Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

II Die Ausbildung

(A)

Als Jesus mit Seinen Eltern schließlich nach Judäa kam, da suchten sie eine Karawanserei auf, um dort zu nächtigen. Und als sie in dem Gasthaus der Herberge ihr Nachtmahl einnahmen, siehe, da befand sich dort in der Ecke des geräumigen Speisesaals eine Gruppe jüdischer Männer, die mit Dolchen und Schwertern bewaffnet waren, als befänden sie sich im Krieg.

Und Jesus sprach zu Seinen Eltern: „Seht ihr die Israeliten dort? Sie halten sich für fromme, gottesfürchtige Männer; aber in Wahrheit sind sie nichts als verkommene Diebe und Räuber und Meuchelmörder!

Sie nämlich sind es, welche die Handelsstraße zwischen Ägypten und Israel so unsicher machen. Und mit Vorliebe überfallen sie Juden, die dort unterwegs sind, um sie auszurauben und zu plündern, um sich mit ihrer Beute zuzurüsten für ihren einstigen vermeintlich »Heiligen Krieg«. Und sie schrecken auch nicht davor zurück, ihre armseligen Opfer unter grausamer Folter zu ermorden!

Sie sagen sich nämlich: »Das können nur verachtenswerte abtrünnige Juden sein, die aus dem heiligen Land ins gottlose Ägypten ziehen oder von dort wieder zurück-kommen, um das auserwählte göttliche Volk mit heidnischen Sitten und Gebräuchen, die sie dort angenommen haben, zu infizieren. Denn nichts in der Welt erlaubt den Heiligen Umgang mit der verkommenen gottlosen Welt, schon gar nicht irgendwelche wirtschaftlichen Interessen!

Darum verdienen diese Heuchler, die unser Volk besudeln, nichts anderes als den Tod! Lasst uns Gottes Rache-Engel sein, die an ihnen Sein gerechtes Gericht vollstrecken! – zur Abschreckung aller, die schon geneigt sind, es diesen ruchlosen Abgefallenen gleichzutun!«

Ja, mit derartigen Worten reizen diese sich – in völliger Selbst-Verkennung ihrer eigenen, weit schlimmeren Unwürdigkeit – gegenseitig zu den allerschlimmsten Gräueltaten an, die der göttlichen Allmacht in Ihrer allduldsamen Liebe gegen alle gewiss noch weit mehr zusetzen und zu schaffen machen!

(B)

Und unter diesen befinden sich auch die drei, die uns überfallen haben und auch uns ohne Gnade und Erbarmen niedergemacht hätten, wenn uns nicht der Rudel Wölfe beschützt hätte, den Mein Vater uns zur Leibwache entsandt hat!

Und selbst, als sie erkennen mussten, dass wir unter einem höheren Schutz stehen, weckte dies nur unter einem einzigen von ihnen Gottesfurcht – nämlich bei jenem, den die Wölfe direkt anfielen, als er sich als der Tollkühnste von ihnen als Erster an uns heranwagte.

Sein Name ist »Dumachus«, der sich aber von seinen Kumpanen »Dysmas« nennen lässt, weil er seinen heidnischen Namen verachtet, wie auch seine Eltern, die ihm diesen Namen gegeben haben. Und er war es auch, der es dem »Titus«, der sich unter ihren Mord-Gesellen »Gestas« rufen lässt, ausgeredet hat, uns nochmals im Verbund ihrer ganzen Räuber-Horde zu überfallen und nieder-zu-machen, weil ihn eine ihm unerklärliche Furcht befiel und er bei der Begegnung mit Mir doch etwas verspürte, was ihn verunsicherte und aufschrecken ließ, wenngleich er´s noch nicht einordnen kann.

Und ja: Er wird noch viele schreckliche Verbrechen begehen, bis er dermaleinst zur Besinnung kommt! Aber wahrlich, Ich sage euch: Einstmals wird er für alles, was er verbrochen hat und noch verbrechen wird, durch die Hand der Römer zur Rechenschaft gezogen werden, dass auf ihn selbst noch alles zurückfallen muss, was er so unzählig vielen Unschuldigen angetan haben wird! Und er wird – zusammen mit seinem Mord-Gesellen – dafür hingerichtet und ganz zurecht ans Fluchholz geschlagen werden und so für seine vielen Sünden unter einem schrecklichen Tod sühnen müssen!

Ich selbst aber werde zwischen ihm und seinem Kumpanen ebenso erhöht werden, um an ihrer Stelle auf Mich zu nehmen, was andernfalls darüber hinaus noch rechtens an ewigem Fluch und nicht enden wollender Verdammnis über diese beiden kommen müsste, wenn es nach ihren Verklägern in den Himmeln, wie auf Erden ginge.

