Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VII Die Auferstehung
25: Erscheinung des Auferstandenen vor Jakobus
25-A: Der Frömmste unter allen Söhnen des Joseph!
25-B: Nach dem Vorbild der Essener hatte Jakobus sich für ein eheloses Leben entschieden
25-C: Jakobus und seine Brüder hielten Jesus für das Produkt einer Schändung
25-D: Jesus konnte doch unmöglich die Zeugung eines heiligen Engels sein!
25-E: Nach dem Tod Josephs war Jakobus als das neue Familien-Oberhaupt Jesu Zieh-Vater geworden
25-F: Jesus entwickelte ein Herz für Außenseiter, wie Er sich auch selbst als einen solchen erfuhr
25-G: Jesu eigenwillige, völlig neue Gotteslehre stieß dem Jakobus gehörig auf!
25-H: Schließlich kam es zum Bruch und Jesus zog mit Seiner Mutter zu deren Verwandtschaft in Kapernaum
25-I: Die ganze Familie des Zebedäus glaubte an Jesu göttliche Abkunft und Sendung
25-J: Seit Jesu Verwerfung in Nazareth gingen Seine Brüder komplett auf Distanz
25-K: Nicht nur beeindruckend! Überwältigend! Jesus blieb Seiner Überzeugung von der grenzenlosen göttlichen Liebe treu bis in den Tod!
25-L: Ja, da wurde sogar Jakobus in seinem engherzigen Eifer für die Thora beschämt!
25-M: Er ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden aller Welt!
25-N: Leider keine Möglichkeit mehr, von Jesu Lieblingsjünger noch Genaueres zu erfahren!
25-O: Jakobus war wie vom Donner gerührt: Was war von dem leeren Grab zu halten?!
25-P: Jakobus suchte schließlich Klarheit
25-Q: Der Gottesknecht aus Jesaja: das konnte nur Jesus sein!
25-R: Und es war tatsächlich so! Nur die göttliche Gnade konnte sie alle noch retten!
25-S: Das Gesetz erfüllte sich selbst durch die göttliche Barmherzigkeit!
25-T: In ihrer Mitte war tatsächlich der Höchste und Heilige selbst aufgewachsen!
25-U: Wenn Du wirklich der Wahrhaftige bist: vergib mir bitte meinen Unglauben und Unverstand!
25-V: Bewahre es in deinem Herzen, dass die Liebe des All-Abbas über allem steht!
25-W: Du sollst eine Säule sein für Israel, aber auch einen Gegenpart unter den Heiden haben!
25-X: Ich gebiete euch, einander zu dulden! So findet ihr beide zur ausgewogenen Mitte hin!
25-Y: Nun aber steh auf und stärke dich, da du weißt: Ich bin wahrhaftig auferstanden!
25-A: Der Frömmste unter allen Söhnen des Joseph!
Jesus hatte sich nach Seiner Auferstehung allen Seinen Jüngern und Nachfolgern über vierzig Tage in Jerusalem, wie auch in Galiläa als der Lebendige erwiesen (a).
Er erschien aber nicht allein all denen, die vormals an Ihn geglaubt hatten und alle ihre Hoffnungen auf Ihn gesetzt hatten, im Glauben, dass Er der Messias Israels war (b). Nein, Er zeigte sich auch einigen, welche zu Seinen Lebzeiten an Ihm gezweifelt hatten und führte sie so noch zum Glauben.
Einer von ihnen war Jakobus, welcher im ganzen Volk Israel wegen seiner Lauterkeit und Gesetzestreue hohes Ansehen genoss, so dass man ihm sogar den Beinamen „der Gerechte“ gab (c). Jener war ein Sohn des Witwers Joseph, welchem einstmals Maria, die Mutter des Herrn, aus dem Tempel Gottes anvertraut worden war, als sie zwölf Jahre alt wurde und in ihre Tage kam (d), um fortan in seinem Hause unter seiner Obhut als eine Gott-Geweihte jungfräulich zu leben nach dem Gelübde, das ihre Eltern Anna und Joachim, als sie trotz ihres vorgerückten Alters noch mit ihr gesegnet worden waren, für sie abgelegt hatten (e).
Jakobus aber war der älteste von den Söhnen des Joseph. Und seine Brüder waren Joses, benannt nach seinem Vater Joseph, Simon und Judas (f). Auch hatte er drei Schwestern mit Namen Schila, Judith und Esther. Und nachdem ihrer aller Vater Joseph aufgrund seines hohen Alters gestorben war, wurde Jakobus als der Erstgeborene zum Familienoberhaupt des Hauses Joseph. Er war Zimmermann, wie sein Vater, ebenso auch seine Brüder. Und sie lebten in Nazareth.
Jakobus aber galt, wie sein Vater, als ein »Gerechter«* (g) und als ein »Zaddik«, ein bewanderter Kenner der Thora, so dass er in der Bevölkerung hohes Ansehen genoss und in Fragen der rechten Auslegung des Gesetzes nach der »Halacha«, der »Überlieferung« der Väter (h), neben dem Rabbi und Vorsteher der Synagoge in Nazareth von vielen Rat-suchend aufgesucht wurde (i).
Jakobus wurde nämlich überdies als Gott, dem HERRN, geheiligt und geweiht betrachtet, von Mutterleibe an (j). Denn er lebte von klein auf nach dem Gelübde der Nasiräer das Leben eines gänzlich Gott-Geweihten, so dass er niemals Wein oder andere berauschende Getränke zu sich nahm, überdies auch keinerlei Fleisch aß, wie der Prophet Daniel (k), und sich auch niemals sein Haar scheren ließ (l), ebenso wie es der Richter Simson getan hatte (m).
Damit war Jakobus der Frömmste und Gesetzes-Treueste unter den Söhnen des Joseph und führte in jeder Hinsicht ein völlig tadelloses Leben nach den Geboten des HERRN, welche Gott Seinem auserwählten Volk Israel durch Seinen Propheten Mose geschenkt hatte.
- Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte II 23,7, 4. Jhdt. n. Chr.
nach dem dort zitierten Historiker Hegesippus aus dem 2. Jhdt. n. Chr.
25-B: Nach dem Vorbild der Essener hatte Jakobus sich für ein eheloses Leben entschieden
Überdies fühlte Jakobus Bar Joseph sich geistlich sehr mit den in ganz Israel hoch-geachteten und wertgeschätzten »Chassidim« verbunden, jenen »Frommen«, die von den Griechen »Essener« genannt wurden, und hauptsächlich in ihrem Jerusalemer Viertel auf dem Berg Zion gegenüber dem Tempelberg als Mönche in einer abgeschlossenen klösterlichen Gemeinschaft lebten, aber darüber hinaus auch überall im Heiligen Land, sowie in Batanäa und Damaskus Siedlungen hatten, wo die meisten Essener in Erwartung des Messias und des Endes der Welt (a) ein zölibatäres Leben führten (b).
Darum hatte auch Jakobus sich – ihrem Beispiel folgend, über seiner Gesetzes-Treue und sein Nasiräer-Gelübde hinaus – auch noch zu einem Leben in Ehelosigkeit entschieden, um nicht von einer der Töchter Evas auf Abwege verführt werden zu können (c) und ohne Ablenkung durch Frau und Kinder sein ganzes Leben gänzlich uneingeschränkt und rückhaltlos allein Gott, dem HERRN, widmen und weihen zu können (d).
So war der Zimmermann Jakobus fürwahr in allen Stücken ein völlig tadelloser heiliger Mann. Denn er hielt es nicht allein in Vielem mit den frommen Essenern, sondern überdies auch mit der über-gestrengen Halacha der Pharisäer (e), ihrer mündlich tradierten Überlieferung über die rechte Auslegung der Thora, welche die Essener allerdings wiederum in weiten Teilen verwarfen, weil sie nur die Masora, die schriftliche Überlieferung des mosaischen Gesetzes anerkannten – ebenso, wie später auch Jesus (f).
In den Streitfragen der frommen Essener mit den verweltlichten Sadduzäern über den rechten Fest-Kalender und Tempelritus hielt es Jakobus aber wiederum mehr mit den heiligen »Chassidim«:
Die »Essener« waren nämlich im Kern allesamt Priester aus dem Geschlecht des Zadok, welcher einstmals der Hohepriester an der Seite des Königs David war (g). Die Essener waren also auch allesamt »Zadokiden« und »Söhne des Zadok« – ebenso wie die »Sadduzäer«, deren Name sich gleichfalls von jenem Hohenpriester ableitete, der auch »Sadduk« genannt wurde.
Diese Sadduzäer aber hatten den jüdischen Fest-Kalender der babylonisch-persischen Jahres-Berechnung angeglichen, welche sie im Exil übernommen hatten (h). Das sahen allerdings viele chassidische Priester als eine Abkehr vom ursprünglichen und damit einzig rechten und allein gültigen mosaischen Fest-Kalender an (i).
Als sich die Sadduzäer, welche den aristokratischen Priester-Adel Israels bildeten, dann aber auch noch den kriegerischen Makkabäern angeschlossen hatten, die das Heilige Land aus der griechischen Herrschaft befreit hatten und sodann in ihrer Hasmonäer-Dynastie schließlich die weltliche und die geistliche Oberhoheit miteinander verbunden hatten und hinfort als kriegerische königliche Hohenpriester herrschten (j), da hatte sich die fromme Priesterschaft der Essener, die das ganze Priestertum als verweltlicht verurteilte (k), vollständig von den Sadduzäern abgesondert und eine halbe Tagesreise östlich von Jerusalem in der Wüste am Südwest-Ufer des Toten Meeres in Qumran eine Siedlung gegründet, um sich durch ein rituell gereinigtes und geheiligtes, vergeistigtes pazifistisches priesterliches Leben in der Abgeschiedenheit auf die Ankunft des Messias vorzubereiten, da sie das Ende der Zeit heraufziehen sahen, nachdem nach ihrer Ansicht von der falschen, heuchlerischen Priesterschaft nicht allein die heiligen Festzeiten für den Opferdienst im Tempel auf schändlichste, höchst verwerfliche Weise geändert worden waren (l), sondern diese überdies durch die Hasmonäer auch nur noch von weltlichem Machtstreben beherrscht war.
Diese kritische Haltung gegenüber den Sadduzäern machte die Essener wiederum auch bei den Rabbinern beliebt, da die Pharisäer auch in vielen Ansichten in heftiger Opposition zu den Sadduzäern standen (m) und wie die Essener die Vereinigung von Thron und Altar unter den kriegerischen Hasmonäern ablehnten (n) – wenngleich die Essener die rabbinische Halacha der Väter der Pharisäer ablehnten.
Nachdem ihre Siedlung in Qumran aber durch ein schweres Erdbeben zerstört worden war, hatten sich die Essener in Jerusalem auf dem Berg Zion ansiedeln können. Sie hatten nämlich von Herodes dem Großen viele Privilegien erhalten, nachdem jener die Herrschaft der Makkabäer mit der Hilfe Roms endgültig gebrochen hatte und schließlich auch noch den letzten hasmonäischen Hohenpriester, den er noch hatte ernennen müssen, hatte umbringen lassen, wenngleich er gegen die enorm große und mächtige priesterliche Aristokratie der Sadduzäer aufgrund ihrer hohen Stellung und fest eingebürgerten geistlichen Gerichtsbarkeit im Volk, die auch von Rom anerkannt worden war (o), nichts unternehmen konnte.
