Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VII Die Auferstehung

26: Das Schicksal des Herrenbruders Jakobus

26-A: Das ganze Haus des Joseph kam schließlich noch zum Glauben an den Herrn!
26-B: Auch viele Essener auf dem Berg Zion nahmen den neuen Christus-Glauben an!
26-C: Durch die Essener rückte der erste Wochentag in den Vordergrund: der Tag der Auferstehung des Herrn und des Aufgangs der göttlichen Sonne!
26-D: Später ebnete dies dem Evangelium im Römischen Reich den Weg, war der erste Wochentag doch der Tag der höchsten, siegreichen Sonne!
26-E: Entsprechend wurde auch die Feier der Geburt Christi auf den Festtag der Wiedergeburt der Sonne verlegt
26-F: Drei Herren-Verwandte nebst Petrus als die Säulen der Jerusalemer Urgemeinde
26-G: Nach der Flucht des Petrus wurde Jakobus der Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde
26-H: Zu dieser Zeit trat auch der von Christus bekehrte spät-berufene Apostel Paulus auf den Plan
26-I: Aber dieser Paulus begann, die allgemeine Verbindlichkeit der jüdischen Thora in Frage zu stellen!
26-J: Paulus berief sich auf den Herrn, der sich aus unbeschnittenen Heiden ein neues Volk erschaffen wollte
26-K: Schließlich begann Paulus, die Bedeutung der Einhaltung der Thora für das Heil generell, auch für Juden, in Frage zu stellen!
26-L: Schlagabtausch in Sendschreiben an die Gemeinden: Was führt zum Heil? Viele gute Werke oder das Vertrauen auf die Retterliebe Jesu Christi allein?
26-M: Einberufung eines Apostel-Konzils zur Vermeidung eines Schismas
26-N: Dürfen wir den Heiden ein Joch auferlegen, das selbst wir Juden nicht zu tragen vermögen?!
26-O: Einigen wir uns doch auf die basalsten Forderungen, die das Gesetz stellt!
26-P: Trotzdem verlor die Thora durch Paulus selbst auch unter den messianischen Juden immer mehr an Bedeutung!
26-Q: Jakobus muss unbedingt noch klarer gegen diesen Paulus Stellung beziehen!
26-R: Was ist nun die Tür zum Heil?! Gottes Gesetz oder allein die Gnade?!
26-S: Als Paulus wieder in Jerusalem war, entging er mit Not seiner Lynchung
26-T: Schließlich wurde Paulus nach langem Gewahrsam in Caesarea nach Rom überstellt
26-U: Dann aber drohte Paulus allen gesetzestreuen Juden auch noch das göttliche Gericht an!
26-V: Und er widersprach in seinen Briefen sogar dem Jakobus: Das Vertrauen auf die Retterliebe Christi rettet auch ohne jedwedes gute Werk!
26-W: Schließlich erklärte er auch noch den ganzen Opferritus im Jerusalemer Tempel für überholt!
26-X: Stelle dich öffentlich gegen diesen falschen Apostel, der überall den Abfall von Mose lehrt!
26-Y: Sollte er nicht in unserem Sinne sprechen, werden wir ihn von der Zinne des Tempels stoßen!
26-Z: Widerstehe der Versuchung des Satans, wie auch Ich es getan habe!
26-AA: Dies ist mein letzter Wille: Keine Gewalt! Denn sie alle sind doch unsere Geschwister!
26-AB: Die Stunde der Entscheidung
26-AC: Hört, was ich euch zu sagen habe! Das Einzige, was zählt, ist Barmherzigkeit und Liebe!
26-AD: Allein Gottes Barmherzigkeit und Liebe ist es, die uns alle erretten kann! Jesu Retterliebe allein!
26-AE: Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen ja nicht, was sie da tun!

(A)

Und Jakobus und seine Geschwister: sie alle ließen sich taufen von Petrus und den Aposteln im Jordan auf die drei-einige Gottesliebe, die sich enthüllt hatte in dem wunderbaren Erlöser-Namen Jesu Christi.

Und der Herr erschien auch ihnen, all Seinen Geschwistern nach dem Fleisch, noch einige Male im Kreis der Apostel und kündete ihnen, dass einstmals – nach Seinem Hingang zum Vater – dem Jakobus unter den Juden in Jerusalem, dem Zentrum des Heiligen Landes, eine ebenso führende Rolle zugedacht wäre, wie dem Petrus unter den Nationen in der Hauptstadt des römischen Welt-Imperiums, in Rom.

Denn – so bekundete der Messias – allein um des unablässigen Flehens des Gerechten Jakobus willen würde das Geschlecht Israels, das zunächst verstoßen und verleugnet werden müsste, wie es selbst sein Heil verstoßen und verleugnet hat, doch bis zum Ende bestehen bleiben, um dann doch noch das Heil in Seinem Heiland zu finden und zu erlangen.

Und die Brüder und Schwestern Jesu waren auch zugegen bei der Himmelfahrt des Herrn sowie bei der Ausgießung Seines Heiligen Geistes zum »Wochen-Fest«, das in Israel »Schawuot« genannt wurde, bei den Griechen aber »Pentakoste«, also »Pfingsten«, bezeichnet wurde, weil es fünfzig Tage, nämlich sieben Wochen nach Passah gefeiert wurde.

(B)

Damals hatte freilich noch Petrus, der Erste unter den Aposteln Jesu Christi, die Leitung der Jerusalemer Urgemeinde, der Wiege der ganzen Christenheit, inne. Denn auf seine unerschrockene geist-erfüllte Pfingstpredigt hin, vor allen Pilgern, die aus aller Herren Länder zum jüdischen Wochen-Fest nach Jerusalem gekommen waren, bekehrten sich schon am ersten Tag des großen Festes der Ernte nach der Ausgießung des Heiligen Geistes dreitausend Seelen, denen später als der verheißungsvollen vorerwählten Erstlingsfrucht des Geistes beständig noch Unzählige folgen sollten.

Unter ihnen waren auch viele der essenischen Priester, deren klösterliches Viertel sich auf dem Berg Zion im Süd-Westen der Stadt Jerusalem, unmittelbar über dem großen Marktplatz befand, wo auch die Pilger-Herberge der Maria, der gastfreundlichen Mutter des Johannes Markus, der Frau eines in Ehegemeinschaft lebenden Esseners, stand, das große Gästehaus, in welchem Jesus in dessen großen Obersaal mit Seinen Jüngern Sein letztes Abendmahl gefeiert hatte und das schließlich zur Versammlungssätte für die erste Christengemeinde in Jerusalem wurde.

Diese frommen, friedfertigen chassidischen „Zadokiden“ nämlich betrachteten sich als die einzig wahren „Söhne Zadoks“ – jenes großen Hohenpriesters, der einstmals an der Seite des messianischen Königs David stand – im Gegensatz zu den völlig verweltlichten, rein von politischen Interessen geleiteten „Sadduzäern“, die seit der Makkabäer-Dynastie mit dem kriegerischen hasmonäischen Hohenpriester Jonathan die priesterliche Herrschaft über den Tempel innehatten.

Damals war es auch zu jenem Schisma unter der Priesterschaft gekommen, aus welchem die mönchische Gemeinschaft der Essener erwuchs, die sich als die ins Exil gedrängten wahren Priester Gottes verstanden und zuerst in Qumran am Toten Meer, dann aber auf dem Berg Zion gegenüber dem Tempelberg ihr »Heiliges Lager Gottes« errichtet hatten.

Und ihre Ablehnung der neuen von den Sadduzäern eingeführten Tempelordnung ging so weit, dass sie sich weigerten, weiterhin im Heiligtum Gottes Opfer darzubringen, solange dies von jenen falschen Lügen-Priestern entweiht und verunreinigt war.

Entsprechend positiv fiel Jesus jener chassidischen, frommen Priesterschaft sogar schon bereits noch zu Seinen Lebzeiten bei Seiner Tempelreinigung auf, da Er – ganz in ihrem Sinne – den schändlichen Opferdienst im Heiligtum anprangerte, der unter den heuchlerischen verweltlichten Sadduzäern zu einer einzigen Geschäftemacherei und sinnlosen Opfertier-Massen-Abschlachtung verkommen war. So wurden damals schon viele Essener auf jenen großen Propheten aus Galiläa aufmerksam, dass sich hier bereits die ersten unter jenen monastischen, mönchischen Priestern fragten, ob dieser am Ende tatsächlich der ihnen verheißene Messias und davidische Sohn Gottes sein könnte.

(C)

So ist es wenig verwunderlich, dass sich gerade von diesen Priester-Mönchen, die auf dem Berg Zion nahe der ersten christlichen Versammlungsstätte ihr eigenes Viertel hatten, in welchem sie in klösterlicher Gemeinschaft lebten, die große Mehrheit auf die Verkündigung der Apostel hin zu Jesus als dem Sohn Gottes bekehren sollte.

Von diesen Essenern, die einen Großteil der ersten Bekehrten ausmachten, übernahm die Urgemeinde darum schließlich auch deren Leben in Gütergemeinschaft, so dass die Gläubigen alles miteinander teilten, wie es die Chassidim auf dem Zion schon immer taten.

Auch spielte bei den frommen Essener-Priestern in deren eigenen ursprünglicheren, mosaischen Fest-Kalender, der nach dem Sonnen-Jahr ausgerichtet war, der erste Wochen-Tag eine weit wichtigere, bedeutendere Rolle als der siebte Wochen-Tag, der Sabbat, der von ihnen lediglich als ein Tag der erwartungsvollen Ruhe begangen wurde, um sich auf den eigentlichen Fest-Tag vorzubereiten: den ersten Wochentag, an dem das göttliche Licht in die von diabolischen Tohu Wa Bohu verdunkelten Himmel drang und so die göttliche Schöpfung einleitete, die wieder Ordnung in den ins Chaos gestürzten Kosmos brachte, so dass das Fasten des Sabbats, beglückt über den geschenkten Neuanfang der Schöpfung, am Wochen-Ersten gebrochen werden konnte.

Das passte natürlich genau mit dem Umstand zusammen, dass Jesus Christus nach Seiner Grabesruhe am Sabbat schließlich ebenso am ersten Tag der Woche auferstanden war und so – als das neue Licht der Welt aus dem göttlichen Ur-Licht und -Leben – das Licht unvergänglichen Lebens in die von Todesschatten umnachtete Welt gebracht hatte, und, dass dadurch auch mit diesem neuen »Auferstehungstag des Herrn« eine gänzlich neue vollendete Schöpfung ihren Anfang genommen hatte.

Und wie die Essener schon von je her, so verstanden sich schließlich nunmehr auch alle Christen als Kinder und Krieger des Lichtes, so dass jener erste Wochentag der Auferstehung des göttlichen Christus-Lichtes, wie schon zum Ur-Anfang so nunmehr auch zum Neu-Anfang der Vollendung der Schöpfung Gottes, für alle zunehmend über den alten jüdischen Herren-Tag des Sabbats mehr und mehr an beherrschender Bedeutung gewann, womit die neue Christengemeinschaft sich nicht mehr, wie zuvor die Juden am Sabbat, sondern vielmehr am Auferstehungstag des Herrn versammelte, um im Gedächtnis an Ihn und Sein Liebesopfer zur Versöhnung für alle Welt sowie in der Erwartung Seiner baldigen Wiederkunft miteinander in Seiner Liebe verbunden das Mahl Seiner Agape zu feiern.

(D)

Dies alles aber geschah als eine »praeparatio Evangelica«, eine »Vorbereitung der Verkündigung des Evangeliums«, nach der Vorsehung Gottes, des HERRN, dass der erste Wochentag der große Feiertag der Versammlung der Christen werden sollte, da nämlich später, als das Evangelium ins ganze römische Reich vordrang, dort auch im ganzen Imperium Romanum der erste Wochentag als der Tag der Sonne, der Sonntag, gefeiert wurde – nämlich als der Tag der »Sol Invictus«, der »Siegreichen Sonne«.

Diese nämlich war im ganzen römischen Weltreich als die »Devinitas«, die unbenennbare höchste »Gottheit«, in den Zenit der Götterhimmel, an die Spitze des Pantheons aller römisch-hellenistischen Götter aufgestiegen, und wurde freilich bald von den Christen mit Jesus Christus identifiziert, dem Gott über allen Göttern und dem herrlichen Herrn über allen himmlischen Heerscharen und Herrlichkeiten – der »Sonne der Gerechtigkeit«, von welcher der Prophet Maleachi prophezeit hatte, dass sie aufgehen würde über allen Völkern mit Heilung unter Ihren Flügeln, da nämlich nach der Bekundung der Propheten auch die Heiden in ihren eigenen Gottes-Gleichnissen und Bildern sehr wohl auch schon dem wahren Gott und HERRN Ehrerbietung entgegen gebracht hatten, wie auch das ewige Evangelium von der unendlichen göttlichen Abba-Liebe von allen Uranfängen an durch vielerlei Propheten, Dichter und Philosophen in allen Nationen und Religionen verkündigt worden ist und so schon längst über den ganzen Erdkreis erschallt war, da die göttliche Allmacht von je her reich ist für alle und sich nirgends auf der Welt unbekundet gelassen hat, sondern sich überall finden ließ von denen, die sich nach ihrer Liebe verzehrten.

So wird es nicht verwundern, dass der Sonnenkult, der sich im römischen Imperium durchsetzte, dem Evangelium von Jesus Christus bereits den Weg bereitete, und ihm schließlich auch zum Durchbruch verhelfen sollte, als später der Kaiser Konstantin der Große, der sich als einen Günstling der höchsten Allmacht, der »Sol Invictus«, verstand, Jesus Christus in Seiner namenlosen Gottheit wiederfand und sich zu Ihm bekehrte. Damit gab es für die Römer kaum ein Hindernis oder irgendeine Hürde, sich dem neuen Glauben anzuschließen, da die Christen ja ohnehin schon an dem selben Tag ihrem Heiland-Gott und Herrn huldigten, wie die Heiden der göttlichen Sonne.

(E)

Überdies verlegten die Christen in Rom später sogar selbst auch das Fest der Geburt des Herrn vom Frühjahr auf die längste Nacht im Jahr, die Nacht der Winter-Sonnen-Wende, in welcher im ganzen römischen Reich die Wiedergeburt der Sonne gefeiert wurde, da in Christus schließlich auch das Licht aus Gott in der Stunde äußerster Finsternis in die Welt getreten war, um alle Dunkelheit für immer zu überwinden und alle Verfinsterung durch die Erleuchtung aus Ihrem Schein restlos zu verschlingen.

So verlegten die römische Christen das Geburtstagsfest ihres Herrn und Heilands auf jenen im ganzen römischen Imperium gefeierten National-Feiertag, an welchem die Heiden bereits den immer neuen Sieg des Lichtes über alle Finsternis feierten, um ihnen so ihre Bekehrung zu Christus als der wahren Gnaden-Sonne, die aufgegangen war über der Finsternis aller Welt, zu erleichtern.

Und wie sich später die Christen bei ihrem Aufstieg hinauf zum Petersdom in Rom zusammen mit den Heiden vor der Sonne als einer lebendigen kosmischen Ikone ihres Herrn Jesus Christus verneigten, so huldigten auch schon die ersten Christen auf dem Berg Zion zusammen mit den Essenern allmorgendlich ihrem Herrn beim Erstrahlen des ersten Scheins ihres Zentral-Gestirns am Firmament in Gebeten und Hymnen und feierten so jeden Morgen den Aufgang der Sonne als ein Zeichen des Triumphes des göttlichen Lichtes über alle teuflische Finsternis – ähnlich, wie es auch im römisch-hellenistischen Mithras-Kult gehalten wurde: sogar verbunden mit einem Liebesmahl, in welcher der göttliche Sohn des Lichts Sein geistliches Fleisch und Blut, gleichwie Christus, in Gestalt von Brot und Wein an alle seine Verehrer austeilen ließ.

