Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)

Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi

VIII Aufschlüsse

1. Die Biographie Jesu

Über den dramaturgischen Aufbau der Biographie Jesu:

In dem vorliegenden Evangelium sind die vier Evangelien der Bibel in erzählerischer Form zu einer in sich stimmigen Einheit verbunden, also

– das Matthäus-Evangelium,
– das Markus-Evangelium,
– das Lukas-Evangelium und
– das Johannes-Evangelium.

Hier wurden die zum Teil voneinander abweichenden Chronologien so aufeinander abgestimmt, dass sich die einzelnen Schilderungen von Ereignissen sinnig und stimmig auseinander ergeben.

Kapitel 2.2 „Synoptischer Überblick“ in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“ liefert eine tabellarische Übersicht, wie die einzelnen Erzählungen der biblischen Evangelien aufeinander bezogen und zu einer biographischen Einheit zusammengeführt worden sind.

Außerdem wurden auch außer-biblische Evangelien mit eingearbeitet, die im Urchristentum in den ersten Jahrhunderten noch kursierten, später aber bei der endgültigen Festlegung eines allgemein verbindlichen Bibel-Kanons im vierten Jahrhundert nach Christus nicht mit aufgenommen wurden.

Diese zusätzlichen Christus-Zeugnisse werden in Kapitel 3 „Über die verwendeten apokryphen Schriften“ vorgestellt. Hier erfährt man Näheres über deren Entstehung und ihr jeweiliges inhaltliches „Sondergut“.

Von diesen außer-kanonischen, sogenannten „apokryphen“ („verborgenen“) Evangelien wurden Texte und Inhalte berücksichtigt und in die allgemeine Schilderung des Lebens und der Lehre Jesu Christi mit aufgenommen, die der Christus-Botschaft nicht widersprechen und darum durchaus als authentische Überlieferungen betrachtet werden können, die mitunter Jesu ursprüngliche Verkündigung sogar vertiefen und erhellen. Es wurde also alles mit einbezogen, was sich – gegebenenfalls unter gewissen Abwandlungen – nach Ansicht des Autors theologisch vertretbar oder als historisch denkbar integrieren ließ.

Aber auch bei den biblischen Schilderungen der damaligen Ereignisse, die zum Teil in den vier kanonischen Evangelien variieren, traf der Autor des vorliegenden Evangeliums freimütige Entscheidungen, wobei er sich gleichwohl darum bemühte, scheinbar Widersprüchliches, das sich bei eingehender Betrachtung allerdings durchaus harmonisieren ließ, in einer in sich stimmigen und auch sinnigen komplexen Darstellung der Ereignisse zusammen zu führen.

Dies sei an einem Beispiel dargelegt: Die drei Evangelien Matthäus, Markus und Lukas schildern übereinstimmend, dass Jesus vor Seiner Hinrichtung zusammen mit Seinen Jüngern das Passahmahl gefeiert hat. Hier führte Er schließlich auch Sein „Abendmahl“ als das neue Opfermahl ein, welches das bisherige Passahmahl ablösen sollte. Denn nun gab sich schließlich der Sohn Gottes selbst als das eigentliche Sühnelamm Gottes für alle Welt dahin, wodurch Er einen neuen Bund begründete, in dem man fortan Seines Opfertodes zur Erlösung aller Welt gedenken sollte.

Dieses Opfermahl des neuen Bundes stiftete der Herr also nach diesen drei biblischen Evangelien, die wegen ihrer weitreichenden Übereinstimmung auch als „synoptische“ Evangelien bezeichnet werden, während der Feier des Opfermahls des alten Bundes, weil sich in Seinem eigenen Opfertod als dem eigentlichen Passahlamm Gottes der bisherige Bund, der in allem nur eine prophetische Vorschattung auf Ihn hin war, nunmehr erfüllt hatte.

Nach dem Johannes-Evangelium wurde Jesus allerdings bereits als dieses eigentliche Sühneopferlamm Gottes zum selben Zeitpunkt gekreuzigt, als die Passahlämmer im Jerusalemer Tempel überhaupt erst geschlachtet wurden, um daraufhin am Abend zum Passahmahl verspeist zu werden, mit welchem der folgende Fest-Sabbat-Tag des Pessach seinen Anfang nahm.

Dies erscheint zuerst widersprüchlich zu sein: Denn wie kann Jesus mit Seinen Jüngern das Passahfest selbst noch gefeiert haben, wenn die Passahlämmer für diese Feier erst zu dem Zeitpunkt im Tempel geopfert wurden, als Er auch selbst als das Sühnelamm Gottes Sein Leben gab?!

So scheinen sich die Darstellung der drei synoptischen Evangelien auf der einen Seite und die Schilderung im Johannes-Evangelium auf der anderen Seite auf den ersten Blick markant zu widersprechen, zumal überdies Christi Einsetzung des Abendmahls beim Passahfest im Johannes-Evangelium völlig fehlt, obwohl es sich hier doch um das bedeutendste, zentrale Fest des Christentums handelt!

An dessen Stelle tritt im Johannes-Evangelium die sogenannte „Brotrede“ Jesu in Kapernaum nach Seiner dortigen Brotvermehrung, wo Jesu Erklärung, der Verzehr Seines Fleisches und Seines Blutes würde ewiges Leben verleihen, großen Anstoß erregte und die sogenannte „Galiläische Krise“ einleitete – den einschlägigen Wendepunkt, von dem an sich immer mehr Juden in ganz Israel wieder von Ihm abkehrten, woraufhin Jesus sich mit Seiner Verkündigung auch Seinerseits vom Volk Gottes weg hin zu den unbeschnittenen Heiden abwendete.

Nachdem also im Johannes-Evangelium folgerichtig das letzte gemeinsame Passahfest Jesu mit Seinen Jüngern am Vorabend Seiner Hinrichtung fehlt, da Jesus nach diesem Christus-Zeugnis schließlich schon vorher, nämlich bereits zur Zeit der Opferung der Passahlämmer, Sein Leben als das göttliche Sühneopferlamm dahingab, stellen es darum sogar vereinzelte historisch-kritische Forscher in Frage, dass Jesus dieses zentrale neue Opferfest des Christentums überhaupt persönlich eingeführt hat.

