Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
II Die Ausbildung
(A)
Als Joseph mit Maria und dem Jesus-Knaben schließlich von Ägypten durch die Wüste hin zum Heiligen Land zog und ihnen die stechende Hitze der Sonne zu schaffen machte, traf es sich, dass sie zu einer Palme kamen, die dort mitten in der kargen Einöde stand.
Und Maria bat ihren Gatten: „Lass uns hier bitte im Schatten dieser Palme ein wenig Rast machen. Denn ich bin doch schon ziemlich erschöpft und würde gerne etwas ausruhen.“ So führte Joseph sie zum Schatten der Palm-Krone, und befreite auch ihr Maultier von seiner Last.
Als nun Maria sich auf der Decke, die Joseph für sie alle ausgebreitet hatte, niederließ und in die Krone der Palme sah, sprach sie: „Seht nur, wie viel Früchte diese Pflanze doch hier mitten in der Wüste getragen hat! O, was gäbe ich darum, wenn ich nur ein paar von ihren Datteln essen könnte!“ Denn ihr Reise-Vorrat war bereits aufgebraucht.
Joseph aber seufzte: „Da ist wohl nichts zu machen! Diese Dattel-Palme ist viel zu hoch und ihr mächtiger, struppiger Stamm trägt lauter wehrhafte Dornen, so dass es nicht möglich ist, an ihr hinauf-zu-klettern, um an ihre Früchte zu gelangen.
Aber was mir noch größere Sorge macht, ist, dass uns überdies auch bereits das Wasser in unseren Schläuchen ausgeht; und wir haben schon nichts mehr, was wir unserem Lasttier zu trinken geben könnten!“
Da legte der Jesus-Knabe segnend Seine Hände an den Stamm der mächtigen Palme und sprach zu Ihr: „O, du liebe, gesegnete Pflanzung Gottes, die du hier, mitten in der Wüste, solche Standfestigkeit bewiesen hast und darüber auch noch solch eine beeindruckende Größe erlangt hast, da du dich in allen Widrigkeiten bewährt und dir in deiner fruchtreichen Krone einen Siegeskranz erworben hast: Teile doch bitte mit uns die Früchte, die dir der Höchste geschenkt hat und aus dir hervorgehen ließ zu Seiner Verherrlichung!“
Da lachte Joseph, weil sein kleiner Junge mit der Palme wie mit einem verständigen Lebewesen sprach. Und er nahm seinen Buben zur Seite und kniete sich zu Ihm hinunter, um mit Ihm auf Augenhöhe zu kommen; und er legte dem Knaben – dessen unbedarftes, jedoch vergebliches Bemühen anerkennend – seine Hand auf die Schulter, um Ihm behutsam zu erklären: „Mein lieber Junge! Wie sollte diese Palme Dich verstehen?! Denn sieh: Allein wir Menschen sind mit Geist und Verstand …“
Doch dann verschlug es dem Joseph die Sprache. Er erspähte nämlich – selbst von der Palme abgewandt – hinter seinem Knaben deren Schatten, der erkennen ließ, dass der mächtige Stamm jener Palme sich doch tatsächlich beugte, so dass sie ihr Kronen-Haupt vor Jesus bis zum Boden neigte, um ihre Früchte zum Pflücken darzubieten.
Und Joseph entsetzte sich. Denn er fragte sich: „Wer ist dieser, dass Er sogar mit Pflanzen sprechen kann? – und sie verstehen Ihm und folgen Seinem Wort! Wer vermag solches als allein Gott, der Höchste selbst?!“
(B)
Aber damit nicht genug! Denn als sie, von unaussprechlicher Freude unter Lobpreisung des Höchsten die Früchte von der Palme entgegen-nahmen, da dankte ihr Jesus mit den Worten: „Wahrlich! Gesegnet bist du nun über alles! Denn du hast nun höchste Vollendung erlangt, weil du den empfangenen Segen im Wissen, wem du ihn verdankst, diesem selbst voll Ehrerbietung zurück-gegeben hast. Und weil du so vor dem Höchsten tiefste Demut bewiesen hast, sollst du nunmehr auch selbst von Ihm verherrlicht und gänzlich vollendet werden.
