Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VI Die Aussöhnung
13: Jesu Gleichnis vom Weinberg
13-A: Pflegt mir doch bitte meinen Weinberg! Dann soll er gleichfalls euer sein!
13-B: Da unser Herr offensichtlich doch nicht wiederkommt, sind wir nun die Herren!
13-C: Wie habt ihr den Weinberg eures Herrn nur derart verkommen lassen können?!
13-D: Bote unseres Herrn willst du sein, so niedrig und erbärmlich wie du bist?!
13-E: Auch die weiteren Gesandten mit Schreiben ihres Herrn wurden niedergemacht!
13-F: Ich will ihnen meinen Sohn persönlich senden! Auf den werden sie doch wohl hören!
13-G: Wer kommt da?! Sein Sohn?! Wenn wir den auch töten, wird alles unser sein!
13-H: Aber der Herr dieser verworfenen Pächter hatte keineswegs etwas von Seiner Macht eingebüßt!
13-I: Was wird nun wohl geschehen?
13-J: Darum wird das Reich Gottes nunmehr anderen gegeben
13-K: Der Weinberg wird ihnen genommen werden, bis sie sich darauf besinnen, wen sie verachtet haben!
(A)
Nachdem Jesus aber im Tempel Zeugnis von sich abgelegt hatte, dass Er der Sohn Gottes war, den alle Propheten und Gottesknechte, die vor Ihm zu Israel entsandt worden waren, bis hin zum Täufer Johannes angekündigt hatten, worauf Er von den hohen Geistlichen Israels heftigen Widerstand erfuhr, da eröffnete Er ihnen durch ein Gleichnis, was all Seine Widersacher erwarten würde, wenn sie nach allen Mahnern Gottes auch Ihn, den Sohn selbst, verwerfen würden, indem Er zu allen, die um Ihn waren, sprach:
„Ich will euch noch eine Geschichte erzählen. Es ist ein Gleichnis: Da war ein großer Gutsbesitzer, der hatte all seine Liebe und Mühe darauf verwendet, sich einen wunderbaren Weinberg anzulegen.
Er umsäumte ihn mit einer mächtigen Mauer, grub eine Kelter darin und baute auf dem Gipfel des Berges einen herrlichen Turm mit zahllosen Wohnräumen für sich und alle seine Angestellten. Dann grub er alle Anhöhen um und säuberte sie von allen Steinen, pflanzte an den Hängen rund um den Turm Weinstöcke mit den edelsten Reben aller Art und hegte und pflegte den Garten, bis er eine einzige Pracht war und beständig pralle Trauben abwarf, aus denen der erlesenste Wein im ganzen Land gewonnen wurde.
Schließlich vertraute der Gutsherr diesen seinen liebsten Weinberg seinen Bediensteten als Pächtern an, weil er außer Landes gehen musste. Und er sprach zu ihnen: »Bitte hegt und pflegt mir meinen Weinberg gut, bis ich wieder komme. Denn ich habe in ihn all meine Liebe gesteckt und weder Mühen, noch Kosten gescheut, ihn zum Juwel all meiner Ländereien zu machen«.
Da fragten seine einstigen Knechte, die er gewürdigt hatte, ihm gleich Pächtern diesen seinen liebsten Weinberg anzuvertrauen: »Was verlangst du von uns dafür?«
Er erklärte: »Wenn ihr meinen Weinberg gut in Schuss haltet, dann will ich mich mit dem Zehnten seines Ertrags begnügen«.
Da waren seine Untergebenen außer sich vor Freude. Denn der Weinberg war mit so viel Liebe und Geschick angelegt worden, dass er eine Überfülle von Früchten abwarf! Also willigten sie begeistert ein.
Und der Weinberg-Besitzer sprach zu ihnen: »So legt mir nach jeder Ernte den Zehnten eures Gewinnes zurück, bis ich zu euch zurück kehre. Denn es kann sich hinziehen, bis ich wiederkommen kann.
Wenn ihr meinen Weinberg gut versorgt, dürft ihr ihn aber auch dann behalten, wenn ich wieder bei euch bin, als wäre er euer Eigen. Dann sollt ihr mir gleich Söhnen sein und ich will euch wie ein Vater sein. Und ich will euch dann über all mein Habe setzen!
Bis dahin aber bewirtschaftet meinen Weinberg gut! Denn ich habe ihn mir als meinen persönlichen Alterssitz erkoren, wenn ich von all meinen Verpflichtungen zurück kehre, die ich in all meinen Ländereien noch zu bewerkstelligen habe.
Aber ich werde euch dann und wann auch Vertreter von mir schicken, die meinen Weinberg besehen sollen und euch in Hinblick auf seine rechte Hege und Pflege beraten können, wenn ihr irgendwelche Fragen habt. Sie werden euch alles in Erinnerung rufen können, was ich euch in Hinblick auf die rechte Bewirtschaftung beigebracht habe, falls ihr davon irgendetwas vergessen habt. Denn es werden meine nächsten Mitarbeiter sein, die in allem bestens bewandert sind.
Darum nehmt ihren Rat an und übergebt ihnen dann auch den geringen Anteil all der überreichen Erträge, die mein Weinberg euch beschert hat, nämlich den Zehnten, welchen ich davon für andere Zwecke haben will, dass sie ihn an mich überstellen.
Alles andere aber soll gänzlich euer sein, wenn ihr meinen Weinberg nur in der Weise weiter führt, wie ich selbst es euch vorgemacht und gelehrt habe.«
Also überließ der große Landesfürst den Weinberg seinen einstigen Knechten und zog weit weg in die Ferne.
(B)
Nun kam es aber, dass jener Landesfürst mit seiner Rückkehr tatsächlich unendlich lange auf sich warten ließ. Da wurden seine Bediensteten, welche ihr Herr in den Stand freier Pächter, gleich Herren, erhoben hatte, aber immer träger und ungewissenhafter, denn sie rechneten schon garnicht mehr damit, dass er einstmals wirklich zurückkehren würde, um mitten unter ihnen zu wohnen, wie ein Vater unter seinen Kindern.
