Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
II Die Ausbildung
(A)
Es begab sich aber, als Joseph und Maria mit ihrem Sohn etwa drei Jahre in Ägypten waren, da wurde ihr kleiner Junge Jesus mit einem Mal sehr schweigsam und in sich gekehrt und wollte garnicht hinaus zu Seinen Freunden gehen, um mit ihnen herum-zu-tollen und zu spielen. Jesus war zu diesem Zeitpunkt etwa viereinhalb Jahre alt.
Deshalb riefen Jesu Eltern Ihn zu sich, und Seine Mutter fragte Ihn besorgt: „Mein Junge, was ist los mit Dir? Was drückt Dich denn so sehr, dass Du so bekümmert bist?“ Doch Jesus blickte nur kummervoll zu Boden, und wollte nicht mit der Sprache heraus rücken. Joseph aber sprach seinem Buben Mut zu: „Nun sag schon, mein lieber Junge! Du weißt doch! Du kannst uns alles sagen! Wir sind immer für dich da!“
Schließlich fing Jesus stockend an, noch ohne aufzublicken: „Ich habe in letzter Zeit immer öfter so seltsame Träume!“ „Was träumst Du denn?“, wollten Seine Eltern wissen. „Kürzlich zum Beispiel: Da hat mich ein Traum ziemlich aufgewühlt. Da wurde Ich an einen Ort versetzt, der sah aus. wie eine bewohnte Höhle: zu einer alten Frau. Die lag im Sterben. Und ein Junge stand bei ihr. Der war ein bisschen älter als ich. Der hielt ihre Hand und weinte. Und auch Männer waren da. Die sahen aus wie Priester und murmelten in Versenkung zu Gott Gebete.
Da sah Mich die Frau. Und obwohl sie so geschwächt war, wurde sie bei Meinem Anblick von Glück erfüllt. Und sie benedeite Gott und sagte: »Gelobt sei der HERR, dass ich Dich noch einmal sehen darf, ehe ich dahin-fahre, mein lieber Jesus, der uns von Gott in die Welt gesandt worden ist, um uns alle zu erlösen!« Das hat sie zu Mir gesagt. Und sie kannte Mich komischer Weise.
Und dann wendete sie ihren Blick zu dem Jungen, der bei ihr stand und ihr die Hand hielt und weinte. Und sie sagte zu ihm: »Weine nicht, mein lieber Junge! Denn ich habe es gerade sehen dürfen: Es wird alles gut!«
Und sie hob mit letzter Kraft ihre matte Hand und deutete auf Mich und sagte zu dem Jungen, der wohl ihr Sohn war: »Schau mal, Johanan, wer da gekommen ist!« Und als der Junge zu Mir blickte, sah er Mich auch.
Und sie sagte zu ihm: »Das ist der, dem du einmal den Weg bereiten sollst.« Und er blickte zu Mir und sah Mich. Und als er Mich sah, schien er Mut zu fassen, und die Traurigkeit wich aus seinem Gesicht.
Dann sagte die Frau, die im Sterben lag, zu Mir: »Ich bitte Dich, mein Herr: Segne mich!« Und sie sagte wirklich »mein Herr« zu mir! Ich war ein bisschen verwirrt darüber, aber Ich spürte, dass Ich sie segnen musste. Da trat Ich an ihr Lager und streckte die Hand zum Segen aus über ihr und sprach: »Sei gesegnet! Fahre dahin im Frieden des HERRN!« Denn Ich wusste auf einmal, was Ich sagen sollte. Da hauchte sie, wie tief erleichtert und befreit, ihre Seele aus und verschied.
(B)
Da traten die Priester, die abseits gebetet hatten, herzu und stellten sich um ihr Lager und stimmten gemeinsam das »Schema Israel« an. Und der Älteste von ihnen hob danach auch seine Hand zum Segen über ihr und sprach ihr den Segen des Aaron zu: »Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse Sein Angesicht leuchten über dir und sie dir gnädig! Der HERR erhebe Sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!«
Doch siehe: Daraufhin traten auf einmal, wie aus dem Nichts, noch andere Männer in schneeweißen strahlenden wallenden Gewändern herzu. Die leuchteten so sehr, dass Ich sie nur schemenhaft erkennen konnte. Aber ich glaube, die habe nur Ich gesehen. Und wenn sie sich bewegten, da war´s, als teilten sich ihre Umrisse. Und wenn sie innehielten, vereinten sie sich wieder. Das war ganz komisch. Ich glaube, das waren Engel aus den Himmeln.
