Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
I Die Anfänge
7: Die Ankündigung des Elia
7-A: Ebenso mit Fruchtlosigkeit gestraft!
7-B: Wenigstens nicht auch noch allgemein geächtet!
7-C: Beschämt – und doch ohne Neid!
7-D: Das Gelübde
7-E: Trost in der kleinen Nichte Maria
7-F: Aber dann auch hier noch schmerzlicher Verlust!
7-G: Anfechtung und Selbst-Zweifel
7-H: Erneut für das Rauchopfer ausgelost
7-I: Euch soll der Elia wiedergeboren werden!
7-J: Die dreimalige Sendung des Elia – bis Israel sich endlich bekehrt
7-K: Johannes folgte der Berufung des Elia
7-L: Dem Unglauben wird der Mund verboten
7-M: Was ist denn geschehen?!
7-N: Der Fluch erweist sich als Segen
7-A: Ebenso mit Fruchtlosigkeit gestraft!
Dass aber dem Zacharias für eine bestimmte Zeit die Stimme genommen worden war (a), dazu war es auf folgende Weise gekommen:
Zacharias Ben Barachja (b) war ein Priester aus dem Geschlecht des Aaron, aus der Abteilung des Abia (c); und er war in den Tagen des Herodes des Großen, des Königs von Israel (d), vom Hohenpriester Simon Ben Boethos als sein Stellvertreter (e) über alle Priester im Tempel Gottes gesetzt worden (f), um Aufsicht über die Erweiterungsarbeiten am Haus des HERRN zu führen und diese mit dem beständigen Opferdienst zu koordinieren (g).
Und wie Zacharias, so war auch seine Frau Elisabeth aus dem priesterlichen Geschlecht des Aaron (h). Denn Elisabeth war – ebenso, wie ihre um einige Jahre ältere Schwester Anna – eine Tochter Aarons der Zeugung nach (i), zugleich aber auch eine Tochter Davids der Erbfolge nach (j) – aufgrund einer Levirats-Ehe in ihrer Ahnentafel (k), wo einstmals ein Vorfahre, der ein Aaronit war, seinem Halb-Bruder mütterlicherseits, der ein Davide war, den Samen erweckt hatte und diesem so einen Sohn als Erben geschenkt hatte, welcher folglich, seiner Erbfolge nach, als Davide angesehen wurde, wenngleich er, der Zeugung nach, ein Aaronit war.
Entsprechend waren dann auch dessen Nachfahren alle Daviden ihrer Erbfolge-Tafel nach, jedoch Aaroniten ihrer Zeugungs-Tafel nach, wie es auch für Elisabeth und ihre weit ältere Schwester Anna galt. Elisabeth aber war mit dem Zacharias als einem gut-situierten, hoch-geschätzten Priester aus dem Geschlecht des Aaron vermählt worden, ihre große Schwester Anna aber mit Joachim, einem angesehenen, höchst wohlhabenden Fürsten aus dem Haus und Geschlecht des David (l).
Der Mutterschoß jener beiden Schwestern aber blieb lange Zeit verschlossen, so dass weder die Anna ihrem Mann, dem davidischen Fürsten Joachim, Kinder gebären konnte, noch ihre weit jüngere Schwester Elisabeth ihrem Mann, dem angesehenen gut-gestellten Priester Zacharias (m).
Damit erging es der Elisabeth und ihrem Mann, dem Zacharias, ebenso wie ihrer älteren Schwester Anna und ihrem Mann, dem Joachim, dass sie kinderlos blieben, weil auch der Mutterleib der Elisabeth ebenso unfruchtbar war, wie der ihrer älteren Schwester Anna (n). Und so hatten auch Zacharias und seine Frau Elisabeth ein Leben lang darunter zu leiden, dass sie, trotz ihrer vielen Gebete um ein Kind, doch fruchtlos blieben (o).
7-B: Wenigstens nicht auch noch allgemein geächtet!
Elisabeth hatte in dieser Sache gegenüber ihrer älteren Schwester Anna allein den einen Vorzug, dass sie nicht in selber Weise dafür auch noch von allen verachtet wurde, dass sie kinderlos blieb (a), da Elisabeth mit einem Priester Gottes verheiratet war.
Es gab nämlich zu dieser Zeit viele Priester im ganzen Land, welche sich bewusst für ein eheloses oder kinderloses Leben entschieden hatten, da sie das Ende der Tage gekommen sahen (b) – allen voran die Essener, welche ebenso, wie die Sadduzäer, Zadokiden, also Nachkommen des Hohenpriesters Zadok waren, der an der Seite des großen Königs David dem HERRN gedient hatte (c).
Diese essenischen Priester aber hatten sich – angewidert von dem völlig verweltlichten sadduzäischen Priester-Adel (d), der in der Zeit der hasmonäischen Hohenpriester-Könige entstanden war (e) – abgesondert und sich auch dem Dienst am Tempel des HERRN verweigert, da dieser ihrer Ansicht nach unter den Sadduzäern völlig verkommen war (f), zumal an den Händen der kriegerischen makkabäischen Hohenpriester, die zugleich auch die weltliche Herrschaft erlangt hatten und diese in königlicher Erbfolge ausübten, viel Blut klebte (g).
Darum hatten sich diese ganz Gott ergebenen, pazifistischen Priester zuerst in einer Siedlung in Qumran am Toten Meer, dann aber in Jerusalem auf dem Berg Zion – dem Tempelberg gegenüber – niedergelassen, um dort in einer monastischen Mönchsgemeinschaft (h) ein von völliger Entsagung bestimmtes, gänzlich geheiligtes Priester-Leben zu führen (i).
