Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VI Die Aussöhnung

26-A: Herr, wer von uns wird es sein, der Dich am Ende noch verrät?

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Zu Beginn des Passahfestes hatte Jesus Seinen Jüngern bereits angekündigt, dass einer von ihnen Ihn verraten würde. Denn der Herr hatte ihnen eröffnet: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Einer von euch wird Mich heute Nacht überliefern! (a) Die Hand dessen, der Mich verrät, ist mir Mir an diesem Meinen doch auch für ihn gedeckten Tisch!“ (b)

Und sie alle wurden durch diese Ankündigung Jesu aufs Tiefste verunsichert, weil jeder von ihnen sich eingestehen musste, dass er insgeheim schon Anstoß genommen hatte an dem Herrn (c), seit Jesus ihnen eröffnet hatte, dass Er nicht gekommen sei, das von den römischen Herrschern brutal unterdrückte Volk Israel umgehend aus seinem Leiden zu erlösen, sondern vielmehr, um selbst zu leiden und zu sterben und sich als Sühneopfer hinzugeben für die ganze gottlose Welt (d).

Und weil sie den Weg der göttlichen Liebe nicht verstanden, fühlten sie sich alle von ihrem Herrn verraten, weil sie für Ihn doch alles aufgegeben hatten und Ihm alle gefolgt waren in der Hoffnung, Er sei gekommen, Israel zu erlösen (e), so dass sie ihm alle gram waren und sich insgeheim mit dem Gedanken trugen, sich von Ihm abzuwenden (f).

Nachdem Jesus nun aber insbesondere den Judas deswegen so eindringlich zur Rede gestellt hatte, weil jener – ebenso wie Petrus – von Anfang an den Herrn wegen Seines Ansinnens, sich für die Gottlosen als Sühnelamm opfern zu wollen, ganz energisch angegangen war und versucht hatte, seinem Meister diese verrückten Selbst-Aufopferungs-Absichten auszureden (g), da stieg in dem Petrus – zu seiner eigenen Erleichterung – eine erste Ahnung auf, dass es vielleicht Judas sein könnte, der ihren Meister aufgrund seines fassungslosen Unverständnisses und in seiner lodernden Verärgerung über Ihn am Ende noch verraten würde.

Nun folgte auf das »Rochzo«, das zweite rituelle Händewaschen, das »Mozie«, das »Maror« und das »Korech«, also der Verzehr der Matze, der ungesäuerten Brote, sowie des Maror, eines Bitterkrautes, das an die bittere Zeit in der Knechtschaft in Ägypten denken lassen sollte, zusammen mit dem Charoset, dem Gemisch von Feigen, Datteln und Mandeln mit Zimt und Ingwer, das an die Lehmziegel erinnern sollte, welche sie als Sklaven für die Bauten des Pharao fertigen mussten (h).

Und der Herr sprach den Lobpreis, der über diese Gänge des Passahfestes ausgerufen wurde: „Gelobt seist du, HERR, unser Gott, König des ganzen Universums, der Du uns so viel Nahrhaftes aus der Erde hervorbringst (i) und uns geboten hast, in dieser Nacht ungesäuertes Brot mit Bitterkraut und Charoset zu essen, um uns an Deine große Befreiung aus der Knechtschaft zu erinnern“ (j).

Daraufhin wurde es nun belebter an der Passah-Tafel, da sich nun jeder aufrichten musste, um von der Matze, sowie dann vom Maror zu nehmen und es in die Schüssel mit Charoset-Gemisch zu tauchen, um es sodann, wieder auf die linke Seite zurückgelehnt wie ein Freier, ja, ein König, zu essen (k).

So wurde es jetzt etwas bewegter am Tisch – und das war für Simon Petrus die beste Gelegenheit, dem Johannes, der sich soeben neben ihm aufgerichtet hatte, um von dem gebrochenen Brot zu nehmen, versteckt zuzuwinken und zuzuflüstern, er solle doch den Herrn fragen, wer es sei, der Ihn verraten würde (l), damit sie alle diese unerträgliche Ungewissheit nicht länger quälen müsse (m). Darum sollte Johannes den Herrn fragen, ob es wohl am Ende tatsächlich, wie Petrus mutmaßte, der Judas Bar Simon sei (n).

Da Johannes nämlich der Jüngste im Kreis der Apostel war und in seinem kindlichen Gemüt mehr, als sie alle, an ihrem Rabbi hing (o), zumal Jesus schließlich überdies auch sein großer Cousin mütterlicherseits war, darum durfte der junge Zebedäus-Sohn zu Tisch immer an der Brust Jesu liegen (p).

Johannes in seiner kindlichen Unbefangenheit hatte auch noch keine Hemmungen, den Herrn im Vertrauen zu fragen, wer es sei, von welchem Er gesprochen hatte. So fragte Johannes den Meister im Stillen, als er sich wieder an dessen Brust zurückgelehnt hatte und alle damit beschäftigt waren, von der Matze und dem Maror zu nehmen, um es ins Charoset zu tauchen: „Herr, kannst Du uns nicht sagen, wer Dich verrät? Denn uns alle plagt die Ungewissheit, so dass jeder von Angst erfüllt ist, er könne am Ende noch selbst zum Verräter werden!“ (q)

Da flüsterte Jesus dem Johannes zu: „Der mit Mir die Hand in die Schüssel taucht und dem Ich seinen Bissen reiche, der ist´s, der Mich überliefern wird“ (r).

26-B: Fassungslosigkeit und blankes Entsetzen! Überführt!

