Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VI Die Aussöhnung
41: Verhandlung über Jesus im Hohen Rat
41-A: Versammlung aller Ältesten Israels im Palast des Hohenpriesters Kaiphas
41-B: Auch Judas war dabei! Würde sein Herr endlich Seine Macht offenbaren?!
41-C: Mit Seinem Anspruch, Gott selbst zu sein, war Jesus höchster Gotteslästerung schuldig!
41-D: Ein einziger Schauprozess mit falschen Belastungszeugen!
41-E: Schweig´ nur ja still! Wir können wahrlich nichts ausrichten, wenn Er selber schweigt!
41-F: Er hat den Höchsten Israels zum Satan erklärt und angedroht, Sein Heiligtum zu vernichten!
41-G: Ich beschwöre Dich beim lebendigen Gott! Bist Du der Messias?
41-H: Euer eigener Mund bekennt es!
41-I: So fällte die Welt ihr Urteil über den, der dennoch alle Welt nicht verurteilen will!
41-A: Versammlung aller Ältesten Israels im Palast des Hohenpriesters Kaiphas
Nachdem die Schar der Tempelwächter im Gefolge einiger Mitglieder aus dem Hohen Rat Jesus im Garten Gethsemane ergriffen hatte, banden sie Ihn und führten Ihn zu Hannas, welcher neun Jahre lang Hoherpriester gewesen war, aber auch nach seiner offiziellen Amtsniederlegung sein hohes Ansehen, sowie seinen Einfluss im Sanhedrin keineswegs verloren hatte.
Denn er war das Haupt der damals mächtigsten Hohenpriester-Dynastie, und hatte schon einigen seiner Söhne zum Hohenpriester-Amt verholfen, ebenso auch seinem Schwiegersohn, dem Kaiphas, der in diesem Jahr ihr Hoherpriester war (a).
Kaiphas auch war es, der schon im Sanhedrin bezüglich Jesus erklärt hatte, es wäre besser, dass dieser EINE Volksverführer getötet würde, als dass durch Ihn das ganze Volk ins Verderben gezogen würde (b).
Zu diesem seinen Schwiegersohn Kaiphas, dem gegenwärtig amtierenden Hohenpriester, sandte nun Hannas, das insgeheime Haupt des Hohen Rates, den gebundenen Jesus (c) und ordnete an, dass sich alle Mitglieder des Hohen Rates unverzüglich zusammenfinden sollten.
So versammelten sich noch spät in der Nacht alle siebzig Hohen Rats-Mitglieder, die Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten des Sanhedrins, in dem großen Versammlungssaal im Palast des Kaiphas, um Jesus den Prozess zu machen (d).
Und als sich alle Pharisäer und Sadduzäer eingefunden hatten, ließ man Jesus vorführen (e).
Man hatte aber auch einige, schon seit geraumer Zeit in Listen festgehaltene vermeintliche Belastungszeugen vorgeladen, welche gegen den Rabbi aus Galiläa aussagen sollten.
Insofern erwies es sich nun doch als äußerst vorteilhaft, dass man den falschen Propheten nun doch schon während des Passah-Festes ergriffen hatte. Das wollte man zuerst nämlich tunlichst vermeiden, um keinen Aufstand unter dem einfachen Volk, das dem Wunderheiler aus Galiläa verfallen war, heraufzubeschwören (f).
Andererseits hatte man nun aber alle nützlichen Aussage-Willigen mit ihren vielfältigsten Beschuldigungen wegen der Feierlichkeiten in Jerusalem ja auch direkt abrufbar vor Ort. Und nach diesem selbst auch die schlimmsten Befürchtungen übertreffenden, skandalösen Auftritt, welchen jener Volksverhetzer sich im Heiligen Tempel geleistet hatte (g), duldete es fürwahr keinen längeren Aufschub mehr, diesen Aufrührer auszuschalten, bevor die Sache noch völlig außer Kontrolle geriet und gänzlich eskalierte (h).
41-B: Auch Judas war dabei! Würde sein Herr endlich Seine Macht offenbaren?!
Die meisten Zeugen der Anklage waren schon eingetroffen. Und auch dem Judas Ischarioth gestattete man, der Verhandlung beizuwohnen, weil er seinen Meister an den Hohen Rat ausgeliefert hatte (a).