(F)

So wurde das Leben der ersten Christengemeinschaft auf dem Berg Zion nachhaltig durch die Frömmigkeit der Essener geprägt und bereichert, die ihr ganzes Leben auf die Ankunft des Messias vorbereitet hatten, wie diese selbst durch die Erleuchtung beglückt und beschenkt wurden, dass der, welchen sie so sehnsüchtig erwartet hatten, in Jesus, dem Christus, dem Sohn Davids und Gottes, nun endlich wahrhaftig in unüberbietbarer Weise in Fleisch und Blut zu ihnen gekommen war, um ihnen durch die Hingabe Seines Lebens die grenzenlose göttliche Abba-Liebe für wahrhaft alle zu enthüllen und zu offenbaren.

Der Herren-Bruder Jakobus, »der Gerechte«, wie auch die beiden Söhne des Zebedäus, Johannes und sein Bruder Jakobus, welche Vettern Jesu waren und mit Maria, ihrer Tante, der Mutter des Herrn, in Jerusalem verblieben: diese drei aber lebten auch ebenso wie die Essener – zumal die beiden Zebedäiden in gleicher Weise dem Priestergeschlecht Aarons angehörten und damit auch schon nach ihrer Abkunft nach dem Fleisch heilige »Kohen« und »Priester« Gottes, des Höchsten, waren.

Darum entschieden auch diese beiden Zebedäiden und Herren-Vettern, darin dem Herren-Bruder Jakobus folgend, sich dafür, wie die Essener auf dem Berg Zion um des Himmelreiches willen ehelos zu bleiben, um sich ganz der Verkündigung des Evangeliums widmen zu können, und trugen wie die chassidischen Mönche weiße Leinenkleider und führten ein hartes asketisches Leben ohne jeden Besitz in Armut und Entsagung in der Erwartung der baldigen Wiederkunft des Herrn.

So wird es nicht weiter verwundern, dass das Ansehen dieser drei – das der zwei „Boanerges“, der beiden „Donner-Söhne“ und Cousins des Herrn, wie das des Herren-Bruders Jakobus – immer mehr zunahm: Die beiden Söhne des Zebedäus nämlich waren schließlich, wie Petrus, aus dem Kreis der erst-erwählten zwölf Apostel Christi und Zeugen Seines Lebens und Sterbens, sowie von Seiner Auferstehung, die einzigen aus dem Zwölferkreis, welche in Jerusalem verblieben waren, während alle anderen Seiner Jünger in die ganze Welt ausgeschwärmt waren, um das Evangelium Seiner unverlierbaren Erlöser-Liebe allen Nationen auf Erden zu künden.

Jakobus aber, der wegen seiner herausragenden Frömmigkeit als „der Gerechte“ schon überall besonders hohes Ansehen genoss, war zwar einerseits keiner der zwölf besonders erwählten Lebens-Zeugen Christi, die Ihm schon zu Seinen Lebzeiten gefolgt waren, jedoch war er immerhin durch eine Erscheinung des Auferstandenen, ebenso, wie später Paulus, noch ins Apostel-Amt berufen worden.

Und er war überdies ein Bruder des Herrn, unter dem Jesus aufgewachsen und wie von einem Vater erzogen worden war, und der damit freilich gerade besonders die Kindheitsgeschichte Jesu kannte und ein Zeuge Seiner göttlichen Abkunft war, wie es später nach der Haggada des Hauses Joseph, der Überlieferung Seiner Anverwandten nach dem Fleisch, in dem nach Jakobus benannten Evangelium niedergeschrieben worden ist, sich teilweise aber auch in den Evangelien des Matthäus und des Lukas findet.

(G)

So wurden diese vier Apostel – Petrus, die beiden Zebedäiden und Herren-Vettern, sowie der Herren-Bruder Jakobus – in der Jerusalemer Urgemeinde gleichsam als die vier tragenden Säulen hoch-geschätzt und geachtet, und deshalb hatten sie in der ersten Christen-Gemeinschaft in der Heiligen Stadt auch die geistliche Leitung inne.

Insbesondere aber wuchs in zunehmendem Maße die Wertschätzung für den Herren-Bruder Jakobus – und zwar nicht allein innerhalb der Gemeinde Jesu Christi, sondern auch beim ganzen jüdischen Volk. Denn er lebte in vollendeter Selbstbeherrschung streng nach der Thora des Mose und galt darum auch den Juden als ein vorbildlicher Eiferer für das göttliche Gesetz.

Überdies ging er tagtäglich in den Tempel, um für sich allein im Gebet die Gemeinschaft mit dem Herrn zu suchen, und lag oft stundenlang auf seinen Knien und flehte unter großen Herzens-Schmerzen und unsäglich vielen Tränen inbrünstigst für Israel, sein Volk, es möge den Juden doch noch vergeben werden, dass sie ihren Herrn und Heiland, ihrer aller einziges Heil, verschmäht und verstoßen hatten, auf dass auch seine Geschwister nach dem Fleisch am Ende doch noch alle in ihrer ganzen Vollzahl gewonnen würden und das Heil in ihrem Messias finden mochten.

Ja, er verbrachte so unendlich viel Zeit in solchem Flehen und Beten, dass seine Knie davon eine derart feste Hornhaut bildeten, wie das harte Leder von Kamelen. Und wegen eben dieser großen Demut und ungeheuchelten Frömmigkeit, welche der Herren-Bruder an den Tag legte, wurde er von allen so hoch geachtet, dass er im ganzen Volk als »Jakobus, der Gerechte« bekannt war.

Schließlich aber kam es zu einer ersten schweren Verfolgung der Christen in Jerusalem und ganz Israel unter Herodes Agrippa, dem Ersten, welcher ein Enkel von Herodes dem Großen war, und dem es gelang, durch die Gunst Roms das ganze Heilige Land, das zuvor unter drei Söhnen des Herodes des Großen und einem römischen Statthalter aufgeteilt war, wieder unter seiner Herrschaft zu einem Reich zu vereinigen. Und wie schon sein Großvater das Jesuskind zu ermorden suchte, da es messianischen Geblütes war, weil jener sein Hochkommen fürchtete, so wandte sich nunmehr auch Herodes Agrippa gegen die neue jüdische Christen-Gemeinschaft:

Denn die Christen in Israel nannten sich »Nazoräer«, weil sie glaubten, in dem Daviden Jesus von Nazareth sei ihnen der »Nezer«, der messianische »Spross« aus dem Königsgeschlecht Davids, geboren worden, den die Propheten angekündigt hatten, unter dessen Herrschaft Israel wieder aufblühen und sprossen sollte.

Da nun aber die Nazoräer an Jesus als den gott-gesandten König für Israel glaubten, und sehnsüchtig dessen baldige Wiederkunft aus den Himmeln Gottes erwarteten und fest darauf vertrauten, Er würde noch zu ihren Lebzeiten Sein Messias-Reich aufrichten, sah Herodes Agrippa als der neue König über ganz Israel – ebenso, wie schon vormals sein Großvater – seine eigene Regentschaft durch den Messias Gottes und dessen neue jüdische Anhängerschaft in Frage gestellt und gefährdet. Darum wollte der neue Alleinherrscher über ganz Palästina diese immer bedrohlicher anwachsende jüdische Glaubensgemeinschaft der Nazoräer gänzlich zerschlagen. Denn es waren schon zig Tausende, die sich der neuen hebräischen Erweckungsbewegung angeschlossen hatten.

So setzten unter dem neuen Alleinherrscher Agrippa schreckliche Pogrome ein, denen auch der Apostel Jakobus, der Sohn des Zebedäus und Bruder des Apostels Johannes, zum Opfer fiel, so dass er, von einem Schwert durchbohrt, wie einstmals sein Herr, den Märtyrertod starb, genau, wie es der Meister ihm prophezeit hatte.

Aber auch Petrus, der Erste unter den Aposteln, wurde durch Agrippa gefangen genommen, und entkam dem selben Schicksal allein durch ein übernatürliches Eingreifen des Auferstandenen, der ihm um Mitternacht als der Engel und Geist des HERRN, als welcher Er bei Seiner Erhöhung zu Gott in den Himmeln wieder-erweckt worden war, mitten in seinem dunklen Kerker in strahlendem Licht erschien und ihn sodann an allen Wachen vorbei, die Er in tiefen Schlaf hatte fallen lassen, aus seinem Gefängnis führte, indem Er die Ketten von Petrus abfallen ließ und durch die Macht Seines göttlichen Wortes sämtliche verriegelten schweren eisernen Tore sich von selbst öffnen ließ.

Petrus aber ergriff daraufhin die Flucht – zusammen mit seiner Frau, die an seiner Seite geblieben war, seit dem Zeitpunkt, als die Apostel Jesu aus Galiläa, wo Er allen Seinen Anhängern auf dem Berg Mamilch erschienen war, zusammen mit vielen anderen nach Jerusalem zurückgekehrt waren. Und Simon Kephas wich mit ihr zusammen nach Antiochia, wo sich unter den Heiden ein neues, weiteres christliches Zentrum herausgebildet hatte. Dort war es auch, wo sich die an Christus gläubig gewordenen Heiden erstmals als „Christen“ bezeichneten.

Nachdem nun aber von den Aposteln allein Jakobus, der Bruder der Herrn, sowie der Apostel Johannes, einer der Vettern Jesu, in Jerusalem verblieben waren, Jakobus aber wegen seiner Gesetzestreue schon lange sowohl innerhalb der Jerusalemer Urgemeinde, wie aber auch bei allen Juden höchstes Ansehen genoss und sich allgemeiner Wertschätzung erfreute, wurde er ganz automatisch zum neuen Patriarch der Nazoräer.

Denn seine Ergebenheit gegenüber der Thora des Mose, welche ganz Israel beeindruckte, wirkte wie ein Schutzwall für die neue christus-gläubige Glaubensgemeinschaft unter den Juden, so dass es niemand wagte, gegen sie das Wort zu erheben wegen der Gerechtigkeit ihres Oberhauptes, des Jakobus, die er gegenüber den Geboten Gottes an den Tag legte.

Selbst sogar unter den Pharisäern wurde Jakobus wegen seines Eifers für die Thora hoch geschätzt, denn die Rabbiner sagten sich: „Jener Gerechte, der seinem Bruder, als der noch lebte, nicht Einhalt gebieten konnte, führt nunmehr das Volk im Namen dessen, der sie alle vormals von uns abspenstig gemacht hatte, geschickt und mit göttlicher Weisheit wieder zu uns und zu Mose und den Weisungen unserer Väter zurück.“

Die Essener aber, die zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren, sahen in Jakobus sogar den »Oblias«, nämlich den »Ophel«, von welchen der Prophet Micha verheißen hatte: „Und du, »Herden-Turm« auf dem Hügel der Tochter Zion: Zu dir wird zurück kehren die einstige Herrschaft des Königtums der Tochter Jerusalem!“, da Jakobus schließlich ebenso, wie Christus, aus dem messianischen Geschlecht des großen Königs David war.

So waren sie alle voller Hoffnung, dass der Messias durch seinen Bruder Jakobus die „verfallene Hütte Davids“ wieder aufrichten würde, so wie sie einstmals in den glorreichen Vorzeiten war, genau wie es vom Propheten Amos angekündigt worden war, und sie betrachteten Jakobus als das „Horn des Heils“, durch das die messianische David-Dynastie für alle Ewigkeit wieder-begründet würde.

Denn alle, die an Christus gläubig geworden waren, rechneten schließlich mit der baldigen Wiederkunft ihres Messias, um das nunmehr angebrochene Reich für Israel über alle Welt aufzurichten und für alle Ewigkeit fest zu begründen. Und sie meinten, Er würde dies vom Himmel her im Verbund mit Jakobus als den ersehenen Retter Israels auf Erden tun.

Und weil Jakobus, der Bruder des Herrn, ein so völlig tadelloses Leben als ein Gerechter vor dem Gesetz des Mose führte, sahen die essenischen Chassidim in ihm auch ihren letzten und größten „Lehrer der Gerechtigkeit“, den „Mebakker“, der rechtens das Aufseher-Amt auch über sie erlangt hatte. So wurde er von allen als der Episkopus ihres Presbyteriums, als der Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde und als der Vorsteher ihres Ältesten-Rates über das ganze messias-gläubig gewordene Haus Israel anerkannt.

Und sie errichteten ihm sogar einen erhabenen königlichen Bischofs-Thron, wie ihn auch der Hohepriester im Sanhedrin hatte – einen Herrscher-Sitz, der selbst sogar später noch, nach dem Tod des großen Zaddik Jakobus, für lange Zeit als eine Wunder-wirkende heilige Reliquie verehrt wurde.

(H)

Schließlich erschien dann aber auch – schon relativ frühzeitig – jener Mann auf der Bildfläche, auf dessen Hervortreten der Herr Seinen Bruder Jakobus, als Er ihm nach Seiner Auferstehung zum ersten Mal erschienen war, bereits vorzubereiten versucht hatte – mit der eindringlichen Vermahnung, mit jenem unbedingt Frieden zu halten: Es war Saulus aus Tarsus in Cilicien, ein einstmaliger Pharisäer und unerbittlicher Eiferer für das Gesetz des Mose, der nach seiner Rückkehr mit dem hoch-geachteten Gamaliel aus Babylon zuerst aufs Allerschlimmste gegen die Christen zu wüten begonnen hatte – und zwar noch geraume Zeit, ehe die großen Verfolgungen durch Herodes Agrippa ansetzten, als Petrus noch, zusammen mit Jakobus, das Oberhaupt der Jerusalemer Urgemeinde war.

Scha`ul, also Saul, wie er in seiner Muttersprache hieß, hatte sich deswegen sogar mit seinem einstigen Lehrer, dem ehrwürdigen Gamaliel, überworfen, der den Hohen Rat zur Zurückhaltung gegenüber dieser neuen messianischen Bewegung angehalten hatte. Denn Saulus, ein ebenso geachteter, wie gefürchteter radikaler Schriftgelehrter und fanatischer Eiferer um die Thora des Mose, hatte die neue Juden-Sekte der Nazoräer aufs Aller-Erbittertste verfolgt, dass er viele hatte gefangen nehmen, foltern und auch umbringen lassen.

Jener fanatische Pharisäer aber wurde nun durch eine Erscheinung des Herrn vor Damaskus bekehrt und, wie man sich erzählte, von dem zu Gott erhöhten Messias sogar zu dessen mächtigsten Rüstzeug auserkoren, um als der letzte berufene Apostel des Herrn zu dessen ersten Apostel zu werden, der das Evangelium von der grenzenlosen Retterliebe Jesu Christi als wortgewaltigster Verkündiger zu den Heiden tragen sollte.

Damit aber fingen die eigentlichen Probleme, welche jener einstige Verfolger der Gemeinde als ein Spät-Berufener Christi anrichtete, erst wirklich an!

