(A)

Der Geist will also wiedergeboren werden im Geist. Das ist die wahre Auferstehung, auf die es ankommt: die inwendige Auferstehung! Ohne sie wird es auch keine auswendige Auferstehung geben!

Erwartet diese Auferstehung darum nicht nur als ein zukünftiges Geschehen! Sie muss sich jetzt vollziehen! Und erst, wenn sie hinter euch liegt, habt ihr Anteil am wahrhaftigen Leben; und erst dann seid ihr vom Tod zum Leben durchgedrungen!

Wer nicht in seinem Geist zu geistlichen Leben wieder-erweckt und in seinem Geist geistlich auferstanden ist, ehe er im Fleisch verstirbt, hat noch nicht Anteil am ewigen unsterblichen Leben! Der wird auch im Fleisch noch nicht in Unverweslichkeit erstehen können, sondern verbleibt im feurigen »Galgal«, in dem unseligen Kreislauf fleischlicher Wiedergeburten – in der Mitte zwischen Leben und Tod.

Mögest du dich dort nicht mehr länger wiederfinden müssen! Denn viele verirren sich dort auf furchtbarste Weise; und einigen wäre es sogar besser, dort gewaltsam aus so mancher Existenz herausgerissen zu werden, ehe sie sich dort aufs Allersträflichste versündigen. Denn es gibt noch ein Elend jenseits der Mitte, das alles Elend in der Mittelwelt übertrifft. Und das ist dann erst wirklich übel! Und dies ereilt gar manchen dann im Tod.

Daher sollten wir, nachdem wir uns noch immer in dieser Welt befinden, danach trachten, die Auferstehung zu erwerben, damit wir, wenn wir das Fleisch ablegen, in der Ruhe gefunden werden und nicht mehr in die Mittelwelt zurückkehren müssen.

Wer aber im Geist auferstanden ist zu unsterblichem Leben, dem wird auch das Fleisch noch in die Auferstehung zur Unsterblichkeit folgen. Denn wie bei einem solchen inwendig der geistlich tote Mensch der Sünde starb, worauf in ihm der Mensch im Geist erweckt wurde, so wird dann auch dessen auswendiges totes Sünden-Fleisch sterben, um im Geist wiedererweckt zu werden. Wie sich bei einem solchen also bei seiner Taufe inwendig im Geist bereits Tod und Auferstehung vollzogen hat, wird sich bei einem solchen auch auswendig die Taufe, also an seinem Leib noch Tod und Auferstehung vollziehen. Darum auch wird die Taufe so gerühmt, dass es von ihr heißt: „Groß ist die Taufe! Denn wer sie empfängt, wird leben!“

Wo es aber nicht zu dieser inwendigen wunderbaren Wandlung kam, wird sie sich auch nicht auswendig vollziehen, wenn der Herr kommt. Allein wo der Geist wiedergeboren worden ist, kann auch das Fleisch seiner geistlichen Wiedergeburt zugeführt werden in einer astral verklärten Auferstehung in Herrlichkeit und Kraft.

(B)

Du ziehst also bei deiner Taufe den alten Menschen, der fern von Christus und nackt und bloß war, aus und ziehst bei deiner Taufe den neuen Menschen in Christus an – und damit gleichsam Christus selbst, der dann in dir ist, wie du in Ihm. Du ziehst dich aus und Christus an – und gehst dabei regelrecht in Seinen Körper ein! Er wird dann das Kleid, das dich bedeckt. Denn durch deine Versenkung in Seinen Geist gewinnst Du auch Anteil an Seinem geistlich verklärten Leib.