Manche sind der Überzeugung, dass dieses Fest vielmehr aus dem Mithras-Kult übernommen worden war, welcher seiner Zeit das ganze Römische Imperium beherrscht hatte, als der christliche Glaube hier Fuß fassen wollte. In diesem hellenistischen Kult wurde nämlich Mithras als das Licht der Welt und der göttliche Sohn von Ahura Mazda, dem weisen höchsten Herrn, verehrt und zur spirituellen Stärkung seinen Verehrern ebenso in deren Versammlungen Brot und Wein als dessen Fleisch und Blut gereicht! Daraus schlussfolgern manche Historiker, dass dieses zentrale Fest aus dem Mithras-Kult vom jungen Christentum adaptiert wurde, um den Römern den Wechsel in ihre Glaubensgemeinschaft zu erleichtern.

Bezeichnender Weise war ja auch schon der Sonntag, der Tag der Sonne, an welchem im ganzen Römischen Reich im damals vorherrschenden Sonnenkult, die „siegreiche Sonne“, „Sol Invictus“, etwa in der Gestalt des Mithras, verehrt wurde, zugleich auch der „Herren-Tag“ der Christen, der Tag der Auferstehung ihres Herrn, an welchem Er siegreich aus dem Tod erstand, so dass dieser Wochentag gleichfalls auch der Feiertag der Christen wurde.

Und da Christus von den Christen ebenso als das Licht der Welt verehrt wurde, von dem bereits durch den Propheten Maleachi prophezeit worden war, dass Er als die „Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung unter Ihren Flügeln“ über allen Völkern aufgehen würde, versuchten die Christen, die Anhänger des Mithras-Kultes für sich zu gewinnen, indem sie ihnen erklärten, das alles, was in deren Mysterien-Kult gleichsam auch ebenso prophetisch angedeutet worden war, sich in Christus nunmehr vollends erfüllt hatte.

Entsprechend wurde auch das Fest der Geburt Jesu Christi vom Frühjahr auf den Tag der Winter-Sonnen-Wende verlegt, welcher seiner Zeit der höchste Römische National-Feiertag war, da hier die Wiedergeburt der Sonne und ihr erneuter Siegeszug über Kälte und Finsternis alljährlich gefeiert wurde.

Dies also lässt manche Geschichtsforscher anzweifeln, dass der historische Jesus jemals wirklich selbst das Abendmahl zum Passahfest eingeführt haben soll, da davon – im Gegensatz zu den drei synoptischen Evangelien – das Johannes-Evangelium überhaupt nichts weiß und vielmehr bekundet, dass Jesus schon vor dem Passahfest, wo die Passahlämmer verzehrt wurden, als das eigentliche Passahlamm Gottes Sein Leben als Sühneopfer für alle Welt gelassen haben soll.

Dem widerspricht allerdings eindeutig das Zeugnis des Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther, wo er auf das Abendmahl eingeht, das Jesus in der Nacht, da er überliefert wurde, eingesetzt haben soll. Dieser Brief gehört zu den ältesten urchristlichen Zeugnissen, da er um 50 nach Christus, also mindestens ein Jahrzehnt vor den biblischen Evangelien verfasst wurde.

Wie also lässt sich dann der Umstand erklären, dass Jesus nach der Überlieferung im Johannes-Evangelium als das Sühneopferlamm Gottes zeitgleich mit den Passahlämmern abgeschlachtet wurde, während Er nach den drei synoptischen Evangelien mit Seinen Jüngern selbst noch ein solches Passahlamm verspeist haben soll?

Hierüber gibt ein einziger Vers im Johannes-Evangelium Aufschluss, in welchem wir erfahren, dass es sich bei dem Fest-Sabbat des Passah, der mit dem Seder-Mahl am Vorabend eingeleitet wurde, im Jahr der Hinrichtung Jesu um einen sogenannten „großen Sabbat“ handelte, was bedeutete, dass der Fest-Sabbat des Passah in diesem Jahr zugleich auf den Wochen-Sabbat fiel.

Aus diesem Grund wurde der Fest-Sabbat des Passah offensichtlich auf Anordnung der Pharisäer für das gemeine Volk um einen Tag vorverlegt, damit auch ja kein in der Thora verordneter Sabbat ausfiel. Denn durch diese Vorverlegung fiel der Fest-Sabbat des Passah auf den Rüsttag zum Wochen-Sabbat, so dass beide Ruhetage des HERRN eingehalten werden konnten und keiner von ihnen durch ihr Zusammenfallen in diesem besonderen Jahr ausfiel.

Da die sadduzäischen Priester aber auch am Sabbat im Tempel ihren Dienst tun durften, sahen diese sich offensichtlich nicht zu einer gesonderten Einhaltung eines andernfalls ausfallenden Sabbats verpflichtet. Folglich haben die Sadduzäer ihre Passahlämmer erst zu dem Zeitpunkt im Tempel geopfert, als Jesus hingerichtet wurde, während das gemeine Volk auf Anordnung der Pharisäer dies bereits am Vortag getan hatte.

So wäre es gut denkbar, dass Jesus das Pessach, wie das gemeine Volk auf pharisäische Anordnung hin, bereits einen Tag vor dem eigentlichen Passahfest feierte, wo es dann schließlich allein nur noch die Tempelpriester begingen.

Dann hätte es die göttliche Vorsehung folglich so eingerichtet, dass aufgrund der terminlichen Überschneidung in diesem besonderen Jahr das Passahfest an zwei aufeinander folgenden Tagen, zuerst vom Volk, und danach von den Priestern begangen wurde, so dass Jesus einerseits als das eigentliche Passahlamm Gottes Sein Leben genau zu dem Zeitpunkt als Sühneopfer für alle Welt dahin gab, als von den Priestern deren Passahlämmer im Tempel geschlachtet wurden, während Er selbst die Bedeutung Seines Opfertodes im bereits für die Allgemeinheit vorgezogenen Passahfest nochmals Seinen Jüngern ein weiteres, letztes Mal eindringlich vor Augen führen und das bisherige alttestamentliche Opferfest in das neutestamentliche Opferfest überführen konnte.

In ähnlicher Weise lassen sich viele auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende Darstellungen in den verschiedenen Evangelien durchaus schlüssig und einleuchtend, ja, mitunter sogar in ihrer spirituellen Bedeutsamkeit erhellend erklären – wie beispielsweise der Umstand, dass der Stammbaum Jesu im Evangelium des Lukas und dem des Matthäus in voneinander abweichender Form überliefert worden ist, oder aber weiter, dass nach dem Johannes-Evangelium Maria Magdalena, welcher der Auferstandene als der Aller-Ersten erschienen war, diesen noch nicht berühren durfte, während dies nach dem Matthäus-Evangelium kurz darauf den anderen Frauen, denen der Herr dann ebenfalls auch noch erschien, bereits von Ihm gestattet wurde. (Näheres hierzu unter den Schlüsselbegriffen „Stammbaum“ und „Auferstehung Christi“, sowie unter „Erhöhung“ in Kapitel 4.3 „Fundstellen“ in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“!)

