7-A: Gab es nicht schon genug Sorgen und Probleme?!

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Symeon Bar Jona wusste derzeit vor Sorgen nicht, wo ihm der Kopf stand! Nicht nur, dass sie schon seit einigen Nächten keinen einzigen Fisch gefangen hatten! (a) – Was würde wohl Zebedäus dazu sagen, der Simon die Aufsicht über die Fischerei anvertraut hatte (b), solange er mit seiner Familie in Kana auf der Hochzeitsfeier war?!

Aber damit nicht genug! Überdies hatte sie auch noch Levi Matthäus Bar Alphäus (c) aufgesucht: dieser Blutsauger von Zoll-Eintreiber (d) und Volks-Verräter, der mit den Römern gemeinsame Sache machte, um seine eigenen Taschen mit dem sauer verdienten Geld seiner eigenen Landsleute füllen zu können! Levi hatte wieder, wie üblich, die regulären Steuern eintreiben wollen. Und dass es bei dem Simon schon geraume Zeit mit dem Fischfang nicht so gut lief, das interessierte diesen Zöllner überhaupt nicht!

Über allem war nun aber auch noch die Schwiegermutter des Symeon erkrankt und lag schon einige Tage mit schwerem Fieber und Schüttelfrost danieder (e); und Simon und seine Frau Alisah machten sich schon ernstlich Sorgen, ob Alisahs Mutter am Ende noch von ihrer Erkrankung dahingerafft würde!

Das alles quälte und beschäftige den Simon, als sein Bruder Andreas endlich wieder nach Hause kam, der zusammen mit ihrem Freund Johannes, dem Sohn des Zebedäus, seit einigen Wochen beim Täufer Johanan gewesen war (f).

Symeon war davon ja überhaupt nicht begeistert, dass sein Bruder seine Zeit an einen von diesen selbsternannten Gottes-Propheten verschwendete, wie sie immer wieder in Israel auftraten und das nahende Weltende ankündigten (g).

Was sollten solche Predigten den Menschen denn helfen?! Hatten sie nicht auch so schon genug Sorgen?! Musste man sie da auch noch mit der Angst vor der angeblich unmittelbar bevorstehenden Ankunft eines göttlichen Weltenrichters belasten?! (h) Und wenn Gott tatsächlich seinem geschundenen, unterdrückten Volk noch einen Messias schicken würde: Müsste dieser dann nicht dem zum Himmel schreienden Elend ein Ende setzen, unter dem ganz Israel stöhnte und litt? (i) – so dass Seine nahende Ankunft doch eher Hoffnung machen müsste, als noch weitere Ängste zu schüren!

Darum konnte Symeon all diesen gottgesandten Mahnern, die alles Volk zu Buße und Umkehr riefen, nichts abgewinnen. Die sollten mal lieber mit den Heiden ins Gericht gehen, die das ganze Volk knechteten, und mit all denen, die mit diesen Römern gemeinsame Sache machten – wie diesem Steuer-Eintreiber Matthäus Levi! Aber das einfache Volk: Was hatte das denn umzukehren? Das musste doch zusehen, wie es überhaupt irgendwie über die Runden kam! Was nützten denen solche Droh-Botschaften?!

Wenn doch wenigstens ein einziges Mal ein Prophet auftreten würde, der dem niedergedrückten, geschundenen Volk wirklich aufhelfen würde (j) – nicht nur mit leeren Worten oder irgendwelchen Vertröstungen auf ein künftiges Reich Gottes für all diejenigen, die den Schwärmereien und Tagträumereien all dieser Wanderprediger glauben schenkten! Ein Prophet, der auch durch handfeste TATEN überzeugte und den Menschen echte Hilfe und Linderung in all ihrer Mühsal brächte! O ja, dann hätte vielleicht auch er, Simon, wieder Hoffnung und Mut fassen und an das Reich Gottes eines künftigen Messias glauben können! So aber?! Da war doch jede Minute, die man deren nichtigem Geschwätz widmete, verschenkt und vertan!

Darum hätte es Symeon seinem Bruder auch niemals gestattet, zusammen mit Johannes Bar Zebedäus oder mit dessen Bruder Jakobus diesem wetternden, zornigen Täufer am Jordan (k) nachzufolgen, wenn nicht Zebedäus, für dessen Fischerei Petrus und sein Bruder Andreas arbeiteten (l), es ihnen bewilligt hätte und dies sogar begrüßte, dass sie sich dem Tauf-Propheten immer wieder für längere Zeit anschlossen, da ihr Fischerei-Meister von der göttlichen Sendung dieses Johanan überzeugt war. Und nachdem Zebedäus dem Simon zugesichert hatte, ihm auch weiterhin denselben Lohn auszuzahlen, wenn sein junger Bruder mit einem seiner Söhne zum Täufer zog, so konnte er sich dem Wunsch seines Brot-Herren ja schließlich schlecht verweigern.

7-B: Wen wollt ihr gefunden haben? Den Messias?!

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Nun war Andreas also endlich wiedergekommen – und zwar, wie Symeon auch schon zu Ohren gekommen war, mit diesem neuen Täufer, der unweit von Kapernaum im galiläischen Bethsaida nördlich des Sees Genezareth und bis hinauf zum See Semachonitis mit Seiner neuen, angeblich ganz anders-artigen Verkündigung vom Reich Gottes auf sich aufmerksam gemacht hatte (a).

Andreas und Johannes hatten sich also offensichtlich diesem neuen Tauf-Propheten angeschlossen (b), der noch größere Menschenmassen als dieser ehemalige Essener Johanan in seinen Bann zog (c). Was wohl ihr einstiger Meister davon hielt, als sie ihm den Rücken zugekehrt hatten, um nun diesem neuen, noch gefragteren Gottes-Propheten zu folgen?

„Da bist du ja endlich wieder!“, grüßte Simon seinen Bruder mürrisch: „Ich dachte schon, du kommst garnicht zurück! Aber ich hab´s schon gehört: Du hast dieses Mal deinen neuen Tauf-Meister auch gleich noch mit nach Kapernaum gebracht! Die ganze Stadt spricht davon, dass Er bei Zebedäus Quartier bezogen hat. Nicht genug, dass du diesen selbsternannten Gottes-Propheten nachlaufen musst! Musst du sie nun über allem auch noch mit nach Kapernaum bringen?!

Und wie hat das denn euer bisheriger Meister aufgenommen, dass ihr ihm so schnell den Rücken zugekehrt habt, um einem vermeintlich noch besseren Wanderprediger zu folgen, nur weil der offensichtlich derzeit noch mehr gutgläubiges Volk in den Bann zieht?!“ (d)

Andreas ließ sich von seinem nörgelnden Bruder nicht die Stimmung verderben; das war er ja von seinem älteren Bruder gewöhnt. Er strahlte vielmehr übers ganze Gesicht (e) und berichtete: „Es ist nicht so, wie du denkst! Wir haben dem Täufer Johannes nicht den Rücken zugekehrt! Er hat uns vielmehr selbst aufgefordert, dass wir nun Jesus folgen sollten (f). So heißt Er nämlich: Jesus von Nazareth. Und Johanan hat erklärt, dass Er um dieses Mannes willen berufen worden ist, um alles Volk auf Seine Ankunft vorzubereiten! (g)

Hörst du? Verstehst du, was ich sage?! Dieser Jesus ist der Messias! Der Gesalbte Gottes, auf den unser Volk schon so lange wartet! (h) Als Jesus sich nämlich von Johanan taufen ließ, kam die Salbung aus der Höhe auf Ihn herab, und der Täufer hat eine Stimme vom Himmel gehört, die zu ihm sagte: »Das ist Mein Gesalbter, der allem Volk Meine Salbung aus der Höhe bringt und alle Welt mit Meiner Heiligen Ruach taufen wird!« (i) Wir haben also den Messias gefunden, den Gesalbten Gottes und Christus und den Erlöser für alle Welt!“ (j)

„Was sagst du da?! Den Messias?!“, fragte Symeon ungläubig, ohne sich ein spöttisch-verächtliches Lächeln verkneifen zu können: „Jetzt ist es also gänzlich um dich geschehen! Den Messias willst du gefunden haben! Und dein Freund Johannes glaubt das wohl auch?!“

Andreas ließ sich nicht abbringen: „Du müsstest Ihn nur einmal reden hören! Nicht einmal die Worte des Täufers gingen so ans Herz!“ (k)

„Worte! Worte! Alles doch nur leere Worte!“, erboste sich Simon: „Wie soll davon irgend-jemanden geholfen sein?!“

„Nein, Symeon! Nicht nur Worte! Unser Meister war auch auf der Hochzeit in Kana! Er ist nämlich der Neffe von Salome, der Frau des Zebedäus! (l) Und du wirst es nicht glauben: Dort hat Er – bei Gott, dem Allmächtigen! – Wasser in Wein verwandelt, weil der Wein nicht mehr hinreichte!“ (m)

Jetzt konnte Petrus wirklich nicht mehr an sich halten: Das war doch wahrhaftig nur noch zum Lachen, wenn es nicht so ungemein traurig gewesen wäre, dass sein Bruder solch einem Scharlatan auf den Leim gegangen war: „Was sagst du da? Wasser in Wein?! – … weil der Wein nicht mehr hinreichte?

Ich glaube, ihr wart da wohl alle schon so tüchtig betrunken, dass eure Fantasie euch einen Streich gespielt hat! Welcher Prophet verwandelt denn bitte-schön Wasser in Wein? – bei einer Hochzeit, wo alle schon betrunken sind! Ein wahrer Prophet Gottes hätte doch wahrlich Besseres zu tun!“

„Aber Symeon, …“, wollte Andreas fortfahren. Doch Simon fiel ihm ins Wort: „Genug! Ich will nichts mehr hören von deinem wunderwirkenden Messias, der Wasser in Wein verwandeln soll! Der hat euch doch alle betrunken gemacht! Aber bestimmt nicht mit Wein!“ (n)

Also gab es Andreas auf, und konnte nur inwendig ein Stoßgebet zum Himmel richten: „Ach HERR! Erbarme dich! Und öffne doch diesem störrischen Esel von Bruder auch noch Augen und Herz!“ (o)

7-C: Wunder-wirkend, wie die heidnischen Götter!

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Einen Tag gönnte Symeon seinem jüngeren Bruder Andreas, sich von der Reise von Kana zurück nach Kapernaum zu erholen, zumal er erst spät am Abend von Kana zurückgekehrt war. In der übernächsten Nacht aber musste sein kleiner Bruder wieder mit ran. Das selbe galt auch für Johannes, den Bruder des Jakobus und Sohn des Zebedäus, obwohl ihr neuer Meister, Jesus, noch immer zusammen mit Seiner Mutter zu Gast im Hause ihres Vaters war (a).

Auch in dieser Nacht fingen sie so gut wie keinen einzigen Fisch! Also steuerten sie im Morgengrauen wieder dem kleinen Fischer-Hafen von Kapernaum in der Bucht um den Sieben-Quell an, der etwa eineinhalb römische Meilen, also circa zwei Kilometer südwestlich von ihrem Heimatdorf lag.

»Hafen« war eigentlich schon fast zu viel gesagt! Es handelte sich eigentlich nur um einem steinernen Ufer-Damm von der Länge eines halben Sabbatwegs: also eine etwa siebenhundert Meter weit reichende Mauer, die den Fischerbooten eine Anlege-Möglichkeit bot, an deren Ende sich auch gleich, direkt an der Hafen-Straße, die Seezoll-Station des Levi-Matthäus befand, dass diesem gierigen Steuer-Eintreiber auch ja nichts entging!

Als sich die Fischer beim Aufgehen der Sonne mit ihren beiden Booten wieder dem Hafen bei ihrem Heimatdorf näherten, rief Johannes: „Schau hin, Symeon! Dort! Das ist unser Meister!“

Petrus schenkte diesem angeblichen »Messias« nur einen flüchtigen, abschätzigen Blick, erspähte aber doch zugleich, dass diesem Rabbi offensichtlich bereits eine recht beträchtliche Menschenmenge folgte, obwohl es noch so früh am Morgen war (b).

„Na, das hat sich ja offensichtlich recht schnell herum-gesprochen, dass euer neuer Meister Wasser in Wein verwandeln kann!“, spöttelte Simon: „Da haben sich ja offensichtlich schon einige trockene Kehlen eingefunden, die keinen wichtigeren Geschäften nachzukommen haben und schon am Morgen wieder durstig sind!“

Und ganz Unrecht hatte Symeon mit seiner Mutmaßung offensichtlich nicht: Denn tatsächlich hatte es sich in den wenigen Tagen bereits in ganz Galiläa herum gesprochen, dass jener neue Täufer aus Bethsaida in Kana ein unglaubliches Wunder vollbracht haben sollte, wie man es von noch keinem Propheten gehört hatte: dass Er dort Wasser in Wein verwandelt hatte! (c) – was selbst auch die Heiden allein ihren Göttern zutrauten: wie es nämlich die Griechen von ihrem Gott Dionysos, dem Gottes-Sohn des Zeus, glaubten, den auch die Römer unter dem Namen Bacchus verehrten, welcher des Sohn ihres Götter-Vaters Jupiter war. Wenn diese Gerüchte über den neuen Tauf-Propheten stimmten, so stach dieser in Seiner Vollmacht sogar die Götter der Heiden aus!

Und bestimmt, so höhnte man überall in ganz Galiläa, hatte sich diese Kunde auch schon unter den Hellenisten in Syro-Phönizien herumgesprochen (d), dass in Israel ein einfacher Mann Gottes über mehr Kräfte verfügen konnte, als deren eigenen Götter!

