Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
III Die Aufnahme
3: Jesu erste Jünger
3-A: Was sucht ihr?
3-B: Das Reich Gottes kommt ganz anders!
3-C: Das Reich Gottes ist nur im Herzen zu finden!
3-D: Das Reich Gottes besteht in der allmächtigen Abba-Liebe!
3-E: Und das Reich Gottes kommt! Mit Macht!
3-F: Aber zuerst müssen die Herzen sich wandeln!
3-G: Wollt ihr Mir immernoch folgen?
3-H: Komm und folge auch du Mir nach!
3-I: Du bist ein Gott, der alle ansieht!
3-J: Kann denn aus Nazareth der Messias kommen?!
3-K: Du warst es, der mich angesehen hat?!
3-A: Was sucht ihr?
Als nun der Täufer Jesus von Ferne in Batanäa erblickt hatte – in der Gegend, welche man das „Bethanien jenseits des Jordans“ nannte (a); und als er den beiden Jüngern, Johannes und Andreas, die bei ihm waren, mitgeteilt und bekundet hatte: „Seht hin! Das ist der Knecht des Höchsten, der das Lamm der Gottheit ist! Dem müsst ihr fortan folgen!“, da verabschiedeten sie sich von ihrem Meister und eilten Jesus nach (b).
Als Jesus aber bemerkte, dass sie Ihm nachliefen, da wandte Er sich zu ihnen um und erkannte, dass es Sein kleiner Cousin Johannes, der Sohn von Seiner Mutter Schwester Salome war (c), zusammen mit einem Freund; und Er umarmte Seinen jungen Vetter herzlich voll freudiger Überraschung und grüßte sie beide mit „Schalom!“, was übersetzt heißt: „Friede sei mit euch!“ (d) So nämlich grüßen sich die Juden. Dann fragte Er sie verwundert: „Was führt euch denn in diese entlegene Gegend? Und was sucht ihr hier?“ (e)
Da antwortete ihm Johannes: „Wir sind dem Täufer hierher gefolgt, der die Essener aufsuchen und für seine Mission gewinnen will, die hier ansässig sind! Wir waren nämlich bislang seine Tauf-Schüler. Denn wir suchen schon lange das Reich Gottes. Er aber hat uns bestätigt, dass Du es bist, der es aufrichten wird (f); und Er hat uns geheißen, nunmehr Dir zu folgen.
Und mein Herz ist von überschwänglicher Freude erfüllt! Denn Du weißt ja, dass ich von Deinen Ansichten schon immer sehr angetan war, wie Du das Gesetz und die Propheten auslegst und verstehst (g), und dass ich voll Hoffnung war, Du könntest derjenige sein, auf dessen Ankunft ganz Israel hofft! (h)
Und nun hat uns der Prophet Gottes bestätigt, dass Du wahrhaftig der bist, den Gott Seinem Volk zur Erlösung gesandt hat, und dass Du nun endlich hervortreten wirst, um Sein Reich auf Erden aufzurichten, dessen unmittelbar bevorstehenden Anbruch unser Meister, der dein Wegbereiter ist, schon aller Welt bereits angekündigt hat und sie deshalb zur Umkehr ermahnt, um Dir ein zugerüstetes Heer zu bereiten! (i)
So gestatte uns, Rabbuni, mein lieber Meister (j), dass wir uns Dir anschließen dürfen. Dulde doch wenigstens eine Weile unsere Gesellschaft (k), dass wir mehr von Dir über das Reich Gottes erfahren können, das Du nun endlich bringen wirst!“
Und Jesus wandte sich an Andreas und fragte ihn: „Und du, Andreas, Sohn des Jonas? (l) Was suchst du?“ Andreas aber verwunderte sich, dass Jesus seinen Namen kannte, und er bekam später auch von Johannes bestätigt, dass dies der Rabbi nicht von ihm erfahren hatte (m).
