17-A: Die sonderbare Jenseitserfahrung des Lazarus

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Wie bereits berichtet, war Jesus zusammen mit Seinen Jüngern und den Frauen, die damals noch in Seinem Gefolge waren (a), sechs Tage vor dem Passah-Fest nach Bethanien gekommen, wo Er – um den späteren Preis Seines Lebens (b) – den Lazarus von den Toten auferweckt hatte (c).

Schließlich wurde Er mit den Seinigen dort auch nochmals von Simon eingeladen, welchen Er schon vor Längerem von Seinem Aussatz geheilt hatte (d). Ebenso waren auch Lazarus mit Seinen Schwestern Martha und Maria, der Vertrautesten des Herrn (e), dort zu jenem Abendmahl eingeladen.

Und Lazarus lag mit den anderen am Tisch (f) und erzählte von den unaussprechlichen Dingen, welche er nach seinem Verscheiden, kurz vor seiner Wieder-Erweckung, erlebt hatte, so weit es ihm möglich war (g). Denn ohne es verstehen zu können, hatte er dort auch schon den Herrn gesehen: als ein machtvolles, gleißendes Licht voller Liebe, dass mit einem Mal alles durchstrahlte (h) und ihn aus seinem Tiefschlaf geweckt hatte (i). Ehe Lazarus nämlich durch den Ruf aus diesem göttlichen Licht pulsierender Liebe wieder in sein irdisches Leben zurückgeholt wurde (j), fand er sich für einen kurzen Augenblick in dessen alles umstrahlenden Schein wieder – von jener Herrlichkeit gänzlich umfangen und darin geborgen und getröstet, wie in einem Mutterschoß (k).

Jesus aber sagte dazu kein Wort, ohne etwas zu verneinen oder zu bestätigen; denn es war noch vor der Zeit. Martha aber diente ihnen (l) mit den anderen Frauen zusammen beim Abendessen.

17-B: Ein letzter Liebeserweis der Maria Magdalena

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Maria Magdalena aber, die Schwester des Lazarus und der Martha (a), welche unter den Jüngerinnen Jesu Seine Ihm am nächsten stehende Gefährtin war (b), hatte ein ganzes Pfund Salböl in einem Alabaster-Fläschchen mitgebracht: von echter, überaus kostbarer Narde (c), welche aus dem fernen Indien kam, wo man die Gottesbilder damit salbte – einem ganz erlesenen Öl, wie es in Israel für die Salbung von Königen verwendet wurde. Maria meinte nämlich, dass dies Jesus als dem künftigen Messias des auserwählten Gottesvolkes Israel und dem einstigen gott-gesalbten Beherrscher der ganzen Welt mehr als zustand (d).

Und sie brach den Hals des Fläschchens ab und goss davon auf Jesu Haupt, als Er zu Tisch lag (e) – so, wie sie es ursprünglich auch im Haus des Pharisäers Symeon in Tiberias vorhatte (f), nachdem der Meister sie vor ihrer Steinigung wegen Hurerei bewahrt hatte (g).

Doch damals war sie derart von überschwänglicher Dankbarkeit über die erfahrene, gänzlich unverdiente Gnade und Liebe und Annahme des Herrn übermannt worden, dass ihr die Augen übergegangen waren, so dass sie mit ihren heißen Tränen versehentlich Jesu Füße benetzt hatte, woraufhin sie dies damals zum Anlass genommen hatte, Ihm dann eben anstelle Seines Hauptes die Füße zu salben.

Dieses Mal aber wollte sie Ihn in der Weise ehren, wie sie es auch schon beim ersten Mal eigentlich beabsichtigt hatte, und das kostbare Salböl über Sein dichtes, schwarz-gelocktes Haupt träufeln lassen, so, wie es Ihm als dem auserwählten Messias und erhabenen König und Friedefürsten des Allerhöchsten mehr als zukam. Denn mit dieser Geste wollte sie bekunden, dass sie an Ihn glaubte, dass Er der von Gott gesandte Heiland und Erlöser war (h).

Als sie dies aber getan hatte, verlangte ihr doch auch noch danach, Ihm nochmals ebenso auch die Füße zu salben – aus unendlicher Dankbarkeit und Liebe für Seine überschwängliche göttliche Agape, die Er ihr seit dem ersten Tag ihrer Begegnung anhaltend hatte zukommen lassen.

Also salbte Magdalena auch ebenso Seine Füße, wie vormals, und trocknete sie erneut mit ihren Haaren (i) – genau, wie sie es schon einmal in Tiberias auf der Veranda des Pharisäers Symeon getan hatte (j) – aus unendlicher Dankbarkeit, dass der Meister sie vor ihrer Steinigung bewahrt und ihr in Seiner unaussprechlichen Liebe alle ihre Sünden vergeben hatte (k).

Sie wusste zwar, dass Jesus ihr später erklärt hatte, dass sie derartiges fortan unterlassen sollte, da Er sie achtete und wertschätzte, wie ein älterer Bruder Seine kleine Schwester (l) oder wie ein Anverlobter Seine Braut (m), zumal Er es auch generell nicht wollte, dass sich irgendjemand vor Ihm in solcher Weise erniedrigen sollte, aber eben darum verlangte es ihr umso mehr danach, dies noch ein letztes Mal für Ihn zu tun.