In gleicher Weise ließen sich auch viele außer-kanonische Überlieferungen aus den apokryphen Evangelien durchaus sinnig und stimmig integrieren, wie etwa das Prot-Evangelium des Jakobus, nach dessen Schilderung Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, Hoherpriester gewesen sein soll, was auf den ersten Blick allerdings der jüdischen Überlieferung zu widersprechen scheint. Es wäre nämlich durchaus denkbar, dass Zacharias von dem damaligen Hohenpriester Simon Ben Boethos als dessen Stellvertreter in Hinblick auf den von Herodes dem Großen zu dieser Zeit vorgenommenen Ausbau des Jerusalemer Tempels eingesetzt worden war. In ähnlicher Weise wird von den jüdischen Rabbinern ihr geistlicher Vater Hillel als „Rabban“ verehrt, obwohl auch dieser in der Abfolge-Tafel der damaligen Hohenpriester keine Erwähnung findet.

Schließlich wird im Prot-Evangelium des Jakobus auch die Ermordung des Zacharias zwischen dem Opfer-Altar und dem Tempel geschildert, auf die Jesus offensichtlich in einer im Matthäus-Evangelium überlieferten Scheltrede Bezug nimmt, wie sich hieraus auch erklärt, warum Johannes der Täufer in der Abgeschiedenheit in der Wüste aufgewachsen ist, wie es das Lukas-Evangelium schildert. Dorthin ist nämlich nach dem Prot-Evangelium des Jakobus seine Mutter Elisabeth mit ihm als Säugling geflohen, nachdem Herodes der Große ebenso diesem göttlichen Wunderkind, wie dem Jesus-Knaben, nach dem Leben trachtete.

Manchmal gab der Autor des vorliegenden Evangeliums sogar auch außer-biblischen Schilderungen vor biblischen Darstellungen den Vorzug, wie etwa der Überlieferung des Petrus-Evangeliums, das mitunter sogar für älter gehalten wird, als die biblischen Evangelien, und in welchem berichtet wird, dass sich die Soldaten, die Jesu Grab bewachen sollten, nicht etwa an den jüdischen Sanhedrin wandten, nachdem sie Jesu Auferstehung erlebt hatten, und sich von diesem bestechen ließen, zu behaupten, sie hätten geschlafen und der Leichnam Jesu wäre von Seinen Anhängern gestohlen worden, wie es das Matthäus-Evangelium darstellt, sondern, dass sie sich vielmehr direkt an Pilatus gewendet hatten und dort beteuerten, dass Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden war.

Dies ist nämlich weitaus naheliegender, da eine derart grobe, höchst sträfliche Pflichtverletzung, die Bewachung eines Ortes zu vernachlässigen, für die man eigens gesondert abgestellt worden war, um sich hier einem geruhsamen Schlaf hinzugeben, ganz gewiss schwer geahndet, unter Umständen sogar mit dem Tod bestraft worden wäre, und ein derart schändliches Vergehen überdies jenen römischen Wächtern jedwede Soldaten-Ehre genommen hätte, dass sie wohl eher noch lieber ihren eigenen Tod solcher Schimpf und Schande vorgezogen hätten!

Darum ist es wohl weitaus wahrscheinlicher, dass die Soldaten, wie im Petrus-, aber auch im Nikodemus-Evangelium geschildert, vielmehr gegenüber derartigen Unterstellungen von Seiten des Sanhedrins, sie wären wohl eingeschlafen und hätten ihre Pflichten vernachlässigt, gegenüber Pilatus mit Nachdruck versichert hatten, dass sie die ihnen aufgetragene Aufgabe gewissenhaft erfüllt haben, jedoch dann tatsächlich etwas derart Übergewaltiges geschehen war, das einfach gänzlich übermächtig und übernatürlich war, woraufhin sie aber von ihrem Präfekten im Einvernehmen mit dem jüdischen Hohen Rat angewiesen wurden, über alles Geschehene Stillschweigen zu bewahren, da große Unruhen zu befürchten gewesen wären, wenn es sich herumgesprochen hätte, dass der auf Verlangen des Sanhedrins von Pilatus zum Tode Verurteilte tatsächlich auferstanden und damit doch der gott-gesandte Messias Israels gewesen war.

In dieser Weise wurden also die verschiedenen Überlieferungen nach ihrer Sinnigkeit und Stimmigkeit gegeneinander abgewogen, was mitunter auch dazu führen konnte, dass außerbiblischen Darstellungen gegenüber den biblischen Schilderungen der Vorzug gegeben wurde, auch wenn letztere gegenüber den ersteren irgendwann im Laufe der ersten Jahrhunderte innerhalb des sich etablierenden christlichen Klerus allein den Status göttlich inspirierter heiliger Schriften annahmen, die überdies wegen ihres göttlichen Ursprungs in allen ihren Aussagen – selbst auch in Hinblick auf ihr Gesamt-Zeugnis eigentlich völlig unbedeutende Details – bis ins letzte Jota und kleinste i-Tüpfelchen hinein als völlig unfehlbar bewertet wurden – eine Auffassung, die der Verfasser dieses Evangeliums so nicht teilt.

In Hinblick auf die chronologische Abfolge der Ereignisse gab der Autor der meist flächendeckend übereinstimmenden Schilderung der Geschehnisse in den drei Evangelien von Matthäus und Markus und Lukas, welche darum auch als „synoptische“ Evangelien bezeichnet werden, gegenüber der mitunter abweichenden Darstellung im Evangelium des Johannes den Vorzug.

So wurde beispielsweise die Tempelreinigung Jesu, wie bei den Synoptikern, so auch in diesem Evangelium ans Ende von Jesu Wirken gestellt, und nicht, wie im Johannes-Evangelium, an den Anfang Seines Auftretens, da es – historisch betrachtet – viel wahrscheinlicher ist, dass der Aufruhr im Tempel, den Jesus im Jerusalemer Heiligtum verursacht hatte, der letzte Auslöser dafür war, dass die jüdische geistliche Obrigkeit dem verhassten Unruhestifter schließlich den Prozess machte und Ihn zum Tode verurteilte, wie es schließlich auch in den drei synoptischen Evangelien dargestellt wird.