Und Andreas antwortete dem Meister: „Auch ich suche das Reich Gottes und will dabei sein, wenn es aufgerichtet wird. Darum würde auch ich Dir gern folgen. So lass uns doch bitte wenigstens einen Tag bei Dir bleiben (n) und entscheide dann, ob wir Dir fortan folgen dürfen (o), wie wir bislang Deinem Wegbereiter nachgefolgt sind, der uns zu Dir gesandt hat! (p) Zeige uns doch bitte, wo Du Dich derzeit aufhältst und nimm uns in Deine Herberge mit!“ (q)
Da wandte Jesus sich zum Gehen und sprach zu ihnen: „Ihr sucht also das Reich Gottes. Dann kommt mit Mir mit! Ich will es euch zeigen, auf dass ihr es seht!“ (r) Und sie folgten Ihm in Seine Unterkunft (s). Und so blieben sie bei Jesus den ganzen Tag bis um die zehnte Stunde, als Zeit zum Abendessen war.
3-B: Das Reich Gottes kommt ganz anders!
Als sie sich aber in die Wirtsstube setzten und ihnen eine Magd Brot und eine Kräutermischung brachte, sowie einen Krug mit Wasser und Becher, da brach Jesus das Brot und segnete es, indem Er dem himmlischen Vater für die Speise dankte, und teilte es an sie aus (a); und Er gab ihnen von der Kräutermischung in ihre Schüsseln und schenkte ihnen Wasser in ihre Becher ein.
Da wurde ihr Herz mit Freude erfüllt, weil Er sie bediente, wie ein Vater seine Kinder (b); und sie deuteten sich´s so, dass Er sie damit als Seine Jünger annahm und ihnen mit dieser Geste zu verstehen gab, dass sie fortan eine Gemeinschaft waren. Denn sie aßen von einem Brot und tranken von einem Krug (c).
Als sie aber speisten, fragten sie ihren Meister: „Rabbi, sage uns doch: Was gedenkst Du, jetzt zu tun? Und wie willst Du das Reich Gottes aufrichten auf Erden?“ (d)
Er aber sprach zu ihnen: „Ja, wahrlich, Ich sage euch: Ich bin gekommen, um euch das Reich Gottes zu zeigen. Doch es wird nicht kommen mit großen Zeichen und Gebärden (e), wie ihr´s erwartet und euch wünscht: nicht durch gewaltige Sturmorkane, die alles niederreißen und umwälzen würden, wie es sich auch der Elia ersehnt (f), der ganz Israel auf den Anbruch des Reiches Gottes vorbereiten will (g), indem er alles Volk im Jordan tauft:
Sondern es kommt in einem stillen Umsäuseln (h). Und Stürme, die alles zerschmettern und niederreißen, wird es nur dort geben, wo das Reich Gottes verworfen und ihm Widerstand geleistet wird (i).
Aber nicht durch Abschlachten und Blutvergießen, nicht durch Krieg und Gewalt! Nicht durch die Kinder des Reiches! (j) Denn sie werden von Liebe und Barmherzigkeit, von Gnade und Vergebung und von nichts als Versöhnungswillen bestimmt sein (k) und nur sammeln wollen (l).
3-C: Das Reich Gottes ist nur im Herzen zu finden!
Denn ihr müsst wissen und erkennen: Das Reich Gottes ist schon längst in der ganzen Welt! (a) Und es ist schon von je her und von allen Ur-Anfängen an da! Nur habt ihr alle dies noch nicht erkannt (b), weil euer Herz noch fern vom Reich Gottes ist! (c) Darum bin Ich auch zu euch gesandt worden, um euch für das Reich Gottes die Herzen und die Augen zu öffnen! (d)
Denn seht: Das Reich Gottes ist inwendig in euch allen: in euren Herzen! (e) Und da entspringt auch die Quelle allen Lebens! (f) So müsst ihr nur lernen, wieder auf eure Herzen zu hören und euren Herzen zu folgen (g). Dann werdet ihr das Reich Gottes finden und erkennen.
Denn es ist allein dem Herzen sichtbar! Und ihr findet es auch nicht in den Heiligen Schriften, weder im Gesetz noch in den Propheten (h), wenn ihr darin nicht den Lockruf der göttlichen Abba-Liebe mit dem Herzen vernehmt (i).