So entschieden sich die essenischen Priester ganz bewusst für ihre zölibatäre Selbst-Aufopferung, um auf diese vergeistigte Weise anstelle von Schlacht-Opfern durch Fasten und Beten Sühne für das ganze Volk zu erwirken (j).
Diese »Essener«, wie die Griechen sie nannten, wurden aber als »Chassidim« vom ganzen jüdischen Volk wegen ihrer tiefen Frömmigkeit hoch geschätzt und verehrt (k). Von diesen Essenern lebten aber viele Priester ebenso im ganzen heiligen Land – und darunter auch viele solche, die zwar verheiratet waren, sich aber dennoch ihrer Frauen enthielten, um ihr Leben ganz Gott weihen zu können (l).
Aus diesem Grunde wurde es bei Priestern auch nicht mehr von allen als eine Schmach und Schande angesehen, wenn diese kinderlos blieben, und es wurde bei ihnen im allgemeinen nicht mehr als eine Strafe und Ächtung Gottes gedeutet, wenn sie keine Nachkommen vorzuweisen hatten (m); sondern bei den Priestern wurde es dagegen unter dem Volk schon vielmehr als ein Anzeichen einer ganz besonderen Gottesweihe und als ein Merkmal höchster Frömmigkeit bewertet, wenn sie kinderlos blieben, da man annahm, sie hätten sich bewusst für eine enthaltsame Ehe entschieden (n), um ihr Leben ganz ihrem priesterlichen Mittlerdienst (o) widmen zu können (p).
Und dies nahm man darum allgemein auch von dem Priester Zacharias und von seiner Frau Elisabeth an. Denn beide waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn (q).
7-C: Beschämt – und doch ohne Neid!
So traf Elisabeth als die Frau eines Priesters über ihrer Kinderlosigkeit zumindest schon einmal nicht auch noch die selbe Schmach und allgemeine Ächtung wie ihre ältere Schwester Anna. Dies hieß aber nicht, dass Elisabeth und Zacharias, ihr Mann, darum weniger darunter gelitten hätten, dass sie mit keinem Nachkommen gesegnet worden waren. Denn auch sie hatten sich, ebenso wie Anna und Joachim, von je her eigentlich Kinder gewünscht und dafür ihr Leben lang zum HERRN gefleht (a).
Folglich litt Elisabeth nicht minder an ihrem verschlossenen Mutterschoß wie ihre große Schwester Anna. Denn auch, wenn Elisabeth dafür nicht vom ganzen Volk geächtet wurde, wie ihre ältere Schwester Anna (b), so empfand sie es für sich selber doch so, als hätte der HERR sie verlassen und versäumt oder für irgendwelche unerkannten Verfehlungen und Sünden bestraft (c).
Und Elisabeth schämte sich für ihre Fruchtlosigkeit doch – zumindest im Angesicht all der sadduzäischen Priester, die allesamt ebenso kinderreich wie wohlhabend waren (d). Der Sadduzäer Hannas etwa, der ein Hohes Rats-Mitglied und ein Oberster Israels war (e), hatte bereits fünf Söhne und mehrere Töchter, obwohl er nach Ansicht der Elisabeth mehr auf Macht und Einfluss aus war, als von dem Willen beseelt zu sein, in allem vornehmlich dem HERRN in Demut zu dienen (f). Dieser war mit so vielen Kindern gesegnet worden! Elisabeth und ihr guter Mann jedoch nicht!
Irgendwann hatten sich dann aber Zacharias und seine Frau Elisabeth damit abgefunden, dass ihnen der Kindersegen verwehrt blieb, so dass sie es schließlich aufgegeben hatten, noch um einen Sprössling zu beten, als nach menschlichem Ermessen aufgrund ihres vorgerückten Alters keinerlei Hoffnung mehr bestand (g).
Dann aber geschah – zumindest im Hause des Joachim – das große Wunder, dass der Anna trotz ihres hohen Alters doch noch ein Kind geschenkt worden war (h), nämlich Maria, welche später die Mutter des Herrn werden sollte (i). Und da der Anna am Ende doch noch ihr sehnlichster Wunsch nach einem Kind erfüllt wurde, weihte sie ihre kleine Maria dem HERRN (j) und gab sie nach Vollendung ihres dritten Lebensjahres als eine unbefleckte Jungfrau in den Tempel des HERRN, wo das Mädchen – sichtlich von Gott gesegnet – unter der Obhut des Zacharias, welcher ihr Onkel war (k), aufwuchs (l).
So war Elisabeths älteren Schwester Anna doch noch vergönnt worden, trotz ihres weit höheren Alters mit einem Kind gesegnet zu werden. Und auf dem großen Fest zu Marias erstem Geburtstag (m), zu welchem freilich auch Elisabeth und ihr Mann Zacharias eingeladen worden waren, sah die Elisabeth, wie dieser kleine Engel Licht und Freude in das Haus des Joachims gebracht hatte – was ihr selbst und ihrem Mann jedoch bislang verwehrt geblieben war.
Aber Elisabeth sagte sich dennoch aus ihrem gottesfürchtigen, frommen und demütigen Herzen heraus: „Ich will es meiner Schwester nicht neiden und nicht eifersüchtig auf sie sein (n), dass ihre Gebete doch noch durch ein Wunder Gottes erhört worden sind und dass sie – im Gegensatz zu mir – noch mit solch einem Engelchen beschenkt worden ist; sondern ich will es vielmehr als ein Hoffnungszeichen auch für mich werten, dass der HERR sich am Ende vielleicht auch noch über meinen verschlossenen Mutterschoß erbarmen wird!“
7-D: Das Gelübde
Und so betete die Elisabeth zum HERRN: „Ich danke Dir, dass Du Dich über meine geliebte Schwester Anna erbarmt und all ihren Kummer von ihr genommen hast, dass Du ihr trotz ihres hohen Alters doch noch ein Kind geschenkt hast! Und ich danke Dir dafür, dass du auch mir an meiner Schwester vor Augen geführt hast, dass Dir wahrhaftig nichts zu groß und zu wunderbar oder unmöglich ist (a), und dass Du Dich auch über mein Herzeleid noch erbarmen kannst!