Freilich wäre es durchaus denkbar, dass Jesus auch mehrfach im Heiligtum Seines Vaters Seine Tenne gründlich säuberte. Auf eine wiederholte Schilderung wurde aber verzichtet, da derartige Wiederholungen einer dramaturgischen Steigerung nicht zuträglich gewesen wären. Hier waren also auch rein schriftstellerische Erwägungen für die gewählte Darstellung ausschlaggebend.

In der vorliegenden Romanfassung wurde also nicht in sklavischer Buchstaben-Hörigkeit zwanghaft alles harmonisiert aufgrund der irrigen Meinung, dass die Heiligen Schriften als göttliche Inspirationen auch in geschichtlicher Hinsicht bis in alle kleinsten Details absolut zutreffend sein müssten, als ob es der Heiligen Ruach um die detailgetreue Wiedergabe historischer Fakten und nicht vorrangig um die Vermittlung heilsbedeutsamer existentieller Wahrheiten ging, wobei Sie sich schließlich auch ganz normaler Menschen mit einem eingeschränkten Erinnerungsvermögen bediente, wie auch jede von deren Darstellungen immer ebenso das Ergebnis von deren ganz persönlichen Deutungen des Erlebten widerspiegeln, die nicht immer und in jedem Detail schon der Wahrheit letzter Schluss sein müssen. (Näheres hierzu unter Kapitel 2 „Erörterungen“ unter dem Schlüsselbegriff „Offenbarungsprozess“!)

In der in Kapitel 2.2 in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“ befindlichen tabellarischen Übersicht über die Biographie Jesu, wie sie im vorliegenden Evangelium erzählt wird, sieht man schnell, das vor allem im Johannes-Evangelium mitunter „wild hin und her gesprungen“ wird, während die Reihenfolge in den synoptischen Evangelien größtenteils gewahrt bleibt.

So wurde beispielsweise Kapitel 3 des Johannes-Evangeliums, in dem Nikodemus, ein altehrwürdiges Mitglied des jüdischen Sanhedrins Jesus heimlich im Garten Gethsemane aufsucht, ebenso, wie bereits der Text-Abschnitt aus Kapitel 2 des Johannes-Evangeliums, wo Jesu Tempelreinigung geschildert wird, ans Ende des Wirkens Jesu gesetzt, wie es beispielsweise auch in der hervorragenden mehrteiligen Verfilmung des Lebens Christi unter der Regie von Franco Zeffirelli mit dem Titel „Jesus von Nazareth“ gemacht wurde, da anzunehmen ist, dass dieser Hohe Rats-Herr, der ein heimlicher Sympathisant Jesu war, diesen erst dann persönlich aufzusuchen wagte, als sich in Folge des von Jesus verursachten Aufruhrs im Jerusalemer Heiligtum die Lage derart zuspitzte, dass Nikodemus meinte, deshalb Jesus unbedingt persönlich warnen zu müssen.

Die in Kapitel 9 des Johannes-Evangeliums geschilderte Heilung eines Blinden in Jerusalem wurde dagegen auf Jesu erstes öffentliches Auftreten in Jerusalem vorverlegt, da angesichts des Umstands, welches Aufsehen dieses vergleichsweise „kleine“ Wunder bei den Hohen Geistlichen Israels erregte, dass es sogar zu einem Verhör des Geheilten und seiner Eltern kam, wohl eher relativ frühzeitig, noch am Anfang des wundertätigen Auftretens Jesu zu verorten ist.

Ebenso wurde die große Erweckung, die Jesus nach Kapitel 4 des Johannes-Evangeliums relativ frühzeitig in Samaria auslöste der Schilderung in Kapitel 9 des Lukas-Evangeliums nachgeordnet, wo der Herr als ein Prophet Israels bei den Samaritern noch allgemeine Ablehnung erfuhr, da eine umgekehrte chronologische Anordnung auch hier widersinnig erschien.

So wurde also Einiges im Evangelium des Johannes umgestellt. Bei seinem Christus-Zeugnis hat man nämlich auch den Eindruck, dass es sich hier mehr um ein Passions-Evangelium handelt, in dem Jesu Leiden und Sterben, sowie Seine Auferstehung im Fokus der Betrachtung liegt, wie es etwa auch im apokryphen Petrus-Evangelium, sowie auch im Nikodemus-Evangelium der Fall ist, deren Entstehung aus diesem Grund mitunter auch bereits sehr frühzeitig, noch vor den biblischen Evangelien, um das Jahr 70 nach Christus, datiert wird.

Denn während die synoptischen Evangelien bereits die ganze Biografie Jesu abzudecken suchen, wird in diesen deshalb mitunter für älter gehaltenen Evangelien lediglich ein Schlaglicht auf das Zentral-Ereignis der Sendung Jesu geworfen: nämlich auf Seinen Sühnetod als das Opferlamm Gottes, sowie auf Seine darauf folgende Auferstehung und Erhöhung über alles, danach.

Ähnlich verhält es sich auch im Johannes-Evangelium. Mehr als die Hälfte dieses Christus-Zeugnisses, nämlich die Kapitel 11 bis 21, widmet sich den weit ausführlicheren Schilderungen der letzten und bedeutendsten heilsgeschichtlichen Ereignisse in und um Jerusalem. Schließlich kommt dann noch Kapitel 2 und 3 hinzu, Jesu Tempelreinigung und das anschließende Gespräch mit dem altehrwürdigen Hohen-Rats-Mitglied Nikodemus, der Jesus offensichtlich im Verborgenen aufgesucht hat, um Ihn angesichts der sich dramatisch zuspitzenden Lage vor dem Sanhedrin zu warnen.

Aus diesem Grund wird das Entstehungsdatum des Johannes-Evangeliums, ebenso wie das des Petrus-Evangeliums, manchmal schon als sehr frühzeitig angenommen und noch vor die Abfassung der synoptischen Evangelien datiert, da man derartige Passions-Evangelien im Allgemeinen für eine Vorform der Evangelien hält, welche – wohl auch mit Rückgriff auf derartige ältere Zeugnisse, die nur bestimmte Ausschnitte im Leben und Wirken Jesu beleuchteten – in einer Zusammenführung all dieser noch älteren Überlieferungen die gesamte Biografie Jesu umfassend abzudecken suchen.

