(A)

Dies aber sind die Worte, die Jesus über Judas gesprochen hat, nachdem Er von den Toten auferstanden war und noch für vierzig Tage unter Seinen Jüngern verweilte:

Und Er sprach diese Worte allein zu Seinem Lieblingsjünger, dem Apostel Johannes.

Nicht, dass Johannes seinen Meister über das Geschick seines verloren gegangenen Bruders befragt hätte! – denn er getraute sich so wenig, Ihn darüber zur Rede zu stellen, wie alle anderen Jünger: über jenes dunkle, düstere, erschreckende, grauenhafte Wort des Herrn, es wäre jenem Verlorenen besser gewesen, er wäre niemals überhaupt nur in dies sein Leben gerufen und in jenes furchtbare Geschick hinein geboren und geworfen worden, welches ihn zum Verräter des Herrn und Erlösers aller hatte werden lassen, damit sich alles erfüllen konnte, was über Christus in den Schriften bezeugt worden war.

Darüber getraute sich niemand, den Herrn zu befragen. Denn als nämlich vormals jene Stunde äußerster Versuchung über sie alle gekommen war und Jesus anhob, ihnen zu eröffnen, dass einer von ihnen Ihn verraten würde, und als Er daraufhin diese erschütternden Worte des Grauens über jenen Verräter aussprach, es wäre diesem besser gewesen, dies sein ganzes Leben wäre ihm erspart geblieben, da spürten sie alle sehr wohl, dass dies vernichtende Zeugnis einen jeden von ihnen hätte treffen können, so dass jeder Einzelne unter ihnen über sich selbst zutiefst erschrecken und sich völlig verunsichert fragen musste: „Bin am Ende ich selbst es, von welchem der Herr solch Ungeheuerliches spricht?! Bin am Ende ich selbst es, der noch am Meister irre wird und Ihn verrät?!“, so dass sie sich damals alle überführt fühlten und betreten zu Boden starrten und keiner wagte, dem Herrn auch nur in die Augen zu schauen.

In jenem Augenblick nämlich erkannten sie alle mit erschütternder Klarheit und mit Entsetzen und Erschaudern über sich selbst, dass sich keiner von ihnen seiner selbst wirklich mehr sicher sein konnte, wozu er wohl noch im Stande und fähig war – so irritiert und über die Maßen empört waren sie doch wirklich alle von all den befremdlichen Worten Jesu über Seinen furchtbaren Ausgang, die Er zu ihnen im Vertrauen zu sprechen begann, seit Er sich angeschickt hatte, sich mit ihnen zum Passahfest auf den Weg nach Jerusalem zu begeben – Worte, die keiner von den Jüngern zu fassen vermochte, noch hören wollte, so waren sie darüber schockiert und entsetzt, so dass Jesu immer neuen Bekundungen über Sein schreckliches Ende, dass Er überdies regelrecht zu suchen schien, sie alle in zunehmenden Maße sogar an Seiner göttlichen Sendung zweifeln ließ, dass sie sich alle insgeheim fragten, ob Er da wahrhaftig der Messias sein konnte, wenn Er solch irrsinnigen Selbst-Opferungs-Gedanken nachhing, und sie alle begannen, bei sich selbst zu fragen, ob es richtig war, Ihm noch weiter zu folgen, und sie schon alle geneigt waren, Ihm, wie viele andere vor ihnen, abzuschwören, weil Er wohl offensichtlich doch gänzlich irre und von Sinnen war.

Und da sie alle diese Bekundung des Herrn schlichtweg nicht fassen noch ertragen konnten, dass Er gekommen wäre, wahrlich allen Fluch auf sich zu nehmen, konnten sie es freilich erst recht noch nicht aufnehmen und vollauf verstehen, was an unbeschreiblich Großem und Wunderbarem dies aller Welt bringen sollte – nämlich, dass wahrlich keine Seele mehr auf ewig unter dem Fluch bleiben muss, sondern tatsächlich noch alle aus der Hölle endloser Verdammnis errettet werden sollen.

Und in jenem Augenblick, bei ihrem letzten Abendmahl mit ihrem Herrn vor Seinem Tod, als Er ihnen eröffnete, dass ein Verräter in ihrer Mitte saß, der Ihm letztlich noch abschwören würde, und welch furchtbarste Hölle jenen erwarten musste: da überkam einen jeden von ihnen ein unsägliches Erschaudern, dass ihn selbst am Ende dies grauenhafte Geschick jenes Verräters noch ereilen könnte, das der Herr diesem angekündigt hatte, so dass sie alle in ihrer abgrundtiefen Verunsicherung von Furcht und Zittern und von Angst und Entsetzen erfasst wurden – so sehr, dass es sie in ihrer aufkommenden Panik die tröstlichen Worte des Herrn selbst über diesen so abgrundtief verlorenen Verräter überhaupt nicht mehr hören ließ.

(B)

Nur, dass die anderen dieses grausige Erlebnis solch schockierend vernichtender Selbst-Erkenntnis offensichtlich zu verdrängen verstanden, weil diese letzte Wahrheit über ihre eigentliche, ach so gefährdete Befindlichkeit einfach viel zu schwer auf ihren Herzen lastete und all dies nur allzu irritierend und furchterregend für sie war, da sie noch nicht an eine wirklich grenzenlose göttliche Liebe zu glauben vermochten, die sogar selbst auch solch einer zutiefst gestrauchelten Seele noch galt, die sich aufs Allerschwerste versündigt hatte, und, weil sie noch immer nichts von der unendlichen Größe und majestätischen Macht der himmlischen Agape erfasst hatten, die auch die Verlorensten der Verlorenen am Ende doch noch zur retten versteht.

