Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
V Die Abkehr
7-A: Findest Du das in Ordnung, dass Maria mir überhaupt nicht hilft?!
Wie schon zum »Sukkot«-Fest der »Laubhütten«, so begab sich Jesus mit Seiner Gefolgschaft auch zur »Chanukka«-Feier, dem Lichter-Fest der »Tempel-Weihe« in die Heilige Stadt Jerusalem (a). Und Er stattete bei dieser Gelegenheit auch den beiden älteren Geschwistern Seiner liebsten Jüngerin Maria Magdalena, nämlich dem Lazarus und der Martha in Bethanien, einen Besuch ab (b).
Und nachdem Maria und Martha ihnen allen Speise aufgetragen und sie bedient hatten, begannen sie eine angeregte Unterhaltung. Denn Lazarus hatte viele Fragen an Jesus bezüglich des Reiches Gottes. Und der Meister legte ihm alles in zahlreichen Erklärungen, wie auch anhand verschiedenster Gleichnisse dar.
Magdalena aber, die den Herrn und Seine Anhängerschaft mit anderen Jüngerinnen auf vielen Seiner Missionsreisen begleitete (c), setzte sich nach ihrer Gewohnheit zu den Füßen ihres Meisters, um Seiner Verkündigung zu lauschen und alles in sich aufzunehmen (d).
Und Maria ließ sich davon auch nicht abbringen, als ihre ältere Schwester Martha sich daran machte, sogleich nach dem Essen den Tisch abzudecken und mit dem Aufwasch zu beginnen.
Nachdem Martha aber zusammen mit Jesus eine große Anzahl Seiner Jünger bewirtet hatte, war hier freilich einiges zu tun. So musste Martha mehrmals zur Tafel gehen, um alles abzuräumen, schließlich Wasser vom Brunnen holen und dieses abkochen, dann sämtliches Geschirr aufwaschen und abtrocknen, um danach den abgekühlten Wasserkessel zur Tränke ihres Nutzviehs zu bringen.
Deshalb fing sie an, sich darüber zu erbosen, dass ihre kleine Schwester keinerlei Anstalten machte, sie dabei zu unterstützen, sondern es vorzog, den angeregten Gesprächen zu lauschen.
Schließlich konnte Martha in ihrem Unmut nicht mehr länger an sich halten, als ihr bei ihrer Plackerei auch noch ein Tongefäß aus der Hand fiel und zerbrach, was Maria jedoch auch nicht veranlasste, ihr zur Hilfe zu kommen. Da begab sich Martha schließlich an den Tisch und machte sich Luft, indem sie zum Rabbi sprach: „Herr, findest Du das etwa in Ordnung, dass meine Schwester mich alles allein machen lässt?! Erkläre ihr doch bitte, dass sie mir zu helfen hat!“ (e)
Maria verteidigte sich: „Aber ich bin doch extra mit Judas schon ein paar Tage vor allen anderen angereist, um dir bei der Vorbereitung für die Ankunft des Meisters und der Seinigen zu helfen! (f) Es sind doch bereits alle Speisen gerichtet und auch schon alles für die Unterbringung aller Gäste bereitgestellt!“
„Und was ist mit dem Aufwasch?!“, fuhr Martha ihre Schwester an: „Der erledigt sich wohl von alleine!“
Magdalena lief rot an. Ihrer Meinung nach hätte das doch auch warten können, bis sie ihre Unterhaltung abgeschlossen hatten und Jesus sich nach Seiner Gewohnheit irgendwo außerhalb zum Gebet zurück-zog! Es war doch schließlich keine Faulheit, dass sie nicht sogleich mit Maria aufsprang. Für sie war es dafür einfach nicht an der Zeit! (g)
7-B: Tue es doch lieber deiner Schwester gleich und nutze die Gunst der Stunde! Sie traf die bessere Wahl!
Jesus versuchte, die angespannte Situation zu entschärfen, indem Er Magdalenas Schwester entgegnete: „Martha! Meine liebe Martha! Du gibst dir wirklich die größte Mühe, uns löblich zu bewirten, und sorgst vorbildlich für alles!