Aber auch die schienen Mich zu kennen, denn sie beugten alle ihr Knie vor Mir und verneigten sich ehrerbietig vor Mir. Dann richteten sie sich wieder auf und stellten sich um die Priester und wendeten sich zum Gehen.
Und an der Felsenwand der Höhle hinter dem Lager, wo die Frau lag, die gestorben war: da tat sich plötzlich so etwas wie ein Tunnel auf, aus dem helles Licht strömte. Aber es blendete nicht. Es war ganz sanft und milchig.
Da sah ich, dass sich über dem Lager, wo die tote alte Frau lag, so etwas wie ein Lichtwirbel bildete, der die Gestalt einer jungen Frau annahm. Die war ganz jung und schön. Aber sie sah zugleich aus, wie die alte Frau, die gestorben war.
Aber immer nur für kurze Momente. Dann sah sie immer wieder ganz anders aus, wie andere Menschen. Aber ich spürte, dass sie es sein musste. Denn als die Engel sie mit sich zu dem Licht in den Tunnel führten, da blickte sie sich noch ein letztes Mal freudestrahlend zu Mir um, als wolle sie Mir danken.
(C)
Da fragte ich die lichten Männer: »Wo bringt ihr sie denn hin?« Da sagten sie: »Zu der himmlischen Stätte der unzähligen Wohnungen, die Du ihr, wie allen vollendeten Seelen aus allen Völkern, Nationen, Geschlechtern und Religionen bereitet hast.«
Da sagte ich: »Aber davon weiß Ich überhaupt nichts!« Da sagten sie zu Mir: »Das kannst Du auch nicht, weil es erst noch geschehen wird.«
Da fragte ich sie: »Aber wie könnt ihr sie an einen Ort bringen, den ich erst noch bereiten soll?« Da sagten sie zu mir: »Wenn ein mächtiger Stein ins Wasser fällt, breiten sie da nicht seine Wellen in alle Richtungen aus? So wird es auch mit Dir sein! Denn was Du tun wirst, wirkt in alle Räume und Zeiten hinein, und auch bis zu den Ur-Anfängen der Schöpfung zurück.
Denn Du bist der mächtige Grundstein, in dem überhaupt alles begründet ist: alles, was je noch sein wird, wie alles, was je schon war! Ist der Körper nicht vor dem Schatten? Und doch fällt der Schatten dem Körper oft voraus! Und ist die Sonne nicht vor dem Licht? Und doch breiten sich ihre Strahlen vor ihrem Aufgang aus. Und ebenso ist es auch mit Dir! So ist auch alles, was Du jetzt bist und erwirken wirst, schon wirksam vor aller Zeit!«
(D)
Und als sie das sagten, da fuhr´s Mir wie ein Stich durchs Herz. Denn als sie das sagten, da war´s Mir, als ob Ich in Wirklichkeit ein ganz anderer bin! Und da sah Ich plötzlich ganze Heerscharen von himmlischen Herrlichkeiten vor Mir, die alle ihr Knie vor Mir beugten und Weisungen von Mir empfingen. Aber nur ganz kurz, aber so deutlich, als wäre es eine Erinnerung, als hätte Ich das tatsächlich einmal erlebt!
Und als Ich das spürte, erschrak Ich so sehr über Mich, dass Ich davon aufwachte. Denn Ich verstand das alles nicht! Und Ich verstehe es auch jetzt noch nicht. Was hat das alles nur zu bedeuten? Warum hab Ich so komische Träume? Spricht da Gott zu Mir, wie einst zu dem Joseph, dem Sohn Israels, der auch nach Ägypten geführt worden ist?“
Da erschraken Jesu Eltern, denn sie erkannten, dass Er im Schlaf eine Vision empfangen hatte und im Geiste ans Totenbett von Marias Tante Elisabeth versetzt worden war, die in hohem Alter noch mit einem Sohn gesegnet worden war, dem sie den Namen »Johannes« gegeben hatte. Und Jesu Eltern wussten nicht, was sie ihrem Jungen sagen sollten.