Entsprechend hatte sich dieses Gerücht um den neuen Täufer anscheinend ebenso so schnell im ganzen galiläischen Land verbreitet, wie die Hochzeitsgäste für ihre Reise durch Galiläa, von Kana nach Kapernaum am See Genezareth, benötigt hatten! Und das war offensichtlich für viele ein weiterer Anreiz, diesen neuen Tauf-Propheten zu sehen, der solch unerhörte Wunder vollbringen konnte, dass Er Wasser in Wein verwandeln konnte und damit sogar die Götter der Heiden übertrumpfte.

7-D: Ein Fels in der Brandung?

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Die Fischer hatten eben ihre Netze aus ihren beiden Booten zu dem Wasserfall an der nördlich gelegensten Quelle gebracht, um sie dort auszuwaschen (a), als Johannes und Andreas von ihrem Meister zurück kehrten, den sie kurz begrüßen wollten.

Sie liefen zu Symeon und den anderen Fischern und erklärten: „Der Rabbi möchte dich sehen, Simon! Er hat eine Bitte an dich!“ „Eine Bitte?“, grübelte Symeon: „Was kann euer Wundertäter schon von mir wollen?“

Aber Simon war doch insgeheim ganz froh, auf diese Weise eine Gelegenheit zu finden, sich so persönlich ein Bild von diesem neuen Tauf-Propheten machen zu können, dem sein Bruder nunmehr verfallen war – so sehr, dass er diesen gar für den Messias hielt. Also kam Simon mit.

Als Jesus den Symeon sah, grüßte Er ihn freundlich lachend mit: „Schalom! Du also bist Simon, der Sohn des Johannes. Ich denke, Ich werde dir den Namen »Kephas« geben: (b) Denn das ist es doch, für was du dich hältst: für einen Felsen in der Brandung, der sich nicht von jedweder Strömung gleich mitreißen lässt und jedem nächstbesten selbst-ernannten Gottes-Propheten in einem Schwarmgeist verfällt (c). Genau solche Leute wie dich kann Ich gebrauchen: Die glaubwürdig sind, weil sie fest mit zwei Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehen und sich nicht von zweifelhaften, fragwürdigen Lehren wie ein wogendes Schilf im Meer hin und her treiben lassen!“ (d)

Symeon war etwas irritiert: Woher wusste dieser Wanderprediger das von ihm? (e) Genau so nämlich betrachtete sich Symeon: als einen Fels in der Brandung, der sich nicht wie ein Röhricht von jeder nächstbesten Strömung mitreißen ließ! Aber das musste jener Prophet doch von seinem Bruder haben, dem Symeon schließlich eben dies so oft vorhielt, dass er sich blindlings vertrauensselig jedem nächstbesten blinden Blindenführer anschloss, der sich ihm darbot! (f)

Wahrscheinlich hatte Andreas ihn bei seinem Meister schlecht gemacht und ihn als „ungläubig“ dargestellt, weil er die Rechtschaffenheit all dieser herumziehenden Wanderprediger in Frage stellte und anzweifelte, dass ihre Verkündigungen irgend-jemanden in irgendeiner Weise helfen könnten (g).

Aber ungläubig?! Das war er deswegen noch lange nicht! Er stand eben nur nüchtern mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen und fiel nicht auf jedes Ammenmärchen herein, das man ihm auftischte! Wunder gab es im wahren Leben nicht! Da ging es anders zu! Und da musste jeder selbst zusehen, wie er zurecht kam! Und da half auch kein Gott nicht! (h) Wofür hatte Er den Menschen schließlich ihren Verstand gegeben?!

Dieser neue Meister seines Bruders begrüßte Symeon zwar recht freundlich und mit Wohlwollen (i), da Jener offensichtlich die Einschätzung seines Bruders Andreas nicht teilte, dass Symeon deshalb gleich ein „Ungläubiger“ war, nur weil er nichts auf die Verkündigung irgendwelcher herum-streunender Propheten gab, so dass dieser fremde Prediger seine begründete Skepsis offensichtlich sogar würdigte, aber trotzdem löste gerade dies bei Simon ein gewisses Unbehagen aus:

Einmal schien es ihm, als wolle dieser neue Meister seines Bruders ihn mit schmeichlerischen Worten vereinnahmen und ihn auch für sich gewinnen; insbesondere stieß ihm aber auf, dass dieser Jesus aus Nazareth ihm gleich in so höchst vertrauter Weise einen neuen Namen verpassen wollte, als wäre Symeon einer Seiner Anhänger und Jünger! Und das war er ganz bestimmt nicht und wollte er auch niemals werden! Da konnte dieser neue Tauf-Prophet noch so schön tun!

7-E: Mich kriegt der nicht so leicht rum!

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„Andreas hat zu mir gesagt, du hättest eine Bitte?!“, lenkte Symeon von sich ab. „Ja, richtig, Simon Kephas! Du siehst ja, wie Mich hier all die Menschen bedrängen (a), die gekommen sind, um Mein Evangelium zu hören: die frohe Botschaft, die Ich aller Welt zu bringen habe. Darum hätte ich eine Bitte an dich: Kannst du Mich mit deinem Boot ein paar Ellen vom Ufer absetzen, damit Mich alle, die gekommen sind, gut sehen und verstehen können? Du tätest Mir da einen großen Gefallen damit!“ (b)

Simon war eigentlich unwillig. Er wollte nur noch die Netze fertig säubern und dann nichts wie nach Hause und sich hinlegen, so geschafft und frustriert war er von der erfolglosen Nacht. Aber dieser Meister seines Bruders sah ihn in solch einer seltsamen Weise an, als würden Seine Augen bis in sein tiefstes Innerstes eindringen und dort sehnsüchtig irgendetwas suchen (c), dass sich Symeon – tatsächlich! – diesem Mann irgendwie nicht entziehen konnte!

„Na gut, meinetwegen!“, wandte Simon seinen Blick ab, da er es irgendwie nicht ertrug, so angesehen zu werden. Dieser Mann blickte einen ja an, als zöge er einen mit den Augen völlig nackt aus! Höchst unangenehm! Petrus versuchte diese intime Berührung zu überspielen, indem er spottete: „Du kannst Dich für Deine Predigt in mein Boot setzen. Aber nur, wenn es danach auch für uns Wein gibt! Du sollst doch Wasser in Wein verwandeln können, hab ich gehört!“

„Du wirst mehr bekommen als das!“, lachte Jesus erheitert: Dieser Symeon mochte zwar noch ungläubig sein, aber auf seine Art war er doch recht witzig! „Also dann“, wich Petrus, verlegen zum Boden blickend, noch immer den Augen dieses Fremden aus, die der einfach nicht von ihm lassen wollte: „Dann steig mal ein! Vielleicht lockst Du ja die Fische ebenso, wie die Menschen, an! Das, werter Meister, könnten WIR HIER, in Kapernaum, nämlich gebrauchen! An Hochzeit feiern und Wein saufen, wie in Kana, ist bei uns nämlich nicht zu denken!“

Jesus setzte sich und versuchte Simon zu beschwichtigen: „Sei nicht ungerecht, Simon, nur weil es derzeit einmal ein paar Nächte im Fischfang nicht so gut lief! Du hast doch auch schon bessere Tage gesehen – wie etwa bei DEINER Hochzeit, wo doch auch tüchtig Wein ausgeschenkt worden ist! Und eine Frau, die dir treu zur Seite steht, hast du in deiner Alisah auch! So glücklich kann sich nicht jeder schätzen!“ (d)

Petrus war verärgert: Was wusste dieser Fremde denn NOCH alles von ihm?! Der musste seinen Bruder ja regelrecht nach ihm ausgefragt haben! Aber warum hatte dieser Wanderprediger solches Interesse an ihm?! Warum sollte dem denn ausgerechnet an ihm gelegen sein?! Meinte der vielleicht, er hätte mit ihm ein ebenso leichtes Spiel, wie mit seinem gutgläubigen Bruder? Da hatte sich dieser Prophet, der sich ach so hellseherisch ausgab, aber gründlichst in ihm getäuscht!

7-F: Vertraut doch in allem auf die göttliche Liebe!

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Jesus war also in das Boot gestiegen, das Simon gehörte, und hatte ihn gebeten, ein wenig vom Land wegzufahren (a); und Simon hatte eingewilligt und sich die drei Jüngsten aus ihrer Mannschaft herbei-gerufen, um mit ihnen das Schiff ein paar Ellen vom Ufer-Damm entfernt auf den See zu bringen. Immerhin musste er nun nicht den anderen beim Netze säubern helfen (b). Bestimmt arbeitete sein Bruder Andreas jetzt doppelt so emsig – voll Freude, dass nun sein „ungläubiger“ Bruder auch einmal einer „anständigen“ Predigt, nämlich von seinem neuen Meister, ausgesetzt war! Und: oh ja! Das war er auch.

Jesus hatte sich also in Symeons Boot gesetzt und begann, ein paar Ellen vom Damm entfernt, zu all den Menschen zu sprechen, die gekommen waren, um Ihn zu hören – wahrscheinlich aber vor allem in der Hoffnung, auch ein Wunder zu erleben, wie der Tauf-Prophet es in Kana gewirkt haben sollte! Viele ließen sich auf der Steinmauer des kleinen Fischer-Hafens nieder; und als einigermaßen Ruhe eingekehrt war, setzte Jesus an:

„Sagt Mir: Warum seid ihr alle beständig so unendlich besorgt? – um so viele, unzählige Dinge! Sicher gibt es Dinge, für die man auch Vorsorge treffen muss, wie es einstmals auch Joseph, der Sohn Israels, für Ägypten getan hat (c). Aber gehören dazu wirklich all die Nichtigkeiten, über die ihr euch beständig den Kopf zerbrecht und euch damit selbst das Leben schwer macht?!

Seht: Das Allerwichtigste und Wertvollste ist doch euer Leben! Aber wer unter euch ist in der Lage, sein Leben auch nur um einen winzigen Augenblick zu verlängern und der Stunde zu entkommen, die ihm gesetzt worden ist, wie sehr er sich auch darum sorgt? (d)

Was also bringt es euch, wenn ihr euch ängstigt vor dieser Stunde? Wisst ihr nicht, dass sie euch zu dem führt, der euch bereits – ohne jedes Zutun eurerseits! – dieses Leben geschenkt hat, das ihr eben genießt? (e) So ist euer Gott doch kein Gott der Toten, sondern der Lebenden! (f) – ein Gott, der nicht euren Tod, sondern vielmehr euer Leben will! (g) Hat euch die Gottheit schon dieses Leben, das ihr lebt, geschenkt – gänzlich umsonst!, – warum sollte Sie da nicht noch mehr Leben für euch bereithalten, wenn dieses euer gegenwärtiges Leben einmal endet? (h)

Ist es nicht so: Alles, was lebt und webt und ist, das lebt und webt und ist allein durch die Kraft dieser unendlichen göttlichen Liebe, Huld und Gnade, die alles am Leben erhält; und wirklich alles lebt und webt allein aus dem göttlichen Abba-Herzen. Ja, alles was existiert, das lebt und webt und ist in Ihm; und in Ihm und aus Ihm allein lebt alles! (i)

Und Er lässt aller Herzen unaufhörlich pochen und erhält alles am Leben, selbst sogar die Undankbarsten und Bösesten! (j) – weil Er ein Gott des Lebens ist, der in Seiner unendlichen, unaufhörlichen Liebe nichts als Leben für euch alle will und von der Sehnsucht bestimmt ist, euch alle in Sein ewiges, unvergängliches, wahrhaft erfülltes Leben zu führen! (k)

Wenn ihr nun alle so unendlich viel Gutes empfangt aus der göttlichen Abba-Liebe, die euch alle so selbstlos liebt: Warum könnt ihr dann nicht auch vertrauensselig all das hinnehmen, was ihr jetzt noch nicht verstehen könnt (l), auch wenn euch manches wie ein Übel erscheint? (m) Warum könnt ihr nicht darauf vertrauen, dass euch auch all dies nur zum Besten dienen muss und euch noch alle zum wahren Leben führen will? (n)

Wenn ihr wirklich um die unverlierbare göttliche Liebe wissen würdet in euerem Herzen: Wahrlich, Ich sage euch: Das würde euch alle erlösen aus dem Rachen all eurer Ängste und Nöte! Unbeengte Weite! Das wäre dann euer Platz! (o)

Warum habt ihr nur so wenig Vertrauen, o ihr Kleingläubigen! (p) – wo euch doch wahrlich alles, was ihr habt, wie auch alles, was ihr selbst in Sorge für euch leisten könnt (q), euch letztlich doch alles geschenkt wird (r) – gänzlich umsonst! (s)

Wenn ihr also alle selbst schon in Hinblick auf das Allerwichtigste, nämlich euer Leben, dass es nicht enden mag, sondern ewig fortbestehen möge (t), gänzlich auf die unverlierbare Gnade und Erbarmung der göttlichen Liebe angewiesen seid, die euch euer Leben geschenkt hat, euch beständig am Leben erhält und euch noch alle in Ihr ewiges Leben führen und ziehen will (u), was sorgt ihr euch da noch über so viele gänzlich unbedeutsame Belanglosigkeiten wie diese: »Ach, was werden wir nur anziehen?!« »Und was sollen wir dann und dann nur kochen und an Essen und Trinken auftischen?!« (v)

Ist das Leben nicht viel wertvoller als die Nahrung, so dass ihr euch in Sorge um die Frage von Gerichten doch nicht eure Lebensfreude nehmen lassen müsstet! Und ist nicht der Leib weit wunderbarer als die Kleidung, die er trägt (w), die Seele aber nochmals weit vorzüglicher und feiner als der Leib? (x) Darum sollte euch die Ausstrahlung eurer Seele wichtiger sein als euer auswendiges Erscheinungsbild! Denn eine freudige Seele, die aus dem Herzen strahlt, ist weit anziehender, als eine dunkle, kalte, immer nur auf sich selbst bedachte Seele, wie anmutig ihr Leib und wie aufreizend ihre Kleidung auch immer ausfallen mag! (y)

7-G: Sorgt euch doch nicht heute schon um das »Morgen«!