Und darüber hinaus teilt Christus in Seinem Mahl der Liebe Sein geistliches Fleisch und Blut an all die Seinigen aus, um sie mit geistlichem Leben zu versorgen und aufzubauen und zu stärken, wie das Herz alle Glieder des Leibes mit lebensspendenden Blut versorgt, das ihnen kräftigende Nahrung zuführt. So auch Christus. Dies nämlich meinte Er, als Er sprach: „Wer Mein Fleisch nicht essen und Mein Blut nicht trinken wird, der hat kein Leben in sich.“

Durch Sein Mal gewinnen wir also auch bereits Anteil an Seinem geistlich verklärten Leib! Auch diesen haben wir mit unser Taufe angezogen, und aus ihm empfangen wir bei jedem Abendmahl. So sind wir nicht nur in geistlicher Hinsicht, sondern tatsächlich auch in leiblicher Hinsicht Glieder Seines Leibes geworden.

Und dieser himmlische Leib Christi wird dich kleiden, wenn du dein gegenwärtiges, ach so arges Kleid aus irdischem Fleisch und Blut abstreifen wirst, das dir stets zu eng und eine Beschwernis war. Denn es ist noch nicht der Sünde gestorben, um geistlich verklärt wieder-zu-erstehen. Sondern es ist noch der Sünde verfallen, die sich beständig und hartnäckig in ihm regt.

Ist dieses unser gegenwärtiges Kleid, das wir noch nicht ausgezogen haben, nichts als Enge und Beschwernis, so ist das Kleid Christi, mit dem Er uns gleichfalls bereits überkleidet, nichts als Weite und Leichtigkeit.

Allein: wir können´s noch nicht erfahren, da wir noch das alte enge, raue fleischliche Kleid – gleichsam dazwischen – unmittelbar auf der Haut tragen, welches uns das weite, wohlige geistliche Kleid noch nicht spüren lässt, das jenseits darüber liegt. Erst wenn das alte, so beengende fleischliche Kleid abgestreift wird, werden wir das neue, geistliche Über-Kleid genießen können, das wir ebenfalls schon tragen.

Darum auch irren alle, die meinen, wenn wir das Kleid unseres sterblichen Fleisches ablegen, dann würden wir nackt erfunden werden, wenn wir hinauf-getragen werden ins himmlische Paradies.

Denn das Kleid, das wir gegenwärtig tragen, ist doch unheilbar entstellt und verkommen, von Fäulnis und Siechtum befallen, überall rissig und brüchig und derart verkrustet von Kot und Dreck und Befleckung, dass es mehr drückt und beschwert und verunstaltet, als irgendwie zu zieren und wohlig zu kleiden! Wahrlich: Wirklich nackt zu sein, wäre diesem gänzlich verkommenen Kleid noch vorzuziehen!

Und doch werden wir nicht nackt sein, wenn wir dermaleinst unsere sterbliche Hülle abstreifen. Denn sind wir etwa nicht bei unserer Taufe in Christus ein- und auf-gegangen?! Und haben wir damit nicht auch schon in der uns gegenwärtig noch nicht sichtbaren jenseitigen Welt mit Ihm auch Sein geistlich verklärtes Astral-Kleid angezogen?! – ein Kleid, das nicht einengt und abschnürt, noch schmerzt und beschwert, noch stinkt und verwest, sondern so weit und leicht ist, dass es vielmehr befreit und in die Weite führt und sogar selbst all diejenigen trägt, die es tragen!

Denn hier verhält es sich nicht wie bei der irdischen Kleidung. Hier ist nicht der wertvoller, der es trägt, und die Kleidung minderwertiger; sondern hier ist vielmehr die Kleidung wertvoller und wertet den auf, der es tragen darf. Denn es ist das Kleid Christi! Es ziert und schmückt uns und überdeckt alles, was noch minderwertig und unansehnlich an uns ist und wofür wir uns schämen. Es bedeckt unsere Scham, wie unser eigenes, so schändliches Kleid, das wir noch als Unter-Kleid direkt auf unserer Haut tragen, so dass wir uns ohne Scham und Schande wieder dem All-Heiligen nähern können. Der nämlich sieht uns jetzt wie Christus in der unsichtbaren Himmelswelt, mit dessen Kleid der Herrlichkeit wir über allem überkleidet sind.

