Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
II Die Ausbildung
9: Prophetische Zeichenhandlungen
9-A: Ein neues Flussbett und zwölf Spatzen
9-B: Auch Gott wirkt Gutes am Sabbat!
9-C: Großer Zorn in dem kleinen Jesus
9-D: Fürwahr! Menschenkinder sind das nicht!
9-E: Bitte belass es bei dieser Lektion!
9-F: Tatsächlich will Ich nur her-richten, nicht hin-richten!
9-G: Auf Märtyrer wartet der Himmel
9-H: Absolut nichts dazugelernt!
9-I: Dieser Junge muss gehen!
9-J: Alles Gericht steht im Dienst der Gnade
9-K: Zieht aus von hier nach Israel!
(A)
Als der kleine Jesus mit Seinen Eltern in Ägypten lebte, da wohnten sie in einer jüdischen Siedlung im Gebiet von Gosen, das süd-östlich des Nil-Deltas lag. Dort waren von den äußersten Ausläufern des ägyptischen Lebensstromes viele Kanäle gelegt worden, um Wasser aus dem Nil abzuleiten und das umliegende Brachland damit zu bewässern.
Und siehe: Da war ein Flussbett im Morast, dessen Ausgang verstopft war, so dass das Wasser am Weiterfließen gehindert wurde und in dem Becken zum Erliegen kam. Und das Wasser wurde davon schlammig und fad; denn es war zum Kippen gekommen, und keinerlei Leben war mehr darin. Darum versuchte der kleine Jesus den Abfluss der Kloake wieder zu öffnen, damit das Wasser durch das Flussbett wieder hindurch-fließen und alles beleben konnte.
Doch der Abfluss war verkrustet und hart wie Felsengrund geworden, dass er sich nicht mehr öffnen ließ. Da grub der kleine Jesus um die Kloake einen neuen Flusslauf, hin zu dem vertrockneten Flussbett, das hinter dem verschlossenen Ausgang lag und leitete auf diese Weise das Wasser um.
Er war sich aber nicht bewusst, dass dies aus dem heiligen Geist Gottes geschah und eine prophetische Zeichenhandlung war, dass Er einstmals das Wasser des Lebens von denen nehmen würde, die es bestenfalls nur selbstsüchtig für sich allein aufnahmen, aber nicht weiterzugeben gewillt waren, und dass Er es deshalb zu anderen umleiten würde, die für Seine Lebenswasser durchlässig wären – nicht allein ihnen selbst zum Leben, sondern für alle.
Und der kleine Jesus formte aus dem Lehn, den Er neben der Kloake entnommen hatte, um so einen neuen Flusslauf zu erschaffen, zwölf Spatzen.
(B)
Da wurde Er aber von Xantox, dem Sohn eines Rabbis, gemaßregelt, da Er dies an einem Sabbat tat, und an jenem Ruhetag des HERRN den Juden keinerlei Arbeit gestattet war.
Der kleine Knabe Jesus jedoch belustigte sich darüber: „Aber das ist doch keine Arbeit, sondern reines Spiel! – Mir nichts als Wonne und Vergnügen! Denn es ist Mir eine reine Lust, dem ausgetrockneten Flussbett wieder Wasser des Lebens zuzuführen, auf dass auch dort alles wieder aufblühen und wachsen und gedeihen kann!
Ein jedes Flussbett aber, das die empfangenen Segnungen zurück-hält und nicht weiterzugeben gewillt ist und den Strom des Lebenswassers zum Erliegen bringt, soll dann auch rechtens selbst nichts mehr erhalten, wie es selbst auch alles dem gesamten Umland vorenthält, obwohl es das Vorrecht genießen durfte, der Quelle des Lebens am nächsten zu sein.
Was aber Mein segensreiches Handeln am Sabbat betrifft, dem lechzenden Land wieder Ströme des Lebens zuzuleiten: Meinst du etwa, Gott selbst würde am Sabbat davon ablassen und ruhen? – ist es doch Seine Kraft, die auch am Sabbat das ganze All trägt und in seiner Ordnung zusammen-hält!
