Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
III Die Aufnahme
33: Von der immerwährenden Vergebung
33-A: Immer wieder Spannungen: Wer hat das Sagen?
33-B: Verzeih doch, wie auch dir immer wieder verziehen wird!
33-C: Endgültig zu weit gegangen?
33-D: Jesu Gleichnis vom knauserigen Schuldner
33-E: Solcher Unbarmherzigkeit musste Einhalt geboten werden!
33-F: Erst, wenn ihr Barmherzigkeit gelernt habt, kann sie euch auch zuteil werden!
33-G: Willst du bleibend Barmherzigkeit, dann bist du sie auch allen anderen bleibend schuldig!
33-H: Jesu unerschütterlicher Ruf zur Vergebung!
33-A: Immer wieder Spannungen: Wer hat das Sagen?
Wie oft war es schon mit Judas Bar Simon zu allerschwersten Überwerfungen gekommen! Es lag wohl hauptsächlich daran, dass sich der Ischarioth ebenso als Wortführer der gesamten Jüngerschaft verstand, wie Kephas, und dass seine Worte bei den Gefolgsleuten des Meisters mindestens ebenso viel Anerkennung fanden, wie das, was Simon Petrus von sich gab. Und wenn die beiden in Hinblick auf eine zu treffende Entscheidung oder einer zu erteilenden Weisung unterschiedlicher Meinung waren, so blieben Spannungen und Zerwürfnisse nicht aus (a).
Simon berief sich immer wieder auf den großen Vertrauensvorschuss, welchen der Herr ihm erwiesen hatte, dass Er ihm schon bei ihrer ersten Begegnung den neuen Namen »Petrus« gegeben hatte, was »Fels« bedeutete (b), weswegen Kephas sich als den Grundstein und als das Fundament ihrer Gemeinschaft betrachtete, der alles zu tragen und zusammen-zu-halten hatte (c).
Judas aus Karioth-Hezron dagegen sah das ganz anders, nämlich von der pragmatischen Seite, und entgegnete dem Simon Petrus, wenn er sich auf den ihm vom Meister gegeben Titel berief: „Und wem wurde die Kasse unserer Gemeinschaft anvertraut (d) und die große Verantwortung übertragen, mit unseren Einnahmen gut zu wirtschaften und dafür zu sorgen, dass jedem zukommt, was er braucht? (e) – sei es nun die tägliche Versorgung mit Essen und Trinken oder die Erkundung anständiger Unterkünfte oder auch die Anschaffung neuer Kleidung, wenn die alten Gewänder zerschlissen sind.
Alles, was du vorzuweisen hast, Simon, ist ein betörender Name: »Petrus«, »Fels«, den der Herr dir gegeben hat und den du trägst wie einen Lorbeerkranz, ohne dich dieses neuen Namens bereits würdig erwiesen und ihn dir schon verdient zu haben! Aber wer ist es denn, der sich wirklich und in Wahrheit um alles kümmert und alles am Laufen hält und am meisten um alles Sorge trägt, dass jeder von uns in den basalsten Bedürfnissen versorgt wird? Wer ist denn hier der wahre, eigentliche vom Herrn eingesetzte Brotgeber: ich oder etwa du? (f)
Alles, was du vorzuweisen hast, ist nur ein nichtiger Name, warum auch immer der Herr dir diesen gegeben haben mag, und dein aufbrausendes Temperament (g) und vorlautes Mundwerk, deine große Klappe, obwohl nicht viel dahinter steckt! (h) Ich dagegen kann aufwarten mit handfesten Taten, auf die ein jeder hier dringend angewiesen ist (i). Wer weiß, wo wir stünden, wenn ich nicht so genau über alles Buch führen würde und streng mit unseren Geldmitteln kalkulieren würde, damit wir uns nicht übernehmen!“
Und genau in dieser Hinsicht hatte Simon Petrus seine Bedenken. Denn er hatte schon seit langem den Verdacht, dass der Ischarioth Geld aus ihrer Gemeinschaftskasse veruntreuen würde.
Er hatte nämlich den Judas immer genau im Auge, wenn ihm von Verehrern ihres Meisters Geld für dessen Mission zugesteckt wurde (j). Und so knapp, wie er die Frauen bei den Einkäufen hielt, und so karg, wie die Unterkünfte waren, die er mitunter für die Gefolgsleute Jesu besorgte, musste da doch einiges Geld in irgendwelchen finsteren Kanälen verschwinden! Almosen für die Armen, wie Judas vorgab?! (k) Da war doch viel wahrscheinlicher, dass er einiges davon den militanten Zeloten heimlich zukommen ließ, die auf einen gewaltsamen Widerstand gegen die römische Besatzungsmacht hinarbeiteten! (l)
Schon mehrfach hatte Petrus den Judas deshalb zur Rede gestellt, wenn sie sich einmal wieder nicht einig über den Speiseplan oder auszuwählende Unterkünfte waren und er von dem Ischarioth einen Rechenschaftsbericht über ihre Einnahmen und Ausgaben gefordert hatte, was ihm an Geld zugekommen war und wo es schließlich geblieben wäre.
Judas aber verweigerte sich regelmäßig strikt mit den Worten: „Wer hat dich denn zum Wächter über mich bestellt?! Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig! Verantwortlich bin ich allein nur unserem Herrn! Und der hat ganz offensichtlich mehr Vertrauen in meine Redlichkeit als in deine!