Darum will auch ich Dir – dem Beispiel meiner Schwester folgend – dies Gelübde ablegen: Wenn Du auch mir noch ein Kind schenken magst, ob männlich oder weiblich, so will auch ich es Dir ebenso ganz weihen; und wenn es ein Junge wird, so soll er Dir ein Prophet und Wegbereiter werden (b), wie einst der Sohn der Hanna, welcher Du vorzeiten noch den Propheten Samuel geschenkt hast (c), der Dir den David, den König nach Deinem Herzen, gesalbt und ihm den Weg zu seiner segensreichen Herrschaft über ganz Israel geebnet hat!“ (d)
7-E: Trost in der kleinen Nichte Maria
Aber siehe, die Jahre vergingen, und die Elisabeth blieb doch kinderlos! Und nachdem über zwölf Jahre ins Land gegangen waren, und Elisabeths Schwester Anna, sowie ihr Mann Joachim in hoch-gesegnetem Alter bereits verschieden waren, und Maria, ihre Nichte aus der Obhut des Tempels dem Witwer Joseph aus Nazareth anvertraut worden war (a), da hatte Elisabeth alle Hoffnung, vielleicht doch auch noch mit einem Kind beschenkt und mit einem Nachwuchs gesegnet zu werden, bereits wieder aufgegeben.
Sie war darüber aber nicht verbittert, wie einst ihre Schwester Anna (b), sondern sie hatte sich einfach mit ihrem Schicksal abgefunden und demütig in ihr Los gefügt, indem sie sich sagte: „Was immer die Gottheit über unser aller Leben bestimmen mag: Die Allmacht ist ja doch nichts als lauter Liebe und Güte! (c) So steht es mir nicht an, darüber zu hadern: Denn was weiß ich schon, was für mich gut ist und mir zum Besten dient und was für ein Segen am Ende noch aus allem Ungemach erwachsen wird? (d)
So will ich über allem doch dankbar und vertrauensselig bleiben und mich vielmehr auch der Prüfungen Gottes rühmen (e) – ebenso, wie es auch meiner Schwester in ihrem Unbill von jener mysteriösen Magd Judith angeraten worden war!“ (f)
Und zuerst konnte die Anna sich schließlich auch noch trösten: „Immerhin kann ich mich ja an dieser unserer entzückenden kleinen Nichte freuen und wenigstens diese jederzeit im Tempel besuchen.“
Und ähnlich erging es auch dem Zacharias, der seine kleine Nichte, die Tochter der Schwester seiner Frau, direkt vor seinen Augen im Tempel Gottes aufwachsen sehen durfte (g). Denn er sagte sich: „Wenn ich auch selbst mit keinem eigenen Kind gesegnet worden bin, so kann ich mich doch Tag für Tag an diesem, Herz und Seele erfrischendem Engelchen erfreuen, das meiner Obhut im Tempel anvertraut worden ist, als wäre es mein eigenes Töchterlein!“
7-F: Aber dann auch hier noch schmerzlicher Verlust!
Aber dann musste Zacharias sich über allem schließlich auch noch damit abfinden, jenen Trost, welchen er in seiner Nichte Maria fand, aufgeben zu müssen, als auf das Drängen der Sadduzäer hin alle Jungfrauen der Essener nicht mehr länger in den Reihen der Tempel-Gehilfen geduldet wurden (a), um ihren Brüdern Speisen zuzubereiten, welche am Ausbau des Tempels arbeiteten (b), weil die Erweiterungsarbeiten am eigentlichen Heiligtum des HERRN abgeschlossen waren, so dass auch Maria nicht mehr länger im äußersten Tempel-Bezirk verbleiben konnte und nach dem Willen des HERRN dem Witwer Joseph im fernen Nazareth anvertraut werden sollte (c).
Denn es war den Sadduzäern von Anfang an ein Dorn im Auge, dass Herodes der Große, nachdem er das Hohepriesterliche Geschlecht der Hasmonäer ausgetilgt hatte, um seine Herrschaft zu sichern und zu festigen, überdies auch noch die von ihnen ins Abseits gedrängten Essener zu begünstigen begann, die zu ihnen, den etablierten Sadduzäern, in Opposition standen, weil Herodes jene Essener nicht allein in der Heiligen Stadt direkt gegenüber dem Tempel-Berg auf dem Berg Zion ein neues heiliges „Lager des HERRN“ (d) hatte errichten lassen, nachdem ihre erste Niederlassung in Qumran durch ein Erdbeben zerstört worden war, sondern diese Chassidim überdies auch noch mit dem Ausbau des Tempels betraut hatte, so dass der wohlhabende aristokratische Priester-Adel der Sadduzäer alles daran setzte, die puritanischen Essener, die sich beim einfachen Volk aber weit größerer Beliebtheit erfreuten, wieder aus dem Heiligtum Gottes zu drängen.
Und dies begann damit, dass sie die keuschen Jungfrauen jener enthaltsamen Priester nicht länger im äußeren Tempelbereich dulden wollten, wo sie den Essenern, welche im Heiligtum Gottes gearbeitet hatten, ihre Speisen zubereitet hatten, damit diese für ihre Mahlzeiten nicht den geheiligten Bereich des inneren Tempels verlassen mussten.