Darum fürchteten sie sich auch alle davor, den Herrn über diese letzten dunklen Mysterien zu befragen, die das grauenhafte Ende ihre Bruders Judas aufwarf, weil sie die Antworten fürchteten, die Er ihnen geben könnte.

Denn wenn sie alle im Grunde tatsächlich ebenso verdammungswürdig, wie Judas, und von sich aus völlig unfähig und unwillig zu einer wahren Umkehr waren und sie es allein der Gnade des Höchsten zu verdanken hatten, nicht ebenso auf ewig verloren zu gehen, wie jener, den es unter ihnen schließlich treffen sollte, noch zum Verräter zu werden, dann ereilte ihren Bruder Judas sein furchtbares Geschick ja allein nur darum, weil der Allmächtige sich über ihn nicht ebenso, wie über sie, erbarmen wollte, so dass jener der ewigen Verdammnis anheim-fiel allein, weil Gott es so wollte! – was dann aber das Gros der ganzen Menschheit betraf, die nach Jesu Worten doch alle ihrem eigenen Verderben entgegen steuerten!

Diese alle wollte der Allgewaltige dann wohl ganz offensichtlich nicht zum Heil führen, wie sie, obwohl Er dies dann doch auch bei all jenen anderen durchaus ebenso hätte bewerkstelligen können, wie bei ihnen, wenn sie sich alle denn tatsächlich in nichts voneinander unterschieden! Diese alle wollte der Allmächtige dann eben nicht erretten, sondern diese alle wollte Er dann zu Seiner Genugtuung vor Seiner zerschmetternden Herrlichkeit, die auch nur anzuschauen niemand ertragen kann, zergehen lassen, wie es eigentlich restlos alle verdient hatten, da vor Seiner absoluten Heiligkeit wahrlich nichts bestehen konnte oder auch nur irgendein Existenzrecht hatte.

Und Gottes Gerechtigkeit blieb bei dem allen doch gänzlich unantastbar! Denn wenn restlos alles vor Ihm eigentlich verdammungswürdig war: wer hätte es Ihm da vorhalten dürfen, dass Er sich nicht aller erbarmen wollte?! Musste man da dann nicht schon froh sein, wenn einem nicht ebenso, wie so unzählig viele andere, das grausame Schicksal ewiger Verdammnis traf?! Gott erwies dann doch schon wenigstens an diesen wenigen Auserwählten unaussprechliche Gnade, obwohl auch deren ewige Verdammnis dann nur allzu gerecht gewesen wäre!

Aber wie stand es dann um die Liebe des Allmächtigen, Allwissenden, der, wie Jesus es als Sein Evangelium verkündigt hatte, doch alle zu erretten gewillt sein sollte?! – wenn Er es dann letztlich doch nicht tat, obwohl es doch durchaus in Seiner allumfassenden Macht stand?!

Doch wer hätte es da noch wagen dürfen, Ihn darüber zur Rede zu stellen oder Ihm deswegen irgendwelche Vorhaltungen zu machen?! Lief man da nicht Gefahr, am Ende noch demselben grausigen Schicksal des Judas anheim-zu-fallen, gänzlich an Gott irre zu werden, wenn man derart düstere Gedanken, dass dies doch die Liebe und Güte des Allmächtigen absolut in Frage stellen musste, dem aber alles hoffnungslos ausgeliefert war, auch nur zuließ?!

Es musste sich also wohl doch ganz anders verhalten und völlig anders sein! Jeder musste die Freiheit haben, das Heil in Christus zu ergreifen! Und wer es nicht tat, hatte seine ewige Verdammnis ganz allein sich selbst zuzuschreiben! – und dann auch verdient, weil so einer dann solch ein großes Heil, das ihm, wie allen, dargeboten wurde, ausschlug! Sie aber hatten sich nach Gottes Gerechtigkeit des Empfangs des Heils dann doch ebenso noch als würdig erwiesen, weil sie eben doch nicht so abgrundtief schlecht und verkommen waren, wie etwa dieser Christus-Verräter und -Mörder Judas!

Wenn Gott also wirklich alle retten wollte, dann konnten nur solche verloren gehen, die abgrundtief böse waren, während bestimmt alle, in denen sich auch nur das Geringste an Gutem fand, erlöst wurden. Ja, so musste es dann sein: Nur wirkliche Teufel fuhren in die Hölle, nur solche, die abgrundtief böse waren; aber doch nicht sie, die im Grunde ihres Herzens doch gut waren! – auch, wenn sie allzu oft nicht zu tun vermochten, was sie doch eigentlich wollten!

Aber ob sie mit dieser ihrer Deutung richtig lagen, wollten sie den Herrn nicht fragen. Denn sie fürchteten, dass ihr Meister ihnen eröffnen würde, dass es um ihr Herz eben doch keinen Deut besser bestellt war, als um das des Judas, so dass auch sie alle der ewigen Verdammnis anheim-gefallen wären, wie dieser, wenn Christus auch sie ihrem verdienten Geschick überlassen hätte, wie den unter ihnen, der dann schließlich tatsächlich noch zum Verräter wurde.