Und all die Kinder, die am Sabbat geboren oder gezeugt werden und wieder in Existenz gerufen werden und in diese Welt treten, sei es im Menschen- oder aber im Tierreich: Werden sie nicht auch am Sabbat durch die Kraft des Höchsten hervor-gerufen und aus dem Mutterschoß der Gottheit wiedergeboren?
Wenn also Gott selbst am Sabbat Gutes tut, so ist es auch Seinen Kindern gestattet, am Sabbat Gutes zu tun, auch wenn es nach Arbeit aussieht und solche auch wahrlich sein mag! Darum kann und darf auch Ich in gleicher Weise selbst am Sabbat nicht ruhen, dass Ich nicht Leben freisetzen müsste hin zum göttlichen Leben, bis der große göttliche Sabbat angebrochen ist, in welchem alles zur Ruhe kommen wird in Gott, wie auch Gott selbst in allem!
Oder meinst du, Er selbst könnte auch nur einen Moment ruhen, solange nicht alles in Ihm zur Ruhe gekommen ist? So muss Ich ebenso allzeit wirken in dem, der unablässig auf das Heil des ganzen Alls hinwirkt! Aber es ist Mir keine Mühe, sondern Freude und Wonne, wie auch Speise und Trank aus der göttlichen Liebe selbst heraus!“
Und nach diesen Worten hauchte der kleine Jesus die Lehmspatzen, der Er gebildet hatte, an; und siehe: da wurden sie mit Geist erfüllt. Und alsdann klatschte Er in die Hände und sie flatterten in die Höhe davon. Und das Wasser bahnte sich durch den Seiten-Arm, aus welchen Jesus die zwölf Spatzen gebildet hatte, einen neuen Weg.
Aber auch das war eine prophetische Zeichenhandlung für die neuen zwölf Stämme Israels, welche Er sich einstmals erwecken sollte aus Seinen zwölf Aposteln. Denn Er vermag sich auch aus bloßem Lehm und Dreck neue gottselige Kinder zu erwecken!
(C)
Xantox aber, der besagte Sohn eines Schriftgelehrten, war darüber erbost, dass Jesus sich von ihm nicht maßregeln ließ, obwohl er doch der Sohn eines Rabbis und weit älter als Jesus war. Darum ging er am nächsten Tag, als der Sabbat vorüber war, mit all seinen Gesellen, unter denen er der Wortführer war, hin und sie zerstörten den neuen Flusslauf, den Jesus zur Bewässerung des Umlandes geschaffen hatte.
Aber es blieb auch nicht allein nur dabei! – sondern sie stellten auch Vogelnetze auf und fingen die zwölf Spaten, die Jesus aus Lehm geformt und zum Leben erweckt hatte. Denn dies hatte jener Xantox zwar gesehen, doch er traute seinen eigenen Augen nicht und hielt es für eine Sinnestäuschung, dass jene Spatzen zuvor reiner lebloser Lehm gewesen waren. Er hielt es nämlich für gänzlich unmöglich, dass solches geschehen konnte – und vor allem, dass ein jüdisches Kind, das seiner Ansicht nach abtrünnig war und die Thora des Mose nicht penibel einhielt, solche Wunder vollbringen konnte.
Und als sie die zwölf Spatzen mit ihren Netzen gefangen hatten, fielen sie über diese her und machten sie nieder. Als dies aber Jesus sah, wurde Er von heiligem Zorn erfasst; und Er schrie den Xantox, ihren teuflischen Rädelsführer, der sie alle zu dieser grauenhaften Untat angestiftet hatte, an: „Du gottloser Sohn der Bosheit! Und all ihr, die ihr diesem folgt: Ihr Otterngezücht und Schlangenbrut!
Was haben euch diese armen Spätzlein denn angetan, dass ihr sie so grausam umgebracht habt?! Und ebenso die entlegeneren Flussläufe: Was haben sie verschuldet, dass ihr ihnen den Zulauf wieder zerstört, den Ich ihnen geschaffen habe, so dass alles Umland wieder austrocknen muss?!