Die Heiligen Schriften sind nämlich nicht vornehmlich ein Gesetzeswerk, wie es die Pharisäer deuten (j), sondern vielmehr zuerst und zuletzt ein göttlicher Liebesbrief an euch alle: der größte Liebesbrief, der je geschrieben wurde: das Zeugnis von der unbeirrbaren, unverlierbaren göttlichen Liebe, mit der die Gottheit euch je und je geliebt hat – euch alle, was immer ihr auch tut! (k)
Aber weil ihr alle so blind seid und blinden Blindenführern folgt (l), die am Buchstaben der Schriften haften bleiben und nicht durchdringen zum Geist und Wesen des rufenden Abba-Herzens (m), darum bin Ich gesandt worden, um eure Herzen aufzuschließen und für das wahre Anliegen der Gottheit zu öffnen, wie auch für Ihr Reich, das schon überall allgegenwärtig ist (n).
Denn seht und erkennt dies: Die Freiheit im Reich Gottes hängt nicht von äußeren Umständen ab, sondern allein von euren Herzen (o), ob in ihnen das Reich Gottes aufgegangen ist und eure Herzen im Reich Gottes“ (p).
3-D: Das Reich Gottes besteht in der allmächtigen Abba-Liebe!
Da fragte Andreas: „Aber was ist dann das Reich Gottes?“ Jesus antwortete ihm: „Es ist die göttliche Abba-Liebe (a), die der Vater zu ausnahmslos allen Seinen Kindern hat (b); die göttliche Liebe, in der ihr alle schon lebt und webt und seid (c) und die wahrhaft von je her über allem waltet und noch alles für alle gut hinausführen wird (d).
Wer solche Liebe erkannt hat, dem geht darüber das Herz auf (e) und er wird frei und erlöst aus allem, was immer ihn auch auswendig noch bedrücken und zusetzen und angreifen mag (f). Denn er weiß sich sicher geborgen und gehalten (g) in solch unendlicher, unaussprechlicher Liebe (h), die noch alles für alle gut macht (i). Und darin lebt er und findet er seine Freiheit.
Dann ist das Reich Gottes in seinem Herzen aufgegangen und sein Herz für das Reich Gottes. Und dann sieht und findet er es überall, in sich, wie um sich und in allem wirksam (j).
Wenn ihr das Reich Gottes sehen und erfahren wollt, dann müsst ihr nur einfach wieder werden wie die Kinder, die zuversichtlich aus der göttlichen Liebe leben und Sie in sich aufsaugen wie Muttermilch! (k) Denn wenngleich sie die Kleinsten unter euch sind, so haben sie doch das größte, gottselige Vertrauen.
Sie sind noch einfältig und unbedarft und können noch auf alles für alle hoffen (l) nach dem Zeugnis ihres vertrauensseligen Herzens, dass schlichtweg noch einmal alles für alle gut werden MUSS, weil es angesichts der allmächtigen göttlichen Abba-Liebe als der größten, unwiderstehlichsten Kraft im ganzen Universum (m), die alles trägt und erhält (n) und zur Vollendung führt (o), einfach nicht anders sein KANN! (p)
Wenn ihr alles wieder so, im Geist der göttlichen Retter-Liebe gegen wahrhaft alle (q), sehen und beurteilen und recht einschätzen und einordnen lernt und euch auf alles einen einfachen Reim machen könnt in der Liebe (r), wie die Kinder: – Fürwahr! – Dann werdet ihr das Reich Gottes wieder sehen! (s) Denn ihrer ist das Himmelreich! (t)
3-E: Und das Reich Gottes kommt! Mit Macht!
Und wenn ihr so das Reich Gottes sehen lernt, inwendig in euch selbst (a), im Zeugnis eurer eigenen Herzen: (b) Fürwahr, dann wird´s auch auswendig anbrechen und sichtbar werden! (c) Und niemand kann ihm wehren! Und welche ihm wehren wollen, können ihm doch nicht widerstehen, und es wird gar bald aus sein mit ihrem Widerspruch! (d)
Denn ja: Über jene müssen dann doch Sturmorkane losbrechen und sie werden sich ausgeschlossen vom Reich Gottes erfahren (e), weil sie es weder sehen und wahrhaben wollen (f), noch es erkennen können (g), dass es überall, selbst in den katastrophalsten Umwälzungen wirksam ist (h).