Aber im Augenblick besteht dafür wirklich keine Notwendigkeit! Das hat Meiner Meinung nach Maria ganz recht erkannt und sich für das entschieden, was momentan viel wichtiger ist; (a) und es besteht wirklich keinerlei Anlass, sie dafür zu rügen und ihr dies zu missgönnen! (b)
Darum tue es doch lieber deiner Schwester gleich und setze dich zu uns! Schau: deine Hausarbeit hast du doch alle Tage! Mich aber hast du nicht alle Tage! (c) Und den Aufwasch können wir doch nach Abschluss unserer Feier auch alle miteinander erledigen, wenn du Hilfe brauchst!“
Jesus war sich dafür nämlich keineswegs zu schade; und Er half auch auf den Reisen nicht selten zusammen mit verschiedenen Jüngern den Frauen bei der Zubereitung oder beim Auftragen von Speisen, sowie beim anschließenden Reinigen von Schüsseln und Geräten (d).
7-C: Wenn du nicht willst, dann ist dir leider nicht zu helfen!
„So weit kommt es noch, dass ich Männer meine Arbeiten erledigen lasse! (a) – oder gar Dich, meinen Ehrengast und Herrn!“, entgegnete Martha da: „Das ist Frauensache! Und diese meine Ehre lasse ich mir von niemanden nehmen!“ (b)
Sie war nämlich insgeheim darüber verärgert, dass der Rabbi ihre Schwester, die es nicht für nötig hielt, sie zu unterstützen, auch noch in Schutz nahm, und ja, dass Er darüber sogar noch sie selbst für ihre aufopferungsvolle Gastfreundschaft vor all ihren Gästen regelrecht rügte!
Aber das hatte es bei ihr noch nie gegeben, dass der Aufwasch einfach stehen gelassen wurde, bis alle Gäste wieder gegangen waren! So etwas gab es bei ihr einfach nicht! In ihrem Haushalt herrschte Ordnung! Außerdem zog ihre Schwester doch die ganze Zeit mit Jesus durchs Land! Hörte sie da nicht schon genug?!
Darum blieb Martha innerlich bei der Überzeugung, dass der Meister die Sachlage völlig falsch beurteilt und ihr großes Unrecht getan hatte. Und sie konnte ihre Verärgerung doch nicht ganz überspielen, als sie sich wieder abwendete mit den Worten: „Alles einfach liegen und stehen lassen! So weit kommt es noch, dass ich mich hinsetze und mich am Ende wohl noch von meinen Gästen bedienen lasse!“
Jesus ließ Martha aber auch darauf nicht das letzte Wort, was sie schließlich als eine weitere Herab-Würdigung ihrer Mühen empfand: „Nun, Martha, wenn du dir nicht zur rechten Zeit helfen lassen willst, dann ist dir leider auch nicht zu helfen.
Aber wenn du dir deine Ehre als eine gute Gastgeberin nicht nehmen lassen willst, wie sie dir auch ganz zu recht zusteht, dann nötige bitte auch nicht Maria! Denn wenn sie auch deine Schwester ist: Ist sie als Meine Gefährtin, was sie nun mit allen anderen zuerst, wie auch zuletzt und über allem ist, nicht ebenso, wie auch Ich, dein Gast?“ (c) Ja, und das setze in den Augen der Martha dem Ganzen noch die Krone auf. Und sie war dem Meister wegen dieser Sache noch lange insgeheim gram.
Aber auch darüber grollte Martha insgeheim: Ihrer Schwester Maria, die derart auf Abwege gekommen war, sah der Meister immer alles nach! Und sie verteidigte Er immer! (d) Aber sie, die sich stets demütig in ihr Frauen-Schicksal fügte und es stets allen recht zu machen suchte (e), wurde für ihren gott-ergebenen Eifer, der sich selbst alles versagte (f), wie bestechend einladend etwas auch immer sein mochte, auch noch getadelt! (g)
Denn auch, wenn Martha sich mit ihrer Schwester wirklich ausgesöhnt hatte, so hatte sie es trotzdem noch immer nicht wirklich verarbeitet und der Maria restlos vergeben können, dass sie bei allem doch immer – nach wie vor – in Hinblick auf Anstand und Etikette, und was sich schickte und was nicht, ihre eigenen Wege ging; und es wurmte die Martha, dass sie darin vom Meister auch noch ständig Unterstützung erfuhr (h).