Ist das etwa nach Gottes Willen und Gesetz, niederträchtig Leben zu zerstören und böswillig Wachstum und Gedeihen zu vereiteln? Kinder Gottes wollt ihr sein?! Nein! Wahrlich, Ich sage euch: Satansbrut seid ihr!“
Da ging der Anführer der üblen Burschen auf Jesus los und ohrfeigte und bespuckte Ihn. Und seine ganze Meute umringte Ihn; und sie stießen den kleinen Jesus zu Boden und traten nach Ihm, obwohl Er ihnen in ihrer Überzahl gänzlich unterlegen war, wie auch weit jünger als sie alle!
Der kleine Jesus-Knabe ließ sich davon jedoch nicht einschüchtern, sondern fuhr den Pharisäer-Sohn daraufhin an: „Du verweigerst anderen das Wasser und Leben?! – obwohl sie doch ebenso Geschöpfe Gottes sind, wenn auch nur Pflanzen oder Tiere! So sollst auch du werden wie ein ausgetrockneter Baum, dem das Wasser des Lebens verweigert wird! Aber den üblen Weg, den du eingeschlagen hast, sollst du Mir nicht weiter unbehelligt und ungestraft zum Schaden vieler anderer weitergehen!“
Und siehe: Als Jesus dies zu dem Xantox gesagt hatte, da begann dieser unverzüglich auszudorren und regelrecht zu verwelken, dass er unversehens ganz dürr und ausgemergelt wurde – wie ein Junge, der schon gänzlich einem alten und gebrechlichen Greis glich. Und den Xantox verließ all seine Kraft, dass er nicht weiter auf Jesus losgehen konnte, sondern vielmehr vor Ihm auf die Knie niedersank, da ihn seine Beine nicht länger tragen wollten.
(D)
Als dies die rohen Jugendlichen sahen, packte sie alle das Entsetzen und sie ergriffen vor dem Jesus-Knaben die Flucht. Dieser wollte es dabei aber nicht bewendet sein lassen, da sie Seine Spatzen böswillig zertreten hatten. Denn wer auch nur eines der geringsten Geschöpfe Gottes niederträchtig nieder-macht, der tastet damit aufs Empfindlichste gleichsam den Augapfel Gottes an und beschwört damit unweigerlich den furchtbaren Grimm und unbändigen Zorn des Höchsten in einer drastischen Reaktion herauf, nämlich Sein Gericht! Und ja, wahrlich: Keine derartige Untat bleibt je un-gesühnt!
Darum folgte der erzürnte Jesus den fliehenden Jungen in die Siedlung. Doch siehe: Dort hatten sie – sich überwerfend – ihren Müttern erzählt, was Jesus dem Xantox angetan hatte. Da nahmen die Frauen ihre Söhne und versteckten sie in einem Ziegenstall. Und als Jesus zu den Müttern, die am Brunnen im Zentrum des Dorfes standen, kam und nach ihren Söhnen fragte, wo sie hingegangen wären, da wollten sie Ihn täuschen, indem sie Ihn belogen und erklärten: „Wir wissen es nicht.“
Jesus aber fragte sie: „Wer sind dann die fünf Jungen in dem Holzverschlag für die Ziegen dort drüben?!“ Da erwiderten sie: „Dort sind unsere Söhne nicht! Darin befinden sich nur unsere Tiere!“
Darauf erwiderte Jesus: „Fürwahr! Recht habt ihr geredet! Menschenkinder sind darin nicht! Denn eure Söhne gebärden sich schlimmer noch als wilde, tollwütige Tiere! Aber auch sie will Ich noch herauf-führen, auf dass ihnen offenbar wird, was sie gegenwärtig sind, damit sie noch rechte Menschen werden können, die diesen Namen auch verdienen!“
Und als Er dies zu den Müttern gesagt hatte, trat Er an das Gatter und rief in die Ziegenhütte hinein: „Kommt heraus, all ihr Zicklein, zu eurem guten Hirten, der euch ruft!“
Und siehe: Da kamen alle Ziegen heraus, die sich in dem Schuppen befanden. Aber sie nicht allein; denn alsbald drängten sich fünf Ziegenböcke, von Panik ergriffen, zwischen den Zicken aus dem Holzverschlag heraus, indem sie die weiblichen Tiere grob zur Seite stießen. Und die fünf Böcke flüchteten sich in die letzte Ecke der Umzäunung und drängten sich dort verängstigt an- und über-einander zusammen.
