Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
V Die Abkehr
28: Auferweckung des Jünglings von Nain
28-A: Weine nicht! Dein Sohn soll leben!
28-B: So etwas hat es seit Elia nicht mehr gegeben!
(A)
Nach dieser Begebenheit, als Jesus die Jünger über die Größe und Weite und Stärke des Glaubens der Kinder, welche die Kleinsten unter ihnen waren, belehrt hatte und ihnen geboten hatte, sie zu Ihm zu lassen und zu führen, wanderte Er in Gefolgschaft Seiner Jünger und einer großen Menschenschar zu der Ortschaft Nain, die im Süden von Galiläa lag.
Als sie sich aber deren Stadttor näherten, kam ihnen eine Trauer-Gesellschaft entgegen, die den Jungen einer Witwe beweinte, der ihnen – bereits in Leichentücher eingehüllt – auf einer Bahre zu seiner Grabstätte voraus-getragen wurde.
Da hielt der Meister den Trauerzug an und wendete sich an die Hinterbliebene, die der Trage des Toten als Allernächste folgte. Sie war von solchem Schmerz erfüllt, dass sie von einer anderen Frau gestützt werden musste; und sie wehklagte und schrie herzzerreißend, wobei sie bald die Hände nach dem Leichnam ausstreckte, sowie sich dann immer wieder unter Tränen, von tiefsten Kummer überwältigt, an die Brust schlug.
Dies berührte den Rabbi zutiefst und Er wurde von großem Mitleid erfüllt; und Er fragte die Weinende: „Wer ist das?“
Sie aber schrie es heulend hinaus: „Ach! Mein Sohn! Mein einziger Sohn! Wie soll ich nur ohne ihn leben können, wo Gott, der HERR, mir doch schon meinen Mann genommen hat! Und nun auch noch meinen über alles geliebten Buben! Mein Herz! Meinen Jungen!“
Da umarmte Jesus die völlig am Boden zerstörte, so aufgelöste Mutter und sprach ihr Mut zu: „Weine nicht! Dein Kind soll leben!“
Dann wendete der Herr sich zu dem Toten auf der Bahre, deren Träger ebenfalls stehen-geblieben waren; und Er öffnete die Leinentücher um den Kopf des Jünglings. Dieser war schon gänzlich aschfahl und leichenblass; und sein jugendliches Angesicht wirkte wie aus Wachs. Jesus aber legte dem totenstarren Jugendlichen die Hand auf die Brust und sprach zu ihm: „Ich sage dir: Stehe auf!“
(B)
Alle blickten wie gebannt auf den verstorbenen Jungen. Und da! Ungläubige Aufschreie gingen durch die von Entsetzen gepackte Menge. Ja, die Träger der Leiche-Bahre ließen diese sogar vor Schreck fallen: Der Jüngling schlug doch tatsächlich seine Augen auf!
Sein erstes Wort war ein freudiges „Mutter!“, als diese sich, nunmehr von Glück völlig überwältigt, unter einem Schwall von Freudentränen auf ihren wieder-erweckten Jungen warf und ihn von seinen Leichentüchern zu befreien suchte.
Sogleich halfen die Männer der Witwe, welche die Bahre getragen hatten, ihren Buben von den Leinenbinden zu befreien. Wieder sagte der junge Mann „Mutter!“ und fiel ihr, nachdem seine Arme freigelegt waren, um den Hals.
Jesus aber war sogleich in den Hintergrund getreten; und während alle Umstehenden sich von allen Seiten um den Jungen und seine Mutter drängten, um sich von dem geschehenen unglaublichen Wunder aus nächster Nähe überzeugen zu können, dass der verstorbene Jugendliche tatsächlich wieder lebendig geworden war, suchte der Meister mit den Seinigen das Weite.
Und ehe die Menge sich wieder gefasst hatte und sich nach Ihm umsah, war Er mit Seiner Gefolgschaft verschwunden; und Er eilte mit ihnen in die Einöde der Tief-Ebene von Jesreel, durch welches der Kison floss, und wendete sich mit ihnen sogleich nach Süden zur Gegend von Samaria hin.
Die Menschenmengen aber, die dieses Wunder miterleben durften, wurden von tiefer Ehrfurcht ergriffen; und sie priesen Gott, indem sie jubelten: „Unter uns ist wahrlich ein großer Prophet wieder-erweckt worden und uns auferstanden! Denn solches hat es seit Elia nicht mehr gegeben!“ Und manche fragten sich sogar: „Ob dies nicht am Ende sogar der Immanuel ist, durch welchen Gott selbst Sein Volk aufgesucht hat?! Denn wer kann Tote zum Leben erwecken als Gott allein?! So ist dieser vielleicht tatsächlich der »Emmanu El«: »Gott selbst mit uns«!“
Und die Kunde von diesem großartigen Wunder erscholl bald von Galiläa aus bis nach Judäa, im ganzen Heiligen Land. Als viele aber nach dem Rabbi suchten, fanden sie Ihn nicht. Denn sie hatten nicht damit gerechnet, dass Er ins Land der Abtrünnigen gewichen war.