9-A: Widersinnige Gesetzesauslegung

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Und es begab sich an einem Sabbat, dass Jesus mit Seinen Jüngern durch ein Kornfeld ging. Da Seine Jünger aber hungrig waren, fingen sie an, Ähren auszuraufen und sie in ihren Händen zu zerreiben, um sie zu essen (a).

Da kamen einige wohlgenährte Pharisäer auf ihren Eseln vorbei-geritten. Und sie hatten ihren Lasttieren über ihrer Körperfülle zusätzlich noch schwere Wasser-Säcke aufgeladen, auf welchen sie saßen. Denn es war nach ihrer Deutung der Thora am Tag des HERRN nicht gestattet, eine größere Strecke als einen Sabbatweg zurückzulegen (b). Und das war nach ihrer Auslegung eine Wegstrecke von zweitausend Ellen, also von rund einem Kilometer – es sei denn, man reiste auf dem Wasser. Und das taten sie, wie sie es sich selbst zurecht gelegt hatten, auch, wenn sie auf Wassersäcken ritten.

Die Pharisäer hatten nämlich den Lehrstuhl des Mose inne (c) und legten sein Gesetz bis in das nichtigste Detail in allen Einzelheiten aus (d) und überwachten äußerst streng und penibel im ganzen Volk die genaue Einhaltung all ihrer Zusatz-Gebote, die sie wie einen Zaun und Schutzwall um die Thora aufgerichtet hatten, damit den Geboten Gottes auch wirklich in allen Stücken sicher genüge getan wurde (e).*

  • Mischna, Avot / Die Weisheit der Väter 1.1: „ … und macht einen Zaun um die Thora.“

Denn in der peinlichen Einhaltung der Thora lag nach ihrer Lehre das Seelenheil (f). Dies ging so weit, dass sie ihre eigene Auslegung, wie das Gesetz des Mose im Einzelnen einzuhalten sei, den weit allgemeiner gehaltenen Leit-Linien der Gebote Gottes gleichsetzten, da sie sich als die zu diesem Amt der Auslegung der Thora berufenen Nachfolger des Mose betrachteten (g), auf denen die Salbung des Mose lag und sein Geist fortwirkte (h).

So betrachteten sie ihre menschlichen Satzungen als Weisungen Gottes und überwachten streng und rigide deren Einhaltung. Wem es aber nicht gelang, ihnen nachzukommen, der wurde geächtet und aus der Versammlung der Synagoge ausgeschlossen (i). Bei groben Vergehen drohte sogar die Todesstrafe! So hielten sie sich das ganze Volk gefügig und hörig, und spielten mit Wonne bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Macht aus (j).

Wie streng sie aber über die Einhaltung ihrer eigenen »Halacha«, der mündlich tradierten Überlieferung der Gesetzes-Auslegung ihres Lehrstuhls (k), wachten, so verstanden sie es auch, die geistlichen Gebote Gottes durch ihre eigenen fleischlichen Regelwerke geschickt und hinterlistig zu umgehen und innerlich auszuhöhlen (l), wodurch der eigentliche Sinn und Zweck der göttlichen Weisungen, die eine Richtschnur zu einem gelingenden Leben stiften sollten, über ihren unbarmherzigen, herz- und seelen-losen Sonderbestimmungen und rigiden Reglementierungen gänzlich verloren ging! (m)

So verstanden sie es etwa beispielsweise geschickt und gerissen, dieses ihr eigenes Gebot, welche Wegstrecke man am Sabbat allerhöchstens zurücklegen durfte, dadurch zu umgehen, indem sie lehrten, auf dem Wasser dürfe man sich eine beliebige Strecke treiben lassen, da man hier ja vom Wasser getragen wurde und sich nicht selbst fortbewegen musste.

Aus diesem Grund legten sie am Sabbat Wassersäcke auf ihre Lasttiere, welche diese zusätzlich zu ihrem Körpergewicht noch tragen mussten, weil die Schriftgelehrten es sich dergestalt auslegten, dass sie auf diese Weise den Sabbat doch einhalten würden, wenngleich sie so auf ihren Maultieren beträchtliche Wegstrecken zurücklegen konnten, um überall im Volk die Einhaltung des Sabbats, wie sie es haben wollten, genauestens überwachen zu können, da sie durch diese Finde, dass sie ihren Lasttieren zusätzlich Wassersäcke aufluden, um sich auf ihnen beliebig weit fortbewegen zu können, schließlich auf dem Wasser reisten.

