Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
II Die Ausbildung
6: Gefahr auch für den erwählten Johannes
6-A: Ein vermeintlicher Rivale
6-B: Zacharias ließ sich nicht ausschalten
6-C: Eine noch bessere Gelegenheit
6-D: Du hast noch einen schlimmeren Widersacher!
6-E: Ermordet den Knaben!
6-F: Wie könnt ihr es wagen?!
6-G: Diese Tat bleibt nicht ungerächt!
6-H: Zuflucht bei Essenern in der Wüste
6-A: Ein vermeintlicher Rivale
Im Hohen Rat aber gab es unter den Sadduzäern einen Schriftgelehrten mit Namen Hannas (a), der begehrte, einstmals selbst Hoherpriester zu werden. Der neidete es darum dem Zacharias, dass dieser vom Hohenpriester Simon Ben Boethos zu dessen Stellvertreter in Hinblick auf die Angelegenheiten des Tempels bestimmt worden war (b), da Herodes zu dieser Zeit das Heiligtum Gottes ausbauen ließ (c) und die Erweiterungsarbeiten mit dem Dienst am Haus des HERRN koordiniert werden mussten. Und weil Zacharias vom Hohepriester mit dieser hohen Aufgabe betraut worden war, sah Hannas in Hinblick auf seine Pläne, einstmals selbst Hoherpiester zu werden, in Zacharias einen gefährlichen Konkurrenten.
Zacharias war nämlich ein Sohn Barachjas (d) aus der Priester-Abteilung Abia (e), und er gehörte damit der Nachkommenschaft des Aaron an (f). Damit aber war auch Zacharias, wie alle Aaroniten, ein potenzieller Anwärter auf den hohenpriesterlichen Thron.
Zudem gewann Zacharias durch seine Geschicklichkeit bei der Organisation der Erweiterungsarbeiten am Tempel auch Ansehen und Gunst bei Herodes, welcher bei der Entscheidung, auf wen die höchste geistliche hohepriesterliche Gewalt als nächstes übertragen werden sollte, das letzte Wort hatte. So wurde Zacharias dem Hannas zu einer ernsthaften Bedrohung.
Überdies war Zacharias dann auch noch gänzlich überraschend, trotz seines hohen Alters, mit einem Sohn gesegnet worden (g), und Zacharias machte – in den Augen des Hannas – alle Welt glauben, dies wäre durch ein Wunder Gottes geschehen (h), und, dass auf seinem Kind allergrößte göttliche Verheißungen liegen würden.
Seit diesem Zeitpunkt sah Hannas in Zacharias einen ernst zu nehmenden Widersacher. Denn alles schien darauf hinzudeuten, dass Zacharias mit geschicktem Kalkül darauf hinarbeitete, das hohepriesterliche Amt nicht nur an sich selbst zu bringen, sondern überdies an sein Haus zu binden, indem er jetzt schon seinen eben erst geborenen Sohn, der noch in den Windeln lag, vor ganz Israel wie ein besonders begnadetes auserwähltes Kind erscheinen ließ (i), als wäre sein Johanan schon von Mutterleibe an dafür ausersehen worden, einstmals als höchster Priester des HERRN das Volk Israel zu leiten (j).
In Wirklichkeit aber strebte Zacharias weder Titel, noch Würden, noch irgendeine Machtposition an (k); alles, wonach jener altehrwürdige Priester verlangte, war, dem Höchsten im Himmel nach besten Vermögen zu dienen! (l)
Da Hannas aber von je her allein auf Macht und Einfluss versessen war und einzig von dem Verlangen beseelt war, einstmals eine neue hohepriesterliche Dynastie zu begründen (m), setzte er natürlich auch bei allen anderen Rats-Mitgliedern, die sich in irgendeiner Weise von den anderen abhoben, derart selbstsüchtige Beweggründe voraus, da er meinte, ihre zu Tage tretende Frömmigkeit wäre ebenso, wie bei ihm selbst, nur Lug und Trug und heuchlerischer Schein (n).
