Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VI Die Aussöhnung
2: Jesu Reinigung des Tempels
2-A: Nun wird das Reich Gottes endlich kommen!
2-B: Das Tor des Erbarmens: noch war es offen!
2-C: Schändliche Entweihung
2-D: Heiliger Zorn
2-E: Gott will Barmherzigkeit! Keine Schlachtopfer!
2-F: Auf! Das ist jetzt unsere Stunde!
2-G: Ein Donnerwort vom Himmel!
2-H: Warum nur hast Du die Gunst der Stunde nicht genutzt?!
2-I: Jetzt wird zuerst der Richter dieser Welt Gericht erfahren!
2-J: Erst das Opfer für alle schafft Anspruch auf alles!
2-K: Ich will doch alle erlösen!
(A)
Alsdann ritt Jesus auf dem Esel den Weg vom Ölberg zum Kidron-Tal hinunter – durch das Zeltlager der vielen Pilger, die sich an den hohen Festen am Nordwest-Hang des Ölbergs, gegenüber von Jerusalem, niederzulassen pflegten; und immer mehr Menschen schlossen sich der jubelnden Schar an, die den Meister mit Palmwedeln begleitete; denn alle erkannten, dass sich hier die Weissagung des Propheten Sacharja erfüllte, die da lautet:
„Juble laut, Tochter Zion! Jauchze aus voller Kehle, du Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir! Gerecht und siegreich ist Er, aber demütig, auf einem Maultier reitend, auf einer Eselin mit ihrem Füllen!
Und doch wird eben dieser alle Streitwagen und alle Kriegswaffen, die sich gegen dich erheben, austilgen im ganzen Heiligen Land! Und Er wird Gottes Herrschaft aufrichten von einem Meer bis zum anderen und vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang, bis an die Enden der Erde!.“
An diese Verheißung mussten alle denken, und sie waren darum alle voller Hoffnung, dass das Reich Gottes nunmehr seinen Anfang nehmen würde.
(B)
Überdies aber steuerte der Rabbi auf Seiner jungen Eselin auch noch das »Scha´ar Rachamim«, das »Tor des Erbarmens«, an, das sich in der Mitte der östlichen Stadt- und Tempel-Mauer über das Kidron-Tal erhob, welches auch »das Goldene Tor« genannt wurde, weil seine geöffneten Tür-Flügel vollständig vergoldet waren, so dass das Tor im Licht der aufgehenden Sonne erstrahlte, als würde die Herrlichkeit des HERRN aus dem Heiligtum durch diese Pforte ins Tal hinein strahlen.
Und die Juden glaubten, dass der Sohn Davids einstmals durch dieses Tor in die Heilige Stadt einziehen würde, welches daraufhin, wie es der Prophet Hesekiel geweissagt hatte, verschlossen werden sollte, wenn die »Schechina«, die »Herrlichkeit« Gottes selbst, durch diesen Eingang in die Heilige Stadt eingegangen wäre, um alsdann im Herzen Israels Ihren Thron aufzurichten, um fortan für immer mitten unter Ihrem Volk zu wohnen.
Und tatsächlich wurde dieses Tor auch einige Jahrhunderte später wirklich von dem osmanischen Herrscher Süleyman zugemauert und versiegelt. Und die Juden glauben bis auf den heutigen Tag, dass das »Scha´ar Rachamim« einstmals wieder freigelegt würde, wenn der Messias kommt. Denn da sie Jesus nicht als ihren Heiland und Erlöser angenommen haben, warten sie noch immer auf den Sohn Davids – wie die Christen auf Jesu Wiederkunft.
Allerdings erkennen die Israeliten nicht, dass ihr König schon längst damals zu ihnen gekommen ist, obwohl sie es doch beständig durch das zugemauerte »Tor des Erbarmens« eindringlich vor Augen haben, dass die Schechina Gottes bereits lange in Ihrem Kinde Jesus, dem Christus, zu ihnen gekommen ist und bei ihnen einziehen wollte! Doch da sie ihre Herzen vor der göttlichen Wahrheit verschlossen haben, bleibt ihnen auch weiterhin das »Tor des Erbarmens« verschlossen – und es wird für sie alle erst wieder geöffnet werden, wenn sie dermaleinst erneut in Jubel ausbrechen werden mit den Worten „Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!“ – dann aber tatsächlich damit den begrüßen werden, den sie einstmals durchbohrt haben, wenn der Höchste sich am Ende der Tage Seines Volkes wieder erbarmen wird, nachdem es über eine Unzahl von Generationen und Wiedergeburten Läuterung erfahren hat in den Glut-Öfen der Hölle.
Denn ganz am Ende, in der letzten Generation, werden alle Zeitgenossen Jesu wiedergeboren werden, die über so viele Generationen von Reinkarnationen verworfen waren, weil sie ihr Heil verworfen hatten, um alsdann noch allesamt gerettet zu werden und Erlösung in ihrem Heiland und Christus, unserem Jesus, zu finden – genau, wie es ihnen von Ihm verheißen worden ist, als Er zu ihnen sprach: „Wie Ich euch verzweifelt gesucht, aber nicht gefunden habe, so werdet auch ihr Mich verzweifelt suchen und doch nicht finden und immer wieder in eurer Verlorenheit umkommen müssen, bis ihr darüber endlich ernüchtert worden seid.
