erst gar keinen Versuch, Ihn von diesem Seinen befremdlichen Ansinnen abzubringen und Ihm Sein Vorhaben auszureden, ausgerechnet über dieses heidnische Samaria hinauf nach Judäa ziehen zu wollen, wo Ihm und Seiner kompromisslosen Haltung in solchen Angelegenheiten doch selbst die gesetzesbeflissenen Schriftgelehrten mit all ihren Argumenten nicht beikommen konnten, so dass Jesu Jünger schon wussten, dass, wenn sie Ihn deswegen zur Rede stellen und davon abbringen wollen würden, Er ihnen dieselbe Geist- und Lieb-Losigkeit in Sachen der rechten Thora-Auslegung vorwerfen würde, wie Er sie bei den Gesetzeslehrern Israels anprangerte.

(B)

Also fügten sich die Jünger Jesu zähneknirschend in Seinen Entschluss, ausgerechnet durch Samaria ziehen zu wollen – jedoch nicht, ohne dass bei ihnen deswegen nicht wenig Unmut und Unwillen darüber aufkam und sie nicht – unter vorgehaltener Hand und hinter Seinem Rücken – darüber heftig gemurrt hätten.

„Na, Er wird schon noch selbst erkennen, mit welch gottlosem Gesindel Er es DORT ERST zu tun haben wird!“, meinte etwa Judas Bar Simon aus Karioth nur höchst abfällig dazu: „Wir werden es schon noch sehen, welche Verwünschungen Er dann wohl erst noch über all diese gottlosen samaritischen Städte ausstoßen wird, nachdem Er nunmehr schon selbst alle Galiläer wegen ihrer halsstarrigen Verbohrtheit verflucht hat!“

Da pflichteten alle dem Ischarioth bei und stimmten ihm einhellig zu. Und Jakobus Bar Zebedäus bekräftigte: „Ihr werdet´s schon noch sehen: Das wird das erste und auch das letzte Mal sein, dass wir diese Hochburg der Finsternis und diabolischen Verkehrung durchwandern müssen!“

Aber als hätte der Herr erahnt, wo der meiste Unmut schwelte und wo die Wurzel der Verbitterung auszumachen war, die Seine ganze Jüngerschaft erfasste, sandte Jesus den Judas Ischarioth, der schließlich die Kasse ihrer Gemeinschaft verwaltete, zusammen mit den beiden Zebedäiden, Johannes und Jakobus, die dem Bar Simon am nachhaltigsten beigepflichtet hatten, sowie mit Maria Magdalena, die zu allem betreten, ja, schon regelrecht betroffen geschwiegen hatte, und einer anderen Jüngerin in die nächstgelegenen Ortschaften nach Samaria voraus, um Sein Kommen anzukündigen, ob man Sein Evangelium für alle Welt hören wolle, sowie, um Herberge für sie alle zu finden.

Als sie nun nach Samaria kamen, wurden sie freilich verhöhnt und abgewiesen, genau, wie sie es erwartet hatten. Man erklärte ihnen unverhohlen: „Einen Propheten ISRAELS, der überdies zu dem verruchten Heiligtum nach Jerusalem ziehen will?! – das von den gottlosen, fetten Sadduzäern in ihrer grenzenlosen Gier als bloße Einnahmequelle missbraucht wird, von denen sich darum selbst schon die gesamte essenische Priesterschaft voll Abscheu abgewendet hat, wenngleich auch selbst diese, die sich für so gottesfürchtig halten, selbstsüchtig auf eigenen Vorteil hoffend sich dem durch und durch verdorbenen Edomiter Herodes zur Verfügung gestellt haben, ihn darin zu unterstützen, sich mit dem Ausbau dieses Gräuels der Verkehrung einen Namen zu machen!

Was soll DAS für ein Prophet Gottes sein, der zu solch einer Räuberhöhle will?! Was haben WIR mit so-jemandem zu schaffen?! Wir haben unsere eigenen Seher, die WAHRE Künder Gottes sind! – wie wir auch unseren eigenen heiligen Berg haben, der wirklich in Ehrfurcht gehalten wird!