Denn war es nicht so?! In Seiner Gegenwart floss sie doch inwendig ohnehin schon regelrecht zu Seinen Füßen dahin! (n) Und sie tat dies ja nicht aus einer unterwürfigen Gesinnung und aus einem knechtischen Geist heraus, als ob Er zu fürchten wäre (o), sondern vielmehr, weil sie ihren angebeteten Meister und allerliebsten Rabbuni (p) so unsagbar liebte! (q) Und sie wusste auch, dass Ihm das klar war – so innig und ungezwungen, wie sie miteinander verkehrten (r), so dass Er sich diesen Liebeserweis von ihr dieses eine letzte Mal sicher noch einmal gefallen ließ – nach all dem Schrecklichen, was Ihm wohl schon bald bevorstand! Und wegen all dem wollte sie Ihm noch ein letztes Mal zeigen, wie sehr sie Ihn doch verehrte und liebte und wie dankbar sie Ihm doch für alles war.

17-C: Eine sinnlose Verschwendung? Man wird Maria dafür in aller Welt preisen!

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Das Salböl war aber so überaus erlesen, dass das ganze Haus von dem wunderbaren Duft erfüllt wurde, den es ausströmte (a). Und Jesus ließ es sich auch tatsächlich dieses eine letzte Mal gänzlich widerspruchslos nochmals gefallen.

Darüber wurden jedoch die Jünger unwillig und steckten ihre Köpfe – empört nuschelnd – zusammen (b).

Jesus aber erkannte wohl, was in ihnen vorging (c) und fragte sie: „Was erbost euch denn so ungemein?!“

Da erklärte Judas aus Karioth (d), der in Vielem ihr Wortführer war – noch mehr anerkannt und wertgeschätzt als Simon Petrus, weil er schon häufiger offen und unerschrocken ihrer aller geheimen Herzens-Regungen und -Bewegungen bekundet hatte: „Was für eine ungemeine Verschwendung! Der Täufer Johannes hätte solches niemals an sich zugelassen! Sind wir denn nun schon solche geworden, die sich in seidene Gewändern kleiden und in Palästen wohnen wollen (e) – während draußen das ganze Volk Israel umkommt?!“ Und die anderen stimmten ihm zu: „Fürwahr, was für eine sträfliche Vergeudung!“ (f)

Und der Ischarioth, der sich schließlich mit Geld bestens auskannte und deshalb auch die Kasse der Jünger verwaltete (g), fuhr fort: „Dieses kleine Alabaster-Fläschchen hier hat bestimmt einen Wert von dreihundert Denaren! Das entspricht dem Lohn harter Arbeit für ein ganzes Jahr! Dieses Öl, das hier jetzt so verschwenderisch einfach vergossen worden ist, hätte teuer verkauft und den Armen, Witwen und Waisen des Hauses Israel gegeben werden können! Wäre das nicht auch vielmehr in Deinem Sinn gewesen, Meister?!“ (h) Und erneut pflichteten auch alle anderen Jünger dem Bar Simon bekräftigend bei und fuhren die Maria an: (i) „Wirklich unmöglich!“ – „Dummes Frauenzimmer!“ – „Was hast du dir dabei nur gedacht?!“

Jesus aber wandte sich von ihnen ab und sah zu Maria, die noch zu Seinen Füßen kniete und so von allen anderen für ihre Liebestat beschämt wurde, und legte Seine Hand liebevoll an ihre Wange und sah ihr – zutiefst angerührt – in die Augen und sprach: „Was macht ihr Meiner liebsten Maria (j) solche Beschwernis?! Sie hat doch ein gutes Werk an Mir getan! (k) Seht: Arme, Witwen und Waisen werdet ihr allezeit unter euch haben! Und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen jederzeit Gutes tun! Mich aber werdet ihr nicht allezeit unter euch haben! (l) Denn Meine Stunde ist bald gekommen!“ (m)

Als Jesus aber sah, dass Judas sich über Seine Worte erboste, erklärte Er nochmals eindringlich in der Absicht, sie alle endlich zu ernüchtern: „Meint nicht, Ich sei gekommen, der Welt all ihre Leiden zu nehmen! Auch bin Ich nicht euer Brot-König! (n)

Ich bin nicht gekommen, aller Welt ihr Leiden zu nehmen, sondern um ihr vielmehr Meine Leiden zu bringen – weil diese Welt allein durch Leiden geläutert und erlöst werden kann! (o) Denn Heil und Erlösung für alle liegt allein in Meinen Sühne-Leiden für euch alle (p), wie aber auch in der Gemeinschaft mit Meinen Leiden in aufopferungsvoller Selbsthingabe an alle Welt (q), selbst sogar gegenüber den erbittertsten Feinden und Gottes-Widersachern (r), die noch hoffnungslos in ihrem Herzen in des Teufels Strick gefangen sind (s), wie auch ihr es einstmals wart! (t)

So hat Maria Mich wahrlich damit schon für Mein baldiges Begräbnis gesalbt! (u) Denn ihr wisst doch, dass schon in zwei Tagen Passah ist; und da wird der Menschensohn den Gottlosen überantwortet werden, dass Er gekreuzigt werde (v). Denn Er ist das wahre Passah-Lamm Gottes, das für alle hingeschlachtet werden soll zur Vergebung aller Sünden! (w)

