21-A: Durch schwere Schicksalsschläge gelähmt

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„Lasst mich!“, rief Jehuda, als sein Bruder und dessen drei Söhne die Pritsche, auf welcher er völlig kraftlos und ermattet lag, emporhoben: „Wo wollt ihr mich denn jetzt schon wieder hintragen!“

„Wir haben von einem großen Propheten gehört, der in Kapernaum weilen soll!“ (a), antwortete ihm sein Bruder Eleasar: „Von dem erzählt man sich, dass Er schon einige machtvolle Taten im Namen Gottes bewirkt haben soll! Vielleicht kann Er auch dich von deiner Lähmung wieder heilen!“

„Ach nein! Nicht schon wieder!“, stöhnte Jehuda. „Das bringt doch alles nichts! Lasst das doch endlich sein!“ Denn zu wie vielen Wanderpredigern und selbst irgendwelchen zwielichtigen Wunderheilern hatten sie ihn schon hingeschleppt (b), nachdem zuvor bereits auch das mehrfache Gebet der Ältesten ihrer Gemeinde über ihm absolut nichts gebracht hatte (c), woraufhin diese nur noch den vermeintlich wohl-gemeinten Rat an Jehuda richten konnten, er müsse wohl in sich gehen, ob Gott ihm vielleicht wegen irgendeiner versteckten, noch nicht ans Licht gebrachten Sünde grollen würde (d).

„Bitte, lasst mich hier liegen!“, forderte Jehuda: „Ich will einfach nur noch in Ruhe sterben! (e) Es hat sich doch schon längst erwiesen: Der Zorn des Höchsten liegt auf mir! (f) Er will mir einfach keine Gnade erweisen und mir meine Sünden nicht vergeben!“

Nicht, dass Jehuda sich besonderer Vergehen und Gesetzes-Übertretungen bewusst gewesen wäre! (g) Aber mit irgendetwas musste er ja schließlich beim Allmächtigen in Ungnade gefallen sein, dass dessen Hand derart schwer auf ihm lastete! (h)

Erst das Unglück mit seinen beiden ausgewachsenen Söhnen, die von einem umstürzenden Karren erschlagen worden waren, danach das Siechtum seiner lieben Frau, die an ihrem Kummer über den Verlust ihrer beiden Buben schließlich starb, und daraufhin dann schließlich auch noch seine eigene Lähmung, die ihn befallen hatte, dass ihm zunehmend alles immer schwerer wurde, bis er sich nicht einmal mehr in der Lage sah, die Last seines eigenen Leibes zu tragen.

Da musste ja irgendetwas mit ihm und seinem Glauben nicht stimmen, dass er derart unter den Fluch des Himmels gekommen war! Auch, wenn er sich stets bemüht hatte, in jeder Hinsicht alle Gebote der Thora getreulich einzuhalten: Irgendwo musste er sich doch schwer versündigt haben, dass der Zorn Gottes so hart über ihn gekommen war! Und dass es bei ihm in vielerlei Hinsicht nicht hin-langte, immer allen Vorschriften und Satzungen vollauf gerecht zu werden, stand ihm selbst nur allzu deutlich vor Augen! (i)

Also konnte es doch garnicht anders sein, als dass er sich durch irgendeine Übertretung die göttliche Gnade schließlich am Ende doch irgendwo endgültig verscherzt haben musste (j), so dass der Höchste ihm nicht mehr vergeben wollte.

Darum hatte Jehuda sich auch selbst bereits völlig aufgegeben. Denn was nützte da noch alles Flehen um Vergebung, wenn der Heilige sich einfach nicht erweichen lassen wollte (k). Und was konnte da noch irgendein Wanderprediger oder Wunderheiler bewirken, wenn der Höchste ihm einfach nicht vergeben und kein Erbarmen mehr erweisen wollte?

21-B: Von anderen zum Herrn getragen

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Aber Eleasar und seine Söhne ließen sich von ihrem Vorhaben einfach nicht abbringen, wie sehr sich Jehuda auch dagegen sträubte. Und so trugen die Vier ihn in der sengenden Hitze den ganzen weiten Weg bis zu der Küstenstadt am galiläischen Meer, in welcher sich dieser Gottesmann, von dem überall gesprochen wurde, befinden sollte (a).