Allen anderen voran aber vermutete Hannas dies bei Zacharias und sah in ihm seinen findigsten Gegner und gerissensten Rivalen. Darum ließ Hannas nichts unversucht, um Zacharias zur Fall zu bringen.
6-B: Zacharias ließ sich nicht ausschalten
So hatte Hannas bereits versucht, den Ruf des Zacharias nachhaltig zu schädigen, indem er behauptet hatte, dass Zacharias versucht habe, zu vertuschen, dass seine Nichte Maria (a) durch Unzucht schwanger geworden war (b).
Maria war nämlich im Tempel Gottes im Kreis von essenischen Jungfrauen unter Aufsicht ihres Onkels Zacharias als eine Geweihte des HERRN aufgezogen worden und hatte durch ihre Anmut und tiefe Frömmigkeit viel Gunst beim Volk gewonnen (c), dass schon Gerüchte kursierten, sie hatte nächtlich Gesichte und sogar Umgang mit Engeln im Haus des HERRN gehabt (d).
Hannas hatte all dem freilich keinen Glauben geschenkt (e), sondern war der Überzeugung, dass Zacharias solche Fabel-Märchen in Umlauf brachte, um seine Familie in ganz Israel als besonders heilig und dem HERRN geweiht erscheinen zu lassen, in der Absicht, einstmals selbst Hoherpriester zu werden.
Darum hatte Hannas es durchgesetzt, dass die essenischen Jungfrauen nicht länger im Haus des HERRN geduldet wurden (f), um die essenischen Priester zu versorgen, als diese ihre Arbeiten am inneren Heiligtum abgeschlossen hatten und nur noch der Ausbau des Vorhofs der Heiden anstand, dessen Säulen-Hallen und Gebäude an der Tempelmauer ebenfalls noch saniert und vergrößert werden sollten.
Das Mädchen Maria war seiner Zeit im Alter von dreizehn Jahren (g) einem Witwer mit Namen Joseph aus einer kleinen entlegenen Kleinstadt mit Namen Nazareth im fernen Galiläa anvertraut worden, wie eine Verlobte, dass er über ihre Jungfernschaft wachen sollte, wie ein künftiger Ehemann oder aber wie ein Vater, da er schon Witwer in vorgerücktem Alter mit ausgewachsenen Söhnen und Töchtern war (h).
Dann aber hatte Hannas in Erfahrung gebracht, dass Maria im Haus des Joseph schwanger geworden war (i), obwohl Joseph ihr Keuschheitsgelübde nicht aufgehoben hatte, als er sie in sein Haus geführt hatte (j), und, dass der Witwer die ihm Anvertraute daraufhin ehelichen wollte (k), um ihre Schande auf sich zu nehmen, da alle Welt dann geglaubt hätte, er selbst hätte sich die Ehe mit ihr erschlichen, indem er ihr beigewohnt habe (l), wodurch – auf diese Weise – aller Welt verborgen geblieben wäre, dass Maria todeswürdiger Hurerei schuldig geworden war (m).
Als Hannas all dies herausgefunden hatte, beschuldigte er den Zacharias vor dem Hohen Rat, dieser habe den Joseph bedrängt und genötigt, Maria ehelichen zu müssen, um ihre Schmach auf sich zu nehmen, da Joseph als ihr Anverlobter für ihre Unversehrtheit verantwortlich gewesen wäre, aber nicht ausreichend über sie gewacht hätte (n).
Hannas unterstellte dem Zacharias also öffentlich, dass jener seine hohe priesterliche Stellung missbraucht habe, den Joseph zu zwingen, Marias Abtrünnigkeit zu vertuschen, weil dies auch den eigenen Ruf des Zacharias in Mitleidenschaft gezogen hätte, da Zacharias seine kleine Nichte Maria doch allezeit hofiert und in den Himmel gehoben hatte, als wäre sie aus heiligem Geblüt (o), was freilich den Eindruck erwecken sollte, dass auf seinem gesamten Haus ein ganz besonderer Segen lag.
