Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
IV Die Ablehnung
20: Über die Pilgerschaft der Seelen
20-A: Eine höhnische Anfrage der Sadduzäer bezüglich der Auferstehung
20-B: Die Sadduzäer glaubten weder an eine Auferstehung, noch an eine sterbliche Wiedergeburt
20-C: Die Sadduzäer erkannten allein die Thora des Mose als eine göttliche Offenbarung an
20-D: Jesus erkannte, wie die Pharisäer, auch die Verheißungen der Propheten an
20-E: Ein Mann durfte mehrere Frauen haben! Aber doch nicht eine Frau mehrere Männer!
20-F: Wie sollte das also im Reich Gottes zugehen, wenn eine Frau nacheinander mehrere Männer hatte?!
20-G: Ein Erweis für die Auferstehung aus der Thora war gefragt!
20-H: Ihr versteht die Schriften nicht, weil ihr Gott nicht kennt!
20-I: Gott ist kein Gott der Toten, sondern der Lebenden!
20-J: Es kommt eine Auferstehung in himmlischer Herrlichkeit!
20-K: Unverständnis der Sadduzäer
20-L: Was erwartet die Seelen nach ihrem Verscheiden?
20-M: Nichts aus dem göttlichen Leben kann jemals vergehen!
20-N: In Liebe erweckte Seelen fahren auf in die Himmel!
20-O: Wenn liebe Seelen heimgehen, ist dies darum ein Grund zur Freude, und nicht zur Trauer!
20-P: Noch unvollendete Seelen werden einer weiteren sterblichen Wiedergeburt zugeführt
20-Q: Euer Leben bestimmt die Art eurer Wiedergeburt
20-R: Verstockte Seelen fahren in untere Höllen zu ihrer Läuterung
20-S: Alles ist letztlich bestimmt hin zum Leben!
20-T: Euch erwarten unaussprechliche Freuden!
20-U: Liebes-Vereinigungen kennen keine Grenzen!
(A)
In diesen Tagen kamen auch einmal einige von den Sadduzäern im Tempel zu Jesus. Sie bildeten die führende Schicht im jüdischen Volk und gehörten auch größtenteils dem »Sanhedrin«, dem »Hohen Rat« der Siebzig Ältesten, an, die dem Hohenpriester unterstanden und in Glaubensfragen – zusammen mit den erhabensten Pharisäern – die höchste geistliche Gerichtsbarkeit über ganz Israel bildeten.
Fast alle von ihnen waren wohlhabende und vornehme Fürsten aus dem altehrwürdigen aaronitischen Geschlecht des Hohenpriesters Zadok, der einst an der Seite des großen Königs David stand und auch »Sadduk« genannt wurde; und sie waren es auch, denen die Verwaltung des Dienstes der levitischen Priesterschaft der »Kohen« am Jerusalemer Tempel unterstand, der das Herz und geistliche Zentrum des ganzen jüdischen Glaubens bildete.
Diese sadduzäischen Priester wendeten sich also einmal – schon im Vorfeld sichtlich belustigt – mit einer schnippischen Frage bezüglich der Auferstehung an Jesus, als Er im Tempel war; denn sie glaubten nicht an eine Wieder-Erstehung aller am Ende der Zeiten – so, wie es Jesus verkündigte und es auch die Pharisäer lehrten.
Darum traten sie mit einem höhnischen, siegesgewissen Lächeln an den Meister heran, indem sie Ihn in Hinblick auf die Wieder-Erweckung aller am Ende der Zeiten um Auskunft bezüglich eines kniffligen Problems baten: „Rabbi, beantworte uns doch bitte eine Frage, die uns betreffs der Auferstehung, an welche ihr Pharisäer glaubt, sehr zu denken gibt und schon ausgesprochen lange beschäftigt:
Mose hat uns doch die »Levirats-Ehe«, also die »Schwager-Ehe«, geboten, die besagt: »Wenn jemand stirbt und hat keine Kinder, so soll sein Bruder dessen einstige Frau heiraten und ihm Nachkommen erwecken.«
Stell´ Dir nun einmal Folgendes vor: Da war einer von sieben Brüdern: Der heiratete eine Frau und ergötzte sich leidenschaftlich an ihr, starb jedoch kinderlos.
Da jener nun keine Nachfahren hatte, stand nunmehr einer seiner Brüder in der Pflicht, sie zu ehelichen und mit ihr Kinder für seinen Bruder zu zeugen. Auch dieser vereinigte sich mit ihr und genoss mit ihr die Freuden der Liebe voller Leidenschaft, konnte seinem Bruder aber dennoch ebenso-wenig Nachkommen zeugen.
Als nun auch dieser Bruder starb, stand der nächste von jenen sieben wiederum vor der selben Aufgabe, hatte aber trotz glückseligster Verschmelzung mit ihr ebenso wenig Erfolg – und so fort, bis sich am Ende alle sieben Brüder nacheinander mit jener Frau verbunden hatten und gestorben waren, ohne dass dem ersten von ihnen ein Kind gezeugt werden konnte. Ja, und zuletzt starb dann schließlich auch die Frau.
Wenn es nun, wie ihr behauptet, eine leibhaftige Auferstehung auf Erden geben soll: Wessen Frau von den sieben wird jene dann sein? Denn sie war doch schließlich mit jedem der sieben in gleicher Weise vermählt, so dass folglich ein jeder von ihnen ein Anrecht auf sie haben müsste, sich wieder mit ihr vereinigen und sich auf ewig an ihr ergötzen zu dürfen! Oder sollte in der Auferstehung am Ende eine solche Frau dann etwa mehrere Männer haben?!“
(B)
Für die Sadduzäer aus dem aaronitischen Geschlecht des Hohenpriesters Sadduk galt nämlich lediglich die Thora des Mose mit seinen rituellen Tempel-Bestimmungen als geist-inspiriertes Wort Gottes. Und hier war – ihrer Ansicht nach – an keiner einzigen Stelle schon irgendeine Verheißung auf eine allgemeine Auferstehung am Ende der Zeiten gegeben.
Auch das Wort des Mose, dass der Gott Israels, dessen Name »Eifersucht« wäre, zu fürchten sei, weil Er ebenso töten könne, wie Er auch alles Leben stiftete und schenkte, war für sie noch kein Hinweis auf eine Auferstehung oder Reinkarnation. Denn dieses Wort schrieb dem Höchsten – ihrer Meinung nach – schließlich lediglich die Macht zu, Leben nehmen, wie auch geben zu können, also Unheil ebenso, wie Heil herbeiführen zu können, weswegen man Ihn fürchten und Seine Gebote halten sollte, wenn man unter Seinem Segen leben und nicht unter Seinen Fluch kommen wollte.