Aber auch jeder Acker, der umgepflügt werden muss, wird hernach doch auch besät, damit auch auf ihn das Saatgut des Reiches Gottes aufgehen kann (i).
3-F: Aber zuerst müssen die Herzen sich wandeln!
Aber erkennt dies: Bevor sich Weltreiche ändern können, müssen sich die Herzen ändern. Das Herz aller Wandlung ist die Wandlung des Herzens! (a) Und erst, wo die Herzen und Sinne der Wahrnehmung sich wandeln (b), dort bricht das Reich Gottes an!
Wenn aber eure Herzen nicht gewandelt sind, können sie das Reich Gottes nicht erkennen (c) – selbst wenn es von allen Seiten her anbricht und längst schon gekommen ist! (d)
Darum beginnt das Reich Gottes inwendig in euch, in euren Herzen: im Zeugnis eurer eigenen Herzen! (e) Und dort müsst ihr es suchen! Und dort werdet ihr es finden!“ (f)
3-G: Wollt ihr Mir immernoch folgen?
Da schwiegen die beiden Jünger; denn Jesus hatte ihnen vieles zum Denken aufgegeben: Wie sollte das zugehen, dass das Reich Gottes längst unter ihnen war (a), ja, sogar in ihnen selbst war (b) und nicht mit großen Zeichen und Gebärden anbrechen würde (c), aber dass dann doch auch gewaltige Sturmorkane losbrechen und über all jene kommen würden, die sich diesem Reich Gottes verweigern würden und seiner Ausbreitung Widerstand leisten würden? (d)
Schließlich fragte sie Jesus: „Ärgert euch das? Wollt ihr nun doch lieber wieder zu dem Täufer Elia zurück gehen? (e) Denn er verkündet den Anbruch des Reiches Gottes Meines Erachtens etwas anders!“ (f)
Da waren die beiden, Johannes und Andres, zuerst etwas irritiert. Denn tatsächlich erwartete der Tauf-Prophet, dem sie bislang gefolgt waren, doch schließlich, wie es sich ihnen darstellte, dass der Messias das Reich für Israel mit Feuer vom Himmel aufrichten würde, das alle Widersacher verzehren würde (g) – in übergewaltigen Zeichen und Gebärden! (h)
Jesus lehrte da augenscheinlich etwas ganz anderes! Und doch sah Jesus in dem Täufer ganz offensichtlich Seinen Wegbereiter, da Er ihn »Elia« nannte, dessen einstige Wiederkehr von den Propheten geweissagt worden war, um alles Volk auf den Messias vorzubereiten, ehe dieser kommen würde, um die Herrschaft Gottes auf Erden aufzurichten (i).
Also antwortete Johannes Seinem Vetter Jesus, der sie gefragt hatte, ob sie angesichts Seiner Vorstellungen vom Reich Gottes sich wieder zu dem Täufer Johanan zurück-wenden wollten: „Nein, warum sollten wir? Der Täufer hat uns doch bestätigt, dass Du derjenige bist, der da kommen soll und dem er den Weg bereiten würde! (j)
Und auch, wenn wir noch nicht alles verstehen können, was Du da sagst, so kündet es uns doch unser Herz, dass es wahr sein muss (k). Und wenn wir auf unser Herz hören, hast Du doch gesagt, dann wird dies uns noch zum Reich Gottes führen.“ (l)
Da antwortete ihm Jesus: „Wahrlich, ich sage dir: Das Wesentliche hast du schon verstanden! Du bist fürwahr nicht fern vom Reich Gottes und wirst es alsbald sehen! (m) So folge auch weiterhin dem Zug deines eigenen Herzens, Mir nach!“
3-H: Komm und folge auch du Mir nach!
Am folgenden Tag wollte Jesus schließlich nach Galiläa aufbrechen. Und Johannes und Andreas folgten Ihm. Der erste Ort aber, welchen Er in Galiläa betrat, war das Fischerdorf Bethsaida (a), welches in der Tief-Ebene lag, wo der Jordan vom Norden her ins galiläische Meer mündet, und das sich gegenüber der befestigten Hafen-Stadt Behtsaida-Julias befand, die auf einer mächtigen Fels-Formation am Ufer des Sees Genezareth auf der anderen Seite des Jordans lag und noch zur Gegend von Gaulanitis gehörte.