Judas Bar Simon (b) wollte dem Prozess nämlich unbedingt beiwohnen; denn er hoffte noch immer darauf, sein Rabbi würde in der Konfrontation mit der geistlichen Führungsschicht Israels noch Seine göttliche Macht und Herrlichkeit enthüllen und offenbaren (c).
Allein aus diesem Grund nämlich hatte der Ischarioth seinen Rabbi überhaupt an den Sanhedrin ausgeliefert. Er wollte seinen uneinsichtigen Meister (d) nämlich dadurch zwingen und nötigen, endlich aller Welt Sein wahres Gesicht zu zeigen! Nur, dass sein Rabbi dies dann auf eine ganz andere Weise tat, als es sich sein unbelehrbarer, störrischer Schüler erhofft und gewünscht und ersehnt hatte!
Der Hohepriester Kaiphas eröffnete die Verhandlung und ließ Jesus in die Mitte der siebzig Rats-Herren führen. Und er sprach zu Ihm: „Keiner soll uns unterstellen können, wir hätten Dir keinen fairen Prozess gemacht! Darum soll zunächst Dir vor allen anderen das Wort erteilt werden und Du sollst Gelegenheit haben, Dich uns zu erklären. Was ist das für eine Lehre, die Du da verkündigst?!“
Jesus aber antwortete ihm: „Ich habe stets frei und offen vor aller Welt geredet! Ich habe allezeit gelehrt in den Synagogen in ganz Israel, wie auch hier im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nie irgendetwas im Verborgenen geredet! Was also fragst du Mich?! Frage doch die, die zugehört haben (e), was Ich zu ihnen geredet habe! Siehe, SIE WISSEN, was Ich gesagt habe!“ (f)
Denn der Herr wusste sehr wohl, dass es völlig sinnlos war, sich vor dem Hohen Rat zu erklären, weil sie insgeheim schon längst ihr Urteil über Ihn gefällt hatten, dass sie Ihn zu Tode bringen wollten (g).
Als der Rabbi aber ohne jede Furcht dem Kaiphas diese schnöde Abfuhr erteilt hatte (h), da schlug ihm einer von den Knechten des Hohenpriesters, die dabei standen, hart ins Gesicht und fuhr Ihn an: „Antwortest Du so respektlos und frech dem Hohenpriester?!“
Jesus aber sah den Wächter an und entgegnete ihm: „Habe Ich unangemessen geredet in Anbetracht dieser ganzen sogenannten `Verhandlung´, so beweise es Mir, dass es recht ist, Mich hier in dieser Weise vorzuführen und Mir hier überhaupt den Prozess zu machen! Stelle Ich Mich aber recht dazu, was schlägst du Mich?!“ (i) Es war nämlich eindeutig auch gegen das Gesetz, einen Menschen mitten in der Nacht unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu verhören – insbesondere, wenn es bei einer solchen Verhandlung um Leben und Tod ging! (j)
Daraufhin versuchte der Hohepriester Kaiphas, Jesus aus der Reserve zu locken, und erklärte: „Nun, wir hätten ja gerne die befragt, welche die ganze Zeit um Dich waren: Deine Jünger, die Du Deine »Apostel« nennst! Doch sage uns: Wo sind sie?! – Deine heldenhaften Herolde und Botschafter und Verkünder des großen Heils, das Du angeblich bringst!“
Und Kaiphas blickte, ein allgemeines Hohngelächter einfahrend, selbstgefällig um sich: „Warum ist keiner von ihnen hier, um Zeugnis für Dich abzulegen?! Haben sie sich etwa schon alle von Dir abgewandt und mittlerweile selbst erkannt, dass Du ein falscher Prophet und Volksverführer bist?! (k)
Denn allein nur ein einziger von Deinen Schülern ist hier: der, der Dich uns überantwortet hat, weil jener schon zur Einsicht gekommen ist, dass Du ein Irrlehrer bist, der teuflische Lügen und dämonische Lehren verbreitet!“ (l)