Und sie beschwichtigten einander gegenseitig in ihrem sträflichen Müßiggang, indem sie zueinandner sprachen: »Ob unser einstiger Herr tatsächlich irgendwann noch wirklich zurück kehrt? Vielleicht hat er diesen Weinberg schon längst vergessen angesichts der unzähligen Ländereien, die er außerdem noch besitzt, so reich, wie der doch ist! Vielleicht ist ihm in der Fremde auch etwas zugestoßen und er lebt schon garnicht mehr, da man nie irgendetwas von ihm hört!«
Und je mehr Zeit ins Land ging, umso mehr begannen seine einstigen Knechte zu vergessen, dass ihnen dieser Weinberg überhaupt nicht gehörte, sondern das liebste Kleinod ihres ehemaligen Herren war, in welchem er sich einstmals zur Ruhe setzen wollte, und dass ihnen alles nur in großzügiger Freiheit zur Hege und Pflege anvertraut worden war, wofür sie auch nur einen ganz geringen Anteil der Gewinne, die der Weinberg abwarf, an ihren verreisten Herrn abtreten sollten.
So begannen sie, sich selbst wie die Gutsherren des Weinbergs zu fühlen, als wäre er ihr eigen, auf welchem sie schalten und walten konnten, wie es ihnen gerade gefiel; und sie begannen sich großmännisch aufzuspielen, als wären sie selbst dort die eigentlichen Herren.
Für den erlesenen Wein, welchen sie zu einem ungemein niedrigen Preis an alles Umland verkaufen sollten, dass sich alle Welt daran erfreuen konnte, begannen sie, immer höhere Wucherpreise aufzustellen, die kaum mehr irgendjemand bezahlen konnte, so dass immer weniger von dem Ertrag des Weinbergs den umliegenden Ländereien ihres Fürsten zugute kam.
Irgendwann verkauften sie schließlich fast überhaupt nichts mehr von dem Wein, welchen jener Garten abwarf, sondern begannen, alles selbst zu verprassen und sich ganz ihrem Wohlleben hinzugeben. Denn der einst mit so viel Liebe und Mühe angelegte Weinberg warf selbst da noch so viel ab, dass es ihnen, obwohl sie den Garten gleichsam sich selbst überließen, trotzdem an nichts mangelte und sie in Saus und Braus leben konnten.
Und über ihren Trinkgelagen, die sie fortwährend veranstalteten, wurden sie immer träger und fauler, überließen den Weinberg schließlich gänzlich sich selbst und ließen den einstmals so herrlichen prachtvollen Garten völlig verwahrlosen und verkommen, so dass der einst so erlesene Wein, den er abwarf, schließlich auch Jahr um Jahr immer minderwertiger und schlechter wurde, und der Weinberg, der einstmals so wunderbar gedieh, auch immer weniger abwarf, da er mehr und mehr von Unkraut überwuchert wurde.
Aber da die einstigen Knechte des Landesfürsten, die sich mittlerweile selbst für die Herren und Gutsbesitzer hielten, von ihrem unablässigen Gelagen ständig berauscht und betrunken waren, merkten sie garnicht, wie die Qualität ihres Weines immer schlechter wurde, so dass er schließlich nur noch berauschte und benebelte, statt wirklich zu erquicken und zu stärken und zu erbauen.
Und es gab auch keinen Außenstehenden, der es ihnen hätte mitteilen können, da sie schließlich so gut wie keinen Wein mehr in einer Preislage zum Verkauf darboten, den irgendjemand hätte aufbringen können.
(C)
Nach geraumer Zeit schickte der große Gutsherr schließlich dann aber doch erstmals einen Mitarbeiter, um den Weinberg zu besehen und den Anteil vom bisherigen Ertrag abzuholen, welchen der Landesfürst für andere Zwecke abgetreten haben wollte.
Schon von weitem musste dieser Gesandte mit Entsetzen feststellen, in was für einem trostlosen und erbärmlichen Zustand der einst so paradiesische Weingarten seines Herrn sich inzwischen befand. Ja, es war überhaupt kaum mehr zu erkennen, dass dies einstmals ein Weinberg war, so war alles verwahrlost und heruntergekommen! Nichts von der einstigen Pracht und Herrlichkeit jener Anlage war mehr zu sehen!
Und beim Näherkommen musste jener Sendbote des Landesherren feststellen, dass auf dem Weinberg auch überhaupt nicht mehr gearbeitet wurde! Dafür hörte er das Grölen und großmannstuerische Geprahle der ehemaligen Knechte, das von ihren Saufgelagen an seine Ohren drang, wie sie sich über allem auch noch feierten und einander hoch-leben ließen!
Zutiefst erschüttert trat jener Abgesandte schließlich in die Mitte all der so Johlenden und Kreischenden, die sich zuprosteten, und schrie bestürzt: »Was habt ihr nur aus dem wunderbaren Weinberg unseres gütigen Herrn gemacht?! Er ist ja total verwahrlost und heruntergekommen! Wisst ihr nicht, dass dieser Berg sein allerliebstes Gut war, in das er all seine Liebe und Mühe gesteckt hat, wie in kein anderes seiner unzähligen Ländereien?! – und dass unser Gebieter sich hier einstmals zur Ruhe setzen wollte, wenn er von seinen zahllosen Verpflichtungen in aller Welt irgendwann hierher zurück kehrt?!