Wenn es nun aber bei Mose hieß: »Siehe! Ich töte und mache lebendig! Ich kann zerschlagen, wie Ich auch heilen kann!«, so besagte das für die Sadduzäer noch keineswegs, dass der Höchste damit verheißen hätte, dass Er jedes Leben, das Er wieder genommen hatte, auch erneut zurück-geben würde in Form einer Auferstehung, oder aber, dass ein Leben, das Er an einem bestimmten Ort nehmen würde, in irgendeinem Zusammenhang stehen könnte zu einem anderen Leben, das Er an einem anderen Ort wieder werden ließ – in Form einer Wiedergeburt.
Gesundheit, Glück und Wohlstand war darum für die Sadduzäer also bereits alles, was der HERR für all jene bereit hielt, die nach Seinen Geboten lebten und überdies nach Seinen Tempel-Satzungen durch Sühne-Opfer Seinen Zorn besänftigten, wenn sie in Sünden gefallen waren. Aber mehr als diesen irdischen Segen gab es für sie nicht – lediglich die Aussicht, dieses EINE geschenkte Leben in Glück und Frieden bis ins hohe Alter genießen zu dürfen, um dermaleinst alt und lebens-satt in Frieden aus diesem Leben zu scheiden, woraufhin man aber für immer vergangen wäre.
(C)
Die Schriften der Propheten aber, welche später – zumindest vereinzelt – eine Auferstehung am Ende der Tage in Aussicht stellten, erkannten die Sadduzäer nicht als geist-inspiriertes göttliches Wort vom selben Rang und Stellenwert an, wie es für sie die ersten mosaischen Gesetzes-Schriften hatten, zumal jene späteren »Mahner Gottes«, die solch eine gänzlich neue Hoffnung verkündigten, häufig in heftiger Opposition zu ihrer Priesterschaft standen und deren Opfer-Kultus massiv angriffen, da sie erklärten, dass man sich keineswegs durch Sühne-Opfer den Segen Gottes erkaufen könne, wenn man nicht auch bereit war, nach den Geboten Gottes zu leben, weswegen diese Propheten Gottes nicht selten den ganzen Tempel-Ritus als heuchlerischen Lug und Trug anprangerten.
Darum standen die Sadduzäer den Propheten ebenso kritisch gegenüber, wie diese ihnen selbst und ihrem ihrer eigenen Ansicht nach gänzlich unverzichtbaren priesterlichen Mittler- und Versöhnungs-Dienst; und sie erkannten die Schriften der Propheten bestenfalls als reine Erbauungsliteratur an – jedoch keineswegs als von Gott eingegebenes geist-inspiriertes Wort.
Und wo die Propheten von einer Auferstehung Israels sprachen, da deuteten die Sadduzäer dies allegorisch als reine, bloße Bildrede und Metapher – nämlich dahingehend, dass das Volk Israel, das durch seine Verschleppung nach Assyrien und Babylon gleichsam dem Tode überantwortet worden war und als eigenständige Nation umgekommen war, durch seine Rückkehr in sein Heiliges Land gleichsam aus dem Tod wieder-auferstehen durfte, um nunmehr in dem wieder-errichteten Jerusalemer Tempel und seinem Kultus – geläutert durch alles, was ihm widerfahren war – nun endlich wieder recht in der alten ursprünglichen mosaischen Ordnung Gott zu dienen. Alle prophetischen Verheißungen auf eine Auferstehung sahen die Sadduzäer also bereits in der Wieder-Erstehung ihres Volkes in seinem eigenen Land erfüllt.
Und auch alle anderen Schriften, wie die Geschichtsbücher der Juden oder deren Weisheits-Literatur oder auch die Sammlung ihrer Hymnen und Psalmen für den Gottesdienst, wo es erste behutsame Anfragen und Andeutungen bezüglich einer Auferstehung gab, hatten für die Sadduzäer nicht den selben Rang und Stellenwert, wie die mosaische Thora – hatte der Höchste doch erklärt, dass dieser Seiner Satzung nichts hinzugefügt werden sollte – insbesondere, wenn neueres, angeblich geist-inspiriertes Schriftgut jene ersten, ursprünglichsten Weisungen in Frage stellen und etwas von ihnen als nicht mehr gültig erklären und aus ihnen als hinfällig streichen würde.
(D)
Jesus dagegen erkannte, wie die Rabbiner, neben dem Gesetz des Mose auch die Schriften der Propheten ebenso als göttlich inspiriertes Wort an, in welchen sich das Reden Gottes, das zuerst an Mose als den ersten und größten Propheten erging, fortsetzte, so dass die Heilige Ruach durch all jene Seher, welche dem Mose folgten, allmählich immer mehr offenbarte und Ihre ersten Enthüllungen immer tiefer und genauer erläuterte.
Und wegen dieser Seiner auch alle Propheten wert-schätzenden Ansicht gehörte der Rabbi in den Augen der Sadduzäer ebenso dem zu ihnen in Opposition stehenden Lager der Pharisäer an – trotz allen persönlichen Differenzen, welche der Herr Seinerseits in Fragen der Schrift-Auslegung mit den Rabbinern auch immer haben mochte.
Jesus nämlich stellte ebenso, wie die Pharisäer, eine Auferstehung am Ende der Zeiten in Aussicht. Die Sadduzäer aber verneinten dies, wie sie auch nicht an eine unsterbliche Seele oder einen unauslöschlichen Geist im Menschen glaubten, noch an Engel oder Dämonen. Für sie gab es nichts jenseits der sichtbaren Welt, als allein die Gottheit – als die universal wirksame Kraft, die sich in allem Irdischen manifestierte.
Darum richteten die sadduzäischen Priester nun diese ihre höhnische Anfrage auch an Jesus, wie das in der künftigen Welt zugehen sollte, wenn eine Frau zu Lebzeiten mehrere Männer hatte, die allesamt nacheinander gestorben waren, um so die von ihnen verächtlich abgetane Vorstellung von einer Auferstehung als völlig undenkbare Abwegigkeit der Lächerlichkeit preiszugeben, indem sie sich belustigten: „Dann müsste jene Frau ja in der Auferstehung alle ihre ehemaligen Männer miteinander haben, so dass sich diese zusammen ihr einstiges Weib teilen müssten!“
(E)
Denn wenngleich die Thora mit keinem Wort untersagte, dass ein Mann mehrere Frauen und Nebenfrauen haben durfte, wie es schließlich selbst schon bei den den Erzvätern und vielen Königen Israels war, so stellte die Vorstellung, eine Frau könne ebenso mit mehreren Männern – oder gar noch Brüdern – eine Verbindung eingehen, in ihren Augen eine absolut undenkbare Ungehörigkeit, ja, eine große Abscheulichkeit und ungeheure Widerwärtigkeit dar.