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Da trat aber mit einem Mal gänzlich unvermittelt eine beklemmende Totenstille an der Passah-Tafel ein. Denn irgendwie hatten sie es wohl doch alle aufgeschnappt und mitbekommen, was Jesus dem Johannes zugeflüstert hatte – bis allein auf Judas, der in seinem Geiste schon garnicht mehr anwesend war, sondern seinen finsteren Gedanken nachhing, in welchem er sich selbst zuredete und versicherte, es müsse der Wille Gottes, des HERRN, sein, Jesus nun durch eine Konfrontation mit dem Hohen Rat zu zwingen, endlich Seine Herrlichkeit zu offenbaren (a).

So nahm sich Judas – nur noch rein körperlich anwesend – von der Matze, ein Stück von dem ungesäuerten Brot, um es ins Charoset, das Gemisch von Feigen, Datteln und Mandeln mit Zimt und Ingwer, zu tauchen, ebenso, wie es auch der Meister tat.

Und als Judas seine Matze zusammen mit dem Rabbi ins Charoset tauchte, da wurde er mit einem Male gewahr, wie sie ihn alle fassungslos anstarrten, dass ihn ein unbeschreibliches Unbehagen überfiel; denn er fühlte sich unvermittelt wie ertappt, gestellt, überführt und gänzlich nackt ausgezogen (b) – und von allen anderen, denen allen der Atem stockte und denen allen sämtliche Gesichtszüge entglitten, völlig unverstanden, so dass ihm von allen Seiten nur Fassungslosigkeit und blankes Entsetzen entgegenstarrte.

Da fuhr es Judas derart durchs Herz (c), dass ihm – wie vom Donner gerührt – das Matze-Stück, das er eben zusammen mit dem Meister ins Charoset getaucht hatte, wieder in die Schüssel fiel.

Jesus aber nahm den Happen und reichte ihn dem Ischarioth (d); und dabei geschah es, dass Judas, aus seinen tiefen Grübeleien aufgeschreckt und erwacht, seinem Herrn, als er von Ihm die eingetauchte Matze entgegen-nahm, mit einem Mal unvermittelt direkt in die Augen sah, und einem durchdringenden, um alles wissenden, sowie zutiefst betrübten, erschütterten Blick begegnete (e), der ihn schier das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Und Jesus sprach zu dem Ischarioth: „So tu denn, was du tun musst! Und schau, dass du es schnell hinter dich bringst!“ (f)

Da antwortete Judas, aus Verlegenheit, aber wohl auch in einer gewissen Sehnsucht, dass all das doch nicht wahr sein konnte, und sich vielleicht doch alles noch irgendwie vermeiden und rückgängig machen ließe: „Du meinst doch nicht etwa, ich bin es, Herr?!“

Doch Jesus blickte ihn in einem tödlichen Ernst tief in die Augen: „Doch, du bist es. Du sagst es ja selber! (g) So geh endlich und bring schnell hinter dich, was du denn tun musst!“

26-C: Judas?! Es konnte doch unmöglich ihr Judas sein!

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Sie alle aber konnten es nicht fassen, was sie da hörten, dass dies bedeuten könne, dass tatsächlich Judas der Verräter sein sollte; denn in ihren Augen folgte Judas Bar Simon ihrem Meister mit größerem Eifer und in einer brennenderen Leidenschaft, als sie alle! (a)

Auch war Judas in Vielem ihr Wortführer und sprach offen und ehrlich, unerschrocken und unverhohlen aus, was ihrer aller Herzens-Regungen und -Empfindungen waren (b) – ebenso wie auch Petrus: gerade auch Unangenehmes, wenn sie mit ihrem Rabbi nicht einer Meinung waren und Ihn nicht mehr verstanden! (c) Und gerade deswegen erschien ihnen ihr Bruder Judas in keiner Weise wie ein Heuchler, sondern in allem – eben darum – wie ein redlich um Verstehen ringender Schüler, der sich auch offen und unverhohlen an seinem Meister rieb (d). Denn gar oft war Judas der einzige, der auszusprechen wagte, was sie alle dachten!

Darum verwarfen sie alle, so fassungslos und entsetzt und ungläubig sie alle über die Eröffnung ihres Herrn waren, ebenso schnell wieder den Gedanken, dass Jesus tatsächlich soeben erklärt haben könnte, dass Judas der Verräter sei. Denn Judas, IHR Judas! ER sollte der Verräter sein?! Das war einfach schlichtweg unmöglich!

Denn wenngleich Judas gar oft unerschrocken aussprach, was sie alle dachten, so drängte er sich nie so, wie Petrus, in den Vordergrund, als wolle er ihrer aller Anführer sein!

Es war vielmehr so, dass er ihnen gar oft schlichtweg einfach allen aus der Seele sprach, und sie alle insgeheim dankbar dafür waren, dass sie in ihm wenigstens EINEN hatten, der es wagte, dem Herrn unverblümt zu sagen, was sie alle im Verborgenen dachten und woran sie alle zusammen mitunter Anstoß nahmen.

So hatten sie alle es wohl insgeheim dem einen oder anderen zugetraut, dass er noch zum Verräter werden könnte, nicht zuletzt sogar sich selbst. Aber Judas?! – der den Herrn über alles liebte! – und Ihm mit so viel inbrünstiger Leidenschaft und in derart brennenden Eifer folgte! (e) Das konnte einfach nicht sein!

26-D: Lenkte der Herr nun doch noch gegenüber Judas ein?

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So meinten sie alle, sie müssten sich schlichtweg verhört haben und etwas missverstanden haben, zumal sie schließlich nur die letzten Wortfetzen aufgeschnappt hatten von dem, was der Herr dem Johannes im Vertrauen zugeflüstert hatte.

Nein, es musste sich um etwas anderes handeln! Es schien doch vielmehr so, als hätte der Meister dem Judas gerade irgendeinen Auftrag erteilt!