Zunächst wurde der Gemeinde in Jerusalem nur zugetragen, dass dieser einstige Saul, der sich nunmehr Paulus nannte, in Damaskus viel Aufsehen erregt und viele Juden, sowie Heiden zu Christus bekehrt haben sollte. Dann wurde es ein, zwei Jahre still um ihn, da er gänzlich von der Bildfläche verschwunden war, bis es erneut in Damaskus seinetwegen viel Unruhe gab.

Schließlich kam jener Paulus, etwa drei Jahre nach Seiner Bekehrung, persönlich nach Jerusalem, und wurde von Joseph Barnabas dem Petrus und dem Jakobus vorgestellt, die sich zu dieser Zeit noch die Führung der Jerusalemer Urgemeinde teilten.

Er gab Zeugnis von seiner Begegnung mit dem Herrn, die ihn zutiefst erschüttert und all seine Ansichten, die er bislang als ein Eiferer für das Gesetz des HERRN für richtig gehalten hatte, im Mark erschüttert und von Grund auf umgekehrt hatten. Und es stand außer Frage, dass jenem einstigen Pharisäer wahrhaftig Christus selbst erschienen sein musste. Denn er brannte nun in der Retterliebe des Herrn, wie vormals in fanatischem Eifer für Mose.

So entließen sie ihn, hoch-beglückt über das übermächtige Wirken der Retterliebe des Herrn, die selbst die schlimmsten Widersacher zu brennenden Verkündigern Seines Evangeliums wandeln konnte, im Segen Jesu Christi, um sein Wirken in Syrien fortzusetzen.

(I)

Über etwas mehr als dreizehn Jahre später kam es dann zu einer erneuten Begegnung mit jenem Apostel Paulus. Denn nachdem in der Gemeinde zu Antiochia, welche die Stamm-Gemeinde jenes Paulus wurde, von wo er alle seine Missionsreisen antrat, ein Prophet aus der Versammlung in Jerusalem mit Namen Agabus angezeigt hatte, dass eine große Hungersnot über alle Länder kommen würde, da wurde in jenem neuen christlichen Zentrum unter den Heiden für die Urgemeinde in Jerusalem gesammelt. Und diese Spenden wurden von dem Apostel Paulus zusammen mit Barnabas, der sein Begleiter geworden war, sowie von Titus, nach Jerusalem überbracht.

Und wie sehr sich auch alle über diese großherzige Unterstützung aus Antiochia freuten, noch ehe das von Agabus eingetretene Unheil angebrochen war, so mussten beim Eintreffen jenes Apostels Paulus aber doch auch all die Dinge zur Sprache gebracht werden, welche unter den Juden, die an Jesus als ihren Messias gläubig geworden waren, durch diesen spät-berufenen Apostel großen Unmut erzeugt hatten:

Denn nicht allein, dass jener Paulus lehrte, die Heiden, die den Messias der Juden als auch ihren Heiland annehmen wollten, müssten sich nicht beschneiden lassen und auf die Thora des Mose verpflichtet werden! Nein, er trieb überdies sogar die messianischen Juden in die Enge, sie dürften sich um der Liebe und Barmherzigkeit Jesu Christi willen, die ausnahmslos allen Menschenseelen, ungeachtet ihres Standes und ihrer Herkunft und ihrer spirituellen Reifung galt, nicht von den an Ihn gläubig gewordenen Heiden absondern, sondern wären verpflichtet, mit ihnen – entgegen der Bestimmungen der Thora – trotz derer Unreinheit vor dem Gesetz Gemeinschaft zu haben!

Damit aber unterwanderte jener sogenannte Heiden-Apostel Paulus schließlich auch unter den messianischen Juden regelrecht die Verbindlichkeit der Thora, indem er sie ermutigte und geradezu nötigte, die Satzungen des Mose um der Liebe Christi auch zu den Heiden willen hintan zu stellen oder gar gänzlich fahren zu lassen!

(J)

Bei dieser Aussprache erklärte Paulus, er habe eine Sonder-Offenbarung vom Herrn erhalten, dass Christus sich neben dem auserwählten Volk der Juden nunmehr unter den Nationen eine gänzlich neue Heilsgemeinschaft errichten wolle, welche nicht mehr auf die Thora verpflichtet wäre.

Und er konnte sich damit sogar auf Jesus berufen, welcher den geistlichen Führern der Juden angekündigt hatte, der Weinberg Gottes würde von ihnen genommen und anderen gegeben werden, die Ihm in rechter Weise dienen würden.

Überdies hatte sich ja auch schon Jesus gegen die überzogene Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften des Mose in Hinblick auf den Sabbat und die Speisegebote gestellt, wie Er auch gegen den zu reiner Geschäftemacherei und zu einem sinnlosen Abschlachten entarteten Opferdienst im Tempel gewütet hatte. Und hatte Er über allem nicht angekündigt, Er wolle sich einen neuen spirituellen Tempel errichten, der nicht mehr an Jerusalem gebunden wäre?!

Als der altehrwürdige Jakobus den jungen feurigen Apostel jedoch fragte, was dann aber mit den vielen Verheißungen der Propheten wäre, die angekündigt hatten, dass im Reich des Messias aller Welt Enden hinauf zum Heiligen Tempel nach Jerusalem pilgern würden, da verwies Paulus auf die Prophezeiung des Mose, dass Gott nunmehr aber zuerst das Volk Israel, das seinen Messias abgelehnt hatte, durch eine neue Heilsgemeinschaft aus den Nationen zur Eifersucht reizen würde, die kein gewöhnliches Volk mehr sein würde, nach dem Fleisch, wie es das Volk der Juden war.

Die Erfahrung, welche Petrus in Cäsarea bei dem römischen Hauptmann Cornelius gemacht hatte, als bei seiner Predigt in dessen Haus auf alle Heiden der Heilige Geist Gottes fiel, wie einst auch bei ihnen in Jerusalem, ohne dass jene beschnitten und auf die Thora verpflichtet worden waren, schien die Überzeugung des Paulus zu bestätigen.

Und da die Verkündigung des Paulus unter den Heiden durch viele Krafterweise aus den Himmeln bekräftigt wurden, so dass der Herr durch diesen Apostel viele Zeichen und Wunder wirkte, konnte man ihm seine göttliche Sendung wohl kaum absprechen.

So kamen Petrus und Jakobus mit Paulus und seinem Barnabas überein, dass Paulus – gemäß der Prophezeiung des Herrn, er würde Ihm ein auserlesenes Rüstzeug unter den NATIONEN sein – zukünftig allein und ausschließlich unter den Heiden sein neues Thora-freies Evangelium lehren sollte, aber die Verkündigung des Evangeliums unter den Juden in Übereinstimmung mit den altehrwürdigen Gesetzen, welche Gott, der HERR, zumindest dem Volk Israel als eine ewige Ordnung gegeben hatte, jedoch dem Episkopat in Jerusalem überlassen sollte.

So einigten sie sich mit Handschlag darauf, dass Paulus seine Verkündigung auf die Unbeschnittenen beschränken sollte, während allein Petrus und Jakobus für die rechte Führung der Beschnittenen zuständig bleiben sollten.

(K)

Mit dieser Einigung schien – zunächst einmal – wieder Frieden hergestellt worden zu sein. Doch dieser Friede währte nicht lange: Als nämlich nun, wegen der Verfolgung unter Herodes Agrippa, der Apostel Petrus mit einigen messianischen Juden nach Antiochia geflohen war, kam es dort zu erneuten Spannungen:

Jene Juden nämlich, die mit Petrus nach Antiochia gewichen waren, eiferten, wie Jakobus, für das Gesetz des Mose. Darum sonderten sie sich von den Heiden-Christen ab und wollten mit diesen Unreinen auch nicht einmal eine gemeinsame Tisch-Gemeinschaft bei der Feier der Agape, des Liebes-Mahls des Herrn, eingehen. Und Petrus tat es jenen, aus Furcht vor ihnen, schließlich gleich.

Da stellte der feurige, wortgewaltige Paulus, der schließlich, wie vereinbart, in dem heidnischen Antiochia das Sagen hatte, den Petrus öffentlich zur Rede und maßregelte ihn, mit solcher Abkehr von den heidnischen Geschwistern ganz gewiss nicht in der Liebe des Herrn zu sein, und, dass eine derartige Absonderung von den Heiden nichts als selbstgefällige Heuchelei wäre, da alle miteinander – Juden, wie Heiden – doch in gleicher Weise den Geboten Gottes nicht genügen könnten und alle in der selben Weise auf die Gnade und Barmherzigkeit des Herrn angewiesen wären und allein aus ihr bestehen und leben könnten.

Darum sollten alle, die ihr ganzes Vertrauen wirklich allein auf die Retterliebe des Herrn setzen würden, sich auch in eben dieser Liebe begegnen und sich nicht so verhalten, als würde diese anderen weniger gelten und zukommen, nur weil jene ihre Frömmigkeit anders leben würden. Dann nämlich würde das Gesetz des Mose über die Liebe des Herrn gestellt, als ob das Gesetz die Pforte ins Heil wäre und nicht allein die Liebe des Herrn, die Er allen, denen UNTER dem Gesetz, wie denen OHNE dies Gesetz in gleicher Weise zukommen ließe und schenken würde.

Auf diesen Zwischenfall in Antiochia hin kehrten viele über alle Maßen empörte Juden nach Jerusalem zurück, und bedrängten den Patriarch, Jakobus, es müsse unbedingt etwas geschehen, so könne es unmöglich weiter gehen. Denn jener Heiden-Apostel würde lehren, nur das bloße rückhaltlose Vertrauen auf die grenzenlose und damit unverlierbare Retterliebe Jesu Christi allein könne glückselig machen und würde darum einzig Erlösung bringen und das Heil sichern.

Mit dieser kompromisslosen Lehre würde jener Paulus aber auch die Juden zum Abfall von Mose verleiten. Denn er würde damit ja regelrecht den Eifer um das Gesetz des Mose schon zu einem Abfall von Jesus erklären!

Denn wenn der Glaube an Jesus allein schon erretten würde, was bedürfe es dann noch des Gesetzes und des Eifers darum, ihm in allen Stücken nachzukommen und zu genügen?! Wenn der Glaube allein schon erlösen würde, was bedürfe es dann noch guter Werke?!

Überdies würde jener rigoros auch alle Juden scharf kritisieren und regelrecht in die Enge treiben, auch sie sollten dem Mose abschwören! Denn wer ein fanatischer Eiferer für die Thora wäre, könne kein Eiferer für den Herrn und seine allen unverbrüchlich geltende, wahrhaftig unverlierbare Retterliebe sein!

Und sie erbosten sich über diese neuen Lehren, welche dieser abgefallene Pharisäer und falsche Rabbi verbreitete, der sich darum – ihrer Meinung nach – auch ganz zu Unrecht anmaßte, ein Apostel Christi zu sein, der doch zuerst, wie auch zuletzt allein ein Messias für alle Juden war.

Denn damit wäre schließlich jeder Gesetzlosigkeit Tor und Tür geöffnet! Wenn allein schon solcher Glaube an Jesus das Heil sichern würde, was bedurfte es da noch guter Werke und eines Mühens um ein gott-gefälliges geheiligtes Leben mit Furcht und Zittern?! Da könne dann ja jeder so verrucht und verlottert leben, wie es ihm gefiele, und überdies würden all jene, die sich redlich um Heiligung bemühten, auch noch geächtet, sie würden ihre eigene Gerechtigkeit vor Gott aufzurichten suchen und als selbst-herrliche, ja, total selbst-verblendete Heuchler verlästert und denunziert!

Ja, jene Eiferer für die Thora unter den Nazoräern sahen in Paulus geradezu einen Lügenpropheten! Die angebliche totale Freiheit in Christus, die jener falsche eingedrungene Apostel verkündigen würde, wäre ja geradezu eine Ermunterung zur Gottlosigkeit und ein Deckmantel der Bosheit, so dass jeder unter Berufung auf Christus dreist ausrufen könne: „Lasst uns nur tapfer sündigen, auf dass die Gnade umso mächtiger werde!“ So würde jener falsche Prophet und Apostel Freiheit verkündigen, in Wahrheit aber alle vermeintlich Christus-Gläubigen in ihrer Sündenverhaftung binden! Darum müsse diesem Treiben jenes selbstberufenen Apostels endlich klar und deutlich ein Riegel vorgeschoben werden!

(L)

Da nun der Herren-Bruder Jakobus erkennen musste, wie viel Verunsicherung und Irritation jener Heiden-Apostel Paulus unter den christus-gläubigen Juden, die unter den Heiden außerhalb des Heiligen Landes lebten, auslöste, sah er sich als der Patriarch aller gläubigen Juden nun aber doch genötigt, sich mit einem klarstellenden Schreiben an alle Israeliten in der Diaspora zu richten.

So diktierte er an alle messianischen Juden in der Zerstreuung unter den Nationen einen Brief, der in all ihren Synagogen verlesen werden sollte. Darin stellte er klar, dass der Glaube an Jesus als den Messias allein keineswegs irgendeine Seele erlösen könne, wenn dieser Glaube nicht auch einen entsprechenden neuen Lebenswandel in Heiligkeit und Gottesfurcht und vielfältigsten guten Werken nach sich zöge. Denn ein Glaube ohne Werke sei tot.

Auch Petrus sah sich offensichtlich genötigt, entsprechende Epistel an die juden-christlichen Synagogen in der Diaspora zu richten, in welchen er erklärte, man dürfe die Verkündigung des Paulus nicht dahingehend missverstehen, dass man nun im Namen der Freiheit in Christus maßlos der Sünde frönen dürfe und nicht ungestraft die unversiegbare Gnade des Herrn als einen Freibrief zu einem gottlosen Lebenswandel missbrauchen könne. Wer das täte, der wäre ebenso verloren, wie jeder, der in seinem Ringen um ein heiliges, gottgefälliges Leben die Langmut und Barmherzigkeit Christi über all unseren Unzulänglichkeiten aus den Augen verlöre.

Paulus wiederum aber reagierte mit einer heftigen Gegenschrift an alle im Wesentlichen von ihm gegründeten Christen-Gemeinden in Galatia, in welcher er erklärte, wer meine, sich das Heil durch Beschneidung und Einhaltung der Thora sichern zu müssen, der wäre in Wahrheit schon von Christus abgefallen. Denn niemand könne durch die Einhaltung der jüdischen Satzungen das Heil erlangen, da keiner im Stande wäre, alle göttlichen Gebote vollends einzuhalten und zu erfüllen. Darum ließe sich allein im rückhaltslosen Vertrauen auf die unversiegbare Gnade und unverlierbare Retterliebe des Herrn Heil und Erlösung finden.

Ja, der Apostel Paulus wurde in seiner Streitschrift sogar so scharf, dass er erklärte, wer etwas anderes lehren würde, als er, der Apostel Paulus, so wie einige aus der Jerusalemer Gemeinde des Jakobus, der würde nicht mehr das wahre Evangelium Jesu Christi verkündigen, sondern eine teuflische Verkehrung desselben, und der sollte dafür auf ewig verflucht und verdammt sein – wer auch immer ihm und seinem Evangelium widersprechen würde, und welches Ansehen ein solcher auch immer in den christlichen Gemeinden genießen würde: Das würde für ihn, den Paulus, keinen Unterschied machen!

Es gäbe nämlich nur EINE Wahrheit, EIN Evangelium und EINEN Christus! Nämlich den, welchen er, der Paulus, verkündigen würde! Alles andere wäre diabolische Verdrehung der Wahrheit und Teufelswerk.