Und habt ihr ganz vergessen, welche Gunst er euch erwiesen hat?! – dass er euch, die ihr einst niedere Knechte wart, in den Stand von freien Pächtern gesetzt hat und euch dies alles hier großzügig anvertraut hat, so dass ihr in seinem Weinberg leben dürft, als wärt ihr selbst hier die Herren und als wäre alles euer eigen, wenn ihr nur alles gut bewirtschaften würdet und in dem Zustand halten würdet, wie es euch einstmals anvertraut worden ist!
Allein nur den Zehnten des überreichen Ertrages dieses einstigen Wonnegartens hat er sich von euch auserbeten, was man bei der Überfülle, die dieser Weinberg einstmals abwarf, den Armen und Mittellosen zur Nachlese stehen ließ! Jenen wollte er diesen Erlös nämlich auch weiterhin zukommen lassen!
Aber ihr?! Was habt ihr getan! Ihr habt ja auf schändlichste Weise alles total verkommen lassen! Ihr habt´s euch nur gutgehen lassen von dem, was dieser Weinberg abwarf, und kaum mehr irgendetwas von seinem Ertrag verkauft! – an die vielen Leute im Land unseres Herrn, die auf den erlesenen Wein dieses Berges vergeblich warteten, der ihnen früher zu einem höchst zuvorkommenden Preis dargeboten wurde, einem jedem nach seinen Mitteln, wie es vormals gute Gewohnheit eures Herren war! Sie alle habt ihr leer ausgehen lassen, wie mir berichtet wurde, indem ihr anfingt, Wucherpreise für den Wein unseres Herrn aufzustellen, die irgendwann niemand mehr aufbringen und zahlen konnte, um euch dann selbst an dem erlesenen Saft gütlich zu tun, ohne noch irgendetwas davon abzugeben, und das in einer Weise, dass ihr euch nur noch berauscht und zugesoffen habt!
So habt ihr nicht nur den guten Ruf eures Herrn im ganzen Umland größten Schaden zugefügt, da ihr vorgabt, all dies in seinem Namen zu tun, sondern überdies alles verprasst, so dass ihr nun nicht einmal mehr in der Lage seid, den geringen Anteil an euren Herrn auszuzahlen, den er sich erbeten hatte, um damit auch außer Landes Gutes tun zu können!
Und das bei allem, was unser gütiger Gebieter euch hat zukommen lassen! Habt ihr denn gänzlich vergessen, welche Gunst unser Meister euch erwiesen hat, dass er euch zu freien Pächtern seines Weinbergs erhoben hat, obwohl ihr einst nur niedrige Knechte wart?! Und dass er euch überdies sogar in Aussicht gestellt hat, dass er euch einstmals bei seiner Rückkehr sogar wie ein Vater als seine eigenen Kinder in sein Haus aufnehmen wollte, um euch an allem vollen Anteil zu geben, was sein ist, wenn ihr euch nur recht um seinen liebsten Weinberg kümmern würdet, solange er außer Landes ist?! – in der Weise, wie er es euch einst selbst vorgelebt und euch gelehrt hat, so dass sich mit euch das ganze Umland an den Erträgen dieses einst so prächtigen Weinbergs erfreuen konnte, so dass alle Welt über den erlesenen Wein, welchen eurer Meister an alle ausschenkte, ihn als den allerbesten, unüberbietbar gütigsten Landesherrn pries!
So lasst euch von mir sagen, was ihr zu tun habt, damit dieser Weinberg, der einstmals solch eine Pracht und Herrlichkeit war, nicht noch gänzlich umkommt und verdirbt, damit wir retten können, was noch zu retten ist! Ich will euch in Erinnerung rufen, was euch euer Meister einstmals gelehrt hat, der sich nie zu schade war, selbst mit euch auf seinen Weinberg hinaus zu gehen, um ihn mit euch unter größten persönlichen Mühen zu hegen und zu pflegen! Ich will euch an alles erinnern, was er euch einstmals persönlich beigebracht hat, indem er jeden von euch an der Hand nahm und alles zeigte und lehrte!
Denn das alles habt ihr ganz offensichtlich völlig vergessen, wie der so unsäglich trostlose Zustand dieses einstigen Garten Edens deutlich verrät! So stellt euer großmannstuerisches Geprahle ein und besinnt euch darauf, dass ihr bei allem hier nur Pächter seid, denen dieser Weinberg lediglich zu treuer Hand anvertraut worden ist, so dass ihr allein schon dafür als einstige niedere Knechte auf ewig in der Schuld eures gütigen Herrn und Gebieters steht!«
(D)
Als der Gesandte des Landesfürsten in dieser Weise völlig aufgebracht in die grölende Meute schrie, da stach´s ihnen allen durchs Herz und sie verstummten alle, von Entsetzen gepackt, so dass unvermittelt eine Totenstille eintrat.
Dann aber ermannte sich der Höchste unter den Pächtern, der sich von allen als ihr gönnerhaftes neues Oberhaupt feiern ließ, und stieß ein ungläubiges »Ha?!« aus: »Wer bist denn du, dass du meinst, uns maßregeln zu dürfen?! WER soll dich bitteschön gesandt haben?! Unser Herr?! Sieh dich doch an, wie erbärmlich du bist! Du kommst in einem schlichten, grob gewebten Leinenschurz zu uns! Wir aber tragen die erlesensten königlichen Gewänder aus feinster Seide! Allein daran zeigt sich doch schon, dass du nicht von unserem hohen Herrn gesandt worden sein kannst! Dir fehlt schließlich jede Würde und Erhabenheit, wie wir sie als die wahren Erben unseres einstigen Herrn ausstrahlen!«
Jene Pächter hatten nämlich schon gänzlich vergessen, wie bescheiden ihr einstiger Herr mitten unter ihnen gelebt hatte, wie die niedrigsten von ihnen, und dass er sie einstmals durch sein Vorbild alle angespornt hatte, es ihm gleich zu tun und nur für die Hege und Pflege seines Weinbergs zu leben, um alle Welt mit dem Ertrag seines erlesenen Weins versorgen zu können. Darin allein fand nämlich ihr einstiger Herr seine ganze Erfüllung!