Hatte der Herr dem Judas vielleicht nur zu verstehen gegeben, dass er nunmehr doch auch der Armen gedenken dürfe, da Passah war, um ihnen eine großzügige Reichung aus ihrer Kasse zukommen zu lassen, die Judas doch für sie alle verwaltete? (a)

Denn das war doch der Grund gewesen, weswegen sich Judas mit dem Meister in Bethanien so sehr überworfen hatte, weil der Simons-Sohn der Meinung war, sie sollten mehr an die Mittellosen, die Witwen und Waisen Israels denken, statt sich nur selbst in geradezu verschwenderischer Weise unverhältnismäßig viel Gutes zukommen zu lassen – wobei sich jene Kritik des Judas aber im Kern gegen Jesus selbst gerichtet hatte, weil der es sich hatte gefallen lassen, sich von Maria Magdalena, einer ehemaligen Hure, mit einem unerhört kostspieligem Öl aus dem Erwerb ihrer gottlosen Dienste wie ein König salben zu lassen! (b)

Hatte der Herr nunmehr doch eingelenkt und wollte sich jetzt mit Judas aussöhnen? Hatte Er dem Anliegen des Judas, doch mehr an die Armen zu denken, nun doch noch Verständnis entgegen gebracht?

Schließlich sprach Judas da, in Bethanien, wo er sich so über den Herrn erbost hatte, doch letztendlich auch für sie alle!

Würdigte es der Rabbi nun also doch, dass dem Judas das Wohl der Geschundenen Israels so brennend am Herzen lag, dass es ihm offensichtlich sogar wichtiger war, sich ihrer anzunehmen, als jetzt am Passahmahl des HERRN teilzunehmen (c), so dass Jesus dem Judas nunmehr gestattete, dem drängenden Verlangen seines Herzens endlich nachgehen zu dürfen, in dieser Nacht des Passah vor allem den Vernachlässigten Israels eine Gunst zu erweisen, statt mit den anderen das Seder-Mahl des HERRN zu feiern?

26-E: Doch Judas eiferte nicht für den Herrn, sondern nur für seine eigenen fixen Ideen!

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Denn sie alle erkannten nicht, wie selbstgerecht der Ischarioth in dem allen doch war, dass er sich in seiner vermeintlichen Selbstvergessenheit und Sorge um das Wohl Israels sogar über den Meister erhob, in allem aber in Wahrheit nur seinen eigenen Vorstellungen und fixen Ideen nachhing, wie das geschundene auserwählte Gottesvolk zu erlösen und das Heil für alle Welt aufzurichten sei (a) – durch eine unerbitterliche messianische Regentschaft mit eisernem Zepter – einer Gottes-Herrschaft, die keine Gnade mit den Feinden Gottes und Seines Volkes kennt (b). Das nämlich waren die wirklichen Sehnsüchte und Träume, welche Judas in Wahrheit ausschließlich und allein verfolgte und für die er brannte, ohne sich vom Herrn eines Besseren belehren lassen zu wollen (c), dass auf diese Weise diese Welt in ihren eigenen unseligen Verstrickungen niemals zu retten war, so dass er den Herrn für den Weg der Barmherzigkeit und Hingabe und Vergebung, welchen jener für sich wählte, sogar zu verachten und zu hassen begann.

So eiferte Judas keineswegs für den Herrn, sondern vielmehr nur für seine eigenen Hoffnungen und Ziele, und damit allein nur für sich selbst in seiner hartnäckigen Unbelehrbarkeit und in seinem Unverstand (d).

Die Jünger aber konnten´s nicht glauben und fassen. Denn sie erkannten nicht, was in dem Herzen des Judas Ischarioth wirklich vorging – allein nur der Herr (e).

So meinten sie, Judas sei von dem Herrn angewiesen worden, den Armen anlässlich des Passah eine Gabe zukommen zu lassen, was doch ihres Bruders Verlangen war, oder, vielleicht noch irgendetwas für die folgenden Festtage der ungesäuerten Brote zu besorgen – was natürlich, insbesondere zu diesem Zeitpunkt, doch recht abwegig war! – wenngleich an diesem Tag weder die Sadduzäer, noch die Essener das Pessach feierten, sondern wie an jedem gewöhnlichen Wochentag ihren Geschäftigkeiten nachgingen (f). Doch die Vorstellung, Judas könne der Verräter sein, erschien ihnen allen noch viel undenkbarer und unmöglicher! Darum meinten sie alle, Jesus hätte den Judas irgendeinen Auftrag erteilt, welchem er dann auch Folge leistete, weswegen sie ihn kurz darauf auch alle ziehen ließen und von seinem Ansinnen, den Herrn zu verraten, nicht abhielten.

Allein Johannes, der Lieblingsjünger an der Brust Jesu, sowie Simon Petrus, wussten in diesem Moment wirklich, dass Jesus den Judas als seinen Verräter entlarvt hatte. Denn Johannes hatte dem ungläubig dreinschauenden Petrus bestätigend zugenickt, als Jesus zu dem Ischarioth gesagt hatte: „Du sagst es: Du bist es.“ Aber auch selbst Petrus konnte es da noch nicht wirklich glauben und war ebenso fassungslos und entsetzt, wie alle anderen.

26-F: Und er meinte sogar, im Sinne Gottes zu handeln!

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Judas allerdings fühlte sich durch die Entlarvung des Herrn, dass er der Verräter war, vor allen völlig entblößt und wie nackt ausgezogen (a). Denn er war insgeheim schon lange mit sich selbst übereingekommen, dass er den Herrn überantworten wollte (b), wenn jener denn nicht anders dazu zu bewegen war, endlich aller Welt Seine Herrlichkeit zu offenbaren und so gegen jeden Widerstand das Reich Gottes aufzurichten auf Erden, – wenn denn sein Meister nicht anders dazu zu bringen war, Er werde denn durch einem von ihnen dazu genötigt!