War da also doch insgeheim auch ein weit größerer, unbändiger Vernichtungszorn in des Allmächtigen alles zerschmetternden Heiligkeit?! Doch wer hätte es da dann wagen dürfen, Ihn darüber zur Rede zu stellen?!

Das alles erschien ihnen aber doch so abgrundtief schrecklich und furchtbar und schauderhaft, dass sie lieber erst garnicht daran rühren wollten, um nicht am Ende noch selbst, wie Judas, an Gott irre zu werden. Darum wagte es niemand, Jesus über dieses dunkle Wort zu befragen, das Er über Judas gesprochen hatte, dass es diesem besser gewesen wäre, überhaupt erst garnicht in Existenz gerufen worden zu sein, welchen der Allmächtige in Vorkenntnis aller Dinge aber trotzdem ins Leben gerufen hatte – dann aber doch ganz offensichtlich allein darum, um an ihm, wie an allen, die sein fruchtbares Geschick teilten, den Zorn Seiner zerschmetternden Heiligkeit ausleben zu können, zur Ernüchterung und Einschüchterung auch aller erlöster Welt, auf dass es ja niemand wagen würde, Ihn in irgendeiner Weise in Frage zu stellen!

Und so blieben all die vielen zutiefst unbehaglichen und überaus bedrückenden Fragen offen, welche das Geschick jenes Jüngers ihnen allen aufgab, der nicht – wie sie – vom Herrn im Glauben gehalten, sondern preisgegeben wurde, so dass jener, ihr Bruder, aus ihrer eigenen Mitte am Ende noch herausfiel und für immer, wie sie wähnten und wie sie Jesu hartes Urteil über sein Geschick deuteten, verloren ging.

Aus diesem Grund hatten die anderen Jünger es sich wohl auch so zurecht gelegt, dass Judas offensichtlich von Anfang an ein über alle Maßen verruchter Dieb und ein durch und durch verschlagener Blender gewesen sein musste, der sich nur als ein williger, um Verstehen bemühter Mitschüler ausgegeben hatte und so allen von ihnen in seiner brüderlichen Einstellung nur etwas vorgemacht und vorgeheuchelt hatte, und, dass er sie so alle über seine eigentliche, weit niederere, absolut hinterhältige, teuflische Gesinnung getäuscht hatte – bis auf den Herrn, der doch von ihm schon lange vor seinem Verrat bekundet hatte: „Ich weiß wohl, was für welche Ich Mir erwählt habe! Euer einer ist ein Teufel!“

(C)

Die Jünger legten es sich also dergestalt aus, dass ihr Herr nur von einem einzigen, nämlich von dem Judas, gesprochen hätte, als Er gesagt hatte: „Euer einer ist ein Teufel!“ – und nicht etwa von ihnen allen.

Allein der feinfühlige Johannes hatte verspürt, dass es mehr mit diesem vernichtenden Urteil ihres Meisters auf sich hatte: dass der Herr hier tatsächlich von ihnen allen gesprochen hatte, und keineswegs nur von einem einzigen von ihnen, und dass Er dies über sie alle bekundet hatte, dass sie allesamt Kinder des Zornes waren, als Er gesagt hatte: „Euer eins ist ein Teufel!“

Nur, dass die anderen es nicht wahr haben wollten und ansehen konnten, dass es tatsächlich so schlimm um sie alle bestellt war. Und sie wollten an dem allen auch nicht rühren und scheuten sich, den Herrn darüber zu befragen; denn sie fürchteten erschreckende Enthüllungen über einen furchtbaren göttlichen Verdammungszorn, der sich an denen ausleben würde, die schon von Anfang an – ja, schon von Ewigkeit her – dazu bestimmt worden wären, ewiger Verdammnis anheim-zu-fallen – ein Urteil, das auch sie alle rechtens hätte treffen können, wenn sie nicht aus unerfindlicher Gnade ebenso von Ewigkeit her dazu erwählt worden wären, als ein spärlicher Überrest doch noch das Heil erlangen zu dürfen.

Denn wenn ihnen von ihrem Meister eröffnet worden wäre, dass sie alle im Grunde nichts von Judas unterschied, der von der zerschmetternden Heiligkeit Gottes unbarmherzig niedergestreckt worden war, dann hätte dies ja schließlich bedeutet, dass sich hinter dem Heiland- und Erlöser-Gott, der sich mühte, restlos alle ins Heil zu führen, wie Er sich ihnen in dem Liebes-Antlitz ihres Herrn enthüllt hatte, noch eine ganz andere, überaus düstere, erschreckende göttliche Wirklichkeit verborgen hätte – von einem rachsüchtigen Gott lodernder Eifersucht und unbändigen Zornes, der zu Seiner Genugtuung ebenso das ewige Verderben von ungleich viel mehr verdorbenen Seelen forderte, um sich durch das blutige Sühneopfer Christi wenigstens zur Errettung einiger weniger auserwählter Seelen erweichen und besänftigen zu lassen!

Denn von kleinauf wurde ihnen von ihren geistlichen Führern ein derart düsteres, erschreckendes Gottesbild vermittelt, so dass sie diese finsteren, niederdrückenden Vorstellungen vom Höchsten, der nur unbändig zu fürchten war in Seinem schnell auflodernden Grimm, nur schwerlich ablegen konnten.