(E)
Als dies die Mütter sahen, wurden sie bestürzt. Denn sie erkannten, dass die fünf Böcke ihre missratenen Söhne sein mussten. Da fielen sie vor dem Jesus-Knaben nieder und flehten Ihn an: „O, Du Sohn Gottes, der Du schon in Deinen jungen Jahren derart mit dem Geist und der Kraft des Höchsten erfüllt bist! Wir erkennen, dass Du der Prophet des Allmächtigen sein musst! Denn Du durchschaust und weißt wahrhaft alles, und vor Dir kann man nichts verheimlichen oder verbergen!
Und jedes Wort aus Deinem Mund, sei es gut oder böse, verwirklichst sich unversehens! Du gebietest, und schon trifft es ein! Du gleichst dem Elisa, der sieben üble Junggesellen, die nur Böses im Sinn hatten, verflucht hat, so dass sie einer Bärin zum Opfer fielen und von ihr zerrissen wurden. Und auch wir können Dich nicht täuschen und müssen eingestehen, dass unsere Jungen ebenso missraten sind und dass es ihnen, wie auch ihren Vätern, an Herz und Liebe mangelt.
Aber wir bitten Dich: Vergib uns doch bitte, dass wir Dich belogen und unsere Söhne gedeckt haben! Wir suchten doch nur ihre Schonung! Denn sie bleiben bei allem ja doch unsere Kinder!
Darum flehen wir Dich an, in der Hoffnung, dass Du wahrlich ein guter Hirte für die Kinder Israels sein willst, wie Du es bekundet hast, zumal Du unsere Söhne bei allem doch nicht um ihr Leben gebracht hast, sondern sie nur gedemütigt hast und ihnen ihre Würde nahmst, die sie selbst sich verspielt haben: Belass´ es bitte bei dieser Lektion, die Du ihnen damit erteilt hast, und gib sie uns als unsere Söhne wieder zurück!
Erfuhr nicht auch der hochmütige, unbarmherzige babylonische Herrscher Nebukadnezar Gnade, nachdem er vom Höchsten in eine minderwertige tierische Existenz gezwungen worden war, als er dadurch endlich von der göttlichen Allmacht über seine wahre Befindlichkeit, die noch unter der von wilden Tieren stand, ernüchtert worden war?
Darum beschwören wir Dich bei der Liebe und Güte und Gnade und Barmherzigkeit Gottes! Wenn Du denn tatsächlich der bist, den der Höchste zum Heil für Israel entsandt hat, dann bist Du doch gekommen, um zu retten, und nicht, um zu verderben!“
(F)
Da sprach Jesus zu ihnen: „Wahrlich: Gesegnet seid ihr, dass ihr dies erkannt habt! Und um eurer Fürbitte willen werde Ich eure Söhne dieses Mal noch schonen. Denn Ich bin tatsächlich gekommen, um her-zu-richten, und keineswegs, um hin-zu-richten.
Und vergesst dies bitte nicht, was für gänzlich vernichtende Gerichte eure missratenen Söhne auch noch immer ereilen mögen! Und lasst euch von niemanden ausreden, was ihr nunmehr erfahren habt, auch wenn man euch den Mund verbieten wird. Sondern bewahrt euch dies in eurem Herzen, dass mein Gericht allein der Züchtigung und Zurechtweisung dient, wie hart und vernichtend es eure Söhne, wie ebenso deren Väter, dermaleinst auch noch treffen wird.
Denn sie werden sich selbst auch durch diese eindringliche Warnung und Mahnung nicht ernüchtern lassen und weiterhin alles auszumerzen suchen, was Ich zum Leben erwecken und an die göttlichen Quellen führen will.