Darum wollte Meine Maria Mir noch ein letztes Mal etwas Gutes tun; und sie hat lange daraufhin gespart, um Mir diese Gunst erweisen zu können, ehe Mein Ende kommt, um Mir noch das an Gutem zu erweisen, was in ihrer Macht stand (x). Gönnt ihr Mir dies etwa nicht – bei allem, was Ich für euch auf Mich nehmen will?! (y)

Aber weil sie dies für durchaus angemessen hielt und dies getan und Mir solche Liebe erwiesen hat … (z) Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wo immer dieses Evangelium einstmals verkündigt wird in der ganzen Welt, wird man auch ihrer gedenken (aa), wie nahe sie Mir doch – noch vor euch allen – stand (ab) und wie viel Liebe sie Mir – vor euch allen – erwiesen hat (ac) als die Mir allernächste Gefährtin! (ad) Und man wird ihr dafür benedeien und sie um Fürbitte anrufen, wie auch Meine geliebte Mutter Maria (ae). Also lasst sie in Ruhe!“

Und Er nahm das Alabaster-Fläschchen aus ihrer Hand, verschloss es und gab es ihr zurück und sprach: „Gib den Rest nicht den Armen, sondern bewahre es auf für Mein Begräbnis“ (af). Und Er gab der Maria einen liebevollen Kuss auf die Stirn, wie ein Vater seiner Tochter; und sie nahm das Fläschchen und stand auf.

17-D: In Jesus war noch weitherzigere Vergebungs-Bereitschaft, als bei Israels Sohn Joseph!

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Als Jesus dies aber erneut erklärt hatte, Er wolle dem Volk Gottes in seiner unbeschreiblichen Not und Bedrängnis nicht aushelfen, sondern vielmehr für alle Welt und insbesondere auch für die grausamen Bedrücker Israels und Feinde Gottes Sein Leben als Sühneopfer dahingeben und lassen (a), da packte den Judas Ischarioth unbändige Wut (b).

Dies brachte bei ihm nun endgültig das Fass zum Überlaufen! Er konnte und wollte sich diesen unerträglichen Wahnwitz nicht mehr länger anhören! Ja, er hielt es einfach nicht mehr aus! – nach allem, was schon geschehen war: den vielen Chancen auf Macht-Ergreifung, die Sein Meister ungenutzt hatte verstreichen lassen, dass Er sogar das Heer, das Judas zusammen mit Barabbas für Ihn zugerüstet hatte, als es sich für Ihn todesmutig in die Schlacht warf (c), einfach im Stich gelassen hatte! Und nun auch dies noch: die klare, ultimative Erklärung, dass Er keineswegs willens war, das so unbeschreiblich geschundene Volk Gottes endlich von seiner Not zu befreien! (d)

Das hielt Judas einfach nicht mehr aus! Er musste hier raus! Weg von hier, ehe er sich noch gänzlich vergaß! Nur weg von hier! Vielleicht sogar für immer! So sprang der Iskarioth energisch auf und stürmte wutentbrannt davon.

Die anderen aber wollten ihn davon abhalten; denn sie alle spürten wohl, was in der Luft lag, und sie fürchteten, Judas, der doch ihrer aller Wortführer war, wollte sie nunmehr für immer verlassen.

Er aber riss sich von ihnen los; und als sie ihm folgen und ihn aufhalten wollten, wehrte Jesus es ihnen und sprach: „Lasst ihn! Auch er muss tun, was er tun muss! (e) Er wird zu Mir schon wieder zurück kehren.“

Sie wussten aber nicht, dass Jesus von der einstmaligen Bekehrung des Judas sprach: an dem auch ihm bestimmten Tag des Herrn (f), wenn jener einstmals in das Liebes-Antlitz dessen blicken wird, den er durchbohrt hat, um dann von Seinem Liebes-Anblick durchbohrt zu werden: (g) … um dann aber doch auch noch Vergebung zu erlangen von dem Herrn (h) – wie es einst auch bei den Brüdern des Joseph Ben Jakob war, welchen sie um dreißig Silberlinge verkauft hatten, weil sie Anstoß an ihm genommen hatten (i), die aber trotz allem doch noch Gnade bei ihm finden sollten, nachdem jener erhöht worden war zum Vater über das ganze Götter-Reich Ägyptens (j).

Denn Jesus wusste sehr wohl, wohin jener ging, hinaus in die Finsternis der Nacht (k). Aber in Jesus war noch mehr an Herzensweite und Güte und Vergebungs- und Versöhnungsbereitschaft, als bei Joseph! (l)

17-E: Dann verschaffe ich eben den Armen und Notleidenden noch ihr Recht!

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Judas Ischarioth aber hastete – von unbändigem, blindwütigem Zorn erfasst und wie von einer dunklen, abgrundtief hasserfüllten Macht getrieben (a), ohne noch zu wissen oder absehen zu können, zu welch fataler, folgenschwerer Untat er sich da verleiten ließ (b) – direkt zu den Hohenpriestern, um Jesus an sie zu überliefern (c); und er fragte sie: „Was wollt ihr mir geben, wenn ich Ihn euch überliefere?“ (d)

Sie aber – nach einem Moment überraschter Verwunderung, die aber schnell in boshafte Schadenfreude umschlug (e) – beratschlagten sich und setzten schließlich dreißig Silberlinge fest und besprachen mit ihm, auf welche Weise er Seinen Meister wohl am besten an sie ausliefern könnte, ohne großes Aufsehen zu erregen und einen Aufstand des ganzen Volkes heraufzubeschwören (f). Denn es musste heimlich und im Verborgenen geschehen (g).