Und dazu fühlte Judas sich berufen: Er meinte nämlich, der Herr würde Seine Macht schon noch offenbaren und all Seine Widersacher niederschmettern (c), wenn Er erst wirklich in ihre Hände gefallen wäre und sie beginnen würden, Ihn zu schmähen und zu schänden und zu bespucken und zu geißeln und zu verhöhnen und zu quälen, um sich schließlich anzuschicken, Ihn über allem sogar noch zu töten.

Denn der Satan war schon gänzlich in den Judas Ischarioth gefahren und hatte alle seine Sinne, wie auch seine Gesinnung völlig verkehrt und verdreht (d), so dass der Ischarioth tatsächlich über allem sogar meinte, er würde Gott selbst damit einen Dienst erweisen (e), wenn er den Gesalbten Gottes überantworten und verraten würde – wie sich denn dadurch auch tatsächlich alle Schrift erfüllen sollte (f). Denn der Höchste ist allwissend, so dass selbst sogar auch der Abfall des Judas, wie schrecklich und furchtbar dieser zunächst auch für sich selbst war, am Ende doch nur den höheren Zielen des HERRN dienen musste, durch Seine Selbsthingabe wahrhaft alle Welt noch zu erlösen (g).

So hatte also der Versucher dem Ischarioth ins Herz gegeben, den Herrn der allerschlimmsten Versuchung auszusetzen (h), mit all Seinen bestialischen Widersachern gnadenlos abzurechnen (i), statt sich von ihnen allen zu ihrer aller Erlösung nieder-machen zu lassen (j).

26-G: Der Herr hatte ihn doch zum Verrat gezwungen!

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Dabei aber fühlte Judas sich über allem noch immer ganz zu Unrecht von seinem Meister des Verrats bezichtigt und beschuldigt! Denn wenn der Rabbi Seinem messianischen Auftrag nachgekommen wäre, so wie Judas ihn verstand: Oh ja, fürwahr, dann wäre Judas als Allererster bereit gewesen, sich für Ihn, seinen Messias, in die blutige Befreiungsschlacht für Israel hinein zu werfen, und ja, auch für ihn, seinen Meister, selbst sogar mit Freude sein Leben zu lassen! (a)

Aber nun?! Nun hatte doch der Herr sich selbst, wie auch ihm diesen einzig gangbaren Ausweg endgültig verbaut! Nun hatte doch der Meister selbst für immer dicht gemacht und die Tür vor ihm, dem Judas, vor aller Augen herzlos zugeschlagen und endgültig und für immer verschlossen! (b) – und ihn, den Judas, eiskalt und unbarmherzig vor allen anderen bloßgestellt und zum Verräter erklärt und abgestempelt, wo er doch nur das Beste für sie alle im Sinn hatte, was sein Herr einfach nicht einsehen wollte!

So hatte doch der Herr selbst ihn jetzt damit regelrecht unwiderruflich da hinein gezwungen, das nun doch tatsächlich wahrhaftig noch ausführen und in die Tat umsetzten zu müssen, womit er sich schon so lange gequält herum trug und was fürwahr auf seinem Herzen und Gemüt lastete, weil Judas all das um alles in der Welt so gerne vermieden hätte!

Aber wenn Jesus anders nicht zur Vernunft zu bringen war, als durch eine knallharte Konfrontation mit dem Sanhedrin?! Darüber würde Er dann schon hoffentlich endlich noch aufwachen, was in dieser Welt wirklich ablief und welche Spielregeln hier galten: dass all dem Übel in dieser Welt nur mit eiserner Faust begegnet werden konnte! (c)

Aber der Meister wollte es ja offensichtlich selber so! Er hatte ihn, den Judas, doch nun regelrecht da hinein-gezwungen!

Bis jetzt hatte Judas ja noch überhaupt nichts getan! Und trotzdem hatte Jesus ihn schon zum Verräter erklärt und abgestempelt und ihn vor allen anderen denunziert! Ja, hatte der Meister ihn nicht damit SELBST geradezu da hineingezwungen und regelrecht beauftragt und geschickt, Ihn nun an den Hohen Rat wirklich auszuliefern und tatsächlich zu überantworten?! Da sollte sein Herr und Meister dann nun auch selber zusehen, was Ihm dies einbringen würde!

Denn das hatte der Rabbi sich doch alles ganz allein selbst zuzuschreiben! Er aber, Judas, war in allem doch gänzlich unschuldig! Ihm blieb jetzt doch gar keine andere Wahl mehr, als das zu tun, wo der Herr ihn nunmehr regelrecht hineingezwungen hatte in Seinem starrsinnigen Unwillen, auf ihn, den Judas, zu hören! Der Herr war es doch, der einfach nicht einsehen und erkennen und verstehen wollte, das all das, was der Meister als „Verrat“ denunzierte, nichts anderes als ein Akt völliger Verzweiflung war! Ein Schrei aus tiefster Ausweglosigkeit nach Ihm, Israel doch nun endlich von seiner unsäglichen Qual und Pein zu erlösen! – wenn Er denn wirklich der Messias war!

26-H: Warum verstand ihn nur keiner mehr?! Er war mit einem Mal gänzlich außen vor!

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Das schoss dem Judas blitzartig alles durch den Kopf, als Jesus zu ihm gesagt hatte: „So ist es! Du bist es!“

Zuerst war Judas wie vom Blitz getroffen und gänzlich bewegungsunfähig, völlig erstarrt.

Als er sich aber wieder einigermaßen gefasst hatte, versuchte er, die ganze für ihn zutiefst beschämende Situation irgendwie zu überspielen, indem er den ihm vom Herrn gereichten Bissen, der ihm aus der Hand gefallen war, zum Mund führte und unverständig lächelnd, verzweifelt bei den anderen Zustimmung suchend, um sich in die Runde der Jünger blickte, dass er doch unmöglich des Verrats an seinen Herrn schuldig werden könnte, wie ihm das hier jetzt vom Meister ausgelegt und vorgehalten wurde, wobei er aber feststellen musste, dass ihn von allen Seiten nur Fassungslosigkeit und blankes Entsetzen entgegen-starrte!