Judas wollte dazu, dem widersprechend, Stellung nehmen, doch Kaiphas herrschte ihn sofort wirsch an: „Wer hat dir das Wort erteilt?! Ist es nicht genug, dass du dieser Verhandlung beiwohnen darfst?! Dass du diesen da an uns überantwortet hast, ist uns schon Zeugnis genug! So schweig´ still, wenn du nicht aus dieser Versammlung entfernt werden willst!“
Da hielt Judas, der so verächtlich von oben herab abgewürgt wurde, an sich, obwohl er innerlich über dieser Ungerechtigkeit schier verbrannte. Was ihn, obwohl er inwendig kochte vor Wut, aber doch Haltung bewahren ließ, war seine Hoffnung, dass sie seinen Meister ebenso durch ihr selbstgefälliges Gehabe von oben herab (m) noch zu einem heiligen, göttlichen Zorn-Ausbruch reizen würden (n). Denn Judas war sich bewusst: Sein Herr hätte nicht einmal mit den Augen zwinkern müssen, um dieses ganze verheuchelte Pack unversehens dahinzuraffen! (o)
So fasste Judas Zuversicht, als sich der Hohepriester Kaiphas mit seinen Provokationen wieder völlig auf Jesus konzentrierte, um Ihn aus der Reserve zu locken: „Nenne uns doch Deine Schüler! Dann wollen wir sie holen lassen! (p) Wenn Du selbst nicht für Dich sprechen willst, dann wollen wir sehen, was diese für Dich auszusagen haben! Doch kam mir zu Ohren, sie hätten alle die Flucht ergriffen! Und keiner von ihnen war bereit, Dir zu uns zu folgen! Warum nur?!“ (q)
Wieder Beifall-heischendes Um-Sich-Schauen und allgemeines Hohn-Gelächter. „Wo sind denn nun Deine Heere des Himmels?! Armer Messias!“
Jesus aber antwortete ihm kein Wort.
41-C: Mit Seinem Anspruch, Gott selbst zu sein, war Jesus höchster Gotteslästerung schuldig!
Da erklärte Kaiphas: „Nun, nachdem sich offensichtlich niemand findet, der Zeugnis für Dich ablegen will, so wollen wir nun die Zeugen verhören, die WIR ausfindig gemacht haben.“
Und so ließen sie nacheinander ihre Belastungszeugen vorsprechen. Die meisten dieser sogenannten „Zeugen“ waren allerdings entweder selbst Mitglieder des Hohen Rates, der gegen Jesus die Anklage führte, oder aber Pharisäer und Schriftgelehrte, welche den Rabbi wegen Seiner Lehren beim Sanhedrin zur Anzeige gebracht hatten – hauptsächlich, weil Er in ihren Augen den Sabbat brach, aber auch wegen Seines Anspruchs, der Sohn Gottes zu sein (a) – wobei viele meinten und auch entsprechend ausführten, jener, der ihrer Ansicht nach ein Heiden-Bastard (b) und Magier war, der mit dem Teufel im Bunde stünde (c), würde sogar damit für sich beanspruchen, selbst Gott, der Allmächtige, zu sein (d), was für alle anwesenden Richter freilich ein unüberbietbares Sakrileg darstellte, führte ihnen ihr von Gott gestiftetes Bekenntnis der »Schema Israel«, das bei jeder Gelegenheit zu rezitieren war, doch immer wieder scharf vor Augen: „Höre, Israel! Der HERR ist Gott: der HERR als Einziger, und allein! Vor Ihm war kein Gott und nach Ihm wird kein anderer mehr sein! Noch wird Er Seine Ehre mit irgend einem anderen Gott teilen!“ (e)
Aus diesem Grund erschien es ihnen unmöglich, dass ihnen in diesem Menschen, der für sich beanspruchte, ihr und aller Welt Heiland und Erlöser zu sein, ihr einer, einziger Gott selbst höchst-persönlich als der »Immanuel« (f) gegenüber-getreten war (g), so dass Jesus Christus fürwahr der eine, einzige Wahrhaftige ist, welcher allein Gott ist über alles (h), weswegen fürwahr in der Kraft Seiner unüberbietbaren Liebe alles von Ihm, wie durch Ihn, sowie auch zu Ihm erschaffen ist (i).
