Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
II Die Ausbildung
2: Die Befragung der ausländischen Geistlichen
2-A: Welche Zeichen künden das Kommen des Königs?
2-B: Die Kenntnisse der Babylonier:
2-C: Es ist der Tiamat-Bezwinger Marduk!
2-D: Wir folgen dem Daniel Bel-Tschazar
2-E: Gleich mehrere Zeichen!
2-F: Er kommt nach Syrien oder Palästina!
2-G: Ein neues Zeitalter bricht an!
2-H: Sein Stern erschien im Zeichen der Jungfrau!
2-I: Schon Bileam kündigte Ihn an!
2-J: Die Kenntnisse der Meder und Perser:
2-K: Ahura Mazda ruft gegen Ahriman
2-L: Es ist der Welten-Richter Mithras!
2-M: Er ist der Bezwinger Ahrimans!
2-N: Die Prophezeiungen des Zarathustra
2-O: Am Ende wird alles durchs Feuer gereinigt!
2-P: Der Saoschyant wird Mithras sein!
2-Q: Stunde und Stern sind nun da!
2-R: Wo im syrischen Raum wird Er geboren?
2-S: Die Kenntnisse der Syrer:
2-T: Der Tag des Ziel-Gestirns deutet auf Israel!
2-U: Den Juden wurde Er angekündigt!
2-V: Die Kenntnisse der Sabäer und Äthiopier:
2-W: Der Stern kündet den Frauen-Samen an!
2-X: Der Prophet Micha weist auf Bethlehem
2-Y: Ein König für Heiden wie Juden?!
2-Z: Eine Bedrohung der Macht!
2-AA: Wie alt wird Er jetzt sein?
2-AB: In vierzig Jahren ergreift Er die Macht!
2-A: Welche Zeichen künden das Kommen des Königs?
Am Abend aber des selben Tages fand das von Herodes angekündigte große Festmahl in der Burg-Feste Antonia statt, in einem hoch-gelegenen Saal, der einen herrlichen Ausblick über den Heiligen Tempel bis in die Unterstadt Jerusalems und linker Hand über den Kamm des Ölbergs bot.
Vor dem gepolsterten, mit kostbaren Tüchern und Fellen versehenen Liegeplatz des Herodes auf einem erhöhten Podest war eine lange Tafel prachtvoll mit ausgestopften Tieren, Blumenschmuck, Leuchtern und Schalen mit allerlei Früchten zugerichtet worden, zu deren Rechten und Linken sich ebenso gepolsterte Liegen für seine hohen Gäste befanden. Auf der langen, tief liegenden Tafel sollten dann im Laufe des Abends in mehreren Gängen die erlesendsten Speisen aufgetischt und den Geladenen durch die Dienerschaft auf ihren kleinen Ess-Tischchen gereicht werden.
Herodes aber hatte bereits durchblicken lassen, dass nichts von dem, was an diesem Abend gesprochen würde, auch nicht das Allergeringste und Unbedeutendste, nach außen dringen dürfe, und, dass das gesamte Personal mit einer drastischen Bestrafung rechnen müsse, wenn dieser, seiner eindringlichen Mahnung nicht Folge geleistet würde, zumal schon die erste Unterredung mit jenen Weisen, entgegen der klar definierten generellen Bestimmung, ins Volk getragen worden war (a).
Und als die Stunde für das Gastmahl gekommen war, wurden Diener zu den Weisen entsandt (b), die in der Burg-Feste Antonia untergebracht worden waren, um alle Gäste zu dem großen Festsaal zu führen.
Herodes wollte bei diesem Gastmahl von ihnen ausführlich über die untrüglichen Zeichen informiert werden, die sie am Sternenhimmel erkundet hatten, und über den genauen Zeitpunkt aufgeklärt werden, wann dieses Kind geboren worden sein soll, dass einstmals die Herrschaft über Israel und alle Welt erlangen sollte (c).
So erklärte Herodes: „Endlich besteht die Möglichkeit, dass ihr mir alles genau berichten könnt, wie sich euch die frohe Kunde aus den Himmeln erschlossen hat!“ Und er fragte sie: „Was für ein Zeichen habt ihr denn nun explizit gesehen, das sich auf jenen König aller Welt bezieht, der unter uns geborenen sein soll?“ (d)
2-B: Die Kenntnisse der Babylonier:
Da ergriff einer der Magier, ein schwarz-bärtiger Fürst mittleren Alters, der unmittelbar zur Linken des Herodes lag, das Wort, nachdem er sich durch einen fragenden Blick nach zwei anderen, weiß gekleideten Sterndeutern, die zoroastrische Priester aus Medien und Persien zu sein schienen, rückversichert hatte, ob er für sie alle Antwort geben dürfe.