Darum richte dich wieder auf und wachse hin zu letzter Größe und Majestät, und strecke dich aus, den unendlichen Weiten der Himmel entgegen! Denn wahrlich, Ich sage dir: Nach Abschluss dieser deiner gegenwärtigen irdischen Existenz musst du nicht mehr in der Wüste dieser Welt aufs Neue ins Dasein erweckt werden, sondern wirst in strahlender Herrlichkeit wiedergeboren werden und in geistlicher Verklärung in Unverweslichkeit erstehen in den paradiesischen Wonne-Gärten, die in den Himmeln sind!
Und aus deinen Palmblättern werden den vollendeten Gerechten Siegeskränze gebunden werden, die in allem überwunden haben, gleichwie du! So geselle dich zu deinen Geschwistern, die bereits in die paradiesischen Gefilde des himmlischen Garten Eden eingegangen sind, um dort alle Heiligen zu erfreuen, wie du schon hier auf Erden uns und viele andere an diesem Ort der Einsamkeit beglückt hast!
(C)
Nur eines bitte Ich dich noch: Die Wasser des Lebens, die sich deinen Wurzeln in den tiefsten Tiefen erschlossen haben: Lass diese doch bitte nunmehr auch noch hervor-treten, dass sie auch anderen hier mitten in der Wüste Erfrischung und Stärkung geben auf ihrer Pilgerschaft!
Lege also diese Wasser-Ader frei, die sich dir erschlossen hat, dass sie auch anderen Leben spenden kann, wie sie dir Leben gestiftet hat! So wirst du letzte Vollendung erlangen, dass man deiner ewig gedenken und deinem Beispiel folgen wird!“
Und siehe: Als Jesus das zu der Palme gesagt hatte, da begann im Wüstensand zu ihren Füßen Wasser hervor-zu-sprudeln, so dass sie ihr Maultier tränken und ihre geleerten Wasserschläuche wieder auffüllen konnten mit unaussprechlicher Freude. Auch wuschen sie dort ihre Gewänder; denn sie waren bereits sehr verdreckt vom Wüstensand.
Und als sie weiterzogen und nochmals zu jener Palme zurück-blickten, siehe: da war um sie herum eine grüne, saftige Oase mitten in der Wüste entstanden!
Dies aber zum Zeichen für alle, die sich selbst aus dem Wasser des Lebens der göttlichen Liebe speisen – sich aber nicht allein, sondern auch alle, die sich ebenso, wie sie, danach verzehren und sehnsüchtig nach wahrem, erfüllendem Leben verlangen – wie es geschrieben steht im allerersten, richtungsweisenden Psalm und Lobgesang Davids:
„Glückselig alle, die an der göttlichen Liebe Gefallen haben und über Ihren Ratschlägen nachsinnen Tag und Nacht. Die gleichen Palmen, die an Wasserbächen gepflanzt sind, welche mit Bestimmtheit auch ihre guten Früchte hervorbringen zu ihrer Zeit.
Und ihre Blätter werden niemals welk; und alles, was sie – von der göttlichen Agape bewegt – in Angriff nehmen, wird ihnen gelingen! Denn Gott, der HERR, achtet auf sie auf allen ihren Wegen! Der HERR leitet sie in allem in Seiner Güte und Barmherzigkeit und sättigt ihre Seelen und erfrischt ihr Herz auch an dürren, wasserlosen Orten, so dass sie selbst zu grünen, saftigen Oasen werden, mitten in der Wüste, ja, wie zu reich bewässerten paradiesischen Wonne-Gärten, und selbst zu sprudelnden Quellen, deren wohltuend kühlen, erquickenden Wasser niemals versiegen! Und manches dürre Tränen-Tal, das sie durchwandern, verwandeln sie zu einem Land der Freude und machen es zu einem fruchtbaren Tal voll erfrischender Quellen!“
(D)
Und siehe, es verhielt sich so, dass gerade in der Nähe jener Palme eine Gruppe von Aussätzigen dort in der Einöde in einer Höhle lebte. Unter ihnen aber befand sich auch ein Mädchen, dessen Körper bereits vom Aussatz schneeweiß war. Dies hatte von fern beobachtet, wie jene Pflanze sich vor den Reisenden neigte, um ihnen ihre Früchte darzubieten, und wie sich unter der Palme eine Quelle auftat, welche jenen Ort sogleich in eine Oase verwandelte.