Dann wäre also das Johannes-Evangelium nicht als letztes, sondern vielmehr als allererstes biblisches Christus-Zeugnis erstellt worden. Hierfür spräche auch, dass gerade auch Jesu Selbst-Bekundungen, Gottes Sohn und göttlicher Abkunft, ja, mehr noch, der Ewig-Vater selbst zu sein, im Johannes-Evangelium weit markanter, wilder, feuriger und radikaler – und damit auch wesentlich provokativer, als in den bereits geglättet und abgeklärter wirkenden synoptischen Evangelien zu Tage treten, was sie – ähnlich wie die Herren-Worte im apokryphen Thomas-Evangelium, auch weit ursprünglicher und damit authentischer, noch näher an den damaligen Ereignissen erscheinen lässt, so dass dieses Evangelium auch tatsächlich von Jesu nächststehendem Lieblingsjünger Johannes verfasst worden sein könnte.

Umgekehrt wurde aber selbst sogar schon in den Anfängen des Christentums gerade deshalb sogar die Verfasserschaft dieses Evangeliums durch einen wirklichen Apostel Jesu Christi angezweifelt und in Frage gestellt, da dieses Christus-Zeugnis gerade auch in der absoluten Vergottung Christi in drastischer Abgrenzung zu den Juden, die sich in ihrem Gott mehr dem Satan, als dem Vater des göttlichen Sohnes verschrieben haben sollten, ausgesprochen gnostische Züge aufweist, wie sie von denjenigen Ur-Christen vertreten wurden, die bald vom aufkommenden Klerus, der sich in weltlicher Regentschaft etablierte, als Irrlehrer und Ketzer blutig verfolgt wurden, während Letztere freilich umgekehrt der Überzeugung waren, sich das ursprünglichste Christus-Kerygma bewahrt zu haben.

Manchmal wird aber auch angenommen, dass der Apostel Johannes, wo dessen Verfasserschaft nicht angezweifelt wird, dies sein Evangelium erst nach den synoptischen Evangelien niedergeschrieben hat, um von seinem Meister lediglich nur noch das ergänzend zu berichten, was in den anderen biblischen Evangelien noch unerwähnt geblieben war. So erklärt man sich, dass Johannes nicht die gesamte Biographie Jesu in seinem Evangelium abgedeckt hat, sondern nur Schlaglichter auf Einzel-Ereignisse wirft, die in den anderen, bereits vorgelegenen Evangelien noch nicht erwähnt worden waren.

Schließlich scheint das ganze Evangelium auch bereits unter dem Eindruck der Vision des bereits älteren Apostels vom über alles erhöhten Christus verfasst worden zu sein. In dieser Vision gab sich Christus nämlich dem Johannes als der allumfassende »Alpha-Omega« und allmächtige Ewig-Vater selbst zu erkennen, als der Wahrhaftige höchst-persönlich: der Lebendige, der Erste und Letzte, vor und nach oder über dem es keinen anderen, höheren Gott mehr gibt.

Entsprechend hören sich auch im Johannes-Evangelien viele Äußerungen Jesu wie nach-österliche Bekundungen des Auferstandenen an, wie etwa das Trostwort: „In der Welt habt ihr Angst. Doch seid getrost! Denn Ich habe die Welt überwunden!“, weswegen auch ein großer Anteil von Jesu Abschiedsreden im vorliegenden Evangelium, wo Christus Seine Ablösung durch den Heiligen Geist ankündigt, auf die Zeit nach der Auferstehung Christi verlegt wurden, wie es ebenso in der apokryphen Epistola Apostolorum, sowie auch im Apokryphon des Jakobus zeitlich eingeordnet ist.

Schließlich wird auch bereits im Johannes-Evangelium die Gottheit Jesu Christi wesentlich markanter als in den synoptischen Evangelien herausgestellt und betont. Seine göttlichen »ICH BIN«-Worte lassen Ihn als den höchsten Gott Jahwe erscheinen, der sich einst dem Mose als der »ICH BIN«, sowie als der »Ich werde sein, der Ich unter euch sein werde« zu erkennen gegeben hatte.

Entsprechend stellt auch das Johannes-Evangelium in letzter Deutlichkeit Christi himmlische Prä-Existenz und Seinen Ausgang aus der göttlichen Ewigkeit heraus, in der bereits alle Schöpfung begründet ist.

Nachdem aber Johannes in weit vorgerücktem Alter bei seiner Christus-Vision gleichsam schon über Raum und Zeit versetzt worden war und Einblicke in Jesu universales Wirken bis zur Vollendung von allem hin erhielt, wäre auch gut verständlich, dass für ihn die exakte geschichtliche Abfolge der von ihm geschilderten Ereignisse aus dem Leben Jesu keine große Bedeutung mehr spielte, die ihn überdies aufgrund seines hohen Alters wohl auch garnicht mehr so genau in Erinnerung war.

Viel wichtiger war ihm dafür offensichtlich vielmehr die Vermittlung der universalen Heilsbedeutung dessen, der von sich bekundet hatte: „Und Ich, wenn Ich von der Welt erhöht werde, werde noch alles zu Mir ziehen!“, also die Verkündigung des heilsentscheidenden Kerns des Evangeliums von Jesus Christus, dass dieser unser aller Versöhnung ist – und nicht nur die unsrige, sondern die des ganzen Alls.

In derselben apostolischen Freizügigkeit wurde auch in diesem vorliegenden Evangelium mit der zeitlichen Anordnung der verschiedenen Ereignisse im Leben Jesu umgegangen – zwar wohl orientiert an den drei im Wesentlichen übereinstimmenden synoptischen Evangelien, jedoch sehr liberal mit der Abfolge der Schilderungen im Johannes-Evangelium.

Aber auch in der zeitlichen Anordnung der im Lukas-Evangelium geschilderten beiden Auferweckungen Jesu wurde eine Änderung vorgenommen, da es wahrscheinlicher erscheint, dass Jesus zuerst das eben erst verstorbene Mädchen eines Synagogen-Vorstehers mit Namen Jairus aus Magdala wieder ins Leben gerufen hat, wobei Er hier aber zuvor noch die gesamte Trauer-Gemeinschaft hinaus schickte und neben den Eltern allein drei Ihm besonders nahe-stehende Jünger mit sich in das Zimmer des kurz zuvor verblichenen Töchterleins mitnahm, es sich hier also um Seine allererste Auferweckung handelte, während Er in Nain bereits einen Jüngling in der Öffentlichkeit wieder ins Leben brachte, der schon von einem Trauerzug zu Grabe getragen wurde. Denn auch hier ist anzunehmen, dass Jesus ein derart außergewöhnliches Wunder erst dann vor aller Augen vollbrachte, als sich bereits herumgesprochen hatte, dass Er selbst Tote wieder auferwecken kann, so dass daraufhin das allgemeine Zutrauen in Seine gottgegebenen Kräfte bereits eine Grundlage schuf, dass sich hier Seine göttliche Macht auch entfalten konnte.