Wenn nun die Nichte des Zacharias der Hurerei überführt worden wäre, hätte dies freilich das ganze Haus des Zacharias in einem anderen Licht erscheinen lassen und Schande über seine ganze Familie gebracht.
Allerdings konnte damals weder der Maria, noch dem Joseph irgendeine schwere Schuld nachgewiesen werden, da beide die göttliche Prüfung durch das Fluch-Wasser der Eifersucht völlig unbeschadet überstanden hatten (p), wodurch offensichtlich wurde, dass sie sich beide in den Augen Gottes keines schweren Vergehens schuldig gemacht hatten – sei es nun, weil der Maria durch einen gottlosen Heiden, durch einen rohen Samariter oder aber einem römischen Bluthund, Gewalt angetan worden war (q) und Joseph sich ihrer annahm und sie ehelichen wollte, um ihr und dem Kind, das sie austrug, Ächtung und Verelendung zu ersparen (r), oder aber, weil der HERR es dem Joseph nachsah (s), dass dieser den Reizen der ihm an-verlobten keuschen Jungfrau Maria erlegen war, so dass er ihr Keuschheitsgelübde missachtet und sich die Ehe mit ihr erschlichen hatte (t).
In jedem Falle aber sprach diese göttliche Prüfung den Zacharias von jeder Schuld frei, da er sich unter diesen Umständen keines Vergehens schuldig gemacht hatte, um Marias vermeintliche Unzucht zu vertuschen.
Denn es bestätigte sich schließlich, dass Zacharias lediglich der Bitte des Joseph nachkam, ihn mit seiner Nichte zu vermählen, die ebenfalls keiner Schuld überführt werden konnte, da ihr entweder von einem Fremden Gewalt angetan worden war oder aber sich der Zudringlichkeit ihres Ehe-Herren (u), dem sie anvertraut worden war, nicht entziehen konnte.
In jeder Hinsicht aber stellte die Vermählung Marias mit Joseph (v) keine Übertretung des göttlichen Gesetzes dar, sondern entsprach vielmehr den göttlichen Satzungen, sei es nun, dass Joseph nach der Thora die Jungfrau, die er genötigt hatte, dann auch anständig heimzuführen hatte, um sie Zeit seines Lebens versorgen zu müssen (w), oder aber, weil es ein ehrenwerter Akt der Barmherzigkeit war, dass Joseph sich des geschändeten Mädchens annahm, um ihr noch mehr Unheil und Unrecht zu ersparen (x).
6-C: Eine noch bessere Gelegenheit
So konnte Hannas mit seinen damaligen Unterstellungen dem Zacharias nicht schaden, sondern setzte damit vielmehr sich selbst in ein schlechtes Licht (a). Um so mehr erfreute es den Hannas, als er meinte, eine Gelegenheit gefunden zu haben, den Zacharias endgültig auszuschalten.
Als man nämlich im Sanhedrin von dem furchtbaren Massaker in Bethlehem (b) erfuhr, war allen Hohen Rats-Herren sofort klar, dass es sich hier keineswegs, wie es den Anschein erwecken sollte, um einen Einfall der Nabatäer gehandelt hatte, die sich im Krieg mit Herodes befanden, sondern dass dieses grauenhafte Blutbad vielmehr von Herodes selbst veranlasst worden war, weil er fürchtete, es könnte tatsächlich in Bethlehem ein Messias geboren worden sein (c), der ihn als fremdländischen Gewalt-Herrscher über das auserwählte Volk der Juden einstmals von seinen Thron stürzen und Israel wieder in die Freiheit führen könnte.
Und auch, wenn Herodes selbst daran nicht wirklich glauben mochte, so fürchtete er doch zumindest, dass das Volk solches glauben könnte, nachdem fürstliche Wahrsage-Priester und Astrologen aus aller Herren Länder nach Israel gekommen waren, um dem einstigen Weltbeherrscher zu huldigen, und die damit alles Volk in helle Aufregung versetzten, als sie nach Bethlehem zogen (d).