Als nämlich der Ausbau des eigentlichen Heiligtums Gottes abgeschlossen war und nur noch die Arbeiten am äußeren Vorhof anstanden, der ohnehin durch die Heiden verunreinigt war (e), konnten sich die Arbeiter an diesem Außenbereich des Heiligtums auch ebenso außerhalb des Tempels verköstigen.
So hatten die Sadduzäer gefordert, dass fortan innerhalb des Tempels keine Jungfrauen mehr geduldet werden sollten. Und damit wurde dem Zacharias und seiner Frau Elisabeth auch der Trost genommen, welchen sie über ihrer eigenen Kinderlosigkeit in ihrer Nichte Maria gefunden hatten, die ihnen wie ihre eigene Tochter lieb geworden war und in ihrer beider Nähe, im Tempel des HERRN, aufwuchs.
Denn Zacharias verweilte als Stellvertreter des Hohenpriesters fast ständig im Heiligtum Gottes (f), Elisabeth aber wohnte im Haus des Zacharias in Bethanien, einem Vorort von Jerusalem im Gebirge Judas, der nur nur etwa eine halbe Stunde Fußweg vom Tempel des HERRN entfernt lag (g), so dass die beiden ihre kleine Nichte ständig in ihrer Nähe hatten.
Nun aber musste ihre Maria auf Gottes Geheiß hin einem Witwer aus Nazareth im fernen Galiläa anvertraut werden, da die Sadduzäer nicht länger Jungfrauen im Heiligtum Gottes dulden wollten (h).
7-G: Anfechtung und Selbst-Zweifel
Und als dem Zacharias und der Elisabeth so auch noch ihre geliebte Nichte genommen wurde, die sie über ihre eigene Kinderlosigkeit hinweg getröstet hatte, da begann es den beiden erneut schmerzlich zuzusetzen, dass ihnen nicht auch, wie Elisabeths älteren Schwester Anna und ihrem Mann Joachim, noch ein Kind geschenkt worden war, obwohl auch sie so lange so inständig und anhaltend darum zum HERRN gefleht hatten (a), auch wenn es ihnen im allgemeinen nicht zur Schmach ausgelegt wurde, da es zu dieser Zeit viele verheiratete Priester Gottes gab, die sich dennoch enthielten, um ihr Leben ganz Gott zu weihen (b).
Und freilich waren sie – dessen ungeachtet – doch auch immer wieder darüber in Anfechtung geraten, weil sie sich mit der Suche nach verborgene Sünden quälten, da es ihnen bisweilen schien, als seien sie wegen irgendwelcher unbewusster schwerer Verfehlungen (c) von Gott übergangen und vernachlässigt worden (d).
Und vor allem von Seiten der weltzugewandten Sadduzäer, mit denen Zacharias ständig zu tun hatte, fühlten sich die beiden wegen ihrer Kinderlosigkeit doch, hinter vorgehaltener Hand, verachtet und verschmäht (e).
Bei Zacharias gingen die Selbstzweifel mitunter sogar so weit, dass er sich fragte, ob er da überhaupt noch würdig sein konnte für dieses hohe Amt, mit welchem ihn der Hohepriester Boethos betraut hatte, dass er als sein Stellvertreter der Vorsteher aller Priester im Haus des HERRN sein durfte – nämlich der Sadduzäer, die darin ihren Opferdienst verrichteten, sowie der Essener, die von Herodes dem Großen für die Erweiterungsarbeiten am Tempel gewonnen worden waren.
Und wenngleich Zacharias in der Koordination des unablässigen Dienstes am Heiligtum des HERRN mit dessen Ausbau viel Geschick unter Beweis stellte und sich darüber großer Anerkennung erfreute, so fragte er sich doch immer wieder in Stunden der Anfechtung, ob es ihm die Demut nicht auferlegen müsste, dieses hohe Amt als Tempel-Erster niederzulegen, da er – wie er selbst es empfand – von Gott dem HERRN auch keiner Kinder gewürdigt worden war (f). Denn wie sollte jemand dem Haus des HERRN vorstehen können, so fragte sich Zacharias, wenn er offensichtlich nach dem Urteil Gottes nicht einmal seinem eigenen Haus recht vorzustehen in der Lage war, so dass ihm Nachkommen versagt geblieben waren?! (g)
Der Hohepriester Boethos aber hatte es stets abgewiesen, wenn Zacharias dies ihm auferlegte Amt niederlegen wollte, und ihm erklärt, er würde sich am HERRN versündigen, wenn er sich der Aufgabe entziehen würde, die ihm von Boethos als Gottes höchstem Priester zugeteilt worden war (h) – aus welchen Erwägungen heraus auch immer. So hielt der Hohepriester den Zacharias in seinem bürdevollen Amt. Denn er selbst, der ein Sadduzäer war, wollte sich nicht mit diesen vom wohlhabenden sadduzäischen Priester-Adel verachteten entsagungsvollen chassidischen Essener-Priestern abgeben müssen, weswegen er hierfür auch den Zacharias als seinen Stellvertreter ernannt hatte.
Denn gerade darum, weil Zacharias kinderlos war, wurde er von den essenischen Priester-Mönchen als einer der Ihren betrachtet und von ihnen als Aufseher über ihre Bauarbeiten anerkannt.
Und wie verdient sich Zacharias durch seine geschickte Leitung der Tempelerweiterung auch bei Herodes dem Großen machen sollte, so ging von ihm wegen seiner Kinderlosigkeit und seines hohen Alters doch keine Gefahr aus, dem Haus Boethos einstmals das Hohepriesteramt auf Dauer entreißen und an sein eigenen Haus binden zu können, falls es dem idumäischen Herrscher am Ende doch noch einfallen sollte, einstmals den greisen Zacharias wegen der Verdienste zum nächsten Hohenpriester zu ernennen.