Dessen ungeachtet hatte Herodes der Große, wo immer er konnte, die aus dem Tempeldienst gedrängte Priester-Klasse der Essener unterstützt, die in Opposition zu den Sadduzäern stand, und hatte diese im Gegenzug als Arbeiterschaft für sein größtes Bauprojekt gewonnen: den Ausbau des Jerusalemer Tempels in einer unvergleichlichen Pracht-Entfaltung (p).
Durch die Unterstützung jener im Volk so hoch angesehenen Chassidim, der Essener, sowie durch seinen atemberaubend prachtvollen Ausbau des Heiligtums Gottes hatte Herodes der Große nämlich mehr Gunst beim Volk zu gewinnen erhofft, da er in den Augen der Juden ein unreiner Heide ohne jeden Anspruch auf die Herrschaft in Israel war (q). Denn Herodes der Große war ein Idumäer, der Sohn des Edomiters Antipater, gewesen, welcher einst durch Julius Cäsar zum Prokurator von Judäa eingesetzt worden war, nachdem das Heilige Land durch Pompejus gänzlich der römischen Herrschaft unterworfen worden war.
Der gott-gerechte Zaddik Jakobus hielt es also einerseits mit den Essenern, welche den Tempel Gottes durch den Festkalender der Sadduzäer als verunreinigt und entweiht betrachteten, andererseits aber in Fragen der Auslegung der Thora wiederum mit den Pharisäern und ihrer übergestrengen Halacha, wie sie ihnen von den altehrwürdigen Rabbinern überliefert worden war (r).
Und da er sich in allem doch sein eigenes Urteil bildete, galt der Zimmermann Jakobus, das Oberhaupt des Hauses Joseph, bei seinen Volksgenossen als unparteiisch, unbestechlich und gänzlich frei von jedweder Beeinflussung (s), unbescholten allein dem Gesetz des Mose ergeben. Darum auch genoss er so hohes Ansehen bei allen und wurde für seinen Rat hoch-geschätzt.
25-C: Jakobus und seine Brüder hielten Jesus für das Produkt einer Schändung
Jakobus war also nach dem Tod seines Vaters Joseph das neue Oberhaupt der Familie geworden. Und seiner Autorität hatte damit auch fortan Maria unterstanden – die Mutter des Herrn, zusammen mit ihrem Kind, dem jungen Knaben Jesus (a).
Maria nämlich war im dritten Jahr unter der Obhut des altehrwürdigen gerechten Witwers Joseph, also mit gerade einmal sechzehn Jahren (b), auf unerklärliche Weise schwanger erfunden worden und hatte beteuert, sie wüsste von keinem Mann, sondern ihr Kind wäre vielmehr vom Heiligen Geist Gottes (c).
Nachdem aber die junge Maria Gott, dem HERRN, geweiht und damit gleichsam dem Höchsten selbst als ewige Jungfrau an-vermählt worden war (d) und darum der Obhut und dem Schutz des altehrwürdigen Joseph anbefohlen worden war, hatten die Priester alle beide mittels eines Gift-Tranks einer göttlichen Prüfung nach dem »Gesetz der Eifersucht« Gottes, dessen Name »Eifersucht« ist (e), unterzogen.
Da die Leviten aber weder Maria, noch Joseph auf diese Weise irgendeiner Schuld überführen konnten, weil jener tödliche Trank ihnen nicht schadete (f), hatten sie darauf bestanden, dass das junge Mädchen Maria mit dem schon betagten Joseph verheiratet wurde (g) nach dem Gesetz, da man den heiligen Mann trotz seines vorgerückten Alters (h) für den Vater des Kindes gehalten hatte (i), welchem der damals höchst beliebte Name »Jeschua« gegeben wurde, was auf lateinisch »Jesus« heißt, verdolmetscht aber: »Gott bringt noch Heil« (j).
Jakobus aber, wie auch die anderen Söhne des Joseph, glaubte nicht an Jesus (k), welcher auf diese sonderbare Weise ihr „Bruder“ geworden war nach dem Gesetz (l), nachdem Maria mit ihrem schon betagten Vater verheiratet worden war (m), da sie in ihren jungen Jahren mit einem Male schwanger erfunden worden war – angeblich vom Heiligen Geist (n).
Wohl kannten sie die Geschichten um Maria, welche als Geweihte Gottes (o) mit zwölf Jahren von den Tempelpriestern ihrem alten Vater Joseph anvertraut worden war (p), wie es zugegangen sein soll, dass sie schwanger erfunden wurde, ohne je von einem Mann berührt worden zu sein (q); denn ihr Vater hatte es ihnen im Geheimen anvertraut. Sie aber glaubten es ihrem Vater nicht, sondern sie meinten, er hätte sich von dem Mädchen, das seiner Obhut anbefohlen worden war, betören lassen, dass er ihren Märchen glaubte (r).
Maria war nämlich überaus anmutig und schön (s). Darum auch meinten die Brüder, ihr wäre von einem römischen Soldaten Gewalt angetan worden, und Jesus sei der Bastard eines heidnischen Römers (t).
25-D: Jesus konnte doch unmöglich die Zeugung eines heiligen Engels sein!
Denn auch, wenn sie aus den Schriften wussten, dass es in der grauen Vorzeit Engels-Zeugungen gegeben haben sollte (a), konnten sie´s doch nicht glauben, das dergleichen nunmehr hier und in ihrer Zeit vorgefallen sein sollte. Joseph hatte nämlich behauptet, Maria habe ihr Kind empfangen vom Heiligen Geist und dem Engel des HERRN selbst (b).
Sie aber konnten und wollten solches nicht glauben, dass Gott in Seiner Heiligkeit sich selbst einen Sohn gezeugt haben sollte (c), wie man es auch den heidnischen Göttern nachsagte. Denn schließlich sollten nach dem Zeugnis der Schriften auch alle himmlischen Gottes-Söhne, die ihren hohen Stand geschändet hatten, indem sie zu Menschentöchtern eingegangen sein sollten und mit ihnen die Nephilim und Raphaim, die riesenwüchsigen Titanen der Vorzeit, gezeugt haben sollten (d), allesamt von Gott dafür verstoßen und verbannt und in höllischen Regionen des Abgrunds mit Fesseln der Ewigkeit gebunden worden sein (e). Und nun sollte der Heilige selber … (mit einer Menschentochter Unzucht getrieben haben?!) Einfach undenkbar!
Wie es sich aber zugetragen hat, dass Maria schwanger erfunden wurde durch den Heiligen Geist (f), dass Jesus keineswegs eine Zeugung Gottes war, sondern die ewige Gottheit selbst, die sich restlos entäußert hatte, um aus einer Menschentochter ein menschliches Werden zu durchlaufen, all das konnten sie damals freilich weder begreifen, noch fassen (g).
25-E: Nach dem Tod Josephs war Jakobus als das neue Familien-Oberhaupt Jesu Zieh-Vater geworden
Gleichwohl achtete Jakobus jene aufgenommene Maria, wie eine kleine Schwester; denn er wusste wohl, dass sie keine Schuld traf daran, dass ihr ein grober Heide Gewalt angetan hatte. Auch erkannte Jakobus wohl, dass sie – als eine Geweihte Gottes im Tempel aufgewachsen (a) – lauteren Herzens war und überaus fromm (b).
Trotzdem war Jesus in den Augen des Jakobus doch immer ein heidnischer Bastard, wenngleich er sich vor dem Kind davon nichts anmerken lassen wollte, da er wusste, dass dem Jungen Jesus ebenso wenig eine Schuld traf, wie dessen junge Mutter, die man in ihrem zarten Kindesalter geschändet hatte.
Und als Jesus schon in jungen Jahren damit begann, Gott als Seinen persönlichen Vater zu betrachten (c), erklärte Jakobus sich das so, dass der junge Jesus wohl doch irgendwie mitbekommen haben musste, dass Er nicht der leibliche Sohn Seines betagten Zieh-Vaters Joseph war und sein konnte, und sich aus der Schande, die auf Ihm lag, am Ende der Bastard eines heidnischen Hundes zu sein, in solche Wahnvorstellungen flüchtete, Er sei ein ganz außergewöhnliches Kind Gottes (d) – ähnlich wie wohl auch Jesu Mutter, die sich – einst über-behütet im Heiligen Tempel Gottes aufgewachsen (e) – über dem erlebten Trauma ihrer Vergewaltigung im noch zarten Kindesalter in derartige Phantastereien verstiegen hatte.
So nahm sich Jakobus des Jungen an, nachdem ihr Vater Joseph verstorben war, als wäre er sein eigener Sohn, oder vielleicht besser: ein angenommenes Waisenkind oder eine Art aufgezwungener „Neffe“.
Denn Jakobus betrachtete Maria, die seinem Vater Joseph auf Geheiß der Tempelpriester anvermählt worden war (f), niemals als seine neue Mutter, zumal sie schließlich sogar jünger war, als er! – bestenfalls als eine unter die Obhut seines Vaters gestellte Halb-Schwester; und entsprechend betrachtete Jakobus den kleinen Jesus freilich auch mehr als einen „anverheirateten“ Neffen, denn als einen jüngeren Bruder.
Jesus war damals vierzehn Jahre alt gewesen, als Sein Zieh-Vater Joseph (g) verstarb, und war damit bereits ein »Bar Mitzwa«: ein vollmündiges Mitglied der Gemeinde und ein »Sohn des Gesetzes« (h). Und Er hatte das Handwerk des Zimmermanns erlernt von Seinem Vater Joseph und von Jakobus und dessen Brüdern (i).
25-F: Jesus entwickelte ein Herz für Außenseiter, wie Er sich auch selbst als einen solchen erfuhr
In dieser Zeit, als Jesus mit Seiner Mutter noch im Hause des Jakobus gelebt hatte, der nach dem Tod seines Vaters zum Familienoberhaupt geworden war, war es allerdings zunehmend zu Spannungen zwischen Jakobus und den heranwachsenden Jesus in Hinblick auf das Verständnis der Thora gekommen:
Jakobus vertrat die Auffassung, dass das Gesetz hart und konsequent zu befolgen war; Jesus dagegen sprach immer von der Liebe und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters (a), die auch noch allen Sündern gelten würde (b), welche die Gebote Gottes nicht in allen Stücken zu befolgen vermochten (c), wozu nach Jesu Auffassung ohnehin niemand fähig war (d), so dass letztlich alle allein aus der göttlichen Gnade leben konnten (e).
Die Gebote, welche Gott den Menschen geschenkt hatte, waren nach Jesu Ansicht für die Menschen da, als eine Hilfe und Richtschnur, und nicht umgekehrt die Menschen für die Thora (f), so dass sie ihr nicht in einem knechtischen Geist ergeben sein müssten und nur in penibler übertriebener Unterwürfigkeit unter der Thora ihr Heil finden könnten, wie es die Pharisäer lehrten (g).
Jesus hatte ein Herz für die Außenseiter, die wegen ihrer Unzulänglichkeit vor dem Gesetz geächtet wurden (h), ja, sogar für die Samariter mit ihrem heidnischen Halb-Glauben (i) und die Römer, denen Er mitunter mehr wahren Glauben zusprach, als den orthodoxesten Juden, da die Heiden in ihrer Freimütigkeit gegenüber den göttlichen Geboten (j) nach Jesu Ansicht weit mehr aus der göttlichen Barmherzigkeit lebten (k) als die verbissen gesetzestreuen Juden, die Seiner Ansicht nach alle einem engherzigen, herzlosen, eiskalten, geradezu fanatischen Eifer um das Gesetz verfallen waren (l) und es gerade darin übertraten und brachen (m).