Denn dies lässt ja tief blicken und verrät wohl mehr über dich selbst, als über mich, wenn du meinst, derjenige, der die Kasse führt, müsste überwacht werden! (m) Deshalb hat der Meister auch mir und nicht dir die Verwaltung unseres Geldes anvertraut, weil du nämlich derjenige bist, der wohl schwach würde und sich selbst an den Zuwendungen für uns hinterhältig bereichern würde!“ (n)
Und so gab des öfteren ein böses Wort das andere, und beide beschuldigten sich aufs Übelste, bis sie sich schließlich aufs Gröbste beschimpften (o).
33-B: Verzeih doch, wie auch dir immer wieder verziehen wird!
Wenn Simon Petrus sich nach einem erneuten Zerwürfnis mit dem Ischarioth an den Rabbi wendete und Ihm auch seinen Verdacht vortrug, so sagte dieser immer nur: „Vergib ihm!“ – „Lass ihn!“ – „Übe Nachsicht! Uns mangelt es doch an nichts!“ – „Verzeih´ ihm doch, wie doch auch dir immer wieder alles verziehen wird!“ (a)
Klagen und Beschwerden, wie auch begründete Verdachtsmomente wollte der Meister sich garnicht erst anhören! (b) Immer wieder hieß es nur: „Sei barmherzig, wie auch unser all-gütiger Abba mit allen barmherzig ist!“ (c)
Und gewiss, zugegeben: Es war eigentlich immer Judas, der regelmäßig als erster wieder einlenkte und auf Simon wieder zuging (d) mit beschwichtigenden Worten: „Komm, lass uns die ganze Sache vergessen und uns wieder aussöhnen! Jeder von uns hat seine eigene unentbehrliche Aufgabe. Lass mich das Meine tun und tue du das Deine. Dann müssten wir doch miteinander auskommen!“
Und ja, Petrus musste sich selbst zugestehen: Wenn sie wieder-einmal so hart übereinander-gerieten, dann hatten sie sich beiderseits nie etwas geschenkt und sich beide gegenseitig aufs Übelste beschimpft und verteufelt (e).
Und vielleicht war er selbst gegen den Ischarioth ja tatsächlich nur deshalb so misstrauisch und feindselig eingestellt, weil jener in Wirklichkeit ebenso viel Autorität und Anerkennung im gesamten Jüngerkreis genießen durfte, wie er selbst, und ihn nicht selten sogar ausstach und übertrumpfte, was den Simon, der nun einmal sehr gerne den Ton angab, missgünstig und neidisch und eifersüchtig auf den Judas werden ließ.
33-C: Endgültig zu weit gegangen?
Einmal aber, nachdem Simon Petrus schon unzählige Male eingelenkt und sich mit Judas wieder versöhnt hatte, kam es zu einer derart heftigen Auseinandersetzung, wo so böse Worte gefallen waren, dass Kephas der Meinung war, damit wäre das Maß nun wirklich endgültig voll: Was der Ischarioth ihm da an den Kopf geworfen hatte, war wirklich nicht mehr verzeihlich, einfach weder zu vergeben, noch zu vergessen!
Und Petrus bat deshalb den Herrn um eine private Aussprache. Denn er war an den Punkt gekommen, dem Meister ein Ultimatum zu stellen: „Einer von uns hat zu gehen! Entweder er oder ich!“
Also schilderte Er dem Rabbi alles haarklein, was vorgefallen war und was er sich alles hatte nachsagen lassen müssen. Und Jesus hörte es sich geduldig an.
Am Ende erklärte Kephas: „Darum kann es so einfach nicht mehr weiter gehen. Ich kann mit diesem arglistigen, aufsässigen Menschen nicht mehr länger Umgang haben! Was der da losgelassen hat, kann ich einfach nicht mehr vergeben oder ihm jemals nachsehen! Denn wie oft habe ich mich mit ihm jetzt schon immer wieder ausgesöhnt und es aufs Neue mit ihm probiert! Aber immer wieder kommt es zu den selben heftigen Debatten und Auseinandersetzungen!
Das kann ich nicht mehr länger ertragen und will ich auch nicht weiter hinnehmen! Darum hat einer von uns zu gehen: Entweder er oder ich! Alles hat seine Grenzen! Irgendwann ist einfach Schluss!“
„Irgendwann ist einfach Schluss?“, wiederholte da Jesus fragend: „Stell dir vor, wenn das der Höchste über irgendeiner Seele ausrufen würde: »So! Jetzt ist ein für alle Mal Schluss!«“ (a)
Da erwiderte Simon Petrus: „Aber Rabbi! Hab ich nicht schon genug von diesem ertragen und immer wieder eingelenkt und verziehen?! Wie oft muss ich diesem denn noch vergeben?! (b) Irgendwann muss es doch einmal genug sein! Müsste das nicht genügen: beispielsweise siebenmal?“ (c)
Jesus aber schüttelte vielsagend den Kopf: „Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebenmal sieben-und-siebzig-mal (d) – und wenn es nötig sein sollte: dies täglich!“ (e)
33-D: Jesu Gleichnis vom knauserigen Schuldner
Und der Meister sprach zu ihm: „Ich will es dir an einer Geschichte verdeutlichen: Siehe, da war ein Kaiser, der viele Kron-Vasallen hatte: Statthalter und Präfekten und Prokuratoren, die für Ihn die Provinzen seines Reiches verwalten sollten und an ihn regelmäßig Zins für ihr Lehen zu entrichten hatten.