Während ein Mann sich also einen ganzen Harem zulegen konnte und dabei ehrbar blieb und dies bei ihm sogar mitunter als ein Anzeichen ganz besonderer irdischer Segnung gewertet wurde, da er sich auf diese Weise viele Nachkommen zeugen und sein Geschlecht mehren und auf unzählige Generationen hin stärken konnte, hätte dies nach allgemeiner Auffassung dagegen jedoch zu verachtenswerten Ehebruch und zu schändlicher Hurerei geführt, wenn eine vermählte Frau auf ein derartiges Ansinnen gekommen wäre, ihrerseits berechtigt zu sein, sich mehreren Männern hingeben zu dürfen, was schließlich auch nicht selten deren Tötung durch Steinigung nach sich zog, sofern es ihr »Ehe-Herr« nicht dabei beließ, sich durch einen Scheidebrief von einem derart losen, verkommenen Weib zu lösen.
Im alten patriarchalischen Israel wurde hier also mit zweierlei Maß gemessen: Was dem Mann gestattet war, ja, ihn mitunter sogar höchst gesegnet erscheinen ließ, war der Frau deshalb noch keineswegs erlaubt, sondern gefährdete vielmehr ihr Leben und brachte sie unter den göttlichen Fluch.
(F)
Und nachdem es für die Israeliten völlig undenkbar war, dass eine Frau ebenso mit mehreren Männern vermählt sein könnte, wie ein Mann mit mehreren Frauen, weil dies nach ihrer Vorstellung mit der göttlichen Ordnung völlig unvereinbar war, führten die Sadduzäer diese ihre Anekdote immer wieder – zu jeder passenden wie unpassenden Gelegenheit – gern als einen schlagenden Beweis für die absolute Widersinnigkeit von dem Glauben an eine leibhaftige Auferstehung auf Erden an, da dies ja schließlich dazu führen würde, dass im künftigen Reich Gottes, in welchem doch die göttliche Gerechtigkeit alles bestimmen würde, dann manche Frauen plötzlich mit mehreren Männern vermählt sein würden, die am Ende sogar Brüder waren.
Und das Ganze ließ sich natürlich noch weiter spinnen: Was wäre dann etwa erst, wenn beispielsweise der siebte Bruder in ihrem Exempel am Ende jene Frau überleben würde, die seine sechs Brüder, mit denen sie zuerst vermählt war, überlebt hatte, und wenn dann jener letzte Bruder, der wiederum diese Frau überlebt hätte, sich nach ihrem Tod noch mit mehreren Frauen vermählen würde und hier wiederum einige dessen Tod überleben und erneut heiraten würden. Wäre dann im Reich Gottes diese Vielzahl von Männern und Frauen in einem heiligen Bund der Ehe vermählt?!
(G)
Mit solchen spitzfindigen Überlegungen versuchten die Sadduzäer zu beweisen, dass die Vorstellung von einer leibhaftigen Auferstehung hier auf Erden völlig abwegig und gänzlich undenkbar war. Und so richteten sie diese Anfrage, wie stets zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, nun auch hohnvoll belustigt an Jesus, um die Hoffnung auf eine Auferstehung als völlig lächerlich erscheinen zu lassen.
Da nun die Sadduzäer aber allein nur die fünf Bücher der Mose als göttliche Offenbarung anerkannten, jedoch die späteren Schriften der Propheten Gottes nicht als Wort Gottes gelten ließen, die Mose folgten und dann erst klar und deutlich eine Auferstehung am Ende der Zeiten ankündigten, stellten sie Jesus vor die Herausforderung, ihnen aus ihren eigenen ältesten, ursprünglichsten Schriften des Mose beweisen zu müssen, dass darin sehr wohl auch schon die Hoffnung auf eine Auferstehung – wenn auch noch verborgen und gleichsam versiegelt – durchaus bereits angedeutet worden war, welche erst später durch die Propheten ganz deutlich hervor-trat und enthüllt wurde – im Zuge des immerfort voranschreitenden Offenbarungsprozesses durch die Heilige Ruach über das Wesen und Wirken der Gottheit, der bei den Erzvätern schließlich erst seinen Anfang nahm und über Mose und die ihm folgenden Propheten beständig zunahm, um schließlich in Christus – als der völligen Enthüllung und Entblößung des innersten Wesens und Herzens der Gottheit – seinen krönenden Abschluss und Höhepunkt zu finden, dem dann nur noch Enthüllungen von der Vielfältigkeit des göttlichen Heilswirkens in aller Welt folgen sollten, dessen universale Gültigkeit für ausnahmslos alle aber bereits in dem Sühneopfer Jesu Christi für wahrhaft alle enthüllt worden war.
(H)
Jesus war also genötigt, den Sadduzäern einen Schrift-Erweis aus jenen ältesten Zeugnissen der göttlichen Offenbarung zu liefern, welche diese allein anerkannten, dass selbst auch in diesen allerersten göttlichen Bekundungen schon die später gegebenen Verheißungen auf eine allgemeine Auferstehung aller am Ende der Zeiten angedeutet wurden – auch, wenn die absolut klare und unmissverständliche Enthüllung dieser letzten Geheimnisse erst späteren Generationen vergönnt war. Der Herr musste folglich aus den ältesten göttlichen Mitteilungen aufzeigen, dass sich selbst auch in ihnen bereits die Hoffnung auf Auferstehung angedeutet fand, welche später in zunehmender Klarheit prophetisch geschaut wurde.
Dies aber war es, was der Rabbi den sadduzäischen Priestern schließlich zur Antwort gab: „Ihr irrt euch sehr, da ihr die Heiligen Schriften nicht recht auszulegen versteht: nämlich hoffnungsvoll im Geist, nach dem wahren Wesen und der Liebes-Gesinnung der Gottheit, wie ihr auch nichts wisst von Ihrer universal wirksamen Kraft, da ihr penibel am Buchstaben haften bleibt und nur die Forderungen Gottes vernehmt, jedoch nichts von Seinen gewaltigen Zusprüchen erspürt, die alle Seine Ansprüche unendlich überragen, und die selbst sogar auch dann noch gelten, wenn man Seinen Ansprüchen noch nicht genügt, da die Gottheit zuerst, wie auch noch zuletzt SELBST alles vorbildlich verkörpert, wozu Sie auch euch alle erziehen will: zu nichts als Liebe, Gnade und Barmherzigkeit!