Auf diese Weise ergab sich auch eine dramaturgische Steigerung in der Abfolge der von Jesus vollzogenen Auferweckungen: zuerst die eines eben erst verstorbenen Mädchens noch auf ihrem Totenbett, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sodann die eines bereits in Leichentücher gewickelten Jünglings, der zu Grabe getragen wurde, vor aller Welt Augen, und schließlich als krönenden Abschluss, wie auch im Johannes-Evangelium zeitlich eingeordnet, die Auferweckung des Lazarus, der bereits drei Tage in Seiner Gruft lag und definitiv verstorben war.

Wo Schilderungen bei Matthäus, Markus und Lukas in eine andere Reihenfolge gesetzt wurden, sind diese in der tabellarischen Übersicht im Kapitel 2.2 in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“ kursiv gesetzt. (Bei Johannes wurde auf eine Kursiv-Setzung verzichtet, da hier generell die dortige Chronologie verworfen worden ist). Reden Jesu, die an anderer Stelle positioniert wurden, sind in Klammern gesetzt, da anzunehmen ist, dass Jesus Seine Lehren und Gleichnisse zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten vor Seiner je neuen Hörerschaft auch häufig wiederholt hat, wodurch sie sich auch Seinen Aposteln besonders nachhaltig eingeprägt haben.

In der vorliegenden Darstellung des Evangeliums wurden die Reden Jesu auch meist so angeordnet, dass sie in der fortlaufenden Erzählung bestimmte Themenkreise zusammenhängend behandelten – beispielsweise in den Kapiteln 9 bis 12 des dritten Bandes Jesu Auseinandersetzung mit den Pharisäern oder in den Kapiteln 8 bis 14 des vierten Bandes Jesu Lehren über den rechten Umgang mit Geld und Vermögen und Besitz.

Auch Jesu wohlwollenden Äußerungen über die Heiden, bei denen Er – trotz ihres anders gearteten Glaubens – durchaus wahres Gottvertrauen fand, wurden Seinen persönlichen Erfahrungen im Heidenland nach Seiner Abkehr von den Israeliten, die Ihn abzulehnen begannen, wie sie in den vorausgehenden Kapiteln geschildert werden, nachgeordnet, da anzunehmen ist, dass Jesu Urteil, nach Seinem Dafürhalten wäre bei den unbeschnittenen Heiden mitunter mehr wahres Gottvertrauen als bei Seinen eigenen Glaubensgenossen anzutreffen, erst auf entsprechende Erfahrungen erfolgte, die Er nicht allein mit Seinen Volksgenossen, sondern dann ebenso auch mit den Heiden gemacht hatte, nachdem Er vor Nachstellungen ins Ausland hatte weichen müssen und es sich darüber hinaus immer mehr abzeichnete, dass Seine Botschaft wohl weit mehr Aufnahme bei den Nationen finden würde, als in Gottes erst-erwähltem Bündnis-Volk.

Entsprechend wurde auch Jesu Fern-Heilung des adoptierten Leibknechts eines römischen Hauptmanns gegenüber den synoptischen Evangelien zeitlich nach hinten versetzt – einmal, um Jesu Würdigung des Glaubens eines Heiden Seinem abschließenden Urteil zuzuordnen, dass Er mehr wahres Gottvertrauen bei den Unbeschnittenen als bei Seinen eigenen Volks- und Glaubens-Genossen fände, andererseits aber auch darum, weil diese Wiederbelebung eines schon im Sterben liegenden Sklaven selbst sogar aus der Ferne nochmals eine Steigerung gegenüber den vorausgehenden Auferweckungen der Tochter des Jairus und des Jünglings zu Nain darstellt, die dann nur noch durch die Auferweckung des bereits drei Tage toten Lazarus überboten wird.

Manche Aussagen Jesu wurden in ihrer zeitlichen Abfolge so angeordnet, wie sie in der Entwicklung der Ereignisse am meisten Sinn machten. So ist beispielsweise anzunehmen, dass Jesus Seine harten Gerichtsworte über die galiläischen Städte erst ausgestoßen hat, nachdem dort die anfängliche Begeisterung für Ihn in erbitterte Ablehnung umschlug und es zur sogenannten „galiläischen Krise“ kam.

Auch die Endzeit-Reden Jesu, in denen der Meister Seine Jünger unter anderem besonders auf bevorstehende Verfolgungen vorbereitete, aber ihnen auch das Kommen eines noch gewaltigeren Beistands, nämlich des Heiligen Geistes, nach Seinem endgültigen Weggang zum Vater bei Seiner Himmelfahrt in Aussicht stellte, wurden – im Gegensatz zu allen biblischen Darstellungen – zeitlich erst Seiner Auferstehung nachgeordnet und auf die vierzig Tage verlegt, wo Er Seinen Jüngern bis zu Seiner Erhöhung noch erschienen ist.

Auch hier war die Erwägung ausschlaggebend, das kaum anzunehmen ist, dass Jesus die Verkündigung Seiner „Frohen Botschaft“ damit begonnen hat, Seinen Hörern zu eröffnen, was ihnen ihre Nachfolge einstmals alles abverlangen würde, was viele nicht nur vor den Kopf gestoßen, sondern auch zutiefst verschreckt hätte. Nein! Es ist vielmehr davon auszugehen, dass Er ihnen zuerst verkündigt hatte, was Er ihnen an Bereicherung und Befreiung, an wahrem, erfüllenden Leben in Seiner gänzlich unverlierbaren Liebe zu bieten hatte, und sie erst daraufhin, weit später auch darüber ernüchterte, was sie die Annahme Seines Heils auch kosten könnte, nachdem sie erfasst hatten, was für eine großartige Erlösung und Erfüllung es brachte, sich Ihm gänzlich zu verschreiben und Seiner Schirmherrschaft sein ganzes Leben anzuvertrauen.

Schließlich konnte sich die Wahrheit, dass die Nachfolge Jesu über die Selbsthingabe bis hin zum Kreuz zur Auferstehung in Herrlichkeit führt, den Jüngern Jesu auch überhaupt erst vollends einsichtig erschließen, nachdem der Herr ihnen diesen Weg vollständig vorausgegangen war.

So erscheinen viele Bekundungen Jesu weit verständlicher, wenn Er diese erst nach Seiner Auferstehung gemacht hat, da hier das Ergebnis von Selbstaufgabe und Selbstaufopferung in Seiner Person schon plastisch und strahlend vor Augen stand: nämlich die Herrlichkeit, zu der alles Leid, das dafür ausgehalten werden muss, am Ende führt.