Denn Ihr werdet Mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis einstmals für euch die Stunde gekommen ist, da ihr euch doch noch zu Mir kehren und Mir endlich zurufen werdet: »Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!«“
Dann nämlich wird sich noch die großartige, unüberbietbare Verheißung für ganz Israel erfüllen, welche der Ewige einst durch den Propheten Jesaja ausgesprochen hat: „»In Meinem aufwallenden Zorn habe Ich Mein Angesicht für einen Augenblick von dir abgewandt und Mein Antlitz vor dir verborgen und dich der Verheerungsmacht dessen überlassen, den du Mir vorgezogen hast, aber Ich will Mich am Ende doch noch wieder über dich erbarmen – mit ewiger Gnade, die niemals enden wird!«, spricht der HERR, dein Erlöser.
»Denn wenn du auch untreu bist und Mich verleugnest, so kann Ich dir doch nicht untreu werden und Mich selbst in Meiner selbstlosen Liebe zu dir verleugnen! Denn dies habe Ich bei Mir selbst geschworen mit einem ewigen, unaufgebbaren Schwur, dass Ich niemals auf ewig mit dir zürnen und dich für immer verwerfen will.
Denn selbst bis in die unerdenklichen Ewigkeiten hinein, wo ganze Gebirge abgetragen und zum Meeresgrund werden und sich aus den Tiefen neue Landmassen erheben, soll Meine Gnade doch niemals von dir weichen, das sie dich nicht doch noch am Ende ins Heil führen würde, das niemals aufhören wird. Denn Mein Friedensbund, den Ich aus Meiner Liebe heraus mit dir geschlossen habe: er soll niemals hinfallen!«, spricht der HERR, dein Erbarmer.“
(C)
So zog nun Jesus also vom Kidron-Tal her auf einer Eselin durch das »Tor des Erbarmens« in Jerusalem ein, das direkt in den Vorhof des Tempels führte, der für die Heiden bestimmt war, die das Heiligtum selbst, das darin wiederum von brusthohen Barrieren umgeben war, nicht betreten durften, sofern sie nicht durch Beschneidung zum jüdischen Glauben übergetreten und Proselyten geworden waren.
Als nun der Meister, gefolgt von der Ihn umjubelnden Menge, in jenem weiträumigen Areal um den Tempel, das von mächtigen Säulenhallen umsäumt war, einritt und von der Esel-Mutter abstieg, wurde Er sogleich des gewaltigen Getriebes, das sich dort abspielte, gewahr.
Eigentlich waren nämlich die Opfertiere für die Darbringung im Tempel ursprünglich auf dem Schafmarkt in der Nordstadt verkauft worden, der sich unterhalb des Tempels und der Burg Antonia des Herodes, neben der mächtigen Stadtmauer befand, die eine weitere Palast-Anlage des idumäischen Herrschers im äußersten Nordwesten Jerusalems umgab – unterhalb des Teiches Bethesda, in dessen Nähe das Haus von Jesu Großeltern Joachim und Anna, der Eltern von Jesu Mutter Maria, stand, die aber bereits vor Seiner Geburt verstorben waren, da sie durch ein Wunder Gottes erst in hohem Alter noch mit Maria, der Mutter Jesu, gesegnet worden waren – sowie kurz darauf mit deren Schwester Salome, welche die Mutter der beiden Zebedäiden Johannes und Jakobus aus Kapernaum war, die Jesus zusammen mit ihren Freunden, dem Brüderpaar Simon Petrus und Andreas, nachfolgten.
Dort unten, in der Nordstadt, waren also anfänglich auf dem Schafmarkt die Opfertiere verkauft worden. Mittlerweile hatte sich aber jener Umschlagsplatz mehr und mehr von der nördlichen Unterstadt direkt in den Vorhof des Tempels verlagert.
Die Viehhändler hatten nämlich irgendwann erkannt, dass sich ihre Opfertiere wesentlich besser unmittelbar vor dem Heiligtum verkaufen ließen, da das verängstigte Schlachtvieh hier schließlich nicht mehr von seinen Käufern erst mühselig auf den Tempelberg hinauf gezerrt werden musste, sondern weit schneller und bequemer den Priestern im Heiligtum zur Ausweitung gebracht werden konnte.
Die Sadduzäer, die aristokratische Priesterklasse, denen der Tempel unterstand, hatten gegen diese Verlegung keine Einwände, da in ihren Augen der Vorhof für die Nationen ohnehin nicht mehr zum wahren eigentlichen Heiligtum des HERRN gehörte, weil jener geräumige Vorplatz schließlich sowieso in ihren Augen durch die unreinen Heiden entweiht und zertreten wurde.
Dass jene Ausländer oft weite Reisen auf sich genommen hatten, um auch im Jerusalemer Tempel den Gott Israels zu suchen, interessierte sie wenig. Denn solange jene sich nicht hatten beschneiden lassen und zum Judentum konvertierte Proselyten waren, die sich ihren Anordnungen rückhaltlos ergaben, galten sie in den Augen der Priester ohnehin als Verlorene, die trotz all ihren sinnlosen Mühens gänzlich ausgeschlossen waren vom Heil.
Warum also sollte man auf jene Unbeschnittenen irgendwelche Rücksichten nehmen und den ihnen zugedachten Vorplatz nicht auch für den Opfertier-Handel freigeben, was allen beschnittenen Juden doch schließlich viele Unannehmlichkeiten ersparte, die ihr Schlachtvieh sogleich an die Priester übergeben konnten?! – zumal sich die Sadduzäer freilich die Nutzung des Vorhofs der Heiden von den Viehhändlern entgelten ließen, was ihnen nicht unerhebliche zusätzliche Einnahmen sicherte!