Unter diesen Stellvertretern des Kaisers befand sich ein Statthalter, der bereits einen enormen Schuldenberg angehäuft hatte: nämlich zehntausend Zentner Silber, was zweihundert-tausend Jahreslöhnen entsprach (a). Und in Anbetracht seiner hohen Verschuldung war es diesem Vasallen nicht nur unmöglich, seine Schulden jemals wieder abzahlen zu können, sondern überdies sonnenklar, dass er sich aufgrund dieser seiner Altlasten – auch gegenüber vielen anderen – nur noch zunehmend immer mehr verschulden konnte (b).
Darum entschied der Kaiser, diesem Präfekten seines Amtes über die ihm zugeteilte Provinz zu entheben, ihm all den Wohlstand, in welchem er lebte, zu entreißen, ihn selbst aber in die Kerkerhaft eines Bergwerks zu geben, um dadurch wenigstens einen geringen Teil des ihm entstandenen Schadens wieder zurück zu erhalten (c).
Da fiel jener Lehnsmann vor dem Kaiser zu Füßen und flehte ihn an: »O du gütiger Gebieter, dessen Langmut und Barmherzigkeit in aller Welt gerühmt wird! Ich flehe dich an! Hab doch bitte Mitleid und Geduld mit mir! Gewähre mir noch eine letzte Frist! Ich will dir noch alles zurück-zahlen!«
Und als jener Schuldner sich so vor dem höchsten Herrscher demütigte und echte Reue zu zeigen schien und ihn um Gnade anflehte, da erfasste jenen Kaiser großes Mitleid (d); und er zeigte schließlich Erbarmen mit jenem Vasallen, obwohl dieser so aussichtslos verschuldet war, dass der Kaiser ihm trotz allem alle seine Schuld erließ und ihn freigab und es dem Statthalter überdies sogar gestattete, seine hohe Stellung behalten zu dürfen (e).
Und der Kaiser sprach zu ihm: »Ich will dir aber dies Eine nicht verhehlen, dass dein Ruin noch ungleich viel schlimmer ist, als wie du selbst es auch nur annähernd bislang erfasst hast! Du bist so völlig bankrott und verschuldet, dass schon allein der Zins und Zinseszins deinen Schuldenberg beständig so anwachsen lässt und vermehrt, dass du deine Altlasten, die du auch gegenüber so vielen anderen hast, auch beim besten Willen und redlichsten Bemühen nie mehr abarbeiten und ausgleichen kannst, sondern – selbst nach meinem vollumfänglichen Schulden-Erlass – nicht umhin kommst, noch immer größere Schulden anzuhäufen!
Darum will ich dich nicht nur von den Schulden frei-sprechen, die du bislang Mir gegenüber angehäuft hast, sondern ich will auch an deiner statt für alle jene Schulden aufkommen, die dir daraus gegenüber anderen noch zwangsläufig immerfort aufs Neue erwachsen und hervorgehen, da Ich erkenne, dass es für dich anders kein Auskommen gibt, weil du hoffnungslos in deinen Schulden verstrickt bist.
So soll dir mein Schuld-Erlass unverlierbar zugesprochen sein, wie sehr du deinen Schuldenberg auch noch weiterhin anhäufen magst (f), damit du gänzlich befreit und unbelastet von jeder bangen Sorge noch einmal ganz von vorne anfangen kannst (g).
Nur eine einzige Bedingung ist daran geknüpft: Künde es allen in Wort und Tat, wie gnädig und barmherzig Ich mit dir war, zu aller Herzen Erfrischung und aller Seelen Ermutigung, weil Ich es ebenso auch mit allen anderen sein will und bin (h). Denn keine Seele in Meinem Reich soll in Furcht und Zittern leben müssen! (i)
Und wie Ich dir alles erlassen habe, so erlasse darum auch du deinerseits allen alles – sei es nun Freund oder Feind von dir oder von Mir (j). Denn durch diese Meine unaussprechliche Nachsicht und Güte allein kann, will und werde Ich noch alle gewinnen.«
Doch stell dir vor: Obwohl dieser gütige Kaiser und oberste Lehnsherr seinem untauglichen Kron-Vasallen, der sich so unsäglich verschuldet hatte, wirklich restlos alles erließ, knirschte jener so Begnadigte darüber doch mit den Zähnen! (k) Denn er war unsäglich stolz und konnte diese ihn zutiefst demütigende, total vernichtende Offenlegung schier nicht aushalten und ertragen, nur aufgrund der unendlichen Nachsicht und Güte seines Gebieters nicht alles verloren zu haben und nicht in finsterte Kerkerhaft gekommen zu sein (l).
Insbesondere wollte er aber auch in der Öffentlichkeit sein Gesicht nicht verlieren, sowie das Ansehen, dass er selbst bei seinen untergebenen Lehnsmännern und Unter-Vasallen genoss (m), da er für sie doch der Stellvertreter des höchsten und erhabensten Herrn und des Kaisers über allen war. »Denn«, so sagte er sich, »wohin würde das führen, wenn alle Welt erfahren würde, dass ich selbst aufgrund der mir einstmals verliehen wordenen hohen Stellung der größte Schuldner der höchsten Hoheit geworden bin (n) und völligen Bankrott erlitten habe und in jeder Hinsicht vollends gescheitert bin?!
Wer wird mich da noch als dem Abgesandten des erhabenen Kaisers achten und respektieren, selbst wenn der Höchste mich trotz meines kläglichen Versagens nicht meines Amtes verwiesen, sondern mich vollumfänglich freigesprochen hat! Um meiner Ehre willen! (o) Davon darf niemals irgendjemand irgendetwas erfahren!«
Und wie er diese demütigende Wahrheit von sich selbst vor der Welt überspielte, so in gleicher Weise auch vor sich selbst, bis er dies alles so nachhaltig ausgeblendet hatte, dass er es tatsächlich sogar gänzlich wieder vergaß!