Nachdem es aber aller Welt, wie auch dem Herodes selbst, verborgen blieb, welches Kind jene Weisen nun tatsächlich genau in Bethlehem aufgesucht hatten, lag es auf der Hand, dass er Meuchelmörder ausgesandt hatte, um alle Kinder niedermetzeln zu lassen, die in Frage kommen konnten, einstmals vom Volk für den Messias gehalten zu werden und als jenes Knäblein angesehen zu werden, dem zu huldigen sogar heidnische Hoheiten ins Heilige Land heraufgezogen waren (e).
Es war also offenkundig, dass Herodes selbst den Befehl gegeben hatte, alle kleinen Knaben in Ephrata niedermetzeln zu lassen, und dieses furchtbare Gemetzel auch noch zu seinen Gunsten auszuschlachten verstand, indem er dieses grausame Verbrechen wie einen Raubzug der Nabatäer erscheinen ließ, so dass es seinen eigenen Erzfeinden angelastet wurde.
Als nun Hannas sah, dass Herodes in seinem krankhaften Misstrauen gegen jedermann sogar schon in neugeborenen Kindern eine Bedrohung seiner Macht erspähen konnte, so dass er nicht einmal davor zurück-schreckte, unschuldige Säuglinge umbringen zu lassen, da erkannte Hannas sofort glasklar, wie er dies ausnutzen konnte, um sich durch Herodes von Zacharias zu befreien, den er als einen gegen sich konkurrierenden Rivalen im Streit um das Zepter des Hohenpriesters betrachtete.
6-D: Du hast noch einen schlimmeren Widersacher!
Also erbat sich Hannas eine heimliche Audienz bei Herodes und berichtete ihm: „Jener Zacharias, der sich deine Gunst erschlichen hat durch seine Beaufsichtigung der Bauarbeiten am Tempel, was ihn in die Position des Stellvertreters von Simon Ben Boethos in Angelegenheiten des Heiligtums gebracht hat: eben dieser heuchlerische Aaronit strebt nicht allein den Thron des Hohenpriesters an, sondern will in Wahrheit sein Haus an die alleinige Herrschaft über ganz Israel bringen.
Denn er hat durch einen theatralischen Auftritt im Haus des HERRN alle Welt glauben gemacht, ihm sei der Engel des HERRN über dem Rauchopfer-Alter vor dem Allerheiligsten erschienen und hätte ihm verkündigt, der Junge, der ihm in seinem Alter noch geschenkt worden war, wäre aus den Himmeln gesandt worden, um alle Juden zu-zurüsten (a), einmal die Herrschaft Gottes für Israel aufzurichten (b).
Sein Sohn soll nämlich der große Prophet sein, welchen Mose als seinen einstigen Nachfolger angekündigt hat (c) – nämlich die Wiedergeburt des Elia, der vor dem Gericht Gottes über alle Heidenvölker wiederkommen soll (d), was wohl kein anderer sein kann als der Messias selbst (e), den ganz Israel erwartet (f).
So hast du in jenem dir vermeintlich so ergebenen Zacharias, der dem hohenpriesterlichen Geschlecht des Aaron entstammt (g), in Wahrheit deinen allergrößten heimlichen Widersacher. Denn schon jetzt beginnt alles Volk, große Hoffnungen auf seinen Sohn zu setzen“ (h).
6-E: Ermordet den Knaben!
Als Herodes dies hörte, erboste er sich: „Bin ich denn nur von feindseligen Heuchlern umgeben, dass selbst jener hochbetagte Priester, der gewürdigt worden ist, den Ausbau des Tempels beaufsichtigen zu dürfen, sich gegen mich verschworen hat und seinen Sohn an meiner statt zum Herrscher über Israel machen und in ihm eine neue hohepriesterliche Dynastie begründen will?!“ (a)
Und er sandte unversehens erneut einige seiner Meuchelmörder aus, welche in Ephrata das große Massaker verübt hatten, um auch den kleinen Knaben Johannes umbringen zu lassen.