Der ihm für seinen Verrat in Aussicht gestellt Lohn von dreißig Silbertalern aber war in etwa ein Halbjahres-Verdienst; und Judas dachte bei sich voll Häme: „So kommen die Armen und Witwen und Waisen Israels doch noch zu ihrem Recht.“ Denn er wollte das Geld den Notleidenden geben (h).

Zusammen mit dem, was er aus der Kasse des Herrn schon immer den Bedürftigen und Mittellosen, nebst der geheimen Widerstandsbewegung der Zeloten unter Barabbas hatte zukommen lassen (i) – denn der Herr hatte Ihm freie Hand über ihre Kasse gegeben, und er hatte sie so gut verwaltet, dass sie aus ihrem Überfluss stets genug hatten (j), auch für gute Zwecke abgeben zu können (k), … – zusammen also mit den schon verteilten Almosen, so überschlug Judas, mussten die dreißig Silberlinge diese sträfliche Verschwendung dieser Hure aus Magdala mehr als wieder wett gemacht und diese Sünde vor den Augen Gottes, des HERRN, getilgt haben, mit der Maria sich versündigt hatte und die der Herr in Seiner sträflichen Weichherzigkeit auch noch gebilligt und gedeckt hatte (l).

Sein Meister war ja seiner Meinung nach schon immer viel zu großherzig gegenüber den Weibern gewesen! (m) Allein schon dieser peinliche Umstand, dass Er sie in Seiner Gefolgschaft duldete! (n) So etwas hatte es in ganz Israel noch bei keinem Propheten gegeben! Kein Wunder also, dass deren Verweichlichung mehr und mehr eindrang und um sich griff (o) und den Herrn, der immerfort von diesen Frauen umgeben war, schon reden und fühlen ließ, wie ein Weibsbild und eine werdende Mutter in den Tagen ihrer Heimkehr und Schwangerschaft! (p)

17-F: Das war doch kein Verrat! Er wollte seinen Meister doch nur endlich aufrütteln!

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Es war dabei ja schließlich keineswegs so, – wie Judas sich nach vollbrachter, in unbändigem Jähzorn ausgeführter Tat im Nachhinein selbst beschwichtigte, – dass er seinen Meister verraten wollte! Was machte es auch aus, wenn er die Häscher des Hohen Rates zu Jesus führte?! Der Sanhedrin wusste doch inzwischen bestimmt ohnehin auch so schon, wo Jesus sich nachts versteckt hielt!

Judas hatte nur über alle Maßen Anstoß an seinem Rabbi genommen (a), als Jesus nun auch noch unmissverständlich erklärt hatte, Er wolle das Volk Israel in seinem unbeschreiblichen Elend belassen und ihm auch nicht im mindesten aus seiner bedrückenden Unterjochung aushelfen (b), unter der es schon so lange stöhnte und litt – wo überdies das ganze Heilige Land mit den abscheulichen Gräuel-Bildern der Heiden überzogen worden war – bis hin zum römischen Adler, der bereits – wenn auch nur kurzfristig – unmittelbar vor dem Heiligen Tempel Gottes über der Pforte des einstigen Hasmonäer-Palastes angebracht worden war, – wodurch schon gar manche im Volk bereits anfingen, heidnische Vorstellungen und Gebräuche von den Römern und griechischen Hellenisten zu übernehmen! (c)

Dagegen war doch endlich mit unerbitterlicher Härte einzuschreiten! – so, wie es schon sein Namenspatron, der ruhmreiche Judas Makkabäus, einst getan hatte, der darum ein großes Vorbild für alle wahrhaft frommen Juden war und wie ein Heiliger Gottes in ganz Israel verehrt wurde! – ebenso, wie auch schon vor ihm die gottesfürchtigen Könige Hiskia und Josia mit aller gebotenen Härte und ohne jedes Erbarmen gegen derartige Abirrungen in Gottes Volk vorgegangen waren (d), wie es doch schließlich auch das Gesetz des Mose unmissverständlich forderte! (e)

Als Jesus aber erklärt hatte, Er sei – was Judas aus den Worten des Meisters sehr wohl über-deutlich heraushörte – nicht gekommen, das drückende Joch vom Hause Israel unter der brutalen Herrschaft der heidnischen Hunde des Römischen Imperiums zu nehmen, die überall im Heiligen Land gottesfürchtige Juden blutrünstig an ihre Kreuze schlagen ließen, und als Jesus überdies wieder von Seinen Selbst-Aufopferungs-Absichten sprach (f), dass Er sich über allem sogar auch noch wie ein Sühneopferlamm für alle (g) – selbst sogar auch für eben diese Gottlosen (h) der geistlichen Führungsschicht, die mit den römischen Hunden unter einer Decke steckten (i) – dahingeben wollte, da konnte er nicht mehr an sich halten und ihn packte die Wut: ein solcher Jähzorn, dass er regelrecht in Raserei verfallen war (j).