Als sie schließlich nach Kapernaum kamen, erkannten sie sofort, wo sich der Prophet Gottes aufhalten musste, der mittlerweile im ganzen Heiligen Land von sich reden machte. Denn um ein Haus scharte sich eine große, dicht aneinander gedrängte Menge Menschen, die alle einer Stimme lauschten, die aus dem inneren der Lehm-Hütte zu ihnen drang (b).

„Wie sollen wir da jemals den Onkel hineinbringen?“, fragte Isaschar seinen Vater Eleasar. „Keine Chance!“, meinte Eleasar: „Da ist einfach kein Durchkommen!“

Und Jehuda klagte erneut: „Ich hab es euch doch gleich gesagt, dass das nichts bringt! Wenn Gott sich nun einmal gegen mich gestellt hat, bleibt alles Mühen um mich einfach umsonst!“ (c)

„Nun haben wir dich schon einmal so weit hierher getragen, dass wir uns jetzt nicht durch diese letzte Hürde noch entmutigen lassen!“, erklärte Eleasar wirsch – mittlerweile etwas über das beständige Klagen seines Bruders erbost.

„Seht mal! Dort drüben, an dem anliegenden Neben-Gebäude, befindet sich eine Stiege“, meinte Huna, Isaschars Bruder: „Wenn wir es irgendwie schaffen, Onkel Jehuda die schmale Lehm-Treppe hoch-zu-bringen, könnten wir über die Dach-Terrasse von dem Anbau direkt zu dem Gebäude gelangen, in dem der Rabbi sich befindet.

Und seht mal: Das ist nur mit einem Holzgitter und stroh-trockenen Palmblättern bedeckt. Diese Abdeckung müsste sich doch relativ leicht öffnen lassen. Und wenn wir noch irgendwie an ein paar Seile kommen, könnten wir den Onkel direkt vor dem Prediger niederlassen.“

21-C: Sieh nur! Was für ein Gottvertrauen!

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Es erwies sich als garnicht so einfach, nun auch noch irgendwo ein paar Stricke aufzutreiben, und insbesondere, den gelähmten Jehuda, der immerfort nur rief: „Lasst das doch bitte! Gebt es doch endlich auf!“, trotz seines Widerspruchs den schmalen Lehm-Aufstieg auf die Dach-Terrasse des Neben-Gebäudes zu bringen! Aber irgendwie hatten sie es dann mit vereinten Kräften doch geschafft.

So dauerte es nicht mehr lange, bis Jesus, der zu den Menschen in, wie um dem geräumigen Vorbau des Hauses von Simon Bar Jonas sprach, von dem Treiben auf dem Dach des Lehm-Gebäudes unterbrochen wurde.

Alle im Raum blickten nach oben zur Decke, die von den Männern auf dem Dach geöffnet wurde. Lehm und Dreck fiel aus der sich auftuenden Luke nach unten, so dass alle aus dem durch den aufgewirbelten Staub entstehenden Licht-Kegel wichen. Denn die Männer auf dem Dach scheuten sich nicht, die mit Lehm verklebten Palmzweige einfach aufzubrechen, und selbst auch das tragende Holz-Gerüst mit Gewalt auseinander-zu-schieben (a).

Simon Petrus erregte sich sofort: „Was für eine Unverfrorenheit!“, und wollte sogleich hinaus eilen, um jene Männer davon abzuhalten, die ganze Abdeckung seines Vorbaus zu zerstören.

Der Meister aber hielt ihn fest und beschwichtigte den Kephas: „Lass sie! Den Schaden hast du doch mit Meinen Jüngern schnell wieder behoben! Aber sieh doch, was für ein Gottvertrauen diese Männer an den Tag legen, dass sie nichts davon abhalten kann, ihren kranken Anverwandten zu Mir zu bringen (b), obwohl dieser für sich selbst schon jeden Glauben, wie auch jede Hoffnung gänzlich verloren hat“ (c)

21-D: Du bist geliebt! Du stehst nicht unter Gottes Zorn!