Dass Jesus solch ein weites Herz für alle Abseits-Stehenden hatte, lag wohl, so meinte Jakobus, daran, dass – wie sehr sie sich auch alle bemühten, sich nichts anmerken zu lassen – der Junge sich auch selbst im Kreis Seiner eigenen Familie aber wohl doch immer irgendwie als ein Außenseiter erfuhr – vielleicht sogar als einen widerwillig aufgezwungenen Heiden-Bastard, auch wenn über Seine Herkunft, die im Dunkel lag (n), – nach des Jakobus strikten Anweisungen – niemals auch nur ein einziges Wort verloren werden durfte.
Denn Jakobus hatte es seinem scheidenden Vater Joseph fest zugesichert – seinem Vater, der ihn noch auf dem Sterbebett beschworen hatte und im Verscheiden allein nur noch einen Sinn hatte für jenen angenommenen Sohn, – dass er ihn aufziehen würde, wie seinen Allerliebsten. Und seines Vaters letzten Worte waren: „Tut an Ihm nicht, wie die Kinder Jakobs an ihrem jüngsten Bruder, dem Joseph, der auch nicht ihrer Mutter Sohn war, sondern das Kind der Freien, Vielgeliebten (o). Tut an Ihm nicht nach der Weise der Kinder Israel, dass ihr Ihn dafür verstoßt und verdammt, weil Er nicht von euch ist, wie auch nicht von eurer Gesinnung, sondern aus einer anderen! (p) Tut an Ihm nicht, wie die Kinder Jakobs in ihrem Unverstand und Unwillen an Joseph, die ihn für seine Visionen aus Gott verachteten und verstießen!“ (q)
Da sie trotz allen Mühens aber wohl doch nicht hatten verbergen können, dass der junge Jesus ein ihnen allen aufgezwungener Außenseiter, kein echtes Familienmitglied war, fühlte sich Jakobus doch nie ganz unschuldig an der Entwicklung seines kleinen Bruders oder Neffen, dieses ihm aufgebürdeten Zieh-Sohnes, dass jener Junge so überzogen weichherzig und mitleidvoll gegen alle Außenseiter geworden war, da Er sich selbst im Kreis Seiner eigenen Familie schließlich von klein auf als Außenseiter erfahren hatte.
Und je mehr ihm Jesus entglitt, desto stärker hatte sich bei Jakobus die übermächtige Überzeugung eingestellt, dass in jenem, ihnen allen aufgebürdeten Sohn in zunehmenden Maße Seine unselige heidnischer Abkunft durchschlug, da Er – wiewohl am achten Tag beschnitten nach dem Gesetz (r) – doch unbeschnittenen Blutes war, wie Jakobus meinte (s).
Jesus mit Seiner Mutter waren und blieben einfach, wenn auch unausgesprochen, der dunkle Schandfleck auf ihrer heiligen Familie, die doch sogar messianischer Abkunft, aus dem königlichen Geblüt des David war (t). Denn sie alle waren zu diesem Mädchen mit ihrem Kind wider Willen durch einen angeblichen göttlichen Beschluss gekommen, wie jene vermeintliche Jungfrau zu ihrem Kind! (u)
25-G: Jesu eigenwillige, völlig neue Gotteslehre stieß dem Jakobus gehörig auf!
Schließlich hatte es Jesus mit dreißig Jahren zum Täufer Johannes hinaus gezogen (a), da Er mit zunehmenden Alter einen inneren Ruf zu verspüren meinte, Er solle die unverlierbare Liebe Seines himmlischen Vaters gegenüber allen Seinen verlorenen Kindern Israels (b), auch gerade und besonders zu den Gescheiterten und Gestrauchelten und Gefallenen, verkündigen (c).
Jesus war sich dieser Seiner göttlichen Sendung völlig sicher und meinte, so empfand es Jakobus, in einer geradezu selbstgefälligen überheblichen Weise, den Willen und das Wesen des Gottes Israels besser zu verstehen, als alle anderen, weswegen Jesus sich auch berufen sah, dies allen zu künden (d).
Ja, Er betrachtete den Allmächtigen, und redete vom Höchsten in geradezu lästerlicher Form wie von Seinem ganz persönlichen vertrauten Abba, als wäre Er in ganz einzigartiger Weise regelrecht Gottes erstgeborener Sohn! (e)
So hatte Jesus schließlich das Zimmermanns-Handwerk aufgegeben, um dem Ruf Seines „himmlischen Vaters“, wie Er es nannte (f), zu folgen, und hatte schließlich begonnen, im ganzen Volk völlig neue Lehren über Gott als einen Abba vollendeter Liebe zu verbreiten (g), wie man sie in ganz Israel noch nicht gehört hatte (h), was dem Jakobus natürlich extrem aufstieß und missfiel (i). Denn Jakobus meinte, Jesus sei einem regelrechten Gottes-Liebes-Wahn verfallen, völlig übergeschnappt und von Sinnen (j), geradezu berauscht und trunken von Seinen Gottes-Liebe-Phantasien (k).
Darum hatte Jakobus auch mehrere Versuche unternommen, seinen jüngsten angenommenen Bruder in die Schranken zu weisen und von Seinem Ansinnen abzubringen – am Ende sogar schließlich zusammen mit der ganzen Familie, mit welcher er Jesus aufgesucht hatte. Da hatte er damals auch Jesu Mutter Maria genötigt, mit ihnen allen entsprechend auf Jesus einzuwirken (l).
Denn es blieb ihm nicht verborgen, wie Jesus durch Seine neuen Lehren in zunehmenden Konflikt mit den Geistlichen Israels, den gestrengen Gesetzes-Hütern und -Wächtern, kam, und zwar sowohl mit den Pharisäern, wie auch mit den Sadduzäern (m). Und weil Jesus damit die ganze Familie des Jakobus in Verruf, wenn nicht sogar in Gefahr zu bringen drohte, hatte Jakobus mehrere Anläufe gemacht, Jesus zur Vernunft zu bringen – jedoch ohne jeden Erfolg, gänzlich vergeblich!
25-H: Schließlich kam es zum Bruch und Jesus zog mit Seiner Mutter zu deren Verwandtschaft in Kapernaum
Jesus hatte damals schon eine Schar von Jüngern um sich gesammelt. Zu Seinen ersten Jüngern, die Er berufen hatte, zählten zwei miteinander befreundete Brüderpaare aus dem benachbarten Kapernaum (a).
Sie arbeiteten in der äußert erfolgreich florierenden Fischerei des Zebedäus, dessen Frau Salome die jüngere Schwester von Maria, der Mutter Jesu, war (b). Zebedäus und seine junge Frau Salome hatten nämlich zwei Söhne, den Jakobus und seinen kleinen Bruder, den Johannes. Diese beiden waren also Vettern Jesu, Seine Cousins mütterlicherseits, und kannten Jesus von gemeinsamen Familienfesten bereits von klein auf. Die beiden Söhne des Zebedäus wiederum waren eng befreundet mit Simon und Andreas, den Söhnen des Jonas (c), mit denen sie gemeinsam mit vielen anderen Angestellten des Zebedäus in Kapernaum im Fischfang arbeiteten (d). Und diese beiden Söhne des Jonas waren wohl sogar Mit-Teilhaber der Fischerei ihres Vaters (e).
Schließlich hatte es den Johannes Bar Zebedäus mit seinem Freund, dem Andreas Bar Jona, hinaus zum Täufer in die Wüste gezogen; und sie traten der Schar Seiner Propheten-Schüler bei (f).
Der Täufer Johannes aber war seinerseits – wie sich später herausstellte – auch verwandt mit Jesus, nämlich ein Groß-Cousin Jesu, da dessen Mutter Elisabeth die Tante von Jesu Mutter Maria war und Johannes, der Täufer, damit der Cousin von Jesu Mutter Maria (g).
Und als Jesus sich von dem Propheten Johannes im Jordan hatte taufen lassen (h), da hatte der Täufer seinen Jüngern Johannes und Andreas bekundet, dass Er, Jesus, der verheißene Messias sei. Von dieser Stunde an waren jene beiden dann dem Jesus gefolgt. Und später schlossen sich auch ihre Brüder, Simon Petrus, der Bruder des Andreas, und Jakobus, der Bruder des Johannes, der Gefolgschaft Jesu an (i).
Nachdem aber der Täufer enthauptet worden war, kam es dann schließlich zwischen Jakobus und Jesus zur totalen Entzweiung, als Jakobus – als das Familienoberhaupt des Hauses »Joseph« – mit seiner ganzen Sippschaft (j) von Nazareth nach Kapernaum gezogen war, um Jesus wieder zurück zu holen (k). Denn Jakobus wollte seinem jüngsten „Bruder“ oder „Neffen“, in jedem Falle seinem „Zieh-Sohn“ Jesus verbieten, weiterhin mit Seinen neuen Lehren durchs Land zu ziehen, weil Jakobus fürchtete, Jesus könnte noch das selbe Geschick ereilen, wie den Täufer (l), und überdies Seine ganze Familie in Gefahr bringen.
Jesus war aber nicht im Mindesten dazu bereit gewesen, auch nur in kleinster Weise einzulenken, und hatte sich damit ganz offiziell vom Haus des Joseph gelöst, woraufhin Er mit Seiner Mutter Maria vollständig von Nazareth nach Kapernaum zur Familie des Zebedäus gezogen war (m), dessen junge Frau Salome die jüngere Schwester von Jesu Mutter Maria und damit Jesu Tante war (n).
25-I: Die ganze Familie des Zebedäus glaubte an Jesu göttliche Abkunft und Sendung
Im Hause des Zebedäus aber war Jesus mit Seiner Mutter Maria überaus herzlich und ohne jeden Argwohn aufgenommen worden. Denn Zebedäus und Salome waren, ebenso, wie ihre Söhne, sowohl Bewunderer des Täufers Johannes, als auch ausgesprochen von den neuen Lehren Jesu angetan. Denn Er lehrte ihrer Ansicht nach überzeugend mit Inbrunst aus Seinem in Liebe überfließendem Herzen und mit Vollmacht, nicht wie die Schriftgelehrten (a).
Und nachdem die Fischerei des Zebedäus äußerst gut lief, so dass er sogar ein weiteres, zweites Haus in Jerusalem nahe des Fischmarktes besaß, wo sie ihre gesalzenen und getrockneten, in Fässer gepackten Fische verkauften und sogar den Hohen Rat belieferten (b), war Zebedäus seinen beiden Söhnen Johannes und Jakobus durchaus nicht gram, als jene sich immer wieder zeitweilig dem Propheten vom Jordan und später schließlich ganz und gar ihrem Vetter Jesus anschlossen.
Denn Zebedäus entstammte, wie auch seine Söhne, dem Priestergeschlecht des Aaron,* weswegen Zebedäus auch mit Salome, der Schwester von Jesu Mutter Maria, vermählt worden war, da sie den „Töchtern Aarons“ und somit dem Geschlecht der Priester angehörte (c).
- Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte III 31,24; 4. Jhdt. n. Chr.
nach dem dort zitierten Polykrates, des Bischofs von Ephesus aus dem 2. Jhdt. n. Chr.