9-B: Der Sabbat als Inbegriff des Gottesbundes

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Für die Pharisäer, welche den Lehrstuhl des Mose innehatten und das Gesetz Gottes auslegten, war der Sabbat nämlich der Inbegriff der ganzen Thora des Mose, das erste und letzte und wichtigste aller göttlichen Gebote, das regelrecht einem Bekenntnis zum Gott Israels gleich kam (a), so dass sich nach ihrer Ansicht an der Einhaltung des Sabbats der ganze Bund mit Jahwe Adonaj hing (b).

Auch lehrten sie, der Messias würde nicht eher kommen, als erst dann, wenn wirklich ausnahmslos alle Juden den Sabbat gewissenhaft einhalten würden. Und um Seine Ankunft zu beschleunigen (c), achteten sie umso akribischer auf die Einhaltung ihrer kleinkarierten Reglementierungen, mit denen sie sich das ganze einfache Volk am Gängelband hielten (d).

Die Pharisäer achteten also immerfort und überall penibel darauf, dass der Sabbat gemäß ihrem Regelwerk tunlichst genau in allen Stücken von allen eingehalten wurde. Und sie scheuten sich bei schweren Verstößen auch nicht, die Übertreter mit dem Tod zu bestrafen (e) – wozu aber beispielsweise schon allein auch nur das Aufsammeln von Reisig und Brennholz für das heimische Feuer genügte (f).

9-C: Die Verfälschung der Schrift

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Damit sahen sich die Pharisäer selbst sogar schon bei den allergeringsten Sabbat-Verstößen nicht allein berechtigt, sondern sogar verpflichtet, diese mit allerhärtesten Sanktionen zu ahnden; und sie beriefen sich dabei auf das Gesetz des Mose, wobei sich allerdings selbst sogar schon in die alten Schriften der Thora gemäß ihrer Überlieferung so manches Ungeistliche, Fleischliche eingeschlichen hatte (a).

Denn nachdem die alten Schriftrollen des Mose im Zuge der Verschleppung nach Babylon (b) gänzlich verloren gegangen waren, wurden sie von dem sich dort herausbildenden pharisäischen Lehrstuhl unter Esra gänzlich neu verfasst und nach dessen Gutdünken niedergeschrieben (c). Und so drangen viele rigide Zusatzbestimmungen in die Thora ein und erhielten den Rang von göttlich inspirierten Geboten, obwohl sie von Menschen erdacht und niedergeschrieben worden waren (d).

9-D: Ist den Dienern Gottes etwa nicht auch am Sabbat segensreiches Wirken gestattet?!

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Als nun die Pharisäer auf ihren mit Wassersäcken beladenen Eseln an dem Kornfeld vorbeiritten, durch welches die Jünger mit dem Rabbi hindurch-schritten und Ähren ausrupften, da maßregelten sie die Schüler Jesu: „Wie kommt ihr dazu, Arbeiten zu verrichten, die am Sabbat nicht erlaubt sind?!“ (a)

Denn nach ihrer peniblen Auslegung stellte dies schon eine Form von Arbeit dar, die am Tag des HERRN nicht gestattet war (b), wenn man Ähren in den Händen zerrieb, um die Körner aus ihren Hülsen entnehmen zu können.

Die Jünger aber entgegneten: „Unser Meister hatte keine Einwände dagegen.“

Da ritten die Pharisäer mit ihren Eseln aufgebracht vor zu Jesus, der Seinen Jüngern vorausging, und tadelten ihn: „Sieh doch, was Deine Jünger tun! Warum maßregelst Du sie nicht und lässt sie Arbeiten verrichten, die am Sabbat nicht gestattet sind?!“ (c)