Folglich dachten sie von dem Höchsten noch immer – ganz ihrer eigenen Natur gemäß – als von einem, wie Ihresgleichen. Darum wagten sie es auch nicht, aus Furcht vor der Antwort, an jenen dunklen Mysterien zu rühren, die das grausame Ende ihres Bruders Judas aufwarf, der – im Gegensatz zu ihnen, wenn sie sich denn in nichts von ihm wirklich unterschieden – einfach fallen gelassen worden war und allein deshalb ein derart schreckliches Ende fand.

(D)

Und darum konnten sie jenes düstere Wort über auch ihre eigene wahre Befindlichkeit ebenso wenig hören – bis allein auf Johannes, der an der Brust des Herrn gelegen hatte und das mitfühlende, in allem verständige Pochen des Herzens der göttlichen Liebe vernommen hatte.

Er, Johannes, allein trug in sich eine andere, tiefere, ihn beängstigende Ahnung: Denn was hatte der Herr ihnen bezüglich ihrer Erwählung bekundet? …: „Nicht etwa ihr habt Mich erwählt, – denn ihr wisst nicht, was es zu erwählen gilt; – sondern Ich, ja, Ich allein, habe euch erwählt Und ihr alle wärt hoffnungslos verloren, wenn Ich Mich nicht über euch erbarmt und Mich eurer angenommen hätte!“

Und dies betrübte den Johannes über alle Maßen! Denn es schien wahrhaftig so schlimm um sie alle bestellt zu sein! Hatte der Herr sie nicht einmal getadelt „Wisst ihr nicht, wes Geistes Kinder ihr seid?!“, als sie die Höllenfeuer des Gerichts herab-wünschten über all die Gottlosen, die ihren Herrn nicht annehmen wollten?!

Seit dieser Begebenheit nannte der Herr ihn, den Johannes, und seinen älteren Bruder Jakobus, nur noch scherzhaft Seine »Bnehargem« – das heißt auf griechisch »Boanerges«, also: »Donner-Söhne«, weil sie – aber doch eigentlich nur aus übermäßiger Liebe zu ihrem Herrn, noch empörter als alle anderen – den donner-grollenden Zorn des HERRN über jene gottlosen Samariter herab-gewünscht hatten, die ihren geliebten Messias nicht annehmen wollten – in völliger Verkennung der Tatsache, dass dieses Feuer vom Himmel, das sie über die Gottlosen herbei-sehnten, dann auch sie selbst ebenso hätte verzehren müssen.

Und auch, wenn der Herr sie fortan nur im Scherz Seine »Söhne des Donners« und »Kinder des Zorns« nennen mochte, so versetzte dem feinfühligen Johannes diese spöttische Anrede des Herrn seither doch immer auch einen Stich ins Herz, hatte der Meister mit Seiner damaligen schweren Schelte und sie regelrecht bedrohenden Anfrage, welches Geistes Kinder sie denn mit ihren Ansinnen wären, der Herr solle doch all diese Gottlosen mit Feuer vom Himmel verzehren, sie doch so völlig entblößt und über sie ganz zu recht das völlig vernichtende Urteil gefällt, dass sie in dieser ihrer Gesinnung, die nichts als Zorn und Verderben vom Himmel herab-wünschte, selbst Kinder des Teufels waren, und nicht, wie es sein sollte und müsste, Kinder Gottes, des liebenden Vaters und Schöpfers aller Kreatur.

Und war es nicht genau das, was der Herr ebenso zu verstehen gab, als Er bekundete: „Ihr alle seid von unten her! Ich allein bin von oben her!“?! Hieß das nicht, dass sie alle im Grunde verdammungswürdige Kinder des Geistes von unten, aus der Hölle, waren, die damit eigentlich auch selbst nichts anderes als die Hölle verdient hatten, wie all die anderen, auf die sie deren Feuer herab-gewunschen hatten – weil sie nämlich keineswegs Kinder des Geistes waren, der von oben, aus den Himmeln kam – so wenig, wie alle anderen! – so dass sie in Wahrheit alle, nicht nur die heuchlerischen Schriftgelehrten und Pharisäer und Sadduzäer, von derselben widersetzlichen Gesinnung des Satans bestimmt waren, der Gott, dem Herrn, Feind ist und immerfort in seinen Mord-Gelüsten und Rache-Gedanken wider die göttliche Liebe aufbegehrt! – und dass sie dies auch blieben und bleiben mussten, wenn sich Gott nicht über sie alle erbarmen und ihnen durch eine Wiedergeburt in Seinem Geist ein neues Herz und einen neuen Sinn schenken würde!

Aber nicht allein diese vernichtende Selbst-Erkenntnis betrübte und bekümmerte des Johannes Herz so sehr, dass es offensichtlich so schlimm und arg um sie alle bestellt war, wo sie doch eigentlich alle Kinder Gottes waren!

Ihn quälte überdies noch weit mehr eine noch viel nieder-drückendere Frage: Was nämlich war dann mit all jenen, denen es versagt blieb, durch die Erkenntnis der unaussprechlichen göttlichen Christus-Liebe von den Fesseln befreit zu werden, welche ihre Herzen in der Gesinnung des Satans hielt?! – wie etwa den Judas!