Jener Vorhof der Heiden war allerdings ursprünglich einmal errichtet worden, um auch den Gott-Suchenden aus den Nationen ein heiliges, geweihtes Areal zu bieten, in welchem sie sich in Ehrfurcht dem Gott Israels nahen konnten. Inzwischen hatte sich dieser große Vorplatz vor dem Heiligtum nun jedoch regelrecht in einen Marktplatz verwandelt, auf welchem die Viehhändler lauthals schreiend ihre `Ware´ anpriesen und wo um den Preis eines jeden Tieres gefeilscht wurde, wie auf jedem anderen orientalischen Basar.
Freilich hatten sich ebenso auch viele Geldwechsler auf jenem geräumigen Platz innerhalb der Säulenhallen breitgemacht, die dort fremdländische Währungen in Münzen umtauschten, welche von den Händlern akzeptiert wurden.
So war jenes heilige Plateau, das einstmals schon aufgrund seiner ausladenden Weite und Stille in eine innere Einkehr und Haltung der Andacht führte, mittlerweile zu einem großen, überfüllten, lärmenden Basar verkommen, in dem sich die Pilger durch eine Unzahl von Ständen drängten.
Heiden, die dort ihr Gebet verrichten wollten, wurden angerempelt und gestoßen, so dass es ihnen völlig unmöglich wurde, sich dort irgendwie noch wahrlich sammeln zu können.
Überdies verhielt sich das Vieh im Vorhof des Heiligtums natürlich nicht anders, wie sonst überall, zumal die Opfertiere in enge Gatter gepfercht waren, da freilich jeder Viehhändler in das entweihte Areal hineindrängte, dem es irgend möglich war, auch noch seinen Stand im Tempel-Bezirk errichten zu können. Entsprechend stieg einem selbstverständlich der beißende Gestank der unzähligen Exkremente all der Tiere in die Nase, die dort, eingeschüchtert in ihre engen Umzäunungen gezwängt, wohl ihre baldige Tötung schon erahnten.
Und neben all den Marktschreiern, die dort ihr Vieh anpriesen, heulte auch alles Getier, von Todesangst und Panik erfasst, zum Himmel: all die Tiere, deren Opferung unmittelbar bevorstand: eine Unzahl von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen und Tauben.
(D)
Als Jesus all dies gottlose Treiben und Geschäfte-Machen im Vorhof des heiligen Tempels sah, da packte Ihn mit einem Mal unbändige Wut. Denn damit wurden nicht nur allein all die unbeschnittenen Heiden missachtet, die aus den fernsten Ländern der Welt kamen, um im Jerusalemer Tempel Gott zu suchen, sondern überdies die Gottheit selbst in Ihrer Liebe zu allen Ihren Kindern, ob diese nun beschnitten oder unbeschnitten waren.
Da löste der Rabbi, in Zorn erbebend, die Kordel, welche Sein leinernes Gewand in der Hüfte zusammenraffte, und machte sich daraus eine Geißel mit sieben Stricken; und Er hob – total in Rage geraten – Seine rechte, zu einer Faust geballte Hand mit Seiner Rute zum Himmel und schrie gellend in die Menge: „Das Haus Meines Vaters soll ein Bethaus sein! Und zwar für alle Geschlechter und Völker und Nationen! Für die Unbeschnittenen ebenso, wie für die Beschnittenen! Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht und sie mit allen nur erdenklichen Gräueln gefüllt!“
Dann fing Er an, zornerfüllt die Tische der Geldwechsler mit Händen und Füßen umzustoßen, dass ihre Groschen und Silberstücke durch die Gegend sprangen, und Er begann, mit Seinem Strick auf die Münz-Tauscher einzuschlagen: „Hinaus mit euch! Nehmt das weg! Was habt ihr mit euren Mammon im Tempel des HERRN verloren?!“
Ebenso riss Er die Stände der Viehhändler ein, schlug auf sie mit Seiner Geißel drein und schrie wutentbrannt: „Eine der Städte der Andacht soll das Heiligtum Gottes sein, wo man Ihn suchen und finden kann! Nicht ein Basar zum Schächern und Handeltreiben! Und auch kein Schlachthof!“
(E)
Überdies schlug Er die Gatter der Opfertiere ein und trieb all die Tiere zum Vorhof hinaus, und riss die Käfige der Vögel auf, die sogleich in die Lüfte des Himmels entwichen, und brüllte dabei: „Wozu soll der Gottheit all die Menge eurer blutigen Schlachtopfer dienen?! Sie sind Ihr ein Gräuel!
Meint ihr, ihr könntet damit das viele Blut entsühnen, das an euren Händen klebt, indem ihr mit euren Schlachtopfern noch mehr Blut vergießt?! Ist die Herrlichkeit der Himmel, in der alles lebt und webt und ist, denn ein Moloch, der das Fleisch von Stieren zu verzehren und das Blut von Böcken zu schlürfen verlangt?!
Vielmehr ist die göttliche Abba-Agape selbst das Opfer in all euren Opfern! Denn ihr Geist und Leben ist in allem; und auch alle Tiere auf Erden sind aus Ihr und Sie kennt und sucht diese alle, ebenso wie euch, mit Namen! Und Sie leidet wahrhaft in und mit aller Kreatur! Darum schreit Sie, wie eine Gebärende, der man Ihre Kinder raubt: »Die Böcke aus deinen Hürden will Ich nicht! Und auch den Jungstier aus deinem Haus nehme Ich nicht an!«
Meint ihr denn wirklich, die über allem erhabene Majestät und Heiligkeit bedürfte all eurer Schlachtopfer zu Ihrer Genugtuung, um sich erweichen zu lassen, um sich über euch alle zu erbarmen? Wenn dies so wäre, würde alles Wild auf Erden, das über allem doch Ihr gehört, nicht hinreichen zum Brandopfer, wie auch der ganze Libanon nicht zum Brennholz! So groß nämlich sind eure Vergehen und so zahlreich eure Übertretungen!