Jesus aber wandte sich um und sah, dass Seine Jünger nur Ähren ausrupften, und konnte sich ein gewisses Lächeln über den Unverstand der Schriftgelehrten nicht verkneifen. Und Er sprach zu ihnen: „Habt ihr nie gelesen im Gesetz, dass die Priester im Tempel Gottes den Sabbat brechen dürfen, da sie dort ihren Dienst verrichten und somit arbeiten für Gott, den HERRN, und darin doch ohne jede Schuld bleiben? (d) Ich sage euch aber:“ – und Er zeigte mit der Hand um sich – „Hier ist Größeres als der Tempel!“ (e)

Jesus sprach damit aber nicht allein von sich selbst (f), sondern ebenso von Seinem all-innewohnenden Geist (g), der in Seiner Barmherzigkeit und Nachsicht unendlich viel Freiheit gewährt (h), indem Er erklärte: „Denn sind nicht alle Himmel Gottes Thron und die Erde der Schemel Seiner Füße? (i) So ist wahrhaftig alles der Tempel des HERRN, denn der Himmel und aller Himmel Himmel können Ihn nicht fassen! (j)

Überdies aber gehören wahrhaft alle, die Gott lieben, Seinem Königreich von Priestern an! (k) So ist es ihnen allen gestattet, Arbeiten zu verrichten, welche Gott oder Seinem Reich nicht hinderlich, sondern dem Wohlergehen dienlich sind – ebenso wie die Priester im Tempel! Darum ist es keineswegs eine Übertretung des Sabbats, sich an diesem Tag des HERRN essen zuzubereiten als Labsal für Leib und Seele!“

9-E: Ihr verkennt gänzlich die Bedeutung des Gesetzes!

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Da Jesus aber ihren Widerwillen deutlich verspürte, weil Er das Sabbat-Gebot ganz anders, nämlich weit barmherziger auslegte als sie, versuchte der Rabbi es ihnen darzulegen: „Ist denn der Sabbat für den Menschen eingerichtet worden oder etwa der Mensch für den Sabbat erschaffen worden?

Wahrlich, Ich sage euch: Der Sabbat ist um der Menschenkinder willen gemacht worden und nicht die Menschenkinder um des Sabbats willen! (a) Denn der Sabbat ist den Menschen zur Wonne gegeben, nicht etwa zur Bürde und Last! (b) Darum ist der Mensch auch ein Herr über den Sabbat, so dass es ihm auch am Sabbat freisteht, zu tun, was immer er will und für recht befindet! (c) Und ebenso wird es erst recht unter dem Menschen Sohn sein! Denn Er thront erhaben über allem, auch über jeden Sabbat! (d)

Was aber für den Sabbat gilt, das gilt ebenso für das ganze Gottes-Gesetz: Wenn ihr erkennen würdet, dass es euch lediglich gestiftet und geschenkt wurde als eine Richtschnur zur Erleichterung, hin zu einem gelingenden Leben in Eintracht und Frieden in gegenseitiger Achtung, Anerkennung und Wertschätzung (e), dann würden euch Seine Gebote zum Leben gereichen – auch wenn ihr ihnen in Vielem nicht genügen könnt, da ihr dann wissen und allein daraus leben würdet, dass euch der Abba aller trotzdem immer und unverlierbar liebt (f).

Da ihr aber meint, Seine Gunst und Gnade sowie eure ewige Glückseligkeit hinge an eurer sklavischen Einhaltung der Thora, ohne jedes Herz, jeden Sinn und jeden Verstand (g), wo ihr´s ja doch AUCH SO garnicht in allen Stücken erfüllen KÖNNT (h), darum gereicht es euch, wie allen, welchen ihr solches lehrt, nur zu Furcht und Zittern und zu Höllenangst (i), die alles Leben madig macht und abschnürt, so dass euch die göttliche Hilfe zu einem gelingenden Leben zum Tod und Verderben wird! (j)

Und gerade der Sabbat, der euch doch zum Aufleben gestiftet worden ist, bewirkt unter eurer einschnürenden Reglementierung vielmehr den Tod und zwingt alles Leben gleichsam, in Totenstarre zu verharren! – weil in euren fleischlichen Satzungen für das Fleisch nicht mehr der Geist der göttlichen Abba-Liebe weht! (k)

Und warum all das? Weil ihr das Gesetz mit seinem Gericht über die göttliche Gnade und Barmherzigkeit stellt (l) und erhebt und es so zu einem Abgott macht und euch damit abgekehrt habt von der göttlichen Abba-Liebe, welche wahrhaftig immer und allen unverlierbar gilt, wie viel ihr auch immer fehlt und sündigt (m), und die euch allen darum allein die einzige Quelle zum Leben ist! (n) – weil ihr verkennt, dass das Gesetz, selbst auch mit seinem Gericht, doch immer nur im Dienst der Gnade und Barmherzigkeit steht und ein Zuchtmeister ist zur Gnade hin und zur Erlangung des Heils in der göttlichen Barmherzigkeit! (o)

9-F: Brecht nicht vielmehr ihr selbst den Sabbat?!