Doch siehe, der Erzengel Gabriel (b) warnte des Zacharias Frau Elisabeth, die in Bethanien im Gebirge Judas wohnte (c), und forderte sie auf, unverzüglich zu fliehen. So konnte sie den Häschern des Herodes gerade noch entkommen (d).
Als diese aber den Knaben mit seiner Mutter nicht im Haus des Zacharias vorfanden, suchten sie die ganze Umgegend ab, in der Hoffnung, die beiden noch zu fassen zu bekommen.
Elisabeth aber war mit dem Jungen ins Gebirge geflohen; und als sie von Weitem in der Ebene sah, dass die Schergen des Herodes die ganze Gegend nach ihr und dem Kinde absuchten, da hielt sie verzweifelt nach einem Versteck Ausschau. Denn in jener felsigen Gegend gab es weder Baum noch Strauch.
Doch siehe, da entdeckte sie in einem hoch emporragenden Felsen ein Spalte, die gerade groß genug war, dass sie sich mit dem Kind hineinzwängen konnte. Dort wollte sie sich mit ihrem kleinen Johanan verbergen (e)
Als sie aber tiefer in den zerklüfteten Felsen vordrang, wo es völlig dunkel war, da erkannte sie, dass jener Riss tief hinein in den Berg-Felsen führte. Denn aus dem inneren des Berges fiel ihr ein sonderbarer Lichtschein entgegen (f).
So begab sie sich mit dem Jungen noch tiefer in die Kluft hinein. Und siehe: Da wurde jener Spalt wieder weiter und das seltsame regenbogen flackernde Licht wurde heller, bis Elisabeth schließlich in eine Felsengrotte gelangte.
Und Elisabeth erschrak: Denn die Höhle wurde von einem kugelförmigen Licht erhellt, das in der Luft schwebte und von wallenden strahlenden Lichtbändern umgeben war und aussah wie ein pulsierender Edelstein, der bald wie ein Jaspis, bald wie ein Smaragd und bald wie ein Sardion in wunderbaren Farben erstrahlte und die Felswände in ein reges Farbenspiel warf (g).
Doch siehe, da hörte sie eine Stimme, die sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht, Elisabeth! Denn diese Stätte der Zuflucht ist dir und deinem Kind vom HERRN bereitet worden. Tritt herzu und stärke dich und deinen Knaben!“
Da entdeckte Elisabeth, dass sich unter dem bewegten Kugelblitz auf dem Boden ein lederner Beutel mit Wasser und ein weiterer Sack mit Proviant befand (h).
Und als Elisabeth dies sah, da huldigte sie dem HERRN: „Fürwahr, Dein Name ist »El Roi«! Denn Du bist wahrhaftig ein Gott, der mich sieht!“ (i)
Draußen vor dem Felsen aber bildete sich ein mächtiger Sandwirbel, der die Felsspalte, die zu der Grotte führte, mit Wüstensand zuwehte und verschloss (j). So entging Elisabeth mit dem kleinen Johannes ihren Verfolgern.
6-F: Wie könnt ihr es wagen?!
Als Herodes aber darüber unterrichtet worden war, dass Elisabeth gewarnt worden sein musste und fliehen konnte, da wurde er über die Maßen ergrimmt und ließ heimlich den Hannas zu sich kommen. Von ihm erfuhr er, dass Zacharias jeden Morgen noch vor Tagesanbruch, lange vor allen anderen Cohenim als Allererster in den Vorhof der Priester vor das Heiligtum Gottes trat, um den HERRN im Gebet zu suchen (a).
Also entsandte Herodes am nächsten Morgen noch in der Nacht seine Mörderbande in den inneren heiligen Bereich des Tempels, der eigentlich allein von den Priestern betreten werden durfte. Sie sollten den Zacharias nötigen, das Versteck seines Sohnes zu enthüllen, und den Priester andernfalls, wenn er sich weigern sollte, Auskunft zu geben, auf der Stelle töten (b).