Überdies sind alle Nationen auf der ganzen Erde vor Ihrer Unendlichkeit, die aller Himmel Himmel nicht zu fassen vermögen, geachtet wie ein Staubkörnchen auf der Waagschale und diese selbst, wie ein Tröpflein im endlosen Meer!
Was also wollt ihr erreichen mit der Unzahl eurer gräulichen Schlachtopfer?! Soll Sie das etwa beeindrucken?! Habt ihr nie gelesen, dass geschrieben steht: »An Barmherzigkeit hätte Ich Wohlgefallen, aber niemals an euren blutigen Schlachtopfern!«?!
Und hat Sie überdies nicht vielmehr selbst euch all das gegeben, wovon ihr einen kleinen Teil als Opfergaben darbringt und Ihr zurück gebt?! Sie bedarf all dessen nicht, um euch Gnade zu erweisen! Darum opfert der himmlischen Güte und Barmherzigkeit vielmehr Dank! Sie will euch zum Heil führen gänzlich umsonst!
Deshalb kehrt vielmehr um und lasst euch erretten und erlösen von Ihr: Dies würde Ihr Freude und Ehre machen und Ihr zu wahrer Verherrlichung dienen! Nicht die Unzahl eurer Schlachtopfer, mit der ihr euch Entsühnung erkaufen wollt, statt von eurer Ungerechtigkeit abzulassen und wahrhaft umzukehren!
Es ist dir doch gesagt, was gut ist und der Allmacht gefällt: Liebe und Barmherzigkeit üben in Demut vor deinem Gott! Von so vielen sinnlosen Schlachtopfern und Brandopfern und Heb-Opfern und Dank-Opfern und Sühneopfern hat Sie niemals etwas geredet und gesagt!
Meint ihr denn wirklich, die höchste Heiligkeit lässt sich auf euren faulen Kuhhandel ein?! Es widert Sie vielmehr an! Eure Brandopfer beißen Ihr in der Nase! Sie kann sie nicht mehr riechen! Und euer Abschlachten dreht Ihr den Magen um und lässt Sie würgen! Sie kann es nicht mehr mit ansehen! Darum hinaus mit euch! Hinaus mit euch allen aus Ihrem Heiligtum! Für euch alle ist hier kein Platz!“
(F)
Und unter vielerlei solcher Rüge- und Schelt-Worte stieß der Meister die Tische der Geldwechsler und die Stände der Viehhändler um, riss die Käfige und Gatter nieder und trieb all die Schacherer zusammen mit ihren Opfertieren aus dem Vorhof des Tempels hinaus.
In dieser Weise also kam der heilige Zorn über den Rabbi, dass Er in solch rasender Wut wild um sich schlug, dass Ihm niemand wehren konnte. Er tobte wahrhaftig, wie einst der unbezwingbare Richter Simson, der ganz allein mit der Kinnlade eines Esel-Gerippes tausend gottlose Philister bezwang.
Judas Ischarioth jubilierte: „Endlich! ENDLICH! Der Zorn des HERRN hat Ihn nun doch noch erfasst! Der Eifer um das Haus des HERRN verzehrt Ihn! Seht den »Schrecken des HERRN«! Er ist zu einem Feuer geworden, das alles verzehrt! Und auch wir werden nun zu Feuerfackeln des HERRN werden, die Er ins ausgedorrte Ährenfeld wirft, dass selbst jeder Stürzende unter uns noch wie David sein wird, der den gewaltigen Goliath bezwang, und alle Streiter des David-Sohnes wie der zürnende Engel des HERRN selbst!“
Und auch Petrus geriet in Euphorie: „Kommt alle! Ihm nach! Das ist jetzt endlich unsere Stunde! Nun wird Er Seine Tenne endlich gründlich säubern, wie geschrieben steht: »Von jenem Tage an wird sich kein Viehhändler und Schacherer mehr ins Heiligtum Gottes wagen!«“
In gleicher Weise wurden die beiden »Donnersöhne«, die Zebedäiden Johannes und Jakobus, die Vettern Jesu, von Enthusiasmus erfasst; und die »Boanerges« schrien: „Auf! Reißt alles nieder! Jetzt beginnt Er, Seine Herrschaft aufzurichten! Wer kann Ihm noch wehren?!“ Ebenso glaubte auch Simon Kananäus, der einstige Zelot und Eiferer für den HERRN, nun sei doch noch die Stunde gekommen, das Königreich Gottes mit Gewalt aufzurichten.
Denn sie alle hatten auf einen Schlag alles vergessen, was Jesus einstmals über das Erdulden von allem in Liebe gelehrt hatte, sowie, dass die Herrschaft Gottes niemals mit Gewalt und Blutvergießen aufgerichtet würde.
Sie alle meinten nämlich, nun habe auch ihr Meister endlich eingesehen, dass sich selbst auch die schier unendliche Geduld, Langmut und Güte des Allerhöchsten irgendwann erschöpfen musste, dass der All-Heilige doch, wenn das Maß zum Überlaufen voll war, auch ab einem bestimmten Punkt ebenso mit Gewalt all denen entgegentreten würde, die Seinem Reich immerfort Gewalt antaten und über Seine Nachsicht und Geduld nur Spott und Hohn übrig hatten!