Hatte jenen es der allmächtige Gott und Vater ihres Herrn dann einfach NICHT gegeben?! – NICHT vergönnt?! – sondern all jene am Ende vorsätzlich ihrer Verstockung anheimfallen lassen, um an ihnen Seinen Zorn zu erzeigen und kundzutun Seine große und erschreckende Macht?! – um so allen Erlösten zu ihrer Ernüchterung zu enthüllen und offen darzulegen, was auch ihr eigenes gerechtes Gericht wäre, wenn Er sich ihrer aus Seiner unerfindlichen Liebe und Gnade heraus nicht erbarmt hätte: dass auch sie, die Begnadigten, alle miteinander – wie sie sich auch gegenseitig fluchten – des ewigen Höllenfeuers schuldig waren, auf dass sich wahrhaft kein Fleisch mehr vor Gott rühmen oder Ihn auch nur über irgendetwas befragen oder zur Rede stellen darf!

Hatte ihr Meister, Jesus, ihnen das nicht – gerade auch in Hinblick auf Judas! – exemplarisch vor Augen geführt, dass niemand zu Ihm kommen konnte, es sei denn, man wurde vom Geist des Vaters mit unwiderstehlicher Kraft angezogen – dass also niemand recht an Ihn glauben und in Liebe an Ihm festhalten konnte, es sei denn, der Herr in Seiner unerfindlichen Liebe selbst hielt und bewahrte einen und, es wäre denn einer solchen aus unerfindlichen Gründen begnadeten Seele vom Vater gegeben worden?!

Was aber war dann mit all den anderen, den Zahllosen, Unzähligen, denen diese gnadenhafte Erwählung aus der unerfindlichen göttlichen Liebe heraus verweigert blieb, die sie, die wenigen Auserwählten unter den vielen Berufenen, trotz allem noch annahm und fest-hielt?! Was war mit all jenen anderen, denen solche unerfindliche Gnade versagt blieb – wie ihrem Bruder Judas?!

Denn, so fragte sich Johannes: Wenn es jenen besser gewesen wäre, überhaupt erst niemals geboren worden zu sein: Warum hatte der Höchste, Allmächtige, Allwissende solche, wie den Judas, dann überhaupt ins Dasein gerufen?! – wusste Er doch von allen Ewigkeiten her, welches unselige Geschick einen jeden Verleugner und Verräter Seiner grenzenlosen göttlichen Liebe für alle Ewigkeiten in den Höllenqualen des ewigen Feuersees ereilen musste, der Ihm, seinem Heiland, abschwören und ihn für sich selbst abermals kreuzigen würde!

(E)

War es nicht Sein erklärter – ja, gerade zu ihrer aller Beschämung erst im Liebes-Antlitz ihres Herrn Jesus Christus so recht enthüllter – erster und letzter Wille, dass ALLE Seelen gerettet würden, und auch nicht EINES Seiner Kleinen auf ewig verloren ginge?!

Was aber war dann mit all den unsäglich vielen Seelen, deren Weg in das ewige Verderben – nach dem untrüglichen Zeugnis des Herrn – so klar und ersichtlich vorgezeichnet schien, im Vergleich zu denen sich all diejenigen, welche Erlösung finden sollten, wie eine verschwindend kleine Herde ausmachte?! Warum hatte der HERR all jene Unzähligen, die sich nach Seiner Vorkenntnis – oder am Ende gar nach Seinem Vorsatz und Seiner Vorherbestimmung – auf dem sicheren Weg ins ewige Verderben befanden, überhaupt in Existenz gerufen?! Und verblieben sie nicht allein darum auf jenem unheilvollen Weg, weil der Herr sich ihrer nicht – so, wie den unerfindlich Auserwählten – erbarmte, auch ihr Herz und ihren Sinn zu ihrem Heil hin zu wenden, wie es an den von Ihm in Seiner freier Gnade Auserwählten geschah?!

All diese Fragen lagen schwer auf dem Herzen des Johannes und trübten ihm den Blick für die doch schon einmal so intensiv verspürte Liebe Seines Herrn gegen ausnahmslos alle, dass ihm das Herz davon brannte, einer so absolut selbst-losen, grenzen-losen Liebe, die sein Herz so tief berührt und erweicht hatte, dass er jetzt – inzwischen – kummervoll sogar nach dem Geschick aller verdammungswürdigen Gottlosen fragte, die er vormals von Feuer verzehrt gewünscht hatte!

Doch wie passte das alles nur zusammen?! Auf er einen Seite so unbeschreiblich große Liebe, die alle irdische Gesinnung so vernichtend als lieblos überführte, und auf der anderen Seite solch offensichtlicher, über alle Maßen schreckender göttlicher Verdammungszorn, welcher so viele – wie Judas – dahin raffte!

Und doch getraute sich auch selbst Johannes nicht, den Herrn darüber zu befragen, wenngleich es ihn nicht zur Ruhe bringen konnte und ihn selbst seine eigene Glückseligkeit in der Nähe des Herrn zu rauben begann.

Die anderen mochten es sich so zurecht legen können, dass jener Judas viel abscheulicher und teuflischer gewesen sein musste, als sie alle, und ihm mit seinem elenden Verderben – ja, sogar schon mit seiner ganzen bloßen elenden gottlosen Existenz, mit der allein er schon von Anfang an vom Zorn Gottes gestraft worden war, ehe er überhaupt gefallen war und sich so schwer versündigt hatte – darum nur allzu recht geschehen war!