Zacharias aber kniete neben dem Brandopfer-Alter vor den Stufen, die zum Heiligtum Gottes hinauf führten (c) und war in innigem Gebet versunken, als die Gesandten des Herodes im Vorhof der Priester einfielen.
Als Zacharias aber durch ihr Eindringen aus seiner Versenkung gerissen wurde, fragte er bestürzt: „Wie könnt ihr es wagen, in den heiligen Bereich einzudringen, der allein von den Priestern Gottes betreten werden darf?!“
Sie aber packten Zacharias, zogen ihn grob empor und fuhren ihn an: „Verrate uns unverzüglich, wo du deinen Sohn versteckt hast!“
Zacharias aber beteuerte: „Bei meinem Leben! Ich weiß es nicht! Denn aufgrund meiner verantwortungsvollen Aufgabe am Haus des HERRN halte ich mich als ein treuer Diener Gottes beständig im Tempel des HERRN auf!“ (d)
Da zog einer der Eindringlinge sein Schwert und hielt es dem Zacharias an die Kehle: „Bei deinem Leben? Das wirst du fürwahr gleich verlieren, wenn du uns nicht auf der Stelle preisgibst, wo deine Frau sich mit deinem Sprössling versteckt hält!“ (e)
In diesem Moment wurde Zacharias der Ernst der Lage bewusst, dass sie seinem Sohn tatsächlich nach dem Leben trachteten. Und er erwiderte ihnen: „Wenn es so ist? Dann würde ich´s euch auch nicht mitteilen, wenn ich wüsste, wo mein Junge ist! Doch was hab ich mir zu Schulden kommen lassen, dass Herodes sucht, meinen Sohn zu töten?!“
Sie aber zerrten den alten Zacharias auf die Stufen zum Heiligtum und bedrohten ihn: „Ein letztes Mal! Wo ist dein Sohn?! Sonst wirst du sogleich vor deinen Schöpfer treten!“
Zacharias aber erwiderte ihnen, von überirdischer Ruhe und Gelassenheit erfasst: (f) „Dann sei es so. Aber wisst dies, dass ich dann als Zeuge wider euch vor dem HERRN erscheine, wenn ihr mein Blut vergießt! (g) Denn mein Gebieter wird meinen Geist aufnehmen (h), mein Blut aber, das ihr wagt, im Vorhof des Tempels zu vergießen, direkt vor dem Angesicht: es wird zu Ihm schreien wider euch!“ (i)
Kaum aber hatte Zacharias dies gesagt, da stachen die Meuchelmörder des Herodes ihn auch schon auf den Stufen zum Heiligtum des HERRN hin nieder (j) und flüchteten unbemerkt wieder in die Burg Antonia (k), ehe der neue Tag anbrach.
6-G: Diese Tat bleibt nicht ungerächt!
Als aber die Priester zur gewohnten Stunde den inneren Vorhof betraten, da kam ihnen nicht, wie sonst, der segnende Zacharias entgegen. Dafür mussten sie mit Entsetzen feststellen, dass über den Stufen, die zum Heiligtum hinauf führten, eine große Blut-Lache rann (a).
Daraufhin vernahmen sie eine Stimme vom Himmel, die sprach: „Zacharias, der Priester des HERRN, ist ermordet worden! Doch sein Blut soll nicht weggewaschen werden können, bevor sein Rächer kommt!“ (b)
Da erkannten die Cohenim, dass direkt vor dem Angesicht Gottes ein Verbrechen an ihrem obersten Priester verübt worden war; und sie rissen ihre Gewänder entzwei von oben bis unten und fielen auf ihr Angesicht.
Seinen Leichnam aber fanden sie nicht; denn er war entrückt worden zu Gott (c), wie einst der Leib des verstorbenen Mose (d) oder später die sterbliche Hülle der verschiedenen Maria, der Mutter des HERRN (e).