Will Er zu DEM ziehen, dann soll Er uns willkommen sein! Wenn aber nicht: was haben WIR dann da von Ihm schon zu erwarten?! Dann kann Er auch nicht der »Taheb« sein, den ganz Samaria erwartet, wie Israel seinen Messias! Aber wie könnte auch fern von Samaria irgendetwas Gutes, wahrhaft Göttliches kommen?!

Seht also selbst zu, wo ihr nächtigen wollt mit eurem falschen Propheten! Wer werden´s dulden, da wir nicht von derselben niederträchtigen Gesinnung sind, wie der abgefallene selbstgefällige Rest Israels! Aber Unterkunft wird so einer bei uns ganz gewiss auch nicht finden!“

(C)

In solcher Form wurden die Vor-Boten Jesu schließlich überall in den nächstgelegenen samaritischen Siedlungen abgewiesen. Und es war auch niemand bereit, ihrem Meister auch nur einmal anzuhören! Mochte sich in Galiläa die anfängliche Begeisterung für ihren Herrn mittlerweile in Ablehnung gekehrt haben, so schlug ihnen in Samaria von Anfang an nichts als Verweigerung und abgrundtiefe Verachtung entgegen!

Also kehrten die Ausgesandten, nicht ohne eine gewisse Genugtuung, zu ihrem Meister zurück, felsenfest davon überzeugt, dass Er nunmehr über diese gottlose, abtrünnige Gegend noch schlimmer wettern würde, als Er es schon über die Städte Galiläas, wo Er vergebens so lange wunder-wirkend aufgetreten war, getan hatte. Und als sie zu Jesus und den anderen zurückkehrten, konnten sie mit ihrer Empörung und Verbitterung kaum noch an sich halten.

Johannes, der kleine Cousin Jesu, wütete: „Rabbuni! Lieber Meister! Du wirst es nicht glauben, welche Verachtung uns hier überall in Samaria entgegen-schlug! Man will nicht nur nichts von Dir hören! Man verweigerte uns sogar jedwede Unterkunft, selbst gegen die beste Bezahlung!“

Und Jakobus ergänzte: „Dabei kann es doch wohl selbst den gottlosen Samaritern nicht entgangen sein, in welcher Kraft Du in ganz Galiläa aufgetreten bist und dass der Höchste Israels durch Dich wirkt, von welchem diese behaupten, dass Er angeblich auch IHR Gott und HERR wäre!“

Und Judas aus Karioth ereiferte sich: „Da zeigt sich´s doch wohl, dass diese einem anderen Gott dienen, was auch immer sie für sich beanspruchen wollen!“

Schließlich erklärte Jakobus: „Du kannst Dir nicht vorstellen, wie man uns gedemütigt hat! Ich denke, es ist an der Zeit, an jenen gottlosen Samaritern einmal ein Exempel zu statuieren!“

Da stimmte auch Johannes zu: „Dem gebe ich recht! Das abtrünnige Treiben dieser gesetzlosen Samariter ist ohnehin schon seit langem gerichtsträchtig! Aber wie sie nun auch noch selbst Dich verhöhnt und verspottet haben, lieber Meister! Es stach mir so durchs Herz! Verflucht sei ein jeder, der Dich nicht lieb hat!“

Darauf wieder Jakobus: „Herr, hat uns nicht der große Prophet Elia gezeigt, was mit solchen zu tun ist? Lass doch auch DU Feuer vom Himmel fallen, dass dieses ganze Heuchler-Pack, dass Dich derart schmäht, unter Qualen verzehrt werde! Wenn schon die Städte Galiläas so großen Zorn Gottes über sich gebracht haben, so erst recht all diese! Dann werden alle endlich erkennen, mit WEM sie es hier zu tun haben!“

(D)

Als Jesu dies aber von Seinen zurückgekehrten Boten, Seiner Vorhut, hörte, geriet Er gewaltig in Zorn und fuhr sie, ergrimmt im Geist, heftig an: „WAS wollt ihr da von Mir?! Wisst ihr denn nicht, wes´ Geistes Kinder ihr seid?! Seid ihr denn nun Knechte Gottes oder des Satans?! Des Menschen Sohn ist doch nicht gekommen, die Seelen der Menschen zu verderben, sondern vielmehr, um sie zu erhalten! – nicht, um sie zu erschlagen, sondern, um sie zu erretten!