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Aber sicher: Manchmal mag es euch auch begründet erscheinen, dass ihr euch ernstlich sorgt: »Werden wir, wenn es so weiter geht, auch morgen noch genug zu essen haben? Und was wird erst übermorgen sein?!«

Doch sagt Mir: Wer könnte in solchen Zeiten größter Unsicherheit und Not, die freilich auch immer wieder einmal kommen, auch nur irgendetwas an seiner Situation verbessern, indem er sich über seine augenblickliche bange Lage hinaus auch schon darüber den Kopf zerbricht, was morgen oder gar übermorgen noch über ihn kommen könnte? Ist es denn nicht genug, dass jeder Tag seine Mühe und seine Plagen hat? Was also bringt es, sich überdies auch noch über die Zukunft zu zersorgen? (a)

Was müsst ihr immer schon sorgenvoll im »Morgen« oder gar schon im »Übermorgen« sein, was euch doch letztlich nur das Leben im »Heute«, »Hier« und »Jetzt« verpassen lässt?! Wenn ihr schon heute nicht einfach sorgenfrei leben und genießen könnt, was euch gegenwärtig alles zufällt, wenn ihr bewältigt habt, was euch an diesem Tag aufgegeben worden ist, wie sollte, wie könnte es da im »Morgen« je besser werden?! – wenn ihr beständig schon immerfort angsterfüllt und bange im »Übermorgen« seid, als ob ihr nicht heute schon genug zu tragen hättet, mit dem es auch gut wäre, wenn es geschafft und erledigt ist, so dass man sich alsdann seines Lebens erfreuen kann – heute, wie morgen, wie auch übermorgen! Denn jeder Tag hält auch seine Freuden bereit, ebenso wie seine Last!

Und hat es nicht jeder von euch schon erlebt, dass er – wie durch ein Wunder! – aus seinen Ängsten und Nöten herausgerissen wurde und es sich erwies, dass er sich gänzlich umsonst über seine bereits gegebene gegenwärtige Belastung hinaus auch noch mit bangen Sorgen um die Zukunft niedergedrückt hat?

Warum lernt ihr nicht aus solchen Lektionen des Lebens, dass ihr bei allem doch immer vertrauen könnt! (b) Die Gottheit, die euch alle liebt, versäumt und vergisst euch schon nicht (c), auch wenn Sie euch durch manche Prüfungen schulen und euch zu vollendetem, unerschütterlichem, vertrauensseligem Glauben erziehen will (d), dass sich dieser euer Glaube am Ende als kostbarer erweist als reines glasklares Gold, das im Glutofen des Feuers geläutert worden ist! (e)

Habt doch einfach Vertrauen! Zerbrecht euch nicht den Kopf über Dinge, die ihr ohnehin nicht in der Hand habt! Verweigert euch all solchen bedrückenden Sorgen mit eisernen Entschluss: (f) »Ich will mich nicht mehr länger zersorgen! Denn ich erkenn´s doch schon daran, dass ich überhaupt noch lebe und atme: Gott sorgt schon für mich, was immer auch kommen mag, und Er vergisst mich nicht, wie Er mich letztlich noch nie vergessen hat!« (g)

7-H: Lernt von den Vögeln im Himmel!

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Seht euch doch all die Vöglein unter dem Himmel an! Seien es nun Raben oder Spatzen: Sie alle säen nicht und ernten auch nicht, und sie sammeln auch nichts in irgendwelchen Scheunen! Alles was sie tun, ist immerfort nur singen und tirilieren! Und euer himmlischer Vater kümmert sich tatsächlich, aller Welt ersichtlich, auch so beständig um sie alle und ernährt sie doch alle immerfort!

Seid ihr denn nicht viel vorzüglicher als sie? (a) Denn was gilt euch ein Spatzenleben? Und was erscheint euch, sein Wert zu sein? Bekommt ihr nicht schon ganze fünf Sperlinge für allein zwei Assarion? – also für ein paar Scherflein! Aber selbst, wenn solch ein kleines Spatzenjunges aus seinem Nest fällt, dessen Leben ihr für geringer achtet als eure kleinsten Münzen: Meint ihr, das geschähe ohne jede Teilnahme des alles liebenden Abbas, der in allem lebt und webt und ist, wie alles in Ihm, und der in wahrhaft auch dem allergeringsten, kleinsten, unscheinbarsten, ohnmächtigsten Leben mitfühlt und mitleidet?! (b)

Und meint ihr, wenn ein Spatzenleben ein solches Ende finden muss, es wäre dann schon gänzlich aus mit ihm, dass Gott es dann vergessen und sich seiner nicht mehr annehmen würde? (c) Wenn nun selbst schon ein Spatzenleben der Gottheit so viel gilt, dass Sie es nimmermehr für immer vergessen könnte, wieviel mehr dann euer Leben und Geschick! (d)

Wahrlich, Ich sage euch: ein jedes Haar auf eurem Haupt ist gezählt! Was also fürchtet ihr euch: Wisst ihr nicht, dass ihr der göttlichen Liebe noch weit wertvoller seid, als die vielen Sperlinge! (e) – und dass die Gottheit selbst in eueren Herzen wohnt! Wer oder was immer euch antasten mag, tastet damit Gottes Augapfel an! (f)

Wisst ihr das denn nicht? Ist euch dies zu groß und zu wunderbar, als dass ihr es fassen und endlich wirklich begreifen könntet?! (g) Aber auch wenn ihr´s noch so anzweifeln mögt, so ändert dies doch niemals etwas daran, dass dem so wahrhaft ist und auch immer bleiben wird! (h)

Wenn ihr selbst aber nicht einmal so etwas Geringes könnt, wie euer Leben auch nur um eine einzige Elle zu verlängern, was der göttlichen Allmacht das Allereinfachste ist, wie Sie´s euch – trotz all euren Zweifelns und Stöhnens und Haderns! – auch beständig tut: was sorgt ihr euch da von Morgen bis Abend und von Abend bis Morgen noch um solche Nichtigkeiten wie eure Kleidung?! (i)

Solltet ihr später über die »Eremos-Höhe«, oberhalb der sieben Quellen hier, wieder nach Hause zurückkehren, dann seht euch doch einmal die Pracht der Blumenwiese dort oben an! Etwa die Lilien: Seht, wie herrlich sie wachsen und gedeihen und wie wunderbar sie blühen – allein durch die Sonne, die sie immerfort bescheint!

Sie arbeiten nicht und rackern sich auch nicht ab! Alles, was sie tun, ist: Sie strecken sich immerfort nur nach der wohl-tuenden warmen Sonne aus, die sie immerfort bescheint! Und das genügt ihnen schon, solche Herrlichkeit zu entfalten! (j) Aber Ich sage euch, dass selbst sogar der große König Salomo in aller seiner Pracht und Herrlichkeit (k) nicht gekleidet gewesen ist, wie auch nur eine einzige von ihnen! (l)

Wenn nun die göttliche Liebe sogar schon das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute noch steht und morgen schon in den Ofen geworfen wird, wenn es verdorrt ist: sollte Er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? (m)

7-I: Wahrlich nichts vergeht! Was also sorgt ihr euch?!

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Aber noch mehr könnt ihr lernen von dem Kraut auf der Erde: Selbst wenn es heute verdorrt und verendet oder niedergetrampelt oder ausgerissen wird, so öffnet sich im verborgenen Untergrund der Erde seine Wurzel doch wieder zum Lebenswasser hin, dass es gar bald schon wieder aufs Neue sprießt und erblüht! – und das immer und immer wieder! (a) Wenn die göttliche Allmacht solches schon mit dem Gras auf der Erde geschehen lässt, wieviel mehr doch auch mit euch, wie oft ihr auch immer umkommen und verenden mögt!

Hat euch solches nicht schon Hiob, der Gerechte, gekündet? Denn was ist eines Menschen Seele doch im Vergleich zum armseligen Kraut und Gras?! (b) Und kündete euch nicht Elihu, der Hiob solchen Trost spendete, dass Gott solches sogar mit den Gottlosen tut, dass Er sie immer wieder ins Leben ruft, bis sie denn das wahre Leben in Ihm gefunden haben?! (c)

So gebärt auch euch der göttliche Mutterschoß immer und immer wieder, bis denn der Christus in euch Gestalt gewinnt (d), und ihr kehrt immer wieder zur Geburt von unten zurück, bis ihr denn die Geburt von oben erlangt! (e) – und ihr ersteigt immer wieder aus der Asche des verzehrenden Feuers, wie der Phönix, bis ihr endlich eure Flügel ausbreitet und euch für immer in die Lüfte erhebt! (f)

7-J: Trachtet lieber nach der Bergung im Reich Gottes!

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Darum müsst ihr euch wahrlich vor nichts ängstigen und sorgen! Schon gar nicht über solche Belanglosigkeiten, wie: »Was werden wir essen?!« »Was werden wir trinken?!« »Womit werden wir uns kleiden?!«

Über all diese Dinge können sich nur all diejenigen den Kopf zerbrechen, welche die Gottheit in ihrer unaussprechlichen Liebe nicht im Mindesten kennen! Wollt ihr solchen Leuten angehören, die ohne jedes Vertrauen und ohne jeden wahren Glauben sind und die darum immerfort rastlos von banger Unruhe umher-getrieben werden? – wie die Gottlosen und Heiden?! Euer Abba im Himmel weiß doch nur zu gut, wessen ihr alles bedürft! (a)

Und sorgt euch doch nicht überdies heute schon um morgen! Der morgige Tag wird für sich selbst sorgen! (b) Und manches Problem, das euch jetzt noch über den Kopf zu wachsen scheint, wird sich über Nacht wie von selbst gelöst haben, dass es sich auflöst wie der Morgentau! – wie schon der weise Salomo vermahnt hat: »Es bringt euch überhaupt nichts, wenn ihr euch von früh bis abend grämt und wenn ihr euch, ohne je zur Ruhe zu kommen und auch einmal etwas ruhen lassen zu können, immerfort nur bis zum Letzten abrackert und abmüht und euer Brot in Sorge und Mühsal esst!

Könntet ihr davon lassen: Wie viel würde euch doch, die ihr doch alle Gottes Geliebte seid, wahrhaft zufallen über Nacht! – im Schlaf!« (c) Es muss doch nicht die ganze Strecke an einem Tag genommen werden! Ihr seid doch Kinder der Ewigkeit und habt darum auch eine Ewigkeit Zeit!

Darum lasst doch all dies Sorgen, und tragt lieber ernstliche Sorge, dass ihr in diese wunderbare, köstliche sorglose Glückseligkeit hinein kommt, die im Reich Gottes herrscht! (d) Wenn ihr euch nämlich im Reich Gottes wisst und dann allein in euer unaussprechlichen, überschwänglichen Freude nur noch dafür leben und euch einsetzen wollt: (e) Wahrlich, Ich sage euch: Dann wird euch alles andere ganz von selbst zufallen!“ (f)

7-K: Kommt zu Mir! Ich gebe euch Ruh´!

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Und Jesus erhob sich und breitete, ergriffen von der Heiligen Ruach der Gottheit, die Arme zum Segen aus, und rief der ganzen Menge, die Ihn hörte, zu: „Wahrlich, du kleine Herde! Es besteht keinerlei Grund zur Furcht! Gehe doch endlich ein in deinen hohen, majestätischen Seelenfrieden und in den großen Sabbat Gottes, der dir schon so lange bereitet ist! (a) Darum fürchte dich nicht länger, du kleine Herde! Denn es war schon von je her der Wille eures Abbas, euch allen Sein Reich in all Seiner unermesslichen Fülle zu geben! (b)

Und dafür hat Er auch Mich zu euch gesandt: Denn Ich bin gekommen, dass ihr das wahre Leben allen Lebens finden sollt! Und ihr sollt es im Überfluss haben! Und alles in ihm: in dem Leben, das Ich euch biete! (c) Ja, alles wird euer sein, wenn ihr erkennt, dass ihr alle Mein seid, Ich aber Gottes! (d)

Darum kommt zu Mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid! Kommt zu Mir, und Ich gebe euch Ruh´! Nehmt dies Mein »Yoga« und lernt es von Mir, denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig! So werdet ihr endlich Ruhe finden für eure Seelen! Denn Mein »Joch« ist sanft und Meine Bürde ist leicht!“ (e)

7-L: Wie auf ihn gemünzt! Und doch!

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Das war also die Predigt, die Jesus, vom Boot des Symeon aus, allem Volk gehalten hatte. Und es war dem Simon, als wäre sie vor allem auf ihn persönlich zugeschnitten worden! Denn ja: Damit traf dieser Rabbi auch bei ihm schon durchaus ins Schwarze und den Nerv!

Und immerhin: Dieser neue Tauf-Prophet, dem sein Bruder jetzt folgte und dem sich auch schon ihre beiden engsten Freunde, die beiden Söhne des Zebedäus, angeschlossen hatten, verkündigte schon mal nicht, wie so viele andere, nichts als Hölle, Verdammnis und Gericht! Der versuchte wenigstens, den Leuten Mut zu machen und Hoffnung zu geben!

So weit, so gut: Aber war das alles nicht doch ziemlich naiv? Wie viele Blumen wurden zertreten?! Wie viele Spatzenjunge fielen aus ihrem Nest und kamen elendig zugrunde?! Und wie dieser neue Täufer schon selbst eingeräumt hatte: Wie viel Gras auf dem Feld, das heute noch saftig grünt, wird morgen, wenn es verdorrt ist, ins Feuer geworfen! Immerhin hatte dieser Prediger wenigstens zugestanden, dass jeder Tag schon genug Plagen mit sich brächte!