26-I: Plötzlich nur noch unbändiger Hass! Gegen Jesus und all die Seinigen!

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Da fuhr mit dem Bissen, den er zum Mund geführt hatte, der Satan in ihn (a) und er wurde mit einem Mal mit unbändigen abgrundtiefen Hass erfüllt: (b) nicht allein gegen den Meister, sondern auch gegen alle Seine Jünger, die dem Rabbi, wie es dem Judas mit einem Male erschien, alle hündisch ergeben und regelrecht hörig waren, so dass keiner von ihnen das Rückgrat hatte, wie er, Judas, dem Meister die Stirn zu bieten und ganz offen die Meinung zu sagen, was sie doch in Wahrheit alle von den wahnhaften Selbst-Aufopferungs-Absichten ihres Rabbis hielten! (c)

Und er, der nie einen Hehl aus seiner Überzeugung gemacht hatte, sollte nun plötzlich ein Heuchler und insgeheimer Verräter des Herrn sein?! Nun gut! Wenn der Meister es so haben wollte, und sie ihm alle hörig zunickten, und er, Judas, der doch für alle gesprochen hatte, dafür nun plötzlich das schwarze Schaf in der Herde sein sollte, dann sollten sie alle es auch so haben!

Judas hielt es im Fokus der ungläubigen Blicke aller Jünger, die ihn alle fassungslos und entsetzt anstarrten, einfach nicht mehr länger aus! Da sprang er unversehens wutentbrannt auf, sobald er sich wieder gefasst hatte, und stürzte hinaus in die Nacht. Denn er wusste: Nun gab es fürwahr kein »Zurück« mehr! (d)

Und auf dem Weg zum Sanhedrin erfüllte der Satan das Herz des Judas mit solcher Wut und derartigem Jähzorn (e), in einer Tiefe, dass Judas unter seinem unbändigen Groll schon wie unter Höllenqualen litt, dass die Glut seines Zorns ihm die Tränen in die blutrot unterlaufenen Augen trieb und er von den übelsten teuflischsten Gedanken gepeinigt wurde, weil er nichts mehr fand, wo er all seine abgrundtiefe Bitternis hätte entladen können.

Denn bei allem verspürte er wohl, dass er selbst sogar im seinem Verrat letzten Endes seinem Herrn sogar nur noch mehr in die Hände spielen musste, sich an all diese Gottlosen auszuliefern und für sie auch noch zu sterben! Und weil er sich all dem völlig ohnmächtig ausgeliefert sah, selbst sogar in all seinem Aufbegehren und wutentbrannten Widerspruch (f), zerfraß ihn sein Groll inwendig regelrecht, wie ein verzehrendes Feuer und ein sich durch ihn hindurch-fressender dunkler Wurm, dem er sich nicht erwehren konnte (g).

26-J: Dieser Jesus spielte sich als das Opfer aller auf! Dabei war Er doch selbst der Täter!

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Judas war nur noch von brennendem Hass und glühendem Zorn erfüllt aus seiner abgrundtiefen Enttäuschung heraus über seinen Herrn, sowie aus der bitteren Verletzung heraus, überdies nun auch noch völlig zu Unrecht von seinem Meister als Verräter denunziert und abgestempelt worden zu sein!

Wie konnte der Herr nur seinen heiligen Eifer für Ihn und die gute Sache Israels (a) so niederträchtig aburteilen und schlecht machen und so seine, des Judas, brennende Liebe zu Ihm derart verunglimpfen, verleugnen und verraten!

Denn war es nicht so, dass der Herr in Seiner göttlichen Macht unversehens allem Leiden auf Erden ein Ende hätte setzen können?! (b) – Er es aber, statt allen Unterdrückten aus ihrer Not und ihrem unsäglichem Elend endlich wirklich heraus zu helfen (c), es offensichtlich vorzog, sich selbstgefällig aller Welt als unschuldiges Sühnelamm zu präsentieren, welches das Opfer der ganzen so unverständigen Welt wäre (d), weil sie Ihn alle, ohne Ausnahme – sei es nun insgeheim oder offen und unerschrocken, so wie Judas – für Seine sanftmütige, alle suchende Lammesnatur verachten, verurteilen und verwerfen würden (e) – aber doch völlig zu recht, wo Er ihnen aus ihrem Elend überhaupt nicht heraus helfen wollte!

So spielte jener falsche Gott-Sohn sich als aller Welt Opfer auf, wo Er doch in Wahrheit der eigentliche Täter war, der allem Bösen gewähren ließ, gänzlich ungerührt von den Verzweiflungsschreien aus aller Welt Enden (f), wo Er, wenn Er denn wirklich der Sohn Gottes war, doch jede Macht hatte, all dem furchtbaren Elend ein für alle Mal endgültig ein Ende zu setzen!