Denn hatte ihr Meister nicht schon lange genug all die gottlosen Heuchler gewähren lassen und ihnen alles nachgesehen und nichts unversucht gelassen, sie im Guten zur Umkehr zu bewegen?! Und hatte Er nicht oft genug auch angemahnt, dass alle, die nicht hören wollten, dann eben irgendwann fühlen müssten, und sie alle das göttliche Gericht einholen würde, wenn sie denn durch Gnade nicht zu erreichen waren?!
So begannen auch die Jünger Jesu, in dieser Überzeugung, ihrem Meister nach, alles kurz und klein zu schlagen und die Geldwechsler und Viehhändler aus dem Vorhof des Heiligtums zu treiben, bis schließlich alles in hellen Aufruhr geriet.
Denn freilich ließen sich das viele nicht gefallen. Die Geldwechsler, die zuerst versuchten, ihre in alle Richtungen geschleuderten Münzen wieder zusammen-zu-raufen, aber bald feststellen mussten, dass ihnen raffgierige bettelarme Tempel-Besucher zuvorkamen, wurden natürlich ebenso von Wut und Zorn erfasst und wollten es jenem irren Propheten, der hier mit Seiner Gefolgschaft alles so unheilvoll aufmischte, freilich mit Gewalt heimzahlen; nicht viel anders war es bei den Viehhändlern, denen viele ihrer Opfertiere entkamen, die wie wild in Panik durch die Menschenmenge stürmten, bis sie schließlich einen Ausschlupf fanden.
Es dauerte nicht lange, bis alles in eine heftige Schlägerei zu entgleisen drohte; und schon stürmten aus allen Richtungen bewaffnete Tempelwachen herbei. Selbst auch weitere römische Soldaten wurden bereits vom Prätorium, dem Verwaltungssitz des Präfekten, in den heiligen Bezirk entsandt, da man fürchtete, es würde soeben ein erneuter Aufstand entflammen.
So hatten die Anhänger Jesu, die zunächst ebenso, wie ihr Meister, wild um sich schlugen, bald damit zu tun, den Gegenschlag der aufgebrachten Münz-Tauscher und Opfertier-Verkäufer abzuwehren und sich selbst zu verteidigen, wie auch, ihren Rabbi abzuschirmen, um ihrerseits durch Rückzug ihrer eigenen Lynchung zu entgehen.
Sie wären wohl auch allesamt von den jüdischen, wie auch den römischen Wachsoldaten ergriffen und abgeführt worden, wenn es nicht zu einem Einschreiten der Himmel selbst gekommen wäre!
(G)
Als Jesus den Vorhof des Tempels gereinigt hatte und sie wegen den aufgebrachten Geldwechslern und Opfertierhändlern auch selbst mit dem entweichenden Vieh aus dem heiligen Vorhof fliehen mussten, schien es für einen Moment, als würde ihr Meister die Besinnung verlieren und zusammenbrechen. Denn Er taumelte plötzlich, wie benommen, zu der gemauerten Brüstung des Weg-Aufgangs zum Tempel, auf den sie hinaus-gedrängt worden waren, wo Er sich mit beiden Händen auf der Mauer aufstützen musste.
Petrus rannte zu Jesus, um Ihn zu halten und fragte Ihn voll Sorge: „Was ist, Meister?!“ Jesus aber blickte leer in die Umgebung der Stadt und seufzte: „Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn der Menschen verherrlicht werde!“
Und Er wandte sich zu Symeon um und blickte ihn durchdringend an; der Rabbi war aschfahl angelaufen! Und Er sprach zu Seinem Ersten: „Wahrlich, wahrlich, Kephas, Ich sage dir: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein! Wenn es aber bereit ist, sich aufbrechen zu lassen und zu sterben, so bringt´s überreiche Frucht! Ebenso muss auch Ich Mich nun schon bald aufbrechen lassen und sterben, damit Meine Frucht aufgehen kann!“
Und Jesus wandte Seinen Blick wieder von Symeon ab, hinunter auf Seine Hände, mit denen Er sich noch immer auf die Mauer stützen musste: „Jetzt ist Meine Seele bestürzt! Doch was könnte Ich dagegen tun?!“ Und Er blickte wieder auf und atmete schwer, als müsste Er gegen eine übermächtige Last, die Ihn zu erdrücken drohte, anstemmen: „Was soll Ich sagen?! »Abba, Mein lieber Vater! Rette Mich aus dieser Stunde!«? Nein, Symeon, denn dafür bin Ich nicht in diese Stunde gekommen!“
Und Jesus blickte auf in den Himmel; und Sein leerer, in sich gekehrter Blick schweifte hinauf in die Höhe, und Jesus schrie aus voller Kehle: „Vater, verherrliche Deinen Namen!“
Da hörten alle, die an Ihn glaubten, eine machtvolle Stimme, die sich anhörte, wie das Donnergrollen gewaltiger niederstürzender Wasserfälle, ja, wie das Feldgeschrei eines unermesslich gewaltigen Heerlagers, das im Chor sprach: „Ich habe Ihn verherrlicht und werde Ihn auch wieder verherrlichen!“
Der umstehenden Volksmenge aber war es, als wäre in unmittelbarer Nähe kraftvoll ein Blitz eingeschlagen. Denn als sie jenes gewaltige Krachen vernahmen, dass es ihnen allen durch Mark und Bein fuhr und ihnen allen die Knie davon weich wurden, da war für den kurzen Moment eines Augenzwinkerns alles in gleißendes Licht getaucht. Allen begann davon das Herz zu rasen. Und jene, die Jesus nachgeeilt waren, um ihn zu ergreifen und zu lynchen, schmetterte die Wucht dieses `Einschlags´ regelrecht zu Boden.