Da jene einstigen Knechte des Gutsherrn dies alles aber schon längst vergessen hatten, erkannten sie nicht, dass gerade das schlichte, uneigennützige Auftreten jenes Dieners ihn als einen wahren Sendboten ihres Gebieters auswies, der ganz aus dessen Herzen sprach.
Darum ergriffen sie den Gesandten und schlugen ihn, schleiften ihn grob aus dem Weinberg hinaus, jagten ihn unter Schimpf und Schande mit leeren Händen davon und warfen ihm Steine nach.
Und sie bestärkten einander in ihrer Überzeugung: »Dieser mittellose Mahner kann nimmermehr Knecht unseres einstigen überreichen Herren sein! Denn seht, wie wir sind und leben! Alle Welt beneidet uns um unseren schier unerschwinglichen Wein, den wir nur denjenigen geben, die unsere Auflagen zu erfüllen bereit sind! Und seht: Uns fehlt es an nichts!
Daran erkennt schließlich auch alle Welt, dass wir schon längst rechtens das Erbe unseres einstigen Herren angetreten haben und nun selbst dieser Herr und an dessen Stelle getreten sind! Was also kann dieser „Niemand“ anderes sein als ein Hochstapler, Schwindler und Betrüger, der uns nur unser rechtmäßiges Erbe streitig machen will!«
(E)
Als nun der große Landesfürst und Gutsherr des Weinbergs erfuhr, was aus seinem einstigen geliebtesten Juwel geworden war und wie großmännisch sich seine ehemaligen Knechte inzwischen aufführten, die er vormals in den Stand von freien Pächtern erhoben hatte, da beschloss er: »Ich will ihnen weitere Vertreter schicken, dieses Mal mit Schreiben von meiner eigenen Hand! Die werden sie nicht abweisen können, wenn sie meine Handschrift erblicken! Dann werden sie wohl erkennen, dass ich fürwahr noch lebe und sehr wohl in mein liebstes Eigen noch zurück kehren will!«
Aber auch diese Boten ihres früheren Herren wiesen jene Weinberg-Pächter ab und erklärten, dass ihre Schriftstücke Fälschungen seien und warfen sie höhnisch ins Feuer. Denn schon lange hatten sie die schriftlichen Niederlegungen ihres einstiegen Herren, wie sein Weinberg recht zu führen sei, verloren und sich dafür selbst eigene Satzungen nach ihrem Gutdünken verfasst; und in ihrer steten Trunkenheit und Benommenheit waren sie sogar schon selbst zu der Überzeugung gelangt, diese ihre Papiere wären ganz im Sinne ihres Herrn, nach den Weisungen, welche er selbst ihnen einstmals hinterlassen hatte.
Wen immer also der große Landesfürst und Besitzer der Weinbergs auch zu ihnen schickte: Sie erkannten keinen davon als Sendboten an und stellten seine Sendung in Frage. Also verfuhren sie mit all jenen Vertretern des Gutsherrn wie mit dem ersten, dass sie diese alle schmähten und verhöhnten, aufs Übelste zurichteten und unter Schimpf und Schande mit leeren Händen davon-jagten.
So schickte der große Gutsfürst vergebens Boten auf Boten. Aber je eindringlicher diese jene einstigen Knechte vermahnten, von ihrem großmännischen, prahlerischen Gebaren und selbstgefälligem Auftreten abzulassen und den Weinberg wieder im Sinne ihres Herrn zum Wohl des ganzen Umlandes zu bewirtschaften, umso mehr erbosten sie sich darüber und bekräftigten einander in ihrer Überzeugung, sie wüssten schon, wie der Weinberg ihres einstigen Herren recht zu verwalten sei, obwohl schon kaum noch irgendein wahrer Weinstock auf dem heruntergekommenen Berg gedieh.
Viele von ihnen glaubten auch schon gar nicht mehr, dass ihr einstiger Gebieter überhaupt noch leben könne. Ja, es gab sogar solche unter ihnen, die sich von ihrem gepanschten schlechten Wein bereits so viel Hirn weggesoffen hatten, dass sie wahrlich jede Erinnerung an ihren einstigen Herrn bereits vollkommen verloren hatten und es in Zweifel zogen, dass er je wahrhaftig mitten unter ihnen war. Ja, es gab tatsächlich nicht wenige unter ihnen, die glaubten, dass jener höchste Landesfürst ihre eigene Erfindung gewesen sei, da sie sich mit dem Verweis auf ihn alles Volk gefügig hielten, mit den Schriftstücken von ihm, die sie selbst verfasst hatten, um für immer weniger und immer schlechteren Wein immer mehr aus dem Volk heraus-zu-pressen – zumindest von jenen wenigen Übriggebliebenen, die ihre Wucherpreise noch zu zahlen im Stande waren.
Denn nachdem der einst so erlesene Wein schleichend immer minderwertiger und schlechter wurde und jene neuen Herren des Weinbergs sich immer wieder auf den Landesfürsten beriefen, der sie einstmals eingesetzt hatte, schwand auch im ganzen Umland immer mehr die Erinnerung an den einstigen Geschmack und Gütewert des ursprünglichen Weins; und man hatte sich an die neuen Verhältnisse gewöhnt und meinte, der Landesfürst, auf welchen sich die neuen Weinbergbesitzer ständig beriefen, müsste tatsächlich von der selben Gesinnung wie jene neuen Wein-Herren sein, von denen schon niemand mehr wusste, dass sie nur Pächter des Weinbergs, ja, in gleicher Weise wie alle anderen nur Knechte des höchsten Gebieters waren. Denn ihr Wort galt inzwischen allen als das Wort des höchsten Landesfürsten selbst.