Und naja: Auch damit hatte Er wohl nicht ganz unrecht, dass das viele Sorgen um morgen und übermorgen und, was wohl noch alles über einen kommen würde, im Grunde keinen Deut weiter brachte und unnötig noch weitere Lasten auf die Seele legte. Und dass es dann doch immer irgendwie weiterging: Nun ja, das stimmte auch schon! Meistens! Aber leider doch nicht immer!

So waren das doch alles nur fromme, kleinkindhaft-naive Wünsche, dass da ein Abba im Himmel wäre, der sich wirklich einer jeden Seele Nöte annehmen würde und dabei kein Leben, wie unbedeutend es auch erschien, vergessen würde und schon irgendwie alles für alle noch zum Besten hinaus führen würde!

Im Grunde letztlich doch alles nur leeres Gerede und fromme Sprüche, dachte sich Symeon: Das machte seine Netze auch nicht voll und seine Schwiegermutter wieder gesund! Und die schöne Predigt konnte ihm auch nicht die bohrende Sorge nehmen, wie sie denn dem gierigen Steuer-Eintreiber dieses Mal auszahlen sollten, der ihm beständig nachstellte, wie ein Aasgeier der verendenden Beute: dieser elende Landesverräter und Blutsauger, dem sie alle auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren!

Jesus hatte sich wieder ins Boot gesetzt und blickte Symeon herausfordernd an, als hätte Er Seine Predigt allein nur für ihn gehalten und als würde Er ihn fragen: „Hast du Mir zugehört?! Hast du verstanden, was Ich dir mitgeben wollte?!“ (a) Und wieder dieser stechende, fordernde, in ihn eindringende, suchende Blick! (b) Warum konnte dieser Rabbi das einfach nicht lassen?! Was wollte Er denn von ihm?! Warum konnte Er ihn nicht einfach in Ruhe lassen?! (c)

Ja, Simon hatte Sorgen: große Sorgen! Und ihm war sein Leben oft nichts als eine Bürde und Last, dass ihm nicht selten alles tüchtig über war! Aber er konnte deswegen doch nicht alles hinschmeißen und ein gänzlich anderes, neues Leben anfangen! (d)

Diesem Propheten folgen? Das war völlig undenkbar! Wer sollte dann seine Frau und ihre Mutter versorgen?! Noch dazu, wo Letztere schwer krank war und man noch nicht absehen konnte, wie all das für sie ausging!

Solange diese Prediger nur fromme Sprüche zu bieten hatte, konnte er bei Symeon keinen Eindruck schinden! Da mochten Seine Worte auch noch so ins Schwarze treffen und ans Herz gehen!

7-M: Wenn Du Dich bis auf die Knochen blamieren willst?!

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Als sie wieder am Hafen-Damm anlegten und Simon sich erhob, um das Boot fest-zu-zurren, machte der Rabbi allerdings keinerlei Anstalten, aufzustehen. Er hielt nur ständig Seinen Blick auf Symeon gerichtet.

Einfach unerträglich! Schließlich fuhr Ihn Simon mürrisch an: „Was ist! Du bist doch fertig mit Deiner Predigt! Willst Du nicht wieder runter von meinem Boot?“

Jesus lächelte ihn an: „Nein, Kephas! Ich bin noch nicht fertig mit dir! Du hast doch eine Entlohnung von Mir gefordert! Und die habe ich Dir auch zugesagt! Meinen Wein hast du ja ausgeschlagen, da ihr Fischer hier in Kapernaum etwas anderes nötig habt! So rufe deine Freunde herbei und dann fahre nochmals hinaus aufs Meer, wo es tief ist. Und dort werft abermals eure Netze aus! Dann wirst du deinen Lohn erhalten!“ (a)

Simon aber lachte verächtlich: „Lieber Meister! Du magst Dich auf das Himmelreich verstehen und gute Reden halten können! Aber vom Fischfang hast Du offensichtlich nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung! Wir haben uns schon die ganze Nacht vergeblich abgemüht und keinen einzigen Fisch gefangen!“ Und Simon schüttelte voller Hohn über so viel Unwissen den Kopf: „Und nun sollen wir nochmals hinausfahren?! – am helllichten Tag?!“ (b)

Jesus ließ sich aber nicht beirren: „Rufe deine Freunde her und fahre nochmals hinaus! Was Ich dir zugesichert habe, das habe Ich dir zugesichert! Und was Ich dir versprochen habe, das habe Ich dir versprochen! (c)

Genau, wie Ich es dich eben gelehrt habe: Manche Sorgen im Leben lösen sich nicht selten wie durch ein Wunder ganz von selbst! Nicht so leicht ist es aber ganz offensichtlich mit euch, euch darüber Vertrauen zu lehren!“

Dieser dreiste Rabbi machte einfach keinerlei Anstalten, sich zu erheben und endlich wieder sein Boot zu verlassen! Und dazu noch die ganze gaffende Meute am Hafen, die wieder zusammengelaufen war in der Hoffnung, nun doch noch ein großes Wunder-Spektakel zu erhaschen, von dem man überall erzählen konnte!

Nachdem dieser selbst-ernannte Gottesmann ihn immernoch allzu impertinent fixierte, versuchte Symeon, Sein unverschämtes beständiges Anstarren zu brechen, indem er nun seinerseits diesem Rabbi ins Visier nahm, ohne seinen Blick von ihm zu wenden: „Wenn Du Dich vor aller Welt bis auf die Knochen blamieren willst? Mir soll´s recht sein! Dann kommt mein Bruder vielleicht endlich wieder zur Vernunft und wendet sich wieder den eigentlichen Aufgaben des Lebens zu, statt irgendwelchen Schwärmereien und Tagträumen nachzuhängen! Und ebenso Johannes und Jakobus!“

Und ohne seinen Blick von dem Rabbi abzuwenden, der sich seinerseits nicht davon abbringen ließ, Symeon weiterhin so entwaffnend anzustarren, rief er den anderen zu: „Fischer! Hört auf, die Netze zu säubern und bringt sie wieder her! Euer kluger Rabbi, der sich nicht belehren lassen will, will noch einmal hinaus fahren und am helllichten Tag Fische fangen!“

Und während alle Fischer von Symeons Boot, von diesen naiven Narren Andreas, Johannes und Jakobus in hoffnungsvoller, verzückter Erwartung ermuntert (d), mit den Netzen zum Boot zurück kehrten, rief Simon laut, weiterhin den Rabbi fixierend, wie dieser es mit ihm tat: „Und dass mir das alle hören: Ich werde die Netze nur auf das Wort dieses Propheten hier nochmals auswerfen! (e) Denn ich bin erfahrener Fischer und weiß ganz genau, dass man am helllichten Tag keine Fische fängt!

Das weiß doch schließlich jedes Kind, dass sich die Fische am Tag in die dunklen Tiefen des Meeres zurückziehen, um nicht anderen Raubfischen zur Beute zur werden! Es macht also überhaupt keinen Sinn, am Tag mit Fischfang sein Glück zu versuchen! Ihr habt es also alle gehört, was ich davon halte! Ich mache dies nur, weil euer Prophet, von dem ihr so viel haltet, mich dazu aufgefordert hat und das so will!“

Endlich waren die anderen Fischer mit den Netzen wieder ins Boot gestiegen! Gott sei Dank! Länger hätte Simon dem in ihm eindringenden Blick dieses Rabbi nicht mehr standgehalten und er wollte sich keine Blöße geben, wenn es auch ein lächerliches Psycho-Spielchen war. So konnte Symeon sich dem herausfordernden Blick dieses Propheten endlich wieder entziehen und ihm den Rücken zuwenden, indem er sich an den Bug des Schiffes stellte und hinaus auf die See blickte. „Also Leute! Hinaus aufs Meer, wo es am tiefsten ist! Genau, wie dieser fischfang-kundige Meister es haben will!“

7-N: Schnell! Zur Hilfe!

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Sie hatten ihre Netze eben ins Wasser gelassen, da packte den Symeon bereits blankes Entsetzen: Unter ihrem Boot formierte sich ein schon bedrohlich wirkender gewaltiger dunkler Schatten! Das mussten ganze Schwärme von Thilipia-Fischen sein! Unglaublich, aber wahr!

Schon zog es so gewaltig an ihren Netz, dass sie Mühe hatten, dies auch nur zu halten! (a) Und die quirligen Schwärme in der Tiefe zogen so gewaltig an ihrer Reuse, dass ihr Schiff zu kentern drohte. Johannes und Jakobus schrien und fuchtelten mit den Armen ihren Fischer-Gefährten zu, die neben dem Hafen am östlichen Wasserfall ihre Netze wuschen: „Schnell! Zur Hilfe! Wir haben einen Riesenfang! Das schaffen wir nicht allein!“ (b)

Die anderen Fischer des Zebedäus ließen alles stehen und liegen und eilten in ihr Boot, um ihnen zur Hilfe zu kommen. Aber es dauerte freilich, bis sie aus der Bucht aufs offene Meer hinaus-gelangt waren. Die Fischer in Symeons Boot hätten um ein Haar aufgeben und die Netze loslassen müssen, da sie bereits ihre Kräfte verließen, die zerrende Reuse auch nur zu halten.

Aber Gott sei Dank kamen die anderen noch rechtzeitig mit ihren Boot herbei und ließen sich einige Reus-Enden reichen, um das prallvolle Netz auch ihrerseits mit hochzuziehen. Beide Schiffe schwankten gewaltig. Die Fischer hatten zu tun, sich selbst auf ihren Booten zu halten! Dann ein gewaltiges Schäumen und Quirlen von unzähligen silbernen Fischleibern im Wasser, bis es ihnen gelang, unter größten Mühen stückweise das Netz über ihre Boote zu ziehen, und die Mengen zappelnder Fische aus der Reuse heraus in ihre Schiffe zu schippen.

Als alle Boote bereits derart mit Fischen angehäuft waren, dass sie schon zu sinken drohten (c), zog es noch immer an dem Netz, dass sie schon meinten, es aufgeben und einfach loslassen zu müssen. Dann aber riss die Reuse und die übrigen Schwärme entwichen wieder ins Meer, so dass sie das Netz doch wieder einholen konnten (d).

7-O: Überführt!

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Schließlich war die Reuse zurück in Symeons Boot gezogen, und die Fischer auf beiden Booten sanken völlig erschöpft, aber über alle Maßen glücklich nieder. So einen Fang hatten sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gemacht! Das war der Ertrag von mindestens einem Monat!

Simon aber war entsetzt und zutiefst beschämt. Sein Bruder hatte ganz offensichtlich doch recht: Er war ja so ungläubig und traute Gott in Wahrheit überhaupt nichts zu! Er hatte tatsächlich keinerlei Vertrauen und Hoffnung, dass der HERR sich ihrer Nöte annehmen und ihnen Propheten senden könnte, die ihnen Sein Reich brächten – geschweigedenn Seinen Messias, der sie aus ihrem Elend erlösen würde!

Völlig überwältigt von so viel Erbarmen und Gnade, die sich selbst seiner trotz all seines Trotzes und all seiner Verzagtheit noch annahm (a), sank Simon vor dem Rabbi Jesus auf seine Knie und warf sich vor Ihm auf sein Angesicht; und nun konnte er es wirklich nicht mehr länger ertragen, dass dieser gütige, milde Blick noch immer auf ihm ruhte, und nicht von ihm lassen wollte (b). So stöhnte er, inwendig von seiner eigenen Erbärmlichkeit gequält, voller Reue und Beschämung: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ja ein so schäbiger, sündiger, unwürdiger Mensch – ohne jeden wahren Glauben!“ (c)

Denn ein tiefes Erschaudern hatte ihn erfasst, da er diesen vollmächtigen Mann Gottes doch eben zuvor noch öffentlich verhöhnt und verspottet hatte! Nun erkannte er, wie unverzeihlich sein ungebührliches Verhalten doch war! Nichts als Unwissenheit und Unglauben! (d) Und Symeon wusste, dass er weit Schlimmeres verdient hätte, als nur die öffentliche Blamage, die er sich mit seinem Hohn und Spott über den Gesandten Gottes eingehandelt hatte! (e)

Jesus aber ging auf ein Knie nieder, um mit Simeon auf Augenhöhe zu kommen; und Er legte voll Milde und Güte wie eine Mutter (f) Simons Wange in Seine Hand und richtete Symeons Blick wieder auf sich, wie es ein Vater mit einem reumütigen Kind täte, und sprach ganz sanft und einfühlsam voller Nachsicht und Verständnis zu ihm: (g) „Fürchte dich nicht, mein zagender und zaudernder Simon, den Ich aber dennoch zu einem wahren standhaften Felsen machen will! (h) Von nun an wirst du, Mir nach, ein Fischer von Menschen-Herzen und -Seelen sein! (i) Und dein Netz soll noch voller werden, als wie dieses hier! Denn darin will sich Mein Vater verherrlichen über dir!“ (j)

7-P: Kann das ein Erweis göttlicher Sendung sein?

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Als sie schließlich wieder im Hafen einfuhren, stieg Jesus aus dem Boot und lachte: „Na, Ich glaube, da habt ihr bis heute Abend genug zu tun!“ Und Er ging zu Seiner Mutter, die auch unter den Menschen stand, und Er legte Seinen Arm auf ihre Schulter. Sie aber strich Ihm über die Wange und die Brust. Es war ihr anzusehen, dass sie mächtig stolz war auf ihren Sohn.

