Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

III Die Aufnahme

(A)

Nachdem Jesus mit Seinen Anhängern Seine Mutter Maria zurück nach Nazareth gebracht hatte, zog Er mit Seinen Jüngern in das Land Judäa. Und Er ging in die Städte im Jordan-Tal und verkündete dort das Evangelium; auch predigte Er dort an den Sabbaten in ihren Synagogen und sprach ihnen zu, dass Gott ihnen ein neues Herz und einen neuen Sinn für Seine allen unverlierbar geltende Liebe geben wolle, damit sich diese grenzenlose göttliche Agape in alle ihre Herzen ergießen könne, um sie zu erwecken zu einem gänzlich neuen Leben aus Seiner Barmherzigkeit und Güte.

Und Jesus rief sie zum Jordan, um sich dort taufen zu lassen und die Salbung der göttlichen Liebe aus der Höhe zu empfangen. So wirkte der Herr den ganzen Sommer über in der Gegend um den Jordan in Judäa; und alle kamen zu Ihm hinaus, um sich taufen zu lassen, wobei Er jedoch nicht selbst taufte, sondern Seine Jünger, welche Er getauft hatte.

Aber auch Johanan, der erste Tauf-Prophet, taufte noch weiterhin in der Tiefebene zwischen Samaria und Galiläa, diesseits des Jordans, bei Änon, nahe bei Salim, wo viel Wasser war; und auch zu ihm kam noch viel Volk, um sich taufen zu lassen. Denn zu dieser Zeit war der Täufer Johannes noch nicht eingekerkert worden.

Schließlich wurde der Täufer Johanan erneut von Pharisäern und Sadduzäern, die aus Jerusalem entstand worden waren, aufgesucht; und es entfachte sich ein Streit zwischen ihnen und den Jüngern des Johannes über die Reinigung, weil der Tauf-Prophet ebenso, wie die Essener, lehrte, dass es zur Entsühnung von Sünden keines Schlachtopfers bedürfe, sondern allein eines reuigen, umkehr-willigen Herzens, so dass der Täufer zur Reinwaschung von Sünden das Wasserbad im Jordan anbot.

Und bei dieser heftigen Auseinandersetzung erfuhren die Tauf-Schüler des Johannes auch, dass zum großen Ärgernis der Schriftgelehrten nun zudem bereits auch noch ein weiterer Tauf-Prophet in Judäa ebenso, wie Johanan, wirkte, so dass dessen Irrlehre, wie sie es sahen, immer mehr um sich griff. Denn sie sprachen zu den Propheten-Schülern des Johanan: „Und nun tritt über allem auch schon ein einstiger Jünger eures Meisters namens »Jesus«, der sich von ihm hat taufen lassen, selbst als Täufer auf, wozu Er von eurem Rabbi berufen worden sein soll; und der leitet noch mehr Volk in die Irre, als es schon euer falscher Prophet tut!“

Als die Propheten-Schüler dies hörten, kamen sie zu Johannes und mokierten sich: „Meister, der einstmals bei Jericho bei dir war, um sich von dir taufen zu lassen, und den du in Batanäa, dem »Bethanien jenseits des Jordans«, wieder gesehen und von dem du uns damals das Zeugnis gegeben hast, dass Er der wäre, den du künden solltest: siehe, der tauft jetzt seinerseits, ebenso wie du, und jedermann geht, statt zur dir, nun zu Ihm! Aber wer auch immer jener sein mag: Ist es denn rechtens, dass dieser nun tut, was doch von Anfang an allein dein Auftrag war und ist und doch wohl auch bleibt!“

Sie nämlich neideten es dem Jesus, dass Er inzwischen mehr Jünger machte, als ihr eigener Tauf-Meister. Denn je mehr ihnen ihr Rabbi Johanan beteuert hatte, dass er selbst nicht der Messias sei, umso mehr glaubten sie, dass er´s sein müsse! Darum auch folgten sie nicht Jesus nach, sondern blieben bei ihrem Propheten Johannes.

(B)

Da schnaufte der Täufer Johanan tief; denn er erkannte ihren Neid, und gab ihnen zur Antwort: „Kein Mensch kann eine derartige Vollmacht erlangen, wie dieser, wenn sie ihm nicht aus höchster Höhe der Himmel gegeben worden wäre! Auch erlangt niemand Ehre, er werde denn nicht von Gott geehrt; und ebenso kann keiner irgendetwas Heilbringendes bewirken, es wäre denn nicht Gott mit ihm.

Was also blickt ihr neiderfüllt auf jenen Gesandten Gottes, nur weil Er mit den Seinen mehr Seelen für das Reich Gottes gewinnt, als ich und ihr?! Sollte euch das nicht vielmehr Anlass zu überschwänglicher Freude sein?!

Außerdem seid ihr selbst meine Zeugen, dass ich immer wieder erklärt und beteuert habe: »Ich bin nicht der Christus, sondern lediglich der, welcher Ihm voraus-gesandt worden ist, um eben diesem den Weg zu bereiten und Ihm ein Heer zuzurüsten, das einstmals Ihm und Seinem Schlachtruf folgen wird!«

Er ist der große, wunderbare, göttliche Bräutigam, dem das Volk Israel zur Braut bestimmt ist, nicht ich! Denn wer für die Braut den Brautpreis bezahlt, dem gehört sie und der ist der Bräutigam.