Und weil ihr von diesem wahren Wesen der göttlichen Liebe nichts wisst, legt ihr deren weitherziges geistliches Wort nach eurer engherzigen fleischlichen Gesinnung aus, weil ihr nichts vernehmt von der Herzensweite der Heiligen Ruach und von deren unermesslichen Langmut und Güte, wie auch von Ihren grenzenlosen Möglichkeiten, noch alle zu erretten, die euch beflügeln müsste, all Ihre Bekundungen als Verheißungen zu verstehen auf etwas, was auch eure höchsten Sehnsüchte und Träume so unendlich überbieten wird, dass sie in euch Hoffnung freisetzen müssten auf unaussprechliche Herrlichkeiten, die noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und die gänzlich jenseits von allem liegen, was ihr erahnen oder euch auch nur vorstellen oder sogar erträumen könnt.
Wenn ihr die Schriften in solch hoffnungsvollem Geiste lesen würdet, dann könntet ihr vordringen von dem vordergründigen toten Buchstaben in die Tiefen des leben-stiftenden göttlichen Geistes, der allein das Herz erheitert und aufleuchten und entbrennen lässt und dadurch erst wahres Leben stiftet, belebt und lebendig macht.
Da ihr die Schriften, die doch ein Zeugnis und Brief der unaussprechlichen göttlichen Liebe zu euch allen sind, jedoch lediglich versteht als ein rigides Regelwerk beengender Satzungen und Bestimmungen eines knausrigen Gottes, der am Liebsten alle Seine Segnungen für sich behalten würde, bleibt euch deren wahrer Schatz und deren eigentliche Bedeutung gänzlich verborgen: alles, was euer Herz aufleben lassen würde und euch ins wahre göttliche Leben führen könnte, wodurch euch auch alles, was sie euch als vermeintliche Last auferlegen, zu einer glückseligkeit-stiftenden Lust werden würde!
(I)
Dass aber die Toten auferstehen werden, darauf deutet bereits die Selbst-Bekundung des Höchsten hin, der sich dem Mose aus dem brennenden Dornbusch heraus vorgestellt hat mit den Worten: »Ich Bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.«
Habt ihr dies noch nicht gelesen? – oder einmal die Aussage dieser Worte wirklich bedacht? Denn was besagt denn dieses Wort Gottes? Sollte der Lebendige etwa ein Gott der Toten sein? Oder sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?
O nein! Das Leben selbst ist nicht in Toten! Da der Höchste aber kein Gott der Toten, sondern der Lebenden ist, darum leben sie Ihm auch alle! Und da Ihm alle leben, werden sie Ihm auch alle noch auferstehen!
Denn alles, was die Gottheit aus Ihrem ewigen Leben ins Leben gerufen hat, kann nicht einem restlosen endgültigen Vergehen anheim-fallen, da es von Anfang an und bleibend zum ewigen Leben bestimmt und berufen worden ist. Darum bleibt auch alles, was existiert, in irgendeiner Weise bestehen, bis es dem wahrhaftigen göttlichen Leben zugeführt worden ist in der Auferstehung zu einem unvergänglichen Wesen, das allem, was besteht, von allen Uranfängen an zugedacht worden ist.
Denn die Gottheit, die nichts als Licht und Leben ist, wirkt nichts als Licht und Leben. Und darauf wirkt Sie immerfort hin! Wer will Ihr wehren?! Oder wer wollte es wenden?!
Ihr aber lest es und versteht es doch nicht und bleibt darum verhaftet in euren völlig verkehrten und verdrehten irrigen Ansichten.
(J)
Was aber eure spitzfindige Anfrage betrifft, ob dann in der künftigen Welt alle mit all jenen in einem ehe-ähnlichen Verbund vereinigt wären, mit denen sie sich in ihrem irdischen Leben nacheinander zu einem unauslöschlichen Liebesbund vereinigt haben, und – wie ihr belustigt andeutet – ob sich dann dort etwa alle gemeinsam in Wollust der körperlichen Liebe hingeben und sich alle zusammen aneinander erfreuen würden, was sich – eurer Ansicht nach – nicht mit einem gott-geweihten Leben in einer Welt verträgt, in der die göttliche Heiligkeit alles beseelt und bestimmt, so wisst dies, dass all eure weltlichen Vorstellungen von der künftigen Herrlichkeit völlig unangemessen sind, da ihr in eurer gänzlich auf das Diesseits ausgerichteten Gesinnung euch überhaupt nicht vorstellen könnt, was euch jenseits dieses so höchst vorläufigen, unvollkommenen irdischen Lebens einstmals an himmlischer Herrlichkeit erwartet:
Denn ihr werdet dann, in der Vollendung, als Kinder der Auferstehung keine irdischen Existenzen mehr sein, sondern unsterbliche himmlische Astral-Wesen voller Kraft und Herrlichkeit, gleich den Göttern und Engeln, für die – sofern sie nicht aus ihrem hohen himmlischen Stand gefallen sind – alle irdischen Leidenschaften völlig fad und bedeutungslos sind, da sie Anteil haben an den weit erhabeneren überirdischen Wonnen und Köstlichkeiten vollendeter Glückseligkeit, welche alle irdischen Freuden um Unendlichkeiten übersteigen.
Darum wird in dem künftigen himmlischen Leben, das euch erwartet, nicht mehr in sich schnell erschöpfender, verzehrender Wollust gefreit werden, wie es auf Erden geschieht, sondern da wird es weit höhere, ungleich glückseligere spirituelle Vereinigungen und Verschmelzungen geben, von deren Glückseligkeiten ihr auch nicht den blassesten Schimmer eines Hauchs einer Ahnung habt – wie auch nicht von der einstigen Vereinigung und Verschmelzung der ganzen Schöpfung mit ihrem Schöpfer selbst – als der Braut, die in diesem Äon ihrem himmlischen Bräutigam zubereitet wird, auf dass dann wahrlich alles mit allen in allem innigst verbunden sein wird durch das vollkommene Band der göttlichen Liebe, so dass jedes Wesen an allen Wesen Anteil haben wird, wie alle Wesen an jedem einzelnen von ihnen, so dass alle ein geistlich verklärtes Fleisch und göttliches Wesen sein werden in der universalen göttlichen Liebe, die dann aus allen durch alle zu allen alles in allen ist und alle in gleicher Weise beseelt. Denn all eure irdisch-menschlichen Vorstellungen sind auf das, was dermaleinst kommt, wie auch auf das, was die Gottheit von je her schon zeitlos ist, nicht mehr anwendbar!