Deshalb fragte ihn Joseph ausweichend: „Warum sprichst Du von mehreren Träumen? Hast Du schon öfters solche Träume gehabt?“ Der kleine Jesus antwortete: „Hin und wieder. Aber in letzter Zeit immer öfter.“ Da fragte Maria: „Was hast Du denn noch geträumt?“
Und Jesus erzählte: „Letzte Nacht zum Beispiel: da hab Ich geträumt, wie die Mönche die Frau begraben haben. Irgendwo mitten in der Wüste. Und der Junge war auch dabei. Aber da waren auch wieder Engel. Die standen alle um ihn und legten ihre Hände auf ihn, als wollten sie ihn trösten. Aber Ich glaube nicht, dass er sie gesehen hat. Und mich auch nicht. Und die Engel haben Mich da, glaub Ich, auch nicht gesehen. Denn sie hatten Mich in dem Traum nicht gegrüßt, sondern waren ganz damit beschäftigt, den Jungen zu trösten: den Johanan, weil doch seine Mama gestorben war. Aber irgendwie schafften es die Engel, ihm Trost zu spenden. Das sah ich ihm an.“
Joseph versuchte, noch mehr zu erfahren: „Du hast von Priestern gesprochen. War da auch ein ganz ganz alter Priester mit einem langen grauen Bart dabei? – einer, der noch viel älter war, sogar noch viel älter als ich?“ Joseph wollte nämlich in Erfahrung bringen, ob Jesus in seinem Traum-Gesicht auch den Zacharias gesehen hatte, welcher der Mann der Elisabeth und der Vater des kleinen Johanan war.
Jesus antwortete: „Nein, ein ganz ganz alter Priester war da nicht. Die Männer waren zwar alle schon alt, aber nur so, wie du. Nicht noch älter.“ Da ahnten die Eltern Jesu, dass Zacharias bereits gestorben sein musste, und, dass irgendetwas Schlimmes geschehen sein musste, dass es die Elisabeth in ihrem Alter mit ihrem kleinen Johannes in die Wüste verschlagen hatte.
(E)
Aber der Traum Jesu machte ihnen auch Hoffnung, da Johannes sich offensichtlich unter der Obhut von essenischen Mönchen befand, die anscheinend in einer Einsiedler-Gruppe in der Wüste lebten. Vielleicht waren ja auch einige essenische Priester wieder zu ihrer alten Siedlung am Toten Meer zurückgekehrt, um diese wieder aufzubauen? Und bei diesen Essenern hatte Elisabeth mit ihrem kleinen Johanan, der inzwischen etwa fünf Jahre alt sein durfte, offensichtlich Zuflucht gefunden.
Und wenngleich die Eltern Jesu auf diese Weise erfuhren, dass Zacharias und Elisabeth allem Anschein nach beide inzwischen verstorben waren, so spendete das Gesicht, das Jesus empfangen hatte, ihnen doch zugleich Trost, da sie nicht nur den kleinen Johannes umhütet sahen, sondern überdies die Vision ihres Buben in ihnen die Hoffnung nährte, dass Elisabeth und bestimmt auch Zacharias nach ihrem Verscheiden von Engeln in ein jenseitiges lichtes Reich in den Himmeln geleitet worden waren, an einen himmlischen paradiesischen Ort, wohin offensichtlich schon immer alle in Glauben, Liebe und Hoffnung vollendeten Seelen getragen wurden, von allen Ur-Anfängen an – durch das Heil, das ihr göttliches Kind einmal für alle Räume und Zeiten freisetzen würde, da alles, was jenes Kind aus der Ewigkeit in Raum und Zeit erstreiten würde, bereits von Ewigkeit her ersehen war, als wäre es schon längst geschehen, so dass die segensreichen Auswirkungen davon bis zu den Anfängen der Schöpfung zurück-zu-reichen schienen.