Und stärkt uns dies geistlich verklärte Fleisch und Blut Christi nicht auch jetzt schon in unserem inwendigen Menschen und hilft uns dabei, unser allzu beschwerliches Bettlergewand zu ertragen, das uns gegenwärtig noch anhaftet?! Ja, hemmt das Fleisch und Blut Christi nicht sogar dieses sterblichen Kleides Siechtum und Verfall, dass unsere Teilhabe am unsterblichen geistlich verklärten Leib unseres Herrn und Heilands Jesus Christus sogar unseren sterblichen fleischlichen Leib Genesung und Linderung in seinen Gebrechen zu bringen vermag?!

Darum wird uns das Abstreifen dieses drückenden Sünden-Leibes nicht etwa ärmer, sondern vielmehr reicher, nicht etwa unfreier, sondern vielmehr freier machen.

Denn in unserem Sünden-Leib sind wir momentan – geistlich gesehen – eigentlich vielmehr nackt, da unser Sünden-Fleisch keinen Anteil am geistlichen Leben hat, noch je haben kann, solange es nicht selbst ins Geistliche gewandelt worden ist. Denn das irdische Fleisch und Blut kann das Himmelreich nicht ererben, wenn es nicht auch eine radikale, umgreifende geistliche Verwandlung erfährt, so, wie wir sie schon inwendig, ins unserem Geist und in unserer Gesinnung, in unseren Herzen, erfahren haben.

(C)

In geistlicher Hinsicht sind wir auswendig also gleichsam noch nackt – dies aber in einer Weise, dass uns diese Nacktheit drückt und beschwert und uns den vollumfänglichen Genuss unseres geistlichen Über-Kleides verweigert, das wir in Christus gleichfalls schon haben.

Denn unser auswendiges Fleisch, das noch gänzlich der Sünde verfallen ist, die sich in ihm hartnäckig und vehement regt, begehrt beständig gegen unseren Geist auf, der eigentlich, von sich aus, nach einem vollumfänglichen heiligen Dasein verlangt. Und diese Widersetzlichkeit unseres Fleisches, das uns noch anhaftet, ist so massiv, dass wir gar oft nicht vermögen, was wir eigentlich anstreben und gern erreichen oder umsetzen wollten, so dass wir die vollumfängliche Wandlung unserer Existenz in ein geheiligtes Leben, wonach wir uns eigentlich sehnen, nur schwerlich und gar selten wirklich vollziehen können.

Denn wie viel haftet uns an, von dem wir gerne lassen wollten; aber wir schaffen es einfach nicht! Und wieviel würden wir gerne ändern wollen; aber wir vermögen es einfach nicht! Das ist unser Fleisch, das sich beständig vehement stemmt gegen unseren Geist.

Und da wir geistlich gesehen noch neugeborene Kleinkinder sind, die erst reifen und wachsen müssen, können wir uns in mancherlei Hinsicht unseres Fleisches noch nicht erwehren! Wie gut ist es da doch zu wissen, dass die Liebe Jesu Christi uns trotz all unseres Unvermögens ewig und unverlierbar gilt, und Sie selbst in ihrer Kraft das gute Werk, das sie inwendig in uns schon begonnen hat, auch noch auswendig vollenden wird zu seiner Zeit!

Da aber unser fleischlicher Leib dem Geist widerstrebt, wie er es auch garnicht anders kann, da er noch fleischlich ist, hemmt er unsere geistliche Entfaltung und lässt uns auch wenig von dem geistlichen Über-Kleid spüren, das wir mit Christus gleichfalls schon angezogen haben.

Wenn jener geistlich tote Fleisch-Leib einstmals aber zerfällt, werden wir erst gänzlich ungemindert unsere in die Weite und Freiheit führende geistliche Überkleidung in Christus erfahren und genießen können.