So brodelte es in Judas schon auf dem Weg zum Hohen Rat: „Wenn Er es denn wirklich so haben will und tatsächlich sterben will (k), so will ich Ihn denn überantworten! Dann wird Er schon sehen, was Ihn ereilt! Vielleicht wird Er dann endlich zur Besinnung kommen, wenn es dann auch einmal Ihn SELBST trifft und sie dann auch einmal an Ihn SELBST Hand anlegen werden und Ihn anspucken, ins Gesicht schlagen, geißeln und steinigen oder kreuzigen wollen!“ (l) – so, wie sie es beständig dem ganzen geschändeten Gottesvolk unter den Augen des Herrn antaten! Aber der Meister sah einfach nur unbekümmert zu (m) und sprach nur immerfort von Liebe und Vergebung! (n)

17-G: In der Konfrontation auf Leben und Tod würde Jesus schon noch vom Zorn des Heiligen erfasst werden!

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Dabei glaubte der Ischarioth trotz allem sehr wohl noch immer an seinen Herrn, dass Er der Messias war und dass es wohl in Seiner Macht stand, unversehens eine Unzahl von Legionen himmlischer Herrlichkeiten und Engel herbei zu rufen (a), wenn sein Meister erst einmal ernüchtert wäre von Seinem sanftmütigen Liebeswahn (b), und dass Er dann auch einen jeden, der sich schließlich auf Seine Seite schlagen würde, mit einer Vollmacht ausstatten könnte, dass Seine Krieger des Lichtes um sich alle Heiden ringsum verzehren würden, wie Feuerfackeln ein ausgetrocknetes Stoppelfeld, wodurch selbst jeder Stürzende unter ihnen noch wie David werden würde, der jeden übermächtigen Goliath bezwang (c) – und das ganze Haus Israel wie der Engel des HERRN, der allein mit Seinem Blick alles um sich verbrennen und verzehren konnte (d).

Ja, und dann würde ihr Meister, der Messias, doch noch Seinen Kelter treten in blut-bespritzem Gewand, von oben bis unten besudelt mit dem Blut aller verruchten Gottlosen und verdammungswürdigen Ungläubigen im furchtbaren Grimm des Zornes des Allmächtigen selbst! (e) Und niemand würde dann noch da sein, der aus der Hand des HERRN erretten könnte, wenn Er erst einmal Sein blitzendes Schwert erheben würde und all Seine Pfeile trunken würden von Blut! (f)

Denn so war es doch schließlich verheißen! Und der Herr hatte doch selbst immer wieder betont, dass sich alles erfüllen muss, was geschrieben steht! (g)

Und dann würde Er endlich Sein Reich aufrichten für Israel (h) von einem Ende des Himmels bis zum anderen (i), und alle Völker schlagen und alsdann weiden – zusammen mit den Seinigen (j) – mit eisernem Stab (k), um bis zu den fernsten Inseln (l) hin Frieden, Recht und Gerechtigkeit aufzurichten: ganz nach Seinem Sinn, wie er es ihnen, zunächst im Guten, auf den Bergen und Anhöhen gelehrt hatte (m).

Und ja, dann würde sich auch noch jenes Wort erfüllen, dass doch sogar sein Meister selbst schon einmal – vom Geist des Unerbittlichen erfasst – ausgerufen hatte: „Wehe, wehe, WEHE dann all denen, die jetzt noch spotten und lachen! Denn ihr Lachen wird ihnen in der Kehle stecken bleiben und sich in Weinen und Wehklagen, ja, in Heulen und Zähneknirschen umkehren!“ (n)

Denn fürwahr, Er hatte es doch selbst gesagt: Er wäre nicht gekommen, faulen Frieden und Eintracht auf Erden zu bringen, sondern Blut und Scheidung und Schwert! (o)

Er, Judas, hatte es doch selbst mit eigenen Augen gesehen! – wie der Geist des HERRN schon einmal über Jesus gekommen war und Seinen Meister ein heiliger Zorn befiel, ein Eifer für das Haus des HERRN, als der Rabbi im Tempel zu wüten begann, und ja, zur Rute griff, um endlich anzufangen, Seine Tenne gründlich zu säubern! (p)

Und Judas setzte nun seine allerletzte Hoffnung verbissen darauf, dass sich dies wiederholen würde, wenn sein Meister mit dem verruchten Heuchler-Pack von Hohepriestern (q) erst einmal so richtig konfrontiert würde: dass seinen Meister dann vielleicht wieder solch ein heiliger Zorn befiel und der Geist Gottes über Ihn käme, wie einst über den Richter Simson, der mit einem Knochen, der Kinnlade eines Esels, tausend gottlose Philister erschlug (r).

Und dafür wollte er, der Ischarioth, nun sorgen! Vielleicht war er, Judas, ja das vom HERRN erwählte Rüstzeug (s) – dazu bestimmt, dem Messias Seinen Harnisch anzulegen und Ihn endlich Seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen!

17-H: Gottes Reich ließ sich eben nur durch die Ausmerzung der Gottlosen aufrichten!

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Ja! So MUSSTE es einfach sein! Es konnte doch nicht der Teufel sein, der ihn gepackt hatte, dass er sich nun selbst persönlich an die so abgrundtief verhassten Knechter Israels und Erzfeinde seines Herrn gewendet hatte mit dem Angebot, ihnen seinen Meister auszuliefern!