Doch dem feinfühligen Johannes, der tiefer, als sie alle, blickte, wollte das einfach nicht gelingen! Denn er musste seinem Bruder Judas doch trotz allem von Herzen das Zeugnis geben, dass er sehr wohl in glühender Leidenschaft für den Herrn geeifert hatte, wie kein anderer von ihnen, wenn auch – wie sich im Nachhinein zeigen sollte – mit so viel Unverstand!

Aber dass Judas nun auf einmal ein durch und durch abgebrühter Heuchler und total gewissenloser, verkommener Dieb gewesen sein sollte?! Dazu passte schon allein nicht der Umstand, dass Judas sich am Ende in seiner Verzweiflung erhängt hatte!

(F)

Dies war es ja eigentlich auch, worüber der Auferstandene dem Simon Petrus die Augen geöffnet hatte, als Er ihm erschienen war. Petrus aber hatte es niemanden anvertraut, was der Herr ihm bei Seiner ersten Erscheinung über Judas, wie auch ihn, den Simon, selbst enthüllt hatte, dass sie sich in allem gleich waren und in nichts voneinander unterschieden, sondern Petrus ließ den gefallenen Bruder lediglich begraben unter Berufung auf das Gesetz, dass kein Verfluchter unter seinen Fluch belassen werden solle und darum auch bestattet gehörte, zumal der Herr allen Fluch auf sich genommen und geladen hatte, zum Heil aller, die es denn annahmen.

Alles andere aber, was der Auferstandene ihm über Judas, aber damit vor allem auch über ihn selbst enthüllt hatte, das verschwieg er vor den anderen – aus Scham, aber auch, um nicht das Ansehen zu verlieren, dass er in ihrer Gemeinschaft genoss und das er wohl auch benötigte, um die ganze Herde des Herrn unter der ihm vom Meister verliehenen Autorität zusammenhalten zu können.

Und weil Petrus es ihnen verheimlichte und sie alle in Judas nur abschätzig und verächtlich einen abscheulichen Verräter und Verbrecher zu sehen begannen – bis allein auf Johannes, den das schreckliche Ende des Judas so sehr schmerzte und so tief bekümmerte und der den furchtbaren Ausgang seines einstigen Bruders betrauerte, darum offenbarte sich der Herr in dieser Sache allein dem Johannes, Seinem Liebsten, der an Seiner Brust gelegen war.

Deshalb nämlich auch war jener des Herren Lieblingsjünger, weil er tiefer fühlte und erkannte, als alle anderen, und darum auch selbst über den abgeirrten Judas nicht zur Ruhe kam.

(G)

Und Er offenbarte dem Johannes alles über das Geschick eines jeden Judas, in jenen Tagen, als sie am See Genezareth waren, wo der Herr ihnen mehrfach erschienen war, als die beiden einmal allein am Lagerfeuer saßen und die anderen, von Müdigkeit übermannt, sich bereits zum Schlafen niedergelegt hatten.

Johannes aber war innerlich allzu aufgewühlt und fand keine Ruhe in seinem Herzen, sondern blickte wehmütig in die lodernden Flammen. Und der Herr erkannte wohl, was ihn quälte, an seinem schwermütigen Blick, welchen er weg von dem knisternden und knerzenden Feuerflammen auf Ihn richtete – einem fragenden, hilfe-suchenden Blick, der sehnsüchtig nach Antworten verlangte, wie ein Ertrinkender nach einer rettenden Hand Ausschau hält, die ihm vor dem völligen Versinken bewahrt und ergreift und aus den Fluten zieht, ehe sie über ihn mit Übermacht zusammenschlagen würden

So enthüllte der Herr ihm alles: „Fürwahr, es wäre jenem Judas wahrhaftig besser gewesen, dies sein Leben, das er unter uns hatte, wäre ihm erspart geblieben! Denn er hat in diesem Leben und in dessen aller-furchtbarstem Ende den Lohn empfangen für all seinen Unglauben und seine Verstocktheit, für all sein mangelndes Vertrauen und sein verbohrtes Beharren auf seine gänzlich irrigen Vorstellungen von Meinem Vater, sowie von Mir, wie darüber, welche Sendung Ich von Höchsten empfangen hätte und was seine eigene Rolle und Aufgabe dabei war.

So hat er, jener Judas, in diesem seinen Leben das unvermeidliche Los jeder Gottlosigkeit schmecken müssen bis an den höchsten Rand, in der ewigen, unüberbietbaren Höllenqual der entsetzlichen Erwartung des Gerichts, das alle Widersetzlichkeit verzehrt, mit Heulen und Zähneklappern – und das, wo er sich für so fromm und treu wähnte, mehr noch, als alle anderen!

Und so endete dieses Leben, in welches er hinein-geboren war, für ihn – obwohl er doch auch einer von euch, einer Meiner Jünger war, die Mir unter Aufgabe von allem folgten – wahrhaftig in aller-furchtbarster Gott-Verlassenheit und ewiger Höllenpein, aus welcher ihn auch wahrlich sein Selbstmord, wie er hoffte und ersehnte, nicht zu retten und zu erlösen vermochte!

Das war es, was Mich so unsäglich tief über ihn betrübte und in Meinem Innersten ergrimmen ließ, dass Ich gewünscht hätte, ihm hätte – wenn es denn irgend möglich gewesen wäre – dieser ganze, ach so unselige Lebenslauf erspart werden können!

Denn fürwahr, Ich habe auch ihn – ungeachtet dessen, was er getan hat – doch, wie euch alle, unsäglich lieb!