Überdies verstand es Simon Ben Boethos freilich, den reibungslosen Tempel-Ausbau vor Herodes als seinen eigenen Erfolg erscheinen zu lassen, da Boethos als der eigentliche Hohepriester schließlich wiederum der Vorgesetzte des Zacharias war, auch wenn er viele seiner Aufgaben an Zacharias übertragen hatte.
Folglich konnte Zacharias sich des Stellvertreter-Amtes des Hohenpriesters Boethos nicht entziehen, auch wenn er sich selbst wegen seiner Kinderlosigkeit für unwürdig befand.
So hatten Zacharias und seine Frau ihr Flehen um ein Kind irgendwann schließlich gänzlich aufgegeben; denn sie waren beide bereits in ihren Tagen vorgerückt, so dass Elisabeth über ihrer lebenslangen Unfruchtbarkeit hinaus überdies auch aus dem Alter kam, in dem sie überhaupt noch Kinder hätte empfangen können (i).
7-H: Erneut für das Rauchopfer ausgelost
Nun geschah es aber, etwa zwei Jahre nach dem großen Fest der Einweihung des neuen Tempels des Herodes, nachdem das Heiligtum Gottes, nämlich das Haus des HERRN mit seinen Vorhöfen für die Hebräer, fertig gestellt worden war und in neuer Pracht erstrahlte: – zwei Jahre nach diesem Fest, da traf den Zacharias erneut das Los, mit dem Rauchopfer ins Heilige Gottes hineintreten zu dürfen (a) – wie es schon vor zwei Jahren gewesen war, als er dort durch einen Engel des HERRN die Weisung erhalten hatte, dass seine Nichte Maria aus dem Haus des HERRN in die Obhut eines Witwers aus dem Haus und Geschlecht des David gegeben werden sollte, nachdem die Sadduzäer nicht länger dulden wollten, dass Jungfrauen in den Reihen der Tempel-Gehilfen im äußeren Tempelbereich wohnen konnten (b), um dort den essenischen Priestern Speisen zuzubereiten, da damals, mit dem Fest der Neu-Einweihung des Tempels, der Ausbau des inneren, eigentlichen Hauses des HERRN schließlich abgeschlossen worden war und damit nur noch die Erweiterungsarbeiten am Äußeren des göttlichen Heiligtums anstanden, weswegen die Essener auch nicht mehr innerhalb des Heiligtums verköstigt werden mussten, um ihre Reinheit für den Ausbau am Haus des HERRN zu bewahren.
So kam es also, als wieder einmal die Aaroniten aus der Abteilung des Abia, der auch Zacharias angehörte, für den Dienst im Tempel eingeteilt waren (c), und nach der Gewohnheit des Priestertums unter diesen aaronitischen Leviten (d), die im Tempel ihren Dienst verrichten durften, täglich ausgelost wurde (e), wer ins Haus des HERRN hinein treten könne, um vor dem Allerheiligsten Gottes das Rauchopfer darbringen zu dürfen, dass dieses Los – nach zwei Jahren – nochmals erneut auch eines Tages auf den Zacharias fiel (f).
Denn wie der Hohepriester selbst, so konnte freilich auch sein Stellvertreter für jedweden gewöhnlichen Tempeldienst ausgelost werden und sämtliche Priester-Funktionen ausüben. Denn im Grunde hob sich ein Hohepriester von den anderen Priestern aus dem Geschlecht des Aaron allein für die Zeit ab, in welcher er dieses Amt des Vorstehers über die gesamte Priesterschaft begleitete und die Leitung des Hohen Rates, der geistlichen Gerichtsbarkeit in Israel, inne hatte.
Vor und nach der Zeit, wo er in dieses hohe Amt gesetzt war, war er aber ein Priester wie jeder andere aus seinem aaronitischen Geschlecht – und dies, in Hinblick auf den Tempeldienst, im Grunde auch in der Zeit, wo er Hoherpriester war, allein mit dem Unterschied, dass es ihm als einzigen erlaubt war, in Ausübung dieses Amtes einmal im Jahr zum »Jom Kippur«, am großen »Tag der Versöhnung«, ins Allerheiligste selbst hinein zu treten, um für sich, wie das ganze Volk Sühnung für alle Sünden zu erwirken (g).
7-I: Euch soll der Elia wiedergeboren werden!
So traf nun nach zwei Jahren erneut den Zacharias an einem Tag das Los, am Morgen und am Abend ins Heiligtum Gottes hinein gehen zu dürfen, um auf dem Räucheralter vor dem Allerheiligsten das tägliche Rauchopfer darzubringen (a).
Und als man Zacharias das dafür bestimmte besondere Ornat mit den zwölf Schellen umgelegt hatte und er mit dem Räucherwerk in seinen Händen ins Haus Gottes hinein ging, siehe, da stand wie jeden Tag eine große Menge des Volkes betend draußen zur Stunde des Räucherns (b). Denn nicht allein die Männer konnten aus ihrem Vorhof, der unter überdachten Säulen den etwas höher gelegenen Hof der Priester umsäumte, zum Haus des HERRN hinauf blicken, sondern durch das Nikanor-Tor auch die Frauen aus ihrem nochmals etwas niedriger liegenden Vorhof, der vor dem der Männer lag.
Doch siehe: Als Zacharias mit dem Räucherwerk in den Händen ins Heiligtum Gottes hinein zum Rauchopfer-Alter vor das Allerheiligste trat und unter Gebeten dies tägliche Opfer darbrachte, da wurde es mit einem Male licht; und es erschien ihm ein strahlender lodernder Engel des HERRN, welcher zur Rechten des Räucheraltars stand.