Darum wird dies doch unabänderlich zunächst ihr Los bleiben, dem sie nicht entrinnen können, und dies für noch gar lange Zeit, dass sie auch selbst dann nicht fündig werden, wie strebsam sie auch immer zu suchen meinen, bis sie darüber ernüchtert werden und erkennen, wie völlig unwissend und unverständig und töricht sie doch in Wahrheit sind – sie alle, die sich allen anderen für so überlegen und sich für ach so weise halten, und bis dadurch all ihr Hochmut und Stolz endlich gänzlich gebrochen sein wird, der sich verlogen und selbstgefällig und selbstgerecht gegen die göttliche Wahrheit erhebt.
Denn sie wollen´s einfach nicht annehmen, dass sie alle allein Mir gehören, wie Ich auch ihnen; und sie bringen damit über Mich den selben Kummer, wie über sich selbst.
Und darum muss und wird sie noch gar manch hartes Los und Lebens-Geschick ereilen, unter dem eine von ihnen verachtete tierische Existenz noch das erträglichste Schicksal sein wird; denn anders wollen diese sich einfach nicht über ihre wahre Befindlichkeit ernüchtern lassen und zur Besinnung kommen, als dass sie noch in ihrem gegenwärtigen Leben oder aber in einer folgenden Wiedergeburt das als aufgehende Saat ereilt, was sie selbst gegenwärtig setzen und pflanzen.“
Und als Jesus dies zu den Frauen gesprochen hatte, wendete Er sich wieder den Tieren im Gatter zu und sprach zu ihnen: „Darum zurück mit euch allen in euren Stall! Ein- und aus-gehen sollt ihr, bis ihr eure letzte Herberge gefunden habt!“
Und siehe: Da kehrten alle Ziegen wieder in ihren Holzverschlag zurück, und erneut wurden sie von den verängstigen Böcken beiseite gestoßen und zurück-gedrängt, die – von Angst und Entsetzen erfüllt – vor dem Angesicht Jesu flohen.
(G)
Der kleine Jesus aber kehrte zu den zwölf Spatzen zurück, welche die herzlosen Jugendlichen getötet hatten; und Er begrub die toten Vögel an dem Flusslauf, welchen die bösartigen Jungen ebenfalls zerstört hatten; und Er sprach zu den Spatzen: „Fahrt nun auf in die höheren Himmel über diesem Himmel! Unendliche Weite soll fortan eure Heimat sein!
Denn ihr müsst hinfort keine sterblichen Leiber mehr tragen, die jemand verletzen oder zerstören kann, sondern euer Lauf hat sich nunmehr erfüllt! Darum sollt ihr jetzt wiedergeboren werden in den paradiesischen Gefilden der höheren Sphären, in denen alles vollendet und von unvergänglicher Herrlichkeit erfüllt ist! Und von dort wirkt dann segensreich hinein in diese Welt!“
Und siehe, als Er dies gesagt hatte, da öffnete sich wieder das Flussbett, zu dessen beiden Seiten Er die Zwölf begraben hatte.
(H)
Als Jesus aber von den Frauen weg-gegangen war, da eilten die Mütter in den Ziegenstall und fanden dort ihre fünf Söhne unbehelligt wieder vor. Diese aber erinnerten sich nicht daran, was mit ihnen geschehen war, wenngleich sie ihren Müttern – zumindest für den Augenblick – recht geläutert erschienen, da sie viel weicher und sanftmütiger wirkten, als zuvor, und ihren Müttern auch mehr Respekt und Wertschätzung entgegenbrachten, welche sie vorher, wie ihre Väter, verachteten, da sie nur Frauen waren – nach ihrer Meinung allein dazu erschaffen, um den Männern zu dienen.