Damit waren in Wahrheit doch sie alle das Opfer dieses selbstgerechten Gottessohnes (g), der sich in der selbstgefälligen Rolle, aller Welt Opfer zu sein, so sehr gefiel, während Er in Wahrheit doch der eigentliche, erste und letzte Täter war, der sich an aller Welt in ihrem Leiden verging! (h) Denn wer könnte jemals dem Ratschluss des HERRN widerstehen?! (i) Waren sie, die angeblich aller Seiner Vergebung und Selbsthingabe als Sühneopfer bedurften, in Wahrheit nicht alle unschuldig an ihrem argen unseligen Los, in welches sie alle ungefragt hinein-geboren worden waren (j) – und Er, der doch allein selbst alles setzt, in Wahrheit der einzig Schuldige?! (k)

War Er es nicht, der in Wirklichkeit total herzlos, ungerührt und völlig eiskalt zusah, wie alle Welt vor Seinen Augen vor die Hunde ging, statt Heil und Erlösung zu bringen?! (l) Wer war hier denn der letzte, eigentliche Täter und Verbrecher?! War es nicht Er, jener Gott-Gesandte, der nicht wirklich helfen und all dem Elend ein Ende setzen, sich gleichwohl aber als Erlöser aller Welt feiern lassen wollte?! War nicht Er der eigentliche Täter und Verbrecher – und sie alle Seine Opfer, allen voran das geschundene Gottesvolk Israel, und darin wiederum als Allererster er, Judas, selbst, der an den furchtbaren Zuständen in dieser Welt litt, wie kein anderer! Er, Judas, der für all die geschundenen Kinder Gottes eiferte und eintrat, ohne jedes Gehör zu finden bei dem HERRN! (m)

So war der Judas Ischarioth ganz und gar hoffnungslos der unbändigen Zerstörungswut des Satans anheim gefallen, so dass es für ihn kein Entrinnen aus seiner Hölle mehr gab. Und er entschwand in die Finsternis der Nacht (n).

26-K: Da er Meine Liebe verkennt und leugnet, muss er wahrlich durch die Hölle gehen!

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Jesus aber ergrimmte im Geist und bekundete mit tiefster Bedrückung unter Tränen: (a) „Mein Innerstes dreht sich in Mir um! Ganz und gar erregt ist all Mein Mitleid! (b) Denn fürwahr, es wäre jenem besser gewesen, er wäre zuvor gelyncht worden und gewaltsam zu Tode gekommen durch andere, als das, was er nun selbst seiner Seele zufügt und antut! (c)

Und wahrlich, es wäre für jene arme, verlorene Seele in Hinblick auf dies ihr jetziges Leben sogar besser gewesen (d), sie wäre überhaupt erst garnicht da hinein geboren und in dieses ihr gegenwärtiges Dasein erst garnicht hinein gerufen worden (e) und sie hätte diesen ihren gegenwärtigen, ach so leidvollen Lebenszyklus nicht durchlaufen müssen! (f)

Denn fürwahr, weil er Meine Liebe nicht erkannt, sondern verleugnet und verraten hat, so muss er auch in der Verkennung Meiner Liebe, die er verkennt, und unter der Verleugnung Meiner Liebe, die er verleugnet, verenden und – sich verraten fühlend von der Liebe, die er selbst verraten hat – darum in jeder Hinsicht als ein Verfluchter und Verdammter sterben, ganz seinem Glauben oder besser: seinem Un-Glauben gemäß! (g) Und das ist fürwahr die Hölle!

So wird er wahrlich den Tod eines Verfluchten sterben müssen und des ewigen Höllenfeuers Pein erleiden! (h) – Und das im Angesicht Meiner Liebe, die ihm doch immernoch gilt! (i) – habe Ich ihn doch, wie euch alle, in Meiner Gnade und Barmherzigkeit erwählt! (j) Aber eben diese Meine Liebe, mit der Ich selbst ihn noch liebe: Sie macht das Maß seiner Sünden erst so richtig voll und damit sein Los zunächst umso bitterer! (k)

26-L: Und doch muss das Fleisch überführt werden, damit der Geist aufleben kann!

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Ich wünschte wohl, all dies hätte jener unglückseligen Seele erspart werden können, dass sie niemals erst garnicht in dieses unselige Leben hineingeboren worden wäre, da sie fürwahr die entsetzlichen, unüberbietbaren Qualen der Pein des ewigen Höllenfeuers erleiden muss! (a)

Und doch ist es unumgänglich und unvermeidlich, wie auch notwendig, weil sich anders nicht alles enthüllen, wie auch erfüllen kann, was in der Schrift geschrieben steht (b), von eurem Tod hin zum Tod, sowie von Meinem Leben hin zum Leben (c), auf dass jene verlorene Seele über ihren unseligen Zustand ihrer totalen Verlorenheit und Gnadenbedürftigkeit noch ernüchtert werde (d) – wie über die göttliche Barmherzigkeit, welcher jene verlorene Seele bedarf, wie wahrhaft alle! (e) Und weil es auch anders nicht möglich ist: zum Verderben des Fleisches, auf dass der Geist auffahren kann an Meinem Tag“ (f).

Und die Jünger entsetzten sich über all diese Worte, die der Herr über Judas gesagt hatte, denn sie verstanden es nicht, dass Er von seiner späteren Errettung sprach, so dass er zwar nach dem Fleisch gerichtet wurde, auf dass das Fleisch in seiner Fleischlichkeit überführt würde, dass es nichts als Tod ist und Tod bringt (g), jedoch, um hernach in einem späteren Folgeleben noch errettet werden zu können nach dem Geist und der Gesinnung Christi, der aller Welt Erlösung will und wirkt (h), durch eine Wiedergeburt im Geist von oben, die aus jeder Wiedergeburt von unten endgültig befreit, wie sie diese dann auch überflüssig macht (i).

26-M: Würde dem Judas sein Eifer für den Herrn in große Schwierigkeiten bringen?

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Da Jesus aber den Judas, der sogleich von ihnen gewichen war, so in Schutz nahm und verteidigte, verstanden die Jünger es nicht, sondern meinten, er sei von Jesus zu einem Werk beauftragt worden, dass ihm Leid einbrächte (a)

Die Jünger meinten, Jesus hätte erkannt, dass Judas hierbei in Schwierigkeiten kommen könnte und von den Oberen der Juden gestellt und verhaftet werden könnte. Denn sie wussten, was für ein Eiferer er für ihren Herrn war und wie radikal und mitunter unbedacht er sich zu seinem Meister stellte und sich öffentlich zu Ihm bekannte, mehr als alle anderen Jünger, wenngleich Judas zugleich mitunter gar heftig mit ihrem Meister debattierte und sich mit Ihm überwarf. Denn so leidenschaftlich, wie Judas mitunter im Vertrauten mit dem Herrn stritt, so entschieden bekannte er sich auch nach außen zu Ihm und stand so unerschrocken vor aller Welt für seinen Meister ein!