So verdrängte der Statthalter dieses höchst demütigende Erlebnis, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, derart in Schulden gekommen zu sein, dass er darüber eigentlich alles hätte einbüßen müssen, was seine erhabene Stellung vor aller Welt ausmachte. In seinem Stolz konnte und wollte er sich seinen totalen Bankrott einfach nicht eingestehen; und er konnte den Gedanken nicht ertragen, allein aus gänzlich unerfindlicher unverdienter Gnade nicht seine ganze Existenz eingebüßt zu haben (p).
Genau genommen konnte er die große Zusage, dass ihm alle seine Schulden erlassen worden waren und darüber hinaus auch noch all seine weiteren, daraus erwachsenden zusätzlichen Verschuldungen beglichen würden, die sich aufgrund seiner ruinösen Lage zudem nur noch immerfort steigern konnten, darum im Grunde schon von Anfang an nicht wirklich an sich heran lassen, aufnehmen und erfassen, sowie auch nur überhaupt hören.
Und er redete sich ein, ihm wäre lediglich ein Aufschub gewährt worden, um seine Schulden abzutragen und noch alles zurück-zu-zahlen (q). Denn er hatte noch immer nicht begriffen, wie gänzlich aussichtslos seine Situation in Wirklichkeit war, dass er niemals alles wieder hätte wettmachen können, was er bereits verbockt hatte.
Also redete er sich seine gänzlich unbezahlbaren Schulden klein und bestärkte sich selbst in der selbstverliebten Überzeugung, er könne seinen bis zur Himmelsfeste ragenden Schuldenberg gegenüber seinem Kaiser, wie auch gegenüber all seinen anderen Gläubigern, wieder abtragen, wenn er künftig noch knallhärter kalkulieren und noch unbarmherziger mit sich selbst, wie auch mit allen anderen, mit denen er zu tun hatte, wirtschaften würde, als er es ohnehin schon bislang gehalten hatte.
Denn jener Prokurator war derart von sich eingenommen, dass er felsenfest davon überzeugt war, dass ihm dies auch mit entsprechender Selbst-Disziplin und Härte gegen sich, wie gegen alle, mit denen er zu tun hatte, bestimmt gelingen würde (r).
So versagte er sich fortan alle Freuden des Lebens und nahm alle erdenklichen Selbstkasteiungen auf sich (s), statt die ihm geschenkte und völlig bedingungslos zugesagte, unverlierbare Freiheit zu genießen (t); und er wurde entsprechend missgünstig und herzenskalt gegenüber allen, die nicht in der Lage waren, es ihm in gleicher Weise nach-zu-tun (u).
Schließlich vergaß er darüber völlig, dass er doch gänzlich von all seinen Schulden, die er bereits gemacht hatte, wie jenen, die ihm aus diesen seinen Altlasten beständig noch zusätzlich neu erwuchsen, vollumfänglich befreit worden war, so dass er, von allen Sorgen und Ängsten befreit ein völlig unbeschwertes und beschwingtes Leben, froh und frei wie ein allzeit geborgenes Kind, hätte führen können (v) und vor allem dadurch wahrhaftig irgendwann auch wieder auf die Beine hätte kommen können; sondern er steigerte sich vielmehr immer mehr in wahnhafte, völlig unbegründete Ängste, ihn könnte gänzlich unvermittelt doch noch der Zorn seines Lehnsherren in völliger Härte treffen, wenn seine Missgeschicke ein bestimmtes, ihm allerdings nicht bekanntes Maß überschreiten würden (w).
So lebte jener Kron-Vasall, der doch aus all seinen Nöten befreit worden war und keinerlei angstbesetzte Befürchtungen mehr hätte nähren müssen (x), beständig in Furcht und Zittern. Und nichts anderes verbreitete er darum auch um sich selbst und verursachte dadurch unter all jenen, die ihrerseits ihm ausgeliefert waren, nichts als Schrecken und Leid und allergrößte Not (y) – wodurch sich aber auch seine eigene missliche Lage keineswegs verbesserte, sondern auch seinerseits weiterhin fatal verschlechterte!
Doch da er sich in seinem Stolz eingeredet hatte, er könne und müsse alle seine Schulden noch bezahlen, forderte er in gleicher Weise knallhart von all denen ein, die ihm seinerseits etwas schuldig waren.
Da war beispielsweise ein Unter-Vasall, der ihm hundert Silbergroschen schuldig geblieben war. Der fiel ebenso vor dem Statthalter nieder, wie dieser einstmals vor seinem Kaiser, und flehte ihn an: »O gütiger Präfekt! Hab doch Erbarmen und Mitleid und Geduld mit mir! Gewähre mir einen letzten Aufschub! Ich will dir ja noch alles bezahlen!«
Der Statthalter aber geriet außer sich vor rasender Wut, warf sich auf seinen Schuldner und packte ihn am Hals und würgte ihn; und er fuhr ihn an: »Habe ich nicht schon lange genug Geduld mit dir gehabt?! Jetzt ist endgültig Schluss! Selbst auch meine Langmut und Güte hat irgendwann einmal ein Ende! Dieses Mal wirst du zur Rechenschaft gezogen für alles, was du mir schuldig geblieben bist! Irgendwann hat auch meine Nachsicht einmal ein Ende! Ja! Irgendwann ist auch bei mir einmal endgültig Schluss!« (z)
Und es hätte nicht viel gefehlt, dass er jenen Unter-Vasallen, der ihm die hundert Denare geschuldet hatte, erwürgt hätte, obwohl ihm selbst doch von seinem eigenen Gläubiger, dem Kaiser, das Sechshundert-tausend-Fache, nämlich die Summe von zehntausend Talenten, erlassen worden war.