Habt ihr das immer noch nicht verstanden?! Ich bin nicht in die Welt gesandt worden, um alle Welt HIN-zu-richten, sondern vielmehr, um alle Welt HER-zu-richten! Und Mein Gericht wird noch alle, die sich für sehend wähnen, ihrer Blindheit überführen, auf dass sie wahrhaft sehend werden. Ein jeder, der sich sein selbstsüchtiges Leben erhalten will, wird´s verlieren; aber um Meinetwillen soll noch ein jeder darüber das wahre Leben finden!

Denn Ich bin nicht gekommen, zu richten und zu verdammen, wie hoffnungslos verloren und verdorben die Menschen auch immer sein mögen, sondern vielmehr, um sie alle zu erretten und ins Heil zu führen, wie hoffnungslos verloren und verdorben, wie undankbar und böse sie auch immer sein mögen!

Das ist Mein eigentliches Wesen und Mein einziger Wille, wie auch das einzige Sinnen und Trachten Meines Abbas, wie viel Gericht hierfür auch immer von Nöten sein mag! Ich will niemanden auf ewig verderben – ebenso wenig, wie auch Mein Vater!“

(E)

Da entsetzen sich die Jünger; und Jakobus Bar Zebedäus entgegnete unverständig: „Aber war denn Elia kein Prophet Gottes?! – und nicht SEINES Geistes Kind?! Wie kannst Du uns so wirsch angehen, dass Du uns fragst: »Wes´ Geistes Kinder seid ihr?!«, nur weil wir es ihm, dem größten Propheten Israels, gleichtun wollen?!“

Und Johannes versuchte zu erklären: „Herr, es ist doch nur unsere brennende Liebe zu Dir, die uns so erzürnen lässt über all diese, die Dich so verhöhnen und verschmähen! Muss man denn nicht hassen all die, die Dich, die göttliche Liebe in Person, ablehnen und hassen?!“

Jesus aber entgegnete ihnen: „Ich weiß wohl um eure Liebe für Mich! Und doch handelt ihr mit Unverstand: Ihr reagiert menschlich, nicht göttlich! Die Liebe Gottes lässt sich nicht erbittern und erzürnen! Und Sie rechnet das Böse auch nicht zu!

Und was Meinen Knecht, den Elia, betrifft: Hat sich die Gottheit ihm nicht noch einmal ganz anders geoffenbart, als er mit seiner Gerichts- und Verdammungs-Predigt selbst an sein Ende kam und darüber sogar selbst dem verzweifelten Verenden nahe war? Hat die Allmacht sich ihm da auf dem Horeb nicht noch einmal ganz anders erzeigt? – dass Sie in Ihrem eigentlichen Wesen nicht in solchen Sturm-Orkanen und Feuersbrünsten zu finden ist, die alles niederreißen und um sich verzehren, sondern in einem stillen, höchst zärtlichen Umsäuseln lauterster Liebe, die das Herz umspielt und auch in der größten Not befriedet, und aus dem tiefsten Elend herauszuholen und auch die gebrochenste Seele wieder aufzurichten vermag! – aus dem völligen Zerbruch, in welchen der Zorn Gottes und Sein Gericht wahrhaft alle, ohne Ausnahme, zwangsläufig führen muss: sowohl die, denen Zorn gekündet wird, als auch die, die allein solchen Zorn zu künden wissen!

Wolltet ihr doch erkennen, dass die GNADE das Ziel allen Gesetzes ist, mit all seinem Gericht! Darum kommt das Gesetz mit all seinem Gericht in der GNADE zur Vollendung, wie auch an sein Ende, wie das Gesetz letztlich auch nichts anderes von EUCH will als Gnade und Barmherzigkeit gegen jedermann! Und alle Propheten, die sich als Künder des göttlichen Zorns verstanden haben, mussten dies lernen! – wie es etwa auch bei dem Propheten Jona war.