Die Frauen aber berichteten ihren Gemahlen und »Ehe-Herren« mit keinem einzigen Wort etwas von all dem, was vorgefallen war – nicht allein nur deswegen, weil dies alles von den Männern mit absoluter Gewissheit aus ihrem Munde als Weiber-Getratsche und unglaubwürdiges Geschwätz verächtlich abgetan worden wäre, als wäre dies alles nur ihrer überzogenen Fantasie – gleich einer Ausgeburt ihres nicht zu bändigenden Aberglaubens – entsprungen, sondern vielmehr darum, weil sie sich ernsthaft fürchteten und ihre Männer deshalb nicht gegen Jesus aufbringen wollten, der es dieses Mal noch bei einer bloßen Lektion für ihre missratenen Söhne belassen hatte – was zunächst auch nicht ohne eine gewisse wohltuende Wirkung blieb.
Allerdings erinnerte sich Xantox noch an alles, was ihm widerfahren war; denn auch er wurde auf das Flehen seiner Mutter hin, die bei den anderen Frauen war, wieder geheilt.
Er jedoch hatte daraus absolut nichts gelernt, sondern sich über der harten Lektion, die ihm erteilt worden war, nur noch mehr verstockt und verhärtet.
Darum zog er seine Gesellen, die sich zumindest daran erinnern konnten, was ihrem Rädelsführer widerfahren war, wieder auf seine Seite; und so gingen sie alle hin, um ihren Vätern alles aufgebracht zu berichten, was dem Xantox widerfahren war – in der Absicht, ihre Väter gegen Jesus aufzubringen, da dieser ihrer Meinung nach zweifellos mit finsteren teuflischen Mächten im Bunde stehen musste, zumal Er, ohne einen Unterschied zu machen, völlig unbedarft und unvoreingenommen auch mit ägyptischen »Heiden-Bastarden« Umgang pflegte, wie mit Seinesgleichen, den Kindern Israels, wie Er überdies auch die göttlichen Gebote der Thora, wie diese nach der Überlieferung der altehrwürdigen Väter ausgedeutet wurden, gänzlich missachtete.
Und als nun alle diese Jungen – von Xantox angestachelt und aufgehetzt – den Ältesten ihrer Gemeinde berichteten, dass Jesus einen wirksamen Fluch über ihren Rädelsführer ausgestoßen hatte, da bestätigte jener – sich selbst ganz unschuldig gebend – dies alles seinem Vater, welcher der Vorsteher ihrer Synagoge und der angesehenste Rabbi in ihrer jüdischen Siedlung war, indem dieser Xantox beteuerte:
„Fürwahr! Dieser Knabe muss mit allen Teufeln und Dämonen ganz Ägyptens im Bunde stehen! Denn Er schändet nicht allein nur den Sabbat auf aträflichste Weise und missachtet sämtliche Überlieferungen und Lehren unserer altehrwürdigen Väter, sondern spielt auch jedem übel mit, der Ihn deshalb in redlichem Bemühen maßregelt und zur Rede stellt!
Aber doch kann Sein Fluch nicht von langer Dauer sein für alle, die wahrhaft Gott ergeben sind und darum vom Höchsten in allem beschützt und bewahrt werden!“
So hatte jener Xantox wahrhaftig noch überhaupt nichts dazugelernt durch das, was ihm zur Warnung und Mahnung widerfahren war! Denn er war bereits durch und durch verstockt und sein Herz war durch zahllose Leben in beharrlicher Widersetzlichkeit schon gänzlich verhärtet, dass ihn erst eine entsprechende Anzahl verfluchter Existenzen überhaupt noch erweichen und irgendwann noch zur Reue bewegen konnte!
(I)
Als nun dies alles der Vater des Xantox hörte, welcher der Vorsteher der Synagoge jener jüdischen Siedlung in Gosen war, ging er – über die Maßen entrüstet und aufgebracht – hin zu Joseph, dem Vater Jesu, und erklärte ihm: „Werter Joseph! Wir wissen, dass du ein gottesfürchtiger Mann bist, der alle Gebote der Väter achtet.
So allerdings leider nicht im Mindesten dein – verzeih´ bitte – gänzlich missratener Sohn, von dem es uns aber so scheint, als hättest du Ihn mit Seiner Mutter, die wohl von einem Heiden geschändet worden ist, nur aus Mitleid und Barmherzigkeit angenommen. Denn von dir kann er das Böse, das in Ihm ist, unmöglich haben, so dass du Ihn wohl nur aus Mitleid und Erbarmen als deinen Sohn angenommen hast.