Darum verhöhnten sie Ihn: „Sage uns doch: Wie alt bist Du? Doch noch keine fünfzig! Wie kannst Du da so infame Behauptungen aufstellen, wie diese, dass Du schon unseren Vater Abraham gesehen hättest?! Wer bist DU denn?! Und was machst Du da aus Dir selbst?! Was für wirre Lehren verbreitest Du da?!“ (j)
41-D: Ein einziger Schauprozess mit falschen Belastungszeugen!
So ließen die Hohen Rats-Herren also all ihre Belastungszeugen vorsprechen, die nach ihrem Dafürhalten allesamt bestätigten, dass jener Wanderprediger aus Galiläa einer der schlimmsten diabolischen Verführer war, dem Israel seit seinem Bestehen jemals ausgesetzt war (a).
Die Mitglieder des Hohen Rates mit all ihren Anhängern, den Pharisäern und Sadduzäern aus allen Landstrichen Israels, waren somit also zugleich Ankläger, wie Belastungszeugen, sowie auch Richter und die ganze Verhandlung im Grunde nichts anderes als abgekartetes Spiel, ein Schauprozess, wenngleich er unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wurde.
Die Ältesten und Schriftgelehrten wollten sich damit im Grunde nur vor sich selbst rechtfertigen, obwohl es schon längst beschlossene Sache war, dass sie den Propheten aus Galiläa zum Tode verurteilen wollten. Da sie aber nicht wirklich etwas in Händen hatten, was ihr Urteil gerechtfertigt hätte, Jesus zu töten, legten viele von ihnen Berichte ab, welche die Tatsachen hanebüchend verdrehten, und sie legten den Meister Worte in den Mund, die Er so nie gesagt hatte, um Ihn möglichst schwer zu belasten.
Viele ihrer Aussagen widersprachen sich zudem zum Teil ungeheuerlich und stimmten überhaupt nicht überein. Das störte jedoch niemanden. Denn es war schließlich schon beschlossene Sache, dass jener Wanderprediger aus Nazareth zu sterben hatte (b).
41-E: Schweig´ nur ja still! Wir können wahrlich nichts ausrichten, wenn Er selber schweigt!
Joseph von Arimathia, das jüngste Mitglied unter dem jüdischen Hohen Rat (a), riss es mehrfach, dass er den sogenannten „Zeugen“ mit ihren zum Teil haarsträubenden Verdrehungen und Unterstellungen ins Wort fallen und ihnen widersprechen wollte.
Er nämlich war der reiche Jüngling (b), der Jesus einmal in Jerusalem bei der schmalen Gasse, die »Nadelöhr« genannt wurde, aufgesucht hatte, um Ihn zu fragen, was ihm noch fehlte, um wirklich gänzlich rückhaltslos ins Reich Gottes eingehen zu können, und der seit dieser Begegnung mit dem Herrn, von dessen Liebe angerührt (c), ein heimlicher Unterstützer der Bewegung des großen Gottes-Propheten war (d).
Und aufgrund seines jugendlichen Überschwangs war dem Arimathäer nun gar manches Mal danach, in diese Farce von Prozess hinein-zu-platzen und all die Verlogenheit und Verleumdung aufzudecken (e), die Jesus Verkündigung geradezu in ihr Gegenteil verkehrte.
Nikodemus aber, sein väterlicher Gönner und Freund (f), der dem Joseph von Arimathia auch seinen Sitz im Hohen Rat verschafft hatte, indem er für ihn seine Beziehungen hatte spielen lassen, ergriff den jungen Fürsten immer wieder, ihn zum Stillehalten anmahnend, am Arm – und flüsterte ihm, als Joseph meinte, nicht mehr länger an sich halten und das Ganze noch länger schweigend mit ansehen zu können: „Halt an dich, Joseph! Schweig still! Der Weise weiß, wann er zu schweigen hat! (g)
Keiner könnte mit solcher Vollmacht, der niemand zu widersprechen vermag, für Ihn streiten, wie Er selbst! (h) Wenn Er selbst aber zu allem schweigt: Was sollten wird da sagen oder vorbringen oder ausrichten können?! Wenn Er aber schweigt, dann WILL Er es auch so! – auch wenn wir all das jetzt noch nicht verstehen können! (i)
Aber wenn ER nicht selbst reden will, ist auch all unser Reden völlig sinnlos und zum Scheitern verurteilt! So können wir nur zusehen und Zeugen dessen werden, was an Unglaublichen hier geschieht und sich abspielt. Mehr können wir nicht. Und vielleicht ist das auch schon unsere ganze Bestimmung!