Dann aber fasste jener Präfekt sich wieder und rief seine Soldaten, um seinen Schuldner in den Kerker werfen zu lassen (aa).
Und als diese ihn abführten, rief der Stellvertreter des Kaisers ihm nach: »Mir schenkt schließlich auch keiner was! Ich muss ebenso zusehen, wo ich bleibe und wie ich meinen eigenen knauserigen Gläubiger auszahle und an den Kaiser, in dessen Diensten ich stehe, selbst meinerseits seinen harten Zins entrichte, den er mir gnadenlos und unbarmherzig abverlangt.
Denn jener will mir auch nichts nachsehen und vergeben und fordert ebenso von mir alle meine Schulden haargenau bis aufs kleinste Lepton ein!« (ab)
Und in dieser Weise ging jener Prokurator mit gar manchen Unter-Vasallen um, die ihm etwas schuldig geblieben waren, obwohl es im Vergleich zu dem, was ihm selbst von seinem eigenen obersten Lehnsherrn in Wahrheit doch eigentlich vollauf erlassen worden war, doch eine absolut verschwindend kleine, lächerliche Summe war.
Als dies den anderen Präfekten zu Ohren kam, da wurden diese über ihren Mit-Regenten in höchstem Maße erbost (ac) – jedoch nicht allein darum, weil er mit seinen eigenen Schuldnern so hart und herzlos umging, dass er eiskalt alles bis auf den kleinsten Lepton zurück-forderte, was diese ihm schuldig geworden waren, und damit die armen Seelen an ihre schweren, untragbaren Bürden band (ad), statt ihnen in der selben Freigiebigkeit alles zu erlassen, wo er selbst doch noch ungleich grenzenloseres Erbarmen hatte erfahren dürfen, welchem er den Fortbestand seines unbeschwerten Lebens verdankte; sondern die anderen Statthalter und Stellvertreter des Kaisers waren vor allem auch deshalb so zutiefst verärgert, weil jener Präfekt seine eigene Herzenskälte und Unbarmherzigkeit mit der Behauptung begründete und rechtfertigte, dass der Kaiser als sein eigener Lehnsherr ebenso gnadenlos und unerbitterlich wäre (ae), womit jener Stellvertreter des höchsten Herrschers das unsägliche Leid, das er selbst völlig grundlos verursachte, weil er niemanden seine Schulden nachlassen wollte, und die Not, die er damit über viele brachte, dem Herrn aller Herren in die Schuhe schob und somit letztlich den höchsten Regenten über alles für all das unsägliche Elend verantwortlich machte, das er selbst ganz allein verursachte, obwohl es doch ausschließlich in seiner eigenen gnadenvergessenen Lieblosigkeit und Herzenskälte begründet war (af).
Denn damit hatte jener Prokurator des Kaisers seinen Gebieter, welcher der letzte Lehnsherr über allen war, in übelster Weise verlästert (ag) und die herrliche Majestät von dessen ruhmreichen Namen in Misskredit gebracht, so dass keiner, der diesem Stellvertreter des höchsten Kaisers unterstellt war, noch irgendetwas von der unendlichen Langmut und unausschöpflichen Güte des erhabensten Herrschers erkennen konnte und jeder Untertan diesen nur noch fürchtete als einen übergestrengen Herrn, so dass alles Volk in jenem Prokurat glauben musste, ihrer aller höchster Regent wäre für all die Bürden und Nöte verantwortlich, die sie alle als Schuldner von dessen Stellvertreter zu tragen hatten.
Darum gingen jene anderen Statthalter des Kaisers hin, um ihren Herrn über dies alles Bericht zu erstatten.
Da ergrimmte der höchste Herrscher freilich in höchstem Maße und ließ sich jenen unlauteren Stellvertreter seiner Würde vorführen. Und er maßregelte ihn: »Was bist du nur für ein boshafter Untertan! Alle deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich um Gnade angefleht und mein Mitleid geweckt hast, obwohl deine Schuld in nichts mehr zu überbieten war und obwohl selbst trotz meines Schulden-Erlasses bereits absehbar war, dass du dich auch weiterhin aufgrund deiner Altlasten gegenüber so vielen anderen auch zukünftig nur noch weiter verschulden konntest!
Wo ich dir so unendlich viel Gnade erweisen habe und so unsäglich großes Mitleid und so überschwängliche Barmherzigkeit mit dir hatte, hättest du dich da nicht auch ebenso erbarmen müssen über deine eigenen Unter-Vasallen und mit allen Mitleid haben müssen, die dir etwas schuldig geblieben sind, wie ich mich über dich erbarmt habe?!« (ah)
Da jener Statthalter aber nicht nur keinerlei Barmherzigkeit mit seinen eigenen Schuldnern gezeigt hatte, sondern über allem auch noch den Kaiser, dessen eigner Schuldner er war, als herzlos und kalt, hart und unbarmherzig erscheinen ließ, wurde der höchste Herrscher darüber freilich überaus zornig, dass er jenem Kron-Vasallen nun doch noch seines Amtes enthob und ihm all seine Besitztümer abnahm und ihn unter harten Peinigern einkerkern ließ.