Wir jedoch können dies – bei aller Liebe – nicht, da dein Sohn ganz offensichtlich nicht gewillt ist, sich demütig unter unsere Gesetze zu beugen, da hierfür wohl viel zu viel heidnisches Blut in ihm ist.
Darum müssen wir dich auffordern: Zieh fort von hier! Oder entlasse diese Frau mit ihrem missratenen Sohn und treib sie weg von dir, wie Abraham die Ägypterin Hagar mit ihrem Sohn, dem widersetzlichen Ismael, verstoßen und in die Wüste geschickt hat – um Israels willen, wie auch zum Wohl seiner gesamten göttlichen Nachkommenschaft, die aus ihm hervorgehen sollte! Ja, auch Abraham erbrachte solch ein großes, ihm gewiss sehr schmerzliches Opfer für uns alle!
Und so musst auch du das eine oder das andere tun: Ihn mit seiner Mutter verstoßen, oder aber mit ihnen zusammen auch deinerseits Ausschluss und Verbannung von uns erfahren!
Denn dieser Bengel erlernt bereits teuflische Zauberei von den Ägyptern, bei denen Er ein- und aus-geht, womit Er nicht nur sich selbst, sondern auch dich und uns alle verunreinigt und beschmutzt und am Ende vergiftet und Fluch und Unheil über uns alle bringt.
Mit diesem aufrührerischen Knaben kannst du darum unmöglich unter uns, in unserer Mitte, bleiben. Oder aber bring´ Ihm zusehends bei, dass Er sich von den dämonisch besetzten Ägyptern abzusondern hat, wie wir alle es tun, und trage umgehend dafür Sorge, dass Er lernt, uns zu segnen, statt uns zu verfluchen, insbesondere dann, wann wir uns bemühen, Ihn wieder auf den rechten Weg zu bringen!
Andernfalls ist Sein Ausschluss aus unserer gesegneten Gemeinschaft um unser aller Heil willen unumgänglich! Denn gegenwärtig ist dieser dein Zögling nichts als aufsässig und durch und durch böse. Und Er hätte meinen eigenen Sohn durch Seinen teuflischen Fluch nieder-gestreckt und dahin-gerafft, wenn der Höchste ihn nicht um seiner Lauterkeit und völlig tadellosen Unbescholtenheit beschützt und umschirmt und von allem Übel, was jener bringt, bewahrt hätte!“
(J)
Als Joseph dies von den geistlichen Oberhäuptern der Gemeinde hörte, da wurde er zutiefst bekümmert und von großer Sorge übermannt; und er rief am Abend seinen Jungen zu sich und nahm Ihn beiseite und stellte Ihn wegen all dem, was Ihm vorgeworfen wurde, zur Rede, indem er den kleinen Jesus fragte: „Ist das wahr, was unser Rabbi und all unsere Ältesten mir zugetragen haben?!“
Und als Joseph sah, dass sein Junge ihm nicht widersprach, fragte er zutiefst bestürzt: „Du bist doch – o ja, das weiß ich! – ein guter Junge! Warum tust du solch furchtbare Dinge?! Das verursacht doch nur Kummer und Leid!
Und auch, wenn Du einen Fluch, den Du ausgesprochen hast, am Ende doch wieder aufhebst, so stiftest Du damit doch nichts als Unfrieden und große Unruhe, dass man uns zu fürchten und zu meiden beginnt! Und am Ende bekommen alle Leute hier auf uns so einen Hass, dass sie uns mit Gewalt davon-jagen! Willst Du denn das?!“
Jesus aber entgegnete Seinem Zieh-Vater: „Schenke dem Üblen, das man dir eingeflüstert hat, keinen Glauben! Ich habe über niemanden irgendeinen Fluch gebracht! Oder meinst du etwa, Mir stünde der Sinn danach, zu verfluchen und zu verdammen?! Wahrlich, Ich sage dir: Mitnichten! Mir ist ebenso wenig danach, wie Gott, der allen bleibend ein liebender Abba ist, wie viel man Ihm auch immer zusetzt und zu schaffen macht! – auch, wenn Er mitunter hart strafen und züchtigen muss!
