Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
III Die Aufnahme
13: Reise zum Laubhüttenfest in Jerusalem
13-A: Heimlicher Aufbruch zum Sukkot-Fest
13-B: Warnung vor selbstgefälliger Überheblichkeit gegenüber allen, die ein schweres Los ereilt
13-A: Heimlicher Aufbruch zum Sukkot-Fest
Als die Sommerzeit endete und der Herbst heraufzog, nahte schließlich auch das Sukkot-Fest, das Laubhütten-Fest der Juden, zu dem auch Jesus mit Seinen Jüngern hinauf ziehen wollte nach Jerusalem, wie Er es Seinem Onkel Zebedäus gesagt hatte, um danach wieder nach Kapernaum zurück zu kehren.
Aber der Rabbi zog nicht, wie Seine Halb-Brüder, bereits zu der Zeit in die Heilige Stadt hinauf, zu welcher die essenischen Priester auf dem Berg Zion das Fest begingen (a); sie nämlich feierten alle Feste um einige Tage früher als die sadduzäischen Priester und wie alles jüdische Volk im Tempel, da sie den Festkalender der Sadduzäer nicht anerkannten, weil er an die Jahresberechnung der Babylonier angeglichen worden war und sie dies als eine eigenmächtige Änderung der mosaischen Thora betrachteten (b) und darum den ganzen Tempeldienst, wie er sich seit der Rückkehr aus dem babylonischen Exil (c) eingebürgert hatte, in dieser Form ablehnten.
Diesen Essenern nämlich wollte Jesus sich nicht anschließen, wie es Ihm sein ältester Bruder Jakobus angeraten hatte (d), da sie sich für den einzig auserwählten heiligen Überrest hielten, der noch Gnade bei Gott gefunden hatte, während sie das ganze übrige Volk Israel für hoffnungslos verloren betrachteten (e), weswegen sie sich auch von allen abgesondert hatten.
Aber gerade zu all den Verlorenen fühlte der Herr sich gesandt, um sie heimzuführen und zu erlösen (f) – ebenso wie auch schon Sein Vorläufer, der Täufer Johannes, der sich darum von den Essenern, unter denen er in der Wüste aufgewachsen war (g), gelöst hatte, um ganz Israel auf die Ankunft des Messias vorzubereiten (h), welcher Jesus Christus war (i).
Darum wandte Jesus sich nicht an die Essener; denn Er hatte es nicht nötig, Gunst und Anerkennung bei irgendeiner Gemeinschaft zu suchen, da Er von Gott zur Erlösung aller Welt ausgegangen war (j).
Nachdem Jesus aber schon bei vielen Israeliten noch größere Hoffnung geweckt hatte, als vor Ihm der Tauf-Prophet Johannes, und viele es inzwischen erwogen, ob Er nicht der Messias sein könne (k), andererseits aber der Rabbi in vielen Fragen der rechten Auslegung der Thora in radikaler Opposition zu den pharisäischen Rabbinern stand (l), darum wusste Er auch, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten Ihn bereits zu ergreifen und zu töten suchten (m).
Deshalb zog Jesus nicht öffentlich, in Begleitung allen Volks, das zu Ihm zum Jordan hinaus zog, um sich taufen zu lassen (n), nach Jerusalem hinauf, um von allen Judäern bei Seinem Einzug in Jerusalem als der Messias gefeiert zu werden (o), was den Konflikt mit den neid-erfüllten Führern Israels (p) nur noch mehr verschärft hätte, sondern heimlich, indem Er nachts Seine Reise in die Heilige Stadt antrat – allein mit den Jüngern, die bei Ihm waren. Denn Seine Stunde war noch nicht gekommen (q).
Als nun die Juden, die ständig zum Jordan zogen, um sich von Ihm taufen zu lassen (r), erkannten, dass Er dort nicht mehr anzutreffen war, fragten sie sich: „Wo ist Er? Ob Er wohl mit Seinen Propheten-Schülern hinaufgezogen ist nach Jerusalem zum Sukkot-Fest?“ Darum begaben sich viele in die Heilige Stadt zum Laubhüttenfest, um Ihn dort zu suchen (s). So kam es, dass im ganzen Volk über Ihn hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, und man sich fragte, ob Er nunmehr im Herzen Israels hervortreten und sich aller Welt als der Messias Israels offenbaren würde (t).
Aber die Meinungen über Ihn waren sehr unterschiedlich: Viele sprachen: „Er ist gut! Solch einen Propheten hat die ganze Welt noch nicht gesehen!“ (u); andere aber sprachen: „Nein, sondern Er verführt das Volk!“ (v). Niemand aber wagte es, offen über Ihn zu reden aus Frucht vor den Hohen Rats-Herren des Sanhedrins (w).
Denn die Ältesten Israels hatten sich ihr Urteil über Ihn bereits gebildet, dass Er ein Verführer des Volkes wäre, der durch teuflische Kräfte Seine Wunder wirkte (x), obwohl es bis dahin, im Vergleich zu später, noch nicht derart viele Heilungen waren, da Jesus sich damals noch hauptsächlich auf das Taufen konzentrierte (y). Trotzdem hatten die Rabbiner bereits verlautbaren lassen, dass jeder aus der Synagoge ausgeschlossen würde, der von Ihm bekennen würde, dass Er der verheißene Messias sein müsse (z).