Alles nämlich, was hier, in diesem euren irdischen Dasein noch das Leben und die Liebe in höchst schmerzlichem Maße einschränkt und einengt, wird dort dermaleinst gänzlich aufgehoben sein! Denn ihr seid zwar von allen Uranfängen an und ewig in dem Vollkommenen; jedoch ist das Vollkommene jetzt noch nicht in euch, sondern ihr alle noch auf dem Weg hin zu der ewigen Vollkommenheit, die sich in euer aller augenblicklichen unaufhörlichen Pilgerschaft selbst neu findet und bestätigt.“
(K)
Es war natürlich klar, dass die Sadduzäer eine derart höchst freimütige Auslegung ihrer Thora als eine eigenwillige Verfälschung ihrer ursprünglichen Bedeutung betrachteten. So schüttelten sie nur unverständig den Kopf darüber, dass Jesus aus der Bezeichnung des Höchsten als den »Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs« bereits einen ersten Hinweis auf eine Auferstehung, schon in den ältesten, ursprünglichsten Schriften des Mose ableiten wollte.
Und sie mokierten sich darüber: „Was sagt diese Bezeichnung des Höchsten als »Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs« denn anderes aus, als lediglich allein dies, dass der Gott, der schon die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob geleitet hat, auch der Gott des Mose war, der den Nachkommen der Erzväter als Seinem auserwählten Volk Seine göttlichen Satzungen gab?!
Doch wie abwegig ist dies, daraus eine göttliche Offenbarung ableiten zu wollen, dass die Seelen der Gläubigen unsterblich sind und von Gott auch im Tode noch am Leben erhalten werden sollen, um von Ihm einstmals einer Auferstehung zugeführt zu werden!“
Darum betrachteten sie es unter ihrer Würde, mit Jesus weiter derartige theologische Fragen zu erörtern, da Er nach ihrem Dafürhalten aus den Schriften beliebig alles heraus-las, was Er selbst eigenwillig in sie hinein-legte und hinein-interpretierte. Und sie wendeten sich kopfschüttelnd von Ihm ab und erklärten: „Fürwahr! Die Pharisäer haben recht! Dieser ist ein Verführer der allerschlimmsten Sorte, der alle Worte Gottes gänzlich verfälscht und verdreht!“
Und bei all dem bemerkten sich nicht, wie Christus sie selbst ihrer eigenen Lächerlichkeit überführte, da sie nicht in der Lage waren, von den einstigen himmlischen Gegebenheiten, wie der Auferstehung in geistlich verklärter Herrlichkeit, anders als in rein irdischen, höchst begrenzten Kategorien zu denken, da ihr ganzer Horizont allein nur auf das gegebene, höchst unvollkommene, vergängliche Irdische, Weltliche beschränkt war, so dass sie keinerlei Sinn für die unendlichen Weiten hatten, die noch jenseits von allem irdisch Wahrnehmbaren und Vorstellbarem liegen.
(L)
Später fragten die Jünger den Meister: „Rabbi, Du hast gesagt, dass alle Wesen, welche die Allmacht ins Dasein gerufen hat, niemals vergehen, sondern allesamt in irgendeiner Form beständig weiterleben. Wenn dem Lebendigen, aus dem alles Leben fließt, alle ohne Ende leben, so sage uns: Wo leben sie, wenn sie aus diesem Leben scheiden?
Ist die Auferstehung dann also ein rein jenseitiges Geschehen, das nicht am Ende der Zeiten hier auf Erden für alle in ihrer jeweiligen Ordnung, nach ihrem Lebenswandel, erfolgt, sondern sich vielmehr bereits bei ihrem Verscheiden vollzieht, so dass eine Seele hier bereits, am Ende ihres irdischen Lebens, durch ein göttliches Gericht ihr Urteil empfängt und gemäß der Art und Weise, wie sie hier auf Erden gelebt hat, eine Art Wiedergeburt entweder in einer himmlischen oder aber in einer höllischen Welt erfährt – ähnlich, wie das die Griechen, aber auch die Perser oder die Ägypter glauben?“
(M)
Da antwortete ihnen der Herr: „Beide Hoffnungen haben ihre Berechtigung: Sowohl die auf eine leibhaftige Auferstehung am Ende der Zeiten, als auch die auf ein Weiterleben in himmlischen Sphären nach dem Verscheiden.
Denn alle Geister, die aus dem Meer des universalen göttlichen Geistes geschöpft worden sind und gehoben wurden, streben ihrer endgültigen geistlichen Verkörperung entgegen, welche sie bei ihrer Auferstehung in Kraft und Herrlichkeit in astraler Verklärung zu einem grenzenlosen, nie enden wollenden unverweslichen Leben erhalten – bei der Vollendung von allem in der göttlichen Liebe, die dann wieder alles umfassen und beseelen wird, da alles von der göttlichen Liebe ins Dasein gerufen worden ist und durch die göttliche Liebe ewig fortbesteht, wie auch alles zu der göttlichen Liebe hin bestimmt ist.
Und weil alles geschöpfliche Leben diesem göttlichen Leben entsprungen ist und zu diesem göttlichen Leben hin berufen ist, kann nichts, was existiert, jemals gänzlich sein Leben verlieren, wie sehr es auch immer von dem wahren göttlichen Leben noch entfernt und von Todesschatten umnachtet ist – gleich einer vorgeburtlichen Existenz, die ihrem wahren Werden ohne jedes wahrhaftige Bewusstsein noch entgegen-schlummert.
Da aber alles, was aus dem göttlichen Leben ins Leben gerufen worden ist, niemals mehr vergehen kann, da das göttliche Leben in jedem Leben noch lebendig werden will, bleiben alle Geister aus dem ewigen göttlichen Geist selbst auf ewig bestehen – in welcher Form sie auch immer existieren mögen: bewusst oder unbewusst, wie ihr schließlich selbst schon in eurer irdischen Existenz immer wieder verschiedenste Daseins-Zustände zwischen Wachen und Schlafen durchlauft. Und ebenso verhält es sich mit einer jeden Seele immerfort auf ihrer schier endlosen Pilgerschaft hin zu ihrem ureigentlichsten ewigen Ziel, das zugleich auch ihr Ursprung und Ausgang ist, um sich in seinem ganzen Äonen-überdauernden Lauf erneut zu bewahrheiten und zu bestätigen – wie auch die Gottheit selbst in ihr.