Darum empfand es Zebedäus auch als eine ausgesprochene Ehre und als einen großen Segen, dass Seine beiden Söhne von den zwei größten Propheten ihrer Zeit (d), zuerst von dem Täufer, dann aber auch von Jesus in dessen Jüngerschaft aufgenommen und überdies in Seinen engeren Kreis der Apostel berufen worden waren (e).
Denn Zebedäus wusste wohl darum, dass dies – trotz der bestehenden Familienbande – durchaus keine Selbstverständlichkeit war! (f) So hatte Jesus etwa unter den vielen, die Ihm bleibend nachfolgen wollten, von den drei Söhnen des Kleopas Alphäus, welcher der Bruder von Jesu Zieh-Vater Joseph (g) war,* allein Jakobus, den Jüngeren, in Seinen engsten Kreis der Apostel berufen (h), die ständig bei Ihm bleiben und mit Ihm überallhin durchs Land ziehen durften, während die Brüder von diesem Jakobus, dem Kleinen, mit Namen Joses (i) und Simeon* nur der weitläufigeren Jüngerschar Seiner zweiundsiebzig Herolde angehörten, die Jesus zwar auch regelmäßig, allerdings immer nur zeitweilig in Seine Schule genommen hatte (j). So hatte Jesus von Seinen drei Cousins väterlicherseits also allein den Jakobus Bar Kleopas gewürdigt, einer Seiner zwölf Apostel zu werden, die Ihn ständig begleiten durften.
- Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte III,11; 4.Jhdt. n. Chr.,
nach dem dort zitierten Historiker Hegesippus aus dem 2. Jhdt. n. Chr.:
Simeon, ein Cousin Jesu väterlicherseits, wurde nach dortiger Schilderung
später nach dem Bruder Jesu Jakobus (vgl. Gal 2,9) Patriarch der Urgemeinde.
Freilich waren dem Zebedäus aber auch von seiner Frau Salome, welche die Schwester von Jesu Mutter war, die wundersamen Geschichten um deren Schwester Maria bekannt, dass sie schon als Kind von ihren Eltern Joachim und Hanna Gott, dem HERRN, geweiht worden war (k) und schließlich nach der Kunde von Engeln gewürdigt worden war, den künftigen Messias Israels auszutragen (l), wie es schließlich auch von Elisabeth, der Tante von Maria und Salome, wie Mutter von Johannes dem Täufer, bestätigt worden war (m).
Darum glaubte das ganze Haus des Zebedäus an Jesu göttliche Sendung, und wenn Er mit Seinen Jüngern nach Kapernaum kam, war Er freilich immer im Hause des Zebedäus, des Vaters Seiner beiden Apostel Johannes und Jakobus, herzlich willkommen, in welchem dann schließlich auch Jesu Mutter bei ihrer Schwester Salome wohnte (n).
25-J: Seit Jesu Verwerfung in Nazareth gingen Seine Brüder komplett auf Distanz
Mit Jesu Familie väterlicherseits, also Seinen Halb-Brüdern, den Söhnen Seines Zieh-Vaters Joseph (a) war es dann aber schließlich wirklich zu einem vollständigen Bruch gekommen – relativ kurz, nachdem Jesus begonnen hatte, öffentlich zu predigen und Jünger um sich zu scharen.
Als Jesus nämlich hier einmal mit Seinen Propheten-Schülern in Seine Heimatstadt Nazareth kam, in welcher Er aufgewachsen war (b), und man Ihm am Sabbat gewürdigt hatte, aus den Schriften vorzulesen und diese auszulegen, und Er sich als der Messias zu erkennen gab, von dem in der Schriftrolle des Propheten Jesaja, die man Ihm gereicht hatte, die Rede war, da wurde Er von den aufgebrachten Bürgern Seiner Heimat-Stadt hinaus-gestoßen aus Nazareth (c).
Hier kam es dann auch endgültig zum Bruch mit Jakobus und der ganzen Familie Seines verstorbenen Vaters Joseph, über die Jesus – nach dem Empfinden ihres neuen Oberhauptes Jakobus – mit Seinem Auftritt in der Synagoge von Nazareth Schimpf und Schande gebracht hatte (d).
Freilich wurde dem Jakobus und seinen Brüdern immer wieder zugetragen, was Jesus überall im ganzen Heiligen Land an Wunderwerken vollbringen sollte, ob sie das nun hören wollten oder nicht. Jakobus und seine Brüder konnten all den Gerüchten aber keinen wirklichen Glauben schenken, da Jesus, als Er in Nazareth war, nicht ein einziges noch so bedeutungsloses Wunder wirken konnte – was jedoch in dem Unglauben der Bürger in Seinem Heimatort begründet war (e).
Und die Söhne des Joseph wollten es selbst sogar ihrem Onkel, dem Kleopas Alphäus, dem weit jüngeren Bruder ihres Vaters, nicht glauben. Jener nämlich gehörte zusammen mit seinen drei Söhnen, Jakobus, dem Kleinen, Joses und Simon, ebenfalls zu den Anhängern Jesu, die Ihm zeitweilig folgten; und des Kleopas Sohn Jakobus war sogar von Jesus in den engsten Kreis Seiner Apostel berufen worden, die allezeit bei Ihm blieben.
Und so hatte Kleopas mehrere Versuche unternommen, seinen Neffen Jakobus und dessen Brüder von Jesu Sendung zu überzeugen und sie zum Einlenken zu bewegen, was jedoch dazu geführt hatte, dass sie selbst sogar zu ihrem Onkel Alphäus auf Distanz gingen, weil sie seinem Zeugnis einfach keinen Glauben schenken wollten, obwohl er doch der Halb-Bruder ihres Vaters Joseph war!
So hatte Jakobus und seine Familie mit Jesus während der ganzen Zeit Seines Wirkens keinerlei Kontakt mehr, bis zu den Tagen des Passah in Jerusalem, wo Jesus viel Aufsehen erregt hatte, da Er zuerst von der ganzen Bevölkerung mit Hosianna-Rufen als der Messias Israels in Empfang genommen wurde (f), es dann aber zu dem großen Eklat kam, als Jesus im Tempel wütete, die Tische der Geldwechlser umstieß und selbst sogar auch die Händler mit ihren Opfertieren aus dem Vorhof des Heiligtums hinaus trieb (g), woraufhin Er schließlich vom Hohen Rat festgenommen und als Gotteslästerer verurteilt worden war (h) – und sich dann sogar wenig später das ganze Volk Israel gegen Jesus stellte und gegenüber dem Statthalter Pilatus, welcher Ihn freigeben wollte, eingefordert hatte, dass Er gekreuzigt würde (i) – wie auch immer es zu diesem plötzlichen, völlig unerwarteten Gesinnungswandel im gemeinen Volk kommen konnte (j).
25-K: Nicht nur beeindruckend! Überwältigend! Jesus blieb Seiner Überzeugung von der grenzenlosen göttlichen Liebe treu bis in den Tod!
Jakobus wurde Zeuge von all dem, wie auch seine Brüder und Schwestern, wenngleich sie auch in Jerusalem keinerlei persönlichen Kontakt zu Jesus und Seiner Mutter Maria hatten.
Trotzdem wühlte vor allem den Jakobus das alles ungemein auf, als er mit ansehen musste, welches Martyrium Jesus bis zu Seiner Hinrichtung auf dem Kalvarienberg vor Jerusalem erleiden musste (a) – jener Jüngste seiner Familie, welchen Jakobus doch einstmals aufgezogen hatte und anständig erziehen sollte, als er nach dem Tod seines Vaters Joseph das Familienoberhaupt geworden war.
So stand auch Jakobus unter dem Kreuz Jesu (b), wenn auch nur von ferne und in der Menge der Schaulustigen versteckt im Hintergrund, in einigem Abstand von Jesu Mutter mit den anderen Frauen und Jesu Lieblingsjünger Johannes (c), der in gewisser Hinsicht schließlich ein „angeheirateter“ Groß-Neffe des Jakobus war.
Immerhin befand sich Jakobus doch nahe genug am Kreuz, dass er Jesu letzten Worte vernehmen konnte, welche ihn über die Maßen bewegten und berührten, als Jesus nämlich zu Seinem Vater im Himmel rief: „Abba, Mein liebster Vater! Vergib ihnen, denn sie wissen ja nicht, was sie da tun!“ (d)
Und diese letzten Worte Jesu beeindruckten den Jakobus nicht nur, sondern überwältigten ihn geradezu und ließen den Ältesten Josephs erstmals etwas von der göttlichen Größe seines vermeintlichen Halb-Bruders oder angenommenen Neffen erahnen.
Dabei war genau diese barmherzige Einstellung Jesu einer ihrer ältesten massivsten Konfliktpunkte: Jakobus war ein Eiferer für das Gesetz des Mose (e) und vertrat die Position, dass man gegen alle, welche den Ansprüchen der Thora nicht gerecht wurden oder gar eindeutig Gebote Gottes übertreten hatten, mit äußerster Härte und Konsequenz vorgehen müsse: Solche Sünder gehörten wenigstens aus der Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen, ausgestoßen, geächtet und verbannt (f), mitunter sogar gesteinigt oder verbrannt (g).
Jesus dagegen vertrat die Ansicht, man müsse großherzig und nachsichtig mit all den vielen Sündern sein, die sich außer Stande sahen, den Ansprüchen der Thora gerecht zu werden (h), und man dürfe jene nicht als Gesetzesbrecher ächten und aus der heiligen Versammlung ausschließen und verbannen, sondern müsse sich ihrer vielmehr ganz besonders in Liebe, Nachsicht und Milde annehmen (i), wie ein guter Hirte seinen verirrten Schäfchen nachginge (j) oder ein anständiger Arzt sich um seine Kranken kümmere (k).
Jakobus also plädierte für Ausschluss, Jesus dagegen für Zuwendung. Jakobus sprach von konsequenter Unnachgiebigkeit und notwendiger väterlicher Härte (l), Jesus aber immer nur von der Notwendigkeit mütterlicher Barmherzigkeit und Milde (m).
Und wiewohl Jakobus und Jesus in dieser Hinsicht die denkbar unterschiedlichsten Standpunkte vertraten, wie sie nicht krasser gegeneinander stehen konnten, so kam Jakobus doch nicht umhin, über die Maßen davon beeindruckt, ja, geradezu überwältigt zu sein, wie konsequent Jesus Seiner Linie doch treu blieb, dass Er selbst noch bei Seiner Hinrichtung, nachdem man Ihn bis zur totalen Entstellung gegeißelt, gequält, angespien und verhöhnt hatte (n), für all jene bei Seinem himmlischen Vater um Erbarmen und Vergebung flehte (o), die Ihm allesamt den Rücken zugekehrt und schmählich verleugnet und verraten hatten (p) – ja, dass Er sogar selbst noch für die am Fluchholz um Barmherzigkeit flehte, die Seine schlimmsten Widersacher waren und Ihn den Tod eines von Gott Verfluchten und Verdammten sterben sehen wollten und mit Häme und Spott Seinem elendigen Verenden beiwohnten (q).
25-L: Ja, da wurde sogar Jakobus in seinem engherzigen Eifer für die Thora beschämt!
Und wenngleich Jakobus Jesu Haltung nie verstand, so beeindruckte ihn nun doch, mit welcher Konsequenz und verbissenen Zähigkeit sein einstiger Zieh-Sohn bereit war, Seinem Verständnis von Gott als einer unaussprechlichen Abba-Liebe treu zu bleiben (a), dass Er sogar bereit war, dafür in den Tod zu gehen und so Sein Leben selbst gleich einem freiwilligen Sühneopfer (b) für Seine Henker hinzugeben (c).