Doch als Symeon das Boot am Damm fest-zurrte, bekam er unvermittelt einen dicken Hals: Wer stand denn da schon bereits an der Mauer und äugte auf ihren großen Fang?! Natürlich! Levi Matthäus! Der grinzte höhnisch und erklärte: „Na, jetzt kannst du wohl deine Steuern bezahlen! Aber die fallen natürlich weit höher aus, bei solch einem Fang! Das ist dir doch hoffentlich schon klar! Wenn euer Meister wahrhaftig das Reich Gottes bringt, dann fällt da ja bestimmt auch für Rom etwas ab, das euch Aquädukte und Recht und Ordnung bringt!“

„Keine Sorge!“, erklärte Jesus, der Simon keine Gelegenheit ließ, diesem Blutsauger böse Widerworte zu geben: „Auch du sollst deinen Anteil bekommen von den Segnungen des Reiches Gottes! Denn schließlich schlagen sich ja auch die Ratten die Bäuche voll, die in die Kornspeicher Gottes eindringen.

Aber lass dir gesagt sein: Auch wenn die Ratten im Kornspeicher sitzen und sich gütlich tun, dann macht sie das noch keineswegs zu göttlichem Korn!“ Oh ja! Das hatte gesessen! Symeon lachte sich ins Fäustchen! Endlich hatte jemand einmal diesem Zöllner richtig eins mitgegeben!

Levi Bar Alphäus lief knallrot an und wollte sich schon zum Gehen wenden. Eigentlich war ja nichts anderes zu erwarten von diesem heiligen Gottesmann! Matthäus wurde schließlich von allen geächtet, weil er mit den Römern gemeinsame Sache machte und für sie die Steuern eintrieb! Oder hatte er sich doch etwas anderes erhofft?

Aber Jesus hatte den Levi noch nicht entlassen und rief ihm nach: „Warte, Matthäus, Sohn des Alphäus! Auch wenn du derzeit noch ein Ratten-Dasein führst, so weiß Ich doch, dass du es eigentlich inzwischen auch selbst über bist! Nur weißt du nicht, wie du aus dem Schlamassel wieder herauskommen sollst, das du dir selbst eingebrockt hast! Denn jedermann meidet und verachtet dich! So aber nicht Ich, denn ich verurteile und verdamme wahrlich niemanden! (a)

Und Ich erkenne wohl auch das Korn, dass sich selbst auch in dir noch findet! (b) Nur ist es so tief in dir vergraben, dass du selbst nicht mehr darum weißt und keine Ahnung hast, wie du es finden, bergen und heben könntest. Aber Ich will´s in dir zu Tage fördern und aufgehen lassen! (c) Dann wirst du wieder Korn sein und dein elendes Ratten-Dasein wird zu seinem Ende kommen! (d)

Darum rüste dich und lade alle deine geächteten Freunde und Gespielinnen ein! Denn Ich will heute abend zu dir kommen und werde dich aufsuchen, um dein Gast zu sein!“ (e)

Levi war sprachlos. Es trieb ihm wahrhaftig Tränen in die Augen und seine Knie wurden weich. Wenn er durch die Straßen Kapernaums ging, spuckten die Leute aus und wechselten die Straßenseite, um sich nicht durch ihn zu verunreinigen! (f) Einkäufe konnte er nur bei durchreisenden Händlern tätigen, denn niemand von den Einheimischen ließ ihn auf dem Marktplatz auch nur in die Nähe seines Standes kommen!

So hatte Levi tatsächlich nur noch mit Huren und anderen Zoll-Eintreibern, sowie mit Heiden Kontakt – eben mit all jenen, die von den Heiligen Israels als Gesindel oder als Gewaltherrscher angesehen wurden. Und die Synagoge durfte er auch nicht betreten. Er musste im Eingangsbereich vor ihrer Pforte verbleiben (g), um nicht jenen geweihten Ort zu verunreinigen (h). Ja, er war fürwahr bei Gott und Menschen abgeschrieben! Und nun wollte tatsächlich dieser große Prophet Gottes, der überall von sich Reden machte, ausgerechnet ihn aufsuchen und sogar sein Haus betreten?!

Als Jesus das zu Levi Matthäus gesagt hatte, dass Er am Abend bei ihm einkehren wolle, sahen sich alle ungläubig verdutzt an: Hatte dieser Mann Gottes denn nicht mitbekommen, dass dies der verhasste Steuer-Eintreiber Levi Matthäus Bar Alphäus war?! (i) – der meist-verachtete Mann in ganz Kapernaum!

Aber wie konnte Ihm das entgehen, wenn er ein Prophet des HERRN war?! Nein, Er musste wissen, was Er da tat, hatte Er selbst den Bar Alphäus doch zuerst als eine verfressene Ratte bloßgestellt, die sich über die Kornspeicher Gottes hermacht! So waren alle Umstehenden zutiefst verunsichert und irritiert – geradezu schockiert!

Das große Wunder, das Jesus eben bewirkt hatte, dass nach zahllosen erfolglosen Fischer-Nächten sich mit einem Mal mitten am helllichten Tag die Netze bis zum Bersten gefüllt hatten, war schon fast wieder vergessen! War das überhaupt ein Wunder? Konnte, ja, durfte das überhaupt ein Wunder sein? – ein Erweis der göttlichen Sendung dieses sonderbaren Wanderpredigers und neuen Täufers, der sich selbst solchen skrupellosen Gestalten zuwendete, die um des persönlichen Profites willen nicht einmal davor zurückschreckten, ihre Seele an die heidnischen Bluthunde und Götzendiener, die das ganze Volk Israel knechteten, zu verkaufen und unter ihrem Schutz und Wohlwollen ihre eigenen Landsleute auszunehmen?!

Wenn dieser Nazarener tatsächlich ein Prophet des Höchsten war, konnte Er doch niemals zu solch einem verruchten Verdammten eingehen, der es verdient hatte, auf ewig verflucht und verstoßen zu sein und von Gott die selbe Verachtung zu erfahren, wie jener Gottlose sie dem auserwählten Volk des HERRN angedeihen ließ!

Wenn dieser neue Tauf-Prophet also tatsächlich diesem Teufel und Satansdiener solche Ehre erweisen wollte, statt etwa den Rabbi Illel, den Vorsteher der Synagoge von Kapernaum, und die Ältesten der Stadt für ihre unablässige Aufopferung im Dienst des HERRN durch einen Besuch zu würdigen, dann konnte dieser neue Täufer niemals ein Mann Gottes sein! – und das, was da heute auf dem galiläischen Meer geschah, auch niemals ein Wunder Gottes! Es musste nur ein völlig absonderlicher, seltsamer Zufall gewesen sein! – oder aber am Ende eine diabolische Täuschung!

So wendete sich schließlich die ganze Menge völlig verwirrt und verstört, in Gruppen, die Köpfe zusammen-steckend und munkelnd, ab, so dass sich bald nur noch die Fischer des Zebedäus mit Jesus und seiner Mutter, die ihn auch völlig irritiert losgelassen hatte, am Hafen befanden – sowie der Zöllner Levi, der überglücklich lächelte, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, und schließlich, von unaussprechlicher Dankbarkeit ergriffen, beteuerte: „Ja, Meister! Ich werde mein Haus für Dich bereiten und alle einladen, die ich finden kann! Ich will Dir ein Fest bereiten, wie es eines Königs würdig ist!“ Und schon eilte der Bar Alphäus davon.

7-Q: Die Auslese ist nicht euer Amt!

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Einer der Fischer grollte hämisch zu den anderen: „So! Ein königliches Fest! Und DAS von dem Geld, das er uns aus der Tasche gezogen hat! – dieser Fuchs!“ Jesus aber hörte es und hielt gegen: „Ihr seid doch nun mehr als genug entschädigt worden für alles, was euch geraubt worden ist! (a) So: Was geht´s euch an, wenn Gott auch den anderen Undankbaren, die Seine Gnade vergessen haben, barmherzig ist?!“ (b)

Und Jesus ging neben ihnen in Hock-Stellung und erklärte ihnen: „Erkennt dies: Das Reich Gottes gleicht einem unermesslich großen Netz, das alle Fische einholen wird, die alle, welcher Art und Gattung sie auch immer sein mögen (c), noch in den stürmischen Fluten des aufgewühlten Völkermeeres (d) sind und allesamt, ohne Ausnahme, ihren Strömungen folgen, weil sie meinen, das dies ihr Element, ihr Leben und ihre Bestimmung wäre (e).

Und sie alle miteinander fliehen zuerst vor dem Netz und fürchten es, da sie meinen, es brächte ihnen den Tod (f), weil sie alle nicht erkennen, dass es die Reuse zum Leben im Reich Gottes ist! Und doch kann kein einziger Fisch dem Zug dieses Netzes entgehen! (g)

Die Aufgabe der Fischer Gottes aber ist allein, das Netz Gottes auszuwerfen und wieder einzuholen, was immer auch damit erhascht werden mag. Mehr haben sie nicht zu tun! Allein dies, was ihnen ihr Meister aufgetragen hat! Und sie haben nicht einmal ihre Netze zu flicken, weil es die reißfesten Reuse Gottes sind!

Und sie haben auch nicht den Fang auszusortieren, wie das gewöhnlich auch bei euch der Fall ist, dass dieses Geschäft eure Frauen übernehmen, wenn ihr euren Anteil geleistet habt – bis auf heute, wo ausnahmsweise einmal aufgrund der Fülle eures Fanges euere Mithilfe unumgänglich ist.

Aber wie bei euch sonst die Frauen, so übernehmen im Reich Gottes die Arbeit der nachträglichen Auslese die Engel Gottes: (h) die unzähligen dienstbaren Geister (i) aus Seinem euch und aller Welt allzeit dienenden göttlichen Geistes (j), der die Heilige Ruach des himmlischen Abba-Herzens ist (k).

Und wie eure Frauen alles, was untauglich ist, auslesen und ins Feuer werfen, ABER NICHT IHR (l), so übernehmen dies auch beim Fang Gottes die himmlischen Wächter des HERRN für euch (m), so dass die Auslese ganz von selbst geschieht und es nicht euer Amt und eure Aufgabe ist, auszusondern und zu beurteilen. Denn ihr könnt´s auch nicht, weil ihr nur wahrnehmt und seht, was vor Augen ist (n).

7-R: Gott ist nichts zu groß und zu wunderbar!

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Allein die himmlischen Herzen aus dem höchsten himmlischen Herzen blicken in ein jedes Herz hinein. Welches Herz aber noch nicht bereit ist und untauglich ist für das Reich Gottes, das sondern sie aus; und zwar in der Weise, dass ein solches untaugliches Herz sich selbst aussondert (a), denn es fühlt sich im Reich Gottes und unter den alles enthüllenden Geistern des Geistes Gottes (b) nicht wohl und flieht vor seinem Licht (c), so dass es sich selbst in die Finsternis mit seinen Feuersbrünsten wirft (d).

Und so landet alles im Feuer durch die himmlische Auslese der Geister Gottes und Engel: alles, was für das Reich Gottes noch untauglich ist (e), so wie es eure Frauen tun, die alles ins Feuer werfen, was nicht reif zur Fisch-Ernte ist. Und wie alles, was untauglich ist, von ihnen ins Feuer geworfen und dem Kreislauf der Natur (f) wieder zugeführt wird, so ist es auch in der unsichtbaren Welt, dass alles, was noch nicht für das Reich Gottes taugt, wieder dem grausamen Kreislauf der Finsternis zugeführt wird mit seinen verzehrenden Feuern, bis auch all dies durchs Feuer geläutert worden ist (g), indem es aller Finsternis überdrüssig wird (h) und sich bereitwillig dem Zug des immer aufs Neue ausgeworfenen Netzes ergibt (i), um sich endlich aus aller Finsternis ins Licht ziehen zu lassen (j) und aus den Tiefen des Todes hinauf ins wahre göttliche Leben (k).

Denn Gott ist nichts zu groß und zu wunderbar: (l) Er kann aus Ratten im Kornspeicher Körner machen, und aus Skorpionen Fische, und kalte, harte, starre Steine kann Er in warme, weiche, pochende Herzen wandeln: Gott-Lose in Gott-Selige und versklavte Knechte in befreite Kinder! (m)

Darum verurteilt nicht, was Ich nicht verurteile, und verdammt nicht, was Ich nicht verdamme, und schließt ihr nicht aus, was Ich nicht ausschließe, wie ihr euch doch auch selbst nicht länger verurteilt, verdammt und ausgeschlossen erfahren müsst!

Und deshalb lasst dies leidige, unselige, wenn auch notwendige Geschäft des Auslesens und Aussonderns zur Züchtigung (n) Meine Sache und die Meiner himmlischen Wächter sein! (o)

Was Ich aber für würdig befunden habe, das habe Ich für würdig befunden; und was ich als gereift erkenne, das ist gereift; und was ich für bereit erkläre, das ist auch bereit! (p) Darum werft ihr euer Netz aus: Überall! Und zieht herauf, was immer sich heraufziehen lässt! Und spart keine Region in den Fluten des Meeres aus: Holt alles ein und lasst die Auslese Meine Sache sein!“

7-S: Simon Petrus traute seinen Ohren nicht!

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Am Abend aber kam Jesus zusammen mit Johannes und Jakobus und Seinen anderen Jüngern ins Haus des Symeon (a), welchen Er den Namen »Fels« gegeben hatte, nämlich auf aramäisch »Kephas«, in der Sprache der Römer aber »Petrus« – wie Simon später, als er bis ins Herz des Römischen Reichs die Frohe Botschaft von der unverlierbaren Liebe Jesu Christi verkündigte, von allen genannt wurde.

Als der Rabbi aber mit Seinen Gefährten in die Lehmhütte Symeons trat, sah Er, dass dessen Schwiegermutter auf ihre Matte, völlig geschwächt vom Fieber, danieder lag (b). Da trat Alisah, die Frau Symeons (c), zu Jesus und fasste Ihn an den Händen und drückte ihre Freude über Seinen Besuch aus: „Meister, was für ein Glück und was für eine Ehre, dass Du uns mit Deinem Besuch würdigst!