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„Lasst das! Ich will das nicht!“, fauchte Jehuda energisch, als sich sein Bruder und seine Neffen anschickten, ihn auf seiner Bahre mit den Stricken, die sie aufgetrieben hatten, durch das Loch, das sie in das Dach des Vorbaus geschlagen hatten, hinunter zu lassen. „Hört sofort damit auf! Was soll das!“, zeterte Jehuda immer erboster: „Soll ich denn auch noch hier vor all den vielen Menschen zum Hohn und Spott werden?!“

Denn Jehuda war sich klar, dass, wenn ihm auch hier wieder keine Heilung widerfuhr, es vor aller Welt offensichtlich werden würde, dass irgendeine schwere Schuld auf ihm lag, die Gott ihm nicht vergeben wollte, so dass ihn durch diese Aktion hier – zusätzlich zu seiner schweren Krankheit – nur noch weitere Ächtung und Schmach treffen konnte (a).

Aber was sollte er machen? Er konnte sich schließlich nicht wehren! Also musste er es sich gefallen lassen, dass sie ihn durch die aufgebrochene Abdeckung hinunter zu dem Prediger ins Haus hinab-ließen.

Als Jesus den Gelähmten auf der Bahre sah, der mit Stricken in dem einfallenden Lichtkegel von seinen vier Verwandten zu Ihm hinunter-gelassen wurde, erkannte der Meister sofort, was den Jehuda – mehr noch als sein äußeres Gebrechen selbst – noch viel stärker, und vor allem, inwendig belastete und lähmte und was darum auch seiner auswendigen Genesung im Wege stand (b).

Darum sprach der Rabbi dessen eigentliche, ihn weit schwerer niederdrückende innere Herzens-Not an (c), indem Er ihm zusicherte: „Mein geliebtes kleines Gotteskind! Zweifle nicht länger daran, dass dir die göttliche Abba-Liebe gilt! (d) Auf dir liegt nicht der Zorn Gottes, auch wenn dein Gottvertrauen seit geraumer Zeit auf eine schwere Probe gestellt wird! (e)

Du stehst nicht unter dem Fluch Gottes, Mein liebes Kind (f), sondern du bist vielmehr – über allem – doch unendlich, wie auch unverlierbar von der Gottheit geliebt! (g) Darum muss auch alles für dich noch gut werden, wie schlecht es auch immer augenblicklich um dich zu stehen scheint! (h)

Denn lass dir dies von Mir zusprechen, Mein geliebter Sohn: Dir sind wahrlich alle deine Sünden schon längst vergeben (i) und sie sind keineswegs die Ursache für die schweren Prüfungen, durch die du derzeit hindurch musst!

Denn wer immer seine Verfehlungen bereut, dem sind sie allesamt vergeben (j) – auch die unbewussten, die ihm garnicht in den Sinn kommen (k), ebenso, wie auch dem allerschwersten Verbrecher alles vergeben wird, wenn er Reue zeigt, wie schlimm seine Untaten auch immer gewesen sein mögen! (l)

Darum sei getrost (m) und lass dich nicht mehr auch noch zusätzlich niederdrücken von irgendwelchen Schuldgefühlen und der bangen Sorge, du könntest um irgendeiner unverzeihlichen Sünde, die du dir nicht erklären kannst, in Ungnade gefallen und von Gott verworfen worden sein!

Die Wahrheit, die dich zumindest inwendig wieder aufrichten und stärken soll über allem, was du gegenwärtig zu tragen und auszuhalten hast, sei dir darum vielmehr Meine feste Zusicherung (n) als einem aus dem göttlichen Herzen selbst gerade jetzt genau zu dir gesandten Gottesknecht: Wahrlich! Alle deine Sünden sind dir vergeben! – auch all deine Lästerungen, wie viel du um des Unbills willen, das dich betroffen hat, auch gelästert haben magst! (o)

Du bist und bleibst doch über allem immer – und zwar wirklich und wahrhaftig unverlierbar! – als ein Gotteskind und Kleines der Gottheit auf ewig geliebt! (p) Darum gilt dir auch wirklich ganz gewiss die vollumfängliche Vergebung aller deiner Sünden, so dass dich wahrhaftig keinerlei Sündenlast mehr auch noch zusätzlich drücken muss!“

21-E: Von einer schweren Last befreit

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Und als Jesus dies dem Jehuda zugesprochen hatte, da spürte dieser, wie tatsächlich inwendig eine unglaublich schwere Last von ihm genommen wurde. Jesu Worte, welche ihm die göttliche Liebe und Vergebung zusprachen, waren so bestimmt und entschieden, dass sie es tatsächlich vermochten, jeden bangen Zweifel darüber aus dem Herzen Jehudas zu vertreiben (a), so dass es ihm auch inwendig durch sein inneres Zeugnis bestätigt wurde, dass dies tatsächlich die Wahrheit war (b).