Ja, da zeigte Jesus eine Größe, die den Jakobus erstmals erahnen ließ, dass in Jesu Haltung bis in den Tod hinein etwas Übergroßes, Übermenschliches lag, und sich geradezu etwas Göttliches enthüllte und zeigte (d), wozu es selbst bei ihm, dem gesetzestreuen Jakobus, niemals hingelangt hatte (e). Und Jakobus war davon in einer Weise geradezu überwältigt, dass er erstmals erspürte, wie wenig er den Geist der Thora wohl erfasst haben mochte (f) und wie wenig er bei all seinem Eifer um das göttliche Gesetz dem wahren göttlichen Willen (g) in Wahrheit gerecht zu werden vermochte (h).
Der heroische Tod seines Bruders, der Seiner Liebe zu allen verlorenen Sündern treu blieb bis zu Seinem letzten Atemzug, selbst sogar gegen die, welche Ihn abschlachten ließen: (i) diese geradezu übermenschliche, schier unendlich grenzenlose göttliche Liebe und Barmherzigkeit Jesu beschämte den Jakobus nunmehr geradezu, dass er sich erstmals im Angesicht dieses Heiligen, der da hingerichtet wurde, selber total sündig und unwürdig fühlte (j).
25-M: Er ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden aller Welt!
Und nachdem Jakobus über all dem, was er erlebt hatte, keine Ruhe fand (a), suchte er das Gespräch mit seinem „angeheirateten“ Groß-Neffen Johannes, dem kleinen Cousin Jesu mütterlicherseits, der Jesu Lieblingsjünger gewesen war und als einziger von Jesu Aposteln zusammen mit Jesu Mutter und anderen Frauen unter dem Kreuz gestanden hatte (b), während alle anderen Jünger Jesu seit Seiner Festnahme irgendwo untergetaucht und von der Bildfläche verschwunden waren (c).
Und nachdem Johannes der Neffe Marias, der Mutter Jesu, war, nämlich der Sohn Salomes, der Schwester Marias, welche mit Zebedäus verheiratet war, war dem Jakobus freilich auch das zweite Haus des Zebedäus am Fischmarkt von Jerusalem bekannt.
So suchte er dort den Johannes am Sabbat-Tag nach der Kreuzigung Jesu auf.
Und von Johannes erfuhr Jakobus, dass Jesus Sein schreckliches Ende, dass Er in Jerusalem nehmen sollte, schon geraume Zeit zuvor vorausgesehen und Seinen Jüngern, den Aposteln, und den Frauen in Seinem Gefolge angekündigt hatte (d).
Und wenngleich auch Johannes zutiefst bestürzt und bekümmert war über das schauderhafte Ende, das Jesus in Jerusalem fand (e), das selbst auch seine schlimmsten Vorahnungen um ein Vielfaches übertraf, so war jener Lieblingsjünger des Herrn bei allem doch noch voller Hoffnung, dass es sich vielleicht trotzdem noch alles erfüllen könnte, was Jesus ihnen allen angekündigt hatte, dass Er nach drei Tagen wieder auferstehen würde (f).
Und Johannes verwies auf den Propheten Jesaja, welcher der Namens-Patron Jesu war; denn Jesus hieß nach Seiner Muttersprache »Jeschua«, was die damals übliche umgangssprachliche Form von »Jesaja« war, was bedeutet: »Gott ist Heil« (g).
Aber nicht allein darum stand dem verstorbenen Meister des Johannes jener Prophet Jesaja so nahe, sondern vor allem deswegen, weil Jesus sich besonders in den Prophezeiungen des Jesaja von dem erlesensten Gottesknecht wiederfand und der Rabbi des Johannes in den Ankündigungen des Jesaja Sein Schicksal besonders deutlich vorgezeichnet sah und diese auch für die bedeutsamsten Weissagungen über den Messias hielt (h).
Und der kleine Sohn des Zebedäus fragte den Jakobus: „Du weißt doch sicher noch, dass Jesus schon in eurer Synagoge in Nazareth bekundet hat, als Er aus dem Propheten Jesaja von der Sendung des »Messias« vorlas, dass sich dies in Seiner Person erfüllen würde, was dort vom »gott-gesalbten« Erlöser Israels geschrieben steht: (i)
»Der Geist des HERRN ist auf Mir, weil Er Mich zum Messias gesalbt hat, den Armen das Evangelium zu verkünden, allen Gebundenen, dass sie frei werden sollen, allen Blinden, dass sie wieder sehen sollen, und allen Zerschlagenen, dass sie wieder aufgerichtet werden sollen (j), weil Er Mich gesandt hat, auszurufen das Gnadenjahr, die große Heils-Epoche des HERRN« (k).
Und hat sich all dies nicht auch tatsächlich in Seinem Wirken erfüllt?!“ (l)
Und Johannes verwies auf das Lied des Jesaja von dem leidenden Gottesknecht (m), der Sein Leben lassen würde, wie ein Opferlamm, zur Vergebung aller Sünden, in welchen Jesus sich wiederfand, und fügte hinzu, dass schon der Täufer Johanan auf diese Verheißung angespielt hatte, als er ihn, den Johannes, und seinen Freund Andreas aufgefordert hatte, fortan Jesus nachzufolgen, nachdem dieser sich von ihm hatte taufen lassen (n), weil der Täufer die Salbung aus den Himmeln auf Jesus herab kommen sah (o) und ihnen beiden sodann eröffnet hatte: „Dieser ist das Lamm Gottes, von dem schon Jesaja kündete, dass es hinweg nimmt und auf sich lädt die Sünde wahrhaft aller Welt“ (p).
In diesem Hymnus des Jesaja auf den leidenden Gottesknecht wurde aber nicht nur dessen Sühneleiden für alle verlorenen Schafe Israels prophezeit (q), sondern auch verheißen, dass Er von Gott dafür erhöht würde zu einem Leben ohne Ende, und dass Er zahllose Nachkommen sehen würde, die – von Seinem Geist beseelt – Seine Nachfolge antreten würden (r).
Auf diese Verheißung richtete Johannes nunmehr all seine Hoffnung.
25-N: Leider keine Möglichkeit mehr, von Jesu Lieblingsjünger noch Genaueres zu erfahren!
Jakobus hätte sich gerne noch intensiver mit Johannes über all das ausgetauscht. Doch als er in der darauf folgenden Woche seinen Groß-Neffen wieder aufsuchen wollte, wurde ihm mitgeteilt, die Familie des Zebedäus wäre bereits wieder abgereist, was auch verständlich war; denn nachdem Zebedäus den Hohen Rat mit Fischen belieferte und ein Priester aus dem Geschlecht Aarons war, wie auch seine Söhne, Johannes und Jakobus, war Zebedäus und sein Haus den Hohenpriestern freilich bekannt (a), wie dem Sanhedrin bestimmt auch nicht entgangen war, dass die beiden Söhne des Zebedäus, Johannes und Jakobus, Jünger aus der engsten Gefolgschaft Jesu waren (b).
Darum war nur allzu nachvollziehbar, dass Zebedäus zusammen mit seinen Söhnen und seiner Frau Salome, sowie mit Maria, der Mutter Jesu, Jerusalem verlassen hatte, um nicht in die Hände des Sanhedrins zu fallen (c).
Was Jakobus aber nicht wusste und ihm vom Gesinde des Zebedäus auch nicht mitgeteilt werden konnte, weil diese selbst darüber nicht informiert worden waren, war, dass sich die Familie des Zebedäus zusammen mit Jesu Mutter noch immer in Jerusalem befand und gemeinsam mit den Aposteln im Haus des Vaters des Johannes Markus (d), der später auch mit Simon Petrus ein Evangelium über Jesus geschrieben hat, untergetaucht waren und sich in dem Saal im Dachgeschoss des Hauses versteckt hielten (e), wo Jesus in diesem Jahr auch mit Seinen zwölf Aposteln allein am Tage vor Seiner Hinrichtung das Passahmahl gefeiert hatte (f).
Denn dieser Aufenthaltsort war nicht einmal den Mitgliedern des Hohen Rates bekannt.
Sie wussten allein, dass der Vater des Johannes Markus den Jüngern Jesu den Ölbaum-Garten »Gethsemane«, einen ummauerten Olivenhain mit einer »Ölpresse« und einem Wirtschaftsgebäude, am Hang des Ölbergs zur Verfügung gestellt hatte, wo Jesus mit Seinen Jüngern nächtigte und sich auch tagsüber zurück ziehen konnte. Denn zum Passahfest kampierte ganz Galiläa in Zeltlagern auf dem Ölberg – dort, wo auf der Anhöhe des Bergkamms der Weg nach Jericho über Bethphage vom Weg nach Bethanien abzweigt.
Dass Jesus dort auf dem Privatgrund des Vaters von Markus in jenem von Mauern umgebenen Ölbaum-Garten mit Seinen Anhängern Rückzug fand und dort auch nächtigte, war dem Hohen Rat also durchaus bekannt geworden, jedoch nicht, wo Jesus sich zum Passahfest aufgehalten hatte (g), und dass in dem selben großen Saal im Obergeschoss des Hauses des Vaters von Johannes Markus schließlich Jesu ganze Gefolgschaft nach Jesu Hinrichtung Unterschlupf fand und dort versteckt gehalten wurde (h).
Aus diesem Grund blieb es auch dem Jakobus verborgen, dass sich sein Groß-Neffe Johannes noch immer in der Heiligen Stadt aufhielt, und er hatte keine Möglichkeit, sich noch intensiver mit ihm über alles auszutauschen, was jener mit Jesus erlebt hatte und in welchen Prophezeiungen Jesus sich ansonsten noch wiederfand.
25-O: Jakobus war wie vom Donner gerührt: Was war von dem leeren Grab zu halten?!
So wollte Jakobus wenigstens das Grab Jesu aufsuchen, um dort für die Seele seines „Halb-Bruders“ oder angenommenen „Neffen“ oder „Zieh-Sohns“, oder wie immer man ihre Beziehung auch einordnen wollte, zu beten (a) und inwendig für sich selbst auch innere Zwiesprache mit seinem verstorbenen jüngsten Familienmitglied zu halten, um sich mit Ihm innerlich auszusöhnen (b).
Von seinem Groß-Neffen Johannes wusste Jakobus, dass Jesus in der Felsengruft im Garten des Joseph von Arimathia bestattet worden war (c). Doch als Jakobus das Felsengrab aufsuchte, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, dass dies wieder geöffnet worden war und der Leichnam Jesu entwendet worden war (d).
Als Jakobus schließlich die Gärtner des Joseph von Arimathia ausfindig machen konnte, die mit der Pflege der Grabanlage betraut waren (e), erfuhr er von der unglaublichen Geschichte, welche jenen zugetragen werden war: dass Jesu Leichnam von Seinen Jüngern heimlich gestohlen worden sei (f), aber auch, das gemunkelt würde, der vom Präfekten Pilatus zur Sicherung des Grabes abgeorderte Wachtrupp sei in der Nacht des großen Sturmes und Erdbebens nach dem Sabbat von der Gruft geflohen, da sich dort irgendetwas Schauderhaftes abgespielt haben muss, was selbst diese gestandenen römischen Soldaten in Angst und Schrecken die Flucht ergreifen ließ (g).