Doch sieh nur: meine liebe Mutter liegt schon seit Tagen vom Fieber dahingerafft, danieder, und wir fürchten schon, dass sie nicht mehr zu Kräften kommt! Ich habe erkannt, dass Gott, der HERR, wahrhaftig mit Dir ist: Denn niemand kann solche Wunder tun, wie Du sie in Kana und nun auch in Kapernaum getan hast! (d)

Darum bitte ich Dich: Kannst Du Dich meiner lieben Mutter annehmen, dass diese Krankheit von ihr weichen muss und sie wieder ins Leben kommt? (e) Dann würdest Du unser Glück vollenden! Und mein Mann könnte Dir dann folgen, wenn es Dein Wille ist, denn dann hast Du selbst uns schließlich für die nächste Zeit bestens versorgt!“

Simon Petrus traute seinen Ohren nicht: Was hatte seine Frau da eben gesagt?! Sie würde einwilligen, dass er dem Tauf-Propheten folgen könne? Sie hatten kein Wort darüber verloren!

Ja! Inzwischen war gewiss auch Simon davon überzeugt worden, dass dieser Jesus aus Nazareth ein bedeutender Prophet Gottes sein musste! (f) Am Ende vielleicht sogar wirklich der Messias! (g) Und Symeon war unendlich dankbar, dass dieser Mann Gottes ihm seine anfängliche Skepsis nachsah und sie mit solch einem ertragreichen Fischfang gesegnet hatte! (h)

Und dieser Rabbi hatte ihn damit nicht nur von Seiner Macht und göttlichen Sendung überzeugt, sondern tatsächlich, wie ihm jetzt klar wurde, alle Voraussetzungen dafür geschaffen, sich Ihm auch, wie sein kleiner Bruder Andreas, anschließen und Ihm nachfolgen zu können! Denn Simons Familie war nunmehr schließlich für die nächste Zeit bestens versorgt! Und Symeon konnte sich auch sicher sein, dass Zebedäus, der Onkel Jesu, der seinen Neffen freudig in sein Haus aufgenommen hatte und gleichfalls von Jesu höheren Berufung überzeugt war, ganz gewiss auch weiterhin Simons Familie versorgen würde, wenn Symeon sich ebenso, wie sein Bruder, dem neuen Tauf-Propheten anschloss, der die beiden Söhne des Zebedäus zu dessen übergroßen Freude schließlich auch in Seine Jüngerschaft aufgenommen hatte.

Einer Nachfolge Jesu stand also wahrhaftig nichts mehr im Wege! Aber wollte Symeon das denn wirklich? Alles zurücklassen und aufgeben?

Er wollte doch mit Alisah eine Familie gründen und viele Kinder zeugen! Sollte das dann noch möglich sein? Aber so, wie es sich anhörte, urteilte seine Frau Alisah offensichtlich, dass es angesichts der göttlichen Sendung dieses Mannes nichts Höheres und Erfreulicheres geben konnte, als wie dies, dass auch ihr Mann diesem Tauf-Propheten folgen durfte!

Wenn das also offensichtlich selbst sogar der Wille seiner eigenen Frau war, wie hätte Symeon da noch widersprechen können? Er konnte nur darauf vertrauen, dass sich Jesu Verheißung dann wirklich irgendwann irgendwie dennoch noch erfüllen würde, dass allen, die zuerst nach dem Reich Gottes trachteten und dafür alles aufgaben, alles andere dann auf wundersame Weise trotzdem einfach noch zufallen würde (i).

Also bestätigte Simon die Worte seiner Frau: „Ja, Meister!“ – und tatsächlich: Symeon nannte ihn schon ganz selbstverständlich „Meister“, was er am Morgen dieses Tages noch für völlig undenkbar gehalten hatte! – „Ja, Meister! Wenn Du Dich auch noch der armen Mutter meiner lieben Frau annimmst, dann will auch ich Dir liebend gerne folgen – das heißt: Wenn Du mich überhaupt haben willst!“ (j)

Jesus lachte: „Freilich will Ich dich! Dich ebenso, wie alle! (k) Das wusstest Du doch schon von Anfang an ganz genau, wie sehr du dich auch dagegen gesträubt hast!“

Und Jesus ging neben dem Lager von Alisahs Mutter auf ein Knie, legte Seine linke Hand auf ihre Stirn und blickte ihr in die Augen. Da schien sie aus ihrem Fieberwahn zu erwachen und Jesus zu erblicken. Alsdann ergriff der Rabbi mit Seiner Rechten ihre Hand; und Er gebot dem Fieber, zu weichen. Da verließ es sie unvermittelt (l). Und ein erstauntes Raunen ging durch den ganzen Raum. Dann richtete Jesus Alisahs Mutter auf, die ihn freudig anlächelte; und sogleich stand sie auf und Alisah umarmte ihre Mutter überglücklich.

Und Jesus blickte zu Simon und sprach zu ihm: „Siehst du Symeon, nun hat sich schon die Bestimmung, die mit deinem ersten Namen auf dein Leben gelegt worden ist, erfüllt! Denn Gott hat dich erhört, noch ehe du dich an Ihn gewendet und Ihm das zugetraut hast; und Er hat dir geantwortet, noch ehe du Ihn gerufen hast!“ (m) Simons Name »Symeon« bedeutet nämlich: »Gott hat erhört!«. Und Jesus sprach weiter zu ihm: „Und ebenso wird sich die Bestimmung des neuen Namens erfüllen, den Ich nunmehr auf dein Leben gelebt habe, dass du Mir ein »Kephas« sein sollst: ein »Felsen«, der nicht nur selbst fest stehen soll – gegründet in Mir, dem Felsen aller Felsen, – sondern der darin überdies auch vielen anderen noch Halt und Stütze geben wird!“ (n)

7-T: Das kann und darf Er einfach nicht!

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Daraufhin wendete sich Jesus zum Gehen und sprach: „Aber auf! Wir müssen jetzt los!“ Schon war Jesus aufgebrochen und Seine Jünger folgten Ihm. Simon eilte seinem neuen Meister nach und fragte: „Aber Rabbi! Wo willst Du denn hin?!“

Jesus ging entschlossen weiter: „Das weißt du doch! Wir werden dem Zöllner Levi einen Besuch abstatten! Es soll ein Festtag für ihn werden!“

Simon versuchte, seinem neuen Meister von diesem Vorhaben abzubringen: „Aber Du kannst doch nicht das Haus eines solchen Sünders betreten!“ Der Herr lächelte ihn an: „Warum? Wer will Mir das verbieten?! Habe Ich nicht auch dein Haus betreten?“ (a)

Und ja: Symeon war es doch selbst am Morgen im Angesicht dieses Predigers Jesus aufgegangen, was für ein elender, ungläubiger Sünder er selbst doch war! (b) Trotzdem meinte Simon Petrus widersprechen zu müssen: „Aber Meister! Das kannst Du doch nicht vergleichen! Da besteht doch noch einmal ein gehöriger Unterschied! (c) Meine Sünde ist Unvermögen, die dieses Zöllners aber, der mit den heidnischen Römern paktiert, ist aber böswilliger Vorsatz!“ (d)

Jesus aber ernüchterte den Kephas: „Meinst du wirklich, da besteht ein so großer Unterschied im Antlitz der Heiligkeit und absoluten Reinheit der himmlischen Abba-Gottheit? Seid ihr nicht alle totale, verkommene und verlorene Finsternis im Angesicht Ihres gänzlich durchläuterten Lichts?“ (e)

Simon fasste den Meister am Arm, um Ihn am Weitergehen zu hindern: „Aber Rabbi! …“ Doch Jesus wandte sich zu Kephas um und sprach: „Simon! Gott ist GEWALTIG! Gewaltig AN KRAFT DES HERZENS! Und Er verdammt NIEMANDEN!“ (f) Und Jesus wendete sich wieder zum Weitergehen.

Petrus blieb hinter Jesus zurück. Da kam er einfach nicht mehr mit! „Das kann Er doch nicht tun!“, entsetzte er sich vor den anderen: „Wir müssen Ihm das ausreden! Damit bringt Er sich selbst, wie auch uns alle unter Ächtung! (g) Das darf Er einfach nicht!“

Johannes aber, in dessen Herzen Jesu gänzlich neuartige Botschaft von der unendlichen göttlichen Liebe unter allen Jüngern am tiefsten Wurzel gefasst hatte (h), lachte nur: „Das darf Er nicht? Das kann Er nicht tun? Du siehst doch, das Er es kann! Und wir haben Ihm zu folgen und von Ihm zu lernen, bis auch wir es gänzlich begreifen, was an völlig Neuem Er dieser Welt zu bringen hat, was noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und noch niemals irgendeinem Menschen in den Sinn gekommen ist!“ (i)

Also folgten sie Ihm. Johannes, Andreas, Philippus, Nathanael Bartholomäus und Simon, der Zelot, sowie auch Jakobus, der Kleine, gingen mit Ihm sogar ins Haus des Zöllners Levi hinein.

Der begrüßte sie überglücklich; denn er hatte bis zuletzt Zweifel gehabt, ob Jesus tatsächlich zu ihm kommen würde. Und er bat den Rabbi unterwürfig, wie einen König, hinein und wies Ihm Seinen Ehrenplatz.

Eine festliche, wahrhaft königliche Tafel war gerichtet worden; und alles Gesindel aus dem ganzen Umkreis von Kapernaum hatte sich eingefunden: viele andere Zöllner, wie auch Huren (j).

Als Simon Petrus und Jakobus Bar Zebedäus aber all diese gottlosen Sünder sahen, blieben sie vor dem geöffneten Eingang des Hauses stehen; und sie weigerten sich, mit den anderen einzutreten; denn sie wollten sich nicht verunreinigen (k). Außerdem sahen sie in der Ferne den Pharisäer Illel, den Rabbi und Vorsteher ihrer Synagoge, mit den Ältesten von Kapernaum stehen. Sie waren offensichtlich unterrichtet worden, was Jesus vorhatte, und wollten sehen, ob Er diese Ungeheuerlichkeit, die Er am Hafen angekündigt hatte, tatsächlich in die Tat umsetzen wollte.

7-U: Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn

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Nach dem Mahl aber bat Levi den Meister: „Werter Rabbi! Bitte sprich auch zu uns vom Reich Gottes!“ Da erzählte Jesus ihnen ein Gleichnis: „Ich will euch eine Geschichte erzählen von einem alten Mann, der zwei Söhne hatte (a). Und als jener Mann ins Alter kam und gebrechlich wurde, so dass nun seine Söhne sein Haus weiter führen und für ihren ergrauten Vater hätten sorgen müssen, um ihm all das Gute zu vergelten, was er ihnen sein ganzes Leben lang hatte zukommen lassen (b), da er sie doch großgezogen, ihnen sein Handwerk gelehrt und sich zeitlebens ihrer in jeder Hinsicht angenommen hatte (c), da erklärte der jüngere der beiden Söhne, dass er dazu nicht bereit wäre, sondern lieber in die Welt hinausziehen und sein Leben genießen wolle (d).

Aber damit nicht genug: Jener Sohn, der sich seinem Vater verweigerte und ihm im Alter nicht beistehen und helfen wollte, forderte sogar überdies noch dreist von seinem Ahnherren sein Erbteil ein, obwohl dieser doch noch überhaupt nicht gestorben war!

Was meint ihr wohl, was jener Vater da getan hat? Jeder andere hätte seinen Sohn wohl mit Bluthunden vom Hof gejagt! Denn geschrieben steht: »Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, der ist des Todes würdig!« (e)

Denn diesem Sohn war es offensichtlich nicht nur völlig egal, wie sein Vater ohne ihn und seine Mithilfe im Alter auskommen sollte, sondern er forderte überdies sogar frech und dreist sein Erbe ein! Und wie es seinem Vater dann ergehen würde, wenn er ihm die Hälfte all seiner Habe ausgezahlt hätte, obwohl er doch noch lebte und selbst noch all dessen bedurfte, was er sich in seinem Leben mühevoll erarbeitet hatte, das war diesem undankbaren Sohn offensichtlich vollkommen gleichgültig!

Damit legte dieser nichtsnutzige Sohn doch ganz offenkundig zu Tage, dass ihm das Wohl seines greisen, gebrechlich gewordenen Vaters völlig kalt ließ und ihm nicht mehr galt als Dreck! Denn es rührte ihn nicht im Mindesten, welche Not er damit über seinen Vater brachte, der doch nun vielmehr der Hilfe und Unterstützung seines Sohnes bedurft hätte, als ihn auch noch auszahlen zu müssen! Und es war diesem selbstsüchtigen Sohn auch völlig gleichgültig, wenn sein Vater an gebrochenem Herzen sterben würde, weil ihn sein Jüngster so kaltherzig den Rücken zukehrte und ihn für immer verließ.

Und in welchem Licht musste all dies jenen armen Vater zudem auch noch in der ganzen Umgebung erscheinen lassen, dessen Sohn sich von ihm abkehrte, als wäre er für ihn bereits gestorben, obwohl jener Vater sich doch nie irgendetwas zu Schulden hatte kommen lassen und seinem Sohn nur jede erdenkliche Liebeszuwendung hatte erfahren lassen!

Jeder andere hätte einen solch undankbaren, nichtsnutzigen Sohn, der sich nicht nur seinem Vater verweigerte, sondern es über allem auch noch wagte, sein Erbe einzufordern, doch wohl aus dem Haus gejagt!

So aber nicht dieser Vater! Denn er liebte seinen Kleinen trotz allem über alles! Und er hätte niemals aufhören können, ihn zu lieben, was auch immer dieser Sohn ihn jetzt auch antat und was auch immer er wohl nunmehr noch alles anstellen sollte, nachdem er seinem Vater den Rücken zugekehrt hatte! (f)

Ja, jener herzensgute Alte zahlte sogar seinem Sohn sein Erbteil auf Heller und Pfennig aus (g), obwohl diesem doch überhaupt nichts zustand und jener undankbare Nichtsnutz doch etwas ganz anderes verdient hätte! Denn wer kann von seinem Vater einfordern, der ihm nicht auch Sohn sein will?!

