Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
V Die Abkehr
6: Einstellung der Suche nach Jesus
6-A: Die Fahndung des Herodes nach Jesus blieb ohne Erfolg
6-B: Andererseits schien aber Jesu Einfluss auf das Volk deutlich zu schwinden!
6-C: Überdies verkündigte dieser Prophet nur Liebe, statt Gottes Zorn!
6-D: Von dem hast du nichts zu fürchten!
6-E: Er ist vielmehr deiner heimlichen Widersacher Feind!
6-F: Ein Narr Gottes? Völlige Verkennung Seiner Macht!
(A)
Inzwischen war mittlerweile fast ein ganzes Jahr verstrichen, seit Herodes Antipas, der Tetrarch von Galiläa und Peräa, Johannes den Täufer hatte enthaupten lassen und wenig später begonnen hatte, nach Jesus fahnden zu lassen, weil er Ihn für den auferstandenen Tauf-Propheten hielt und fürchtete, jener sei aus dem Jenseits zurück gekehrt, um an ihm Rache zu nehmen.
Der Herr wurde aber auf Seinen Missionsreisen durch die Heilige Ruach geleitet, so dass Er immer den Spähern des Vierfürsten entging.
Zuerst – nachdem der Meister durch Seine Brüder gewarnt wurde, die mit Seiner Mutter von Nazareth nach Kapernaum gekommen waren, um Ihn darum am weiteren Predigen zu hindern – entwich Er über den See Genezareth in die östlich gelegene Gegend zwischen Gergesa und Gadara. Da man Ihn dort aber nicht aufnehmen wollte, kehrte Er wieder nach Kapernaum zurück und verbarg Er sich für längere Zeit in »Dalmanutha«, Seinem geheimen Rückzugsort in der Eremos-Höhle bei den Sieben Quellen, südwestlich von Kapernaum, während Er an Seiner Statt Seine zwölf Apostel und zweiundsiebzig Herolde ins ganze Heilige Land entsandte.
Schließlich feierte Er in Jerusalem mit seinen treusten Jüngern und Jüngerinnen im Kreis Seiner Familie mütterlicherseits das Passahfest, wobei Er sich aber vor der Öffentlichkeit verborgen hielt, und wendete sich danach in das Herrschaftsgebiet des milden Herodes Philippus nord-östlich von Galiläa, wo Er den ganzen Sommer über in den Gegenden von Gaulanitis, Batanäa und Trachonitis Sein Evangelium verkündigte.
Hierauf hin begab Er sich durch das heidnische Samaria, das zusammen mit Judäa und Idumäa dem römischen Präfekten Pontius Pilatus unterstand, zum Laubhüttenfest nach Jerusalem, sowie danach über Samaria ins gottlose Syro-Phönizien, das nord-westlich von Israel lag, und schließlich in einem großen Bogen ost-südwärts um das Heilige Land über Gaulanitis in das heidnische Dekapolis südlich von Gergesa, wo Er dieses Mal aber herzliche Aufnahme fand.
Folglich hielt sich der Meister in diesem ganzen Jahr hauptsächlich außerhalb des Herrschaftsbereichs des Antipas auf, wodurch Er sich dessen Zugriff entzog.
Auch bei Seinem Aufenthalt in Jerusalem zum »Sukkot«-Fest der »Laubhütten« war Er vor den Häschern des Herodes relativ sicher. Denn zum einen unterstand ganz Judäa mit Jerusalem, der Hauptstadt Israels, dem römischen Statthalter Pontius Pilatus, so dass Herodes fürchten musste, es sich mit Rom zu verderben, wenn er auf das Hoheitsgebiet von dessen Präfekten übergriffig geworden wäre, zum anderen hatten überdies die Späher von dem Antipas die Weisung erhalten, nach Gelegenheiten zu suchen, den Rabbi heimlich zu ergreifen, was in der Heiligen Stadt schier unmöglich war, da dort alles Volk an Ihm hing, sobald Er öffentlich in Erscheinung trat, und es überdies dem Rabbi immer wieder gelang, sich im Gemenge der zahllosen Pilgerscharen aus aller Herren Länder seinen Fahndern zu entziehen, um Sein geheimes Nachtquartier im Garten Gethsemane auf dem Ölberg aufzusuchen, zumal Er einen Jünger in Seiner Gefolgschaft hatte, der Ihm zum verwechseln ähnlich sah, nämlich Judas Thomas Didymus, der darum auch »Zwilling« genannt wurde.
(B)
So blieben die Häscher des Antipas stets erfolglos. Schließlich wurde Herodes aber – im Laufe dieses Jahres seiner Fahndung nach Jesus – durch die Rückmeldungen seiner Späher in zunehmendem Maße beschwichtigt, dass er von diesem Propheten wohl nichts zu befürchten hatte, zumal jener nach dem Eindruck seiner Verfolger in ganz Galiläa immer mehr an Einfluss verlor und schließlich zunehmend massiver sogar auf große Ablehnung stieß und sich deshalb offensichtlich inzwischen gänzlich zu den Heiden abgewandt hatte.