Es gingen Gerüchte um, jener Prophet, der dort begraben worden war, sei in dieser Nacht von den Toten auferstanden, wie auch viele andere erst kürzlich verstorbene Tote ihren Anverwandten in jener Nacht erschienen sein sollten (h).
Das seien aber freilich natürlich alles nur Gerüchte! Angeblich wären die Wachsoldaten des Statthalters Pilatus von den Jüngern Jesu bestochen worden, so dass sie den Leichnam Jesu an sie herausgegeben hätten und nunmehr deren Lügenmärchen decken würden, jener sei in dieser stürmischen Nacht von den Toten auferstanden (i), zumal deren Meister Ebensolches angekündigt haben sollte, dass Er vom Totenreich des Scheol am dritten Tage ebenso wieder ausgeworfen würde, wie einst Jona von dem See-Ungetüm, das jenen verschlungen hatte (j).
Jakobus war wie vom Donner gerührt: Sollte er wirklich glauben, die Jünger Jesu hätten den Leichnam ihres Meisters, seines „Bruders“, „Neffen“, „Sohnes“, gestohlen, um nun alle Welt glauben machen zu können, Er sei tatsächlich, wie Er es angekündigt hatte, von den Toten auferstanden?!
Jakobus konnte das einfach nicht glauben: Das passte schlichtweg nicht zu seinem Groß-Neffen Johannes, wie auch nicht zu den anderen aus dem Gefolge Jesu, welche er kannte.
Oder hatten sie den Leichnam Jesu entwendet, um Ihn vor einer späteren Schändung, welche sie vielleicht fürchteten, zu bewahren? (k) Aber warum hätten da die Wachsoldaten des Pilatus mitspielen sollen?! Auf eine derartige Pflichtverletzung stand doch eigentlich die Totesstrafe! (l) Und warum wurden sie dafür nicht vom Präfekten zur Rechenschaft gezogen?! (m)
Fragen über Fragen! Beim Nachsinnen darüber musste Jakobus sich bei dem Gedanken ertappen, dass unter allen Varianten, was in jener Nacht vorgefallen sein sollte, die Version von der Auferstehung Jesu noch am glaubwürdigsten erschien!
Aber konnte das sein?! War Jesus tatsächlich der von Jesaja schon vor Jahrhunderten angekündigte Gottesknecht, der Sein Leben lassen würde zur Aussöhnung der ganzen verlorenen Welt? (n) – und der dafür von Gott wieder ins Leben gerufen werden sollte (o), um zahllose Nachkommen, die – von Seinem Geist beseelt – Ihm nachfolgen würden, sehen zu dürfen? (p)
25-P: Jakobus suchte schließlich Klarheit
Jakobus spürte ein unwiderstehliches Verlangen, diese Sache für sich klären zu müssen, um Antworten für sich zu finden – und auch Frieden über die unselige Entwicklung ihrer aller Familiengeschichte, warum alles so kommen musste, wie es gekommen war (a).
So schickte Jakobus seine Brüder und Schwestern allein zurück nach Nazareth. Er selbst aber wollte sich für die nächste Zeit noch mehr, als sonst, auch gänzlich unabgelenkt durch eine berufliche Beanspruchung (b), ganz Gott weihen und sich in der Nähe des Tempels, der heiligen Wohnstätte Gottes (c), ausschließlich der Erforschung der heiligen Schriften des Propheten Jesaja widmen.
Also erbat er sich bei den Essenern auf dem Berg Zion für die Zeit seiner Studien eine Aufnahme in einem Gäste-Haus ihrer klösterlichen Gemeinschaft und begab sich von diesem Tage an jeden Tag in eine Jerusalemer Synagoge, um über den Schriften des Jesaja nachzusinnen (d). Und als er die Prophezeiungen des Jesaja las, wurde er in seinem Herzen zutiefst angerührt und geradezu überwältigt (e).
25-Q: Der Gottesknecht aus Jesaja: das konnte nur Jesus sein!
Als erstes nahm Jakobus sich freilich den Hymnus auf den leidenden Gottesknecht vor. Und es hörte sich für ihn tatsächlich an, wie ein Nachruf auf Jesus, so stimmig passte alles auf das Ende, dass sein angenommener Bruder in Jerusalem gefunden hatte! Ja, es las sich, als wäre es geradezu jetzt erst im Nachgang ganz konkret auf Jesu Verscheiden hin von irgendeinem Seiner Jünger und Verehrer als ein Zeugnis und Evangelium vom Aller-Welt-Erlöser verfasst worden!
Und Jakobus überkam eine Ahnung, dass Jesaja dies wirklich vielleicht, im Geiste in diese Zeit versetzt, sogar selbst hautnah miterlebt (a) und darüber zutiefst berührt und ergriffen aus seiner eindrücklichen Erinnerung des aus der Zukunft Geschauten niedergeschrieben hatte (b) – und als ein Verkünder des Messias schon zugleich in gewisser Weise auch schon ein Jünger Jesu war, der Seinen Fußstapfen schon folgte, ehe Jener sie auf Erden hinterlassen hatte! (c) – so dass Jesaja, Jesus sogar in den Tod folgend, überdies auch in einem Holz, von Manasse zersägt, den Märtyrertod fand! (d)
Jesaja vermittelte in seinem Lied vom leidenden Gottesknecht genau die Empfindungen, welche Jakobus selbst bei der Kreuzigung hatte, wo ihn die Größe der Liebe Jesu für alle Verlorenen, selbst sogar Seine allerschlimmsten Gegner (e), seiner eigenen Hartherzigkeit überführte, welche Jakobus bislang für eine gottesfürchtige Liebe zum göttlichen Gesetz gehalten hatte (f). Er fühlte sich selbst im Angesicht dessen, der für die Verdammungswürdigsten flehte, wie ein ebensolcher verachtenswerter Heuchler entblößt und überführt und beschämt (g).
25-R: Und es war tatsächlich so! Nur die göttliche Gnade konnte sie alle noch retten!
Ja, es war genau, wie Jesaja es beschrieben hatte – die Erkenntnis auch des Jakobus im Angesicht des Gekreuzigten: (a) „Wir gingen ausnahmslos alle in die Irre, wie Schafe! (b) Ein jeder sah – für wie fromm er sich auch hielt – doch nur eigen-sinnig und selbst-süchtig auf seinen eigenen Heils-Weg.
Er aber vergab Sein Leben völlig selbstlos für alle anderen, auch die allergrößten Verlorenen! Er nahm die gerechte Strafe für alle Schuld und Verfehlung der ganzen verlorenen Welt auf sich! (c) – und allen berechtigten Fluch, auf dass kein Fluch mehr sei (d), und jeder nunmehr gänzlich befreit von seinem drückenden schlechten Gewissen herzu-treten kann vor das göttliche Liebes-Antlitz! (e) Die Strafe liegt auf Ihn, auf dass wir alle Frieden hätten! Und durch Seine Liebe, die sich trotzdem für uns alle ohne Ausnahme hingab, können wir alle Heil und Erlösung finden!“
So lasen sich die uralten Prophezeiungen des Jesaja für Jakobus. Und: oh ja! Das traf es wirklich auf den Punkt! Genau so war es! Exakt dies waren die Empfindungen, welche sich erstmalig auch im Herzen des Jakobus im Angesicht seines hingeschlachteten Bruders am Kreuz geregt hatten und ihn so völlig überwältigt hatten.
Nun, beim Lesen dieser göttlichen Worte über den für alle Welt leidenden Welt-Erlöser, überkam es den Jakobus sogar noch schlimmer, weil alle so erschütternden Erinnerungen nunmehr überdies im Licht der göttlichen Liebe erstrahlten, welche jene heiligen Worte erspüren ließen (f). So wurde Jakobus in einer Weise überwältigt, dass er wie ein reuiger Sünder geradezu in Weinkrämpfe verfiel (g).
Ihm wurde bewusst: Was Jesus da am Kreuz getan hatte, sich in solcher Liebe sogar für die Verlorensten der Verlorenen, die Ihn gekreuzigt hatten, hinzugeben, das war größer und besser als alles, was Jakobus in seinem ganzen Leben und in seinem inbrünstigsten Eifer um das Gesetz, um Heiligkeit zu erlangen, je getan hatte! (h) – weil Jakobus sich im Ringen um seine persönliche Reinheit von allen Verlorenen herzlos abgewendet und abgesondert hatte, statt sich ihrer Verlorenheit anzunehmen, selbst auf die Gefahr hin, darüber seine eigene Reinhaltung zu vernachlässigen (i).
25-S: Das Gesetz erfüllte sich selbst durch die göttliche Barmherzigkeit!
Da erkannte er: Die Gnade stand tatsächlich über dem Gesetz! (a) Denn andernfalls wären sie alle miteinander hoffnungslos verloren gewesen! (b) Und ja: Die Gnade und nichts als Gnade wollte im Eigentlichen auch das Gesetz! (c) Die Gnade selbst war das göttliche Gesetz, das Gott selber und Sein ganzes Wesen, wie auch Sein vollumfänglicher Wille war! Und allein Barmherzigkeit aus dieser göttlichen Barmherzigkeit konnte darum das Gesetz erfüllen und über jedes Gericht obsiegen! (d) Denn nur, wer die unendliche, unerfindliche, wie auch unverlierbare göttliche Gnade und Barmherzigkeit erfassen konnte, erfuhr sich nicht mehr unter Gesetz und Gericht und musste auch keine Verdammnis mehr fürchten! (e) Und nur ein solcher hatte das wahre Wesen Gottes erkannt (f), das niemals verurteilen, verdammen und verbannen konnte! (g) Der konnte froh und frei, gänzlich und in jeder Hinsicht befreit aus dieser göttlichen Barmherzigkeit leben und so empfangen, wie auch selbst weitergeben Gnade um Gnade um Gnade um Gnade! (h)
So eröffnete der Blick auf seinen gekreuzigten Bruder, der dort auch für ihn, den Jakobus, als einem Bruder (i) Sein Leben gegeben hatte, ein gänzlich neues Verständnis für das göttliche Gesetz: Es war zuerst und zuletzt und unbeirrbar das göttliche Wesen selber: nichts als Liebe und Barmherzigkeit und Gnade, die nichts als Liebe und Barmherzigkeit und Gnade von allen für alle will! (j)
Darum war das göttliche Gesetz zuerst und zuletzt, und auch in der Mitte, nichts als ein unverlierbarer göttlicher Zuspruch, der es überhaupt erst ermöglichte, in den freilich weiterhin fortbestehenden Anspruch (k) hinein zu wachsen (l) in der Gesinnung, die Barmherzigkeit, die man an sich selbst erfuhr und aus der man einzig wahrhaft aufleben konnte, auch allen anderen zuzugestehen und gegen alle zu leben (m) – also über aller Unzulänglichkeit gegenüber der göttlichen Liebe im Angesicht eben dieser dennoch geltenden Liebe und Barmherzigkeit (n) selbst liebevoll und barmherzig zu werden – mit sich selbst, wie auch mit allen anderen (o).
Alles, was das Gesetz verlangte, das wollte es selbst aufrichten und in allen ausrichten! (p) Denn das Gesetz – so wurde es dem Jakobus klar – war Gott selber, Sein eigenes Wesen, so, wie es sich in Jesus enthüllt hatte (q).