26-N: Es besteht keinerlei Veranlassung, sich über den Abgefallenen zu erheben!

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Jesus aber fuhr fort über den Judas: „Fürwahr! Er begeht nun einen Treuebruch, der schier unvergebbar ist! (a) Aber wo die Sünde maßlos wird, da übersteigt Meine Gnade doch am Ende sogar noch jede Maßlosigkeit! (b) – auch wenn es sich mitunter über Äonen hinziehen mag, bis Meine Barmherzigkeit Ihr Ziel mit auch jeder einzelnen aufbegehrenden Seele erreichen kann (c).

So wenn jener nunmehr auch verloren ist und dem Satan anheim-fällt, welchem er sich blindlings verschrieben hat (d) – und damit der Hölle: (e) Erhebt euch darum nicht über euren Bruder! (f)

Denn, was er in diesem Leben anrichten wird an Mir, wie vor allem auch an sich selbst – glaubt Mir: All das habt auch ihr schon Mir, wie ebenso auch euch selbst bereits angetan in vorausgehenden Leben! (g)

Aber es muss so geschehen mit allen, auf dass sich erfülle das Wort der Schrift: »Wer Mein Brot ist, der tritt Mich mit Füßen, und all Meine Verräter: Ich nähre sie doch!« (h)

Denn siehe, esst ihr nicht alle Mein Brot?! So gilt dies Wort des Gerichts euch allen, wie geschrieben steht: »Sie sind allesamt abgewichen und Mir zu Verrätern geworden (i). Ich aber bleibe bei Dir, in Deiner göttlichen Treue! Und wenn die Herde auch weicht und sich zerstreut, so wird der Hirte doch für sie alle Sein Leben lassen!« (j)

Darum seht: Ihr esst darum nicht Mein Brot allein, das Ich euch darreiche. Es ist vielmehr Mein Leib und Mein Leben zur Vergebung der Sünden und Abirrungen für all die Verräter und Verleugner dieser Welt, die noch nicht erkannt haben, was sie tun: für euch alle! (k) Darum gibt es keinerlei Veranlassung, sich über irgendeinen Bruder oder irgendeine Schwester, ja, irgendeine Seele überhaupt, zu überheben, was auch immer sie tut“ (l).

26-O: Wer ist dieser, der selbst noch mit Seinem Verräter Mitleid hat?!

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Da erkannten sie alle, dass Judas der Verräter war. Und sie waren bestürzt – aber auch über Jesus, der über Seinen eigenen Verräter weinte (a), und fragten einander: „Wer ist dieser, der selbst noch mit Seinem Verräter Mitleid hat (b), über ihn weint und so betrübt ist?! Wer ist der, der selbst Seinen schlimmsten Todfeind noch immer wie einen nur verirrten Freund, der sich nur furchtbar verrannt hat, liebt?!“ (c)

26-P: Und doch wurde jener Verräter später von allen verteufelt!

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Jesu Mahnung aber, dass die anderen den Judas nicht verachten und verurteilen sollten für das, was er jetzt tat, sondern dass sie sich vielmehr im Bewusstsein halten sollten, dass es einen jeden von ihnen ebenso hätte treffen können, da jeder von ihnen in seinem fassungslosen Unverständnis, wie in seiner Untüchtigkeit, blind zu vertrauen, dazu durchaus ebenso im Stande gewesen wäre: (a) diese Mahnung des Herrn sollte sich später leider noch als überaus berechtigt erweisen:

Denn später vergaßen oder verdrängten sie alle, welchen Eifer ihr Bruder Judas doch einstmals für den Herrn hatte, wenn auch mit so viel Unverstand (b), so dass sie sich einredeten, er wäre viel schlechter und verderbter gewesen, als sie alle, durch und durch böse und nichts als ein Teufel (c) und Satansdiener, der sie alle mit seiner heuchlerischen Liebe für den Herrn nur geblendet und getäuscht hätte (d).

Denn sie mussten es sich so auch zurecht legen, um nicht an ihrem Herrn zu verzweifeln, weil jener den Judas doch offensichtlich, wie sie meinten, aufgegeben hatte und ihn nicht vor seinem unseligen Abfall bewahrt hatte zu seiner, wie sie meinten, ewigen Verdammnis hin (e). Denn über allem hatten sie die wahre Gesinnung ihres Herrn noch immer nicht verstanden (f), dass Er gerade für solche, wie den Judas, Sein Leben gegeben hatte, auf dass sie alle am Ende noch Erlösung finden möchten (g) – wie letztlich in uns allen jener »Judas« wohl zu finden ist und sich regt (h), auch wenn die wenigsten von uns sich das eingestehen können, weil es ihnen an Erkenntnis der unaussprechlichen Liebe und Güte des Herrn auch gegen die Undankbarsten und Übelsten fehlt: (i) einer göttlichen Agape, die am Ende noch allen unzulänglichen Aufruhr zu überwinden vermag! (j)

26-Q: So wurde von uns auf Judas alles gelegt, was wir an uns selbst nicht wahrhaben wollen!