Und als Jesus mit Seinen ersten beiden Jüngern im unteren, galiläischen »Fischers-Hausen« einzog, was der aramäische Ortsname »Bethsaida« übersetzt heißt, da bat Andreas den Meister: „Rabbi, wenn Du erlaubst, würde ich gern einen guten Freund von mir aufsuchen, der hier in Bethsaida wohnt (b). Er wartet ebenfalls sehnsüchtig auf das Reich Gottes und war, ebenso wie wir, schon zeitweise in der Gefolgschaft des Täufers Johannes (c).
Ich kenne ihn von klein auf. Denn ich bin hier in Bethsaida zusammen mit meinem Bruder Simon aufgewachsen (d), ehe unser Vater Jona (e) beschlossen hatte, nach Kapernaum zu ziehen (f), da die Häuser hier in der Jordan-Mündung in der Regenzeit immer wieder aufgrund von Überschwemmungen Schaden nehmen. Denn ganz Bethsaida ist gleichsam wie auf angeschwemmten Sand erbaut (g).
Darum hatte unser Vater Jona beschlossen, sich mit Zebedäus, dem Vater des Johannes, zusammenzutun (h). Aber meine Freundschaft zu Philippus, hier aus Bethanien, habe ich dennoch aufrecht erhalten können, zumal wir häufig gemeinsam dem Tauf-Propheten folgten. So bitte ich Dich: Lass uns doch meinen Freund Philippus aufsuchen! Ich bin mir sicher, dass er sich uns liebend gerne anschließen würde! Und bei ihm könnten wir sicher auch übernachten!“
Also suchten sie den Freund des Andreas mit Namen Philippus auf, der im galiläischen Bethsaida, der einstigen Heimatstadt des Andreas und seiner Familie, wohnte (i). Und sie fanden Herberge bei Philippus; und Jesus belehrte sie über das Reich Gottes.
Philippus aber war sogleich angetan von den Ansichten des neuen Meisters seines Freundes Johannes. Und Jesus erkannte, dass sein Herz offen war für das Reich Gottes und sprach zu ihm: „Dein Herz brennt fürwahr für die Sache Gottes! Komm und folge auch du mir nach!“ (j).
3-I: Du bist ein Gott, der alle ansieht!
Als aber der Abend nahte, erbat sich Philippus, in die Stadt gehen zu dürfen, um Einkäufe für ein würdiges Nachtmahl tätigen zu dürfen. Und als er sich auf den Weg machte, stieß er zufällig auf Nathanael, seinen besten Freund in Bethsaida, der in Versenkung unter einem Feigenbaum saß (a). Das Haus des Philippus befand sich nämlich etwas entlegen, außerhalb der Stadt.
Nathanael aber hatte sich unter jenen Feigenbaum begeben, um in der Stille den HERRN zu suchen. Er hatte schon so viele Jahre dem Höchsten Israels so unendlich viele Wünsche und Bitten im Gebet vorgetragen, der HERR möge doch endlich Sein Reich aufrichten für Israel, Er möge diesen oder jenen aushelfen in ihrem Elend und in ihrer Not, Er möge Kranken und Gebrechlichen in seinem Umfeld Linderung verschaffen und zur Genesung verhelfen, und und und.
Jeden Tag schüttete Nathanael sein Herz vor dem HERRN aus und bat Ihn um so unendlich viele Dinge! (b) Doch eine wirklich durchschlagende Erhörung seiner Gebete hatte er dabei noch niemals erlebt! (c) Er hatte das Gefühl: Er konnte betteln und flehen, so viel er wollte! Und wenn er auch den Himmel bestürmte! Er brachte alles nichts! Der HERR tat am Ende doch nur, was Er wollte und selbst für richtig und angemessen hielt! (d)
Und als Nathanael zu der Erkenntnis gekommen war, dass solches Beten offensichtlich überhaupt nichts brachte, wollte er es an diesem Tag einmal anders halten: Er wollte nicht, wie sonst, durch endlose Gebets-Litaneien dem Höchsten seine Bitten vortragen und den Allwissenden von der Notwendigkeit irgendwelcher Einwirkungen aus der Höhe überzeugen (e), sondern vielmehr stille halten und allein Gott für sich selbst, um Seiner selbst willen, suchen (f), und hören und lauschen, was der HERR vielleicht IHM mitzuteilen hatte (g).