Wer darum den Ursprung von allem kennt, der braucht nach dem Ziel, wohin alles strebt, nicht mehr zu fragen. Denn wer weiß, dass der Ursprung von allem die universale göttliche Liebe ist, der weiß, dass darum auch das Ziel von allem die universale göttliche Liebe ist, die sich in allem findet und darum auch noch in allem bewahrheiten und bestätigen wird, in Ihrer von Ihr selbst zeitlos geschauten ewigen Herrlichkeit.“
(N)
Und der Rabbi fuhr fort; „Seelen, die schon vollendete Erleuchtung über die göttliche Liebe erlangt haben und darum in einem Leben allein aus dieser Liebe Erfüllung gefunden und Vollendung erreicht haben, gehen bei ihrem Abscheiden ein in himmlische Regionen, die ihrem jeweiligen spirituellen Reifegrad entsprechen, da sie in der göttlichen Abba-Agape inwendig bereits geistlich wiedergeboren worden sind zur Unsterblichkeit.
In der jeweiligen paradiesischen Sphäre, in welche sie nach ihrem Verscheiden aufsteigen, reifen und wachsen sie geistlich weiter, je tiefer sie das göttliche Mysterium ergründen und die Herrlichkeit des Christus-Antlitzes der Gottheit schauen, wodurch sie selbst verwandelt werden von einer Herrlichkeit zur anderen und von einem Himmel in den nächsthöheren steigen – und so fort bis zum Tage ihrer Auferstehung, wo sie überdies unsterbliche, geistlich verklärte Astral-Leiber erhalten, dass sie aufgehen werden, wie Sonnen in ihrer Kraft.
Darum könnt ihr euch freuen, da ihr um Meine Liebe wisst, welche allen unverlierbar gilt, die aus Ihr leben, wie auch um Ihre Kraft, euch im wahren göttlichen Leben zu erhalten, selbst, wenn ihr sterbt So dürft ihr darauf hoffen, dass eure Seelen einst von den Engeln in die himmlischen paradiesischen Lichtwelten getragen werden, wenn ihr eure sterblichen Leiber abstreifen werdet, die – von Sünde und Gebrechen so nachhaltig gezeichnet – euer irdisches Dasein so sehr beschweren. Denn darum wird eure Befreiung aus euren kümmerlichen fleischlichen Körpern für euch schon regelrecht einer Auferstehung gleichen, die nur noch von ihrer einstigen Auferstehung in kraftvollen geistlichen Körpern überboten werden kann, wenn ihr alle dermaleinst mit astral verklärten Licht-Leibern angetan werdet in Herrlichkeit und Kraft. Und eure Lösung aus euren Sünden-Leibern, die euch wie Betäubte in Umnachtung halten, wird schon einem freudigen Erwachen gleichen, das euch endlich schauen lässt, was ihr bislang nur blind ertastend glauben konntet!
(O)
Und wenn ihr über dies alles Gewissheit erlangt habt, werdet ihr nicht mehr um eure Toten trauern, wie es die unwissenden Gottlosen tun, die keine Hoffnung haben
Denn auch, wenn es für euch ein schmerzlicher Verlust ist, wenn geliebte Seelen diese Welt verlassen und von euch gehen, so müsst ihr doch im Auge behalten: für sie selbst ist es ein unbeschreiblicher Gewinn! Denn für sie kommt ihre Lösung aus ihren von Siechtum und Verfall gezeichneten sterblichen Kerkern schon regelrecht einer Erlösung gleich! Und sie gehen ein in unaussprechliche Freude! Und auch, wenn ihr Fortgang euch selbst bekümmert und schmerzt, so sollte eure Freude für sie selbst doch noch größer sein, wenn ihr sie denn wahrlich so sehr liebt, wie eure eigene Seele, so dass euch an ihrem Wohl noch mehr liegt, als an dem eurigen.
Denn alle Seelen, wohin auch immer sie gehen, verbleiben ja doch immer – unverlierbar geliebt – in Gottes Hand; und alle jene, welche schon in dieser Liebe lebten, werden überdies endlich Ruhe und vollendeten Frieden finden im Schoß des Ewigen, wo sie auch in unaussprechlicher Freude wieder mit all denen verbunden werden, die ihnen selbst einstmals schon dorthin voraus gegangen sind.
Aber auch habt ihr sie nicht wirklich verloren! Denn sie sind dann in Mir, wie Ich in ihnen bin; in gleicher Weise aber bin Ich auch in euch, wenn ihr denn in Meiner Liebe seid. So bleibt ihr mit ihnen doch in Meiner Liebe verbunden! Und wie Ich bei euch bleibe alle Tage, so auch sie in Mir! Und sie umschirmen euch, gleichwie die Engel, und treten für euch ein mit Kraft!
Wenn ihr also solch eine wunderbare Hoffnung habt, steht es euch nicht an, euch unter großem Wehklagen an die Brust zu schlagen und eure Kleider zu zerreißen und eure Häupter mit Asche zu bestreuen, wenn eine geliebte Seele in die Herrlichkeit hinüber geht, sondern vielmehr Freude!
Und es ist auch keineswegs ein Zeichen besonderer Frömmigkeit, einen Verstorbenen derart zu betrauern, dass alle die Liebe sähen, welche die Hinterbliebenen für ihn haben, wie manche Törichte meinen. Denn wie schon gesagt: Wer in solcher Weise trauert, dass er meint, sich nicht trösten lassen zu dürfen, der hat in Wahrheit noch überhaupt nichts verstanden, noch erkannt!
Darum tröstet euch vielmehr gegenseitig mit der großen Hoffnung, die euch gegeben worden ist, und betet lieber für eure Verstorbenen: für ihre Ruhe und ihren Aufstieg, und bedenkt, dass sie nunmehr in den paradiesischen Lichtwelten vollendeten majestätischen Friedens sind, die der Ewige für sie bereitet hat, wo sie unaussprechliche Freude finden im Angesicht der göttlichen Liebe, auf die sie ihr Leben lang vertraut haben und die sie dann endlich schauen dürfen. Dort nämlich werdet ihr Mich wiedersehen!
(P)
Seelen aber, welche diese geistliche Wiedergeburt aus vollendeter göttlicher Liebe hin zu vollendeter göttlicher Liebe in ihrem irdischen Dasein noch nicht erlangt haben, aber im Rahmen ihrer noch begrenzten Möglichkeiten ihrem Herzen und Gewissen folgten, ohne sich in besonderem Übermaß versündigt zu haben, fahren nach ihrem Abscheiden hinab ins Scheol, wo sie gleichsam im Tiefschlaf ohne jedes Bewusstsein oder irgendeine Wahrnehmung gleich noch ungeborenen Seelen ruhen, bis sie erneut einer sterblichen Wiedergeburt von unten, aus dem Fleisch, zugeführt werden – und dies so oft, bis sie denn in irgendeinem Folge-Leben die unsterbliche Wiedergeburt von oben, aus dem Geist, erlangt haben, so dass diese alsdann unsterblich gewordenen Seelen nach ihrem Abscheiden in die Himmel aufsteigen können.