Joseph, ich habe dir nie etwas geboten und dir immer nur meinen freundschaftlichen, väterlichen Rat erteilt. Jetzt aber befehle ich dir um deines Lebens willen! Unterschätze die Gefahr nicht, in die du dich selbst begeben könntest! (j) Höre auf mich! Ich kenne sie alle hier nur zu genau! – besser als du, und weiß, was möglich und was unmöglich ist! Darum: Schweig still! Schweig einfach! SCHWEIG!“
41-F: Er hat den Höchsten Israels zum Satan erklärt und angedroht, Sein Heiligtum zu vernichten!
Zuletzt traten schließlich einige Sadduzäer und Tempelpriester gegen Jesus auf und berichteten: „Es ist allgemein bekannt, wie Er die Heilige Städte durch einen beispiellosen Auftritt entweiht hat! Er wetterte gegen den Opferdienst, den doch Mose selbst eingerichtet hat, und wendete sogar im Heiligen Tempel Gottes brutale Gewalt an, dass Er mit Seinen Anhängern die Tische der Wechsler und die Gatter der Opfertiere umstieß und zusammen mit Seiner Meute allesamt mit Knüppeln und Ruten aus dem Heiligtum trieb! (a)
Er behauptete, Gott habe keinen Gefallen an Schlachtopfern! Er wolle nur Barmherzigkeit! (b) Sühneopfer zur Vergebung der Sünden bräuchte Er nicht! Er gäbe sich vielmehr selbst in allem als Opfer! (c) – weil es Seine Seele wäre, die im Blut aller dahin-geschlachteten Opfer ausgeschüttet würde! (d) Außerdem solle Sein Haus schlicht nur ein Bet-Haus, aber kein Schlachthof sein! (e)
Und als wir Ihn fragten: »Willst Du also wirklich in Frage stellen, dass unsere Schlacht-Vorschriften von Gott sind, und uns das Essen von Opferfleisch verbieten, das doch sogar Mose selbst befohlen hat?!«, da antwortete Er uns doch tatsächlich: »Siehe, ein Größerer denn Mose steht hier!«!“ (f)
„Aber damit nicht genug!“ fuhren andere fort: „Er hat überdies angedroht, dass vom Tempel kein Stein auf dem anderen bleiben soll, weil Er die Heilige Städte verwüsten wolle!“ (g)
Und wieder ein anderer fügte hinzu: „Ja, das sagte Er! Und Er hat erklärt, auf diese Weise wolle Er das Blut aller Propheten rächen, die allesamt in Jerusalem umgekommen sind! (h) Darum wolle Er den Tempel Gottes zerstören!“
„Und dann wolle Er das Haus Gottes gänzlich neu errichten!“, warf wieder ein anderer ein, „und zwar – man stelle sich das vor – in nur DREI Tagen!“ (i) Da ging ein höhnisches Gelächter durch den Saal.
Kaiphas aber maßregelte sie: „Schweigt still! Auch wenn das den Größenwahn dieses irren Predigers offenlegt, so sind dies doch ernste Anschuldigungen! Er hat selbstherrlich sogar, wie schon viele gottlose Heiden, wider die Heilige Städte gedroht: (j) das Haus Gottes, in welchem der Höchste selbst wohnt! (k) – und den Höchsten gleichsam zum Teufel erklärt (l), weil Er in Seinen heiligen Zorn und in Seiner zerschmetternden Heiligkeit (m) Sühneopfer zur Vergeltung (n) fordert, damit Sein heiliger Eifer uns nicht allesamt verzehrt und vor Ihm, der allein gerecht ist, dahinrafft! (o) Aber was weiß dieser Heide (p) schon von der Heiligkeit des Allerhöchsten?!“
Schließlich erklärte noch ein weiterer vermeintlicher Zeuge dieses Vorfalls: „Ich kann überdies mit Bestimmtheit bezeugen, dass Er nicht einmal davon sprach, Er wolle DIESEN Tempel wieder-errichten. Sondern Er sprach vielmehr davon, ihn durch einen ganz ANDEREN ersetzen zu wollen!“ (q)
Und wieder andere bestätigten das: „Ja, das stimmt! Wir haben gehört, wie dieser gesagt hat: »Ich will diesen Tempel hier, der mit Händen gemacht ist, abreißen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht ist!“ (r) „Genau so war es! Er erklärte: »Ich will dieses Haus zerstören! Und keiner wird imstande sein, es je wieder aufzubauen!« (s)
41-G: Ich beschwöre Dich beim lebendigen Gott! Bist Du der Messias?