Als nun immer neue Sendboten des wahren Weinberg-Besitzers in immer größerer Zahl kamen und die einstigen Untergebenen des Landesfürsten einhellig immer deutlicher und drastischer vermahnten, wurden die ehemaligen Knechte, die sich inzwischen für die Herren wähnten, darüber immer ungehaltener und erboster; und sie sprachen zueinander: »Wir müssen dem Einhalt gebieten, dass diese Lügenmäuler, die uns unser Erbe streitig machen wollen, uns nicht noch das ganze Volk abspenstig machen!
Denn wovon sollen wir leben, wenn die einfältigen Leute im ganzen Umland nicht mehr bereit sind, Haus und Hof und alles, was sie noch haben, für die wenigen Reben auszuzahlen, die wir an sie noch abtreten können?! – nachdem dieser schlechte, minderwertige, karge Hügel, den wir für unseren einstigen, ach so knausrigen Herrn aufpäppeln sollten, trotz all unseren Mühen kaum genug für uns selbst abwirft und hergibt!«
So fingen sie an, alle Mahner, welche ihr einstiger Gebieter zu ihnen aussandte, zu ergreifen und in Kerkerhaft zu nehmen. Aber damit nicht genug: Sie wollten sie sogar durch allergrößte Folter zwingen, ihrem Herrn abzuschwören und öffentlich zu erklären, dass sie Hochstapler, Lügner und Betrüger wären, die sich das alles nur ersonnen hätten, um den Weinberg an sich zu bringen.
Nachdem all diese Knechte sich aber von ihrem Zeugnis nicht abbringen ließen, marterten und lynchten sie diese irgendwann völlig ungehemmt aufs Übelste, und erschlugen oder steinigten viele von ihnen sogar schließlich, weil sie ihnen Hochverrat und Majestätsbeleidigung unterstellten.
Auf diese Weise kamen immer mehr Sendboten des Landesfürsten zu Tode, bis irgendwann keiner der Entsandten des großen Fürsten mehr zu ihm zurück kehrte, um ihm doch wieder nur berichten zu können, dass jene neuen Gutsbesitzer nicht im Mindesten bereit waren, sich zur Besinnung rufen zu lassen und umzukehren.
(F)
Da sprach der große Gutsherr: »Nun-denn: Nachdem sie all meinen Mahnern nicht geglaubt haben, will ich ihnen meinen eigenen Sohn selbst senden! Und ich will ihm meinen eigenen Siegelring geben, der ihn als meinen wahrhaftigen Sohn ausweisen wird, da es der Ring ist, mit dem alle meine Schreiben von je her besiegelt worden sind. Der wird ihn ausweisen; und daran werden sie dann unbestreitbar erkennen, dass es wirklich mein Sohn selbst ist, den ich wahrhaftig zu ihnen gesandt habe, wie auch alle meine Boten vor ihm, die sie verachtet haben.
Wenn nun aber mein Sohn selbst zu ihnen kommt mit meinem Siegelring, werden sie erkennen, dass wahrlich ich es bin und ich wahrhaftig nicht säumen und bald persönlich zu meinem Weinberg zurück kehren will. Auf den werden sie dann doch wohl hören.
So wird sich vielleicht doch noch alles zum Guten wenden. Denn wenn sie ihn sehen, meinen geliebten einzigen Sohn selbst, mit meinem Siegelring, muss sie das doch endlich zur Vernunft bringen! Und bestimmt werden sie sich scheuen, selbst auch an meinen geliebtesten Sohn Hand anzulegen und ihm etwas anzutun – insbesondere, wenn er ihnen bekundet, dass ich alles vergessen will, was geschehen ist, wenn sie ihre Verfehlungen endlich einsehen und erkennen, dass es tatsächlich alles meine Sendboten waren, die sie als Lügner und Betrüger nicht nur abgewiesen, sondern überdies sogar in Kerkerhaft genommen, drangsaliert und zu Tode gebracht haben.
Ich will ihnen selbst auch dies alles nachsehen und ihrer früheren Verbrechen nicht mehr gedenken, wenn sie nun wenigstens auf meinen Sohn hören wollen, dass er meinen Weinberg, den sie herunter-gewirtschaftet haben, noch retten und wieder-herstellen kann, bis ich selbst zu ihnen komme.«
(G)
Also sandte der Landesfürst nunmehr seinen eigenen, einzigen, geliebten Sohn. Als sie den nun kommen sahen, da erschraken sie über alle Maßen. Denn sie erkannten wohl den Siegelring, der ihn als den Sohn ihres Herrn und Gebieters selber auswies. Überdies rief der Sohn in ihnen aber auch alle Erinnerungen an ihren einstigen Herrn wieder wach, die sie immer hartnäckiger verdrängt hatten, je mehr sie sich an ihm versündigt hatten; denn jener Sohn glich in allem ganz seinem Vater und war ein Herz und eine Seele mit ihm, so dass es schien, als wäre in jenem Sohn bereits der Vater und Gebieter über alle selbst zu ihnen zurück gekommen.
Da entsetzten sie sich und sprachen zueinander: »Was sollen wir jetzt nur tun, nachdem wir schon alle Knechte unseres Herrn, die er ihm vorausgeschickt hat, nicht hören wollten, sie der Lüge bezichtigt und allesamt umgebracht haben?! Er kann uns beteuern, was immer er will: Er wird uns das niemals vergeben, zumal wir seinen Weinberg vollends herunter-gewirtschaftet haben! So lasst uns den Sohn ergreifen und ebenso niedermachen, was immer er uns auch im Namen seines Vaters versprechen und anbieten mag!