Auf diese Weise erfüllen sich die Worte der Schrift: »Dem HERRN gebührt Ehrfurcht! Denn Er tötet und macht wieder lebendig, Er führt hinunter ins Scheol und von dort wieder herauf: Entzieht Er Seinen Lebensodem, so vergehen die Seelen; atmet Er ihn wieder aus, so entstehen sie aufs Neue. Und so erneuert die beständige göttliche Atmung immerfort alle Flächen Ihres Ackers.«
Denn der HERR ruft so oft in ein neues Dasein, dass Er verblichene Seelen in einem neuen irdischen Leben wieder erstehen lässt, bis sie das wahrhaftige himmlische Leben gefunden und gekostet und erlangt haben. So sind alle fleischlichen Wiedergeburten hin zu einem erneuten endlichen, sterblichen Leben, nichts anderes als Mägde hin zu der eigentlichen geistlichen Wiedergeburt, auf die allein es ankommt: hin zu einem unendlichen, unsterblichen Leben; und alle sterblichen Auferstehungen nichts als Ammen hin zu der Auferstehung in Unsterblichkeit.
(Q)
Aber auch in diesen Wiedergeburten im Fleisch, hin zu immer neuem Verscheiden und Vergehen, gibt es unterschliedliche Möglichkeiten, in was für eine Existenz eine Seele wiedergeboren wird – je nachdem, wie sie gelebt hat:
Hier greift das ewige kosmische Gesetz von Tun und Ergehen, von Saat und Ernte, von Ursache und Wirkung, das auf dem ganzen Erdball erkannt worden ist: Wer in seinem Leben nach dem Guten getrachtet hat, wird einer glücklicheren Existenz im Guten zugeführt; wer aber nur Böses gesät hat, wird entsprechend auch nur Böses in seinem Folge-Leben ernten können, um dadurch Läuterung zu erfahren – und dies nicht selten in einer Wiedergeburt in seinem eigenen Haus in der dritten und vierten Generation, wo dann die Spät-Folgen seiner früheren Taten aus seinen vorausgehenden Leben auf ihn selbst wieder zurück-fallen werden – sei dies ihm nun zum Segen oder aber zum Fluch.
(R)
Es gibt aber auch solche, die sich zeitlebens bewusst und vorsätzlich in einer ganz außerordentlichen Weise hartnäckig der Heiligen Ruach der Gottheit widersetzen und sich inwendig sperren und verstocken, wenn sie von der göttlichen Liebe angerührt und zur Besinnung gerufen werden.
Solche Seelen, die sich dem Guten verbissen verweigert haben, fallen dem Bösen anheim, dem sie sich damit dann verschrieben haben, was sie bei ihrem Verscheiden weit länger im Scheol und Hades binden wird.
Auch werden solche dem Bösen gänzlich verfallenen Seelen innerhalb des Totenreiches nicht an einen Ort der Bergung – von der Ruach Gottes umschirmt – selig entschlafen bis zu ihrer Wieder-Erweckung friedlich ruhen, wie all die Seelen, die sich – dem Leitstern ihres Herzens und inneren Engels und Schutzpatrones folgend – um Redlichkeit bemüht haben, sondern sie werden sich innerhalb des Hades vielmehr in einem unauslöschlichem Feuer wieder-finden, wo sie inwendig verzehrt werden von ihrem eigenen inneren Wurm, den sie zeitlebens genährt haben, oder aber den Dämonen und Plage-Geistern ausgeliefert sind, denen sie sich in ihrem Leben verschrieben hatten, um alsdann von diesen Folter-Knechten des Satans den teuflischen, niederträchtigen Lohn für ihre Ergebenheit, welche sie diesen diabolischen Mächten erwiesen hatten, zu empfangen.
Solche erwartet nach ihrem Verscheiden also Höllenpein und Qual. Jedoch dient auch diesen jener unglückselige Zustand allein zu ihrer Läuterung, dass sie darüber ernüchtert würden und zur Besinnung kommen mögen.
So wandelt die göttliche Gnade jene Orte ewigen Verdammtseins in äußerster Finsternis in Stätten der Reinigung, damit der Fluch, welche jene Seelen dort ereilt, – ja, selbst jener Fluch ihnen am Ende doch noch zum Segen werden mag.
(S)
Dies also sind die drei Fährten, die Pfade, welche eine Seele von je her nach ihrem Verscheiden einschlagen kann: Himmel, Hades oder Hölle, Glückseligkeit und Freude, Todesschlaf oder Pein und Qual – und zwar unabhängig von dem Gottes-Bild und Bekenntnis, in welchem sie heimisch gewesen war. Denn entscheidend ist nicht so sehr, WAS geglaubt wird, sondern vielmehr, WIE geglaubt wird – in welchem Grade der persönliche Glaube einer Seele von Hoffnung und Liebe bestimmt war.
Die Fährte nach oben aber, zu den Himmeln hin, wurde allen Seelen eröffnet durch das, was des Menschen Sohn nunmehr unter euch wirkt und nach Seinen Hingang für euch in den unsichtbaren Welten noch vollbringen wird.
Denn dieses Heilswerk, das der göttliche Christus im Zenit der Zeiten für wahrhaft alle vollbringt, breitet sich mit Seiner Erhöhung über alles in seiner Wirkkraft aus nach hinten, wie nach vorn, in alle Räume und Zeiten, wie dies Sein Erlösungswerk, für das der Ewige, Zeit-Lose in eure irdische Zeit getreten ist, auch – aus der göttlichen Perspektive aus allen Ewigkeiten heraus – gleichsam vor allen Zeiten liegt und selbst überhaupt erst das Fundament für die Erschaffung aller Welten gelegt hat.
Der Gottheit war nämlich aufgrund Ihrer Vorkenntnis von allem schon von allen Uranfängen an, ja, aus allen Ewigkeiten heraus, bewusst, was es Sie kosten würde, und was der Preis dafür ist, all euer Leben erstehen zu lassen aus Ihrem Leben, um sich so in ihrem universalen Sein in Liebe in allem Lebendigen zu verwirklichen und sich in Ihrer zeitlos geschauten ewigen Herrlichkeit zu bestätigen und zu bewahrheiten.