All diese Geschehnisse aber verbreiteten sich schnell in der ganzen Heiligen Stadt, sowie im ganzen Umland von Jerusalem. Und alles Volk trauerte um Zacharias und hielt Klage über ihn drei Tage und drei Nächte lang (f). Und ganz Israel fragte sich: „Wie konnte solches geschehen, dass uns die Hoffnung Israels wieder genommen worden ist?!“ (g)
Freilich vermutete man im Sanhedrin den idumäischen Herrscher hinter diesem Verbrechen. Jedoch wagte es keiner, laut den Verdacht zu äußern, ob am Ende Herodes für diesen Mordanschlag verantwortlich war. Auch konnte ihm nichts nachgewiesen werden, da Zacharias als der Ober-Aufseher über die Erweiterungs-Arbeiten am Tempel des HERRN schließlich großes Wohlwollen bei dem idumäischen Herrscher über Israel genossen hatte.
Überdies war das Tor zur Brücke, welche die Burg-Feste Antonia mit dem Tempel verband (h), fest verschlossen vorgefunden worden; denn Hannas hatte den Meuchelmördern des Herodes heimlich Zugang zum Haus des HERRN verschafft und das Tor nach ihrem Mordanschlag wieder verriegelt.
Ihm war nämlich dafür von Herodes zugesichert worden, einstmals von ihm zum Hohenpriester ernannt zu werden. Jedoch hielt Herodes später dies sein Versprechen nicht ein, den Hannas als Nachfolger des Simon Ben Boethos zum Hohenpriester zu machen, da der Idumäer jenem aufstrebsamen Sadduzäer nämlich insgeheim ebenso misstraute, wie vielen anderen, deren Macht und Einfluss wuchs.
Das Blut des Zacharias aber ließ sich nicht von den Stufen zum Heiligtum entfernen, bis ein Rache-Engel Gottes den Herodes niedergestreckt hatte, der den Kindermörder mit einer derart qualvollen Krankheit schlug (i), dass ihn sein anhaltendes Leiden schließlich in den Selbstmord trieb (j).
Aber auch alle Mörder, welche an den Säuglingen in Bethlehem, sowie an Zacharias jenes furchtbare Verbrechen begangen hatten, fiel in gleicher Weise der Zorn des HERRN an (k). Und erst, als sie alle ihr Gericht empfangen hatten, ließ sich das Blut des Zacharias wieder abwaschen von den Stufen zum Heiligtum.
An der Stelle des Zacharias trat schließlich als stellvertretender Hoherpriester (l) der Rabban Hillel, welcher ein führender Pharisäer war und wegen seiner Milde und Barmherzigkeit in Fragen der Auslegung der Thora in Opposition zu dem pedantisch über-gestrengen Rabbi Schammai stand. Jener Hillel aber war es, dessen Schule später den jüdischen Talmud begründet hat, nämlich der Großvater von dem ehrwürdigen Rabbi Gamaliel, der sich später – nach der Himmelfahrt Jesu Christi und der Ausgießung Seines Heiligen Geistes zu Pfingsten – gegen eine Verfolgung der ersten Christen ausgesprochen hatte (m).
6-H: Zuflucht bei Essenern in der Wüste
Elisabeth aber floh mit ihrem kleinen Johannes in die Wüste. Denn als die Häscher des Herodes wieder abgezogen waren, da legte ein heftiger Wind aus der Höhle heraus (a) den Eingang zur Grotte wieder frei. Und Elisabeth fand Zuflucht bei einer Gruppe essenischer Einsiedler-Mönche, die sich in der Wüste Judäas niedergelassen hatten.
Als Elisabeth aber verstarb, nahmen sich die chassidischen Priester ihres Kindes an und erzogen den Johannes, da er, wie sie, dem zaddokidischen Priestergeschlecht des Aaron angehörte (b), in Ehrfurcht vor dem HERRN. Der kleine Johanan aber wuchs und erstarkte im Geist und blieb in der Einöde verborgen bis zu dem Tag seines Auftretens in Israel (c).