(A)

Es begab sich aber zu der Zeit, als der von den Toten auferstandene Herr durch Seine Apostel alle Seine Anhänger im äußersten Norden von Galiläa auf dem Berg »Mamilch« am Fuße des Hermon-Gebirges sammeln ließ, um ihnen dort allen zu erscheinen und Seinen Missions-Auftrag zu erteilen, da kam es zu einer Begebenheit im Tempel von Jerusalem, welche viele zum Glauben führte, dass Christus tatsächlich Sein sterbliches begrenztes irdisches Leben abgestreift hatte und in eine unsterbliche überirdische himmlische Existenz zu Gott hin erhöht worden war, wie Jesus es ihnen allen im Voraus von sich bekundet hatte.

Da begann nämlich einmal zur Zeit des Opfers im Heiligtum Gottes die Erde zu beben. Und im Vorhof der Heiden unter den Opfertier-Händlern und Geldwechslern erschien – wie aus, zu einem Wirbel zusammen-strömenden Winden von gleißendem Licht – eine bewegte mächtige, riesenhafte Gestalt in wallenden blendend weißen Gewändern, die erstrahlte, wie die Sonne selbst in ihrer Kraft.

Und diese überdimensionale Erscheinung hatte eine Geißel mit sieben Schnüren in der Hand, welche Sie zu schwingen begann, als wolle Sie alle damit nieder-strecken.

Da wurden alle Handel-Treibenden von Angst und Entsetzen erfasst; und etliche, die sich in nächster Nähe zu dieser blitzartig aufstrahlenden Erscheinung befanden, fielen, von ihrer Furcht nieder-gestreckt, wie tot zu Boden; denn sie erinnerten sich, wie Jesus sie vor Seiner Hinrichtung in gleicher Weise aus dem Vorhof des Tempels getrieben hatte.

Und auch viele Fromme, die sich auf dem weiten Areal vor dem Heiligtum Gottes befanden, meinten, in jener Gestalt den wieder-zu-erkennen, der gekreuzigt worden war; und sie schrien: „O Gott! Seht nur! Er ist tatsächlich vom Tode auferstanden und jagt nun erneut alle Händler aus dem Heiligtum Gottes hinaus!“

Andere aber meinten, sie hätten eine Furcht-einflößende, feurige höllische Bestie gesehen – also einen zornigen, alle anfallenden teuflischen Dämon oder ein finsteres, bösartiges Gespenst.

(B)

Und die Opfer hörten an diesem Tage im Tempel auf; denn niemand wagte es mehr nach diesem Ereignis, ein Schlachtvieh zu verkaufen oder zu kaufen; und viele der Händler ließen sogar ihre Opfertiere frei, die schon für ihre Niedermetzelung gebunden worden waren.

So erfüllte sich die Weissagung des Propheten Sacharja: „Da wird man keinen Vieh-Händler mehr finden im Haus des HERRN der Heerscharen an Meinem Tag!“ – ebenso, wie auch die Prophezeiung des Sehers Zephanja: „Da wird Stille eintreten im Heiligtum des HERRN, weil der Tag gekommen ist, wo es alle Geladenen erkennen werden, dass der Höchste selbst sich ein Schlachtopfer zubereitet hat.“

Denn diese Erscheinung im Tempel war bereits ein prophetisches Vorzeichen darauf, dass alle Schlachtungen im Heiligtum Gottes bald ihr Ende finden sollten, da die Gottheit selbst sich als ein allumfassendes, ewiges Sühneopfer für alle Welt hatte niedermachen und hinschlachten lassen, so dass hinfort kein weiteres Schlachtopfer zu Vergebung der Sünden mehr notwendig ist.

Und so wurden an diesem Tage auch viele geschundene und gebundene Seelen aus dem Tierreich aus ihrem Kerker erlöst. Denn Christus ist gekommen, wahrlich alle Wesen freizusetzen und ihrer glückseligen Gotteskindschaft zuzuführen: wie alle Seelen aus dem Menschengeschlecht, so auch alle Geschöpfe aus dem Tier- und Pflanzenreich.

(C)

Die Hohenpriester und Ältesten aber wollten den Zeugnissen derer nicht glauben, die ihnen berichteten, was im Vorhof des Tempels geschehen war; und sie ließen das Gerücht verbreiten, dass all diejenigen, die solches erzählten, betrunken gewesen wären und sich all diese Dinge nur eingebildet hätten, die sonst niemand außer ihnen gesehen hätte.