Und als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht kam über ihn, so dass er in die Knie sank (c). Denn diese herrliche Erscheinung war noch weit gewaltiger als wie die, welche dem Zacharias vor zwei Jahren beim Räuchern zuteil geworden war (d), wo sich allein das Räucherwerk auf dem Altar in einem grellen Feuerschein gewandelt hatte (e). Denn dieses Mal sah er überdies eine riesenhafte strahlende Gestalt in stechendem Licht, wie einen züngelnden Blitz (f).
Jener Engel aber sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn euer Flehen ist erhört worden: Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen »Johannes« geben, was da heißt: »Der HERR ist gnädig«! Denn er wird nicht allein euch eine übergroße Freude und Wonne sein, sondern viele werden sich über seine Erweckung freuen, wenn sie erkennen, wer ihnen hier erstanden ist (g).
Denn er wird groß sein vor dem HERRN. Weder mit Wein, noch mit irgendeinem anderen starken Trank wird er sich berauschen, sondern schon von Mutterleibe an mit dem Heiligen Geist erfüllt sein und von der Ruach Gottes verzückt werden (h) – von der Stunde an, in der er erstmals dessen Nähe spüren wird, den zu künden er wieder in die Welt zurück gesandt worden ist (i).
Und viele der Söhne Israels wird er zum HERRN, ihren Gott, bekehren. Denn euer Sohn wird in dem Geist und in der Kraft des Elia auftreten, dessen Wiedergeburt er ist (j) und der vom HERRN wieder-erweckt worden ist (k), um die abgeirrten Kinder wieder zu ihren frommen Vorvätern hin zu kehren (l) und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten (m), um so dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten, so wie es von dem Elia durch die Propheten angekündigt worden ist“ (n).
7-J: Die dreimalige Sendung des Elia – bis Israel sich endlich bekehrt
Jener Johannes, welchen dieser Engel angekündigt hatte, war nämlich die Wiedergeburt des Elia, welcher einstmals im Sturmwind von lodernden Flammen-Rossen in einem feurigen Wagen in die Himmel entrückt worden war (a), um dort auf seine spätere Sendung vorbereitet zu werden, ehe auch er dort in den Himmeln verschied. Denn er war leibhaftig in die Herrlichkeit der jenseitgen Engelswelten versetzt worden; doch irdisches sterbliches Fleisch und Blut kann ohne Wandlung und Verklärung ins Himmlische nicht Unsterblichkeit ererben (b).
Überdies war seine Sendung noch nicht erfüllt (c), wie sie auch in dieser, seiner Wiedergeburt noch nicht gänzlich vollendet werden sollte (d), so dass Elia am Ende der Tage sogar noch ein drittes Mal wiedergeboren wird (e), um das Volk Israel auf die Wiederkunft Jesu Christi vorzubereiten, wo dann auch die Juden ihren Messias erkennen und annehmen sollen (f), so dass sich alsdann die Väter und Mütter aus dem Judentum zu ihren Söhnen und Töchtern aus dem Christentum kehren werden (g).
Denn auch jene aus Israel, die dann endlich ihren Erlöser und Erretter annehmen und Seine Wiederkunft bejubeln werden, werden keine anderen sein als Christi einstigen Zeitgenossen (h), die über viele nachfolgende Generationen von Wiedergeburten verworfen worden waren (i), weil sie über viele vorausgehende Generation von Wiedergeburten ihren HERRN und Heiland-Gott verachtet und verworfen hatten (j), so dass nach ihrer langen Zeit der Läuterung (k) in der letzten Generation der Juden das gesamte Volk Israel in seiner ganzen Vollzahl (l) wiedergeboren und gewonnen werden soll (m).
7-K: Johannes folgte der Berufung des Elia
Johannes selbst aber wusste nicht, dass er die Wiedergeburt des Elia war (a), dessen Wiederkunft angekündigt worden war vor der Erscheinung des Herrn (b), wenngleich jener Johannes sich durchaus in der Sendung des Elia wiederfand und als den erkannte, welcher dem Erlöser Israels den Weg bereiten sollte (c).
Denn Johannes hatte keine Erinnerung an sein Vorleben als Elia (d), wie er in seiner Wiedergeburt schließlich auch eine ganz neue Person und Seele war, die aus seiner einstigen Person und Seele hervorging und erstand, aber gleichwohl doch keine andere war (e) und inwendig, in den tiefsten Schichten des Unterbewusstseins die karmische Prägung ihres Vorlebens in sich trug (f), weswegen er auch ausgesondert war (g) als der wieder in Existenz gerufene (h) größte Prophet Gottes (i) von seiner Empfängnis an (j).
Darum aber musste Johannes auch später zu seiner Läuterung enthauptet werden, weil er selbst in seinem Vorleben als Elia viele enthauptet hatte (k) – und das im Namen des HERRN! (l)
7-L: Dem Unglauben wird der Mund verboten
Als nun der Engel des HERRN dies dem Zacharias kündete, dass er und seine Frau Elisabeth trotz ihres hohen Alters nun doch noch mit einem Sohn beschenkt werden sollten, da war Zacharias über diese Eröffnung bestürzt. Sollten sie nun, nach so vielen Jahren, doch noch mit einem Nachkommen gesegnet werden, nachdem sie inzwischen schon alle Hoffnung auf ein Kind aufgegeben und begraben hatten? (a) Waren sie hierfür nicht schon viel zu alt?