Und es wurde dem Jehuda darüber so leicht ums Herz, dass ihn sein äußerer gebrechlicher Zustand in diesem Augenblick überhaupt nichts mehr ausmachte (c). Denn weitaus belastender war es für ihn gewesen, dass er aufgrund des vielen Unglücks, dass ihn ereilt hatte, von dem Gefühl übermannt worden war, Gott hätte sich – über irgendetwas unsäglich erbittert und erzürnt – von ihm abgewandt.

Nun aber spürte er in seinem Herzen, dass dem überhaupt nicht so war; und dies ließ mit einem Mal inwendig solch ein Übermaß an Liebe in ihn hinein-fließen, dass sie ihn in glückseligen Wallungen vom Scheitel bis zur Sohle zu durchströmen schien (d). Ja, er fühlte es – trotz seiner Lähmung – regelrecht körperlich: Er war tatsächlich – trotz allem – unendlich geliebt und umhüllt, wie durchflutet von nichts als unversiegbarer göttlicher Liebe! (e)

Damit hatte jener Gottesmann ihm ein größeres Geschenk gemacht, als wie es seine körperliche Heilung gewesen wäre! Denn wie viel stärker hatte dies doch seine Seele geplagt: dieses verzweifelte Gefühl, bei Gott wegen irgendeiner in ihrer Sträflichkeit gänzlich verkannten Sünde unwiderruflich in Ungnade gefallen zu sein! Nun aber hatte er wieder zum Glauben gefunden, und durch die feste Zusage dieses Propheten wieder Gewissheit in seinem Herzen erlangt: Er war, trotz allem, was über ihn gekommen war, noch immer von Gott unendlich geliebt!

21-F: Wie kann dieser es wagen, Sünden einfach so zu vergeben?!

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In dem großen Raum saßen aber auch einige Schriftgelehrte und Pharisäer, die aus ganz Galiläa und selbst auch aus Judäa und Jerusalem gekommen waren, um sich ein Bild von diesem neuen Propheten zu machen, der überall Aufsehen erregte (a).

Die warfen einander aufgebracht alles sagende Blicke zu. Denn sie erbosten sich in ihrem Herzen: (b) „Für wen hält dieser sich, dass Er jenem Gelähmten einfach so die Vergebung aller seiner Sünden zusprechen zu dürfen meint – ohne irgendwelche Vorbehalte oder Bedingungen – gänzlich umsonst! (c) – wo doch überdies ganz offensichtlich ist, dass dieser Gichtbrüchige um irgendwelcher schwerer Sünden willen unter den Zorn des Höchsten gekommen sein muss, dass des Allmächtigen Hand so schwer auf ihm lastet! (d)

Da kann es um den Glauben und die Frömmigkeit dieses von Gott Niedergestreckten doch garnicht so gut bestellt sein, auch wenn seine versteckten Übertretungen vor der Welt verborgen sein mögen! Denn irgendetwas kann mit diesem ja schließlich nicht stimmen, dass er derart unter den Fluch Gottes gekommen ist! Uns mag der Grund dafür verborgen sein, jedoch keineswegs Gott! (e)

Darum: Was für eine Anmaßung und Gotteslästerung, dass dieser Jesus es wagt, jenem einfach so, ohne irgendwelche Auflagen, die Vergebung Gottes zuzusichern und zuzusprechen! Wer kann denn Sünden vergeben, als allein Gott?! (f)

Oder maßt sich dieser Nazarener etwa an, selbst Gott zu sein?! (g) – zumal Er jenen alten Gichtbrüchigen, der gut Sein Vater sein könnte, mit »Mein Kind« (h) und »Mein Sohn« (i), ja, sogar mit »Mein Kleiner« anspricht, als hätte Er selbst die über allem erhabene Abba-Schaft inne!“ (j)

21-G: Ich spreche euch doch nur Gottes Versprechen zu!