Denn es hätte sich nur um einen außergewöhnlichen Wirbelsturm gehandelt, der sich da auf unerklärliche Weise im Tempel-Areal gebildet habe und alles verwüstet hätte. Nur habe das Erschrecken und Erschaudern darüber den dummen, abergläubigen Plebs in seiner Furcht etwas erspähen lassen, was überhaupt nicht vorhanden war. So taten die Obersten Israels alles nur als Wahnvorstellungen und Angstphantasien ab.

Tatsächlich waren die Wahrnehmungen dieses überirdischen Phänomens nämlich auch höchst unterschiedlich: Manche meinten, den auferstandenen Christus erblickt zu haben, andere aber einen Würge- und Rache-Engel Gottes oder aber gar den feurigen Verderber und zorn-erfüllten Satan selbst.

Doch viele versicherten, dass sie diese Lichtgestalt deutlich mit eigenen Augen gesehen und auf ihren Rücken sogar deren Geißel wie schneidendes Feuer gespürt hätten, und, dass ihr Hieb durch ihre Leiber bis aufs Mark und Gebein hindurch-drang; doch seien sie nicht fähig gewesen, sich zu wehren.

Und ebenso berichteten einige von ihnen, die offensichtlich kühner waren und versucht hatten, mit ihren Händen die Geisel zu erhaschen, dass sie diese nicht ergreifen konnten, so dass die furchterregende Erscheinung sie – dessen ungeachtet – doch weiterhin spürbar aufs Qualvollste schlug.

Da fiel die ganze Jerusalemer Bevölkerung große Furcht und tiefes Entsetzen an. Und gar manche bekehrten sich daraufhin und wendeten sich von ihrem gottlosen, stumpfsinnigen Leben rein aufgesetzter Frömmigkeit ab, da sie etwas von dem Ernst der göttlichen Liebe erspürt hatten, die allen Grausamkeiten irgendwann ein Ende macht.

Jesus Christus zeigte sich aber auch vielen in Liebe und voll Mitleid und heilte sie durch Seine Berührung. Und es mehrten sich ferner die Berichte von gar vielen, die über allem, was geschehen war und was sie selbst dazu beigetragen hatten, von ihrem Gewissen gepeinigt wurden, dass Er ihnen erschienen wäre und ihnen Seine Vergebung zugesichert hatte, wodurch sie aus den Händen dessen befreit wurden, der aller Menschen Seelen verfolgt und sie zu würgen und zu martern und zu quälen sucht.

So konnten es die hohen Geistlichen Israels nicht verhindern, dass von diesem Tage an doch viele im Volk anfingen, wieder an Jesus zu glauben, dass Er von den Toten auferstanden sei und doch der Gesalbte Gottes gewesen sein musste, der aus höchster Höhe entsandt worden war, um wahrlich alle unterdrückten Wesen zu befreien und alle Seelen zu erlösen, die gebunden waren – sei es nun Mensch oder Tier, so dass ihnen allen – ohne Unterschied – die selbe unaussprechliche froh- und frei-machende Hoffnung gegeben worden war.

Denn über derlei Erscheinungen des Heilands, der allen zerknirschten und reuigen Herzen Seine Gnade und Vergebung zusicherte, wurde viel in und um ganz Jerusalem berichtet, so dass gar manche darüber jubilierten: „Wahrlich! Nun ist in Ihm das Reich Gottes vielleicht doch noch zu uns gekommen!“

(D)

Auch erschienen einige, die erst vor kurzem verstorben waren, ihren Anverwandten und berichteten, sie wären von Christus als einem himmlischen Licht, das im Finsternis-Reich des Hades und Scheol aufgegangen wäre, erweckt worden und würden nun mit Ihm in paradiesische Himmel hinauf-geführt, was viele, die sich verbissen der Wahrheit widersetzt hatten, die Jesus verkündigt hatte, mit Furcht und Schrecken erfüllte, während es die Herzen all jener, die an Christus gläubig geworden waren, gleichsam mit jenen aus dem Tod befreiten Seelen voll Zuversicht in Verzückung inwendig in die Himmel hob.