Denn wiewohl Zacharias wusste, dass solch ein Wunder auch an Anna, der Schwester seiner Frau Elisabeth geschehen war, welcher einst in ihrem vorgerückten Alter noch die kleine Maria geschenkt worden war (b), so konnte er es doch nicht recht glauben, dass solches nun tatsächlich auch noch an ihnen selbst geschehen könnte (c). Das war einfach zu groß und zu wunderbar! – zu schön, um wahr sein zu können! (d)
Da Zacharias aber die Bekundung des Engels nicht direkt in Zweifel ziehen wollte, fragte er indirekt, jedoch ohne sich ein Lächeln verkneifen zu können: „Woran soll ich dies erkennen? Denn nunmehr bin ich doch schon ein alter Mann, und auch meine Frau ist schon weit vorgerückt in den Tagen und über jedes Alter, wo eine Frau noch empfangen und gebären kann!“ (e)
Da verdunkelte und verfärbte sich die lodernde Erscheinung jener himmlischen Lichtgestalt wie in hoch-fahrende violett-purpurne Gewitterwolken, durch die Blitze wie aufleuchtende Adern fuhren. Und an Zacharias erging ein strenges, tadelndes Donnerwort, dass sich anhörte wie das Krachen mächtiger Wasserfälle und der Schlachtruf eines ganzen Heerlagers (f): „Was meinst du denn, wer vor Dir steht, dass du meine Kunde in Zweifel ziehst?!
Ich bin der Erz-Engel Gabriel, der vor Gott steht (g), und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkünden, dass der HERR all euer Flehen durchaus gehört hat! Und du stellst diese Jubel-Kunde in Frage, dass du ihr Zweifel und Glaubensdünkel vorziehst nach deinem widerspenstigen, trotzigen und verzagtem Herzen?! (h)
So sollst du denn dein Zeichen erhalten! Stumm sollst du fortan sein und nicht sprechen können um deiner ungläubigen Worte des Zweifelns willen – bis zu dem Tag, da dies geschehen wird, dafür, dass du meinen Worten nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden (i).
Denn wem es an Vertrauen mangelt, der hat fürwahr auch nichts kundzutun und zu sagen! Wer nämlich zweifelt und in Frage stellt, dem ist es besser, zu schweigen und den Mund zu halten, als Unglauben auszusäen mit unbedachten Worten! (j)
Darum soll kein Wort mehr über deine Kehle kommen, bis sich alles erfüllt hat, was dir verkündigt worden ist – so groß und wunderbar, dass du es nicht fassen kannst und glauben willst (k), – damit du dich in deinem Unglauben nicht etwa bis dahin noch mehr versündigst oder mit deiner unseligen Saat des zagenden und zaudernden Zweifels auf deiner Zunge des HERRN Segnungen noch zunichte machst und zerstörst (l).
So soll dir deine Sprachlosigkeit über dem, was dein HERR und Gott dir an Gutem und Wunderbaren noch erweisen will, Bestätigung sein für das, was mit Bestimmtheit kommt!“ (m)
7-M: Was ist denn geschehen?!
Das Volk aber wartete derweilen in den Vorhöfen des Tempels auf Zacharias. Und alle verwunderten sich, dass er so lange im Heiligtum des HERRN verweilte. Als Zacharias aber aus dem Haus des HERRN heraus trat, war er kreidebleich und konnte nicht zu ihnen sprechen. Und einige von den Priestern eilten herzu, um ihn zu stützen, da er benommen war und das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Da erkannten sie, dass ihm im Tempel des HERRN ein Gesicht widerfahren war. Und er winkte ihnen zu, konnte sich aber nicht verständigen, denn ihm hatte es die Stimme verschlagen und er blieb stumm (a).
Da musste Zacharias bis auf Weiteres aus seinem Dienst im Haus des HERRN entlassen werden, welchen er als Stellvertreter des Hohenpriesters Boethos inne hatte – nämlich in Hinblick auf die Koordination der Erweiterungsarbeiten im äußeren Tempelbereich mit der Nutzung des Vorhofs der Heiden durch die Händler mit den Opfertieren und die Geldwechsler (b), sowie mit dem fortlaufenden Besucherstrom von Pilgern, mit denen die essenischen Bauarbeiter unter keinen Umständen in Berührung kommen wollten, da unter ihnen viele unreine Heiden waren (c), so dass die jeweiligen Bau-Abschnitte sowie die Zugangswege für die Priester-Mönche mit Bedacht ausgewählt und von den Pilgern aus aller Herren Länder (d) gut abgetrennt werden mussten.
Und Zacharias sollte von dem Priester Samuel vertreten werden, welcher bislang sein Gehilfe war und damit bereits mit den Aufgaben des Oberpriesters gut vertraut war. So trat Samuel an die Stelle des Zacharias, der sein Amt übernehmen sollte, bis Zacharias wieder reden konnte (e).
Also wurde der stumme Zacharias von dem ihm übertragenen Aufsichtspflichten zunächst einmal freigestellt und von Tempeldienern heimgeführt nach Bethanien, wo er, nicht weit von Jerusalem im Gebirge Judas wohnte (f). Und alle entsetzten sich, als Zacharias von einer Tempel-Garde nach Hause gebracht wurde; und seine Frau Elisabeth fragte besorgt: „Zacharias! Was ist nur mit dir?! Was ist denn geschehen?!“ Da ließ sich Zacharias eine Feder und Pergamentpapier bringen und schrieb es ihr nieder (g).