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Jesus aber erkannte sofort, welche missgünstigen Gedanken jenen Rabbinern durch den Kopf schossen und stellte sie deswegen zur Rede: „Warum erbost ihr euch derart in euren Herzen (a) – nur, weil Ich dieser armen, schon so zu genüge geprüften und geplagten Seele die göttliche Liebe und Vergebung zuspreche? (b)

Doch wer, frage Ich euch, könnte da je vor dem höchsten Heiligen, einzig Vollkommenen, bestehen, wenn euch nicht allen Seine unerbitterliche Liebe und Vergebung gelten würde, so dass doch andernfalls ein jeder von euch den Zorn und Fluch der Verdammung beständig fürchten müsste! – und nicht etwa nur dieser hier! (c)

Freilich kann selbst die Gottheit bei aller Ihrer unbeirrbaren Retterliebe gegen alle Menschen allein denen ihre Sünden vergeben, welche sie auch zutiefst bereuen! (d) Doch dem Sohn des Menschen ist es durchaus gegeben worden, ins Herz der Menschen zu sehen durch den Geist dessen, der Sein Vater ist, und zu beurteilen, welche Seele aufgrund ihres Bedauerns in der Lage ist, Vergebung aus der Höhe zu empfangen (e). Überdies habe ich keineswegs gesagt: »ICH vergebe dir deine Sünden!«, sondern ich bekundete vielmehr: »Deine Sünden sind dir von Gott, dem Höchsten, vergeben worden!« (f)

Aber wenn Ich allen Geplagten die göttliche Vergebung zuspreche: sichere Ich euch da denn irgendetwas anderes zu, als das, was der Höchste, allein Vollkommene, einzig Reine, euch nicht selbst schon in Seiner unaussprechlichen Liebe durch alle Seine Propheten fest versprochen hat?

Oder hat dies euch nicht der All-Heilige selbst angekündigt: (g) »Eine Zeit wird kommen, wo Ich alle Menschen auf Erden Meiner Liebe versichern werde, dass ihre Herzen davon erfüllt werden sollen! (h)

Und da wird sich dann keiner mehr über irgendeinen anderen erheben mit herablassenden Worten wie: „Du gottloser Narr! Erkenne auch du endlich den HERRN!“ (i), weil sie dann alle, vom Größten bis zum Kleinsten und vom Erhabensten bis zum Niedrigsten erkennen werden, dass ihnen allen in gleicher Weise alle ihre Missetaten vergeben werden mussten und auch verziehen worden sind! (j)

Denn Ich will ihrer aller Sünden nimmermehr gedenken! Dann werden sie sich alle einander in gleicher Weise als Meine geliebten Kleinen und als Mein Volk erkennen (k). Denn wenn ihr von euren Sünden, die an euch kleben (l), auch scharlachrot wie Karmesin sein solltet: ihr sollt doch alle noch rein wie Wolle werden! Und wenn ihr von euren Verbrechen auch blutrot wie Purpur wärt: ihr sollt doch alle noch strahlend weiß wie Schnee werden! (m) Und selbst, wenn eure Schuld überströmend geworden sein sollte, so soll Meine Gnade am Ende doch noch überschwänglicher sein!« (n)

Und steht etwa nicht weiter geschrieben: »Wo sonst noch findet sich solch eine unvergleichliche, unüberbietbare, wahrlich göttliche Abba-Liebe, wie unser Gott sie hat, der uns alle unsere Missetaten vergibt und uns alle unsere Übertretungen verzeiht, der an Seinem Zorn nicht ewig fest-hält (o), sondern vielmehr Barmherzigkeit liebt! Er wird sich noch über uns alle erbarmen und unsere Schuld unter Seinen Füßen im Staub zertreten; ja, Er wird sie in den tiefsten Tiefen des äußersten Meeres versenken und ihrer nimmermehr gedenken!« (p)

»Denn so hoch die Himmel über der Erde sind, so erhaben waltet Seine ewige Gnade über allen Seinen Menschenkindern. Und so fern, wie der Morgen vom Abend ist, lässt Er unsre Übertretungen von uns sein« (q) »Denn Seine Gnade reicht weiter, als wie die Himmel sich erstrecken, und Seine Barmherzigkeit viel weiter, als wie die Wolken ziehen« (r)

So verspreche Ich euch doch nur in derselben göttlichen Vollmacht das, was Gott selbst euch vollmächtig zuspricht, und Ich bestätige damit doch nur Seine großen Verheißungen und lasse dadurch – euch zu Meiner Glaubens-Gewissheit ermunternd – Seine großartigen Ankündigungen Wirklichkeit werden! (s)

21-H: Was Gott euch zusagt, verwirkliche Ich in Seiner Macht!