In Seinem Heimatdorf Nazareth – so wurde es dem Herodes berichtet – habe man den zwielichtigen Magier sogar umbringen wollen, weil Er dort kein einziges überzeugendes Wunder wirken konnte und von der frommen Bevölkerung als ein Täuscher und Hochstapler überführt worden war; und in Kapernaum habe Ihn schließlich dann sogar ein Großteil Seiner Anhängerschaft entsetzt und angewidert den Rücken zugekehrt, weil Er dort ganz offensichtlich höchst anstößige, abscheuliche heidnische Lehren verkündigt hatte – wie etwa, dass sie einstmals Seinen Leichnam essen und Sein Blut trinken sollten.
Natürlich trugen die Häscher des Herodes bei derartigen Berichterstattungen gehörig dick auf, um den Eindruck zu erwecken, dass es sich bei Jesus wohl eher um einen unbedeutenden, verrückten Scharlatan, als um einen echten Propheten Gottes handelte, der dem Tetrarchen gefährlich werden konnte. Denn sie wollten dadurch verhindern, bei dem Antipas in erbitterte Ungnade zu fallen, weil es ihnen immer wieder aufs Neue misslang, Jesus endlich zu fassen zu bekommen.
Entsprechend spielten sie auch die göttlichen Macht-Erweise Jesu, die dem Vierfürsten immer wieder zugetragen wurden, als trickreiche Zauberkunststücke herunter, wie sie auch von Gauklern und Magiern in den herodianischen Palästen vor geladenen Gesellschaften zu deren Belustigung zur Schau gestellt wurden.
(C)
Außerdem hoben sie immer wieder hervor, wie sehr sich doch die Botschaft dieses selbst-ernannten Gottes-Gesandten von der des Täufers Johannes unterschied, der als ein Gerichts-Prophet aufgetreten war und ganz Israel den Zorn Gottes angekündigt hatte, während dieser Jesus immer nur von der unbeirrbaren Liebe und Geduld, Langmut und Güte, wie Gnade und Barmherzigkeit Gottes sprach, die auch der abgeirrtesten, verlorensten Seele nur in unerbitterlicher, sehnsüchtig verlangender Sorge nachgehen könnte.
Durch Rückmeldungen dieser Art wollten die Fahnder des Herodes ihrem Herrscher nämlich die Furcht nehmen, es könne sich bei diesem wunder-tätigen Wanderprediger um den von den Toten auferstandenen Täufer Johannes und Elia handeln, der zu seinen Lebzeiten gegen ihn so massiv gewettert hatte, weswegen der Antipas auch fürchtete, jener sei in dem neuen Propheten zurück-gekehrt, um nun an ihm das angedrohte Gericht Gottes zu vollstrecken.
(D)
Darum beschwichtigen sie den Herodes: „Bei allem, was WIR also erkundet und in Erfahrung gebracht haben, sind wir vielmehr zu der Überzeugung gelangt, dass du, Herodes, von diesem Jesus nicht das Geringste, ja, wirklich absolut gar-nichts zu fürchten hast!
Denn dieser Wanderprediger, für wen oder was Er sich selbst auch immer halten mag, scheint absolut nicht auf weltliche Herrschaft und Macht aus zu sein, sondern Er betrachtet sich selbst vielmehr als einen Liebes-Propheten Gottes, der entsandt worden ist, allen Menschen zu künden, dass ihnen allen – und zwar ohne Unterschied und Ausnahme! – die göttliche Agape und Barmherzigkeit gelten würde, die sie darum alle miteinander erlösen und erretten will.
Und in solcher Liebe und Barmherzigkeit, so soll jener verkündigen, sollen darum alle, die Ihm folgen wollen, auch allen anderen Menschen begegnen, mit denen sie zu tun haben – hinlänglich, ob es Gleichgestellte, Untergebene oder aber auch über sie bestimmende Herrscher sind. Ja, Er ruft sogar dazu auf, dass ein jeder selbst all diejenigen lieben und ihnen alles vergeben soll, die er bislang als böswillige Feinde betrachtet hat, welche viele hassen zu dürfen, oder gar als Feinde Gottes und Israels hassen zu müssen glauben!
So geht von diesem Jesus nach unserem Dafürhalten keineswegs irgendeine Gefahr aus, die deine Herrschaft, werter Herodes, gefährden könnte, wie die Pharisäer dich glauben machen wollen! Denn jener scheint das Volk vielmehr zu beschwichtigen und zu gott-ergebener Geduld zu ermuntern, die alles klaglos hinzunehmen und zu ertragen bereit sein soll, als Israel gegen seine Beherrscher zum Aufstand anzustacheln.