Auch die heran-nahenden Wach-Soldaten erstarrten vor Furcht, denn die Tempel-Wächter meinten, es habe der Engel des HERRN aus den Himmeln selbst wie ein wütender Löwe gebrüllt; die römischen Kriegsmänner aber meinten, sie hätten die zürnenden Götter vom Himmel vernommen.
Jesus aber hatte sich inzwischen wieder gefasst, und da alle von dem gewaltigen Krachen aus den Himmeln wie unter Schock erstarrt waren, konnte Er mit den Seinigen unbehelligt entfliehen.
(H)
Und Jesus zog sich mit den Seinigen auf den Ölberg in den Garten „Gethsemane“ zurück: einem von einer Mauer umgebenen, abgeschlossenen Olivenhain mit einer eigenen Ölpresse und einem Wirtschafts-Gebäude, welcher dem Meister und den Seinigen von einem heimlichen Anhänger stets zur Verfügung gestellt wurde, wenn sie in Jerusalem weilten.
Als sie sich dort unter den Ölbäumen niederließen, wo sich ihnen ein herrlicher Blick auf ganz Jerusalem bot, das, auf der anderen Seite des Kidron-Tals dem Ölberg gegenüberlag, da fragte Judas Ischarioth seinen Meister bestürzt: „Rabbi, warum nur hast Du die Gunst der Stunde nicht genutzt?! Alles Volk hat Dich als den Messias Israels bejubelt! Und als Du begonnen hast, das Heiligtum des Höchsten zu säubern, da waren, wie sich´s durch jenes Donnerwort offenbarte, doch selbst auch alle Himmel mit Dir!
Wenn Du nicht plötzlich zurückgewichen wärst, so hättest Du – dessen bin ich mir gewiss – nicht allein die Herrschaft über den Tempel, sondern sogleich auch über ganz Israel ergreifen können! Und wenn´s nötig geworden wäre und Du´s erbeten hättest, so wären Dir bestimmt auch noch die himmlischen Heerscharen zur Hilfe entsandt worden! Dann hätte der gesamte Sanhedrin Dich anerkennen und ausrufen müssen als den, der uns allen zur Erlösung verheißen worden ist! So sage uns: Warum hast Du das gute Werk, das Du nun endlich begonnen hast, nicht sogleich auch vollendet?!“
Der Ischarioth war nämlich zutiefst darüber bestürzt und regelrecht erbost, dass sein Meister, nachdem es endlich so schien, als würde Er nun mit Gewalt die Macht ergreifen, plötzlich doch wieder einen `Rückzieher´ gemacht hatte, so dass dieser Ausfall dem Rabbi insgesamt wohl mehr geschadet, als genutzt hatte, da Jesus mit dieser Aktion nunmehr mit Gewissheit neben der pharisäischen Rabbinerschaft, die Er sich von Anbeginn an zum Feind gemacht hatte, jetzt auch noch die ganze sadduzäische Priesterklasse, welche die geistliche Obrigkeit über ganz Israel bildete, gegen sich aufgebracht hatte, da Er den Opfer-Kultus zur Entsühnung angeprangert hatte, durch welchen die Sadduzäer als die Vermittler und Verwalter der Gnade alles Volk an sich banden.
(I)
Jesus aber sprach zu Seinen Jüngern: „Nicht um Meinetwillen ist diese Stimme erschallt, sondern um euretwillen, auf dass ihr glaubt, auch wenn ihr noch nicht verstehen könnt, was Ich jetzt tun muss.
Es ist jetzt nämlich noch nicht Meine Sendung, die Machtfrage zu klären, sondern vielmehr die Schuldfrage. Denn ihr wisst, dass der Satan von je her alle Welt verführt und zur Sünde verleitet und sie alsdann vor dem Götterrat wegen ihrer unzähligen Verfehlungen verklagt und ihr Gericht einfordert, da sie sich um ihrer Sünde willen alle das ewige Leben verspielt haben!
Aber von je her tritt der Engel des HERRN für alle Menschenseelen ein und bedroht den Satan: »Der HERR selbst weist Dich in die Schranken! Sie alle nämlich gleichen Holzscheiten, die noch aus dem Feuer entrissen werden sollen, wiewohl sie dürr und abgestorben sind!
Denn siehe, Ich werde noch all ihre Schuld entsühnen, dass ihnen ihre armseligen verschmutzten Bettler-Lumpen abgenommen werden sollen und sie dafür strahlend reine, prachtvolle Königskleider erhalten sollen, sowie eine jede Seele von ihnen einen majestätischen Turban, gleich einer Krone! Denn für sie alle wird noch das Lösegeld bezahlt werden, das sie aus deiner Macht freikaufen wird für das Heil, das ihnen von Ewigkeit her zugedacht ist in ihrem Heiland- und Erlöser-Gott!«
Jener Engel des HERRN aber ist kein anderer als der himmlische Hohepriester Melchisedek, der, nachdem Er Sein Leben in den Himmeln dahingegeben hat zur Sühne für alle Himmlischen, euch nunmehr wiedergeboren worden ist als des Menschen Sohn, der Ich bin. Darum ist dies Meine Sendung, alle Welt loszukaufen aus der Macht des Satans durch Meinen Sühnetod zur Vergebung wahrhaft aller Sünden.
Deshalb wird des Menschen Sohn nunmehr noch nicht das Reich aufrichten für Israel, sondern vielmehr ans Fluchholz geschlagen werden, um allen Fluch auf sich selbst zu nehmen, der auf allen Erdenseelen lastet, auf dass fürwahr keinerlei Fluch mehr sei!