(D)

Der Tod, mit dem wir also gegenwärtig im Fleisch noch bekleidet sind, hemmt folglich unser inwendig bereits erlangtes geistliches Leben. Darum werden wir, wenn wir diesen Leib des Todes dermaleinst verlassen, uns nicht etwa entkleidet, sondern vielmehr erst recht bekleidet erfahren, weil uns unsere auswendige irdische Bekleidung im Fleisch geistlich gesehen auswendig noch nackt hielt, so dass wir die himmlische Bekleidung noch nicht wirklich erfahren und genießen konnten.

Darum wird es sich für uns eher so anfühlen, dass wir nicht ausgezogen, sondern vielmehr angezogen werden, wenn wir diese Welt verlassen. Hier und jetzt nämlich erfahren wir uns geistlich gesehen nackt, in einem Leib, der geistlich noch nicht belebt, gleichsam noch nicht existent ist; dort aber werden wir das Kleid Christi erstmals in einer Tiefe als unser Kleid erfahren, dass es uns sein wird, als würden wir es dort erst recht anlegen können.

Also werden wir nach unserem Empfinden, wenn wir unsere sterbliche Hülle verlassen, nicht etwa ausgezogen, sondern vielmehr angezogen werden. Denn vielmehr jetzt sind wir auswendig – geistlich betrachtet – noch nackt, dort aber angezogen, weil wir dann gänzlich, ohne trennende Nacktheit durch sterbliches Fleisch, mit unserem geistlichen Kleid verbunden sein werden, das wir in Christus haben.

Darum wird uns selbst schon unser Verscheiden erscheinen, wie eine leibhaftige Auferstehung! Denn dann finden wir uns von Christi wunderbarem Gewand überkleidet wieder, dass wir aufgrund unseres fleischlichen Gewandes zuvor kaum wahrnehmen konnten.

(E)

Wenn aber schon die Entkleidung von unserem sterblichen Leib regelrecht einer leibhaftigen Auferstehung gleicht, was wird dann erst die Bekleidung mit unserem eigenen geistlich verklärten Astralleib für eine Freude und Wonne sein, welcher aus unserem fleischlichen Leib, wenn dieser vergeht, dermaleinst ersteht?! Denn dann werden wir alle selbst einen solchen gänzlich raum-zeitlich entgrenzten astral verklärten Herrlichkeits-Leib erhalten, wie unser Herr ihn hat, der so unendlich gewaltig ist, dass er auch unser aller Seelen bereits umhüllen und umschirmen und tragen kann!

Damit gibt es also gleichsam eine dreifaltige Auferstehung hin zur Unsterblichkeit: Die erste ist die Wiedergeburt unseres Geistes durch seine Wieder-Einsenkung in den Geist Gottes, die zweite die unserer Seele, wenn sie aus ihrem Sündenfleisch befreit wird, die dritte aber die spirituelle Wiedergeburt unsere Leibes, der bei der Wiederkunft Christi in geistliche Herrlichkeit astral verklärt wird und dann aufleuchten wird, wie die Sonne in ihrer Kraft.

(F)

Und so werden wir durch unaussprechliche Mysterien erlöst, welche der Herr uns in Seiner Liebe geschenkt hat: nämlich durch die Taufe und die Salbung mit Seinem heiligen Öl, sowie durch die Agape und Eucharistie, Sein Liebesmahl, das wir unter Danksagung empfangen – in allem und vor allem aber in unserer innigen Herzens-Verschmelzung mit Ihm in Seinem und unserem inwendigen Brautgemach, welche unsere geistliche Wiedergeburt bewirkt in Ihm, wie auch die Seinige in uns.

Erkennt also: Alle Sakramente erhalten ihre Kraft allein in und aus dem »Brautgemach«. Dies ist das Sakrament aller Sakramente, das eigentliche verborgene Gnaden-Geschenk hinter allen offenbaren Gnaden-Geschenken!