Und als Nathanael in solcher schweigender, ausharrender Versenkung unter dem Feigenbaum sitzend sein Herz zu Gott hin wendete (h), wie ein ausgezehrter Hirsch, der lechzt nach frischem, neuen, lebendigen Wasser (i), siehe: da geschah etwas Wunderbares!
Denn mit einem Mal spürte er eine Nähe und Gegenwart wie noch nie zuvor, dass ihm Schauer vom Scheitel bis zu den Füßen durchwallten, als würde er von pulsierender Liebe durchströmt (j). Da spürte er, wie er von einer ihm zugetanen Liebe angeblickt wurde, die nichts forderte, nichts verlangte (k), von je her nichts anderes gesucht und gewollt hatte, als dass er einfach bei Ihr ankam, um sich trösten und ermutigen zu lassen (l).
Und er spürte im Strom dieser Liebe, dass es garnicht nötig war, irgendwelche Bitten vorzutragen oder Vorschläge zu unterbreiten, was die Gottheit zur Aufrichtung Ihres Reiches alles tun könnte (m), weil Sie ohnehin schon längst demütig im Stillen, Unscheinbaren, Verborgenen allgegenwärtig wirksam war, wie er es jetzt verspürte (n).
Und ihm war mit einem Mal, als könne er sich selbst durch die Augen dieser Ihm zugetanen Liebe im Licht dieser Liebe erspähen (o), als wäre er selbst ganz ein- und auf-gegangen in dieser göttlichen Liebe (p), dass er sich selbst, von sich gelöst (q), als ein Kind der Liebe mit den Augen dieser Liebe sah: (r) sich, wie überhaupt alles.
Und ein tiefer majestätischer Friede stellte sich ein (s), da er ganz sicher und gewiss in seinem Herzen verspürte, dass noch alles für alle gut werden musste (t) im Angesicht dieser Liebe, die alles mit Liebe erblickte und suchte.
Und Nathanael pries den HERRN, denn sein Herz war von überströmender Freude und Beglückung erfüllt: „Fürwahr! Du bist »Lachai El Roi« – der Lebendige, ein Gott des Lebens, der uns alle achtet und anerkennt und ansieht!“ (u)
3-J: Kann denn aus Nazareth der Messias kommen?!
Und als Nathanael diese wunderbare Erfahrung gemacht hatte, dass ihm das Herz davon brannte (a), und er seine Augen wieder öffnete, siehe: da sah er den Philippus, der ihn im gleichen Augenblick unter dem Feigenbaum erspähte.
Und sein Freund stürmte zu ihm und jubelte: „Was für ein Glück, dass ich ausgerechnet dich hier antreffe! Das muss eine Fügung Gottes sein!
Du wirst nicht glauben, was ich dir zu berichten habe! Unser Freund Johannes ist zu Besuch gekommen; und er hat jemanden mitgebracht! Du wirst es nicht glauben: den Messias! Wir haben Ihn endlich gefunden: den Erlöser Israels, den uns Mose und alle Propheten gekündet haben! (b) Es ist Jesus Bar Joseph, aus Nazareth!” (c)
Nathanael aber verwunderte sich: „Was kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?! Hier, aus dem heidnischen Galiläa?! (d) Muss der Sohn Davids (e) nicht aus Bethlehem in Judäa kommen und aus der Geburts-Stadt Davids hervorgehen?!“ (f)
Da erwiderte ihm Philippus: „Aber weißt du nicht, dass alle Nazarener Daviden aus dem Haus und Geschlecht des Davids sind? (g) – und dass sie erwarten, dass einstmals der »Nezer« (h), der »Spross« Davids (i), unter dem ganz Israel wieder aufsprießen soll (j), aus ihrer Mitte erweckt werden wird (k), weswegen sie ihrer Siedlung auch den Namen »Nazareth«, also »Spross-Dorf«, gegeben haben!