Da nun aber die Gottheit nichts als Leben in vollendeter, ewig leben-spendender Liebe ist, kann nichts, was Sie ins Leben gerufen hat, jemals sein Leben verlieren; sondern vielmehr muss und wird Ihr alles noch in vollendeter Liebe leben.
So leben der göttlichen Liebe wahrhaft alle! – wo und wie auch immer! – und werden alle noch geführt zum wahrhaftigen himmlischen Leben hin!
Doch sagt Mir: Wie kommt es, dass über all diese Dinge: ein Gericht und Urteil über ein jedes gelebtes Leben nach dem Verscheiden, sowie über ein Nach-Leben, das in irgendeiner Form auf dies euer gegenwärtiges Leben folgt, all die Heidenvölker – die Ägypter, die Perser, die Inder, die Griechen und die Römer, und selbst auch hier in Israel das einfache Volk, wie sogar auch einige Pharisäer und sogar manche Sadduzäer bereits Gewissheit erlangt haben, jene aber unter den Letzteren, die sich für die einzig Erleuchteten und Auserwählten Gottes betrachten, jedoch nicht?“
(T)
Aber auch über das künftige Leben in der Auferstehung wollten die Jünger Jesu noch mehr erfahren; darum fragten sie ihren Meister: „Du hast erklärt, dass dermaleinst im künftigen Leben nicht mehr gefreit wird, wie hier auf Erden. Heißt dies, dass es in der künftigen himmlischen Welt keine irdischen Freuden mehr geben wird, so dass uns in den Himmeln ein doch recht trostloses, freudloses Dasein erwartet?“
Da lachte Jesus schallend, so erheiterte Er sich herzhaft über diese Frage, und bekundete ihnen sodann: „Ob die Ewigkeit trostlos langweilig und unsäglich freudlos sein wird?! Mitnichten! Ganz gewiss nicht! Sondern alle irdischen Freuden und Wonnen werden von noch weit beglückenderen himmlischen Freuden und Wonnen überboten werden, von denen ihr euch noch überhaupt keine Vorstellung machen könnt!
Denn alle Freuden auf Erden sind nur ein höchst schwacher Abglanz der Freuden, die in den Himmeln herrschen. So wird es dort noch weit innigere Vereinigungen geben im Geist, die Gottes Schöpfungen vermehren und ausweiten werden in einer Weise, die sich eurem Fassungsvermögen gänzlich entzieht! Denn wenn der Bräutigam selbst bei Seiner Braut eingehen wird, um sich mit ihr zu einem geistlichen Fleisch zu vereinigen, sollte es da nicht vielmehr auch erneut einen überreichen Kindersegen geben – in gänzlich neuen Schöpfungen und Universen und Kosmen? So wird alles immer reicher und herrlicher und gewaltiger werden, nicht etwa niedriger und ärmer!
Gleichwohl werdet ihr dem Niedrigeren entwachsen und in Höheres hineingewachsen sein. Denn was zur Vollendung kommt, das kommt auch an sein Ende.
Folglich wird es auch in eurer künftigen Existenz glückselige Vereinigungen und Verschmelzungen geben, die aufs Neue Schöpfungskräfte freisetzen und weiteres, neues Leben hervorbringen werden, doch werden diese Verbindungen alles in den Schatten stellen, was ihr in eurem irdischen Leben erfahren könnt.
An solchen spirituellen Zeugungen von Neuem können dann auch weit mehr als nur zwei Seelen beteiligt sein, die in den beiden einander entsprechenden Geschlechtern Verkörperung erfahren haben, wie es auf Erden ist. Sondern dort wird es dann ähnlich wie bei dem Bau einer Synagoge oder einer Anbetungsstätte oder eines Gottestempels sein, zu deren Verwirklichung sich gar viele vereinigen und zusammentun.
Und ebenso werden die höchst flüchtigen, vergänglichen Freuden des irdischen Lebens zwar enden – aber nicht, weil sie dann gänzlich aufgehoben sein werden, sondern vielmehr von weitaus beglückenderen Wonnen überstrahlt werden, die überdies niemals aufhören und unvergänglich sind: Glückseligkeiten unvergleichlicher Verzückung, die sich niemals erschöpfen, sondern sogar überdies immerfort noch steigern werden! Denn im Vergleich zu dem Leben und Sein, das euch dermaleinst in der Auferstehung erwartet, wird euch euer augenblickliches Leben und Dasein erscheinen wie ein »Noch-überhaupt-nicht-in-Existenz-Getreten-Sein«, ja wie ein »Nicht-Existent-Sein« und wie Leblosigkeit und Tod!
Denn ja: In diesem einen haben jene unter den Rabbinern durchaus recht, die augenzwinkernd bekunden: »Drei Dinge sind es, die uns einen Vorgeschmack geben auf die künftige Herrlichkeit: nämlich Sonne, Sabbat und der Sex!«
(U)
Was aber die höhnische Anfrage der Sadduzäer betrifft, ob denn im Reich Gottes eine Frau zugleich mehrere Männer haben könnte, so hört diesbezüglich auch Meine Anfrage:
Wenn es Männern zugestanden wird, gleichzeitig mit mehreren Frauen verbunden sein zu dürfen, sollte dies dann den Frauen im Reich Gottes nicht in gleicher Weise zugestanden werden, da sie, gleichwie die Männer, doch ebenso vollumfängliche Erlösung und Erfüllung erfahren sollen? – und zwar nicht erst in dem künftigen Leben, sondern auch schon hier und jetzt in dem gegenwärtigen Leben!
Denn, ob nun eine Frau mit sieben Ehemännern oder ein Mann mit sieben Ehefrauen vermählt ist, das ist doch gänzlich gleich! Denn in dieser Weise verbinden sich eben einander die Kinder dieser Welt.
Und was immer sich in Liebe vereinigen will, dem soll es nicht verwehrt werden. Oder hat nicht schon der weise König Salomo in seiner Herzensweite bekundet: »Ist ein aus mehreren Stricken geflochtenes Seil nicht weit reißfester, je mehr Bänder ineinander verschlungen sind? Und können nicht auch die Leiber einander umso mehr in Liebesglut erwärmen, je zahlreicher sie sind? Darum esst, trinkt und berauscht euch an der Liebe!«
Verwerflich ist allein nur das, was nicht in wahrer Liebe geschieht! – einer Liebe, die selbstvergessen immer mehr das des anderen, als das Eigene sucht, ohne dabei die eigenen Bedürfnisse darum gering zu schätzen und zu verachten und auch mit sich selbst in aller noch gegebenen Unzulänglichkeit nachsichtig und gnädig und barmherzig zu sein.“