Darum sollen Meine Künder keine Botschafter des Zornes mehr sein; sondern das sollen sie sein: Botschafter der göttlichen Liebe und Gnade! – die aller Welt zurufen sollen: »Lasst euch doch versöhnen mit eurem Gott!«

Seht und erkennt doch endlich: Selbst alle Seine Gerichte, mit denen Er euch bricht und züchtigt, sind letztlich doch nichts als Gnade und wollen euch aufbrechen für Sein Heil! Und darum wird auch der Geringste unter Meinen Kündern größer als der größte Prophet des Zornes sein, welcher der Elia war, bis ihn derselbe Zorn, den er kündete, schließlich noch selbst ereilte, dass er enthauptet wurde, wie er zuvor viele – und das im Namen Gottes! – enthauptet hatte.“

(F)

Da musste nun aber auch Simon Petrus gegenhalten und seinem Unverständnis Luft machen: „Aber Meister! Hast Du nicht selbst gesagt: »Wo man euch abweist, dort wendet euch ab und schüttelt den Staub von den Füßen – ihnen zum Zeugnis, weil dann allerschlimmstes Verdammungsgericht über solche kommen wird!« Und hast Du es nicht selbst so schon mit ganz Galiläa getan?!“

Und der kleine Bruder des Kephas, Andreas, bestätigte: „Ja, Rabbi! Bist Du nicht selbst in unbändigem Zorn entbrannt über die Städte Deines Wirkens in Galiläa, über Nazareth, Chorazin und Bethsaida, ja, selbst über Kapernaum, und hast Du nicht angekündigt, dass sie in tiefste Höllenabgründe des Hades gestoßen würden und einstmals am Tag des Jüngsten Gerichts selbst von den Bürgern des verruchten Ninives verdammt würden, ja, dass es dann selbst den verkommenen Einwohnern von Sodom und Gomorra, die durch Feuer vom Himmel dahin-gerafft wurden, noch erträglicher ergehen würde, so dass sie also doch wohl der ewigen Feuersbrünste allerschlimmsten Höllenqualen erleiden werden bis in die Äonen der Äonen hinein?!“

Da sah sie Jesus etwas verdutzt an: „Soll Ich das wirklich so gesagt haben?! Oder habt ihr da am Ende einmal wieder nicht richtig zugehört und es gänzlich falsch verstanden und Meine Worte gänzlich verkehrt, verdreht und verderblich gedeutet nach eurem fleischlichen Sinn?!

Ist Gott denn »Eifersucht« und »Zorn«?! Ich sage euch: Gott ist Liebe! Nichts als Retter- und Erlöser-Liebe! Und da ist weder Eifersucht noch Verdammungszorn in der göttlichen Liebe!

Und selbst, wenn Ich schon fest beschlossenes Verdammungsgericht ausgerufen habe über ganze Stadtstaaten und Völker und Länder, und es auch ebenso künden ließ: Sollte es Mich all dessen am Ende nicht doch zutiefst gereuen, wie ihr es etwa an Ninive seht?

(G)

So erkennt doch, dass sich Mein Gericht in ganz anderer Weise vollzieht, als wie des Satans Gericht, der alle Welt auf ewig verdammt sehen und in endloser Verdammnis halten will! Mein Gericht jedoch richtet nicht HIN, sondern vielmehr HER!

Und Ich werde dem Satan auch nicht eine einzige Trophäe lassen! Und wenn ihr´s denn annehmen wollt: nicht einmal seine eigene, noch so widersetzliche, vollends verdorbene Seele!

Denn Mir müssen sich wahrlich, von Meiner übergewaltigen Liebe überwunden, wirklich noch alle Knie und Herzen beugen und Mir huldigen, dass Ich der HERR und Erlöser ALLER bin, was nicht anders möglich ist als durch ein inwendiges totales Überwunden-Sein durch Meine Heilige Liebes-Ruach! – dass noch alle über Mich, zutiefst ergriffen, weinen werden!

Und eben dadurch ist Mein Gericht weit gewaltiger und göttlicher als alles andere Gericht, in den Himmeln, wie auf Erden! Denn es ist wirklich gänzlich und radikal vernichtend für jedweden Widerspruch, wie für alles, was sich gegen Mich, Meine Liebe, Nachsicht und Güte und gegen Mein göttliches Christus-Wesen, dies verneinend und verleugnend, erhebt und stellt!