(M)

So lösten diese Streitschriften, die von beiden Seiten verfasst wurden und überall in den Gemeinden kursierten, sowohl unter Juden-Christen, wie Heiden-Christen noch größere Verunsicherung und Irritation aus, so dass schon eine Spaltung zwischen den Juden und Heiden innerhalb der jungen Christen-Gemeinschaft drohte. All diese unseligen Entwicklungen verlangten dringlichst nach einer endgültigen Klärung, wenn ein Schisma noch verhindert werden sollte.

Immerhin stimmten offensichtlich Paulus und Jakobus wenigstens in dieser Hinsicht miteinander überein, dass es wohl am besten wäre, zur Klärung dieser tiefgreifenden Streitfragen ein Konzil aller Apostel einzuberufen.

Trotz aller heftigen Miss-Stimmungen war anscheinend dem Heiden-Apostel Paulus ebenso, wie dem Juden-Patron Jakobus, an einer Aussöhnung gelegen. So hatten doch beide die eindringliche Mahnung ihres Herrn, um jeden Preis die Einheit in Seiner Liebe zu bewahren, nicht vergessen und im Herzen behalten.

Auf diese Weise kam es, dass beide einander zeitgleich einen Brief geschrieben hatten, in welchem sie die Abhaltung einer solchen Versammlung aller Apostel zur Beilegung aller Streitigkeiten vorschlugen.

Es geschah aber, dass die Apostel Jesu Christi, die schon in alle Welt ausgeschwärmt waren, durch eine Weisung der Heiligen Ruach nach Jerusalem beordert wurden, so dass sich alle Hirten Christi bereits auf dem Weg zur Heiligen Stadt befanden, als sie entsprechende Einladungen erreichten.

Aber zu diesem ersten großen Konzil der Christenheit fanden sich nicht allein alle Apostel ein, sondern freilich auch viele Juden- und Heiden-Christen, die ihre Ansicht vorbringen wollten.

Viele messianische Juden, die Eiferer für das Gesetz des Mose waren, forderten, auch alle Heiden, welche Jesus als ihren Heiland annehmen würden, müssten sich beschneiden lassen und Juden werden und so auf die Thora des Mose verpflichtet werden, da Christus schließlich zuerst und zuletzt der Messias und König der Juden sei, wie es selbst sogar auch der römische Statthalter Pilatus als ein Heide von Ihm bekannt hatte und über Sein Kreuz hatte schreiben lassen. Darum könne es nur unter der Beschneidung und der Verpflichtung auf die Thora, welche Gott der Welt gestiftet hat, Heil im Messias Israels geben.

Freilich wurde auch dem Apostel Paulus das Wort erteilt, und er trug seine gegenteilige Auffassung vor: Er vertrat die Ansicht, dass allein das rückhaltlose Vertrauen auf die wahrhaftig gänzlich unversiegbare Gnade und unverlierbare Retterliebe Jesu Christi gegen ausnahmslos alle und der feste Glaube daran, dass Er in Seiner göttlichen Erhabenheit über allem auch die schlimmsten Gottlosen und Verlorenen noch zurechtbringen würde: dass allein solch rückhaltsloses Vertrauen wahrhaft froh und frei und glückselig machen könne und darum auch allein wahre selbst-lose Liebe freisetzen und in Retterliebe gegen alle entbrennen lassen könne.

Sobald aber für die Erlangung des Heils irgendwelche Vor- oder Nach-Bedingungen, welcher Art auch immer, aufgestellt würden, würde das die Gläubigen in Furcht und Zittern werfen, in Angst und Bangen um ihr Seelenheil, was jeden nur in allerschlimmste angstbesetzte Selbstbezogenheit treiben und in eine knechtische Gesetzlichkeit zurückwerfen würde, die Jesus doch zeitlebens im Streit gegen die Pharisäer zu überwinden suchte!

Hier würde dann gänzlich verkannt und verleugnet, was Jesus Christus durch Sein Sühnewerk für wahrhaft alle, selbst sogar Seine erbittertsten Widersacher, die noch in der Verblendung des Satans gebunden wären, erwirkt hat, um einstmals wirklich alle noch gebundenen Seelen zu erlösen. Solchen Lehren, die verleugnen, was Christus für alle Welt getan und freigesetzt hat – auch für die allerschlimmsten Gottlosen und Undankbaren und Bösen! – müsse darum ganz entschieden und energisch widersprochen werden.

(N)

So wurde von beiden Seiten der Disput heftig geführt, bis schließlich Petrus, welcher früher der Wortführer der Apostel war, seine Erlebnisse im Hause des römischen Hauptmanns Cornelius geschildert hatte, wie dort alle Heiden mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden und seither ein heiliges, gottgefälliges Leben führen, ohne durch Beschneidung zum Judentum übergetreten zu sein.

Außerdem berichtete Petrus von der Vision des Herrn, in welcher er aufgefordert worden war, um der Gemeinschaft mit den Heiden willen auch nicht vor dem Verzehr von Speisen zurück-zu-schrecken, die nach der Thora des Mose als unrein galten.

Und er schloss seine Ausführungen mit der Bekundung: „So meine ich, wir müssen dem Paulus wohl doch darin beipflichten, dass wir Gott nicht versuchen sollten, indem wir den Heiden ein Joch auferlegen, das nicht einmal wir Juden, weder unsere Väter, noch wir selbst, zu tragen vermochten.

Vielmehr glauben wir doch alle, dass wir trotz unserer vielen Mängel und Unzulänglichkeiten vor dem Gesetz allein durch die Gnade, die Jesus Christus uns durch Sein stellvertretendes Sühneopfer erwirkt hat, errettet werden – einzig aus der göttlichen Langmut und Barmherzigkeit und Abba-Liebe heraus: wir aus der Beschneidung ebenso, wie alle Unbeschnittenen.

Warum also sollten wir nun wiederum Bedingungen für das Heil aufrichten, von welchen Christus uns gerade befreit hat, so dass wir nunmehr aus der Glückseligkeit in der gänzlich frei und umsonst uns zukommenden göttlichen Retterliebe in ebensolcher Liebe entzündet werden und aus ihr in Liebe und Barmherzigkeit gegen alle aufleben können?!“

Dieser Meinung des Apostels-Fürsten Petrus pflichteten schließlich alle Apostel bei.

(O)

Da sich aber die Parteiung der Eiferer für die Thora noch nicht umstimmen lassen wollte, schlug Jakobus schließlich einen Kompromiss vor: „Ich bin der Meinung, beide Anliegen haben ihre triftigen Gründe und auch ihre Berechtigung.

Einerseits ist dem vollauf zuzustimmen, dass wir alle nicht durch unsere Gesetzeswerke errettet werden, da niemand das Gesetz des HERRN vollauf zu erfüllen vermag, andererseits ist aber auch dies nicht zu leugnen, dass sich bei all jenen, die ihr Heil in Christus wahrhaftig gefunden haben, sich das wohl doch auch in einem entsprechend neu ausgerichteten Lebenswandel zeigen und bewahrheiten muss.

Darum bin ich der Ansicht, man solle den Heiden, die an unser aller Heiland gläubig werden, nicht zusätzlich das ganze Gesetz des Mose auferlegen, das offensichtlich allein den Juden als Seinem vor-erwählten Volk zugedacht worden ist, die Heiden andererseits aber auch nicht gänzlich ohne Gesetz belassen.

So bin ich der Meinung, man sollte sie lediglich auf die basalsten grundlegendsten Anforderungen verpflichten, die ein gott-gefälliges Leben abverlangt, nämlich einmal in Hinblick auf die Speisegebote des Mose, dass sie sich zumindest des Verzehrs von Erstickten und Aas enthalten, wie auch von Blut, in welchem die Seele allen Lebens ist, außerdem in Hinblick auf das wichtigste Gebot der Thora, dass wir keine anderen Götter haben sollen, als Gott allein, dass sich auch die Heiden von jedwedem Götzendienst fernhalten, wie auch auf den Verzehr von Götzenopfer-Fleisch verzichten, das den Göttern geweiht wurde, und schließlich in Hinblick auf die grundlegenden zehn Gebote Gottes, die ein einträchtiges Leben sichern, und dass sie sich auch darum bemühen sollen, nach den Geboten der Liebe zu leben, welche der Herr uns gelehrt hat, wie auch um Sittlichkeit und eine Heiligung in ihrem Leben, indem sie von allem Unsittlichen und jedweder Unzucht lassen.

Wer es will, der darf überdies – zumindest für sich selbst – auch um die Erfüllung von allem anderen eifern, was Mose sonst noch alles geboten hat, so dass unter den christus-gläubigen Juden auch weiterhin die Thora gelesen und befolgt werden darf, ohne dass sie dafür in ihrer Rechtgläubigkeit in Frage gestellt werden dürfen.

Umgekehrt darf ein Leben nach der Thora aber auch niemanden als eine Bedingung für das Heil auferlegt werden, als ob die Erlösung, die Christus uns gänzlich frei und umsonst geschenkt hat, wiederum doch an der Einhaltung der Thora des Mose hinge, so dass die jüdischen Gesetze zwar in den Synagogen der christus-gläubigen Juden einem jeden als ein Anreiz zu einem noch heiligeren Leben angeboten, aber niemanden aufgezwungen werden.

Andererseits sollten aber auch die Heiden, die an Christus gläubig werden, wenigstens diesen grundlegensten Ansprüchen an ein gott-geweihtes Leben, wie ich sie dargelegt habe, nachzukommen trachten, wenn es ihnen mit ihren Glauben wirklich ernst ist.

Ich meine, auf diese Weise, durch allein diese Vorgabe und Richtschnur, wäre sichergestellt, dass die unversiegbare Gnade und unverlierbare Retterliebe unseres Herrn und Heilands weder durch allzu knechtische Gesetzlichkeit missachtet wird, noch hin zu mutwilliger Gottlosigkeit missbraucht werden kann.“

Dieser Vorschlag des jüdischen Patriarchen Jakobus fand schließlich bei allen Aposteln Zustimmung und ein entsprechendes Apostel-Dekret wurde aufgesetzt, in welchem die Heiden-Christen allein auf die basalsten Anforderungen dieser mosaischen Jakobus-Klausel verpflichtet wurden.

(P)

Damit schienen dann endlich alle Streitigkeiten endgültig beigelegt. Dann aber erregte Paulus doch wieder erneut bei vielen messianischen Juden größtes Ärgernis, als bekannt wurde, dass er sich in einem Schreiben an die Korinther ganz offensichtlich eigenmächtig einfach über die auf dem Apostelkonzil getroffene Übereinkunft auf die von Jakobus aufgestellten Einschränkungen, die allgemein abgesegnet worden waren, hinweg gesetzt hatte:

Paulus hatte den Heiden-Christen in Korinth nämlich zugestanden, sie dürften auch an den allgemeinen Armen-Speisungen in den heidnischen Götter-Tempeln teilnehmen, wo an die Mittellosen kostenfrei Götzenopfer-Fleisch ausgeteilt wurde – von Tieren, die zu Ehren der heidnischen Götter geopfert worden waren.

So hatte der Heiden-Apostel seinen Adressaten also gleichsam zugebilligt, an Götzendiensten teilzunehmen, da sie als Christen ja schließlich wüssten, dass es nur einen einzigen Gott und Herrn gäbe, hinlänglich unter welchen Gleichnissen und Gottesbildern jener Allerhöchste in aller Welt verehrt würde, wie sich in der Wirksamkeit der heidnischen Gottheiten schließlich letztlich auch allein nur Seine universale Allmacht entfalten würde.

Da also auch von den Heiden im Letzten und Eigentlichen allein dem einzig wahren Gott, wenn auch oft von Unwissenheit umfangen, aufrichtige Ehrerbietung dargebracht würde, die Ihm durchaus wohlgefällig wäre, dürften die Erleuchteten unter den Christen sogar mit den heidnischen Götzen-Verehrern in deren Heiligtümern, wie auch sonst jederzeit Gemeinschaft pflegen – solange nur niemand daran Anstoß nehmen würde!

Das war nun wirklich der Gipfel der Anmaßung und Unverschämtheit! Nicht nur, dass den messianischen Juden abverlangt wurde, mit den christus-gläubigen unbeschnittenen Heiden um des Friedens und der Eintracht in der Liebe Christi willen Gemeinschaft zu halten, und sich nicht von ihnen abzusondern! Nun sollte überdies den Heiden-Christen auch noch zugebilligt werden, dass diese ihrerseits mit den Götzen-Anbetern, die nicht christus-gläubig waren, Gemeinschaft pflegen dürften!

Allein dieser Brief des Paulus an die Christen in Korinth erregte darum erneut größten Unmut unter vielen christus-gläubigen Israeliten, die ebenso für das Gesetz des Mose eiferten. Denn über allem gewann der Apostel Paulus auch immer mehr an Ansehen und Einfluss, selbst sogar unter den messianischen Juden, so dass selbst auch schon im Heiligen Land zunehmend seine Briefe als richtungsweisende apostolische Epistel, ja, als geist-inspirierte göttliche Offenbarungen in den Synagogen der Nazoräer verlesen wurden.

Dies führte dazu, dass es sich auch immer mehr Hebräer, die an Jesus Christus gläubig geworden waren, angesichts der vielen Schriften des Paulus, die überall kursierten, so auslegten, dass auch für sie die Thora des Mose ihren verbindlichen Charakter verloren habe, da nicht etwa Mose, sondern Jesus Christus für sie gestorben sei, um allen, auch den Verlorensten unter den Verlorenen das Heil zu eröffnen, dass allein in der unversiegbaren Gnade und unverbrüchlichen Barmherzigkeit, wie in der unverlierbaren Retterliebe des Erlösers aller Welt, hinlänglich ihrer Stellung zu der Thora des Mose begründet sein sollte.

So kehrten sich zunehmend auch immer mehr Juden ab von Mose, zumal diese Verkündigung des Evangeliums durch Paulus sich ihrer Ansicht nach auch vollauf mit dem deckte, was Jesus Christus selbst unter ihnen gelehrt hatte, der oft in erbittertste Opposition zur Gesetzlichkeit der Schriftgelehrten getreten war, weswegen Er von ihnen doch schließlich auch zum Tode verurteilt worden war.

(Q)

Diese nach ihrer Ansicht höchst unselige Entwicklung beobachteten auch die Pharisäer und Sadduzäer und Ältesten des Hohen Rates der alt-gläubigen Juden mit überaus großer Sorge.

Man hatte diese neue jüdische Glaubensbewegung der Nazoräer ja schließlich bislang, dem Rat des altehrwürdigen Rabbiners Gamaliel folgend, gewähren lassen – in der Hoffnung, dass sich diese Bewegung, die unmöglich von Gott sein konnte, von selbst im Sand verlaufen würde.

Nun aber war diese Strömung zu einer echten Konkurrenz und Rivalin des alten jüdischen Glaubens angewachsen, da sich immer mehr Juden dieser neuen messianischen Erweckungsbewegung anschlossen und der Berg Zion schon regelrecht ein neues geistliches Gegen-Zentrum zum heiligen Tempel-Berg bildete und der Episkopal-Thron des Zaddik Jakobus im Heiligen Land schon ebenso viel Macht und Einfluss innehatte, wie der Heilige Stuhl des Hohenpriesters in Jerusalem!

Das Ganze war ja noch hinzunehmen, solange Jakobus, das Oberhaupt der Nazoräer, diese durch seine vorbildliche Gesetzestreue dazu anhielt, weiterhin der Thora des Mose und den Weisungen der Väter zu folgen, so dass durch seine hohe Stellung ihr mosaisches Lehramt nicht untergraben, sondern vielmehr immer wieder bestätigt und gestützt wurde.