Ebenso wird Jesus Seine Jünger erst dann auf Seinen endgültigen Weggang und Seine Ablösung durch die neue Schirmherrschaft Seines Geistes explizit vorbereitet haben, als diese Wende auch unmittelbar bevorstand.

In gleicher Weise wird Er ihnen ebenso die letzten Dinge und heilsgeschichtlichen Ereignisse in fernster Zukunft bis zur Vollendung von allem auch erst ganz zuletzt eröffnet haben, wie Er diese letzten Enthüllungen auch einem von Ihm auserlesenen Kreis vorbehalten hat.

Entsprechend werden die Endzeit-Reden Jesu, wie auch die Ankündigung von Verfolgungen ebenso in der apokryphen Epistola Apostolorum, sowie auch im Apokryphon des Jakobus, als Bekundungen des Herrn erst nach Seiner Auferstehung ausgewiesen.

So geht das vorliegende Evangelium in der Schilderung der Ereignisse in apostolischer Freimütigkeit seinen eigenen Weg. Denn das Anliegen dieser romanhaften Wiedergabe des Evangeliums war es schließlich nicht, einen zwingend korrekten historischen Tatsachenbericht abzuliefern, was ohnehin – objektiv betrachtet – angesichts der zum Teil unterschiedlichen biblischen und außerbiblischen Wiedergabe der damaligen geschichtlichen Ereignisse völlig unmöglich ist, sondern vielmehr, den Kern-Gehalt des Evangeliums Jesu Christi möglichst überzeugend und eingängig zu vermitteln, wie es schließlich auch das zentrale Anliegen der überlieferten Zeugnisse von Jesu Wirken und Botschaft gewesen ist.

Die Intension dieses Evangeliums ist also „narrative Theologie“: die Verkündigung der Bedeutung Jesu Christi für unser aller heutiges Leben und Heil in möglichst eingängiger und überzeugender Erzählform. Es ist dabei weniger bedeutsam, was Jesus wann, wo und wie genau gesagt haben mag, sondern vielmehr, was Er uns heute noch zu sagen und zu bieten und zu geben hat und wie Seine Botschaft sinnig und stimmig für unser gegenwärtiges Leben, hier und jetzt, eine echte Bereicherung und Befreiung werden kann.

Darin erfuhr sich der Verfasser aber auch durchaus selbst in beglückender und befreiender Weise bei der Niederschrift seines ganz eigenen Evangeliums persönlich inspiriert.

Entsprechend werden auch viele Bekundungen aus den älteren Christus-Zeugnissen in apostolischer Freimütigkeit und in der Herzensweite salomonischer Weisheit im Geist und in der Gesinnung der allen geltenden göttlichen Retterliebe Jesu Christi gedeutet und auslegt.

Dadurch nimmt dieses Evangelium – ähnlich wie das Johannes-Evangelium im Bibel-Kanon – aber freilich auch eine gewisse Sonderstellung ein, die einiges völlig Neues und Großartiges zu enthüllen hat, wie es in solcher Deutlichkeit und Tiefe in den alten Christus-Zeugnissen nicht immer sogleich zu erspüren ist, da diese schließlich ebenso ertastende Deutungen der unaussprechlichen Ereignisse waren, welche sich in Jesus Christus, dem Retter und Erlöser aller Welt, damals vollzogen hatten, dessen weitreichende, umfassende Bedeutung für das gesamte Universum wohl niemand je vollumfassend ergründen kann.

Wenn dieses neue Evangelium nicht auch etwas völlig Neues zu bieten hätte, das über die bereits gegebenen älteren Christus-Zeugnisse hinausgeht, was den alten Überlieferungen aber deshalb keineswegs widersprechen muss, sondern sie vielmehr in ganz neuer Tiefe erhellen kann, so wäre die Abfassung eines neueren tiefer-gehenden Christus-Zeugnisses schließlich auch völlig überflüssig gewesen; und es wird darum wohl auch vor allem solche Leser beglücken und begeistern, die in ihm finden, was sie so – aufgrund mangelnder Einsicht – in den bisherigen Schriftzeugnissen von Christi universalem Heilswerk in solcher Deutlichkeit noch nicht entdeckt und aufgespürt haben.

So hat also dieses Evangelium auch in theologischer Hinsicht seine ganz eigene Prägung. In dieser epischen Nacherzählung wird die Überzeugung entfaltet, dass Christi Erlöserwirken auf nicht weniger als auf die Versöhnung des gesamten Alls und ganzen Universums abzielt und dass der über alles erhöhte Heiland sich herfür auch der sterblichen Wiedergeburt und des Saat-Ernte-Prinzips als göttliches Erziehungsmittel bedient.

Die spirituelle Einsicht, dass die Gottheit sich auch der Reinkarnation und des Karmas bedient, um eine »Apokatastasis panton« herbeizuführen, wie es in dieser romanhaften Nacherzählung des Evangeliums in epischer Breite entfaltet wird, könnte somit als ein ganz besonders ausgeprägtes „Sondergut“ dieses Christus-Zeugnisses von seiner ganz eigenen Art betrachtet werden.

Man kann Anklänge an diese Vorstellungen aber durchaus auch in den biblischen Zeugnissen, noch deutlicher mitunter aber in den außer-kanonischen apokryphen Evangelien gnostisch-hellenistischer Prägung durchaus finden, auf welche die in diesem Evangeliums-Roman vorgenommen Schilderungen ein besonders Augenmerk richten wollen.

Der Autor ist allerdings zu der Überzeugung gelangt, dass diese Erkenntnisse nicht nur marginale theologische Randfragen sind, über die man geteilter Meinung sein könnte, sondern tatsächlich den Kern des Christus-Verkündigung betreffen, ohne die das Evangelium vom Erlöser aller Welt in letzter Tiefe und Bedeutung überhaupt nicht recht erfasst und verstanden und als eine wirklich gänzlich froh- und frei-machende Heils-Botschaft erfahren werden kann.

Allein die Kunde von der wahrhaftig gänzlich unverlierbaren Retterliebe Jesu Christi gegenüber allein Seinen Geschöpfen und Kindern befreit von jedwedem hausgemachten glaubens-bedingten Ängsten und Zwängen, weil einzig in Ihr wahres Gottvertrauen voll Zuversicht in allem in der Hoffnung auf alles für alle und damit vollendete Glückseligkeit, Freude und Liebe aus unendlicher Dankbarkeit für alles in allem erst aufblühen und gedeihen kann.