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Gleichwohl hat aber auch der Sohn durchaus in sich selbst Vollmacht, Sünden zu vergeben, gleichwie es Sein Vater tut (a), da Er es nämlich ist, der aller Welt noch ein gottgefälliges Sühneopfer erbringen wird, dass wahrlich aller Geschöpfe Sünden für immer tilgen wird! (b)

Damit ihr aber erkennt, dass des Menschen Sohn wahrhaftig Vollmacht hat, Gottes Verheißungen wahr werden zu lassen im Vertrauen auf Sein Wort, das Ihn in Seiner Sendung bestätigt, und Er darum auch die göttliche Vergebung aller Sünden in der nie versiegenden Abba-Liebe allen gepeinigten Seelen zusprechen darf, frage Ich euch:

Was meint ihr, ist einfacher und leichter? Und was verlangt mehr ab? Jemanden einfach nur so die göttliche Vergebung zuzusprechen, oder aber, das Recht dazu auch unter Beweis zu stellen: nämlich durch Freisetzung von allem, was eine Seele überdies auch noch auswendig, rein körperlich belasten mag und was ihr Glaubens-Wächter – in Unkenntnis um die oft viel weit-reichenderen Zusammenhänge (c) – ausschließlich immer nur als Folge von persönlicher, besonders schwerer, angeblich unverzeihlicher Sünden erachtet? (d)

Oder ganz konkret in diesem Fall: Was meint ihr, ist für MICH schwerer? Und was verlangt Mir mehr ab? Dieser von Zweifeln und Ängsten geplagten und gelähmten Seele zuzusprechen, dass ihr wahrlich alle ihre Sünden durch die vollkommene Sühnung, welche die Gottheit selbst noch für alle erbringen will (e), bereits vergeben sind (f), oder aber, diese so von allen Lasten inwendig befreite Seele auch zusätzlich noch auswendig mit Vollmacht wieder aufzurichten, dass sie auch körperlich wieder zu Kräften kommt und sich wieder erheben kann? (g)

Damit ihr aber erkennt, dass des Menschen Sohn für BEIDES Vollmacht erhalten hat: (h) Schaut genau hin, was Ich dieser von all ihren Sünden bereits freigesetzten Seele überdies auch noch schenken kann und will“ (i)

21-I: Und jetzt steh auf und gehe!

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Und mit diesen Worten wendete Jesus sich dem Gelähmten zu und streckte ihm Seine Hand entgegen und bekundete: „So sollst du denn nunmehr überdies auch noch von der Lähmung befreit werden, die dich auswendig befallen hat, so wahr dir bereits – völlig unabhängig davon – alle deine Sünden vergeben worden sind.“

Und tatsächlich: In Jesu Worten, wie auch in Seinem ermunterden Blick lag so eine gewaltige unanfechtbare Autorität, dass Jehuda wirklich Mut fasste und mit letzter Kraft versuchte, seinen Arm zu heben, um die ihm vom Meister entgegen-gestreckte Hand zu ergreifen.

Als Jehuda aber Jesu Hand erfasste, da spürte er erneut, aber nochmals ungleich intensiver, wie ein überströmender Schwall unsäglicher Liebe aus dem Herzen Jesu bis in sein eigenes Herz hinein floss (a) und zugleich diese in ihn hinein-strömende Kraft alle seine innere Gebrochenheit und Lähmung aus ihn heraus in das Wesens-Zentrum jenes Gottesmannes zog (b), dass Jehuda davon gleichsam wie von einem unwiderstehlichen Sog ganz von selbst auf seiner Pritsche aufgerichtet wurde.