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Aber überdies: Seid nicht IHR es, die den Sabbat brechen? Denn er ist nicht allein den Menschen geschenkt und gestiftet worden, sondern allen Geschöpfen Gottes! Oder habt ihr nie gelesen, dass im Gesetz geschrieben steht: »Auch dein Rind und deinen Esel lass am Sabbat ruhen, auf dass sie ausschnaufen und Atem schöpfen können!« (a)

Ihr aber beschwert sie nicht allein die ganze Woche über alle Maßen, in welcher ihr sie für euch schuften lasst, sondern ihr bürdet ihnen überdies am Sabbat über eurer gehörigen Körperfülle auch noch schwere Wassersäcke auf, damit ihr am Sabbat größere Wegstrecken zurücklegen könnt, als es gestattet ist, da ihr´s euch so auslegt, dass ihr dann auf dem Wasser reist!

So umgeht und brecht ihr in Wahrheit mit euren spitzfindigen Auslegungen das Gebot Gottes! (b) Und ihr meint tatsächlich, damit dem Messias den Weg zu bereiten?! Wahrlich, Ich sage euch: So wird Er nimmermehr zu euch kommen, und so sollt ihr keine Ruhe und Erlösung finden in Ihm! (c)

Ihr hinterlistigen Schlangen! Otternbrut und Heuchler, wie ihr alle miteinander seid! (d) Andere richtet und verdammt ihr für eine Sägespäne in der Wimper, doch euer eigenes Brett vorm Kopf: das erkennt ihr nicht! Richtet zuerst euch selbst mit eurem Gericht! (e) Damit hättet ihr schon mehr als genug zu tun, und die Welt hätte von euch endlich Frieden!

Denn begeht ihr nicht noch viel schändlicheren und schwerwiegenderen Sabbat-Bruch, weil ihr den euch anvertrauten Gottesgeschöpfen, die euch ausgeliefert sind, ihren Sabbat raubt? (f)

Aber damit nicht genug! Nicht allein, dass ihr ihnen über eure feisten Leiber auch noch die schwere Last von Wassersäcken zumutet am Sabbat, sondern ihr bindet sie den armen Kreaturen überdies auch schon am Rüsttag zum Sabbat auf, weil euch selbst eine solch schwere Last auch nur am Tag des HERRN zu heben nicht gestattet ist, wie ihr wähnt. Und so zwingt ihr eure Maultiere sogar, unter dieser schweren Last schon liegen zu müssen auf den Sabbat hin. Wie soll da ein Lasttier je Ruhe finden unter eurer unbarmherzigen Hand?!

Da ihr aber die geringsten und wehrlosesten Seiner Geschöpfe so verachtet, verachtet ihr Gott selbst – wie auch alles, was Er je geboten hat!“ (g)

Und mit vielerlei derartigen Worten tadelte der Herr die verheuchelten Pharisäer. Denn, dass sie ihre eigenen Tieren, die ihrer Obhut anvertraut waren, gnadenlos und unbarmherzig ihren Sabbat raubten, so dass sie am Tag des HERRN mit den Wassersäcken auf ihren Rücken noch schwerer zu tragen hatten, als sogar an den Werktagen, das kümmerte die Pharisäer nicht (h). Und damit achteten sie die Tiere nicht als Geschöpfe Gottes, die ihnen gleich jüngeren Geschwistern zur Obhut anvertraut worden waren (i), sondern beuteten sie vielmehr herzlos in jeder nur erdenklichen Hinsicht zu ihrem eigenen Vorteil aus.

9-G: Sie hatten aus ihrem Sabbat einen herzlosen Abgott gemacht!