Jesu Vorstellungen von einer friedvollen Welt, wo nur noch Liebe herrscht (a), waren ja durchaus auch die Träume des Judas; nur war sein Meister so unsäglich naiv und weichherzig, dass Er einfach nicht einsehen wollte, dass ein solches Reich nur herbei-zu-führen war mit eiserner Faust (b) und gnadenloser Gewalt gegen alle Gnadenlosen (c), die dem Reich Gottes immerzu nur Gewalt antaten und seine Verwirklichung vereitelten (d) – und, ja: dass darum Gottes Herrschaft auch nur aufzurichten war mit ebenso unbarmherzig drein-schlagendem Schwert und Blut, wo selbst auch Witwen und Waisen, Säuglingen und Greisen keine Gnade widerfahren durfte, wie der HERR es einst dem Josua geboten hatte (e) und weswegen auch einstmals König Saul – obwohl er doch schon mit der Kraft aus der Höhe zum Messias gesalbt worden und von Samuel geküsst worden war (f) – am Ende schließlich auch noch verstoßen wurde, weg vom Angesicht des HERRN, weil er einfach zu weichherzig war! (g) Ja, sie waren berufen, drein-zu-schlagen mit der Schärfe des Schwertes! Das würde seinem Meister vor dem Sanhedrin schon noch aufgehen!

Und selbst, wenn Jesus dann vielleicht bei einer solchen heroischen, blutigen Schlacht zu Tode kommen, aber am dritten Tage wieder auferstehen sollte, wie sein Herr mutmaßte (h), und wenn sein Meister bei Seinem Fall dann noch weit mehr verruchte Heiden mit sich in den Tod reißen würde, als Er dann bis dahin noch in Seinen letzten Atemzügen ausgetilgt haben würde, wie einst Simson (i), dann, oh ja, dann wäre auch Er, Judas, bereit gewesen, sich mitten in die Schlacht für die gute Sache des Hauses Israel hinein zu werfen und sein eigenes Leben für den Herrn zu geben! (j)

17-I: Doch wenn Jesus sich Seiner Berufung verweigerte, dann hatte Er auch den Tod verdient!

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Aber ja: Wenn sein Meister das alles bis zum bitteren Ende einfach nicht wollte: all die gottlosen Heiden, die das auserwählte Volk Gottes so brutal unterdrückten, im Zorn des HERRN allesamt nieder-zu-machen, sondern sich vielmehr selbst für alle jene Gottlosen und Verruchten, die alle wider Ihn waren – von den Herodianern über das Heuchlerpack von Pharisäern und Sadduzäern bis hin zu den römischen Bluthunden – … wenn Er sich denn vielmehr wahrhaftig für all diese Unwürdigen auch noch in Liebe hingeben wollte, wie der Gottesknecht in jener befremdlichen, wirren Prophezeiung des Jesaja (a), so sollte Er denn dann auch den Tod eines Verfluchten sterben (b), über dessen Torheit selbst Gott im Himmel dann wohl nur mitleidig lachen konnte! (c) Denn wie hätte Er da noch der Messias sein können für Israel?!

Wenn sein Meister es also wirklich am Ende nicht anders haben wollte, dann sollte Er auch sterben, wie schließlich auch Sein ganzes Volk vor Seinen Augen starb! (d) Dann sollte Er ebenso sterben, auch wenn dann alle Hoffnungen, die Judas auf Ihn gesetzt hatte, mit Ihm starben: Denn wer und was auch immer sein Meister dann sein mochte: (e) Er war dann nicht der Erwählte des HERRN, nicht der Messias! Und sie alle hatten sich von Ihm böswillig verleiten und in die Irre führen lassen! (f)

Und auch, wenn Judas dann selbst nicht mehr wusste, wofür er noch leben sollte, wenn sich denn alle seine sehnsüchtigen Hoffnungen auf einen Messias zerschlagen hätten und Gott, der HERR, Seinem so geschundenem Volk einfach keinen Messias senden wollte, wie einst den Mose (g) dann sollte es eben so sein! Dann wollte er auch seinem eigenen Leben ein Ende machen! Dann, ja: dann lieber noch endlich ein solches Ende, wenn auch mit Schrecken, als ein Schrecken ohne jedes Ende!

Aber dieses Gesäusel von Feindesliebe und Selbsthingabe für die, die alle knechteten! (h) Das konnte er nicht mehr länger ertragen! Das war es: der Funke, der das erhitzte Blut in der Brust des Judas explosionsartig zu loderndem Feuer entzündet hatte! – was ihn dazu getrieben hatte, das Leben Seines Herrn, wie auch sein eigenes Leben, nun gänzlich – auf Gedeih und Verderb – in die Waagschale zu werfen!

Aber es musste jetzt endlich etwas geschehen! So konnte es einfach nicht immerfort weitergehen! Es musste sich endlich etwas ändern! Und sei es ihrer aller Untergang! Lieber mit einem »Halleluja« auf den Lippen untergehen, als dieser um sich greifenden Gottlosigkeit noch länger zuzusehen!

17-J: Aber dann war Jesus der Verräter! Keineswegs Judas! Niemals er!