Nachdem dieser freche Knabe aber alles gierig zusammengerafft und veräußert hatte, was der Vater ihm überschrieben hatte, machte er sich auf Nimmer-Wiedersehen auf und davon. Er zog in ein fernes gottloses Land und lebte dort unter den Heiden. Und um unter ihnen etwas zu gelten, trat er dort großmännisch auf und verprasste in kürzester Zeit mit Saufkumpanen und Dirnen alles, was sein Vater sein Leben lang so aufopferungsvoll erwirtschaftet hatte (h).

Als jener missratene Sohn schließlich das ganze Erbe seines Vaters mit Vergnügungen aller Art durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes gottlose Land und er fing an, zu darben, und war fortan gezwungen, nun erstmals selbst für sich sorgen zu müssen, um irgendwie durchzukommen (i).

Da ihn aber niemand einstellen wollte – wegen seines schlechten Rufs, den sich dieser Herumtreiber selbst sogar unter den Heiden eingehandelt hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als auch die niedrigsten, entwürdigendsten Arbeiten anzunehmen, die sich ihm darboten. Am Ende war er genötigt, sich einen herzlosen Bürger des Landes auszuliefern, der keinerlei Gnade kannte. Der ließ ihn in einer stinkenden Jauche seine Säue hüten, die völlig verdreckt und verkotet waren und Müll und Abfälle fraßen (j).

Und alles, was jener herzlose Dienstherr jenem so herunter gekommenen jungen Mann zugestand, war, dass er sich von den Abfällen nehmen durfte, die man den Säuen in ihre Jauche zum Fraß vorwarf (k). Denn nachdem er in der verdreckten und verkoteten Grube dieser Säue sein Dasein fristen musste, war er ebenso unrein geworden wie sie, dass er nach Jauche und Kloake stank und von allen gemieden wurde. Und selbst sogar die Eber in der Jauchegrube konnten ihm gefährlich werden, wenn er sich von ihren Abfällen nahm!

Als jener Sohn so an den unüberbietbaren Tiefpunkt angekommen war, dass ihn sein ganzes elendes Dasein selbst nur noch anekeln konnte, da ging er endlich in sich und erinnerte sich: »Wie schön hatte ich es doch einstmals bei meinem Vater gehabt!

Er hat mich groß gezogen, in jeder Hinsicht verwöhnt, an seiner königlichen Tafel speisen lassen und mich in Seide gekleidet! Er war so gütig und gerecht, dass es selbst sogar seinen Tagelöhnern an nichts fehlte und sie beste Nahrung in Hülle und Fülle hatten! Denn selbst sie behandelte er mit Respekt, als wären sie ihm Söhne!

Und nun? Wohin habe ich mich nur gebracht, dass ich mich von diesem so überaus gütigen Mann abgewendet und all seinen Nachlass für mich durchgebracht habe?! Im Kot und Morast bin ich gelandet und von so viel ekel-erregenden Widerwärtigkeiten behaftet, dass ich nicht allein von allen Menschen, sondern sogar von dem minderwertigen Vieh gemieden werde und mich sogar die unreinen Tiere verachten!

Bei meinem so herzensguten Vater, der selbst Seine Knechte achtete wie Söhne, hatte ich wirklich alles! Nun aber, so fern von meinem Vaterhaus, von aller Welt geächtet, komme ich um vor Hunger!« (l)

Und als jener Sohn sich besann, wie gut er es doch einst bei seinem Vater hatte, der ihn mit so vielen Gütern beschenkt und ihn zum rechten Umgang mit allem erziehen wollte, damit er lernen sollte, sich einstmals diesen ihm von seinem gütigen Vater überlassenen Wohlstand halten und vermehren zu können, da beschloss er schließlich: »Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: „Vater, ich habe erkannt, wie schwer ich mich doch gegen den Himmel und gegen dich versündigt habe! (m) Und ich habe nun begriffen, was für ein großes Unrecht ich dir angetan habe, dass ich dich links liegen ließ und mich abgewendet habe von dir, und dass ich nicht danach fragte, ob ich dir darüber das Herz breche!

Und fürwahr: Ich bin´s nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heißen darf! Doch bitte ich dich, da mir inzwischen bewusst geworden ist, dass kein anderer so viel Nachsicht und Gnade mit allen Menschen hat, wie du: Vergib mir doch bitte und sei mir gnädig! Nimm mich doch wenigstens als einen deiner Tagelöhner wieder auf, dass ich zumindest als einer deiner niedrigsten Bediensteten wieder bei dir leben kann!“« (n)

Denn jenem unglückseligen Sohn, der sich derart verrannt hatte, war inzwischen über allem, was er erlebt hatte, bewusst geworden, dass es selbst den niedrigsten Angestellten im Haus seines Vaters besser ging, als auch den höchsten Arbeitern unter den despotischen Dienstherren in der gottlosen Ferne, in die es ihn verschlagen hatte (o), so dass es überhaupt kein Wunder war, dass er dort völlig verelenden musste.

Und da ihm aufging, wie gütig Sein Vater doch selbst zu den geringsten Untergebenen war, die nur zeitweilig in seine Dienste traten, und wie jener Vater allen Menschen Achtung, Anerkennung und Wertschätzung entgegen brachte, da fasste es sich ein Herz und sprach zu sich: »Ich will mich aufmachen und meinen Vater um Erbarmen anflehen. Vielleicht wird er ja auch mir gegenüber nachsichtig und barmherzig sein, wie er es wahrlich gegen alle ist, und mir mein großes Unrecht nachsehen und verzeihen und mir einen Neu-Anfang bei sich ermöglichen.« Also machte er sich auf den Wag, um zu seinem Vater zurückzukehren (p).

Was meint ihr nun, wie jener Vater auf die Rückkehr seines Sohnes reagiert hat? Wie würden wohl die meisten Familienoberhäupter reagieren, wenn ein solcher nichtsnutziger Sohn plötzlich wieder vor der Türe stünde, weil er in allem komplett gescheitert ist, nachdem er seinen Vater völlig verachtet, öffentlich geschmäht und vor aller Welt in Verruf gebracht hat, und dann schließlich alles, was er über allem noch frech und dreist eingefordert hatte, durchgebracht hat, nachdem er sich von seinem Vater losgesagt und diesen öffentlich geächtet hatte?

Würden das nicht die meisten Väter, wenn ihnen so übel mitgespielt worden ist, als eine große Genugtuung empfinden, dass nun aller Welt ersichtlich geworden ist, was für ein undankbarer Taugenichts sie einstmals derart in Verruf gebracht hatte!

Wenn solch ein Sohn, der einst zu verstehen gab, dass sein Vater für ihn gleichsam schon gestorben ist, plötzlich total herunter gekommen wieder vor der Türe stünde, da er nicht mehr wüsste, wohin: würde da nicht gar mancher einstige Vater, der so tief gekränkt und über allem einstmals auch noch öffentlich verleugnet, verhöhnt und verspottet worden ist, nunmehr voll Abscheu erklären: »Wer bist du denn überhaupt? Was habe ich mit dir zu schaffen! Ich kenne dich doch überhaupt nicht!« (q) und vor einem solchen Sohn die Türe zuschlagen und sie ihm auch niemals mehr öffnen (r), weil dieser ihn einstmals verleugnet hat, nun aber, nachdem er den gerechten Lohn für sein unendlich großes Vergehen empfangen hat und völlig am Ende ist, wieder ankommt, in der Hoffnung, von dem eine neue Chance zu erhalten, der für ihn bis dahin, solange es ihm noch gut ging, gleichsam gestorben war? Welcher Vater würde einem solchen undankbaren Sohn nun nicht seinerseits erklären, dass jener nun ebenso auch für ihn gestorben ist?

Doch so nicht, NIEMALS dieser Vater, von dem Ich euch künde: Was nämlich tat dieser über alle Maßen gütige Abba? (s) Er hätte niemals finster auf seinen Sohn blicken und ihm grollen können, was immer er an Unverzeihlichem, zutiefst Verletzendem seinem Abba auch angetan hatte! (t)

Auch wurde jener gütige Abba nicht einmal von seinem heruntergekommenen Sohn überrascht, dass dieser plötzlich völlig unerwartet und eigentlich schon abgeschrieben und vergessen wieder vor der Türe stand! Sondern vielmehr hatte dieser Abba nie aufhören können, seinen verlorenen Sohn, der ihn so tief gekränkt und das Herz gebrochen hatte, doch über allem noch zu lieben.

Und gleichwie eine Mutter, die sich verzehrt nach ihrem auf Abwege gekommenen Kind (u), spähte er tagein tagaus weit ins Land und durchforstete alles mit suchendem Blick (v) in sehnsüchtig ausharrender Hoffnung (w), sein Sohn würde, trotz allem, was er seinem Vater angetan hatte, eines Tages doch wieder zu ihm zurückfinden und wieder heim kehren!

Darum sah jener Vater seinen völlig verwahrlosten, gänzlich herunter gekommenen Sohn schon, als dieser noch unendlich weit entfernt war. Und alles, was sich in jenem Vater regte, war unendliches Mitleid und Mitgefühl, dass es ihm jammerte und zutiefst schmerzte (x), was sein Kind über sich selbst gebracht hatte, weil es sich von ihm und seiner Liebe abgewendet hatte.

Und er lief seinem Kleinen entgegen; und als dieser vor Schuld und Scham in die Knie sank, da fiel er ihm um den Hals und küsste ihn zärtlich (y).

Der Sohn aber schluchzte unter Tränen in tiefer Reue: »Ach, lieber Vater! Ich habe mich ja so unendlich versündigt an den Himmeln, wie an dir! Ich bin es nicht mehr wert, dass ich noch dein Sohn heiße!« (z)

Sein Vater aber machte ihm keinerlei Vorhaltungen (aa), sondern war nur von tiefem Glück erfüllt, dass sein Kleiner endlich wieder heim gefunden hatte; und er führte seinen Sohn nach Hause und rief, von Freude und Jubel erfüllt, alle seine Knechte zusammen und bat sie: »Bringt mir Schalen voll Wasser und meine besten Öle, dass ich meinen Jungen baden und mit wohlriechenden Narden salben kann! (ab)

Und dann schnell her mit meinem allerbesten Gewand, dass ich mein Kind wieder königlich einkleiden kann! Und gebt mir meinen Siegelring, dass ich ihn wieder über alles setze, was mein ist! (ac) Und bringt mir die besten Schuhe für seine Füße, dass sie sich nicht mehr von steinigem Boden aufgeschlissen werden! (ad)

Dann aber holt mir mein bestes Lamm! Ich will´s hingeben und schlachten als ein Sühneopfer für ihn (ae) und als ein Festmahl für seine Wiederkehr! (af) Und dann ruft all mein Gesinde und meinen lieben anderen Sohn herbei! Denn wir wollen feiern und essen und trinken und fröhlich sein! Denn dieser mein lieber Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden! (ag) Er war vollends verloren und ist nun endlich wieder gefunden worden!«

Und sie fingen an, ein Freudenfest zu feiern und über alle Maßen fröhlich zu sein“ (ah).

7-V: Da war aber noch ein anderer Sohn!

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Jesus hatte sich zum Erzählen erhoben und war im Kreis der Gäste hin und her gelaufen. Nun wandte Er sich in Richtung der offenen Tür, wo Simon Petrus und Jakobus Bar Zebedäus standen, da sie sich geweigert hatten, mit den Meister in das Haus eines Unreinen, der sich an Gott und Seinem Volk derart versündigt hatte, zu treten (a). Und der Rabbi erzählte weiter:

„Dieser Vater, der nun so überglücklich war, dass sein auf ewig verloren geglaubter Sohn doch noch zu ihm zurück gefunden hatte, hatte, wie anfangs erwähnt, aber noch einen anderen Sohn.

Der hatte seinem greisen Vater zeitlebens die Treue gehalten und war an diesem Tag, wie immer, draußen zur Arbeit auf dem Feld. Und als er sich seinem Vaterhaus näherte, hörte er das Singen und sah sie alle feiern und tanzen (b).

Der Vater hatte zwar nach ihm rufen lassen; doch man fand ihn nicht, da er so fern von seines Vaters Haus in seine wichtige Arbeit derart versunken war, dass er die Rufe der Knechte seines Vaters nicht hörte, er möge doch nach Hause kommen, da es Grund zum Feiern gäbe (c).

Als dieser fleißige, übereifrige Sohn nun, wie jeden Tag, erst spät abends nach Sonnenuntergang zu seinem Vater zurück kehrte, nachdem er sich erneut völlig verausgabt hatte, ohne sich zu schonen und sich selbst irgendetwas zu gönnen (d), und als er sodann das ganze Haus von Lampen erleuchtet und alle miteinander feiern sah, da er rief einen der Knechte seines Vaters zu sich und fragte, was dies denn zu bedeuten hätte (e).

Der aber sagte ihm: »Stell dir vor! Dein Bruder, der schon auf ewig verloren geglaubt war und der einst deines Vaters Herz gebrochen hat: der ist doch tatsächlich wieder zurück gekommen, nachdem er in der gottlosen Fremde so viel erlitten hat, dass er darüber zur Besinnung kam!

Und dein Vater ist von solcher Freude erfüllt, das er sein liebstes Lamm, dass er so wohl genährt hatte, hat schlachten lassen für seinen wiedergewonnenen Sohn, weil er ihn nun endlich, trotz allem, noch gesund und wohlbehalten wiederhat.« (f)

Da wurde der so recht geratene Sohn, der allzeit selbstvergessen seinem Vater gedient hatte, aber über alle Maßen von Groll und Wut und Zorn erfüllt und wollte unter keinen Umständen ins Haus seines Vaters eintreten, solange sich dieser Taugenichts und Herumtreiber unter dem Dach des Hauses seines Vaters befand und nicht allein geduldet, sondern über allem auch noch gefeiert wurde!