Und als Maria und Joseph mit ihrem jungen Sohn Jesus weitergezogen waren, traute sie sich hervor, um das Wunder, das dort geschehen war, vom Nahen zu besehen. Auch freute das Mädchen sich über den Teich, der dort entstanden war. Denn die Aussätzigen waren bislang gezwungen gewesen, sich von einer weit entfernten Stelle Wasser holen zu müssen. Und siehe: als jenes Mädchen von dem Wasser trank und sich darin wusch, wurde sie sogleich gänzlich von ihrem Aussatz gereinigt.
Wie verwunderte sich da ihre ganze Gruppe, als sie völlig geheilt zu ihnen zurückkehrte und von dem Wunder berichtete, das sie dort beim Besuch jener Reisenden gesehen hatte!
Und sogleich machten sie sich alle auf, um ebenso von der Heilquelle zu trinken und sich darin zu waschen. Und siehe: Als sie sich in dem Wasser untertauchten, da war es für sie wie lindernder Balsam; und ihre Körper wurden gänzlich rein und frisch, wie von neugeborenen Kindern! So wurden auch sie alle wieder umgehend gesund.
Da sprachen sie zueinander: „Es besteht kein Zweifel: Jene drei müssen Götter gewesen sein! Vielleicht waren es der Göttervater Osiris und die göttliche Mutter Isis mit ihrem Horus-Knaben?“
Das Mädchen aber erklärte darauf: „Diese Menschen waren keine ägyptischen Götter! Denn sie trugen Gewänder, wie es die Juden zu tun pflegen, die in unserem Land ansässig sind. Und sie verehren nicht unsere Gottheiten, sondern einen einzigen Gott, der über allen Göttern steht
Allein von dem Jungen kann ich mir vorstellen, dass Er göttlicher Herkunft und ein besonderer Günstling ihres höchsten Gottes ist. Er nämlich sprach mit der Palme; und daraufhin verneigte sie sich vor ihm und öffnete die Wasser-Ader, aus der sie sich im Untergrund speiste.
Und weil der Junge aus der Quelle trank und auch Wasser für ihr Lasttier schöpfte, wie Er auch Sein Gewand in dem Teich wusch, erhielt es meiner Ansicht nach von Ihm auch seine besondere Heilkraft.“
Danach aber kehrten die Geheilten in ihre Siedlungen zurück und berichteten allen, was an ihnen geschehen war, und erklärten: „Unter den Juden muss ein göttliches Kind geboren worden sein!“
Und siehe: Bald begab sich´s, dass immer mehr Leute zu dieser Oase pilgerten, weil sie sich von einem Bad in der dortigen Wasserquelle Heilung und Genesung versprachen. Und fürwahr: Wie sie es glaubten und erwarteten, geschah es ihnen auch!
So wurde jener Heilsborn zu einer bedeutenden Pilgerstätte im ganzen Umland. Und man gab der Oase den Namen »Matarea«, was so viel bedeutet, wie »Er ließ alles reifen« oder auch »Er macht alle gesund«. Und viele, die dort geheilt wurden, begannen den Höchsten Israels als die alles Göttliche überbietende Allmacht zu verehren.
Aber man vergaß auch nicht, dass es ein jüdisches Kind war, das durch Seine Berührung jenen Heilsborn entspringen ließ. Und als später in dieser Gegend das Evangelium verkündigt wurde, da erkannten alle, dass jener wundertätige Knabe, der mit Seinen Eltern aus Ägypten in Sein Heimatland gezogen war, Jesus gewesen sein muss, welcher der Christus und Heiland und Erlöser für alle ist: nämlich für alle Heiden ebenso, wie für alle Juden.