(H)

Und doch war es unvermeidlich, dass er dieses Leben mit seinem grauenvollen Ende durchleben musste; und er hat dies Los empfangen müssen zum erbärmlichen Vergehen seines Fleisches und seiner ganzen ich-verhafteten Natur bis zum restlosen Untergang in den ewigen Feuern der alles verzehrenden Hölle, auf dass sein Geist einstmals in einer späteren Wiedergeburt – von jenem teuflisch verkehrten und verdrehten »Judas-Dasein« gelöst – wiedergeboren werden und so geläutert und ernüchtert und geheilt aufleben kann an Meinem Tag, der auch ihm bestimmt ist, wie auch allen anderen.

Und so lastet Gottes Hand oft gar schwer auf mancher Seelen Leben, weil kein Wort sie mehr erreicht und ihnen niemand mehr helfen kann; sondern sie müssen ihren verkehrten Lauf vollenden bis zum völligen Vergehen hin, weil sie gleichsam wie eingeschlossen sind in ihrem eigenen Unglauben und in ihrem Unwillen, verstehen zu wollen, wie in einem selbstgeschaffenen Kerker, so dass sie von sich selbst aus unweigerlich zugrunde gehen müssen. Und das ist ihre Hölle, aus der sie in diesem Zustand auch niemand erretten kann.

Und doch ist es unumgänglich und notwendig für die Erlangung des Heils. Denn wahrlich, wahrlich, Ich sage dir unter großen Kummer und Schmerz: Es kann wahrhaft keine Seele in den Himmel eingehen, sie hätte denn nicht zuvor ihre eigene Hölle voll ausgekostet und erfahren und darüber endlich erkannt und gesehen!

Aber welche Seele auch immer so ihr selbstsüchtiges Leben verlieren wird: Um Meinetwillen und um Meiner selbstlosen Liebe willen soll doch ein jede verlorene Seele noch – gerade darüber! – das wahre Leben finden!

(I)

Siehe, das ist Meine Feuertaufe, von welcher Johannes der Täufer gekündet hat, die niemanden erspart bleibt, der mit dem Heiligen Geist getauft werden will. Alles Alte muss gnadenlos verzehrt und ersäuft werden, wie von der Sintflut, auf dass das Neue in Gnade von Grund auf geläutert aufleben kann! Ich aber mache alles neu!

So gibt es doch Hoffnung für alle, die in ihren Sünden sterben und an ihrer eigenen Gottlosigkeit zugrunde gehen!

Denn siehe: Das ist Mein Gericht, das mit Mir in die Welt gekommen ist, auf dass alle, die sich sehend wähnen, ihrer Blindheit überführt werden, damit sie darüber wahrhaft sehend werden, und alle, die sich für klug halten, zu Narren würden, auf dass sie wahrhaft klug werden, und alle, die sich für stehend halten, fallen müssen, um zu wahrer Standhaftigkeit in Meiner unversiegbaren Liebe aufgerichtet zu werden, und alle, die sich für frei von Sünde halten, ihrer schweren Schuld überführt werden, auf dass sie wahrhaft frei von ihrer Sünde würden – in Meiner unverlierbaren Liebe und Barmherzigkeit!

(J)

So birgt Mein Gericht bei all seinen Schrecken doch auch immer Gnade in sich und ist doch allezeit nur ein Zuchtmeister zu Mir und Meiner Retterliebe hin, die allein euch alle erlösen kann!

Und so gibt es doch Hoffnung für alle, die in ihren Sünden sterben und an ihrer eigenen Gottlosigkeit elendig zugrunde gehen – auch für den letzten Judas, wie schrecklich sein Leben und wie schauderhaft sein Ende – für sich gesehen – auch immer sein mag, dass es – für sich allein gesehen – für einen jeden Judas besser erscheint, es wäre ihm erspart geblieben, aber für einem jeden solchen Judas doch nicht umgangen werden kann, weil es nötig und anders unmöglich ist zu seiner Läuterung und Genesung hin zum Heil.

Denn euer Sein ist keineswegs auf eure augenblickliche Existenz beschränkt, und es gibt – wie du weißt – sehr wohl für eine jede Seele ein »Davor«, wie aber auch ein »Danach«. Denn du hast es erkannt, und weißt, was das »Alpha« und das »Omega«, das Erste und das Letzte von allem ist.“

Johannes aber fragte: „Dies unser Leben hier und jetzt: Es ist nicht alles?! Und fallen hier nicht die letzten Entscheidungen in Hinblick auf die Ewigkeit?! Es gibt also wirklich über allem auch ein »Davor«, wie auch ebenso ein »Danach«?! – auch für eine jede verlorene Seele?! Was aber ist für solche das »Alpha« und das »Omega«, das Erste und das Letzte von allem?! Und wie sollte ich darum wissen?! Herr, was denn ist unser »Davor« und »Danach«?!“

Der Herr antwortete ihm: „Ich bin das »Alpha« und das »Omega«, das erste und das letzte Wort – über alles und über einer jeden Seele: wie denn Mein Heils-Name ausgerufen ist über wahrhaft alle!

Das ist das »Alpha« und das »Omega«, das alles umgreift, und wahrhaft alles, was immer unter dem Himmel geschieht, wie furchtbar es zunächst für sich auch scheinen mag, sehr wohl noch alles unter ein gutes, unglaublich wunderbares Vorzeichen stellt: Das ist das »Alpha« und das »Omega«: Meine Hingabe für euch alle, dass Ich Meine Seele gänzlich ausgeschüttet und Mein Leben hingegeben habe zu euer aller Erlösung – für euch alle! – und nicht allein für euch, sondern für ausnahmslos die ganze verlorene Welt!