Denn sein Erzeuger ist bereits alt und hochbetagt und schon weit länger in der Ferne gebunden, als er´s wohl selbst erwartet hat! Ob er darum wohl je noch wirklich wieder zurück-kehren kann, so alt, wie er bereits ist?! Warum sonst auch hat er nunmehr wohl schon seinen Sohn all sein Hab und Gut übergeben und ihn an seiner statt zu uns gesandt?! Und das überdies auch noch ohne jedes Heer und ohne jede Macht, ohne irgendwelchen Geleitschutz! So wird er wohl inzwischen garnicht mehr in der Lage sein, uns sein einstiges Gut, das nun wir besitzen, wieder abspenstig machen zu können! Darum: Wenn wir seinen Sohn töten, dann ist auch niemand mehr da, der noch Anspruch auf sein Erbe erheben könnte!
Also lasst ihn uns abschlachten! Denn er ist der Erbe! Und sein Tod wird auch seinen greisen Vater gar den letzten Rest geben! Dann steht niemand mehr über uns, und der Weinberg gehört dann unanfechtbar ganz uns allein, da schließlich uns von dem einstigen Herrn als seinen Nächststehenden dieser Garten anvertraut worden ist und er selbst uns einstmals als Verwalter eingesetzt hat an seiner statt, so dass allein nur noch wir als rechtmäßige Erben in Frage kommen!
Und fürwahr: Wir sind´s doch schon längst! Unstrittig die Erben von allem! Und wen immer jener greise Landesfürst gesandt haben mag: Wir sind mit ihnen allen fertig geworden! Und selbst über seinen Sohn haben wir Macht, obwohl er seinen Siegelring hat! Darum lasst ihn uns töten und den Siegelring an uns bringen! Wer will uns dann noch das Erbe streitig machen können, wenn wir selbst sogar seinen Sohn überwunden haben?! Und wenn uns dies gelingt: Wer wird dann überhaupt noch glauben, dass dies wahrhaftig der Sohn überhaupt war?!«
So packten sie den Sohn, schleiften ihn hinaus vor den Weinberg, zogen ihn öffentlich aus und brachten ihn vor aller Welt Augen auf allerschändlichste Weise zu Tode, um allen deutlich vor Augen zu führen, dass sie, wie sie mittlerweile selbst fest überzeugt waren, die einzigen rechtmäßigen Besitzer und Erben des Weinbergs waren.
Aber damit nicht genug: Sie tauchten sogar die Gewänder des Sohnes in sein Blut, das sie vergossen hatten, und sandten sie so voll Hohn zu seinem Vater zurück in der Überzeugung, ihm damit den letzten Rest zu geben, dass auch er in Kummer und gebrochenem Herzen über dem furchtbaren Ende seines einzigen, über alles geliebten Sohnes elendig zugrunde gehen würde. »Dann werden wir sie beide endgültig los sein!«, pflichteten sie einander bei: »Denn dann haben wir mit dem Sohn auch den Vater um die Ecke gebracht! Dann haben wir niemanden mehr über uns, und dann gehört der Weinberg ganz uns! Und keiner kann uns diesen jemals noch streitig machen!«
(H)
Was aber jene total verkommenen Pächter in ihrer ständigen Trunkenheit von ihrem schlechten, gepanschten Wein mittlerweile überhaupt nicht mehr realisieren konnten: Ihr einstiger Herr war rüstig und tatkräftig, ja, streitbar, wie eh und je, und er hatte keineswegs auch nur das Allermindeste von seiner einstigen Herrschaftsgewalt und Macht und Hoheit eingebüßt, dass er nicht in der Lage gewesen wäre, anstelle seiner Sendboten ganze Heere zu schicken, um seinen untreu gewordenen einstigen Knechten seinen Weinberg wieder abzuringen und all ihre Verbrechen, die sie verübt hatten, zu ahnden.
Sie legten es ihm als Schwäche und als Anzeichen seiner schwindenden Macht aus, dass er immer wieder nur schlichte Botschafter zu ihnen sendete, die ihnen ins Gewissen reden und sie beschwören sollten; und sie verkannten gänzlich, dass es nichts als schier unermessliche Nachsicht und Güte war, dass er es bislang bei der Sendung solcher Mahner belassen hatte, obwohl immer weniger von ihnen zu ihm zurück kehrten, um ihm zu berichten, was jene ihren Kameraden an unbeschreiblichen Abscheulichkeiten wieder angetan hatten. Sie erkannten nicht, wie schier grenzenlos seine Langmut und Vergebungsbereitschaft war, dass er am Ende in seinem ungebrochenen Versöhnungswillen sogar selbst noch seinen eigenen Sohn als Vermittler zu ihnen gesandt hatte, unter dessen Anleitung noch alles wieder wett zu machen gewesen wäre!
Nun aber schlachteten sie sogar seinen eigenen, einzigen, leibhaftigen Sohn selbst noch ab, in denen ihr Herr, sein Vater, doch gleichsam schon selbst, höchstpersönlich, in seinem eigenen Fleisch und Blut, zu ihnen gekommen war!“
(I)
Und der Meister fragte Seine Zuhörer: „Nun, was meint ihr, wird jener Landesfürst mit diesen bösen, abtrünnig gewordenen Pächtern seines so geliebten Weinbergs tun?
Jener Vater hatte immer wieder alles nachgesehen und es unbeirrbar immer wieder aufs Neue versucht, noch eine gütliche Lösung zu finden! Aber seine einstigen Knechte haben alle seine Vermittler niedergemacht – und am Ende sogar seinen einzigen, über alles geliebten, leibhaftigen Sohn selbst! Und sie ließen sich durch nichts und niemand zur Umkehr und zum Einlenken bewegen, was auch immer ihnen angeboten wurde, obwohl ihr Gebieter ihnen bis zum Schluss alles nachsehen und vergeben wollte! So hat jener Vater doch wahrhaftig nichts unversucht gelassen, um sie alle in seiner unermesslichen Güte und Nachsicht noch zur Besinnung zu bringen und zur Umkehr zu bewegen, dass Er ihnen sogar Seinen eigenen Sohn ohne Heeresmacht mit einem letzten Versöhnungs-Angebot gesandt hatte!