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Aber das wollten sie sich nicht eingestehen, wie recht der Herr doch mit Seinem vernichtenden Urteil hatte, weswegen Er ihrer kleinkarierten, engherzigen Auslegung und Überlieferung, wie der Sabbat recht einzuhalten sei, energisch und mit aller Deutlichkeit widersprach, weil sie ihren Sabbat, so wie sie ihn begingen, regelrecht zum Heilsbringer erhoben hatten (a) – und damit zu einem Wider-Gott und Ab-Gott und toten, seelen- und herz-losen Götzen, der so tot, so herz- und so seelen-los war, wie sie selbst, so dass in dem Sabbat, wie sie ihm huldigten, nimmermehr der Abba Jesu mit Seiner Liebe und Barmherzigkeit zu finden war. Und weil Jesus ihnen dies mit aller Deutlichkeit vor Augen führte, wurde Er ihnen auch zu einem Erz-Feind und Widersacher (b), ja, zu einem Satan (c), dass sie Ihn beseitigen und töten wollten (d).

9-H: Ihr seid es, die ihr mit Mir und Meinem Sabbat brecht!

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Und Er sprach weiter zu ihnen: „Und habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihm hungerte – ihm, wie die, welche bei ihm waren? – wie er in das Haus Gottes hinein ging zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und die Schaubrote aß, die niemand essen darf, als allein die Priester (a); und er gab sie auch denen, die bei ihm waren! (b)

Wenn es nun David und seinen Anhängern gestattet war, selbst sogar die Schaubrote der Priester zu brechen und an die Seinen auszuteilen, damit sie ihren Hunger stillen konnten, wieviel mehr muss es dann auch gestattet sein, am Sabbat ein paar Körner aus ihren Hülsen zu lösen, um sich zu sättigen!“

Da brüskierten sich die Pharisäer: „Wer bist Du, dass Du Dich mit dem König David vergleichst?!“

Jesus aber erwiderte ihnen: „Ich versuche euch nur zu erklären, dass auch David mit all seinen Anhängern dazu berechtigt war, und sich darin weder gegen Gott, noch gegen Sein Gesetz überhob, als er die Schaubrote für die Priester aß, weil er es im Vertrauen auf die göttliche All-Barmherzigkeit und Abba-Liebe tat; und in diesem seinen vertrauensvollen Bekenntnis zu Gott, das den HERRN ehrte, war er gerechtfertigt und auch ein rechter Priester Gottes (c), wie auch alle, die ihm folgten (d).

Aber wenn ihr´s denn unbedingt hören wollt. Ja, wahrlich, ja, Amen: Ich sage euch: Hier ist noch mehr als David! (e)

So breche nicht ICH den Sabbat, sondern bringe vielmehr den wahren Sabbat (f). Und Ich selbst bin der wahre Sabbat Gottes, weil Ich ihn bringe für alle (g), selbst sogar für die, welche am Sabbat in der Liebe Gottes dienen!

Ihr aber seid es, die ihr mit Mir und Meinem Sabbat brecht! Darum sollt ihr fürwahr auch nimmermehr in Meine wahre Sabbat-Ruhe eingehen (h), die Ich selbst denen schenke, die am Sabbat Arbeit verrichten (i).

Sie aber verstanden es nicht, dass Er von der Ruhe sprach, welche Er allen Seelen schenken wollte über all ihren Unzulänglichkeiten und Unvermögen vor dem göttlichen Gesetz: den Seelenfrieden, den Er in Seiner unendlichen Barmherzigkeit und unverlierbaren Liebe und Gnade allen zu schenken gekommen ist (j).

9-I: Ich bin aller Welt Sabbat!

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Zu Seinen Jüngern aber sprach der Rabbi, als Er mit ihnen wieder alleine war: „Versteht Mich nicht falsch! Meint nicht, Ich sei gekommen, den Sabbat aufzulösen! Ich bin nicht gekommen, den Sabbat aufzulösen, sondern zu erfüllen! (a) Denn Ich bringe aller Welt die wahre Sabbat-Ruhe, die sie ersehnt, selbst sogar für die Tage ihrer Arbeit! Denn Ich bringe den Seelenfrieden, nach dem aller Welt verlangt, weil Ich all ihre Schuld von ihr nehmen will und allen die unversiegbare Barmherzigkeit und unverlierbare Abba-Liebe bringe (b).

