Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VII Die Auferstehung

2: Die Auferstehung Jesu Christi

In der Nacht aber, in welcher der Herrentag aufleuchtete, begannen die Soldaten, die unmittelbar vor dem Felsengrab Wache hielten, beängstigende Geräusche aus der Tiefe der Gruft zu hören. Und einer von ihnen ging zum Hauptmann Petronius und meldete ihm: „Wir hören aus der Tiefe der Gruft ein seltsames dunkles Raunen, wie Donnergrollen!“

Als der Hauptmann aber hinzutrat, hörte er nichts. Und er herrschte seine Männer an, sie sollten sich zusammenreißen. Denn auch von ihnen waren manche von Furcht erfasst, weil sich in der Todesstunde dessen, den sie hier zu bewachen hatten, der Himmel verfinstert hatte und ein gewaltiges Erdbeben losgebrochen war.

Nach geraumer Zeit aber entsetzten sich die Wachsoldaten, die unmittelbar vor dem Felsengrab standen, erneut. Denn sie meinten, aus der Tiefe der Gruft ein schauderhaftes Heulen und Zähneklappern, gleich einem furchterregenden Geschnatter, zu vernehmen, wie von Teufeln und Dämonen aus den Tiefen der Hölle.

Und wiederum eilte einer der Soldaten zum Hauptmann Petronius und meldete ihn: „Wir hören aus der Tiefe der Gruft ein beängstigendes Heulen und schnatterndes Wehklagen wie aus den höllischen Regionen des Abgrunds und Tartaros!“

Als der Hauptmann aber hinzutrat, hörte er nichts. Und er schalt seine Männer, weil sie ihm schienen wie verängstigte Weibsbilder.

Schließlich näherte sich die Stunde der Mitternacht. Doch siehe: Da wurden alle Wachsoldaten, die sich unmittelbar vor dem Felsengrab befanden, mit einem Mal von entsetzlichen Schauder erfasst, dass sie alle miteinander zum Hauptmann flohen, wie verängstigte kleine Kinder, und berichteten: „Nun hören wir sogar Stimmen aufheulen, die schreien »Wehe, wehe, WEHE über uns alle! Er kommt, um uns alle zu überwältigen und zu binden, uns zu quälen und zu verderben! Wer wird bestehen können bei Seinem Erscheinen?!«“

Als aber der Hauptmann, wegen ihrer Furcht über alle Maßen erbost, sie anbrüllen wollte, da begann mit einem Mal unüberhörbar aus den Tiefen der Erde ein dunkles Brummen zu ertönen, wie Donnergrollen, und die ganze Erde begann so gewaltig zu beben, dass sich viele der Soldaten nicht aufrecht halten konnten und zu Boden stürzten.

Dann aber fuhr mit einem mächtigen Donnerschlag aus dem Herzen des Himmels ein gewaltiger Blitz hernieder und sogleich darauf ein zweiter – so gewaltig, dass alle Soldaten, davon niedergeschmettert, zu Boden geschleudert wurden, wo sie wie erstarrt völlig bewegungsunfähig lagen, wie Tote.

Jene beiden Blitze aber blieben und erschienen ihnen wie zwei uralte Jünglinge in einem gleißenden Lichtschein, mit Gewändern, die stechend weiß erstrahlten, wie glitzernder Schnee, von jaspis- und sardion-artig lodernden Flammen umgeben. Und jene Feuerfackeln knieten vor dem Felsengrab nieder und verneigten ihre Häupter.

Und die Soldaten hörten eine Stimme vom Himmel, wie das Getöse eines ganzen Heerlagers, die sprach: „Wer ist würdig, die sieben Siegel zu brechen?“

Und die Erscheinungen, die sich verneigten, hoben huldigend die Hände hin zum Felsengrab, und sprachen: „Du allein bist würdig, die Siegel zu brechen! Denn Du hast wahrlich überwunden, Löwe von Juda, und hast alles erkauft durch Dein Blut, o großes, gewaltiges Gottes-Lamm, das die sieben Augen und die sieben Hörner hat!“

Als sie dies aber gesagt hatten, da begann die Erde noch stärker zu beben und es riss nacheinander die sieben Siegel auf, welche die Hohenpriester am Felsengrab hatten anbringen lassen, dass sie regelrecht auseinander gesprengt wurden.

Und der mächtige Felsbrocken, der vor den Eingang der Grabeshöhle gewälzt worden war, wurde erschüttert und geriet von selbst ins Rollen und wich zur Seite. Aus der Gruft aber brach in sich ausbreitenden Strahlenkegeln gleißendes Licht hervor, dass den Wachsoldeten, die benommen und wie gelähmt am Boden lagen, davon zuerst schwarz vor Augen wurde.

Als sie aber wieder etwas erblicken konnten, schien es ihnen, als sähen sie drei übermächtige, riesenhafte lodernde Gestalten wie Feuerfackeln und ihre Antlitze stechend erstrahlen wie Blitze. Und aus den Herzen der Himmel, das im aufgerissenen, höchst bewegten glühenden Gewölk, erstrahlte, wie die Sonne in all ihrer Kraft, vernahmen sie eine Stimme wie Donnergrollen, die rief: „Hast du den Entschlafenen gepredigt?“

Und von der mittleren Lichtgestalt, die aus dem Felsengrab getreten war, erschallte, wie das dunkle Grollen vieler Wasserfälle, die Antwort: „Ja!“

Dann aber begannen jene drei lebendigen Feuerfackeln sich immer gewaltiger auszubreiten und bis in die Himmel hinauf empor-zu-strahlen, wobei die Lichter links uns rechts bis in das Gewölk hinein ragten, der Blitz in der Mitte aber über sie hinweg bis ins Herz der Himmel hinein emporstrahlte wie eine Feuersäule, an der Lichter wie Sterne auf- und abstiegen; worauf jener gleißende Blitz alles mit Seinem sich überall hin ausbreitenden Licht erfüllte, so dass den Soldaten, die erneut von dem strahlenden Licht geblendet wurden, wieder schwarz vor Augen wurde.

Sie selbst aber fühlten sich, wie in einen surrealen Traum versetzt – wie in einem Rausch, wie Träumende.

Dann aber entschwand im Moment eines Wimpernschlages alles Licht im Herzen der Himmel, das sich unversehens im Gewölk wieder schloss. Und alles erstarrte, wie in Totenstille.

Dann aber erbebte die Erde so gewaltig, dass im ganzen Umland die Felsen zerrissen. Auch taten sich in diesem Augenblick viele Grüfte um ganz Jerusalem auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt; und sie erhoben sich nach Seiner Auferstehung aus den Gruften und gingen in die Heilige Stadt und erschienen vielen, so dass ganz Jerusalem Schauder und Entsetzen befiel.

Die römischen Soldaten aber übermannte alle entsetzliche Furcht über dem, was sie gesehen hatten. Und als sie wieder zur Besinnung kamen und sich wieder bewegen konnten, da fanden sie den Felsen vom Grab gewälzt – die Gruft selbst aber leer.