Und er erklärte jenem undankbaren Schuldner: »Nachdem du es niemanden nachsehen wolltest, der dir etwas schuldig geblieben ist, so will ich auch dir nichts von dem nachsehen, was du mir schuldig geblieben bist (ai). Du sollst so lange in deinem dunklen Verlies bleiben und in unterirdischen Minen unter unbarmherzigen Folterknechten schuften müssen, bis auch du deinerseits alle deine Schulden bei mir abgearbeitet hast (aj) – und wenn es sich hinziehen mag bis in die Äonen der Äonen hinein! Eher sollst du mir aus dem Bergwerk unter der Erde nicht mehr heraus kommen, wenn du dich denn anders über dein fatales Fehlverhalten, dem offensichtlich auch selbst mit grenzenloser Gnade nicht beizukommen ist, nicht ernüchtern lässt!«“ (ak)
33-E: Solcher Unbarmherzigkeit musste Einhalt geboten werden!
Und der Herr atmete tief durch und sah den Simon Petrus mit hochgezogenen Augenbrauen an: „Ja: Da konnte dann auch der Kaiser als der oberste Lehnsherr keine Gnade mehr walten lassen, obwohl solche Härte und Unbarmherzigkeit doch ganz und gar nicht seinem Willen und Wesen entspricht (a), so dass er von seinem Kron-Vasallen dann doch noch die Begleichung aller seiner Schulden einforderte, der seinerseits auch niemanden etwas erlassen hatte.
Doch bei aller unerbitterlichen Härte, welche der höchste Gebieter dann schließlich doch noch an den Tag legen musste, war selbst auch dies sein Urteil letztendlich doch noch Gnade: (b)
Denn da jener Schuldner die ihm erwiesene Barmherzigkeit nicht zu schätzen und zu nutzen wusste (c) und dadurch seinen Schuldenberg in seiner Gnaden-Vergessenheit beständig immerfort nur noch hartnäckiger vermehrte (d), kam dies schon mehr regelrecht einem Akt der Gnade gleich, dass ihm darum daraufhin wahrlich alles entzogen und genommen wurde (e), so dass er die ihm zuteil gewordene Gnade nicht noch weiter bis ins Unendliche hinein missbrauchen konnte, und ihm so die Möglichkeit genommen wurde, sich endlos immer weiter noch weit schwerwiegender und fataler zu versündigen und zu verschulden (f).
Denn von diesem Tage an konnte jener Kron-Vasall nicht mehr frei schalten und walten, wie es ihm beliebte, sondern er war eingekerkert und den Folterknechten ausgeliefert worden, die nunmehr über ihn bestellt worden waren, um seinen verbissenen Stolz radikal zu brechen und ihm all seinen Hochmut auszutreiben (g).
Und er wird nicht eher aus dieser seiner Hölle entlassen werden, bis er denn nicht endlich völlig zerknirscht und zerschlagen worden ist (h) und erkannt hat, wie sehr er doch selbst auf Gnade und Barmherzigkeit angewiesen ist, auf dass er, wenn er dermaleinst doch wieder Begnadigung erfährt, es niemals mehr wagen wird, diese einer anderen an ihm oder sonst irgendwie schuldig gewordenen Seele zu versagen.“
33-F: Erst, wenn ihr Barmherzigkeit gelernt habt, kann sie euch auch zuteil werden!
Und Jesus legte dem Petrus ermunternd Seine rechte Hand auf die Schulter, sah ihn zugleich aber auch sehr ernst und eindringlich an und erklärte ihm: „Ja, Simon, und ebenso wird es auch Mein himmlischer Vater mit euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder! – und zwar immer und immer wieder! (a)
Darum höre, was Ich dir sage! Und was Ich dir sage, das sage Ich allen: (b) Hütet euch und nehmt euch in Acht!
Wenn dein Bruder sich an dir versündigt oder aber generell in irgendeiner Weise Unrecht tut, so mache ihn darauf aufmerksam und weise ihn zurecht (c). Wenn es ihm dann aber leid tut und er es bereut, dann vergib ihm auch – und zwar immer wieder! (d)
Und wenn er sich auch siebenmal am Tag an dir immer wieder aufs Neue versündigen sollte und siebenmal immer wieder zu dir käme und spräche: »Ach! Es reut mich doch und tut mir leid! Ich weiß auch nicht, warum mir das immer wieder passiert!«, so sollst du ihm, wie oft er dich auch immer bereits verletzt und in die selbe schon so lange offene Wunde gestochen hat, doch immer und immer wieder vergeben und ihn wieder annehmen! (e)
Da fragte Ihn Simon Petrus entsetzt: „Siebenmal am Tage?!“ Der Herr aber antwortete ihm: „Und Ich sage dir, auch siebenmal siebzigmal am Tage, wenn es denn nötig ist! Denn selbst sogar auch bei den Propheten, obwohl sie mit der Heiligen Ruach gesalbt worden waren, fand man doch immer wieder auch noch Ungerechtigkeit und Äußerungen von Sünde!“ (f)
Und Jesus sprach zu ihm: „Glaube nicht, dass irgendein Mensch ohne Irrtum sei! Denn wahrlich, Ich sage dir: Sogar unter Meinen künftigen Aposteln und Propheten und Hirten und Lehrern und Evangelisten, wie allen, die eingeweiht sind in das Geheimnis des vollkommenen Lebens in der vollendeten Glückseligkeit in Meiner unverlierbaren Liebe: selbst sogar unter diesen allen werden im Streit um die Wahrheit sowohl mündlich, als auch schriftlich auch gar manche Worte des Irrtums zu finden sein, und im Eifer des Gefechts mache unbedachte Dinge ausgesprochen oder sogar niedergeschrieben werden, die mehr Schaden anrichten, als sie von Nutzen sind, dass sich Bruder mit Bruder in größter Erbitterung wegen nichtigen Nichtigkeiten entzweit! (g)
Und ja: Selbst auch da wird es unter euch allen viele Verirrungen geben, welche aber Meine Liebe trotz allem alle zudeckt, wenn nur diese Meine Agape über allem das Bestimmende in eurem Leben bleibt (h).