(F)
Als nun aber Jesus bedrückt fragte, was all dies zu bedeuten hatte, da fasste Maria sich ein Herz und erklärte dem Jungen: „Was du gesehen hast, war tatsächlich mehr als nur ein fantastischer Traum. Wahrscheinlich spricht da tatsächlich Gott zu Dir. Ich glaube, das alles hat Dir der Himmel gezeigt und der Höchste geoffenbart.
Denn die Frau, die Du gesehen hast und ihren Jungen: Die gibt es wirklich! Und Du bist ihnen sogar schon einmal begegnet, als Du noch in meinem Mutterschoß warst. Und obwohl da auch jener Johanan noch nicht geboren war, hat er selbst damals schon Deine Nähe gespürt, dass er vor Freude im Bauch seiner Mutter gestrampelt hat! Die Frau war meine Tante Elisabeth, die Schwester von meiner Mutter Anna. Und der Junge, den sie »Johanan« nannte: das war ihr Sohn.
Sie hat ihn erst sehr spät bekommen, als sie eigentlich schon viel zu alt war, um noch ein Kind empfangen zu können. Das geschah nämlich durch ein Wunder Gottes – so, wie es auch bei unserem Stammvater Abraham war. Die Geschichte kennst Du ja.
Und dieses Wunder ist geschehen, weil Johannes ein ganz besonderer Junge ist, mit dem Gott noch Großes vorhat. Und ebenso, ja, noch viel mehr, ist es auch mit Dir! Denn auch ich habe schon Engel gesehen, als ich noch ein Kind war, genau wie Du! Und die haben mir erklärt, dass Gott auch mit Dir ganz große Pläne hat: etwas ganz Großartiges und Gewaltiges und Wunderbares, das die ganze Welt verändern wird!“
Da fragte Jesus erstaunt: „Stimmt das wirklich?!“ Und Er wusste nicht so recht, ob Er nun erleichtert sein sollte, da Er sich schon gefragt hatte, ob irgendetwas mit Ihm nicht in Ordnung war, dass Er so sonderbare Träume hatte. Andererseits erschrak Er aber auch über das, was Seine Mutter Ihm da enthüllt hatte. Es legte Ihm zugleich irgendwie auch eine unsäglich schwere Last auf, als würde Gott Ihm eine schier übermenschliche Verantwortung aufbürden, die kaum zu stemmen und zu bewältigen war.
Und zugleich wurde Ihm dadurch auch bewusst, dass Er tatsächlich irgendwie noch etwas ganz anderes, ja, tatsächlich jemand anders war, dass Er sich an Dinge zu erinnern begann, die so unbeschreiblich und wunderbar, so unglaublich fantastisch waren, wie aus einem gänzlich anderen, höheren Leben in einer unbeschreiblich größeren und weiteren, lichteren, himmlischen, geradezu traumhaft göttlichen Welt.
Aber wenn das alles tatsächlich nicht nur Fantasie-Gebilde, sondern reale Erinnerungen waren, die da in Ihm mit zunehmender Klarheit aufstiegen: Wer war Er dann wirklich? Und von woher war Er gekommen? Was war Er gewesen, bevor Er in diese Welt hinein-geboren worden war, um als ein Menschenkind aufzuwachsen? Und wie war Er aus dieser wunderbaren erhabenen himmlischen Existenz in jenem warmen Lichter-Reich in diese triste, trübe, kalte, finstere Welt geworfen worden? Was hatte Er hier auszurichten, was dieser Welt zu bringen? Was sollte Sein Auftrag und Seine Sendung sein? Was erwartete Gott von Ihm?
(G)
All diese unbeantworteten Fragen ließen Jesus seit diesem Gespräch nicht mehr los, und damit hatte auf einem Schlag Seine unbeschwerte Kindheit ein Ende genommen. Es war, als wäre Er von einem Moment auf den anderen gezwungen worden, erwachsen zu werden.