Meine Gewalt nämlich ist von anderer Natur als die des Satans und als die eurige! Es ist die Kraft Meines Herzens, das noch alle Widersetzlichkeit überwinden wird!

(H)

Was also kommt ihr Mir mit Gesetz und Gericht?! Wisst ihr denn nicht, dass Ich gekommen bin, um euch die über all dem waltende göttliche Liebe und Gnade zu enthüllen und zu künden und auch zu bringen?

Darum: Wenngleich das Gesetz mit seinem Gericht niemals seine Bedeutung verlieren wird und sich noch erfüllen wird bis ins kleinste Jota hinein, alles herbei-zu-führen, wozu es gesetzt worden ist, so ist und bleibt es doch nur ein Zuchtmeister auf Mich und Meine Liebe und Gnade hin!

Darum hat das Evangelium von Meiner unverlierbaren Liebe gegen ausnahmslos alle, weil alles Mein ist und von Mir so unsäglich teuer errungen und erkauft worden ist, das letzte Wort, wie es auch das erste Wort ist, in dem alles überhaupt erst begründet und erschaffen worden ist, wie Ich denn Bin das »Alpha« und das »Omega«, der Anfang, wie auch die Vollendung der wahrhaft restlos ganzen Schöpfung!

Denn überlegt doch einmal: Welchen Sinn sollte es denn machen, dass die göttliche Allmacht in Ihrer Retterliebe etwas erschafft und hervorbringt, was am Ende zu Ihrem eigenen Leidwesen und überdies auch noch nach dem Ratschluss Ihrer eigenen ewigen Vorkenntnis endloser Verlorenheit anheim-fallen sollte, worüber Sie sich in Ihrer absoluten Erhabenheit als die aller-erste, wie -letze Souveränität nicht als unüberbietbare Liebe beweisen und bestätigen und bewahrheiten würde, so dass alles letztlich doch Ihrer Verherrlichung dienen muss?!

Ist solches Ansinnen denn sinnig, stimmig?! Habt ihr bis jetzt so wenig verstanden von Meiner wahren Christus-Gesinnung und Meinem gänzlich selbst-losen Retter- und Erlöser-Sinn?!

Darum: Wie das Gesetz niemals seine Gültigkeit verliert und alles vernichtend richten wird, so erst recht nimmermehr Meine Gnade, die über allem noch alle herrichten wird, worin sich Mein Gesetz aus sich selbst in sich selbst erfüllt: denn es ist Mein eigenes Wesen, das in Seiner Liebe alles in gänzlich vernichtender Weise überführen und überwältigen wird.“

(I)

Darauf wussten die Jünger Jesu freilich nichts mehr zu sagen. Simon Petrus, der meist ihrer aller Wortführer war, erklärte jedoch weiterhin beharrlich – und es klang schon fast, als habe er für alle bereits den Entschluss gefasst: „Aber durch diese Gegend werden wir dann nun doch wohl trotzdem nicht mehr ziehen, wo Dir solche Ablehnung entgegen-schlägt! So werden wir nun wohl doch den Weg um Samaria herum entlang des Jordans nach Judäa einschlagen!“

Jesus aber entgegnete bestimmend in einer Deutlichkeit, die jede Widerrede von vornherein verbot: „Warum?! Ich sehe dafür keinerlei Veranlassung! Welchen Weg Ich Mir erwählt habe, den habe Ich Mir erwählt, und wenn er Mich auch durch noch so große Demütigungen und Drangsale führt, von denen ihr momentan noch überhaupt nichts ahnt! Denn was Ich beschlossen habe, das habe Ich beschlossen; und was Ich Mir vorgenommen habe, das habe Ich Mir vorgenommen, bis Ich denn alles erfüllt habe, was der Wille Meines Vaters ist.

Auch dieser Region der Finsternis soll Mein Licht nicht vorenthalten werden; denn auch für alle Samariter ist Es gekommen; und Es soll wahrlich noch über ihnen aufgehen!