Aber gerade aufgrund dieser seiner unüberbietbaren Langmut und Geduld und Gnade und Barmherzigkeit hatten sie offensichtlich allen Respekt vor ihm verloren, dass sie schon garnicht mehr realisierten, mit wem sie es zu tun hatten, und in ihrer Hoffart schon sprachen: »Was KANN dieser uns denn noch?! Wir sind jetzt die unbestreitbaren Herren, und nicht mehr er!«
Und sie besaßen überdies sogar noch die Dreistigkeit in ihrer vermeintlichen Selbstsicherheit, das Gewand des zu ihnen gesandten Sohnes selbst – in sein Blut, das sie vergossen hatten, getränkt – voll Hohn und Spott an den Vater zurück zu schicken, in der Absicht, auch ihn, ebenso wie seinen Sohn, dadurch gänzlich zu brechen. So taten sie es an dem Sohn, der doch das Herz und die Seele und die ganze Liebe seines Vaters war!
Nun: Was meint ihr, wie auf all das nun wohl der große, höchste Fürst reagieren wird?! Und was wäre eurer Ansicht nach da wohl angemessen, ja, nach allem mittlerweile allein nur noch geboten?! Und was würdet ihr wohl an der Stelle jenes höchsten Herren tun, der so abgrundtief verachtet und geschmäht und verhöhnt und bespuckt und besudelt worden ist von jenen, denen er so viel Gunst erweisen hatte, dass er sie einstmals in solch hohe Segnungen gehoben hatte?!
Seine einstigen Knechte aber hatten alles verachtet und schließlich vergessen, was er ihnen, persönlich mitten unter ihnen, ohne sich über sie zu stellen, beigebracht hatte; und sie haben seinen Weinberg, sein einst so herrliches Juwel, wo er einstmals selbst eingehen und sich niederlassen wollte, um sich daran mit allen zu erfreuen, sobald er all seinen Verpflichtungen nachgekommen ist, total herunterkommen lassen!
Und überdies hatten sie im ganzen Umland seinen guten Ruf geschädigt, ja, geradezu vollends zerstört, indem sie – angeblich in seinem Namen – für seinen Wein, von dem einst alle Welt lebte, immer unerschwinglichere Preise verlangten, wobei der gepanschte Saft, den sie boten, überdies immer schlechter und ungenießbarer wurde, dass er nur noch vernebelte, die Sinne raubte und höllische Kopfschmerzen verursachte!
Aber auch damit nicht genug: Auch all seine Vermittler hatten sie niedergeschlachtet, zuletzt sogar auch selbst seinen eigenen, leibhaftigen, über alles geliebten einzigen Sohn!
Und wie schon gesagt: Ihr Gebieter hat keineswegs, wie jene einstigen Knechte meinten, auch nur das Allermindeste an seiner einstigen Kraft und Vollmacht und Stärke je eingebüßt; und er besitzt eine Heeresgewalt, die nach wie vor auf der ganzen Erde ihresgleichen sucht!
Was also würdet ihr an der Stelle jenes höchsten Landesfürsten und Vaters, dessen Sohn von ihnen ermordet worden ist, nun tun?! – wo er doch wirklich nichts unversucht gelassen hat, ihm aber seine nachsichtige Langmut und Güte nur als Schwäche ausgelegt wurde, so dass ihm seine unendliche Nachsicht und Geduld mit Spott und Hohn und abgrundtiefer Verachtung gedankt wurde, dass man ihm am Ende sogar noch das blutdurchtränkte Gewandt seines Sohnes sande, welchen er als den letzten Vermittler zu ihnen ausgesandt hatte, um Versöhnung zu erwirken und wieder Frieden zu stiften! Was meint ihr, wird er nun tun, wenn er in das Seine zurückkehrt?!“
Da antworteten sie: „Er wird bestimmt mit seinen Heeren einfallen und all diesen grausamen Übeltätern ein jähes Ende bereiten, sie allesamt umbringen lassen und seinen Weinberg anderen geben, die sein Juwel recht bewirtschaften, dass es wieder seine Früchte bringt zum Wohl der ganzen Umgebung und aller seiner Ländereien!“
(J)
Jesus aber sprach zu ihnen: „Zumindest dies eine ist ganz gewiss und schon fest beschlossen: Er wird sie von seinem Weinberg hinaus jagen und seinen Garten anderen anvertrauen, die ihn recht in seinem Sinne bewirtschaften zum Wohl seines ganzen Reiches!
Erkennt aber dies, dass dies ein Gleichnis ist! Denn wie viele Propheten hat der Höchste schon zu euch gesandt! Welchen von ihnen aber haben jene nicht getötet, die sich für die Besitzer Seines Weinbergs und für Seine Erben halten?! Und werden sie´s mit dem Sohn anders machen, in welchem ihr Gebieter gleichsam selbst zu ihnen kommt?“
Und Jesus wendete Seinen Blick zu den Pharisäern und Schriftgelehrten, die Ihn von ferne belauschten, um etwas gegen ihn zu finden, um Ihn umbringen zu können, und Er sprach zu ihnen: „Darum: Wahrlich, Ich sage euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen werden und einem anderen Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt!