Nun aber wurde durch den wachsenden Einfluss jenes aufrührerischen Heiden-Apostels Paulus diese Christen-Bewegung im heiligen Land immer mehr zu einer ernsthaften Bedrohung des eigentlichen, ursprünglichen Judentums, das sich den göttlichen Gesetzen verpflichtet fühlte, die doch aus den höchsten Himmeln selbst als eine ewige Ordnung gestiftet worden waren!

Darum setzten die Hohen Rats-Herren und einstigen Oberen des ganzen Volkes all ihre Hoffnung auf das neue Oberhaupt Jerusalems, dass der Zaddik Jakobus sie alle wieder zur Vernunft brächte und auf den rechten Weg des Mose zurückführen würde, da sie wussten, dass er in gleicher Weise, wie sie, ein Eiferer für die göttliche Thora war, und es, wie viele messianische Juden, eigentlich lieber gesehen hätte, wenn auch alle Heiden, die Jesus, als den Messias der Juden, auch als ihren Herrn und Heiland angenommen hatten, dann auch zum Judentum übergetreten wären.

Schließlich stand Jakobus, was den Mitgliedern des Hohen Rates freilich nicht verborgen geblieben war, auch relativ lange gegenüber den neuen Lehren jenes Apostels in einer deutlich erklärten Opposition. Und solange jener vom wahren Glauben abgeirrte Pharisäer und verruchte Verräter aus ihren eigenen Reihen seine neuen persönlichen göttlichen Offenbarungen ausschließlich nur unter den Heiden lehrte, konnte das der hohen Geistlichkeit Israels ja auch egal sein! Denn jene gottlosen Unbeschnittenen waren ja ohnehin hoffnungslos verloren!

Nun aber griffen die Irrlehren jenes vom rechten Weg gänzlich abgekommenen Rabbiners, der sich als den größten, wenn nicht gar einzig wahren Apostel Jesu Christi in Szene zu setzen verstand, auch schon auf das Thora-gläubige messianische Judentum über!

Und eben diesem musste unbedingt Einhalt geboten werden, damit die Irrlehren jenes selbst-ernannten Christus-Apostels, der sich von seinem radikalen Christus-Evangelium, dass ihm ganz persönlich geoffenbart worden sein sollte, von nichts und niemanden abbringen ließ, nicht noch weiter auch unter den jüdischen Volksgenossen um sich griffen.

Und hier hofften die Hohenpriester tatsächlich auf eine tatkräftige Unterstützung durch das Oberhaupt der neuen jüdischen Glaubensgemeinschaft, den gesetzestreuen Zaddik Jakobus.

(R)

So wurde Jakobus, da er der Patriarch aller messianischen Juden in Israel war, immer wieder und von allen Seiten, sowohl von den Juden innerhalb der Gemeinschaft der Nazoräer, wie auch von den Juden, die es mit den Pharisäern oder Sadduzäern oder auch den Essenern hielten, die nicht zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren, gefragt: „Sage uns, Gerechter, Jakobus: Was ist die Tür zu Jesus und die enge Pforte zum Heil, die Er aller Welt eröffnet hat?

Ist es die Beschneidung und die Einhaltung der Thora des Mose, wie du es uns so vorbildlich und eindrücklich vorlebst, oder aber das Vertrauen auf die angeblich gänzlich unverlierbare Retterliebe des Herrn allein, wie es jener selbst-ernannte Apostel-Neuling Paulus lehrt, der von Mose abgefallen ist?

Sage uns, was ist die Tür zu Jesus und die enge Pforte zum Heil?! Und was ist die Hürde und Hemmnis zum wahren, rechten Glauben?! Etwa der Anspruch der Thora, die Gott aller Welt als Weg zum Heil gestiftet hat?! Oder nicht vielmehr das Ärgernis, dass jener Paulus lehrt, dass all dies abzustreifen und aufzugeben wäre, was doch der Höchste selbst seit Urzeiten als einzigen Weg zum Heil und als ewige Ordnung aufgerichtet hat?!

Und was ist wohl eine größere Hürde: den göttlichen Geboten, die zum Leben führen, folgen zu müssen, oder jener Anspruch des Paulus, solch widersinnigen Glauben aufzubringen zu haben, dass all dies nicht notwendig wäre und Gott sich unabhängig davon am Ende doch noch aller erbarmen würde, einfach aus Seiner grenzenlosen Liebe heraus?!“

So wurde Jakobus als der Patriarch der messianischen Juden immer massiver von allen Seiten, von innen, wie von außen, bedrängt und zu einer klaren eindeutigen Stellungnahme genötigt – mit dieser einen Frage: „Was ist die Tür zu Jesus und zu Seinem Heil?! Das Gesetz allein oder die Gnade allein?! Der Glaube oder die Werke?! Das rechte Vertrauen oder das rechte Verhalten?! Die Thora, die allein aus aller Verlorenheit ins Heil führen kann, oder die Torheit des Glaubens, den Paulus lehrt, dass Gott sich noch aller Verlorenen erbarmen wird?! Was ist die Tür zu Jesus und die enge Pforte zum Heil?! Erkläre dich bitte und sage es uns!“

Jakobus aber versuchte sich – eingedenk der eindringlichen Mahnung des Herrn, sich mit jenem von Christus persönlich berufenen Apostel nicht zu überwerfen – all diesen Anfragen immer wieder zu entwinden, indem er ausweichend entgegnete: „Was fragt ihr mich nach der Tür zu Jesus und der engen Pforte zum Heil, das Er uns allen eröffnet hat?! ER SELBST ist die Tür und die enge Pforte zum Heil! Denn Er allein ist unser aller Erlöser! Und Erlösung bringt allein ein Leben in Liebe, die aus der Gemeinschaft mit Ihm und aus Seiner Retter-Liebe für uns alle erwächst!“

Wenn sie aber nachhakten: „Doch worin äußert sich denn nun ein solches Leben aus der Liebe des Herrn und Königs Israels?! In der Hochachtung der Thora des Mose oder in ihrer Verachtung?!“, dann stellte der Zaddik Jakobus ihnen die Gegenfrage: „Was ist denn der Kern und das Herzstück der Thora?! Und was hat denn unser Herr und Meister Jesus Christus in Übereinstimmung mit allen Rabbinern Israels gelehrt?! Ist es nicht die Liebe zu Gott, wie zu allen Seinen Geschöpfen und Kindern, wie auch zu sich selbst?!

Wer aber schenkt uns solch grenzenlose Liebe und befähigt uns zu solcher Liebe?! Ist es nicht Jesus Christus in Seiner unversiegbaren Liebe zu uns, wie allen, allein?!

So ist Christus selbst die Tür zur Erlösung und Er allein die Erlösung selbst! Und es gibt keine weitere Tür zu Jesus, da Er selbst diese Tür zum Heil ist und nichts und niemand anderes sonst! Wer aber aus der Liebe Gottes lebt, wird auch nach Seinen Geboten der Liebe wandeln.“

In dieser ausweichenden Art und Weise antwortete der Mebakker Jakobus allen, die ihn zu einer Stellungnahme zu den Lehren des Apostels Paulus nötigen wollten.

Seine Antwort nämlich konnte wiederum jeder so deuten und auslegen, wie es ihm beliebte. Denn Jakobus wollte um alles in der Welt Parteiungen und Spaltungen unter dem eben erst erstandenen messianischen Judentum unbedingt vermeiden, das so überwältigend schnell derart gewaltig angewachsen war, dass es kaum noch zusammenzuhalten war.

Wenn sie ihn aber noch mehr in die Enge trieben und eine deutliche Stellungnahme einforderten, sprach er zu ihnen: „Wer bin ich denn, dass ich darüber urteile, wo sich mehr die Liebe zu Christus zeigt und verwirklicht: ob in der Liebe zum Gesetz Gottes oder aber in der Retter-Liebe zu den Gesetzlosen, die allen alles wird, um alle zu gewinnen?!

Meint ihr denn wirklich, jener Paulus würde einen anderen Herrn und Christus und ein anderes Evangelium lehren, wo seine Verkündigung so vollmächtig wirksam ist?! Wenn dem wirklich so wäre, so soll sein Herr und Gott ihn richten! Was haben wir damit zu schaffen?!

Ich habe aber das Zeugnis von unserem Herrn und Gott, dass Er ihn sehr wohl halten wird! So lasst ihm und den Seinigen doch ihren Weg, wie wir weiterhin bleiben auf unserem Weg!“

(S)

So hatte Jakobus als der Patriarch der messianischen Juden schon viel damit zu schaffen, Spaltungen unter seinem eigenen jüdischen Volk, dessen davidischer Führer er geworden war, zu vermeiden, allein um der Umtriebe jenes Heiden-Apostels willen, dessen Lehren auch immer nachhaltiger in die juden-christlichen Gemeinden eindrangen. Als dann aber schließlich jener Paulus auch noch selbst nach Jerusalem kam, sollte es zum totalen Eklat kommen:

Paulus war nämlich zusammen mit einigen seiner ständigen Begleiter von Antiochia nach Jerusalem entsandt worden, um ihnen eine weitere Kollekte zu überbringen, welche in den Gemeinden aus den Nationen für die Gläubigen in Israel gesammelt worden waren wegen der bevorstehenden großen Hungersnot.

Und als jene Spenden der Heiden-Christen vom gesamten Jerusalemer Presbyterium unter dem Vorsitz des Jakobus auf dem Episkopal-Thron freudig und dankbar entgegen genommen wurden, da beschwor der Herren-Bruder den Apostel Paulus, er möge unbedingt in Jerusalem stille halten, da er unter den Gläubigen, die für das Gesetz des Mose eiferten, schon großen Unwillen und Unmut erzeugt habe, weil mittlerweile selbst sogar schon unter vielen Christus-gläubigen Juden deren Gesetzestreue durch ihre Gemeinschaft mit den Heiden-Christen immer mehr aufgeweicht würde.

Darum bat Jakobus den Paulus, einen Teil der Spenden zu nehmen, um davon für vier Gläubige aus ihren Reihen, die ein jüdisches Nasiräer-Gelübde einer besonderen Weihe für Gott abgelegt hatten, die Opfer zu bezahlen, nachdem sich nunmehr die Tage ihrer Aussonderung erfüllt hatten. Außerdem sollte Paulus sich mit ihnen zusammen auch selbst einem besonderen Reinigungs-Ritual unterziehen, so dass alle sehen würden, dass er als gebürtiger Jude für sich selbst sehr wohl auch noch die Satzungen der Thora hoch-achten und wert-schätzen und auch einhalten würde.

Als nun aber Paulus zusammen mit Trophimus, einem unbeschnittenen Heiden-Christen aus Ephesus im Jerusalemer Tempel im Vorhof der Heiden nahe des Tores zu den Innenhöfen erkannt wurde, kam es zu einem großen Tumult, da nämlich mit einem Mal Juden entrüstet zu schreien begannen: „Jener falsche Prophet und Lügen-Apostel hat den Tempel entweiht! Er hat es gewagt, einen Heiden in den Innen-Hof zu führen!“

Der innere Bereich des Tempels war nämlich allein den Juden vorbehalten und durfte nicht durch Heiden verunreinigt werden. Hier war allen Unbeschnittenen der Zutritt unter Todesstrafe verweigert, worauf auch Tafeln in griechischer und lateinischer, wie hebräischer Sprache klar und deutlich hinwiesen.

Ob nun Paulus tatsächlich jenen Trophimus als unbeschnittenen Heiden-Christen ins Innere des Tempels geführt hatte, ließ sich nie aufklären. In jedem Falle war dies ganz offensichtlich für viele ein willkommener Anlass, an jenem „Lügenmann“, wie er von vielen verächtlich genannt wurde, endlich Hand anlegen zu können.

Und die Behauptung, er hätte einen Heiden ins Heiligtum geführt, wurde auch von vielen geglaubt; denn sie sahen darin einen erneuten, bewusst gesetzten Affront jenes „falschen Messias-Herolds.“ Paulus hatte nämlich nicht allein unter den Schriftgelehrten, aus deren Reihen er ausgebrochen war, erbittertste Todfeinde, sondern auch unter den messianischen Juden, die für das Gesetz des Mose eiferten.

So kam es im Tempel zu einem heftigen Tumult. Denn sie alle ergriffen den Paulus, um ihn zu lynchen, und wollten ihn aus dem Tempel zerren, um ihn dort mit seinem „Heiden-Kumpanen“ zu steinigen.

Glücklicher Weise unterstand die Burg Antonia, also die Palast-Anlagen der Herodianer an der Nordseite des Tempels, mittlerweile der Garnison eines römischen Prokurators, nämlich des Statthalters Markus Antonius Felix, welcher in gewisser Hinsicht der Nachfolger des Präfekten Pontius Pilatus geworden war, nachdem Herodes Agrippa, der Erste, jener schreckliche Verfolger der Christen, der zeitweilig die Herrschaft über ganz Israel innehatte, durch den Zorn Gottes niedergestreckt worden war, dass er von einem Krebsgeschwür gleich einem inwendigen Wurmfraß auf qualvolle Weise zu Tode kam, nachdem er sich über allem, was er den Christen im Heiligen Land angetan hatte, auch noch selbstherrlich in Cäsarea von der von ihm begeisterten Menge gleichsam als einen Messias und Gott hatte feiern und huldigen lassen.

Weil er nämlich ganz Israel unter seiner Regentschaft wieder geeint hatte, hatten viele Juden darauf gehofft, durch ihn könne die alte hohepriesterliche Hasmonäische Dynastie wieder-erstehen, da Agrippa mütterlicherseits makkabäischer Abkunft war.

Folglich befand sich nunmehr also der Amtssitz des Statthalters auf der Burg Antonia im Norden oberhalb des Tempels und nicht mehr, wie zur Zeit des Präfekten Pilatus, wesentlich weiter unten im alten Hasmonäer-Palast südwestlich des Heiligtums.

Von der erhabenen Festung Antonia aus hatten die Römer aber nunmehr auch unmittelbaren Einblick in alles, was sich innerhalb des Tempels abspielte, so dass der Chiliarch Klaudius Lysias, der Oberst der römischen Garnison, die auf der Burg Antonia stationiert war, seine Kohorten sofort eingreifen und Pilatus über die Verbindungstreppe von der Burg Antonia zum Tempel abführen lassen und in Schutzhaft nehmen konnte.

(T)

So kam der Apostel durch das Eingreifen der Römer gerade noch einmal mit dem Leben davon. Der Hauptmann Lysias ließ ihn schließlich zu dem Prokurator Antonius Felix nach Cäsarea überstellen, wo ihm ein erster Prozess gemacht wurde, nachdem er dort von dem Hohenpriester Ananias, einem Sohn des einstigen Hohenpriesters Hannas und Schwager des Hohenpriesters Kaiphas, welche Jesus zum Tode verurteilt hatten, durch einen von ihnen bestellten Rethor, also einen Anwalt und Redner, verklagt wurde.

Jener Prokurator vertagte aber einfach die Verhandlung auf unbestimmte Zeit und hielt den Apostel über zwei Jahre in Gewahrsam, da er um dessen hohes Ansehen in aller Welt wusste und darauf hoffte, man würde versuchen, ihn durch eine beträchtliche Geldsumme freizukaufen.