Das ist das »Davor«, wie auch das »Danach«, das letztlich den Lauf von euch allen bestimmt – durch die Vielzahl aller eurer unseligen Wiedergeburten in dem sich beständig und immerfort weiter drehenden Höllen-Rad, das euch mit Furcht und Zittern erfüllt, bis ihr denn durch die Wiedergeburt von oben aus den Wiedergeburten von unten befreit und erlöst werdet.

Das ist das »Alpha« und das »Omega«, das erste und das letzte »Davor« und »Danach«: Für dich, wie für alle deine Geschwister, sowie auch für alle anderen – einen jeden armen Teufel und Judas: auf dass ihr nicht bleiben müsst, was ihr jetzt seid. Denn das ist auch nicht euer wahrer, letzer Ursprung und euer wahres, letztes Ziel und eure wahrhaftige Bestimmung, wie auch nicht euer wahres Wesen, das ihr aus Mir und von Mir und durch Mich und zu Mir und in Mir alle unverlierbar habt!

Das ist das »Davor« und »Danach« eines wahrhaft jeden Lebens, wie furchtbar auch immer sein Beschluss und Ende ausfallen mag: Meine Hingabe für euch ausnahmslos alle, auf Golgatha: Meine Hingabe zu euer aller Versöhnung, in der alles begründet, erschaffen, wie auch schon vollbracht und vollendet ist! Denn das ganze All ist aus Mir hervorgegangen und kehrt auch ebenso zu Mir zurück. Das steht vor und hinter einem jeden Leben: Meine Hingabe für euch alle zu euer aller Errettung und zu euer aller Heil.

Erkenne es und glaube es Mir! Höre es, atme auf und frohlocke! Ich bin wahrlich der Erste und der Letzte, vor und nach oder hinter oder über dem es keinen anderen mehr gibt! Es gibt über Mir und jenseits von Mir nicht noch einen anderen, noch höheren Allmächtigen, der ein anderer wäre, als der Ich Bin! Sondern in Meinem Herzen voller Retter-Liebe gegen ausnahmslos alle erblickst du wirklich den Ewig-Vater selbst, der alles durchwaltet und bestimmt!

Denn Ich bin doch die Enthüllung und Offenbarung dessen, was in Wahrheit in den letzten Tiefen des göttlichen Abba-Herzens ist, was ihr ohne Mich nicht erblicken könnt in dem, was in der Welt an Grausamen und Furchtbaren geschieht, weil sich euch darin der über alles erhabene göttliche Ratschluss, der doch noch alles für alle zum Heil werden lässt, gegenwärtig noch vollauf verbirgt. Und dass ihr darüber nicht mehr im Ungewissen seid: dafür bin Ich doch aus dem Vater in diese Welt gekommen, um euch einen Sinn dafür zu geben, was im Sinn des All-Abbas über allem wirklich ist!

Und da dem so ist, muss wahrlich noch alles für alle gut werden, da Ich wahrhaftig nichts als Liebe und Güte bin!“

(K)

Und der Herr blickte Johannes tief in die Augen, mit einer Liebe, wie Er nur lieben kann, und erklärte: „Siehe, Ich sage dir jetzt ein Geheimnis, das nur all die ergründen, die so nahe an Mein Herz gelangen, wie du. Denn ein Herz muss wahrhaft erst geläutert sein im Glutofen des Leids, ehe es diese letzten Geheimnisse recht begreifen kann: Weil Ich wahrhaftig aller Welt Versöhnung bin: Niemand geht auf ewig verloren! NIEMAND!

Aber wer wird es wagen, solch ein großes Evangelium den gottlosen Seelen, die alles missverstehen zu ihrem Verderben hin, auch zu verkünden?!

Ich habe nunmehr euch eingesetzt, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verwalten – und ihr müsst nun für euch selbst entscheiden und euch fortan selbst darüber Rechenschaft ablegen, was von Meinen großartigen Geheimnissen ihr wem wann bereits enthüllen könnt, oder besser noch verschweigen solltet, und was ihr umgekehrt jemanden noch verschweigen dürft, oder besser schon enthüllen solltet.

So frage Ich dich, wie ich dich und deinen Bruder schon einmal gefragt habe: Wessen Apostel und Botschafter seid ihr und wollt ihr sein? Apostel der Liebe oder Botschafter des Zorns? Welche Botschaft, meinst du, gereicht wohl den verlorenen Seelen eher zum Heil?!“

Und nach einer Weile sagte Er: „Sei du Mir ein Botschafter Meiner Liebe!“

(L)

Da lehnte sich der junge Johannes erleichtert und erlöst an die Brust Jesu und bat ihn: „Lass mich bleiben auf Erden, bis Du einstmals wiederkommst! Ich will bis zum Ende für die Verlorensten unter den Verlorenen ein Bote Deiner wirklich unverlierbaren Liebe sein!“

Und mit diesen Worten auf seinen Lippen wurde auch er – nunmehr so abgrundtief erleichtert und von der überschweren Last seines Herzens befreit – von Müdigkeit übermannt und schlief in den Armen seines Meisters ein, wie ein Säugling, getröstet im Arm seiner Mutter.