Als eine knisternde Stille eintrat und an vernichtenden Anschuldigungen eigentlich nichts mehr weiter vorzubringen war, da erhob sich der Hohepriester Kaiphas von seinem Richterstuhl und trat von dessen Podest herunter zu Jesus in die Mitte und fragte ihn: „Antwortest Du nichts auf das, was diese alle hier gegen Dich vorbringen?!“
Jesus aber schwieg still und antwortete nichts (a).
Und Kaiphas blickte Ihm hasserfüllt in die Augen: „Dann stimmt es also, was diese alle an schweren Anschuldigungen gegen Dich vorbringen, dass Du sogar gegen die ewige heilige Stätte Gottes Drohungen ausgestoßen hast?! – den Ort, an dem Gott selbst mitten unter uns als den von Ihm Erwählten wohnen will!“
Jesus aber sagte dazu kein einziges Wort.
Hannas aber, das Haupt der Hohenpriester-Dynastie, der bislang bedächtig – seine Gottesfurcht und über alles erhabene Gelassenheit und Langmut und Geduld heraus-kehrend und zur Schau stellend – gleichwie in innerer Zwiesprache mit Gott im Gebet versunken mit geschlossenen Augen das Verhör verfolgt hatte (b), – denn er hatte den erhabensten Richterstuhl zwischen dem seines Schwiegersohns und dem des letzten Hohepriesters, Simon Ben Kamithos – winkte nun unversehens, ohne die Augen zu öffnen, mit einem Mal die Verhandlung ab.
Sofort schenkten dem alten Weisen alle ehrfurchtsvoll Gehör, und Hannas erklärte mit einem Finger an den Lippen und mit weiterhin geschlossenen Augen, sich der honorigen Wirkung seines nachdenklichen Gebarens durchaus bewusst, langsam und überlegt: „Alles, was bislang hier vorgebracht wurde, wie schwerwiegend es auch immer sein mag, ist doch nicht der Hauptpunkt der Anklage!“
Und er öffnete die Augen, erhob sich von seinem Gerichts-Thron und begab sich zu Kaiphas, seinem Schwiegersohn, der vor dem Rabbi stand, und erklärte in die Runde der siebzig Rats-Herren blickend: „Es gibt doch nur eine einzige Frage, die im Letzten entscheidend ist – und ausschlaggebend in Hinblick auf Schuld oder Unschuld!“
Und der alt-ehrwürdige Hannas wendete sich zu Jesus, trat ganz nah an Ihn heran und blickte Ihm tief mit durchbohrendem Blick in die Augen. Dann hob er unvermittelt mit theatralischer Geste eine Hand, als wolle er einen Dämon zwingen, sich zu offenbaren (c) und rief in gebieterischem Ton: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott! Sage uns: Bist du der Messias, der Sohn Gottes, des Hochgelobten?!“ (d)
Jesus aber blieb von dieser Beschwörung völlig unbeeindruckt.
Da trat auch der Hohepriester Kaiphas an den Meister heran und herrschte Ihn an: „Bekenne! Bist Du der Christus, so sage es uns offen heraus!“
Er sprach aber zu ihnen: „Sage Ich´s euch, so glaubt ihr´s ja doch nicht! Aber wenn Ich euch etwas dazu fragen würde, was Ich schon mehrfach getan habe, so antwortet ihr auch nicht!“ (e)
41-H: Euer eigener Mund bekennt es!