Seit diesem Tag war Jesus stark in sich gekehrt. Er hatte lange Zeit keinerlei Interesse mehr daran, mit den anderen Kindern zu spielen und herum-zu-tollen und zu albern, wie sehr sich auch Seine Eltern bemühten, Ihn dazu zu bewegen. Er suchte vielmehr die Abgeschiedenheit von allem und die Nähe zu Gott im Gebet. Denn Er spürte intuitiv, dass Er nur dort die Antworten auf all Seine Fragen finden konnte, die so gänzlich unvermittelt in Ihm aufgebrochen waren und Ihn umtrieben: Wer Er wirklich war, woher Er kam, was Seine Sendung war und wohin Ihn Sein Weg wohl noch führen mochte.
Und Er erkannte auch, dass das, was da mit Ihm geschah, so außergewöhnlich, so bedeutsam, so wertvoll war, dass Er es niemanden anvertrauen durfte, als bestenfalls noch seinen Eltern, die in Sein Geheimnis eingeweiht waren, vor allem Seiner Mutter.
Denn das war Ihm doch von dieser Stunde an bewusst, dass dieses göttliche Geheimnis, dass sich Ihn nun offensichtlich allmählich zu erschließen begann, etwas so Heiliges war, das es an das Herz der Gottheit selbst rührte, etwas so unendlich Wertvolles, Intimes, Zärtliches und Empfindsames, Schützenswertes, dass es zu diesem Zeitpunkt nur den Aller-Vertrautesten anvertraut werden durfte – allein denen, die in dieses große, wunderbare Geheimnis mit Ihm bereits eingeweiht worden waren, bis sich dies Geheimnis Ihm einmal vollständig erschlossen haben würde.
So war Jesus mit einem Mal viel ernster und schweigsamer geworden; und Er redete zeitweilig überhaupt nicht mehr, wie ein Kind, sondern wie ein lebenserfahrener, besonnener Erwachsener – ja, als spräche geradezu eine ehrfurcht-gebietende göttliche Macht und Autorität, ja, eine andere Person, Gott selbst, aus Ihm! Da war Jesus dann mitunter wie ausgewechselt, als wäre Er ein anderer geworden, als Er es bislang war. Aber irgendwie blieb Er darin doch auch ganz Er selbst, und es schien, als hätte Er nun erst wirklich zu Seinem eigentlichen `Selbst´ gefunden.
(H)
Allmählich aber schien ihr Junge mit dem allen besser zurecht zu kommen und sich daran zu gewöhnen, dass Er irgendwie etwas Besonderes war. Die Zeit, die Er mit Seinem himmlischen Vater, Seinem »Abba«, wie Er den Höchsten im Himmel vertraut zu nennen begann, als stünde der Ihm näher als Seine Allernächsten, sogar seine Eltern, selbst: die Zeit dieser innigen, intimen Gemeinschaft mit Seinem Abba schien Ihn in zunehmendem Maße in allem viel gelassener zu machen und in Ihm sichtlich das Vertrauen, ja, die Gewissheit zu erwecken, dass Er schon noch alles erfahren würde, was wichtig war, wenn Sein Abba im Himmel die Zeit dafür für gekommen sah.
So stellte Maria, die sich anfänglich große Sorgen um ihren kleinen Buben machte und sich schon vorwarf, ihren Jungen mit ihren Eröffnungen vielleicht überfordert zu haben, mit Freude und großer Erleichterung fest, dass allmählich in ihrem Jesus wieder der Junge, ja, das unbeschwerte Kind wieder erwachte, und ihr Kleiner auch wieder mit den anderen Jungs draußen quietschvergnügt herum-tollen und albern konnte, wenngleich Er seit diesem Ereignis aber auch immer wieder die Abgeschiedenheit suchte, um mit Seinem Abba ganz allein sein zu können.
Da war Er dann mit einem Mal nicht mehr der kleine Junge, sondern ruhig, bedächtig und bestimmt, wie ein lebenserfahrener erwachsener gottesfürchtiger Mann, der darum wusste, was, oder besser wer Ihn allein trug und am Leben erhielt, ins Leben führen konnte.
So war zu dem kleinen verspielten Jesus noch eine ganz andere neue, ernste, bedachte Seite hinzugekommen. Und doch vereinten sich diese beiden Seiten in Jesus ganz harmonisch zu Einem und wechselten sich auf ganz natürlich erscheinende Weise in Ihm beständig ab.