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Und wenn es tatsächlich doch anders kam? – so wie der Herr es angekündigt hatte und regelrecht suchte?! (a) Dann war es sein Meister, Jesus, der ihn, wie alle Seine Jünger, die so große Hoffnungen in Ihn gesetzt hatten (b), und darüber das ganze Haus Israel verraten hatte! (c) Nicht er, Judas! Dann war Jesus der Verräter an Gott und Seinem auserwählten Volk, an allen Seinen Jüngern, wie zuerst und zuletzt auch an Ihm, Seinem ergebensten Diener, der Ihn doch abgöttisch liebte, wie kein anderer aus der ganzen Jüngerschar!

Ja, und um das vor aller Welt Augen offen darzulegen, so kam Judas mit sich selbst überein, wollte er den Herrn überantworten mit einem Kuss: (d) um damit aller Welt kundzutun, WER – im Falle des Falles – geliebt hatte bis zum Ende (e), und wer derjenige war, der alle verraten hatte: die Liebe des Judas, wie die aller Seiner Jünger, wie auch die aller Juden, die all ihre allerletzte, verzweifelte Hoffnung auf Ihn gesetzt hatten, – … wer hier die Liebe wessen verschmäht und verraten hatte!

17-K: Er liebte das abtrünnige Israel mehr, als seinen Herrn und Gott!

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So verfiel Judas ganz solch fanatischem Wahn – nach allem, was der Satan ihm an gänzlich verdrehten und verkehrten Herzens-Regungen und -Bewegungen eingab (a); denn als Judas in Wut über seinen Herrn entbrannt war, war der Satan schließlich endlich restlos in ihn gefahren (b) und beherrschte nunmehr vollauf sein ganzes Herz (c), so dass Judas über allem sogar noch meinte, Gott, dem HERRN, einen Dienst damit zu erweisen (d), dass er dessen Gesalbten verriet und in die Hände Seiner erbittertsten Widersacher übergab.

Denn ohne es zu merken oder es sich selbst eingestehen zu können, hatte er sich bereits insgeheim schon lange zuvor irgendwann inwendig losgesagt von seinem Herrn (e) und von dessen Liebe zu wirklich ausnahmslos ALLEN, auch den allerschlimmsten Gottlosen und Widersachern (f).

Und so erfüllte sich an Judas dies Wort der Schrift: „Der Eifer um das Haus Israel hat mich verzehrt!“ (g), wie es auch schon bei Mose war, der von Gott, dem HERRN, dafür bestraft wurde, dass er das Volk Israel mehr liebte, als seinen HERRN selbst, und in seinem Jähzorn den Felsen, der sie geleitete und tränkte, welcher ein Sinnbild für Christus war, brutal geschlagen hatte (h), so dass der Zorn des HERRN, dessen Name »Eifersucht« ist (i), über ihn kam, dass er zu seinen Lebzeiten nicht ins gelobte Land kommen sollte, wie Gott, der HERR, über ihn beschlossen hatte: „Fürwahr, du sollst Mir zu deinen Lebzeiten nicht in das Reich eingehen, für das du so geeifert und das du dir so sehr ersehnt hast!

Du sollst es nur wehmütig von ferne sehen dürfen, aber fürwahr in diesem deinen gegenwärtigen Leben nicht hinein gelangen, wie sehr du dich auch danach sehnst! Du sollst ebenso wenig hinein kommen, wie deine ganze Generation!“ (j)

Und ebenso war es auch mit Judas in seinem fanatischen Eifer (k), wie auch mit seiner ganzen Generation (l), dass er in das Reich Gottes, dass er so sehr ersehnte, nicht eingehen sollte in diesem seinen Leben (m), sondern in Wehmut verschmachten musste, außerhalb und fern der Freuden (n), die in jenem Reich herrschen, weil er ihre wahre Quelle weder fand, noch je verstand (o).

Auch liebte er sein Volk Israel mehr, als seinen Herrn und Gott, und hatte jene Nation, wie schon einst Mose, in fehl-geleitetem und verkehrtem Geist zu seinem insgeheimen trügerischen Abgott gemacht, dem er diente, anstelle von Gott, dem HERRN. Darum fiel ihn auch die Eifersucht des HERRN an, der mit inbrünstiger Leidenschaft und Sehnsucht um das Herz und wahre Heil einer jeden Seele eifert (p).

17-L: Seht nur! Seine Macht ist schon gebrochen! Hier ist schon der Erste, der Ihm abgeschworen hat!

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Die Hohenpriester aber freuten sich, als Judas ihnen anbot, den Herrn in ihre Hände auszuliefern (a). Was sie so überschwänglich erheiterte, war aber nicht allein der Umstand, dass sie endlich einen gefunden hatten, der Jesus an sie überantworten konnte und Ihn überdies sogar auch bereitwillig, von sich aus, an sie ausliefern wollte, so dass sie ihn nun heimlich nachts ergreifen konnten (b), sondern sie ergötzten sich vielmehr auch darüber, dass es einer von Jesu engsten Anhängern und Vertrautesten war, wie sie wussten, der nun schon von Ihm abgefallen war (c), ehe sie überhaupt Hand an Ihn gelegt hatten und sich angeschickt hatten, Seinem Treiben ein für alle Mal ein Ende zu setzen.