Und Jakobus ging auf: Dieses göttliche Gesetz lebte in und aus sich selber und verwirklichte so selbst in allen den hohen Anspruch (r), den es aus sich selbst auch an sich selbst stellte, so dass die göttliche Liebe selbst in allen die erhabenen Ziele verwirklichte, die Sie an sich selbst, wie an alle Ihre Kinder, die alle Ihr Eigen waren, richtete und hatte (s).
Das war das Verständnis Jesu vom göttlichen Gesetz, was Jakobus nie verstanden hatte – erst jetzt unter Jesu Kreuz! Die göttliche Größe und Weite in unendlicher Liebe, Gnade und Barmherzigkeit! Das war das Evangelium, das zu verkündigen Jesus als Seine Berufung erkannt hatte. Ein Evangelium, das wirklich alles zu ändern vermochte (t), weil ihm die Kraft der göttlichen Liebe und das Herzblut der Gottheit selbst innewohnte: das Blut des göttlichen Herzens, das wahrhaft für alle, auch die Verlorensten der Verlorenen, ewig unbeirrbar schlug (u) und sich ausgeschüttet hatte für restlos alle! (v)
25-T: In ihrer Mitte war tatsächlich der Höchste und Heilige selbst aufgewachsen!
Solche Gedanken stiegen in dem Jakobus auf, wenn er über die Worte des Propheten nachsann, die er gelesen hatte. Er verbrachte immer eine geraume Zeit in einer Synagoge, um in Jesaja zu lesen, und begab sich dann an des leere Grab Jesu, um darüber nachzusinnen und zu meditieren und auch zu beten.
So verbrachte Jakobus die nächsten drei Wochen. Und je mehr er las und nachsann, desto stärker brannte ihm das Herz über all den Dingen, die ihm aufgingen (a).
Ja, er fand sogar die Geschichten bestätigt, welche ihm und seinen Brüdern von seinem Vater Joseph über die wundersame Empfängnis Jesu im Vertrauen mitgeteilt worden waren, las Jakobus doch bei Jesaja: „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären; den wird man »Immanuel« nennen“, was bedeutete »Gott selbst mit uns« (b).
Da ging dem Jakobus auf, dass in jenem Kind der Maria, das sie ohne Zutun eines Mannes aus der Höhe empfangen hatte, Gott selbst auf die Erde gekommen war, um unter Seinen Kindern zu wandeln (c) und ihnen das Wesen Seiner allen zugetanen Liebe zu enthüllen (d).
Denn wie hieß es weiter von diesem Kind bei Jesaja? „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein großes Licht. Denen, die im Todesschatten der Finsternis wohnen, wird ein wunderbares Licht aufgehen, das alle Finsternis verschlingt! (e) Alle werden jubeln und jauchzen und frohlocken über diesem Licht! Denn es nimmt von ihnen allen das drückende Joch ihrer Last und zerbricht den Stock ihres Treibers, der sie beständig rastlos antreibt!“ (f)
Jakobus erkannte nunmehr: Dieses unerträgliche Joch des Antreibers: (g) das war der falsche Eifer um das Gesetz, der in einem knechtischen, immerfort rastlos angstbesetzten, getriebenen Geist hielt hin zu beständigem unseligen Bangen und Zittern, da man dem Gesetz doch nie genügen konnte! (h)
Und er las weiter: „Siehe, ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt worden, und die Herrlichkeit“ – eine Umschreibung für Gott und Seinen Geist – „ruht auf Seinen Schultern. Denn das ist der wahre Name dieses Kindes: Wunderbarer Ratgeber, Planer aller Wunder, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst!
Groß ist Seine Herrschaft, die sich ausbreiten wird über aller Welt Enden; und Seines Friedens wird kein Ende sein! Er wird den Thron Davids wieder aufrichten und stützen und festigen von nun an bis in alle Ewigkeit! Denn das ist der Wille Gottes, des HERRN aller Heerscharen selber, wofür der Höchste aus den Himmeln selbst sich ereifert und einbringt. Er wird es auch tun!“ (i)
Und als Jakobus dies las, da fielen ihm regelrecht die Schuppen von den Augen (j), und er verstand die Schrift – das große, unglaubliche Wunder, das hier angekündigt wurde, dass in jenem Kind einer Jungfrau Gott, der Ewig-Vater und Schöpfer, selber in Seine eigene Schöpfung eingehen wollte (k) und so ganz real unter Seinen Kindern, wie Einer von Ihresgleichen (l), wandeln und wohnen wollte (m).
Da verstand Jakobus mit einem Mal: Jesus war nicht irgendeine übernatürliche Zeugung, sondern Gott, der himmlische Abba, selbst (n), der sich in Ihm, Jesus, in ein menschliches Dasein entäußert hatte (o) und in Ihm leibhaftig in der Fülle Seiner ganzen Gottheit innewohnte! (p)
In ihrer Mitte war, verkannt und verachtet, der Höchste und Heilige selbst aufgewachsen! (q) – und hatte mitunter die Rute des ungehaltenen Jakobus gespürt! (r) Da fiel den Jakobus ein regelrechtes Zittern an!
Jetzt wurde Jakobus auch klar, warum Jesus ausgerechnet in ihre Familie hinein-geboren werden musste: Keineswegs, weil sie so heilig war, wie sie sich wähnte (s), sondern schlicht und ergreifend, weil sie königlichen Geblütes aus der Nachkommenschaft Davids war, aus welchem einstmals der Messias hervorgehen sollte (t), der kein anderer als Gott selber war, jener allgütigste Abba, den Jesus kündete und dessen Wesen Er in Seiner eigenen Person, gerade am Kreuz, in letzter Klarheit enthüllte! (u) In der tiefsten Erniedrigung wurde diese göttliche Liebe in unüberbietbarer Deutlichkeit und Vollendung enthüllt (v) und zu einem Feldzeichen des Heils für alle Nationen erhöht (w), nach welchem sich im Letzten ausnahmslos alle verlorenen Erdenseelen sehnen (x) – genau so, wie es Jesaja angekündigt hatte! (y)
Und mit jedem Tag, wo Jakobus über Jeschua in Jesaja las, machte er neue überwältigende Entdeckungen, wie sich tatsächlich alles in Jesus erfüllt hatte (z). Schließlich bestand irgendwann für ihn kein Zweifel mehr (aa), dass ihr kleiner Bruder Jesus tatsächlich der gott-gesandte Messias war, dessen Ursprünge von Ewigkeit her in der göttlichen Herrlichkeit selbst lagen (ab). Und sein Herz wurde mit überberstender Freude darüber erfüllt (ac).
25-U: Wenn Du wirklich der Wahrhaftige bist: vergib mir bitte meinen Unglauben und Unverstand!
Als so die dritte Woche verstrichen war, seit dem Tag, an dem Jesus hingerichtet worden war, hatte Jakobus alle Schriften des Jesaja durchstudiert und viel über die Worte des Propheten nachgesonnen. Und in ihm war die Überzeugung gereift, dass Jesus, der in ihrer Mitte aufgewachsen war (a), tatsächlich der verheißene Messias, ja, mehr noch: der Sohn Gottes, Gott selber, war (b).
So begab er sich am Todestag des Herrn in den Garten mit dem offen-stehenden Felsengrab und ging in die Gruft hinein und kniete vor der einstigen Lagerstätte des Leichnams Jesu nieder und betete, ohne es als eine Übertretung des ersten Gebotes Gottes zu empfinden: (c) „Jesus, kleiner Bruder! Wenn Du wirklich der bist, der uns verheißen worden ist nach der ewigen Absicht des Höchsten, zum Heil für wirklich ALLE (d) SELBST in Seiner eigenen Person Wohnung unter uns zu nehmen und alles zu erfüllen (e), so bitte ich Dich: Vergib mir meinen Unglauben und Unverstand (f), so, wie Du für uns alle gebeten hast und eingetreten bist (g), auf dass wir nicht vernichtet würden, wie es einst auch Mose getan hat! (h)
Vergib mir bitte alles, was ich Dir angetan habe, und offenbare Dich mir als den Letzten, der durch Deine Gnade doch auch noch zur Besinnung kam! (i)
Siehe, ich will hier in Deinem Grab verweilen, ohne zu essen und zu trinken, bis Du Dich mir gezeigt hast! Und wenn ich darüber sterben müsste! (j) Denn ich erkenne, dass auch das heiligste Leben sinnlos ist, wenn Du selbst nicht darinnen wohnst! (k)
So bitte ich Dich, erbarme Dich meiner und zeige Dich mir und sprich auch mir Deine Vergebung und Barmherzigkeit zu, wie Du sie auch dem letzten und größten Sünder erwiesen hast!“ (l)
Und nach diesen Worten setzte Jakobus sich zu Füßen des gehauenen Felsens, schloss seine Augen – sein Herz und seinen Geist ganz zu Gott hin gewandt (m) – und verweilte so vom Rüsttag zum Sabbat an Tag und Nacht bis zum dritten Tag (n).
25-V: Bewahre es in deinem Herzen, dass die Liebe des All-Abbas über allem steht!
Am ersten Tag der Woche aber (a), noch früh am Morgen, erhellte sich mit einem Mal die Gruft, in welcher Jakobus in meditativer Versenkung am Boden saß, und Jesus erschien ihm, am Kopf-Ende seiner einstigen Lagerstätte sitzend (b).
Und Er wies ihm den Platz neben sich und sprach: „Jakobus, fürchte dich nicht! (c) Friede sei mit dir! (d) Richte dich auf, und setzte dich an Meine Seite (e) und lege deinen letzten Zweifel ab, nachdem Ich Mich nunmehr auch deiner angenommen habe und dir erschienen bin, wo du doch zeitlebens an Mir und Meiner göttlichen Mission gezweifelt hast und in härteste Opposition zu Mir und Meinen Ansichten getreten bist. Komm und setze dich neben Mich!“
Da erhob sich Jakobus verängstigt und nahm am äußersten Fuß-Ende des gehauenen Felsens in gebührendem Abstand von Jesus Platz. Denn nunmehr sah und erkannte Jakobus in Jesus nicht mehr den aufgezwungenen Neffen und Zieh-Sohn, sondern den Sohn Gottes, der sie begnadigt hatte, unter ihnen aufzuwachsen und in ihrer Mitte unerkannt zu wohnen (f).
Entsprechend bezeichnete auch später Jakobus sich nie als den Herren-Bruder (g), sondern, ebenso wie Paulus, als eine Spätgeburt der Gnade (h) und als einen Knecht Jesu Christi, des höchsten Herrn (i).
Und Jesus sprach zu Jakobus: „Siehe, wiewohl Du so lange so starken Anstoß an Mir und an Meiner Gesinnung nahmst, so habe Ich doch darin deinen Eifer für unseren himmlischen Vater erkannt (j), für deinen, wie Meinen Vater und deinen, wie Meinen Gott (k), aus dem Ich ausgegangen bin (l), wie ihr alle aus Ihm gehoben seid (m), bestimmt zu eurer ursprünglichen glückseligen Gotteskindschaft in Ihm (n).
Und wiewohl du so lange so nachhaltig Ärgernis nahmst an Mir in größter innerer Erregung, so bist du doch der erste, welchem der Morgenstern der Erleuchtung aufging nicht etwa über Meiner Auferstehung, sondern vielmehr über Meinem Sühneleiden am Kreuz (o), wie über dem Forschen in den Schriften nach Mir, dem wahren Leben (p).
Darum habe Ich dich auch für würdig erachtet, dich Meiner zerstreuten, verlorenen Schafe anzunehmen in dem Mir vor-erwählten Volk der Kinder Israel (q).