Und er, der Dysmas Dumachus, wird es erkennen dürfen, was ihm da an Gnade und Heil angeboten wird, obwohl er sein heilloses Leben lang selbst so gnadenlos gewesen ist, und was ihn vor der Hölle bewahren wird, in die Ich für ihn sinken werde, so dass er, statt in diese furchtbare Tiefe fahren zu müssen, von den heiligen Engeln Gottes in die herrlichsten Höhen getragen werden kann, da er dann nämlich Meine Liebe erkennen wird, die ihm – wie allen – über allem trotzdem noch immer gelten wird.

Und das wird sein Herz endlich aufwachen lassen und überführen und überwältigen, dass er voll unsäglicher Bekümmernis noch alles bereuen wird, was er in seinem Leben verbrochen hat, und er die göttliche Vergebung erflehen wird, die sich ihm in Meinem stellvertretenden Sühneopfer darbieten wird.

Dies alles aber allein darum, weil er sich bei aller fatalen Ab-Irrung, die ihn betroffen hat, doch noch einen letzten Rest an Beachtung seiner inneren Herzens-Stimme bewahrt hat, die ihn eindringlich vermahnte, sich nicht auch noch an dem Allerheiligsten selbst zu vergreifen, dem er in seinen fanatischen Eifer und religiösen Wahn schon so nachhaltig entglitten ist, ohne es sich selbst schon eingestehen zu können.

So wird er doch noch das Leben finden im Angesicht der Schrecken des Todes, den Ich dermaleinst an seiner Stelle auf Mich nehmen will an seiner Statt aus der unendlichen göttlichen Abba-Liebe heraus, die keines Ihrer Kinder jemals für immer aufgeben könnte, auf was für allerschlimmste Abwege sie auch immer abirren mögen.

Seinem Freund und Mord-Gesellen aber, dem Titus Gestas, wird dies zu dieser Stunde noch versagt bleiben, dass er das Heil hier dann schon erkennen und ergreifen kann, so dass er über seinen qualvollen Tod auch noch hinab-sinken muss in die ewigen Feuer des Hades, das ihn zu einer wahren Hölle werden wird – und auch muss, damit auch er darüber noch zu seiner Zeit ernüchtert werden mag. Denn sein Herz ist jetzt schon – und noch gar lange – gänzlich heillos verhärtet und vollkommen verstockt!“

(C)

Joseph aber war über die Worte seines Jungen zutiefst schockiert und wollte es nicht annehmen, noch glauben; darum rief er entrüstet auf: „Gott bewahre! Junge! Was sprichst Du da?! So etwas kann niemals der Wille des Höchsten, Erhabenen sein! Sondern Seine Gerechtigkeit fordert vielmehr dies, dass ein jeder für seine eigenen Untaten selbst zur Rechenschaft gezogen werden wird – auch dann, wenn dies für manche ewige Verdammnis bedeuten mag!“

„Ist das so?“, fragte Jesus: „Ist das die Gerechtigkeit Gottes – eine Gerechtigkeit, die auf Rache und Vergeltung sinnt, so wie es unter euch ungerechten Menschen gang und gäbe ist? Oder herrscht solche Gerechtigkeit nicht vielmehr in der Hölle?! – wie sie auch nichts als »Hölle« und »Fluch« und »ewige Verdammnis« bringt!

Aber welche Seele soll dann noch je gerettet werden können? Und wenn der Höchste, All-Heilige, sich doch einiger erbarmen soll, muss Er sich da dann nicht um Seiner Gerechtigkeit willen am Ende aller erbarmen?

Und erweist die Gottheit in Ihrer unendlichen Güte nicht eben darin Ihre über aller irdischen Rechtsprechung erhabene göttliche Gerechtigkeit, dass Sie nicht – wie alle Welt – richtet nach dem, was Sie vorfindet, sondern sich vielmehr selbst alle noch recht macht? – selbst auch die größten Gottlosen und Undankbarsten und Übelsten!“ Und der Blick des kleinen unschuldigen Jesus-Knaben beschämte selbst den gerechten Joseph, so dass er diesen nicht ertrug und ihm ausweichen musste.

„Und doch, Jesus!“ , fiel da auch Maria, Jesu Mutter, ein: „Das kann doch niemals der Wille Gottes sein!“ Trotzdem konnte sie – im Gegensatz zu Joseph, der all das einfach weder fassen konnte, noch wollte – die Worte ihres über alles geliebten Sohnes nicht vergessen und einfach verdrängen; und da es schon mehrere derartige düstere, unheils-schwangere Prophezeiungen über ihren Sohn gab, grämte sie das fortan noch mehr mitunter zutiefst und belastete nicht selten aufs Allerschmerzlichste ihre Seele, dass ihr unter übelsten Vorahnungen ihr Herz schier zu verbrennen schien.