Als seine Frau Elisabeth es aber las, da hielt sie sich vor Freude die Hände vor den Mund und umarmte sodann voll Überschwang ihren Gemahlen. Sie nämlich glaubte sofort dem Zeugnis ihres Herzens (h), dass dies vom HERRN gekommen war und darum auch so eintreten musste, weil Gott auch die kühnsten Glaubens-Hoffnungen und rechten Herzensträume durchaus zu erfüllen gewillt ist (i) – wenn auch erst zu der Stunde, da wirklich alles dafür gereift und bereitet ist (j) – und das gerade auch oft erst dann, wenn alle Hoffnung bereits zerschlagen ist (k), um sich als der zu erweisen, der über aller mangelnden und versagenden Glaubensbeharrlichkeit in Seiner eigenen unbeirrbar ausharrenden Langmut und Treue (l) am Ende doch noch die Gnade erweist, die Er uns allen schon von Anfang an zugedacht hat! (m)
Die Tempel-Diener aber kehrten zurück zum Heiligtum und berichteten dem Hohenpriester, was Zacharias niedergeschrieben hatte, was der Engel des HERRN ihm am Rauchopfer-Alter verheißen haben sollte. Und siehe, als sie dies dem Hohenpriester mitteilten, da stand auch der Schriftgelehrte Hannas bei ihm und hörte es. Und es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm diese Nachricht verstimmte und überhaupt nicht gefiel.
7-N: Der Fluch erweist sich als Segen
Was aus dem Munde jenes Erz-Engels aber wie ein Strafe klang, dass Zacharias mit Stummheit geschlagen werden sollte, erwies sich allerdings als ein Segen, wie es zuweilen oft im Leben ist, dass sich vermeintliches Unheil am Ende noch als Heil erweist und gar manches Unglück im Rückblick noch als Glück (a). Denn siehe, da Zacharias im Tempel keinen Dienst mehr tun konnte, konnte er endlich einmal zur Ruhe kommen und sich erholen.
Denn schließlich war Zacharias bereits in einem Alter, in welchem andere bereits ihre Enkel und Urenkel sahen. Und es war nicht immer leicht gewesen für ihn, zwischen den Essenern und den Sadduzäern unter der Führung ihres Hohenpriesters zu vermitteln.
Denn diese beiden Priester-Klassen waren miteinander verfeindet, weswegen der Hohepriester Boethos auch dem Zacharias die Aufsicht über die Bauarbeiten am Tempel übertragen hatte, womit Herodes der Große zum Ärger der Sadduzäer jene chassidischen Zadokiden betraut hatte, nachdem jener idumäische Thronräuber das hohepriesterliche Königsgeschlecht der Hasmonäer ausgerottet hatte, unter denen auch die Sadduzäer zu Macht und Reichtum gekommen waren.
Da waren Spannungen natürlich von Anfang an vorprogrammiert; und alles wurde freilich immer über Zacharias ausgetragen, wobei Zacharias aber doch viel taktisches Geschick bewies, so dass er mit zunehmenden Erfolg etwaige neue Reibungsfelder geschickt umgehen konnte.
Trotzdem war dieses aufreibende Amt für Zacharias in seinem Alter doch schon ausgesprochen kräftezehrend, so dass es für ihn ein einziger Segen war, sich endlich in seinem Haus im Gebirge Judas einmal wieder für längere Zeit erholen zu können.
Und Zacharias und seine geliebte Frau Elisabeth genossen die Zeit, die sie endlich einmal wieder füreinander hatten. Denn seit Zacharias von Boethos mit der Aufsicht des Tempel-Ausbaus betraut worden war, hatte er kaum noch Gelegenheit, die Heilige Stadt oder auch nur den Tempel des HERRN zu verlassen (b), weil immer wieder etwas anstand, was zu organisieren oder zu klären oder auch abzufangen war. Nun aber konnten die beiden, Zacharias und Elisabeth, sich endlich einmal wieder völlig entspannt und ausgiebig einander widmen.
Und vielleicht hatte es überdies auch sein Gutes, dass Zacharias hier einmal nicht das Wort führen konnte und seiner Frau auf anderem Wege, durch Zärtlichkeiten seine Liebe und Ehrerbietung zeigen musste.
Und siehe, so geschah es, dass Elisabeth gar bald schwanger erfunden wurde (c). Und sie frohlockte dem HERRN: „Fürwahr! Der HERR ist ein Gott, der doch auch sogar auf mich achtet und mich anerkennt und sieht! (d) Denn Er hat meinen Kummer wohl erspürt und sich meiner noch angenommen! Und wo ich meinte, Schmach und Schande läge wohl auf mir um verborgener Sünden und unrechter Gemüts-Regungen willen, für die mein eigenes Herz mich verdammen zu müssen meinte: So war Er doch weit gnädiger mit mir als mein eigenes Herz, da Er fürwahr um alles weiß! (e) Denn, ja: Gott ist fürwahr gewaltig! Gewaltig an Kraft des Herzens! Und Er verdammt niemanden!“ (f)
Und Elisabeth widmete sich wieder ihren Arbeiten am Spinnrad. Denn auch sie war auserwählt worden, Fäden für die neuen Vorhänge vor dem Allerheiligsten im Tempel des HERRN zu fertigen, nachdem der Ausbau des göttlichen Heiligtums abgeschlossen war. Und ihr war, wie auch ihrer Nichte Maria, der echte Purpur und das Scharlachfarbige zugeteilt worden (g). Und der Elisabeth tat der Rückzug zu dieser Arbeit gut, da sie aufgrund ihrer Schwangerschaft doch schon viel Ruhe brauchte. Denn schließlich war sie schon nicht mehr die Jüngste und in ihren Tagen bereits vorgerückt (h). Alle anderen Arbeiten aber nahm der Elisabeth ihr Haus-Gesinde ab. Aber auch Zacharias kümmerte sich rührend um sie.
So widmete sich Elisabeth das nächste halbe Jahr (i) ihren Arbeiten am Scharlachfarbenen für den neuen Vorhang im Tempel des HERRN. Und ihr Mutterschoß wurde immer größer und praller und straffer; und bisweilen konnte sie ihren Gemahlen das Strampeln ihres Sprössling fühlen lassen. So war, wie einstmals im Haus des Joachim, nunmehr auch im Haus des Zacharias Freude und Jubel eingekehrt.