Und heißt es nicht bei den Propheten: »Und du, das verachtete und geschmähte Land Sebulon und Naphthali, das als heidnisches Galiläa verpöhnt ist, wirst noch zu Ehren kommen: Denn das Licht, der Aufgang aus der Höhe, wird aufleuchten über dir!«?“ (l)
Aber komm doch mit! Komm und sieh und überzeuge dich selbst! (m) Du wirst gar bald merken, dass dieser Mann der Messias sein muss und kein anderer sein kann! Denn du wirst noch nie jemanden gehört haben, der so zu Herzen gehend redet, wie Er! (n) – mit einer Autorität und Vollmacht, wie sie nur aus höchster Höhe kommen kann!“ (o)
3-K: Du warst es, der mich angesehen hat?!
Als sie sich aber dem Haus des Philippus näherten, da saß Jesus zusammen mit Johannes und Andreas vor der Lehmhütte unter den Akazien-Bäumen.
Als Jesus aber den Philippus mit Nathanael kommen sah, lobte Er dessen Begleiter: „Seht! Das ist Mir ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist und der von Herzen Gott zu schauen sucht!“ (a)
Nathanael aber war überrascht, woher jener Rabbi aus Nazareth das wusste: Denn genau das war es doch gewesen, wonach er in seiner Versenkung unter dem Feigenbaum verlangt hatte; so fragte er: „Woher kennst du mich?!“ (b)
Jesus erhob sich und legte wertschätzend seine Hand auf Nathanaels Schulter und antwortete ihm: „Schalom, Nathanael Bar Tholmai, Bartholomäus (c) aus Kana! (d) Ehe Philippus dich rief, da habe Ich dich schon angesehen, als du unter dem Feigenbaum gesessen hast“ (e).
Da erkannte Nathanael: Das Antlitz der göttlichen Liebe, das er unter dem Feigenbaum spürte, dessen Augen voll so viel Einfühlsamkeit auf ihm ruhten: (f) es war das Antlitz dieses Jesus aus Nazareth!
Und überdies wusste dieser Rabbi nicht nur seinen Namen, sondern sogar seine Herkunft! Und später bestätigte sich´s, dass Er dies nicht von Philippus erfahren hatte (g).
Denn es war eine glückliche Fügung nach der Vorsehung Gottes (h), dass Philippus auf seinen Freund, den Bartholomäus, zufällig auf seinem Weg in die Stadt getroffen war.
Aber auch schon in diesem Augenblick spürte Nathanael Bar Tholmai mit absoluter Gewissheit in seinem tiefsten Herzen, dass Jesus ihn mit den liebenden Augen Gottes angesehen hatte und wahrlich um alles wusste! (i) So fiel er vor Jesus auf die Knie und huldigte Ihm: „Wahrhaft, o Rabbi, Du bist fürwahr der Sohn Gottes! Du bist der König für Israel!“ (j)
Da schmunzelte Jesus und belustigte sich: „Ach, Bartholomäus! Wie herzerfrischend du doch bist! Wenn doch alle so offenherzig wären wie du! Du glaubst schon allein nur darum, weil Ich dir gesagt habe, dass ich Dich unter dem Feigenbaum gesehen habe?! Wahrlich, Ich sage dir: Du wirst noch weit Größeres und viel viel Wunderbareres als das sehen! (k) – was noch kein Auge gesehen und noch kein Ohr gehört hat und was noch in keines Menschen Sinn gekommen ist und was sich noch kein Herz erträumt hat! (l)
Und Er sprach zu ihnen allen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr solchen vorbehaltlosen Glauben gefunden habt, dann werdet ihr die Himmel offen sehen (m) und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn (n), der wie eine Feuersäule (o) aus dem Herzen aus der höchsten Höhe, vom himmlischen Allerheiligsten (p) bis in die gottfernsten Abgründe reicht, um alles zu erleuchten und mit Licht zu durchfluten und zu erfüllen (q) und um die Segensströme der unendlichen Abba-Liebe in alle Räume und Zeiten hinein fließen zu lassen (r) – bis in die tiefsten Tiefen der Höllen hinein!“ (s)