Darum bin fürwahr Ich allein aller Welt Sabbat und sonst keiner mehr! Und in Mir erfüllen sich alle Sabbate und Gottesfeste und Neumonde (c). Denn allein in Mir und Meiner grenzenlosen Liebe aus dem Abba findet ihr Frieden und Ruhe für eure Seelen (d), selbst, wenn ihr arbeitet; ohne diese Meine euch gewisse Liebe aber könnt ihr niemals Frieden finden, wie viel ihr auch immer ruht! Sondern die Angst wird euch beherrschen und die ersehnte Ruhe wird vor euch fliehen, dass ihr euch quält auf euren Lagern, ohne den Schlaf finden zu können, den ihr mehr als alles andere ersehnt (e).

9-J: Ein Ruhetag in der Woche tut euch gleichwohl gut!

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Was aber den Sabbat betrifft und seine Beachtung nach dem Gesetz, so wisst dies: Es ist euch gut, jede Woche wenigstens einen Tag der Ruhe zu halten, wo ihr ausschnaufen und euch erholen und wieder Kraft schöpfen könnt für die Anforderungen der nächsten Woche – auch wenn es nicht zwingend der Sabbat sein muss, welcher den Juden gegeben worden ist (a).

Sondern wo immer ihr seid, dürft ihr euch an die Gebräuche der Nationen halten, wie sie dort gelten (b). Denn auch sie alle tragen inwendig in ihren Herzen das wahre göttliche Gesetz, dem Geiste nach (c), wie sie auch um die Liebe der Allmacht wissen (d) und Sie dafür in gottgefälliger Weise verehren (e) in vielfältigsten Gleichnissen und Bildern (f).

Aber lasst euch diesen einen Tag in der Woche nicht rauben und nehmen, der allen Menschen geschenkt worden ist, damit sie ihre Seelen erheben können zur Freude an Gott, sowie an den von Ihm gestifteten Gaben (g). Denn dafür ist euch euer Leben geschenkt worden, dass ihr Freude und Wonne daran haben sollt! (h)

Darum beachtet auch dies: Was für den Sabbat gilt, das gilt auch ebenso für die Arbeit! Der Mensch ist nicht für die Arbeit erschaffen worden, sondern die Arbeit für den Menschen: dass er darin sinn-stiftende Erfüllung finden darf in der Teilhabe am schöpferischen Wirken Gottes (i).

So ist euch auch die Arbeit zu einer Befriedigung stiftenden Wonne gegeben, jedoch nicht als eine niederdrückende Bürde und versklavende Last! (j) Darum sollt ihr nicht leben, nur, um zu arbeiten, sondern allein dafür arbeiten, um genügend zum Leben zu haben und euer Leben genießen zu können! (k)

Denn auch ihr braucht Auszeiten der Erholung (l), an welchen ihr euch an eurem Leben freuen sollt, wofür es euch im Letzen zugedacht und geschenkt worden ist. Wenn ihr euch aber selbst das nicht gönnt und zugesteht, was Gott euch an Freuden und Wonnen zukommen lassen will, wird es euch nicht anders gehen als Ländereien, an denen man Raubbau betreibt, dass man ihnen ihre Sabbate verweigert.

Solches Land verliert alle Kraft und liegt am Ende wie braches Ödland danieder (m), das keine Frucht mehr bringen kann und von allen gemieden wird, nachdem es zuvor ausgebeutet und ausgezehrt worden ist! (n)

Ist das nicht traurig und höchst bekümmerlich, wenn ein einstiger Garten Eden zum Ödland und zur Wüste wird? Ist es nicht eine Schande, solches auch nur dem Boden Gottes anzutun? Wieviel mehr gilt dies dann für euch, die ihr doch zur Freude erschaffen worden seid (o), in der ihr aufblühen sollt, wie Gottes Garten! (p)

Darum lasst euch gesagt sein: Ihr sollt niemandes Sklaven sein – weder des Sabbats, noch der Arbeit! (q) Und auch wird euch beides nichts nützen, wenn ihr nicht die Ruhe und den Seelenfrieden findet in Mir und Meiner unversiegbaren Liebe zu euch! (r)

Darum versteht es recht, wenn Ich euch sage: Ich bin des Sabbats Erfüllung und Ich allein euer rechter Sabbat! – dass ihr Ruhe habt, selbst inmitten eurer Arbeit, aber auch sogar arbeitet und wirkt, selbst wenn ihr in Mir auftankt und ausruht!” (s)

9-K: Darf man denn Gutes verweigern, nur weil Sabbat ist?!