Da unternahm Hannas, der einstige Hohepriester, einen erneuten Versuch: „So bist Du es also! Du bist der Christus Gottes!“
Da antwortete Jesus: „Du selbst sagst es: Ich bin´s! Ihr beide, die ihr als Hohepriester weissagt, bekennt es einhellig, gleichwie aus einem Munde, dass Ich es Bin! (a)
Doch sage Ich euch allen: Von nun an aber werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft Gottes und kommen aus dem weichenden, sich ausbreitenden Gewölk des aufreißenden Himmels!“ (b)
41-I: So fällte die Welt ihr Urteil über den, der dennoch alle Welt nicht verurteilen will!
Da zerriss der Hohepriester Hannas voll Entrüstung seine Kleider, und, seinem Beispiel folgend, ebenso Kaiphas. Und Hannas schrie brüskiert: „Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir noch weiterer Zeugen?! Siehe, jetzt habt ihr doch alle Seine Gotteslästerung gehört!“ (a)
Und Kaiphas wandte sich an die Rats-Mitglieder und grölte: „Wir haben´s nun alle selbst gehört aus Seinem eigenen Munde! (b) Was ist euer Urteil?!“ Da schrien sie alle völlig aufgebracht, so dass eine ordentliche Abstimmung garnicht mehr möglich war: „Er ist des Todes schuldig!“ „Hinweg mit diesem!“ (c)
Und die Meute der Ratsherren war derart aufgebracht, dass sie Jesus am liebsten sofort vor Ort zu Tode gelyncht hätten! Sie spien Ihm ins Angesicht, und schlugen Ihm mit Fäusten in die Seite und in den Unterleib. Dann aber verdeckten sie Sein Angesicht und droschen von allen Seiten noch ungehemmter auf Ihn ein und spotteten Ihm voll Häme: „Weissage uns, Christus! Wer ist´s, der Dich schlug?!“ (d)
Hannas aber gab den Befehl, Jesus abzuführen; denn er wollte verhindern, dass sie ihn schon hier zu Tode brächten. Er wollte nämlich, dass dies unrühmliche Geschäft die ohnehin verhassten Römer für sie übernehmen sollten. So schrie er: „Hinweg mit diesem! In dem Kerker mit Ihm!“
Und als sie Jesus hinaus führen wollten, rief Kaiphas nochmals der den Abgeurteilten nach-stürmenden Menge hinterher: „Was also ist euer Urteil?! Wir sind uns doch einig, dass jener Verruchte des Todes schuldig ist! Wer zustimmt, der hebe die Hand!“
Dies forderte der Hohepriester aber, weil er wusste, dass Nikodemus und Joseph von Arimathia heimliche Sympathisanten von Jesus waren (e); und er wollte sie damit entlarven, indem er sich zusätzlich eine Zustimmung zum verhängten Todesurteil durch Handzeichen erbot.
Und tatsächlich: des Kaiphas Plan ging auf. Während alle, die zugleich auf den Rabbi einschlugen und ihn hinaus-stießen, dass die Tempel-Wächter zu tun hatten, Seine sofortige Niedermetzelung zu verhindern, dennoch alle, wie ferngesteuert, ihre Hand zum Himmel rissen: Nikodemus und Joseph von Arimathia aber, die wie zwei Salzsäulen erstarrt verharrten, wo sie standen, hoben nicht ihre Hand und stellten sich damit als einzige gegen das Urteil des gesamten Hohen Rates, das Jesus getötet werden müsse (f). Alle anderen aber verurteilen ihn alle, dass er des Todes schuldig sei (g).
Und mit undenkbar vielen Lästerungen und Schmähungen trieben sie den Christus aller hinaus (h). So fällte die Welt ihr Urteil (i) über den, der in Seiner Liebe dennoch alle Welt nicht verurteilen kann (j), sondern allen in Seiner unaussprechlichen Liebe vergeben will (k).
Denn sie alle, die Ihn, den Höchsten, aufgrund ihres Unglaubens und Unverstandes (l) verurteilen und verlästern: (m) sie wissen ja alle überhaupt nicht, was sie da tun! (n)