Also gingen die Knechte hinein, und richteten dies dem Vater aus. Denn sie waren abgestellt worden, nach dem treuen Sohn Ausschau zu halten und ihn zum Fest zu rufen, sobald sie ihn denn endlich gefunden hätten (g).

Als nun der Vater hörte, wie erbost sein treuer Sohn war, dass er sein Haus nicht mehr betreten wollte, da machte sich sein Vater sofort auf, und lief zu ihm heraus und bat ihn: »Ach! Mein lieber, guter, treuer Sohn! Komm doch mit herein und feiere mit uns! Denn dein Bruder hat sich doch noch besonnen und ist tatsächlich wieder heim gekehrt!«

Der aber schäumte vor Wut und Jähzorn und fuhr seinen Vater an: »So viele Jahre diene ich dir nun schon und habe auch kein einziges deiner Gebote und Weisungen jemals übertreten, aber du hast mir niemals einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich hätte sein können! (h)

Nun aber, wo dieser Nichtsnutz und Halunke zurückgekommen ist, der dich vor aller Welt verleugnet und in Verruf gebracht und dir ins Herz getreten hat, und er wieder angekrochen kommt, nachdem er all dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, und der derart herunter gekommen ist, dass niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben will, und der allein zurück gekehrt ist, weil er nicht mehr aus noch ein weiß nach allem, was ihn doch nur zu recht ereilt hat (i), hast du ihm nicht nur alles nachgesehen und vergeben, sondern ihm überdies dein bestes Lamm geschlachtet und lässt ihn von allen feiern wie ein Königskind?! (j) Was habe ich dir denn angetan, dass du diesen gottlosen Sünder mir, der ich dir immer treu ergeben war, vorziehst?!«

Da sprach der Vater zu seinem anderen Sohn:“ – und Jesus wandte seinen Blick zu Symeon, der mit Jakobus Bar Zebedäus vor dem Haus geblieben war: „»Mein geliebter Sohn, du bist doch allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist auch dein! Und du hättest dir doch jederzeit ebenso das beste meiner Lämmer oder Kälber nehmen können, um mit deinen Freunden zu feiern!

Und wie oft hatte auch ich selbst dich geladen, einmal mit mir zu feiern! (k) Aber du hattest immer beteuert, keine Zeit zu haben, weil noch so viel Arbeit unerledigt war und du nicht davon lassen wolltest, von früh bis abend, ebenso fern von mir, dich draußen auf dem Feld abzurackern! (l)

So komm doch mit herein! Das Lamm, das ich habe schlachten lassen, gilt doch ebenso auch dir, dass du dich daran laben darfst und auch sollst! (m) So komm doch bitte auch du einmal mit herein und feiere mit mir, dass ich alle meine lieben Söhne um mich habe! Auch du sollst doch fröhlich und guten Mutes sein!

Denn ich liebe dich nicht weniger als deinen Bruder, der endlich wieder heim gefunden hat! Und wenn du an seiner Stelle gewesen wärst und ebenso ersichtlich auf Abwege gekommen wärst und dich von mir in einer Weise entfernt hättest, dass es dich vor aller Welt Augen in gleicher Weise offensichtlich in ein großes, schmachvolles Unglück geworfen hätte: Ich hätte doch ebenso auch für dich alles liegen und stehen gelassen, um dir entgegen-zu-laufen und dich wieder zu mir herein zu holen und deine Rückkehr zu feiern, wie ich´s doch auch jetzt getan habe, dass ich nicht mehr feiern kann mit all den anderen, solange du dich mir verweigerst und nicht auch mitfeiern willst!

So lass dich doch erweichen und lege deinen unbegründeten Neid und Groll doch bitte ab: Sei doch lieber fröhlich mit mir und uns allen: Denn dein Bruder, der schon aufgegeben war und für tot gehalten wurde: Er ist nun doch noch zurück gekehrt gleichwie von den Toten! Wir glaubten ihn auf ewig verloren, und nun ist er doch noch wiedergefunden worden! So lass doch auch du dich finden von meinem liebenden Herzen, dass euch alle zusammen in gleicher Weise bei sich wissen will!«“ (n)

7-W: Ein wahrer Grund zum Feiern!

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Als Jesus dies von dem anderen Sohn erzählt hatte, der sich in seinem Fleiß immer treu bei seinem Vater gewähnt hatte (a), aber insgeheim ebenso von dessen Abba-Herzen entfernt war, wie jener andere (b), der die Liebe seines Vaters nicht zu schätzen wusste, und da Jesus die Worte jenes Abbas direkt an Symeon gerichtet hatte, der nicht zu dem Fest bei dem verkommenen Sünder Levi eintreten wollte, da stach´s dem Simon durchs Herz (c); denn er erkannte, dass er selbst jener andere, nicht weniger ferne, verlorene Sohn war.

Und von Reue über seinen Unverstand ergriffen, zog es ihn ins Haus hinein zu Jesus; und Simon bedauerte seinen Starrsinn: „Vergib mir, Meister! Schon wieder hast Du mir zu vergeben! (d) Ich bin ja solch ein Narr gewesen!“ Und ebenso ging es dem Jakobus Bar Zebedäus, der dem Simon ins Haus des Levi Bar Alphäus folgte. Und Jesus nahm beide voller Nachsicht in die Arme und wandte sich sodann zu Levi Matthäus und streckte Seine Hand nach ihm aus.

Dieser war, wie auch alle anderen, von Jesu Gleichnis zutiefst angerührt worden. Denn sie hatten wohl alle verstanden, dass sie jenes verlorene Kind waren, das seinen Vater so unendlich verletzt und gekränkt hatte und doch jederzeit zurück kehren durfte und trotz allem noch immer geliebt und willkommen war! (e) So fiel jener Zöllner Jesus entgegen in Seine Arme; und Jesus drückte ihn an sich.

Dann aber wendete Er sich, mit Seiner Rechten auf Levis Schulter, zu Simon Petrus und legte ihm ebenso seine Linke auf den Rücken und sprach zu Symeon: „Sieh, dein Bruder Levi!“ und zu Matthäus: „Sieh, den Bruder Kephas!“

Da umarmten auch die beiden Männer einander, und Levi bat den Petrus: „Vergib mir, was ich dir über so viele Jahre zu unrecht abgenommen habe! Du sollst alles doppelt und dreifach zurück erhalten! (f) Du ebenso, wie auch alle anderen!“

Und Simon gestand gleichfalls: „Vergib mir, dass ich dich abgeschrieben und dir ewige Verdammnis gewünscht hab (g), und nicht, dass du auch noch zurückfinden magst zum HERRN, unser beider Abba und Gott!“ (h)

Und ebenso tat es auch Jakobus. Und Jesus erfreute sich: „So haben nun alle Kinder Abrahams wieder zur Abba-Liebe ihres Gottes, wie auch wieder zueinander gefunden! (i) Darum lasst uns feiern, weil heute ein großer Festtag ist!“ (j) Und so feierten sie alle miteinander bis tief in die Nacht.

7-X: Lernt was das heißt: »Barmherzigkeit«!

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Dies war also das große Festmahl, das im Hause des Levi stattfand; und viele Zöllner und Huren saßen mit Jesus und Seinen Jüngern dort zu Tisch (a). Und als es spät abend geworden war, machte Jesus sich mit Seiner Gefolgschaft wieder auf den Weg zum Haus des Zebedäus, wo sie ihre Unterkunft hatten.

Illel aber, der Rabbi der Synagoge von Kapernaum, stand noch immer zusammen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten der Stadt dort, um Ihn abzupassen. Und als Jesus an ihnen vorüberging, keiften sie Ihn an: „Was für ein Prophet und Gesandter Gottes willst Du sein, der sich nicht von den Unreinen fern hält (b) und sich mit den größten Sündern an einen Tisch setzt und zusammen mit Huren und Zöllnern isst?!“

Jesus aber entgegnete ihnen: „Zu wem wird denn ein Arzt gesandt? Zu den Kranken und Geschwächten oder zu den Gesunden und Kraftstrotzenden? So auch Ich, der Ich der von Gott gesandte Heiler aller Menschen bin, um alles heil zu machen, was krank und schwach geworden ist! (c)

Das Verlorene will Ich suchen und das Verirrte zurück bringen; das Gebrochene will Ich verbinden und alles Kranke wieder aufrichten und heilen! (d) Denn dies ist nämlich der Wille Gottes: Nicht, dass der Gottlose umkommt in seiner Gottlosigkeit; sondern dass auch er noch finden soll in das wahre Leben in erfüllter Gottseligkeit! (e)

Ihr aber geht hin und studiert eure Schriften und lernt, was dies heißt: »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit, nicht an der Hinschlachtung all eurer Opfer, die ihr grundlos dahin-gebt und verdammt«! So bin Ich gekommen, die Sünder ins Leben zurück zu rufen, nicht aber all die Selbst-Gefälligen und Selbst-Gerechten!“ (f).

7-Y: Gottes Güte führt zur Umkehr

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Am nächsten Tag aber begab sich der Steuer-Eintreiber Levi Matthäus Bar Alphäus in seine Seezoll-Station am Ende der Hafen-Straße von Kapernaum und ließ alle Fischer zu sich bringen, die bei ihm ihre Abgaben für die Römer zu entrichten hatten. Und er gab einem jeden mehr als doppelt so viel zurück, als er je unrechtmäßig eingezogen hatte (a).

Außerdem stellte er jedem, für den er zuständig war, eine neue Bescheinigung aus, nach der ein jeder eine weit geringere Steuer zu entrichten hatte (b). Da mussten auch die Ältesten der Stadt anerkennen, dass die Gnade und Barmherzigkeit, die Jesus jenem Zöllner erwiesen hatte, diesen zur Umkehr geleitet hatte, was sie durch ihr Richten und Verurteilen und durch den Ausschluss von der Synagoge nicht erreicht hatten (c).

7-Z: Bist du soweit? Wir wollen aufbrechen!

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Am nächsten Tag entschloss sich Jesus, mit Seinen Jüngern nach Judäa zu ziehen, um auch dort das Evangelium von der unverlierbaren göttlichen Liebe zu verkündigen und alle, die ihre Übertretungen bereuten, zur Reinwaschung von ihren Sünden im Jordan zu taufen (a).

Und Er ging zusammen mit Philippus, Nathanael Bartholomäus und Simon Kananäus, sowie mit Jakobus Bar Kleopas ans galiläische Meer, um Seine übrigen Anhänger zu rufen, die Fischer waren: Zuerst begab sich der Rabbi zu Simon, welchen Er den Namen „Kephas“ gegeben hatte (b). Der warf, zusammen mit seinem Bruder Andreas, im seichten Wasser bei der Landzunge, westlich neben dem Hafen, Wurf-Netze aus, um dort Fische zu fangen, die sich hier gerne im Uferschilf aufhielten. Und Jesus rief ihnen zu: „Kommt Mir nach! Nun will Ich euch zu Menschenfischern machen!“ Und sogleich verließen sie ihre Netze und gaben sie ihren Gefährten und folgten Ihm nach (c).

Als der Meister mit den beiden Söhnen des Jonas, die sich Seiner Gefolgschaft angeschlossen hatten, schließlich am Damm entlang weiterging, traf er auf Seine beiden Cousins, den Johannes und den Jakobus, die mit ihrem Vater Zebedäus, dem Onkel Jesu, im Boot saßen und ihre Netze flickten. Und auch ihnen rief Er zu: „Folgt Mir nach! Es ist Zeit, aufzubrechen, um nach Judäa zu gehen!“

Und sie verabschiedeten sich von ihrem Vater und den anderen Tagelöhnern, die ihnen bei ihren Arbeiten halfen, und schlossen sich Jesus und den anderen Jüngern an (d).

Jesus aber winkte Seinem Onkel zum Abschied zu und rief: „Wir werden bis zum Laubhüttenfest am Jordan entlang das Reich Gottes ausrufen. Nach dem Sukkot-Fest werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach wieder nach Kapernaum zurück kehren!“

„Seid Gott befohlen!“, rief Zebedäus zum Abschied: „Ich freue mich jetzt schon auf unser Wiedersehen!“ So verließen sie alles und folgten Ihm nach (e).

„Wir müssen noch jemanden abholen!“, erklärte Jesus, und lachte: „Er müsste jetzt damit fertig sein, allen zurück zu zahlen, was er sich ergaunert hat!“ Und alle konnten sich bereits denken, wen ihr Meister damit meinte; denn sie näherten sich der Seezoll-Station des Levi Matthäus Bar Alphäus.

Und als sie bei ihm ankamen, rief ihm Jesus zu: „Bist du soweit? Wir wollen nun aufbrechen! Folge auch du Mir nach!“

Und Levi, hoch-erfreut, von Jesus in den Kreis Seiner Jüngerschaft aufgenommen zu werden, ließ alles liegen und stehen, und folgte ihm zusammen mit den anderen nach (f).

Und sie holten Maria, die Mutter Jesu, die sich inzwischen von ihrer Schwester Salome, der Frau des Zebedäus und der Mutter von Johannes und Jakobus (g), verabschiedet hatte; denn sie wollten sie vor ihrer Reise nach Judäa zurück nach Nazareth bringen (h).

Danach aber begaben sie sich von Jesu Heimatdorf über Nain und Skythopolis an den Jordan, wo sie alles Volk zu taufen begannen, das sich auf Jesu Verkündigung hin ihrem Weg zum Heiligen Fluss angeschlossen hatte.