Immerhin hatte der Präfekt angeordnet, dass dem Inhaftierten jede nur erdenkliche Erleichterung zukommen sollte, so dass der Apostel jederzeit Besuch empfangen und auch Briefe an die von ihm gegründeten Gemeinden seinen Schreibern diktieren konnte.

Dann aber wurde Markus Antonius Felix durch Porcius Festus als Statthalter abgelöst. Und dieser wiederum ließ Paulus nach Rom überführen, nachdem der Apostel sich auf sein römisches Bürgerrecht berufen hatte und darauf bestand, dass seine Sache entsprechend auch von der römischen Gerichtsbarkeit entschieden würde.

(U)

So war das ganze Jerusalemer Presbyterium über alle Maßen erleichtert: einmal, dass jener Paulus, der ja doch – trotz allem – ein Apostel Jesu Christi war, dem Zugriff aller seiner jüdischen Volksgenossen innerhalb, wie außerhalb der jüdischen Christengemeinschaft, die ihn am liebsten tot sehen wollten, entzogen worden war, andererseits aber auch – offen gestanden noch viel mehr, dass dieser Unruhestifter mit seiner radikalen, rigorosen, kompromisslosen Gnadenlehre endlich, wie alle meinten, erst einmal für unbestimmte Zeit aus dem Verkehr gezogen worden war, so das alle darauf hofften, die hochexplosiv angespannte Lage, die das ganze Christentum erfasst hatte, würde sich nun erst einmal wieder beruhigen und die Wogen sich wieder glätten.

Aber so freilich nicht bei diesem feurigen Paulus, der nun noch brennender für die radikale Verkündigung der in Christus geoffenbarten grenzenlosen, unverlierbaren Abba-Liebe eiferte, als früher für die Thora des Mose. So wurde Paulus in Gefangenschaft noch umtriebiger, als zuvor, indem er eine Schreibtätigkeit entfaltete und derart viele Briefe an alle Gemeinden verfasste, dass ihm schier nicht beizukommen war.

So diktierte er beispielsweise einen Brief an die mittlerweile sogar in der Welt-Hauptstadt Rom entstandene Gemeinde, in welcher er die Juden- und Heiden-Christen dazu aufrief, einander stehen zu lassen und sich nicht gegenseitig das Heil in Christus abzusprechen.

So weit, so gut! Wenn er es nur dabei belassen hätte! Aber er ging überdies mit den Juden-Christen äußerst hart ins Gericht, indem er sie als Glaubens-Schwache degradierte und ihren gesetzlichen Geist, in welchem sie alle Heiden als gott-verdammte Sünder aburteilten, als heuchlerische Selbt-Verblendung denunzierte, um derentwillen der Name Gottes von allen Nationen verlästert würde!

Überdies erklärte er in diesem Brief an die Römer, das ganze Volk Israel, das durchs Gesetz selig werden wollte, sei dem Verstockungs-Gericht Gottes anheim-gefallen und würde unter schwerste Gerichte kommen, bis es sich, darüber endlich ernüchtert, am Ende der Zeiten zu seinem Messias, Jesus Christus, bekehren würde, wenn Gott sich den Juden dann wieder zuwenden würde, sobald die Heilszeit für die Nationen, in welcher ein sich aus allen Völkern bildendes heidnisches Christenvolk das alte Volk Israel als Heilsgemeinschaft ablösen würde, sich erfüllt hätte und deren Vollzahl bei der Wiederkunft Christi für die Heiden-Christen in das himmlische Heiligtum eingegangen wäre.

(V)

Über allem aber widersprach der Apostel Paulus ganz bewusst regelrecht provokativ allem, was der Patriarch Jakobus in seinem Brief an die Juden-Christen in der Diaspora geschrieben hatte, und zerriss die Postulate des Zaddik regelrecht wortgewaltig in der Luft.

So hatte Jakobus erklärt: „Erkennt, dass ein Mensch aus seinen Werken gerechtfertigt wird, und nicht aus seinem Glauben allein!“

Und was erwiderte Paulus? „Wir urteilen, dass ein Mensch allein durch seinen Glauben gerechtfertigt wird, gänzlich ohne irgendwelche Werke! Wer also keine Werke tut, aber auf den vertraut, der selbst sogar die schlimmsten Gottlosen noch alle zurecht bringt, dem wird sein Glaube angerechnet zur Gerechtigkeit!“

Jakobus hatte geschrieben: „Ist nicht Abraham, unser Vater, aus seinen Werken gerechtfertigt worden, da er sogar bereit war, für Gott seinen Sohn zu opfern?! So wurde sein Glaube erst durch seine Werke vollendet und allein durch die Werke zu einem wahrhaftigen, gott-gefälligen Glauben!

Und allein um seiner Werke willen, die sein Glaube hervorbrachte, urteilt die Schrift: »Abraham glaubte dem Herrn, und sein Glaube wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit!«“

Und was wusste hier jener Paulus zu entgegnen? „Wie nun sollen wir über Abraham, unseren Vater, urteilen? Sollte Abraham tatsächlich aus seinen Werken gerechtfertigt worden sein?! Wenn er in Hinblick auf seine Werke tatsächlich etwas zu rühmen hatte, dann doch sicher ganz gewiss nicht vor Gott! Denn auch er erlangte bestimmt nicht die Heiligkeit, die man vor Gott haben sollte!

Sondern wie urteilt die Schrift? »Abraham glaubte an den Herrn und vertraute auf Seine Gnade, und allein ebendieser sein Glaube wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit«!

Denn wenn er sich diese durch Werke verdient hätte, so wäre er nicht aus Gnaden errettet worden, sondern aufgrund von Schuldigkeit! Wir wissen aber, dass wir alle den Geboten Gottes nicht genügen können und alle errettet sind allein aus Gnade! Diese aber wird uns zuteil allein durch den Glauben, nicht durch irgendwelche Werke!“

(W)

Aber, als ob das alles nicht schon genug gewesen wäre und das Maß des Hinnehmbaren damit nicht schon überschritten worden wäre!

Über allem richtete jener Paulus auch noch einen Brief an die Hebräer, also die Christus-gläubig gewordenen Juden, der sich, wie der Inhalt seines Schreibens offenlegte, insbesondere an die gläubig gewordenen Essener richtete, die der Kaste des zadokidischen Priestergeschlechtes angehörten und die – im Geist der Propheten – den unter den verweltlichten hasmonäischen Sadduzäern zu einer gottlosen Geschäftemacherei und sinnlosen Abschlachterei verkommenen Opferkult im Tempel anprangerten, so dass sie sich sogar weigerten, bis allein auf das Passah zu dem ihnen zugestandenen Termin im Heiligtum noch irgendwelche Opfer darzubringen.

Darum hatten die Chassidim begonnen, sich selbst als die wahren Priester Gottes durch ein vollauf geheiligtes Leben für Gott gleichsam selbst als Sühneopfer für das vom rechten Weg abgekommene Volk Israel hinzugeben.

Paulus erklärte ihnen nun in diesem seinen Brief, sie könnten den ganzen Opferkultus, dem sie sich ohnehin schon verweigert hatten, nunmehr gänzlich fahren lassen und abschwören, da das vollendete Selbst-Opfer des himmlischen Hohenpriesters Melchisedek, welcher Jesus Christus ist, jedes weitere Opfer gänzlich unnötig und überflüssig machen würde! So hätte der Tempel Gottes mit seinem Opferritus endgültig ein für alle Mal ausgedient, da Christus – und in Ihm Gott selbst – das einzige gott-gefällige Sühneopfer für ausnahmslos alle nunmehr höchstpersönlich selbst erbracht habe.

Alle Opfer-Bestimmungen der Thora des Mose wären nämlich auch nichts weiter als prophetische Hinweise auf dieses eine selbstlose hingebungsvolle göttliche Selbst-Opfer gewesen, so dass diese ihren Dienst als Hinweis auf die einstige Selbst-Hingabe der Gottheit für ausnahmslos alle damit erfüllt hätten und somit völlig überflüssig geworden waren.

Überdies wären alle Gebote des Mose, wo sie nicht prophetisch auf Christus hin ausgedeutet würden, für sich doch nur nutzlose, unsinnige fleischliche Satzungen für das Fleisch, derer geistlich wiedergeborene Gotteskinder, die nunmehr aus dem Geist der göttlichen Liebe Jesu Christi gegen wahrhaft alle leben würden, nicht mehr bedürften.

Ob diese Streitschrift gegen den Tempelkultus nun wirklich von dem Apostel Paulus verfasst worden war, blieb zwar unklar, da er nämlich anonym gehalten worden war und auch im Sprachstil, einem glänzenden Griechisch, merkliche Unterschiede zu den sonst oft mitunter holprigen Ausführungen des Paulus aufwies: doch es waren sich alle einig, dass dieser Speerstich gegen den Tempel und den dortigen Opferkultus, der Einnahmequelle der Sadduzäer, zumindest dem Geiste nach auf Paulus zurück gehen musste – zumal am Ende die Freisetzung seines jahrelangen Mitarbeiters und Begleiters Timotheus mitgeteilt wurde.

Deshalb waren sich alle einig: Mit diesem Pamphlet wider den Tempel revanchierte sich Paulus dafür, dass man ihn und seinen Begleiter in dem ach so heiligen Tempel Gottes so übel mitgespielt hatte – einem Tempel, der in seinem Aufbau und seinen Bestimmungen allen Seelen, die nach Heil und Erlösung in der Liebe und Nähe der Gottheit verlangten, weit mehr vermittelte, dass jener Höchste fern und unnahbar wäre, als dass ihnen allen der freie Zutritt bis ins Allerheiligste des mitfühlenden Abba-Herzens offen-stünde, weswegen bei Jesu Sühnetod für alle schließlich auch der schwere, fingerdicke Vorhang zum Allerheiligsten Gottes von oben bis unten entzwei gerissen war.

(X)

So waren sich alle, innerhalb wie außerhalb der Nazoräer-Gemeinde einig, dass dieser aus der Anonymität abgeschossene tödliche Pfeil und Angriff auf den Tempel und seinen Kultus im Letzten doch auf Paulus zurück gehen musste und auf seine Veranlassung hin verfasst worden war, weil man einem Gotteskind an seiner Seite nicht allein den Zutritt ins Heilige Gottes verweigern wollte, sondern ihn und seinen Begleiter überdies dafür noch lynchen und steinigen wollte, da Paulus sich angeblich selbstherrlich über die altehrwürdigen Bestimmungen, welche die Ehrwürdigkeit jenes Raumes der göttlichen Heiligkeit wahren sollte, hinweg gesetzt hatte.

Folglich rechnete hier der hitzige Apostel auf diese Weise mit dem heuchlerischen Kult um das vermeintliche Heiligtum Gottes ab. Und das rief nun wiederum die Sadduzäer auf den Plan.

Ja, es war regelrecht so, dass, wie zuvor Jesus bei den Pharisäern verhasst war, so nunmehr Paulus bei den Sadduzäern! Deshalb bestellte der Hohepriester Ananias den Zaddik Jakobus zwecks einer Aussprache vor den Hohen Rat.

Jener Ananias aber war ein Sohn des einstigen Hohenpriesters Hannas, welcher auch nach seiner jahrelangen Amtszeit letzten Endes noch immer die Fäden in der Hand behalten hatte, da vor und nach seinem Schwiegersohn Kaiphas, der mit ihm zusammen Jesus zum Tode verurteilt hatte, fünf seiner Söhne auf dem hohenpriesterlichen Thronstuhl saßen.

Da dem Herren-Bruder Jakobus aber aufgrund seiner Gesetzestreue auch an einem guten Auskommen mit den Schriftgelehrten lag, nahm er – entgegen einiger schwerer Bedenken innerhalb seines Presbyteriums – die Einladung an und suchte den Sanhedrin auf.

Dort erbaten sich die Sadduzäer von dem Patriarchen eine Gefälligkeit beim nun unmittelbar bevorstehenden Passah-Fest aus, wenn alle Juden aus Israel, sowie aus aller Herren Länder in der Heiligen Stadt versammelt wären, von denen sich schon eine große Anzahl seiner messianischen Bewegung angeschlossen hatten: Da möge er – als der so hoch angesehene und von allen Juden geachtete gesetzestreue Zaddik – doch bitte das Wort an alle Juden richten und klarstellen, dass die Thora mit allen ihren Satzungen und Einzelbestimmungen nach der Überlieferung der altehrwürdigen Väter, sowie auch der Tempelritus selbstverständlich auch ebenso für alle Juden, die seinen Bruder Jesus als ihren Messias angenommen hatten, als eine ewige Ordnung Gottes uneingeschränkt weiterhin gelten würden.

Und sie versuchten ihn mit falscher Ehrerbietung, indem sie sagten: „Siehe, wir wissen, dass Jesus angekündigt hat, dass nach Ihm ein noch Größerer kommen würde, der alle in die letztgültige Wahrheit leiten würde und ihnen noch vieles offenbaren würde, was Er noch nicht enthüllt hat. Wir alle sind uns darin einig, dass du derjenige sein musst, den dein Bruder angekündigt hat. Denn wir alle sehen, wie alle Welt auf dich blickt und an deinen Lippen der göttlichen Weisheit klebt.“

So trachteten sie danach, den Jakobus mit ihren Schmeicheleien zu verführen. Denn Jesus hatte dies keineswegs von irgendeinem Menschen angekündigt, nicht etwa von irgendeinem noch größeren irdischen Nachfolger von Ihm, der noch bedeutender und wichtiger werden würde, als Er selbst es für alle Welt ist; sondern Jesus sprach hier vielmehr von dem Heiligen Geist, der zum Schawuot ausgegossen wurde über die ganze Anhängerschaft Christi, und überdies sogar über alle Welt.

Und Ananias, der Hohepriester, sprach zu Jakobus: „Denn siehe, in mancherlei Hinsicht drückte sich dein kleiner, noch unerfahrener Bruder in Seinem jugendlichen Über-Eifer recht missverständlich aus, so dass Er viel Unruhe und Verwirrung im ganzen Volk verursachte, als hätte Mose seine Bedeutung für Israel gänzlich verloren.

Du aber – als der Ältere, Erfahrenere – hast sie nun alle wieder zu Mose zurück geführt und wieder auf den rechten Weg gebracht, wo sie deinen Vorgänger missverstanden hatten, wofür wir dir alle überaus dankbar sind, und dich alle über alle Maßen wert-schätzen!

Nun aber ist es jener Paulus, der so große Verunsicherung unter dem ganzen jüdischen Volk ausgelöst hat, der, wie du weißt, sich von allen – von uns, wie auch selbst von dir – in verräterischer Weise radikal abgewandt hat – wie von allem, was allen wahren Juden hoch-heilig ist und was ihm selbst sogar von dem alt-ehrwürdigen, in aller Welt hoch-geachteten Gamaliel gelehrt worden war, der in Kummer über seinen Abfall verblichen ist.

Darum bitten wir dich inständig um eine offene Stellungnahme und Klarstellung wider diesen abtrünnig gewordenen Rabbiner und Apostel, der überall in der Welt den Abfall von Mose lehrt und den großen heiligen Propheten Israels, Mose, wo immer er kann, schmäht und mit Füßen tritt.

Und siehe, nun wettert er auch schon selbst sogar wider diese heilige Stätte Gottes – jenen Ort, den auch du so gerne aufsuchst, weil du weißt, wer darin wohnt! Er aber schmäht diese heilige Wohnstätte, um das Maß seiner Sünden gar gänzlich voll zu machen! – wie er aber auch kein einziges deiner Sendschreiben an alle Heiligen Israels ohne irgendwelche schmählichen Widerworte stehen lässt!