Und er fühlte, wie er durch den spürbaren Abzug dieser ihn lähmenden Macht und den Zufluss jener stärkenden Kraft (c) inwendig in seinen Knochen, Sehnen und Gliedmaßen wieder aufgerichtet wurde (d), so dass er tatsächlich erst sein rechtes, sowie dann auch sein links Bein von der Bahre heben konnte und sich sogar schließlich, auf den Rabbi, der ihm aufhalf, gestützt, von seinem Lager erheben konnte und auch, wenngleich noch äußerst unbeholfen, zwei erste Schritte machen konnte. Ungläubig strahlte er Jesus an und ihm liefen heiße Tränen übers Gesicht.

Nachdem der Meister den Jehuda aufgerichtet hatte, ging Er ein, zwei Schritte zurück und löste Seine Unterarme, auf welche sich der Geheilte bis dahin noch gestützt hatte, von Jehuda, hielt sie ihm aber weiter ausgestreckt entgegen – wie ein Vater, der seinem kleinen Buben zu dessen ersten Gehversuchen ermutigen will. „Und jetzt komm!“, ermunterte Jesus den Jehuda liebevoll: „Hab keine Furcht! Wenn du fällst, fang Ich dich schon auf!“ (e)

Da schob Jehuda ein Bein vor das andere, und dann nochmals und nochmals, wobei er zunehmend sicherer wurde, und rief dann schließlich unter Freudentränen aus: „Ich kann gehen! Ich kann wirklich wieder gehen! Gott hat mich tatsächlich nicht abgeschrieben und mir alle meine Sünden vergeben!“

Jesus blickte mit Genugtuung zu den Gesetzes-Wächtern, die allesamt kreidebleich angelaufen waren, und gebannt auf den Geheilten starrten, als hätte es ihnen die Sprache verschlagen. Und dann forderte der Rabbi den Geheilten auf, als wolle Er noch eins drauf-setzen: „Und nun nimm deine Bahre und trag sie nach Hause (f), auf dass alle es sehen mögen, dass du heute dem Gott begegnet bist, der wahrlich nichts als Liebe ist und alle Sünden von Herzen gerne vergibt“ (g)

Da wendete sich Jehuda zu seiner Pritsche um und griff nach ihr. Und tatsächlich! Er konnte sie, die ihn solange getragen hatte, nunmehr wieder selbst tragen! (h) Und unter ungläubigen Lachen hob er sie hoch – mehrfach, höher als notwendig, um allen zu zeigen, wie sehr er doch schon wieder zu Kräften gekommen war. Und mit seinem immer wieder neu ansetzenden beglückten Kichern steckte er schließlich alle Umstehenden zu einem Freudengelächter an, wobei aber zugleich bei keinem darüber gläubig Gewordenen, der dies Wunder miterleben durfte, ein Auge trocken blieb.

21-J: O Schreck!

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Dann erschraken aber nochmals alle. Denn nachdem die vielen Menschen vor des Kephas Bar Jonas Haus beiseite getreten waren, um dem vor Freude weinenden Jehuda, der seine Liege hinaus trug (a), Platz zu machen, sank jener Geheilte plötzlich wieder auf die Knie.

War seine Heilung nur eine kurzfristige euphorische Einbildung gewesen? Dann aber sahen sie, wie Er zum Lobpreis die Hände hob (b). Denn Jehuda war nochmals so von Glücksgefühlen ergriffen und von unsäglicher Dankbarkeit übermannt worden, dass er sich nicht auf den Beinen halten konnte. Und er fing an, Gott, den HERRN und Höchsten Israels, mit einem Jubel-Psalm zu preisen (c). Und bald stimmten alle mit ein:

„Lobe den HERRN, meine Seele,
und was in mir ist, Seinen heiligen Namen!
Lobe den HERRN, meine Seele,
und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt
und der da heilt alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht
und der dich erfrischt,
dass du wieder jung wirst, wie ein Adler“ (d).

Und noch auf ihrem Heimweg priesen alle den HERRN, ihren Gott, um des Wundern willen, das sie gesehen hatten. Und sie fragten einander voller Ehrfurcht: „Wer nur ist dieser Mensch, den der Höchste solche Kraft verliehen hat, dass Er sogar heilen kann?! (e) Denn so etwas haben wir wahrlich noch nicht gesehen!“ (f)

Und selbst auch die Rabbiner mussten sich eingestehen: „Wir haben heute wirklich seltsame Dinge gehört und gesehen“ (g). Und es entsetzte und erschreckte sie.