Wenn man uns augenblicklich aber nicht aufnehmen und beherbergen will, dann werden wir eben im Freien nächtigen. Das haben wir schließlich auch schon öfter getan! Und Reiseproviant habt ihr schließlich auch schon ausreichend mitgenommen, wie es Mir keineswegs entgangen ist – gegen alle Weisungen, welche Ich euch gegeben habe, auf dass ihr nur ja nicht unkoschere Speise bei Abtrünnigen erwerben müsstet – gegen Mein Gebot!“

(J)

„Und wenn wir nachts überfallen und von diesen Gottlosen drangsaliert werden?!“, fragte Judas Thaddäus unter größten Bedenken. Jesu aber erwiderte: „Auch wenn sie euch wie Abtrünnige erscheinen:

Die Samariter sind keine Diebe und Räuber, und bei weitem nicht so gottlos, wie ihr wähnt! Ich habe bei ihnen schon weit mehr an selbstloser Barmherzigkeit gefunden, als bei den frömmsten Israeliten!

Und wenn sie Mich jetzt auch noch ablehnen, weil sie meinen, ich wäre eines Geistes Kind mit den anderen Juden, die sie verachten, wie sie von ihnen verachtet werden, so werden die Samariter sich doch nicht dazu hinreißen lassen, völlig unberechtigt Hand an Mich zu legen, wovor sich der Rest Israels einstmals jedoch nicht scheuen wird!

Darum sage Ich euch: Gegenwärtig gibt es für uns keine sicherere Gegend als hier in Samaria, wie sie Mir auch momentan tatsächlich noch als die genehmste und über allem doch noch empfänglichste Region in ganz Israel erscheint! Und ihr, die ihr aburteilt und verwerft vor der Zeit, Meiner eindringlichen Mahnung zuwider, sollt es noch sehen und erkennen!

Habe Ich euch nicht geboten, euch kein Urteil über irgendwelche anderen Seelen zu erlauben? Und habe Ich euch nicht eingeschärft, dass Ausreißen und das Ausjäten von vermeintlichem Unkraut nicht eure Sache ist? Und habe Ich euch nicht erklärt, dass manches, was euch gar unheilig erscheint, sich noch als weit heiligerer Trieb erweisen wird, als das, was ihr in eurer Unkenntnis für die vorzüglichsten Pflanzungen Gottes erachtet? Also ziehen wir durch Samaria! Meine Entscheidung steht fest: Ich will diesbezüglich nichts mehr von euch hören!“

Und Jesus sprach noch zu ihnen: „Begreift ihr wirklich noch nicht und versteht ihr wahrhaft nichts?! Habt denn auch ihr eure Herzen verhärtet, dass euch nur Zorn bestimmt?! Seht auch ihr nichts, obwohl ihr doch Augen habt, und hört nichts, obwohl ihr Ohren zum Hören habt?!

Habt ihr denn nicht verstanden, was dies zu bedeuten hatte, dass Ich jenen zwei Blinden aus Galiläa, die nicht sehen wollten, doch noch das Augenlicht schenkte über allem, was wegen ihrer Blindheit über sie gekommen war, wie auch, dass ich jenen tauben Galiläer, der von sieben Geistern der Betäubung befallen wurde, weil er seine empfangene Heilung verachtete, dann doch nochmals freigesetzt und geheilt habe, auf dass er wieder hören und sich auch mitteilen konnte?“

Also blieb es bei der Entscheidung Jesu. Und sie begaben sich ins Land Samaria hinein. Denn auch Samaria sollte noch vom Heil Gottes hören. Denn da sie es noch nicht gehört hatten, verwarfen sie, was sie nicht kannten, ohne zu wissen, was es auch für sie letztlich IST!

Die beiden Söhne des Zebedäus aber, den Johannes und den Jakobus, welche sich in ihrem brennenden Eifer für Jesus Feuer vom Himmel über ganz Samaria herab-gewunschen hatten, nannte Jesus seither nur noch Seine beiden »Bnehargem«, was in Griechisch heißt: »Boanerges«, also »Donnersöhne«. Und wenn Jesus sie nur auch neckisch mit einem Augenzwinkern, so nannte, so stach´s dem Johannes, der Sein Lieblingsjünger war, doch dabei immer wieder ins Herz.