(E)
Die Einzigen, zu denen dieser Jesus in deutliche Opposition zu treten scheint, sind vielmehr allein die pharisäischen Rabbiner selber, die sich als die einzige, alleinige, wirklich von Gott eingesetzte Obrigkeit des Volkes Israels ansehen und alle Welt unter ihr Gesetz zwingen wollen, wie es auch gerade Eben-Diese selbst sind, die in Wahrheit hinter vorgehaltener Hand beständig deine vermeintliche Gottlosigkeit anprangern, während sie sich dir gegenüber als dir wohlgesonnene Verbündete und als dir ergebene Diener ausgeben, die allein auf den Fortbestand deiner Macht bedacht wären, weswegen sie behaupten, sie sähen sich genötigt, dich vor diesem Jesus warnen zu müssen, obwohl jener doch allein nur ihr EIGENER Feind ist, der ausschließlich in erbitterter Gegnerschaft zu diesen, deinen wahren, eigentlichen intriganten, heuchlerischen Widersachern steht!
Jener Jesus lehrt nämlich – wie schon gesagt – im Gegensatz zu ihnen, dass die höchste Allmacht auch die größten und verworfensten Sünder trotz all ihrer unzähligen Verfehlungen noch immer unbeirrbar lieben und suchen würde, in dem festen, unerschütterlichen Vorsatz, sie alle noch aus ihren unseligen Bindungen freizusetzen und zu erlösen.
Entsprechend soll sich jener Gottes-Prophet insbesondere gerade all derer annehmen, die von den Geistlichen Israels als hoffnungslos verloren verachtet und verdammt werden – wie sogar der Huren und der Zöllner, welche für Rom, das dich zum Wächter über Galiläa und Peräa bestellt hat, die Steuern eintreiben.
Folglich scheint sich – alles in allem gesehen – die Verkündigung dieses Wanderpredigers doch ganz drastisch von der des einstigen Täufers Johannes zu unterscheiden, der deine vermeintliche Gottlosigkeit beständig so erbost angeprangert hat. Denn während Ersterer dir ins Angesicht geflucht hat, fordert Letzterer vielmehr alles Volk dazu auf, selbst auch für dich – wie sehr man dich immer hassen und verachten mag – zu beten!“
(F)
Als Herodes Antipas dies von seinen Spähern hörte, brach er – zutiefst erleichtert – in schallendes Hohngelächter aus und scherzte: „Dann sollte ich diesen wohl vielmehr darum zu ergreifen suchen, um ihn mir zum Hof-Prediger zu machen!“
Er verstand nämlich nicht, dass solche Gnade, wenn sie verachtet wird, durchaus allerschlimmstes Gericht nach sich zieht, und er hielt die Verkündigung Jesu darum für belanglose Narredei, die nur mitleidig belächelt werden könnte.
Denn Herodes Antipas wusste auch nichts von der wandelnden, alles umstürzenden Kraft, die solcher göttlichen Nachsicht und Güte innewohnt. Und er konnte es sich absolut nicht vorstellen, dass jemand ein wahrer Prophet Gottes sein konnte, der nicht das göttliche Gericht androhte und alle das Fürchten lehrte.
Darum konnte er Jesus überhaupt nicht ernst nehmen und nur als einen naiven Toren belächeln – in völliger Verkennung, wie ernst es – gerade angesichts solcher Liebe, die selbst auch ihn noch vergeblich suchte, von ihm aber nur abschätzig belächelt, verachtet und verschmäht wurde – ebendarum um ihn in Wirklichkeit stand.
So ließ Herodes nach einem Jahr vergeblicher Fahndung nach dem Meister schließlich davon ab, weiter nach Jesus suchen zu lassen. Gleichwohl hoffte er darauf, diesen absonderlichen Prediger irgendwann einmal persönlich kennen zu lernen, um sich von diesem »Narren Gottes«, wie der Antipas den Rabbi belustigt nannte, eine Präsentation seiner magischen Künste darbieten lassen zu können.
Und auch die eindringlichen Warnungen von seiner Frau Herodias, jener so unbescholten wirkende Gottes-Prophet wäre gerade wegen Seiner Arglosigkeit wohl noch weitaus gefährlicher und könnte eben darum einstmals noch ihrer aller Herrschaft ein Ende bereiten, schlug der Tetrarch Antipas – befreit von der ihn quälenden Furcht, er hätte es bei diesem Jesus um den wieder-erstandenen Täufer Johannes zu tun, der zurück gekehrt sei, um an ihm furchtbare Rache zu nehmen – mit schallendem Gelächter in den Wind.
So kam es, dass der Tetrarch Herodes für Jesus keine Bedrohung mehr war, da jener Antipas völlig verkannte, was für eine Bedrohung der Sohn Gottes in Wahrheit für seine Herrschaft in Wirklichkeit war.