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Darum denunzierten sie Judas später alle als einen Heuchler und verruchten Dieb, der schon immer die Kasse des Herrn, die ihm anvertraut war, veruntreut hätte. Und man unterstellte ihm, dass er Jesus darum allein um des Geldes willen verraten hätte, das man ihm dafür gab (a). Doch wäre Judas tatsächlich schlicht nur ein solcher verdorbener, völlig gewissenloser Gauner gewesen, so hätte ihn später nicht sein Gewissen derart geplagt, dass er sich selbst gerichtet und aus Verzweiflung über seine unverzeihliche Untat das Leben genommen hätte! (b)

Und so machten schließlich später alle Christen in Verkennung ihrer eigenen Verderbtheit (c), die sie sich nicht eingestehen konnten (d), weil sie die wahrhaft grenzenlose Retterliebe ihres Herrn doch nicht erkannten (e), ihren Bruder Judas zu ihrem »Asasel«, den verruchten »Sündenbock«, auf den sie alles legten und übertrugen, was sie an sich selbst nicht sehen und wahrhaben wollten (f), und schickten ihn in die Wüste und wünschten ihm die Hölle ewiger Verdammnis dafür – an ihrer statt (g).

Und auch darin erfüllt sich die Schrift – nämlich in dem prophetischen Bild vom »Sündenbock«, dem »Asasel«. Denn schon von Anbeginn an neigten die Menschen dazu, andere, die Umstände, das eigene vermeintlich ungerechte, harte Schicksal, ja, in allem letztlich Gott, der doch aller liebender Heiland ist, für alles verantwortlich zu machen, was an Üblem und Verderbtem doch gänzlich allein und ohne jedwede Ursache aus ihren eigenen Herzen gärend hervorquillt! (h)

26-R: Darum auch gibt es keine Genesung und kein Heil, als allein über den totalen Zerbruch!

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Gleichwohl aber wurde das Herz des Ischarioth vom Satan aufs Aller-Übelste vergiftet und zum Bösen verleitet (a) – zu nichts als Verbitterung und Verachtung, sowie zu Hass und Zorn – so furchtbar, dass er bis zum Ende die Vergebung des Herrn – auch sogar noch für ihn selbst! – nicht in Anspruch nehmen, sondern in seinen enttäuschten Hoffnungen lieber sein Leben beenden und verwirken wollte.

Denn er war so nachhaltig vom Satan verblendet worden (b), dass er sich bis zuletzt selbst als das Opfer des Herrn ansah und sich seine eigene allerschlimmste Verkehrtheit, Verdrehtheit und Verlorenheit nicht eingestehen wollte (c).

So zog es der Ischarioth lieber vor, in seiner Verzweiflung grauenvoll zu enden, als sich vor dem Herrn zu demütigen und sich seine, wie aller Welt Gnadenbedürftigkeit einzugestehen, welche den Weg der liebenden Hingabe Jesu für alle notwendig macht, so dass es fürwahr kein anderes Heil für diese ganze verlorene Welt in ihrer verblendeten Selbst-Verstrickung gibt (d), als allein Sein göttliches, selbstloses Sühneopfer für alle.

Jesus aber wiederholte noch einmal, da es Ihm wichtig war, dass sie Ihn verstünden:

„Oh ja! Es wäre ihm fürwahr besser gewesen, ihm wäre all das erspart geblieben (e) – doch nur in Hinblick auf sein jetziges Leben! (f) Und doch lässt es sich nicht vermeiden und ist notwendig für gar manches Leben (g). Denn auch dies ist wahr, dass für keine Seele die Himmel zu erblicken sind, sie hätte denn nicht zuvor ihre eigene Hölle gesehen, worin sich alles befindet, was von der Herrlichkeit des Vaters noch abgeschnitten und gelöst ist. Denn es kann fürwahr keine Seele in Meine Himmel eingehen, sie hätte nicht zuvor ihre eigene Hölle erfahren und erspürt, erkannt und gesehen (h) – und geschmeckt und erfasst, was sie ohne Mich wäre und wo sie mit allen auf ewig verbleiben müsste, wenn Ich Mich nicht aller erbarmte! (i)

26-S: Kein Abgrund ist so tief, als dass Meine Liebe nicht noch tiefer wäre!

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Darum ist es euch gut, dass ihr zunächst durch eure Höllen müsst; denn sie ebnen euch den Weg zur Herrlichkeit des Vaters (a) und zu Seinen Himmeln, die wahrhaft allen zu bereiten Ich gekommen bin (b). Darum frohlockt in eurer Trübsal und Drangsal! (c) Denn sie öffnet euch Herz und Augen für die euch bereitete Herrlichkeit.

Erkennt, wie die Allmacht wirkt: Sie wird nicht retten, ohne zu richten (d), wie Sie aber auch nicht richten wird, ohne dadurch zu retten! (e) Wer aber die Gnade selbst auch in allen Gerichten erkannt hat, der ist aus dem Gericht in die Gnade vorgedrungen! (f)

Und doch: Wiewohl Ich um den Ausgang von allem weiß (g), dass Ich noch allen geistlichen Tod überwinden werde und alles an Mein Herz ziehen und mit Mir versöhnen werde und das ganze All verwandeln werde in lauter Licht und Liebe (h), so betrüben und zerreißen Mich doch all die Drangsale und Höllen eines jeden Meiner Kinder, durch die sie alle hindurch müssen, als wären es Meine eigenen, zuallertiefst! (i)

Und wo immer eine Kreatur leidet, wie niedrig und erbärmlich und unwürdig der himmlischen Herrlichkeiten sie auch immer jetzt noch erscheinen mag – und wie berechtigt ihre Hölle, in welche sie sich selber bringt: da leide Ich doch selber noch unsäglich viel mehr mit! (j)

Wisst dies und bewahrt es in euren Herzen! Was immer euch trifft, euch plagen und niederschmettern mag: Es trifft ebenso viel mehr noch Mich! (k) Und ihr bleibt in allem umfangen und umarmt von Meiner göttlichen Liebe! (l)

Denn wahrlich kein noch so bodenloser Abgrund ist so tief, als dass Meine Liebe zu dir, wie allen, nicht nochmals unendlich viel tiefer wäre!“ (m)