Darum möchten wir dir Gelegenheit geben, dass du zu allem Volk reden kannst zum großen Passah, dass sie weiterhin DIR folgen sollen, wie du dem Mose folgst, auf dass jener falsche Heiden-Apostel dir nicht noch alle deine Schafe abspenstig macht SICH NACH und sie alle in die Irre auf die gottlosen Wege der Unbeschnittenen führt.

Denn es ist uns allen deutlich geworden: Dieser lehrt ganz offensichtlich einen anderen Christus, als wie du es tust: einen hellenistischen Heiden-Christus für die Unbeschnittenen, nicht jedoch den, welcher doch wohl, wenn Er denn wirklich der Messias Gottes war, dann doch allein der Erlöser für alle thora-getreuen Juden gewesen sein kann und dessen Heil darum auch einzig den rechten, wahren Juden zugänglich sein kann, die sich auch dem großen gott-gesalbten Mose verbunden wissen, wie auch dem göttlichen Heiligtum.

Wenn Heiden diesen einstigen Propheten-König der Juden annehmen wollen, so steht es ihnen allen doch frei, Proselyten zu werden! So aber, wenn es tatsächlich zweierlei Evangelien unter zwei verschiedenen Christussen geben soll, ein heidnisches für die Heiden und ein jüdisches für die Juden, diese aber in Liebe und Eintracht miteinander Umgang pflegen sollen, wie es die Liebe, welche euer König lehrte, gebietet, so muss dies zwangsläufig dazu führen, dass die Heiligen Israels ihre Reinheit um derer willen opfern müssten, die sich nicht rein halten wollen. Und wieviel Widerwillen und Unmut und Ärgernis und Zorn dies selbst unter deinem eigenen ganzen Volk erzeugt, ist dir, hoch-geschätzter, ehrwürdiger Zaddik Jakobus, sicher noch eindringlicher bewusst, als uns!

So beobachten wir, die Hüter Israels, mit großer Sorge, was sich unter deinen Herden vollzieht, und fürchten, es wird bald große Unruhen und Aufstände geben, weil jener abgefallene Pharisäer und Lügen-Apostel so große Verwirrung unter all den Deinen, die auch die Unsrigen sind, ausgelöst hat.

Darum wären wir bereit, dir am Passahfest Gelegenheit zu geben – ja, von der Zinne des Tempels zu allem Volk zu reden, auf dass du vor aller Welt klarstellst, was die Tür zu Jesus und die enge Pforte zu dem Heil ist, welches Er aller Welt darbietet: Dass es, da Er doch ein Gerechter und ein Sohn Gottes war, nichts anderes sein kann, als was Gott von allen Uranfängen an Seinem Volk, das Er sich geheiligt hat, gelehrt hat: die Satzungen des Mose, die als göttliche Ordnung Gültigkeit behalten auf ewig, wie auch der Heilige Tempel, welcher alle Juden trotz ihrer vielen Parteiungen doch noch eint und als ein Volk zusammenhält.

Wenn diese beiden Säulen fallen, die Thora, wie der Tempel, dann wird es gar bald gänzlich aus sein mit diesem Volk! Dann wird die Liebe in ihnen allen erkalten, dass sie alle übereinander herfallen und sich zerfleischen werden, weil keine für alle verbindliche Ordnung und keine Orientierung und keinerlei Halt mehr gegeben ist.

Du aber wirst sie alle den rechten Weg lehren und zurück führen auf den Weg des Mose hin zum Heiligtum Gottes hier in Jerusalem! Darum sind wir alle darin überein gekommen, zurück treten zu wollen und dir den Vortritt zu lassen, zu allem Volk zu reden.“

Jakobus aber dankte ehrfurchtsvoll und antwortete ebenso auf jedes seiner Worte höchst bedacht, da er wohl wusste, dass er es mit denen zu tun hatte, die Seinen Herrn und Heiland ans Kreuz gebracht hatten; gleichwohl hoffte er immer noch, seine Gebete würden erhört und selbst auch die Hohen Rats-Herren würden noch zum Glauben an ihren Erlöser finden.

Auch erkannte er, welche Chancen sich ihm durch dieses Angebot eröffneten, wie aber auch, welche Gefahren damit verbunden waren und nicht allein ihm, sondern mit ihm auch der ganzen Gemeinde Jesu Christi drohten.

Und so erwiderte der Patriarch: „Werter Hoher Priester Ananias! Hannas! Kaiphas! Ehrwürdige Rats-Herren, liebe Brüder!

Ich danke euch für das Vertrauen, das ihr in mich setzt, wo ich doch nur ein einfacher Zimmermann und Sohn eines einfachen Zimmermanns bin.

Fürwahr hat jener Paulus auch mir schon viel Kopfzerbrechen und Wehe bereitet! Und auch mir liegt, wie euch, an Eintracht und Frieden in unserem Volk! So will ich viel darüber beten, dass Gott, unser HERR, es mir schenke, dass ich auch die rechten Worte finden mag, uns alle auf den Weg Seiner Wahrheit zu leiten.“

Und mit diesen Worten verabschiedete sich Jakobus mit denen aus seinem Ältesten-Rat, die ihn begleitet hatten.

(Y)

Als aber der Patriarch der Christen hinaus gegangen war und die Versammlung des Hohen Rates verlassen hatte, da fragten die von den Sadduzäern nochmals vor allen Rats-Herren, wie schon zuvor im Vertrauen, den Hohenpriester Ananias: „Weißt du auch wirklich, was du da tust?! Dieser ist, wie gesetzes-treu er auch immer sein mag, doch über allem das Oberhaupt jener Sekte, deren Messias wir als einen Gotteslästerer und Verführer aller Welt überführt und dem Tode überantwortet haben!

Und der Einfluss, den er auf das ganze Volk Israel hat, könnte sich durch diese Gelegenheit, welche du ihm bieten willst, nur noch mehr vergrößern! Was, wenn er nicht in unserem Sinne redet, dass die Thora und der Tempel auch für alle messianischen Juden niemals ihre Bedeutung verlieren dürfen?!“

Ananias aber schmunzelte und warf einen alles sagenden Blick zu seinem Vater Hannas: „Meinst du, wir sind Toren?! Sollte jener auch nur ein einziges Wort wider die Thora oder den Tempel sprechen, werden wir ihn vor aller Welt Augen von der Zinne des Tempels in den Abgrund stoßen!

Erkennt ihr´s denn nicht?! Dies ist eine Fügung Gottes, dass soeben der Statthalter Festus verstorben ist, Albinus aber, welchen der Kaiser zu seinem Nachfolger bestimmt hat, sich noch auf der Reise von Rom nach Jerusalem befindet! So: WER hat im Moment die absolute Gerichtsbarkeit?! Wir müssen uns vor niemanden verantworten und können endlich einmal wieder schalten und walten, wie es uns beliebt! Denn in dieser Zeit der Vakanz sind WIR die Hüter der Ordnung nach dem Gesetz!

So haben wir nunmehr eine Gelegenheit, wie sie nicht wiederkommen wird! Wenn jener sich nicht vor uns beugt, so wollen wir ihn in den Abgrund stürzen! Wer aber wird es dann noch wagen, gegen uns auch nur das Wort zu erheben, wenn wir ihren Hirten erst gestürzt haben?! Das wird ihnen allen eindrücklich zur Abschreckung dienen! Denn ich sage euch: Dann wird sich endgültig das Wort erfüllen: »Ich will den falschen Hirten zerschlagen und seine Herde auf ewig zerstreuen«!“

Und mit diesen Worten erhob sich der Hohepriester Ananias, der ganz der Sohn seines Vaters Hannas war, und erklärte die Hohe Versammlung für beendet.

Diese Worte des Ananias aber entsetzen viele von den Pharisäern. Nicht, dass ihnen am Leben des Jakobus selbst irgendetwas gelegen hätte; sondern sie sagten sich vielmehr: „Wenn jener fällt, wird der Einfluss dieses Abtrünnigen, des Paulus, noch viel mehr anwachsen! Dann wird kein Halten mehr sein!

Denn Jakobus wandelte zeitlebens in allen Stücken nach dem Gesetz und war bis auf den heutigen Tag ein getreuer Zaddik, der die Thora nach unserer Halacha auszulegen verstand. Wenn dieser fällt, wird jener Abgeirrte aus unseren Reihen, der mit der Spitzfindigkeit eines Winkel-Atvokaten alle Schrift verdreht, ohne jedes Hindernis alles Volk von Mose abspenstig machen!“

Darum entsandten die von der Parteiung der Pharisäer eine Gesandtschaft zu Herodes Agrippa, dem Zweiten, welcher der Sohn jenes Agrippa war, welchen der Engel des Herrn niedergestreckt hatte, nachdem er die messianische Gemeinde verfolgt und sich selbst als Messias hatte feiern lassen.

Und diese Gesandten sprachen bei jenem Tetrarchen vor. Denn er war zwar nur noch ein Vierfürst über einen Teil Israels, hatte aber auch die Aufsicht über den Tempel inne – mit dem Recht, sogar den Hohenpriester ein- oder auch absetzen zu können.

Und sie sprachen zu ihm: „Denke an das, was deinem Vater widerfuhr, nachdem er gegen jene Nazoräer wütete! Wie schnell er dahingerafft wurde durch den Zorn Gottes! So hüte dich, es ihm gleich zu tun, und gebiete diesem Hohenpriester Ananias Einhalt! Dies nämlich war auch der Rat des altehrwürdigen Rabbi Gamaliel, dessen Ansehen weit über ganz Israel hinaus reicht!“

Agrippa aber, als er das hörte, sandte sie zurück mit einem ebenso kurzen, wie klaren Schriftstück: „Werter Ananias! Mir ist zu Ohren gekommen, du willst Hand anlegen an Jakobus. Ich sage dir: Wenn du dein Amt behalten willst, so habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten!“

Nicht viel anders fiel auch die Reaktion des Albinus aus, der auf dem Wege war, sein Prokurat in Jerusalem anzutreten. Auch er war entrüstet über das Ansinnen des Ananias, nun eigenmächtig ohne jedes Einverständnis der Oberhoheit Roms Gerichtssitzungen abzuhalten, und drohte ihm Strafe an.

(Z)

Jakobus aber begab sich von diesem Tage an wieder in den Tempel, um dort ohne Unterlass zu beten und Klarheit zu gewinnen, was er denn nun sagen sollte. Denn ihn bedrückte es über die Maßen, da er sehr wohl erkannte, wie alles auf Messers Schneide stand, und dass seine Worte auch über das Wohl und Wehe aller Nazoräer im Heiligen Land Ausschlag geben konnten. Und so betete er unablässig: „Herr! Erbarme dich! Christus! Erbarme dich! Herr! Erbarme dich! Was soll ich nur sagen?!“

Als Jakobus aber so im Tempel des HERRN bis tief in die Nacht hinein betete und schon ganz allein im Heiligtum verblieben war: Siehe, da wurde es licht, und die Herrlichkeit des HERRN umleuchtete ihn, und der Herr selbst, der zu Gott Erhöhte, erschien ihm in all Seinem majestätischen Glanz als der himmlische Hohepriester Melchisedek, mit dem Brustschild der zwölf Stämme Israels auf seinem Herzen und den schicksalsbestimmenden Steinen »Urim« und »Tummim«, »Licht« und »Recht«, in jener Brusttasche.

Und Er sprach zu ihm: „Jakobus! Mein lieber Bruder und Sohn, der du Mir Vater warst! Nun ist die Stunde gekommen! Du weißt, dass auch Ich schon einmal auf der Zinne des Tempels stand: genau dort, wo auch du stehen wirst! Und du weißt auch, wie der Satan Mich dort versuchen wollte, wie nunmehr auch dich! Aber Ich widerstand ihm, so dass er erliegen und weichen musste! So nunmehr auch du!

Deshalb peinige dich nicht mehr länger im Vorfeld darüber, was du nun allem Volk sagen sollst in dieser schicksalsträchtigen Stunde! Und stelle auch ja keinerlei Überlegungen mehr in dieser Richtung an! Sondern fliehe vielmehr in Meine Liebe, die dich ganz umfluten und aus allem heben will, auf dass du erkennst, dass schon alles beschlossen und geschrieben ist! Darum gründe dich vielmehr gänzlich in Meiner Liebe zu dir, wie auch zu allen anderen, selbst sogar zu all den deinen, wie Meinen Widersachern: einer Liebe, die am Ende doch allen Sieg behalten muss!

So werde Ich selbst in dir sein, wie du in Mir, dass Ich mit dir und in dir auf jener Zinne des Tempels stehen werde, wie schon einmal, so dass auch dich der Satan nicht verleiten und versuchen kann. Sondern Ich, der Ich bin, der ICH BIN, werde ihm erneut widerstehen!

Und ich selbst werde dir Meine Worte in den Mund legen: Worte, denen fürwahr auch alle erbittertsten Widersacher nichts entgegenhalten, noch ihnen widerstehen können! – Worte der Liebe, die alle engherzigen Gedankenfestungen einzureißen vermögen! So werde Ich erneut von der Zinne des Tempels her den Satan überwinden!

Und wenn du auch hinunter gestoßen werden magst nach dem Fleisch, so werden dich doch Meine Engel hinauf tragen in die höchsten Herrlichkeiten der Himmel nach dem Geist, weil du überwinden wirst in allem, wie Ich es tat! Denn Ich selbst, der Überwinder von allem, bin in dir!“

Und mit diesen Worten des Trostes und Zuspruchs entschwand unvermittelt der Herr. Über dem Tempel aber erstrahlte die Herrlichkeit des Herrn am ewigen Sternenfirmament, und Jakobus wurde im Angesicht jener Gestirne, uralt an Tagen, bewusst, wie unbedeutend doch sein Leben war, wie auch das, was er sagen würde, da alles durchwaltet ist von einer viel größeren gewaltigeren Macht.

(AA)

Als Jakobus aber unter die Seinigen trat, sprach er zu ihnen: „Der Herr ist mir erschienen und hat mir versichert: Was auch immer geschehen wird: Er ist bei mir, und mein Los wird sein unter Seinen Herrlichkeiten, ja, bei den Engeln!

Darum gebiete ich euch: Was immer auch geschehen mag! Segnet, die mir fluchen! Betet für die, die uns verfolgen! Aber nur dies eine nicht: Keine Gewalt! Keinen Widerstand und kein Aufbegehren! Keinen Aufruhr! Und ja keinen Aufstand! Keine Gewalt!

Denn es gibt eine letzte Wahrheit, für die ich auch bereit bin zu sterben! Aber es gibt keine Wahrheit, für die ich bereit wäre, zu töten oder töten zu lassen! Und wenn auch ihr in der Wahrheit seid, so wird dies auch eure Gesinnung sein, denn das Reich, dass uns unser Herr und Heiland verhießen hat: Es ist nicht von dieser Welt! Und es ergreift auch nicht die Herrschaft mit den Waffen dieser Welt!

Darum sage ich euch jetzt, wie schon immer: Keine Gewalt! Sondern Frieden, Eintracht, Nachsicht, Geduld, Gebet und Liebe! Denn nicht Gewalt rettet uns, noch kann sie uns je retten, sondern allein die Liebe! Dies sagt allen Brüdern und Schwestern, die nach Jerusalem herauf ziehen! Dies ist, wenn es denn so sein soll, mein letzter Wille: Keine Gewalt!