Und sogar auch in den heiligen apostolischen Schriften, die ihr in Meinem Namen verfassen werdet und die bis ans Ende dieses Äons aller ernüchterten Welt als göttlich inspiriertes Wort gelten werden, bis ins letzte Jota hinein: (i) selbst auch in diesen euren heiligen Schriften wird es doch auch viele missverständliche Äußerungen und sogar manch schwerwiegende verbale Entgleisungen geben (j) – gar vielen Unkundigen und Unmündigen, die es nicht aus der Liebe hin zur Liebe zu deuten wissen, zu großem Schaden (k), wenngleich es aber auch ungleich viel mehr Fleischliche in ihrer verhängnisvollen hartnäckigen Fleischlichkeit aufrütteln wird (l). Und so wird es sogar in euren Zeugnissen von Mir gar manche Missverständlichkeiten geben, da nämlich selbst ihr, die ihr Mich gesehen habt, so vieles von Mir selbst noch nicht recht verstanden habt, da es so unglaublich, übergewaltig und wunderbar ist, dass es sich noch Jahrtausende hinziehen wird, bis auch ihr selbst alles, was euch eingegeben wurde, erst recht bis in seine letzten unaussprechlichen wunderbaren Tiefen hinein ergründet haben werdet! (m)
Und was meinst du, wie viel die göttliche Abba-Liebe auch dir persönlich täglich nachsehen muss an unrechten Gedanken, Worten und Werken (n), mit denen du dich belastest und aufs Neue Schuld auf dich lädst, weil du anderen, und nicht zuletzt auch dir selbst, damit Schaden zufügst und viele verletzt! – und darin und darüber letztendlich die mit allen mitfühlende Gottheit selbst! (o)
Und meinst du, du könntest deinen Schuldenberg jemals abtragen, wenn dir nicht dies alles immer und immer wieder verziehen würde (p) und wenn dir darüber – sogar auch noch bei deiner eigenen engherzigen Unbarmherzigkeit! – nicht doch Barmherzigkeit erwiesen würde, welche dich – sei es nun auf die eine oder aber auf die andere Weise – ebenso zu Barmherzigkeit erzieht? (q)
Aber gerade deshalb, weil Ich alle erziehe, die Ich liebe, dass ich sie ihrer Schuld überführe und sie dafür züchtige (r), wird Mein Gericht ohne jede Barmherzigkeit jedem gegenüber sein, der selbst keine Barmherzigkeit gezeigt hat; und allein, wer Barmherzigkeit mit sich und allen gelernt hat, erst dem kann – und wird dann aber auch – Barmherzigkeit widerfahren (s).
Seid also rücksichtsvoll, gütig, mitfühlend und freundlich gegenüber jedermann, hinlänglich, ob Freund oder Feind, wenn ihr denn wollt, dass die Gottheit auch mit euch gütig, mitfühlend und freundlich bleibt! (t) Und seid dies nicht allein mit euresgleichen, sondern überhaupt und immer auch mit aller Kreatur, die in euerer Obhut ist; denn ihr seid für sie wie Götter, zu denen sie aufblicken in ihrer Not (u).
Und hütet euch vor dem Jähzorn! Denn viele sündigen schwer in rasender Wut und richten in ihrer aufwallenden Glut furchtbare Dinge an, die sie hernach nicht selten bitter bereuen, aber nicht mehr ungeschehen machen können zu ihrem eigenen Schaden! (v)
Und wenn ihr an euren Geschwistern schuldig geworden seid, dann bemüht euch, es zu bereinigen und wieder gut zu machen, ehe die Sonne untergeht; und wenn ihr anderen Schaden zugefügt habt, dann müht euch darum, es ihnen doppelt und dreifach zu erstatten, dass alles Böse, das ihr angerichtet habt, am Ende doch noch in Gutes gewandelt werde! (w)
33-G: Willst du bleibend Barmherzigkeit, dann bist du sie auch allen anderen bleibend schuldig!
Darum müsst ihr allen Menschen ihre Unzulänglichkeiten und Übertretungen immer wieder vergeben, wenn ihr denn wollt und auch darauf vertraut, dass die höchste Abba-Liebe euch immer wieder alles nachsieht und vergibt! (a)
Denn wenn ihr erkannt habt, dass die Gottheit euch alles immer und immer wieder vergibt (b) und mit euch so unendlich barmherzig ist, weil Sie euch alle doch unverlierbar liebt, dann seid auch ihr es allen anderen schuldig, ihnen alles immer und immer wieder zu vergeben und mit ihnen ohne Ende barmherzig zu sein und ihnen in Liebe zu begegnen (c) – auch euren übelsten Widersachern und erbittertsten Feinden (d), bis ihr das Böse in ihnen durch eure Güte überwunden und den Hass in ihnen durch eure Liebe zum Erlöschen gebracht habt (e)
Wer aber nicht allen alles vergeben kann oder will, dem bleibt – zu seinem eigenen Schaden, und sei es zunächst bis zu seinem eigenen elendigen Verderben hin! (f) – dieses großartige Geheimnis auch selbst versiegelt, dass die unendliche Gottes-Liebe ihm selbst bereits alles vergeben hat und ihn unverlierbar liebt! (g)
Darum: Wenn ihr in Meiner unendlichen, unverlierbaren Liebe aufleben und aufblühen wollt, dann gilt dies auch euch: Liebt ohne Ende! Liebt alle! Liebt!“
33-H: Jesu unerschütterlicher Ruf zur Vergebung!