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Es geschah aber an einem anderen Sabbat, dass Er nach Seiner Gewohnheit in die Synagoge ging und dort das Volk lehrte (a). Da war aber ein Mensch in der Gemeinde, der hatte eine schlimm verdorrte Hand, die ihm furchtbar schmerzte (b).

Jener Mann aber verbarg seine Hand aus Scham. Doch Jesus sah den Mann trotzdem: welche Schmerzen er hatte und dass er nicht mehr in der Lage war, für seinen Unterhalt zu sorgen, und, wie er unter der Schmach seiner verkrüppelten Hand litt.

Da blickte der Rabbi den an seiner Hand Verkrüppelten aufmunternd an und sprach zu ihm: „Steh auf, trete hervor zu Mir und zeige Mir deine Hand!“ (c), was der Mann, mit Tränen der Freude in den Augen, auch schließlich tat (d). Denn er fasste Mut und hoffte auf ein Wunder.

Da standen aber auch die Pharisäer angespannt auf, denn sie lauerten nur darauf, ob Jesus wohl auch am Sabbat heilen würde, um etwas gegen Ihn zu haben, weswegen sie Ihn verklagen könnten (e).

Der Meister aber wusste sehr wohl, was die Pharisäer im Sinn hatten (f), und fragte sie: „Was ist? Was habt ihr zu sagen?“

Da beanstandeten sie, wohl erkennend, dass der Rabbi beabsichtigte, den Mann mit der verdorrten Hand zu heilen: „Du weißt, dass man am Sabbat keine Arbeit verrichten soll! Ist es Dir da dann etwa gestattet, zu heilen?!“ (g)

Jesus aber sprach zu ihnen: „Wer unter euch würde, wenn er nur ein einziges Schaf besäße und es ihm am Sabbat in eine Grube fiele, dies nicht ergreifen, um ihm wieder heraus zu helfen, auch wenn dies mit großen Mühen verbunden wäre? (h) Wie viel mehr aber ist nun ein Mensch als ein Schaf! (i) Dem Vater im Himmel aber ist jedes Seiner Kinder so wertvoll, als wäre es sein einziges! (j)

So frage Ich euch: Was ist wohl im Willen des Vaters? Darf man am Sabbat Gutes tun, wenn es Not tut? Oder sollte es im Willen des Vaters sein, es zu unterlassen und so das Arge und Übel weiter gewähren zu lassen? – wobei eine solche Unterlassung von lebensnotwendiger Hilfe doch schlichtweg einer bösen Tat gleich-käme! (k) Denn wer um das Gute weiß, das Not täte, es aber verweigert, dem ist´s Sünde! (l)

Was also entspricht dem Gesetz und dem eigentlichen Willen des Abbas? Dass man am Sabbat Gutes tut oder dass man Böses tut, dass man Leben erhält oder Leben sinnlos umkommen lässt? (m) Was ist des Gesetzes Ziel und Erfüllung: Gottes Barmherzigkeit weitergeben – auch und gerade am Sabbat! – oder eure unbarmherzige Sabbat-Ruhe?“ (n)

Sie aber wagten nicht, Ihm zu widersprechen, da sie sahen, dass Er in der ganzen Versammlung nur Zustimmung erntete (o).

Jesus aber war nicht allein betrübt über ihr verstocktes Herz, sondern wurde auch mit Zorn erfüllt, weil sie so unendlich starrsinnig und unbarmherzig waren (p). Und Er sprach zu ihnen: „Nun? Ihr wisst die Antwort nicht? Wie traurig und erbärmlich! Natürlich darf man auch am Sabbat Gutes tun und Barmherzigkeit üben! Darin nämlich erfüllt sich das ganze Gesetz! (q)

Wenn ihr aber wüsstet, was das heißt (r): »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer«, dann würdet ihr nicht Unschuldige dafür verdammen, wenn sie auch am Sabbat bereit sind, Barmherzigkeit zu üben (s), sowohl mit sich selbst, als auch mit allen anderen“ (t).