Über dies Volk aber wird alles kommen, was der HERR bereits Seinem Knecht Mose angedroht hat, welchen sie auch schon nicht hören wollten! Und dies Wort wird sich an jenem erfüllen, dessen Kommen, ihm nach, euch bereits Mose angekündigt hat: »Mein Zorn wird gegen dieses Volk entbrennen und sie allesamt vernichten! Aus Dir aber will Ich Mir eine neue Nation erschaffen und erstehen lassen, die Meinen Willen tun wird!«
Da entsetzten sich viele unter Seinen Zuhörern, die Seine Unheilsverheißung verstanden, und riefen unter Erschaudern aus: „Beim Himmel! Nur das nicht!“ Und Judas aus Karioth fragte den Meister: „Aber Herr! Wie könnte der Höchste Sein eigenes Volk verstoßen, dass Er sich doch einstmals selbst zum Eigentum erwählt hat?! Das kann doch niemals eintreten, dass Er seine Gnadengaben und Berufungen bereuen und Seine guten Vorsätze und Pläne jemals aufgeben könnte!“
Da antwortete ihnen der Rabbi: „Er wird Sein Volk wohl zwar wahrhaftig niemals gänzlich aufgeben, welches Er selbst sich schließlich berufen und erwählt hat, wohl darum wissend, was in ihnen ist; und bei allem bleibt Er doch voll grenzenloser Güte und von unversiegbarem Erbarmen, so dass Er selbst nach allem, was diese seine bösen Knechte Ihm angetan haben, es ihnen doch nicht gleichtun will! Denn Er ist ganz anders als sie und alle.
Und doch! Was wird wohl über jene zuerst noch alles an unsäglichen Grauen kommen müssen, wenn sie nun erst einmal aus Seinem Weinberg hinaus-getrieben worden sind! Was wird sie dann wohl zunächst noch alles ereilen müssen, bis ihnen über all dem, was über sie kommt, irgendwann endlich die Augen aufgehen?!
So muss erst noch viel Zorn über dieses Volk kommen! Denn dies eine ist doch ganz gewiss und schon fest beschlossen: Der Weinberg wird, da sie´s nicht anders wollten, nunmehr mit granitener Gewissheit von ihnen genommen werden; und sie werden hinaus gestoßen und getrieben werden in äußerste Kälte und Finsternis, wo nichts als Heulen und Zähneklappern ist! – wie es einst auch mit ihren Stammeltern, Adam und Eva, war, die aus dem Paradies, dem einstigen Wonnegarten Gottes, den sie zerstört hatten, hinausgetrieben worden sind in die Verbannung, wo Tod und Verderben herrschte.“
Die Pharisäer und Sadduzäer aber, die Ihn belauschten, verstanden wohl, dass diese Gerichtsandrohungen des Herrn auf sie abzielten, da sie sich für die Erben aller Segnungen Gottes und für die Verwalter Seiner Gnadenzuteilungen hielten, welche vom Höchsten über seinen Weinberg, das Haus Israel, gesetzt worden wären.
Und ihnen war auch klar, dass Jesus ihnen vorwarf, dass sie es auch gewesen wären, die schon von je her seit Generationen alle Propheten Gottes verworfen hatten, die zu ihnen aus den Himmeln entsandt und erweckt worden waren, wie sie es nunmehr in ebensolcher, gleicher Weise auch mit Ihm tun wollten – als dem wahren, eingeborenen Gottes-Sohn.
Und das erboste sie aufs Äußerste, dass der Herr sie mit all jenen gleichsetzte, welche einstmals alle Propheten Gottes umgebracht hatten, als wären sie selbst jene einstigen, früheren Generationen gewesen, die von Gott abgefallen waren und all Seine Sendboten niedergemacht hatten.
Und sie trachteten danach, Ihn zu ergreifen, um Ihn umzubringen, genau, wie Er es von ihnen bekundet hatte. Aber sie getrauten sich nicht, Hand an Ihn zu legen, wegen des vielen Volkes, das an Ihn glaubte und auf Ihn hoffte und Ihn als den letzten und größten Propheten und Gesandten Gottes verehrte.
(K)
Später aber fragten einige der Anhänger Jesus nach dem Sinn Seines Gleichnisses; und Er sprach zu ihnen: „Kennt ihr denn nicht das Klagelied des Propheten Jesaja über den Weinberg Gottes, des HERRN? Der Weinberg ist das Reich Gottes mit all seinen Segnungen für die ganze Welt, der Besitzer des Weinbergs aber ist Gott. Die untreuen Pächter des Weinbergs aber sind eure Priester und Schriftgelehrten, wie aber auch das ganze erwählte Volk Israel, das ebenso wenig aufhören will, die Knechte aber, welche sie zur Besinnung rufen sollten, waren alle Propheten Gottes, welche sie allesamt verachtet und niedergemacht haben.
Denn statt gute Früchte aus den Segnungen des Höchsten für alle Welt hervorzubringen, misshandeln sie von je her nur die Abgesandten des All-Heiligen, welche sie an ihren Auftrag erinnerten und ermahnten, den Frieden Gottes durch die Verkündigung der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit zu allen zu bringen, die danach verlangen; und so tun sie es schon von Anbeginn an!
Und wie sie es mit allen Gesandten Gottes getan haben, so werden sie es auch mit dem Sohn des Höchsten selbst tun, welcher der Menschensohn und Christus Gottes ist: Sie werden sich gegen Ihn zusammenrotten, ihn geißeln und bespucken und schlagen und vor den Weinberg schleifen, um Ihn dort umzubringen. Denn wie sie von je her gegen Seinen Geist der Liebe und Barmherzigkeit aufsässig waren und die heiligen Gebote der göttlichen Agape missachtet und verworfen haben, und dafür nur selbstsüchtig auf Macht und Einfluss, sowie auf Gewinn und Genuss aus waren, so werden sie auch den Heiligen selbst verwerfen, wenn Er sie persönlich zur Rede stellt, wie schändlich sie Seinen Weinberg doch haben verkommen lassen.
Und da sie dann schließlich auch den Begründer des Weinbergs selbst verwerfen werden, wird ihnen Sein Weinberg mit all seinen Segnungen in und mit Ihm, aus welchem Sein Weinberg allein aufblühen und Früchte tragen kann, genommen werden, bis sie sich darauf besinnen werden, wen sie da verachtet und verworfen und um was sie sich damit an Heil und Erlösung gebracht haben.“