Da wurde Kephas dann doch innerlich zutiefst bewegt und recht betroffen; denn er musste sich erinnern, dass Jesus ihn schon einmal ganz am Anfang angehalten hatte, über niemanden den Stab zu brechen und keinen zu verurteilen, wie sehr jemand auch immer vom rechten Weg abgekommen war (a), sondern vielmehr allen in der väterlichen Liebe des Abbas zu begegnen, der alle zurück-gewinnen will (b) – nämlich, als Jesus im Haus des Zöllners Levi Matthäus in Kapernaum (c) das Gleichnis von dem barmherzigen Vater erzählt hatte, der seinen gerechten Sohn dazu anhielt, sich mit ihm über seinen ungerechten Bruder zu freuen, als dieser voll Reue ins Vaterhaus zurückgekehrt war (d).
Also lenkte Simon Petrus auch dieses Mal doch wieder ein und versöhnte sich mit Judas Ischarioth. Denn er hatte mittlerweile begriffen, dass er selbst seinerseits auf Gedeih und Verderb der Gnade und Barmherzigkeit seines Herrn ausgeliefert war (e). Wie hätte er da diese dann noch irgendeinen anderen verweigern dürfen, wo er doch selbst mit seinem ganzen, ewigen Heil davon abhängig war?! Also vergab er dem Judas aufs Neue und söhnte sich auch dieses Mal wieder mit ihm aus.
Und tatsächlich verbesserte sich ihre Beziehung im Laufe der Zeit doch ganz erheblich, seit Simon Petrus es schließlich irgendwann auch unterließ, von dem Ischarioth Rechenschaft über dessen Kassenführung einzufordern oder zu versuchen, ihm in Hinblick auf Besorgungen oder bezüglich der Auswahl von Unterkünften Vorschriften machen zu wollen.
Ja, als ihr Meister später schließlich irgendwann anfing, ihnen allen zu eröffnen, dass Er es als das Ziel Seiner Sendung betrachten würde, sich für alle Gottlosen und Widersacher als ein göttliches Sühneopfer hinzugeben (f), statt Gottes Gericht an all den durch und durch verkommenen Seelen, die dem Höchsten Feind waren (g), zu vollstrecken, da entstand zwischen den beiden sogar eine geschlossene Einheit in völliger Übereinstimmung, die alle vorherigen Differenzen, wie massiv diese auch immer waren, restlos verblassen ließ – nämlich in der Überzeugung, dass dieses wahnwitzige Ansinnen und diese irrsinnige fixe Idee dem Meister unbedingt wieder auszureden war (h).
So wurden jene beiden Erzfeinde und Rivalen um die Wortführung in ihrer Gemeinschaft, sowie um die höchste Gunst beim Herrn (i), schließlich am Ende zu innigsten Gesinnungsgenossen und eingeschworenen Verbündeten gegen ihren eigenen Meister – nämlich gegen dessen völlig unannehmbares Ansinnen, Er hätte sich zur Erlösung für all die vielen Undankbaren und Bösen in der Welt zu opfern, da diese alle überhaupt nicht wüssten, was sie sich damit selbst aufladen würden (j).
Da zogen die beiden Wortführer der ganzen Jüngerschaft Jesu dann mit einem Mal gemeinsam an einem Strang – im Tauziehen gegen ihren Herrn, der am anderen Ende dieses Seiles war.
Als dann aber Judas Ischarioth in seiner Empörung und in seinem Unverständnis über seinen Meister (k), der sich durch nichts und niemand von Seinem Vorsatz abbringen ließ, sich für alle opfern zu wollen (l), am Ende dann schließlich so weit ging, dass er den Herrn an den Sanhedrin, der höchsten geistlichen Gerichtsbarkeit über Israel, auslieferte und verriet (m) – in der festen Überzeugung, sein Herr würde dann ganz gewiss all Seinen Widersachern doch noch Seine Macht und Herrlichkeit offenbaren und Sein längst überfälliges Gericht an ihnen vollstrecken, wenn sie erst über Ihn herfallen würden, und als daraufhin Simon Petrus den Ischarioth wegen seines schändlichen Verrats verurteilte und ihm ewige Verdammnis dafür wünschte, wo er doch selbst unter allerübelsten schändlichen Selbst-Verwünschungen seinem Rabbi dreimal abgeschworen hatte (n), da war es dann wiederum der Herr, der den Simon Petrus erneut zur Vergebung rufen und ihm erklären musste, dass auch selbst dem so tief gefallenen Judas, der aufgrund seines unverzeihlichen Vergehens ein so schreckliches Ende nehmen musste, dennoch bleibend die unverlierbare göttliche Liebe und Barmherzigkeit und Vergebung gilt (o) – in der selben Weise, wie auch ihm, dem Simon selbst, sein unverzeihlicher Abfall und Verrat am Herrn vergeben worden war (p).