Mögest du doch vor allem dies in deinem Herzen bewahren und zunehmend wachsen lassen, dass diese Liebe des all-gütigsten Abbas, in der du Mich gefunden hast, steht vor und hinter und über wirklich allem! (r) – auch über allen Satzungen des Mose für das Mir vor-erwählte Volk Israel (s), sowie auch über jedem göttlichen Gebot und Gesetz mit seinem Gericht, das allen, den Heiden, wie auch den Juden, gilt (t).
Aber auch, wenn du wohl deinen Eifer um die Thora nie ganz ablegen können wirst und mit dir gar oft noch der alte Pharisäer durchgehen wird, so werde Ich es doch verstehen, dich über allem in Meiner Gnade zu halten (u). Denn Meine Gnade ist es, die dich hält, und nicht du bist es, der sich in Meiner Gnade hält, halten muss oder kann! (v)
Wenn du also auch in vielem immer wieder rückfällig werden wirst in den alten unseligen gesetzlichen Geist hinein, den zu überwinden Ich gekommen bin (w), so habe Ich Mir dich doch erwählt zu einem auserlesenen Rüstzeug (x) für das ganze Volk Israel, dem du nach deinem messianischen Geblüt verpflichtet bist (y) als ein von Gott begnadigter König und Priester (z).
Denn du wirst der erste und größte Patriarch Meiner Urgemeinde im Judentum sein, eine Säule, zu der man aufschaut und deren Standfestigkeit auch vielen anderen Heil und Ausrichtung verleihen wird (aa).
25-W: Du sollst eine Säule sein für Israel, aber auch einen Gegenpart unter den Heiden haben!
Siehe, Ich habe dich berufen, weil du im ganzen Volk Israel wegen Deiner Gesetzestreue geachtet bist und anerkannt bist als »der Gerechte« (a) – all jenen zum Widerspruch, die in der Einhaltung der Thora ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten wollen (b).
Denn du wirst ihren Irrglauben überzeugend widerlegen können und ihnen durch deinen tadellosen Wandel belegen können, dass ihr alle allein in der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit als recht erfunden werden könnt (c), da du ihnen deine Gerechtigkeit, die du allein aus der Gnade Gottes erlangt hast (d), unwiderlegbar vor Augen führen können wirst – aufgrund deiner eigenen Gerechtigkeit vor dem Gesetz, wiewohl du nunmehr aus der Gnade lebst, und nicht mehr aus deinen unzähligen guten Werken (e). So beweist du ihnen, dass die Gnade keineswegs das Gesetz aufhebt, sondern es vielmehr aufrichtet, weil erst die Gnade, und die Gnade allein, euch zur Erfüllung des Gesetzes befähigt (f).
Aber wisse auch dies, dass einer auferstehen wird, der einstmals genauso gesonnen war, wie du, und als gerecht erfunden wurde vor dem Gesetz (g), der, noch deutlicher und schärfer als du, die wahre Gerechtigkeit lehren wird (h), die einem jeden unverlierbar gilt, wie unzulänglich jemand auch immer vor dem Gesetz erscheinen mag (i) und wie unreif eine Seele auch immer noch sein mag im Geiste, und untüchtig zu guten Werken (j).
Der wird dir in seinem Eifer WIDER das Gesetz, für das er vormals, vor seiner Bekehrung durch Meine Gnade, geeifert hat, wie du, und in seinem WIDERSPRUCH gegen das Gesetz, dass dessen Beobachtung allein alles Heil in sich bürge: (k) der wird dir in seinem Reden und Auftreten GEGEN Mose erneut zu einem Ärgernis werden und zu einem Anstoß (l), an dem du dich reiben wirst bis zu deinem Lebensende! – ebenso wie Simon, Mein Petrus, der sich dir ergeben wird (m).
Doch wisse, dass jener, euer Gegenpart, Mir ebenso als ein auserlesenes Rüstzeug erwählt ist (n) – jedoch für die Unbeschnittenen und Heiden, die nicht unter eurem Gesetz mit allen seinen Satzungen und Vorschriften aufgewachsen sind und auch gänzlich untüchtig sind, jene zu befolgen, da sie nicht, wie ihr, begnadigt wurden, sie aufsaugen zu dürfen schon mit der Muttermilch (o).
25-X: Ich gebiete euch, einander zu dulden! So findet ihr beide zur ausgewogenen Mitte hin!
Und auch wenn jener zu dir mitunter in harter Opposition stehen wird (a), wie einst Ich (b), so lebt er doch, wie auch du, ganz aus Meiner Gnade und aus Meinem Erbarmen!
So seid ihr beide einander gesetzt zu Wetz-Steinen, die sich gegenseitig schärfen sollen (c) in gegenseitiger Bemeisterung zur gesunden Mitte hin, dem goldenen Mittelweg, den auch schon der weise Salomo gelehrt hat (d) als den Weg hin ins allen frei und umsonst dargebotene Heil.
Denn weder verbissene Gesetzlichkeit (e) noch mutwillige Gesetzlosigkeit (f) lässt das Heil finden, das Meine Gnade allen darbietet, weder die Missachtung, noch der Missbrauch meiner unverlierbaren Liebe und Barmherzigkeit (g), sondern einzig ein Leben aus der unverlierbaren Liebe, die allein zu ebensolcher selbstvergessenen Liebe anreizen kann (h).
Damit seid ihr einander gesetzt zur gegenseitigen Korrektur und rechten Ausrichtung und Bemeisterung zur ausgewogenen Mitte hin.
Dass ihr Mir also nur ja nicht einander beißt und euch gegenseitig zerfleischt (i), als dientet ihr nicht dem selben Gott und Heiland und Herrn! Das ist nicht in Meiner Liebe! (j) Denn auch, wenn ihr mitunter meinen werdet, einem anderen Christus und Geist zu dienen: (k) Wer seid ihr, den Knecht eines anderen Herrn zu richten und zu verdammen?! Ich, der Ich euer BEIDER Herr bin und bleiben werde, kann euch wohl BEIDE halten! (l)
Darum, auf dass ein jeder von euch nach seiner Gesinnung und Einsicht, die er erlangt hat, seinen eigenen Weg gehen und lehren kann, ist jener gesetzt zum Licht für alle Verlorenen OHNE Beschneidung (m), wie du für alle Verlorenen AUS der Beschneidung (n).
Und Ich gebiete dir, jenen zu dulden, wie Ich jenem gebieten werde, dich dulden zu müssen, wie unverträglich und unvereinbar es euch selbst auch erscheinen mag, was ihr den verlorenen Seelen aufzeigen zu müssen glaubt: (o) den Weg in das Heil, das Ich allen frei und gänzlich umsonst bereit halte, den Weg, wie dieses Heil auch real und spürbar wahrhaft zu erlangen und zu erfahren sei (p).
Darum ist dies Mein erstes und höchstes Gebot für alle Meine Jünger (q), wie insbesondere für euch beide, Meine ersten und höchsten Führer und Lehrer: Liebt einander, ertragt einander und duldet einander (r), wie unterschiedlich auch eure Einblicke in die unausschöpfliche Erkenntnis ausfallen mögen, die Mein Heils-Name für alle birgt (s).
Denn euer beider Erkenntnis ist und bleibt doch Stückwerk, das sich gegenseitig nicht ausschließt, sondern vielmehr ergänzt! (t) Darum hütet euch, einander zu richten und zu verdammen, wenn ihr nicht von Mir ebenso gerichtet und verdammt werden wollt, weil ihr auch selbst noch von Gericht und Verdammnis beherrscht und beseelt seid“ (u).
Da fragte Jakobus: „Wer wird jener sein? Und wie ist sein Name?“ Jesus aber antwortete ihm: „Es ist nicht nötig, dir seinen Namen mitzuteilen, welchen er schon in seinem Vorleben hatte, in welchem er gescheitert ist (v), wie du auch nicht den Namen wissen musst, welchen er von Mir erhalten wird (w). Denn allein Ich kenne eines jeden ersten und letzten Namen und habe darum allein jedes Recht, etwa zu richten, wie vielmehr aber auch alle Vollmacht, frei-zu-sprechen (x).
Aber glaube Mir: Wenn Ich ihn gerufen habe bei seinem alten Namen, um ihn seinen neuen, wie auch ursprünglichen Namen wieder zu geben (y), so wird dir das gewiss nicht verborgen bleiben! Und du wirst ihn erkennen, wenn er dir einstmals ins Angesicht widersteht, wie du auch ihm (z).
Darum auch gebiete Ich euch: Begegnet einander in Meiner Liebe, die euch doch beiden gilt! (aa) Und ein jeder von euch suche seinem Widerpart in Anerkennung und Ehrerbietung zuvorzukommen! (ab) Arbeitet nicht gegeneinander, sondern miteinander an Meinem Reich, und wenn ihr´s denn anders nicht könnt, dann unabhängig von einander nebeneinander (ac).
Aber sprecht einander nicht ab, was ihr beide in Mir habt! Sammelt und vereint im Geist Meiner Liebe gegen ausnahmslos alle (ad), und spaltet nicht! (ae) Denn wer nicht mit Mir sammelt und zusammenbringt, der ist wider Mich, weil er spaltet und zerstreut! (af)
25-Y: Nun aber steh auf und stärke dich, da du weißt: Ich bin wahrhaftig auferstanden!
Was du in den letzten Wochen seit Meiner Hingabe verspürt und begriffen hast, das halte fest und vergiss es nie (a), bei all deiner Liebe für Meine Thora, die Ich deinem Volk, und nur deinem Volk, gestiftet habe! – bei all deinem Eifer für das Gesetz des Mose, für das du eiferst, wie kein anderer! (b)
Nun aber gehe hin und hole deine Brüder und Schwestern! Und wenn du mit ihnen zurückgekehrt sein wirst nach Jerusalem, werde Ich dir mitteilen, wo ihr Mich und die Meinigen finden sollt (c).
Doch zuallererst, Mein lieber Bruder, steh auf und geh und iss und trink und stärke dich wieder (d), denn nun weißt du mit Gewissheit und brennendem Herzen: (e) Der Menschensohn ist wahrhaftig von den Entschlafenen auferstanden!“ (f).
Und mit diesen Worten entschwand der Herr vor Seinem Bruder Jakobus (g).
Der aber ging hin mit Freuden, brachte dem HERRN im Tempel Dankopfer dar unter großen Lobgesang (h), dass Er ihm die Gnade erwiesen hatte, Ihn noch Seinen eingeborenen Sohn und den Erlöser aller Welt erkennen zu lassen (i) und so auf sein ungeschorenes, ganz Gott geweihtes Haupt (j) eine gänzlich neue Weihe und Salbung hatte kommen lassen (k). Denn so hatte er die Erfüllung in seinem lebenslangen Nasiräer-Gelübde gefunden, das er in der Erwartung des Messias Israels abgelegt hatte (l).
Danach aber eilte Jakobus in seine Heimatstadt Nazareth und berichtete seinen Brüdern und Schwestern alles, was ihm vom Herrn widerfahren war, und sie glaubten ihm.
Und Jakobus holte seine Geschwister mit sich nach Jerusalem. Dort fanden sie schließlich auf eine Weisung des Heiligen Geistes hin (m) die ganze Anhängerschaft Jesu im oberen Saal im Hause der Mutter des Johannes Markus und kündeten: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden und nun selbst sogar auch dem Jakobus erschienen!“ (n)