Und der Rabbi blickte um sich und sah sie alle ringsum an (u) – jedoch nicht, weil Er sich der Zustimmung der Mehrheit vergewissern wollte (v), sondern weil Er sie alle etwas lehren wollte von der Barmherzigkeit Gottes, Seiner Vaters, der immer nur der Menschen Seelen, nicht aber ihre Makel ansieht (w).

9-L: Du musst dich nicht für deinen Makel schämen!

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Daraufhin aber sprach Jesus zu dem Mann, der vor Ihn in die Mitte der Versammlung getreten war, aber noch immer seine verkrüppelte Hand verbarg aus Scham: „Schäme dich nicht für deinen Makel, der dich so bedrückt, sondern vertraue vielmehr auf die unendliche Güte und Barmherzigkeit des HERRN! Vor Ihm musst du dein Ungemach nicht verstecken!“ (a)

Ein Gebrechen wie dieses wurde nämlich in der Regel als eine Strafe Gottes angesehen für irgend eine schmachvolle Schuld, so dass in irgend einer Weise Verunstaltete über ihrer Krankheit auch noch an ihrer Schmach zu tragen hatten und sich mitunter sogar für von Gott selbst verstoßen hielten (b).

Da wagte der Mann, wenn auch nicht ohne Scham, seine verkrüppelte Hand zu zeigen. Und alle entsetzten sich, denn seine gleichsam abgestorbene Hand sah wirklich furchtbar entstellt aus, wie die schon verwesende Hand eines Toten.

Doch siehe, als er sie so vor allen ausstreckte, da wurde sie vor aller Augen wieder mit Fleisch erfüllt und völlig rein und glatt und gesund und sogar schöner, wie seine andere Hand (c).

9-M: Ihre wahre Gesinnung kam aber noch ans Licht!

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Die Pharisäer aber wurden ganz von Sinnen vor Wut, weil Er nicht allein, wie sie es sahen, den Sabbat gebrochen hatte, sondern sie überdies vor der ganzen Versammlung bloß-gestellt hatte (a). Und sie waren so erbost über den Rabbi, dass sie sogar beratschlagten, wie sie ihn umbringen könnten (b).

Und ihr Zorn steigerte sich mit der Zeit so weit, dass sie später, als der Vierfürst von Galiläa und Peräa den Täufer Johannes hatte enthaupten lassen (c), sich sogar mit den Herodianern in Verbindung setzten (d) und dem Antipas mitteilen ließen, dass auch gegen Jesus etwas unternommen werden müsse, da Er ganz Israel mit Seinen falschen Lehren verführen würde, so dass schon alles Volk von Ihm glauben würde, Er sei der auferstandene Täufer Johannes (e).

Da störte die ach so frommen Schriftgelehrten nicht einmal mehr die Gottlosigkeit der sonst so verrufenen Herodianer, wenn sie nur gemeinsame Sache mit ihnen gegen Jesus machen konnten! Denn sie hofften auch insgeheim, alle Schuld auf die verhassten Idumäer abwälzen zu können, wenn diese, von ihnen aufgehetzt, Jesus ergreifen und beseitigen würden (f). Dann wären sie selbst vor dem Volk völlig lauter und unschuldig am Tod dieses von allem Volk verehrten neuen großen Propheten erschienen (g), während sie in Wahrheit die heimlichen Drahtzieher waren; denn wenn sie selbst Jesus ergriffen hätten, so hätten sie fürchten müssen, alle Gunst beim einfachen Volk zu verlieren (h).

Damit aber offenbarten jene vermeintlichen Diener Gottes ihre wahre teuflische Gesinnung, dass sie sich sogar mit ruchlosen Gottes-Widersachern verbündeten und verbrüderten, um den Sohn Gottes auszuschalten! (i) Und so kam durch ihre eigene Vorgehensweise ans Licht, welches Geistes Kinder sie in Wahrheit waren! (j)