Und sie jubelten voll Häme: „Fürwahr! Wenn wir Ihn erst ergriffen und Ihn Seiner Gotteslästerung überführt haben, werden auch alle anderen noch von Ihm lassen und Ihm abspenstig werden! (d) Dann wird Sein Wahn endlich ein Ende haben, mit dem Er ganz Israel durch verführerische Zeichen und Wunder in der Wirkkraft des Satans vom HERRN weg abspenstig macht (e) und mit sich in den Abgrund zu ziehen droht (f), wie es schon viele andere falsche Messiasse vor Ihm getan haben! (g) Fürwahr, dann wird Seine Verführung ein schnelles Ende nehmen, mit welchem Er ganz Israel ansteckt und infiziert!“ (h)

Sie erkannten nämlich tatsächlich nicht, wer Jesus in Wahrheit war und mit wem sie es da im Letzten zu tun hatten, denn sonst hätten sie den Herrn der Herrlichkeiten, ihren eigenen Friedefürsten und Messias und Heiland-Gott (i), doch niemals in die Hände der Heiden gegeben und dem Tod am Fluchholz überantwortet! (j) – zu ihrem eigenen Schaden und Untergang! (k)

Doch ihre Wahrnehmung, wie auch ihre Gesinnung war vom Satan vollends verblendet worden, so dass sie verstockt und gebunden in ihrem Irrglauben waren – wie es auch bei Judas war (l). So brachten sie alle mit dem Unheil, das sie über den Herrn beschlossen hatten, über sich selbst viel größeres, unsäglicheres Verderben (m).

Folglich zahlten sie den Judas umgehend aus und ließen ihn beim Schatz des Tempels, ja, bei dem Allmächtigen und bei seinem eigenen Leben schwören (n), um ihn so zu verpflichten und zu binden, weil sie fürchteten, er könne andernfalls am Ende doch noch rückfällig werden – wieder von ihnen weg.

Denn sie wussten auch wohl, wie es Jesus kränken und verletzen und bis ins Mark erschüttern musste, wenn vor Seinen Augen die Ersten und ihm Nächsten aus Seinen Reihen Ihm abschwören und von Ihm abfallen würden (o), und sie wollten Ihn auch damit schwächen und zu Fall bringen (p).

Von jenem Tag an aber suchte Judas Gelegenheit, Jesus an sie im Geheimen, fernab vom Volk, zu überliefern; und er blieb in Kontakt mit den Hohepriestern (q).

17-M: Jesu Abschied von Martha

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Als Jesus aber mit Seinen Jüngern in Bethanien bei Simon, dem einstmals Aussätzigen, gespeist hatte und sie sich unterhielten, und Martha zusammen mit den anderen Frauen herzu trat, um Wein nach-zu-schenken und Naschereien aufzutischen, sowie abzutragen (a), da wandte Jesus ihr Seine ganze Aufmerksamkeit zu, griff sie am Unterarm und fasste ihre beiden Hände und blickte ihr sehnsuchtsvoll und wehmütig in die Augen (b) und sprach liebevoll zu ihr: „Martha, du Meine liebe Martha!

Auch deiner wird man allzeit gedenken, wie vorbildlich du stets Mir und den Meinen selbstlos und, ohne viel Aufhebens zu machen, im Verborgenen und demütig im Hintergrund gedient hast (c). Denn der Vater, der ins Verborgene schaut, weiß um das alles, und will´s auch ans Licht bringen zu deiner Würdigung und Ehre (d).

Aber nun gönne doch auch du dir einmal eine Auszeit (e), setz dich auch einmal zu Mir und lass nun auch du einmal die anderen für dich arbeiten! Bleib bei Mir und lass dir nun auch einmal von Mir dienen für all deine Mühen! (f)

Denn alles, was Mein ist, das soll doch auch Dein sein! (g) Denn auch dir will Ich Ruhe und Frieden schenken für dein Herz und deine Seele! (h) Und auch du sollst dich an der Gemeinschaft mit Mir erfreuen können, solange Ich noch unter euch bin und noch Zeit dafür ist! (i)

Denn fürwahr, du würdest sonst diese Zeit betrauern, wenn sie erst ein für alle Mal verstrichen ist und nicht wiederkommt! (j) Denn alles unter der Sonne hat seine Zeit und seine Stunde (k). Darum komm doch auch du und erfreue dich an der Gemeinschaft mit Mir, wie Ich Mich erfreue an dir!“ (l)

Als der Herr aber das zu ihr gesagt hatte, brach Martha in Tränen aus; denn Sein einstiger Tadel für ihr sorgenvolles Mühen hatte sie gekränkt und sie war Ihm deshalb insgeheim noch immer gram gewesen (m). Nun aber spürte sie an der Eindringlichkeit Seiner Worte und Seines Blickes, mit der Er sie suchte (n), dass Er nicht nur ihre Mühen durchaus wertschätzte und zu würdigen wusste (o), sondern darüber aber vor allem wahrlich sie selbst um ihrer selbst willen liebte und suchte. Da blieb sie fortan bei Ihm an Seiner Seite.

Es fragten Ihn aber später die Jünger unter sich: „Warum hast Du das an Martha getan? Und woher wusstest Du, wie es um sie bestellt war?“

Er aber antwortete: „Siehe, sie hat fürwahr viel gegeben unter sorgenvollem Mühen, und konnte doch nur wenig geben von dem Wahrhaftigen, auf das es ankommt, bei all ihren Mühen!

Darum lehrte Ich sie, zuerst und vor allem zu empfangen. Denn wenn eine Seele und ein Herz noch nicht einmal recht empfangen kann, wie sollte es da recht austeilen und geben können?!“ (p)