Denn sie sind ja doch alle unsere Brüder und Schwestern, Kinder Abrahams und Israels! Darum keine Gewalt! Sondern betet vielmehr für sie, wie ich es zeitlebens getan habe! Der Herr aber wird euer Gebet erhören!

So will ich denn, wenn es sein muss, auch gern mein Leben für dies Volk lassen, um es so loszukaufen von seiner schweren Schuld, wie es auch schon unser Herr und Heiland getan hat!

Und wenn um all dessentwillen, was geschehen ist und noch geschieht, auch Gerichte folgen müssen: so werden diese unsere Geschwister am Ende doch noch in die Arme der Gnade treiben!

Darum betet dafür und vertraut, dass der, der das gute Werk begonnen hat, indem Er sich alle Seelen erkauft hat, dies auch noch vollenden wird, indem Er an sich nimmt, was nunmehr Ihm gehört und unwiderrufbar alles Sein ist und ewig bleiben wird.“

(AB)

Als nun das Passah gekommen war, und eine nicht mehr zählbare Menge von Juden aus dem ganzen Land, sowie auch aus der Diaspora, im, wie um den Heiligen Tempel in Jerusalem versammelt war, kam die große Stunde der Entscheidung:

Da trat der Hohepriester Ananias, zusammen mit seinem Vater Hannas und seinem Schwager Kaiphas, vor das Volk und sprach: „Liebe Brüder aus allen Stämmen Israels! Wir alle wissen, wie viel Unruhe und Verwirrung jener abgeirrte Pharisäer und gefallene Saul, der bestimmt nicht zu den Propheten gehört, im ganzen Volk verursacht, der von sich behauptet, der neue Apostel Jesu zu sein, den viele von euch als den Messias Israels verehren.

Darum sind wir übereingekommen, eurem »Oblias« Gelegenheit zu geben, der über euer aller Seelen wacht, zu euch zu sprechen, um euch wieder von den Abwegen abzubringen, auf welche jener Abtrünnige, Paulus, euch alle irreleiten will. So hört, was jener weise, von allen hoch-geschätzte Zaddik euch zu sagen hat, der in aller Welt als der »Herden-Turm« auf dem heiligen Berg Zion verehrt wird.“

Und eine Abordnung der Tempelwache führte den Patriarchen Jakobus auf die östliche Zinne des Tempels – dort, wo die Mauer des Heiligtums am gewaltigsten über dem Kidron-Tal emporragte.

Und alles Volk hielt den Atem an, um zu hören, was jener Zaddik ihnen zu sagen hatte; denn er war wegen seiner tiefen Frömmigkeit und Treue zum Gesetz nicht nur unter den Nazoräern, die Christus-gläubig geworden waren, hoch geachtet, sondern überdies bei allen Juden wert-geschätzt.

Jakobus aber hob die Hand und sprach zum ganzen Volk Israel: „Hört, liebe Brüder und Schwestern, was ich euch zu sagen habe, bezüglich der Bedeutung der Thora und des Tempels in Hinblick auf das, was jener einstige Pharisäer Paulus lehrt, der von vielen als der größte Apostel Jesu Christi verehrt wird.

Denn ich werde immer wieder von allen Seiten gefragt: »Was ist die Tür zu Jesus? Und was ist die enge Pforte zum Heil, die Er uns eröffnet hat? Ist es die Thora und der Tempel, wie es unsere Väter gelehrt haben, oder Seine Liebe und Gnade allein, wie es jener neue Apostel nun lehrt?«

So hört, was ich euch hierzu zu sagen habe!

(AC)

Ihr wisst, dass ich von Kindesbeinen an ein großer Verehrer der Thora bin und suche, sie in allen Stücken zu befolgen und zu erfüllen. Und viele von euch meinen, ich wäre gänzlich untadelig vor dem Gesetz, so dass viele meine Gerechtigkeit vor Gott rühmen.

Ich muss euch aber gestehen, dass auch selbst ich, trotz der Gnade, die mir zuteil wurde, dass ich ausgesondert wurde von Mutterleibe an, der so viel geliebten Thora des Mose nicht in allen Stücken genügen kann, sondern mich im Laufe meines Lebens trotz redlichsten Bemühens in vielerlei Weise verschiedenster Übertretungen schuldig gemacht und mich versündigt habe, wie es wohl einen jeden von uns geht.

Darum errettet uns fürwahr nicht unsere eigene Gerechtigkeit, der wir durch die Befolgung der Thora nachjagen, sondern allein die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, der uns allen in Seiner unendlichen, grenzenlosen Liebe mit Langmut und Nachsicht begegnet.

Was nun aber ist der Kern und das Herzstück der Thora?! Und was lehrte unser Herr Jesus Christus in völliger Übereinstimmung mit unseren hoch-geschätzten Rabbinern?

Ist es nicht die Liebe zu Gott, wie zu allen Seinen Geschöpfen und Kindern, die alle unsere Geschwister sind?! Und ist es nicht dies, dass wir allen die Liebe und Nachsicht und Geduld und Fürsorge entgegen bringen sollen, wie wir sie selbst uns von allen wünschen?!

So sind wir alle aufgerufen, die göttliche Barmherzigkeit, aus der wir selbst leben und in der wir allein bestehen können, ebenso auch an alle anderen weiter zu geben und so die unversiegbare Liebe und Barmherzigkeit allen Wesen zu bezeugen in Wort, wie auch in der Tat.

Was ist nun mit denen, welche der Thora nicht so folgen können, wie wir? Was ist mit den Heiden, die nicht, wie wir, aus heiligem Samen geboren, sondern von Natur aus Sünder sind?

Ist uns ihnen gegenüber, trotz all ihrer Untüchtigkeit vor den Geboten, nicht ebenso Liebe und Barmherzigkeit geboten, aus der wir selbst doch in gleicher Weise leben, da wir ebenso wenig dem göttlichen Gesetz in allem genügen können?!

Und wird hier nicht mancher tatsächlich in seiner Liebe zur Thora und in seinem Über-Eifer für Mose dazu verleitet, gar zu schnell unbarmherzig mit den Unvermögenden zu werden, ja sogar herzlos, eiskalt und gnadenlos, voll Verachtung gegen die Untüchtigen und Schwachen, mitunter sogar von Hass erfüllt wider die, welche den göttlichen Satzungen nicht die selbe Liebe und Verehrung entgegen bringen können, wie wir es tun?

Doch muss ich euch fragen: Sind wir da dann noch in der Liebe Gottes, des HERRN, die Er zu allen Seinen Kindern und Geschöpfen hat, wie unreif sie auch immer noch sein mögen?! Sind wir da noch in der Liebe, die das Herz und Haupt aller Seiner Gebote ist?!

So: Was ist nun mit den Heiden, die zum Glauben an die Barmherzigkeit Gottes gekommen sind durch unseren Herrn und Heiland Jesus Christus?! Dürfen wir diese, die ihr Heil in der unversiegbaren Liebe und Gnade Jesu Christi gefunden haben, dadurch verunsichern, indem wir lehren, sie müssten Juden werden und die Thora befolgen, wie wir es tun, wo wir doch selbst bei größtem Eifer und Bemühen ihr trotz-allem nicht einmal selbst gerecht werden können?! – wo uns unser Über-Eifer für Mose mitunter sogar selbst aus der Liebe und Barmherzigkeit unseres Herrn und Erlösers gegen alle fallen lässt!

Können wir nicht darauf vertrauen, dass der Herr selbst, wenn auch jene Heiden Ihn schon annehmen, ihnen auch die rechten, letztlich einzig bedeutsamen Gebote der Liebe und Barmherzigkeit aufs Herz legen wird, jene höchsten göttlichen Weisungen, auf die es im Wesentlichen ankommt, ebenso wie auch uns?

Was also brauchen die Heiden noch unser Gesetz, das uns so heilig ist, wenn sie Christus haben?! Er in Seiner Liebe und Barmherzigkeit wird ihnen selbst zum Gesetz werden!

Was aber die Gemeinschaft mit solchen Heiden-Christen betrifft: Wer sind wir, dass wir sie aus der Gemeinschaft der Heiligen ausschließen dürften?! – nur, weil sie ihren Glauben anders leben als wir: nicht nach den Bestimmungen, die allein uns, den Juden als der vor allen Nationen vor-erwählten heiligen Priesterschaft im Mittlerdienst hin zu Gott, gegeben worden sind!

Sind wir in der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit, durch die auch wir allein nur bestehen können, nicht zur selben Langmut und Nachsicht verpflichtet, wie sie Gott, der HERR, auch mit uns selbst hat?! – so dass wir sie um der Retter-Liebe unseres Herrn gegen alle doch unmöglich ausschließen dürfen aus unserer heiligen Versammlung, weswegen wir bei allem doch verpflichtet sind, mit allen, die Gott lieben und unserem Herrn und Erlöser nachfolgen wollen, Gemeinschaft zu haben, auch wenn sie Heiden und nicht, wie wir, Juden sind und darum der heiligen Thora noch weniger nachzukommen in der Lage sind, als selbst wir, die auserwählten Heiligen Gottes.

Sind wir nicht zur Liebe auch ihnen gegenüber verpflichtet, so dass wir sie nicht ausschließen dürfen, wenn wir nicht selbst ausgeschlossen werden wollen von unserem Gott und Herrn?! …, weil wir uns dann nämlich selbst am Herzen und Augapfel Seiner Thora versündigt haben, die uns zur Liebe und Barmherzigkeit gegen alle Seine Kinder und Geschöpfe anhält!

So lasst doch den Heiden ihren eigenen Weg mit dem HERRN, wie auch wir unseren eigenen Weg gehen wollen mit dem HERRN! Darum: Schließt jene nicht aus vom Heil, das ihnen, wie auch uns, nicht durch die Thora, sondern allen durch die Liebe und Gnade und Langmut und Geduld und Barmherzigkeit des HERRN allein geschenkt wird!

Denn wir alle, auch die Heiligsten unter uns, können dem Anspruch des göttlichen Gesetzes ja doch auch selbst nicht genügen; und keiner von uns ist in der Lage, die Thora in allen Stücken zu erfüllen. Sondern wir leben alle, ob Juden oder Heiden, allein aus der Liebe und Gnade und Barmherzigkeit Gottes, der uns alle trotz unserer Unzulänglichkeit vor Seinem Gesetz dennoch alle unverlierbar liebt und annimmt, und noch alle Seine Kinder in Sein Heil führen will!

(AE)

Als dieses von dem Geist Christi inspirierte grandiose Zeugnis des Jakobus, der den Paulus in allem bestätigte und dessen Zeugnis besiegelte, der Hohepriester Hannas und die Mitglieder des Hohen Rates hörten, und während der Predigt des Oblias aus dem Volk immer mehr Hosianna-Rufe und Lobes-Hymnen auf Jesus Christus, den Sohn Davids und Gottes, erschallten und angestimmt wurden, da knirschten sie alle mit den Zähnen und hielten sich die Ohren zu und schrien rasend vor Wut: „Nun hat sich wahrhaftig sogar selbst schon jener Gerechte irreführen lassen!“

Und Ananias nebst den anderen Hohenpriestern gaben wohl auch immerfort Zeichen hinauf zu den Tempelwachen, die links und rechts von Jakobus auf der Zinne der mächtigen Tempelmauer standen, dass sie den Patriarchen in den Abgrund ins Kidron-Tal hinunter stoßen sollten. Doch waren deren Augen gehalten: Denn auch die Wächter blickten alle ergriffen zu Jakobus und lauschten gebannt seinen Worten.

So fügte es der Herr, dass der Hirte Israels seine Rede an das Volk beenden konnte, ehe die aufgebrachten Sadduzäer und auch Pharisäer aus dem Sanhedrin über den Treppen-Aufgang zur Burg-Feste Antonia auf die Nord-Seite der Tempel-Mauer gelangten und über diese bis zu ihm vordringen konnten, da er am unteren Ende der östlichen Längs-Seite auf der Zinne des Tempels stand.

Und als Jakobus seine Rede beendet hatte mit den Worten: „So wisse nun das ganze Haus Israel, dass weder die Thora, noch der Tempel zu erretten vermag, sondern die grenzenlose Retterliebe des Heilands Jesus Christus allein!“, da stießen ihn die Schriftgelehrten von der Mauer; und er stürzte in die Tiefe auf den steilen Abhang ins Kidron-Tal hinab.

Aber siehe: Trotz seines hohen Alters überlebte der Patriarch den Sturz. So kam er dort unten wieder auf die Knie und breitete seine Arme aus zum Himmel und rief die Worte der Fürbitte und des Flehens für all jene allerschlimmsten Widersacher aus, die schon Jesus am Kreuz zum Himmel geschrieben hatte, worüber vormals das lieblose Herz des Jakobus erweicht und erweckt wurde: „Abba, lieber Herr und Vater! Vergib ihnen, denn sie wissen ja nicht, was sie tun! Vergib ihnen! VERGIB!“

Es war aber auch außerhalb des Tempels viel Volk im Kidron-Tal – ein gewaltige Menge, die von dort der Rede des Jakobus gelauscht hatte. Und auch dort befanden sich einige von den Hohen Rats-Herren, welche außerhalb der erhabenen Tempel-Mauer für den Fall aller Fälle bereit standen. Die erhoben herumliegende Felsbrocken, um ihn unversehens zu steinigen.

Ein Priester aus dem Geschlecht der Rechabim aber wollte sie zum Einhalten bewegen. Der schrie mit aller Kraft aus voller Kehle: „Haltet ein! Was tut ihr da?! Hört ihr nicht, wie jener sogar jetzt noch für euch fleht und betet?!“

Dies aber machte die hasserfüllten Schriftgelehrten nur noch rasender.

Dann aber stürmte ein vom Hass und von der Wut des Satans erfüllter Walker, mit dem schweren Rundholz in der Hand, mit welchem er die Kleider zu glätten pflegte, aus der umstehenden Menge und schlug dem Jakobus so heftig damit auf den Kopf, so dass dieser unversehens leblos zu Boden sank.

So erfüllte sich an Jakobus das Wort, dass sein irdischer Zieh-Sohn, Bruder und himmlischer Vater, sein Herr und Heiland ihm im Tempel gesagt hatte, dass er hinab-gestürzt würde in die Tiefe nach dem Fleisch, aber hinauf-getragen würde in die höchste Herrlichkeit der paradiesischen Himmel nach dem Geist.

Damit aber hatten die widersetzlichen Juden den letzten großen Propheten niedergemacht, den der Herr in Seiner Langmut, selbst sogar, nachdem sie schon Ihn selbst getötet hatten, trotz allem noch zu ihnen gesandt hatte. Denn der HERR hatte ihnen – über allem – dennoch insgesamt noch volle vierzig Jahre Raum zur Umkehr gegeben, ehe Sein Verheerungsgericht dann doch über sie herein brechen musste, weil sie dennoch bis zuletzt das Heil, das Er ihnen darbot, verschmäht und ihren Heiland, wie alle, welche Er zu ihnen gesandt hatte, mit Füßen getreten und getötet hatten.

Und doch soll das Flehen des Gerechten Jakobus, ihres Oblias, für sein ganzes Geschlecht des Volkes Israel, das von Ewigkeit her vernommen wurde, doch nicht un-erhört bleiben, da er, wie Christus, seine Fürbitte besiegelt hatte mit seinem eigenen Leben und Sühneblut!