13-B: Warnung vor selbstgefälliger Überheblichkeit gegenüber allen, die ein schweres Los ereilt
Als sie aber Bethanien vor den Toren Jerusalems erreicht hatten und dort in einer Herberge Quartier bezogen hatten, kam beim Essen das Gespräch auf einige aufständische Galiläer, die der Präfekt Pilatus, welcher der römische Statthalter von Judäa war, unlängst im Tempel von Jerusalem hatte abschlachten lassen, so dass ihr Blut gleichsam mit dem der Opfertiere vermischt worden war (a).
Und einer der Anhänger Jesu – denn es waren inzwischen viele (b) – meinte, diese Niedergeschlachteten müssten Heilige sein und ins himmlische Paradies aufgenommen worden sein, da sie für den Gott Israels den Märtyrertod erlitten hatten (c).
Ein anderer unter der Gefolgschaft Jesu aber zweifelte daran; denn er sprach: „Heißt es nicht, dass der Allmächtige die Seinigen auf allen Wegen umschirmen, behüten und bewahren wird? Denn geschrieben steht über einen jeden, der vor Gott gerecht ist: »Er wird Seinen Engeln befehlen über dir, dich zu bewachen; und sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit du dich auch nicht mit einer einzigen Zehe an einem Stein stößt!« (d) »Und mögen auch Tausende an deiner Seite fallen, und Zehntausende zu deinen Seiten niedergestreckt werden: Dich erreicht es nicht!« (e)
Darum können jene, die von diesem ruchlosen, gottlosen Heiden dahingemetzelt worden sind, unmöglich vor Gott gerecht gewesen sein; sondern es müssen vielmehr Sünder gewesen sein, die um irgendwelcher verborgener schwerer Vergehen willen, um derentwillen der Höchste ihnen zürnte und sie dahin gab, niedergestreckt worden sind! – wie es etwa bei jenen war, die zwar an der Seite des Judas Makkabäus für die Sache des HERRN eiferten und gegen die Seleukiden kämpften, insgeheim aber Götzenbilder von Dämonen (f) mit sich geführt hatten, denen sie mehr vertrauten, als dem Höchsten Israels, weswegen sie auch in die Hand der Gottlosen gegeben wurden (g), – oder wie es sogar einer der sieben, heute so hoch gerühmten Söhne selbst bekannte, der mit seinen Brüdern vor den Augen seiner Mutter unter Antiochius Epiphanes ins Martyrium ging, weil er sich weigerte, gräuliches Schweinefleisch zu essen; der nämlich erkannte und bekannte es von sich selbst, wie auch von seinen Brüdern: »Wir werden dahingeschlachtet um unserer Sünden willen, weil Gott, der Allmächtige, uns zürnt und züchtigt und bestraft!« (h)
Darum kann einen Gerechten, der in allen Stücken die Thora recht befolgt, niemals solch ein Geschick ereilen! Folglich müssen sich all jene, die Gott in die Hand dieses Heiden gegeben hat, doch insgeheim schwer an Ihm versündigt haben; denn andernfalls hätte Er sie bewahrt! – Ebenso wie all die achtzehn Seelen – Männer, Frauen und Kinder, die in der Heiligen Stadt von dem Turm nahe des Teiches von Siloah erschlagen worden waren, da sie sich durch die Fügung des Höchsten gerade darunter befinden sollten, als dieser in sich zusammenbrach!
So bin ich überzeugt: All diese, die solch ein schweres Los traf, müssen darin eine gerechte Strafe für schwere Sünden erfahren haben! – wie es geschrieben steht: »Oder sollte Gott etwa ungerecht sein und der Gerechte selbst das Recht beugen?!« »Wahrlich! Gott handelt nicht gottlos und der Gerechte beugt das Recht nicht!« (i)
Wen immer also ein solches Geschick ereilt, der hat es sich auch selbst zuzuschreiben; denn er hat es verdient – ebenso wie seine Hinterbliebenen, denen seine Seele entrissen worden ist. Sie alle trifft nur die gerechte Strafe des Höchsten, der auch die verborgensten Sünden durchaus sieht und wahrlich nichts ungestraft lässt! (j)
So erntet ein jeder in seinem Leben und Geschick allein das, was er selbst zuvor gesät hat! (k) Und auch, wenn manche, die solch ein schweres Schicksal ereilt, uns erscheinen mögen wie Kämpfer für Israel und wahre Helden und Heilige! In Wahrheit müssen sie doch große Blender und Täuscher gewesen sein, die um heimlicher schwerer Vergehen willen heimgesucht worden sind! Der Mensch nämlich sieht nur, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an!“ (l)
Jesus aber missfiel es, wie selbstgefällig jener neuere Jünger unter Seiner Anhängerschaft über jene urteilte, die dieses schwere Los getroffen hatte, obwohl er sie überhaupt nicht kannte, und, dass dieser neue Gefolgsmann sich selbst für weit gerechter hielt als jene, die ihr Leben verloren hatten (m), und diese um des schweren Schicksalsschlages, der sie getroffen hatte, auch noch verachtete (n) – hinlänglich, was immer sie getan haben mochten.