Ich aber bin für mich nichts und niemand, und allein dazu bestimmt und aus unerfindlicher Gnade gewürdigt worden, Ihm Sein Brautführer sein zu dürfen, der Ihm Seine Braut als eine gebadete, geölte und geschmückte keusche Jungfrau zuführt! Denn ich hab´s euch und allen gesagt, dass ich nicht einmal würdig bin, Ihm die Füße zu küssen!

Bei allem aber darf ich mich doch rühmen, von Ihm wie ein Ihm Ebenbürtiger behandelt zu werden und mich »Freund« dieses majestätischen Bräutigams nennen zu dürfen und an Seiner Seite stehen zu dürfen, wenn Er Seine Braut in Empfang nimmt.

Und darin wird meine Freude vollkommen, dass ich nunmehr zurück-treten und bald Ihm zuhören und Seinen Worten lauschen darf; denn mich erfreut die ermunternde, liebreizende Stimme dieses EINEN, der unser aller, auch MEIN Bräutigam ist! Und wenn Er nun hervor kommt und an meine Stelle tritt, so ist meine Freude darin erfüllt!

Darum ist es recht, wie sich alles entwickelt: Denn da Er der Bräutigam ist, ich aber nur der Brautführer, muss Er wachsen und hervortreten, ich aber muss abnehmen und zurücktreten.

(C)

Allein dieser EINE, der aus höchster Höhe hernieder kommt, ist über allen! Er könnte nicht von den Himmeln künden, wenn Er nicht aus den Himmeln gekommen wäre! Denn wer von der Erde ist, kann nur irdisch von den Himmeln reden, da er als Irdischer das Himmlische überhaupt nicht zu fassen vermag. Darum kann allein der, der aus den höchsten Himmeln kommt und über allem erhaben ist, von den jenseitigen überirdischen Wundern wahrhaft himmlische Kunde geben, weil Er allein es gesehen und gehört und auch erlebt hat.

Aber Sein Zeugnis nimmt niemand an, weil keiner in der Lage ist, das Himmlische zu erfassen, er sei denn selbst schon von den Himmeln berührt worden; darum bestätigt und besiegelt auch jeder, der Sein Zeugnis doch noch annehmen wird, dass es wahrhaftig ist und Gott fürwahr durch Ihn wirkt: Denn sonst könnte kein Irdischer das Himmlische fassen, das der Himmlische aus den Himmeln bringt.

Aber jener, den Gott aus den Himmeln entsandt hat, spricht himmlische Worte: die Worte Gottes, die Kraft in sich haben, noch alles Irdische für die Himmel zu erwecken; denn durch Ihn und Seine Worte strömt Geist und Leben voll Gnade ohne Maß und ohne jedes Ende, bis restlos alles dadurch, wie von Lebenswassern aus den Himmeln, erweckt worden ist und aufsprießt und blüht!

Und weil der Sohn den himmlischen Vater in Seiner unendlichen Liebe und Gnade zu allen Irdischen bringt, darum liebt der himmlische Vater Seinen Sohn über alles und hat Ihm alles in Seine heilenden Hände gegeben! Denn jener ist fürwahr aus den Himmeln und Gottes eingeborener Sohn!

Wer an diesen Sohn des Allerhöchsten glaubt, ist erweckt worden zu himmlischer Unsterblichkeit und ist eingegangen ins ewige Leben! Wer es aber nicht annehmen und glauben kann, dass dieser der Sohn Gottes ist, der noch aller Welt das Heil und Leben bringt, kann dies Leben freilich noch nicht kosten und schmecken, oder überhaupt nur sehen; sondern ein solcher wähnt sich noch weiterhin unter dem Zorn Gottes und kann darum auch nichts anderes erfahren, da er noch nicht an das Heil und Leben glauben kann, dass dieser EINE restlos aller Welt bringt!“

(D)

Die Jünger des Johannes waren also durch die Abgesandten des Hohen Rates auf den steigenden Einfluss Jesu hingewiesen worden. Folglich machte Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten in Jerusalem bald in gleichem Maße auf sich aufmerksam, wie es schon Johannes der Täufer, Sein Vorläufer und Wegbereiter, getan hatte.

Doch Jesus erregte relativ frühzeitig darüber hinaus überall, wo Er wirkte, bei allen pharisäischen Rabbinern noch weit mehr Anstoß, als es schon der Tauf-Prophet Johanan tat.

Denn Jesus begann bald, überdies all ihren Satzungen, wie nach ihrem Verständnis die Thora auszulegen war, durch Wort und Tat bewusst provokativ zu widersprechen, indem Er einmal ihren strikten Forderungen, wie nach der Überlieferung ihrer Väter der Sabbat einzuhalten wäre, keinerlei Beachtung schenkte, des weiteren aber auch alle ihre Reinheits- und Speise-Vorschriften für nichtig und völlig bedeutungslos erklärte.

Denn da Jesus die gänzlich vorbehaltlose, bedingungslose und unverlierbare göttliche Abba-Liebe verkündigte, die sich an ausnahmslos alle verschenken wollte – gänzlich umsonst, widersprach Er freilich mit Seinem Evangelium ganz bewusst auch allem, was der Lehrstuhl des Mose als vermeintliche Bedingungen für die Erlangung des Heils und der göttlichen Gnade aufgestellt hatte.