Es ist vielmehr so: Ich habe nur Mein »Ja« und Mein »Amen« zu allem gesprochen: zu den unheilvollen Wegen des Bösen, den diese scheinheiligen, verlogenen Ausgeburten des Teufels sich selbst erwählt und freiwillig von sich aus – ohne Anlass und Grund! – für sich eingeschlagen haben! Und Ich ließ sie damit lediglich nur erfahren, was sie selbst an Fluch bereits in sich getragen und selbst über sich gebracht haben, um sie darüber zu ernüchtern und sie dadurch von ihren Unheilswegen abzubringen – wenn auch bislang ohne jeden Erfolg.
Aber: ja! Insofern bin Ich tatsächlich zum Gericht in die Welt gekommen! Und alle, die sich durch gutes Zureden von ihren Untaten nicht abbringen lassen wollen, müssen deren Folgen am eigenen Leib erfahren und ihre Strafe davontragen. Denn wie können so starrsinnig Widerspenstige anders noch zur Besinnung gebracht werden?!
Und wahrlich: Diese alle, die sich für ach so fromm und rechtschaffen halten und die Ägypter als gottlose, dämonisch besetzte Heiden verachten: sie sind in Wahrheit noch viel übler als selbst sogar die allerschlimmsten, wirklich gottlosen Heiden, die sich der Finsternis verschrieben haben! Denn sie sollten wissen, gegen wen sie sich stellen!
Oder sollte etwa der All-Heilige, Aller-Gerechteste ihre herzlosen Untaten größter Grausamkeit übersehen, die sie über allem auch noch in Seinem Namen verüben, nur weil sie Juden sind und Seinem auserwählten, über allem gesegneten Geschlecht angehören?!
Wahrlich, Ich sage dir: Eben darum, weil sie doch unter einem viel höherem Segen stehen, werden sie auch als erste, vor allen anderen, wie auch zugleich am aller-drastischsten Gericht erfahren! Denn welchen mehr gegeben ist, bei denen kann man auch rechtens mehr fordern! Das ist das einhellige Urteil aller himmlischen Herrlichkeiten – sowohl der Engel Gottes, die verteidigen, als auch der Engel des Satans, die zuerst verführen und alsdann verklagen.
So will Ich wohl heilen und gewiss niemals schlagen! Aber manchmal und bei so manchen sind einfach harte Schläge notwendig zu ihrem Heil! Darum bleibt es beim Gericht für alle, auch wenn alles Gericht letztlich doch nur im Dienst der Gnade steht, allen hin zu ihrer Genesung und zu ihrem Heil“
Als Joseph dies hörte, da entsetzte er sich; denn aus dem Munde jenes Knaben von noch nicht einmal ganz fünf Jahren vernahm er eine über aller Infragestellung erhabene ewige göttliche Weisheit und Autorität.
(K)
In der Nacht aber hörte Joseph die Stimme eines Engels, die zu ihm sagte: „Zieh weg von hier und schüttle den Staub von deinen Füßen – ihnen zum Gericht! Denn diese verachten das Heil, das zu ihnen gekommen ist! Überdies ist mittlerweile der gestorben, der dem göttlichen Kind nach dem Leben getrachtet hat.
Aber auch bei deinen Brüdern im heiligen Land wird es nicht anders sein, als wie hier: Auch sie werden den Sohn Gottes nicht ertragen und von sich stoßen und damit unbeschreiblichen Zorn und Fluch über sich selbst bringen, obwohl ihnen das göttliche Kind doch allein nur zum Heil und Segen gesandt worden ist!
Aber alles, was sie über den Geliebten Gottes bringen, muss doch ebenso auch in gleicher Weise auf sie selbst zurückfallen, bis sie über den gerechten Gerichten Gottes, die sie nur ernten lässt, was sie selbst gesät haben, ernüchtert und für Sein Heil in Seinem Heiland empfänglich geworden sind. Dies alles aber erst am Ende der Zeiten.“