Und weil dieser neue Nachfolger mit seinen Ansichten auch noch Zustimmung bei vielen fand, widersprach ihnen allen der Rabbi energisch: „Meint ihr wirklich, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben, als alle anderen Galiläer, weil sie das erlitten haben?! (o) Und glaubt ihr tatsächlich, dass die achtzehn Seelen – Männer, Frauen und Kinder, über denen der Turm in Siloah zusammenstürzte und sie erschlug – schuldiger gewesen sind, als alle anderen Menschen, die in Jerusalem wohnen?! (p)
Meint ihr allen Ernstes, ein jeder, den ein schwerer Schicksalsschlag trifft, würde wegen irgendwelcher besonders schwerer, herausragender Sünden bestraft, die euer aller Sünde weit übersteigen würden (q), und, dass nicht ein jeder von euch ebenso seine eigene Züchtigung erhalten würde zu seiner Zeit? (r)
Meint nur ja nicht, euch allein bliebe erspart, was auf kurz oder lang eine jede Seele zu ihrer Ernüchterung treffen muss! Und wenn es euch trifft, dann fragt nicht: »Warum ICH?!«, sondern fragt euch vielmehr: »Warum NICHT auch ich?!«; denn so ergeht es allen Menschen, die der Vater auf diese Weise allesamt – ohne Ausnahme! – ertüchtigt und erzieht! (s)
Darum solltet ihr euch über solche, die durch schwere Prüfungen hindurch müssen zu ihrer Läuterung (t), nicht erheben, sondern euch vielmehr fürchten (u), dass euch am Ende nicht noch selbst ein ebensolches Geschick ereilt!
Und wer glaubt, er stünde schon fest, mag nur zusehen, dass er nicht falle! (v) Gott nämlich widersteht allen Hochmütigen, auch insbesondere allen fromm kaschierten Hochmütigen! Allein denen, die darüber endlich wahre Demut gelernt haben, so dass sie niemanden mehr verurteilen und verdammen, weil sie erkannt haben, dass sie sich im Grunde in nichts von den anderen unterscheiden und keineswegs besser sind vor Gott: (w) allein denen erweist Er vielleicht schon – aller Welt ersichtlich – Seine Gnade! (x)
Aber seid euch gewiss: Solange ihr euch derart selbstgerecht und selbstgefällig über andere erhebt (y), die durch einen schweren Schicksalsschlag gerichtet oder aber geprüft oder aber geläutert oder sogar schon in vollkommener Liebe vollendet werden: (z) solange ihr solche noch richtet, verachtet und verurteilt, wird euch ganz gewiss selbst noch ein mindestens ebenso hartes Geschick ereilen, dass ihr in eurer gänzlich unbegründeten Selbstsicherheit und in eurer vermeintlich selbst aufgerichteten Gerechtigkeit (aa) aus allem heraus gerissen werdet, was euch lieb und teuer ist (ab), oder aber, dass euch all jene entrissen und genommen werden, die euch lieb und teuer sind!
Und wenn ihr euch auch dann noch nicht endlich demütigen und Nachsicht und Barmherzigkeit lernen wollt mit wahrhaft allen (ac), dann werdet ihr mit Sicherheit noch viel unseliger umkommen und euer Tod wird euch ein noch viel schrecklicheres Unglück sein (ad), weil ihr nämlich noch nicht wahrhaft zu der göttlichen Abba-Liebe und -Barmherzigkeit gefunden habt, die wahrhaft allen, auch den größten Sündern, gilt (ae), noch überhaupt irgendetwas von Ihr wisst! (af)
Wenn ihr also nicht endlich umkehren und Barmherzigkeit lernen wollt gegen jedermann, wie euer himmlischer Vater in Wahrheit über allem doch allen verlorenen Seelen barmherzig ist (ag) und sie nicht hinrichten, sondern herrichten will: (ah) Wenn ihr in dieser Hinsicht nicht endlich umdenken und umkehren wollt (ai), dann werdet ihr noch alle genauso umkommen!“ (aj)
So tadelte der Herr alle Seine Jünger, die sich selbst für gerechter hielten als alle anderen, nur, weil sie Ihm folgten. Dies nämlich hatten sie keineswegs sich selbst zuzuschreiben; sondern es war einzig und allein ein Geschenk der unerfindlichen göttlichen Gnade (ak), dass sie vor allen anderen erwählt worden waren als eine Erstlingsfrucht unter allen Menschen, um Ihm einstmals Seine vor-erwählten Zeugen zu werden und ihrerseits Frucht zu bringen in der Errettung weiterer Seelen (al) in dem Heil, das Jesus Christus ausnahmslos allen gebracht hat (am).
Der Name dieses neuen Anhängers Jesu aber, der über jene, die durch ein schweres Schicksal dahingerafft worden waren, auch noch verächtlich geurteilt hatte, war Judas Ischarioth.