Erst, wer mit granitener Gewissheit zu der Überzeugung gelangt ist, dass die göttliche Allmacht nichts hervorgebracht hat, was Sie nicht auch zu Ihrer eigenen Verherrlichung noch vor unser aller Augen in unüberbietbar perfekter Weise zu vollenden versteht, so dass sich vom Ende her noch alles, was ist, wie auch alles, was je war oder noch kommen wird, als absolut vollkommen erweist: erst, wer erkannt hat, dass es so sein muss und garnicht anders sein kann, erst für den lösen sich alle paradoxen theologischen Aporien und Widersinnigkeiten, die für selbst-produzierte, hausgemachte Glaubensanfechtungen und Bedrückungen aller Art sorgen, gänzlich auf, für den kann das Evangelium von Jesus Christus erst wirklich zu einer absolut froh- und frei-machenden Heils-Botschaft und Jubel-Kunde werden!

Aus diesem Grund ist auch dieses neue, besondere Evangelium verfasst worden. Es will in verständlicher, überzeugender Weise im Licht der unverlierbaren Retterliebe Jesu Christi, die allen gilt und der Kern und ganze Inhalt der Frohen Botschaft von Ihm und Seinem universalen Erlösungswerk für alle Welt und Kreatur ist, all das erhellen und besonders deutlich zu Tage fördern, was aufgrund unserer dogmatischen Vor-Prägung und theologischen „Brille“ und Scheuklappen-Sicht infolge von tradierten falschen Interpretationen der ersten Zeugnisse von Jesus Christus in den bekannten und gebräuchlichen biblischen Evangelien allzu oft zum eigenen Nachteil und Schaden an wunderbaren, gänzlich befreienden Enthüllungen völlig überlesen und gänzlich übersehen wird.

Dieses Evangelium will also erhellen, was bislang für viele Bibelleser als ein mitunter bedrückendes Mysterium im Dunklen verblieb, damit aus dm Evangelium, das leider allzu oft zu einer angst-einflößenden Droh-Botschaft verkümmert und verkommen und entartet ist, wieder die ursprüngliche, reine, feurige Froh-Botschaft, von allen Fehl-Deutungen gereinigt und geläutert, in ihrer anfänglichen Sprengkraft, die alles zu ändern vermag, aufstrahlen kann.

Durch die Berücksichtigung aller historischen Quellen, auch der außerbiblischen Zeugnisse und Interpretationen des Heils-Ereignisses in Christus, das sich vor vieler Augen vollzogen hat, liefert dieses neue Evangelium einen weit tiefer gehenden, plastischen, gleichsam drei-dimensionalen Einblick in das, was sich in Jesus Christus an unerhört Wunderbaren und Gewaltigen damals vollzogen haben muss und was uns der göttliche Aller-Welt-Heiland und -Erlöser allen erwirkt und gebracht und noch immer anzubieten hat. Möge es jedem Leser zu einem beglückenden Augenöffner werden, dass jedem, der es hört oder liest, der Morgenstern im Herzen aufgehen mag, dass es ihm davon brennt.

Überblick über die Biographie Jesu:

Unter dem Kapitel 2.2 „Synoptischer Überblick“ in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“ findet sich eine tabellarische Übersicht über die Biographie des irdischen Lebens Jesu Christi, wie sie in dieser romanhaften Nacherzählung dargestellt wird. Für eine Gesamt-Übersicht ist diese Tabelle noch geeigneter als die Inhaltsübersichten der einzelnen Bände und Kapitel. Letztere sind dort in der ersten Spalte ebenfalls aufgeführt.

Suche nach bestimmten Bibel-Passagen:

Sucht man die Nacherzählung einer bestimmten Bibel-Passage oder eines speziellen Textes aus einem außer-kanonischen, apokryphen Evangelium, so findet man diese – ggf. über die Wortsuche – wohl am leichtesten in der tabellarischen Übersicht unter Kapitel 2.2 „Synoptischer Überblick“ in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“.

In den Spalten 4 bis 7 der tabellarischen Übersicht sind die jeweiligen Textstellen der vier biblischen Evangelien aufgeführt, in der letzten Spalte 8 die Belegstellen aller außer-kanonischen Schriften, die in das jeweils (in der ersten Spalte) genannte Kapitel mit eingearbeitet wurden. Spalte 2 liefert zusätzlich eine kurze Inhaltsangabe zum betreffenden Kapitel, Spalte 3 örtliche und zeitliche Angaben.

Desweiteren kann man auch über Kapitel 5.2 „Fußnoten in den einzelnen Bänden“ in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“ mittels der seiten-internen Wortsuche jeweils immer einen ganzen Band nach entsprechenden Belegstellen absuchen. Dieses Kapitel ist auch schnell über den Reiter „Bücher /Syn-Evangelium /Fußnoten / Band-übergreifend“ aufrufbar.

Die in diesem Werk verwendeten Abkürzungen sind unter dem „Abkürzungsverzeichnis“ erklärt. Dies ist über dem Reiter „Bücher /Syn-Evangelium“ oder aber über den „INFO-Block“ aufrufbar.

Bei eingehender Betrachtung der letzten Spalte im synoptischen Überblick wird auffallen, dass die Belegstellen-Angaben mit der Abkürzung „EvLebJes“, die sich auf das „Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu“ beziehen, manchmal mit, manchmal ohne eckige Klammer aufgeführt sind. Ist die Stellen-Angabe in eine Klammer gesetzt, so deckt sich diese Textpassage weitestgehend mit den Schilderungen in den biblischen Evangelien. Diese sind darum auch in den Belegstellen-Angaben in den Fußnoten zur Studien-Fassung des vorliegenden Evangeliums nicht mit berücksichtigt worden.

Ist die Stellen-Angabe aus EvLebJes jedoch nicht in Klammer gesetzt, dann findet sich in der betreffenden Text-Passage dieses Evangeliums inhaltliches „Sondergut“, das in die vorliegende romanhafte Nacherzählung des Evangeliums Jesu Christi mit eingearbeitet worden ist. Hier sind dann auch in den Fußnoten der Studien-Fassung des Evangeliums die entsprechenden Belegstellen aufgeführt.

Welche Text-Ausgaben der apokryphen Schriften verwendet wurden, die oft in unterschiedlichen Werken verschiedene Kapitel- und Verszählungen aufweisen, ist in Kapitel 6 „Literaturverzeichnis / Fundorte apokrypher Evangelien“ in der Studien-Fassung von Band 8 „Aufschlüsse“ aufgeführt.