Und so wird der Richter dieser Welt, der alle Welt richtet, selbst gerichtet werden; und der Verdammer aller Welt, der alle Welt verdammt, selbst unter die Verdammnis kommen, mit der er verdammt, und er wird selbst unter Verdammnis bleiben, solange er sein Verdammen nicht lassen kann.
Denn wenn Ich ans Fluchholz geschlagen werde als das göttliche Sühneopfer für wahrhaft alle, dann wird auch die alte Schlange ans Fluchholz geschlagen werden, und sie wird mit dem Fluch, mit dem sie alle Welt verflucht und alles verdammt sehen will, selbst unter den Fluch kommen, so dass fürwahr keinerlei Fluch mehr sein wird, für nichts und niemanden mehr, sondern aller Fluch selbst für immer verflucht.
Hat euch dies nicht schon Mose angezeigt, als er die gekreuzigte Schlange aufgerichtet hatte in der Wüste?! Und alle, die auf sie blickten, blieben trotz all ihrer Widersetzlichkeiten, mit der sie sich versündigt hatten, verschont, weil die Schlange, welche sie verführte und alsdann verdammte, dafür selbst unter ihre eigene Verdammnis kam. Und ebenso, wie Mose die eherne Schlange am Kreuz festnagelte, so wird auch des Menschen Sohn den satanischen Seraph mit all seiner Anklage am Kreuz festnageln, dass all seine Macht gebrochen sein wird auf ewig! Denn wie die Schlange in der Wüste erhöht worden ist, ebenso wird auch des Menschen Sohn erhöht werden, und die alte satanische Schlange mit Ihm.
Und wenn Ich so erhöht worden bin von der Erde, will Ich wahrhaftig noch alle zu Mir ziehen in Meiner Retter- und Erlöser-Liebe, die noch aller Seelen Herzen überwinden und überwältigen wird! Denn durch diese Meine Erhöhung über die Erde werde Ich Mir tatsächlich alles unwiderruflich erkaufen, so dass der Satan wahrhaftig auf keinerlei Seele noch irgend ein Anrecht mehr haben wird: auch nicht einmal mehr auf seine eigene Seele! Sondern dann werde Ich Mir alles erstritten haben in Meiner Retterliebe, und alles ist fortan unbestreitbar Mein!
Und dem Satan soll auch nicht eine einzige Trophäe bleiben, wieviel er auch immer an Vorwurf und Anklage gegen irgendeine Meiner Seelen vorbringen können mag! Denn wenn die Gottheit selbst für euch ist und euch rechtfertigt, wer könnte sich da noch wider euch erheben und etwas gegen euch vorbringen? Wo Sie sich selbst in Ihrem höchsten Engel und Priester für euch alle hingegeben hat, um euch alle mit sich zu führen in Ihr ewiges Leben!
Und wenn Ich so selbst in Meiner Erhöhung am Biss und tödlichen Gift der alten Schlange sterben werde, weil Ich´s auf Mich nehmen will für wahrhaft alle, so werde Ich ihr dadurch selbst das Haupt zermalmen und all ihre Macht brechen für immer und ewig – als der Frauen-Same, der schon euer aller Ur-Ahnen verheißen worden ist, als sie als die Ersten der Verführung der alten Schlange verfielen und jedes Anrecht auf Teilhabe am Baum des ewigen Lebens verloren hatten.
So bin Ich nunmehr gesandt worden, alle Zunichtemachung des Zunichtemachers zunichte zu machen und alle Zerstörung des Zerstörers zu zerstören. Und so klärt sich ein für alle Mal die Schuldfrage, dass keinerlei Schuld mehr sei – nichts mehr, was irgend eine Seele vor Meinem Abba noch anklagen und auf ewig in Verlorenheit und Verdammnis halten und um Seine Liebe bringen darf! Dies ist Meine Sendung in dieser Zeit, wofür Ich in diese Welt gekommen bin. Darum muss des Menschen Sohn nunmehr leiden und sterben zur Sühne für alle Welt.“
(J)
Judas aus Karioth aber wollte dies einfach nicht einsehen und glauben; und er widersprach dem Rabbi: „Aber ist es nicht eindeutig verheißen in den Heiligen Schriften, sowohl im Gesetz, als auch in den Propheten, dass der Messias kommen soll, um Israel zu befreien und zur Weltherrschaft zu verhelfen, und dass Er alsdann für immer bleiben wird, um von einem Meer bis zum anderen und bis zu den fernsten Inseln der Erde zu regieren?!
Wo steht da irgendetwas davon, dass der Menschensohn leiden und sterben müsse?! Heißt es von Ihm nicht: »Er wird auf den Winden hinauf getragen werden zum Allerhöchsten, Uralten! Und Ihm wird Macht und Ehre und Königtum verliehen werden über alle Völker, Nationen, Geschlechter und Sprachen! Und sie alle werden Ihm dienen und Ihm huldigen! Und Seiner Herrschaft wird kein Ende sein!«“
Jesus aber wurde nicht müde, es auch dem Ischarioth immer wieder vor Augen zu führen: „Habe Ich´s euch nicht schon mehrfach dargelegt, dass solches von dem Knecht Gottes durch den Propheten Jesaja angekündigt worden ist, dass Er zuerst Sein Leben lassen muss, wie ein Sühnelamm, zur Vergebung der Sünden für alle Welt; und dass Ihm eben dies Sein Opfer erst Anspruch schaffen wird auf wahrhaft alles, worin auch Seine einstige Herrschaft über alles begründet sein wird?!
Denn wenn Er Sein Leben gelassen haben wird für wahrhaft alle, wird Er´s wieder an sich nehmen nach Seinem großen Sabbat und Ruhetag, nachdem Er alles vollbracht und den Grundstein für alle Schöpfung gelegt hat, und Er wird auferstehen am dritten Tage und als der himmlische Hohepriester Melchisedek auffahren in die Himmel, um mit Seinem Sühneblut, das Er für alle vergossen haben wird, einzugehen ins Herz aller Himmel, ins höchste himmlische Allerheiligste selbst.
Und am Ende der Zeit wird Er wieder daraus hervortreten, um aller Welt zu erscheinen wie ein Blitz von einem Ende des Himmels bis zum anderen. Das wird dann der große »Jom Kippur« sein, der herrliche »Versöhnungstag« für das ganze Haus Israel; denn DANN wird Er die Machtfrage klären und dann endlich das Reich aufrichten für Israel, Sein Friedensreich, nachdem der Satan gebunden wird bis zum Tage seines eigenen Gerichts. Denn auch seine Widersetzlichkeit soll noch gebrochen werden.“
(K)
Und Jesus blickte den Ischarioth eindringlich an: „Judas! Mein lieber Judas! Wozu Ich das ganze Haus Israel immerfort ermahne, das lege Ich auch dir ans Herz: Noch ist Zeit! Noch ist das Licht aus der Höhe bei euch! Trachtet danach, in dies Licht einzugehen, damit ihr Kinder des Lichts werdet, solange es noch bei euch ist, bevor euch das Licht genommen wird, weil ihr´s ausgeschlagen habt. Erblickt den Lebendigen, solange ihr lebt, damit ihr nicht aufs Neue elendig sterben müsst! Denn gar bald schon werdet ihr Ihn nicht mehr, wie jetzt noch, vor Augen haben, und ihn nicht mehr sehen können, wie sehnsüchtig ihr dann auch immer nach Ihm sucht!
Denn wenn ihr dies jetzt versäumt, kommt eine schier unendlich lange Nacht für euch, wo ihr das Licht verzweifelt suchen, aber nicht mehr finden werdet, weil euch dann furchtbarste Finsternis ergreift und ihr in absoluter Nacht-Schwärze und Verlorenheit umher-irren müsst und nicht mehr wisst, wohin, so dass ihr darunter immer wieder aufs Neue umkommen werdet!
Dann wird es euch schmerzlich lange werden, bis euch dieses Licht erneut aufgehen wird, um auch euch noch die Versöhnung zu bringen, die doch jetzt schon gerade auch für euch erwirkt wird, wie für alle!
Auch für euch, Judas! Vor allem für euch! – für das ganze Haus Israel, zu seiner Erlösung und zu seinem Heil! Warum nur verachtest du das und willst es nicht erkennen?! Alles, was kommt, wird doch auch gerade für euch geschehen! Ja, besonders auch für dich, Judas! Denn denen viel gegeben worden ist, gegen die kann der Satan auch weit mehr vorbringen!“
Judas aber stand auf und wandte sich ab: „Nein, Meister! Nein! Ich verstehe das einfach nicht! NIEMAND von uns versteht es! Das kann doch niemals Gottes Wille sein! Bist Du denn nicht gekommen, Dein Volk endlich zu erlösen und zu befreien, das so lange schon völlig zu Unrecht unterdrückt und geplagt und geschunden wird?! Warum willst Du ihm nicht die verheißene Erlösung bringen?!
Dieses Volk ist unschuldig, von je her seinem Gott ergeben, und muss so unsäglich viel erleiden! Schuldig?! Das sind die anderen, die dies Dein Volk so schwer drangsalieren und schinden! Warum willst Du nicht die wahrhaft Schuldigen endlich bestrafen?! Und dein Volk von ihnen erlösen!“
„Das will Ich ja, Judas!“, entgegnete ihm Jesus: „Das will Ich ja! Ich will euch erlösen! Aber zuallererst von dem, was euch wahrhaftig knechtet und in Verlorenheit hält: von aller eurer Schuld! – euch, wie aber auch alle anderen! Euch alle!
Denn da ist keiner, auch nicht einer, ob Jude oder Heide, der nicht fatal abgeirrt wäre und der sich nicht unsträflich versündigt hätte an der göttlichen Abba-Agape, die euch alle liebt – ebenso, wie auch alle eure Feinde, die ihr hasst und verdammt, weil ihr alle doch in gleicher Weise – dessen ungeachtet – der Gottheit Kinder seid, die Sie alle liebt und niemals aufgeben kann!
Ich kann nur ALLEN Versöhnung bringen – oder KEINEM! Und Ich kann sie nur denen bringen, die sich aussöhnen lassen: mit der sie immerfort suchenden Gottheit, mit ihrem Geschick, das zu aller Läuterung unumgänglich ist, sowie auch untereinander – selbst auch mit den erbittertsten Feinden, weil ihr alle doch geliebte Kinder der göttlichen Abba-Liebe seid, die niemals auch nur von einem Einzigen Ihrer Kleinen lassen kann!
Darum kann und will die Gottheit die Machtfrage nicht anders lösen, als dass Sie für euch alle die Schuldfrage löst, um in Ihrer Retter- und Erlöser-Liebe, die sich für euch alle in gleicher Weise aufopfert und hingibt, Ihre Macht aufzurichten – noch über wahrhaft alle Herzen!“
Doch wiewohl Judas darauf nichts zu erwidern wusste, konnte und wollte er´s trotzdem nicht wahrhaben und annehmen. So verbitterte er mehr und mehr in seinem Herzen, weil er Ärgernis an seinem Meister nahm, bis er schließlich dem Satan zur Beute wurde.