Sein eigenes Erscheinungbild glich dem eines königlichen Fürsten: Er trug ein schwarzes Gewand mit weit abfallenden grauen Ärmeln und einem ausfallend kunstvollem silbernen Brustschmuck, sowie einen großen schwarzen Turban, um den sich ein breiter Reif in elfenbeinernem, hellem Silber mit wunderbaren Verzierungen wand.
Dieser sprach: „Wenn ich darf? Mein Name ist Balthasar. Und diesen hohen ehrenwerten Namen trage ich nicht von ungefähr. In unserer Sprache lautet er »Bel-Tschazar«, was übersetzt heißt: »Bel, der höchste himmlische Herr, schütze seine königliche Salbung und sein geistgeleitetes Leben« (a).
Und euch ist gewiss bekannt, dass dieser Ehren-Name unter uns babylonischen Magiern als Erstem einem eurer großen Propheten mit dem hebräischen Namen »Daniel« verliehen worden ist (b), welcher einstmals zusammen mit ganz Israel nach Babylon ins Exil verschleppt worden war und als ein vornehmer Fürsten-Sohn am Hof des großen, ruhmreichen Königs Nebukadnezar als ein priesterlicher Berater des höchsten Herrschers ausgebildet worden war (c).
Und da er, jener Prophet Daniel, als einziger durch göttliche Enthüllung nicht allein die Träume des erhabenen Nebukadnezar wiederzugeben in der Lage war, sondern diese überdies auszudeuten verstand (d), wurde dieser Prophet seiner Zeit über alle Magier, Astrologen, Zeichendeuter und Wahrsage-Priester am babylonischen Hof gesetzt (e).
Und er blieb es auch unter den Medern und Persern, welche Babylon eroberten, bis hinauf zu dem großen Cyros (f), der euer Volk wieder nach Israel zurück-kehren ließ (g), da man erkannte, dass der Geist aller unserer Götter und himmlischen Wächter (h) durch jenen Daniel wirkte und sprach, wie durch keinen anderen (i), und dass darum sein Gott »Adonaj«, der »Herr« Israels, kein anderer sein konnte als jener, den auch wir als den »Bel«, nämlich als den »Herrn« aller himmlischen Heerscharen (j) und Gott über allen unseren Göttern verehren (k), welcher der lichte Sonnen-Gott Marduk ist: der Sohn des allerhöchsten Götter-Vaters Ea, welcher auch Elil oder Enki genannt wird und ebenso in Kanaan von je her als »El Schaddaj«, als »Gott, der Allmächtige«, verehrt wird“ (l).
2-C: Es ist der Tiamat-Bezwinger Marduk!
Balthasar führte dies noch genauer aus: „Jener Allerhöchste hat nach unseren Ursprungs-Mythen, wie sie etwa von unseren Vorvätern im »Enuma Elis« der Nachwelt hinterlassen worden sind, in den Uranfängen alle himmlischen Heerscharen, Herrschaften, Mächte und Reiche, und alle göttlichen Throne und Gewalten erschaffen (a).
Dann aber erhob sich jedoch gegen Ihn eine Göttin mit dem Namen Tiamat, welche sich zu einer entsetzlichen Drachen-Bestie wandelte, die bei euch als Rahab, die alte Drachenschlange (b), sowie als Leviatan (c), Belial (d), Beelzebub, Asasel, Satan (e) und Diabolos, Durcheinanderwerfer, Teufel (f), bezeichnet wird.
Denn auch eure Ursprungs-Erzählungen und die visionären Einblicke eurer Propheten in die Ur-Anfänge von allem schildern all diese Ereignisse in ähnlicher Form: (g)
Diese Drachen-Göttin Tiamat stürzte alle Himmel in Chaos und Durchwühlung – ein großes Tohu Wa Bohu (h), welches alle Götter in große Irrung und Verwirrung warf (i) und viele der Söhne Gottes (j) mit sich in den Abgrund der Finsternis zog, der sich durch ihren Abfall und Aufstand wider den Allerhöchsten auftat (k).
Da entsandte Enki aus Seinem unnahbaren himmlischen Lichtglanz (l) Seinen erst-gezeugten, einzigartigsten eingeborenen göttlichen Sohn Marduk (m), der als der Aller-Erste unter den Morgensternen und himmlischen Söhnen der Morgenröte (n) und als der höchste himmlische Licht-Träger, der Abglanz des unsterblichen, unversiegbaren, untrübbaren, aller-reinsten göttlichen Ur-Lichts aller überirdischen Lichter (o) und als die Ausstrahlung Seiner alles überbietenden Herrlichkeit (p) wieder Klarheit und Erleuchtung in das verfinsterte All bringen sollte (q).
Jener befreite viele göttliche Himmelswesen wieder aus der Verführung der Tiamat, um sie sodann als Kräfte des Lichts gegen die Mächte der Finsternis aufzubieten (r). So gelang es Ihm schließlich, die teuflische Tiamat und räuberische Rahab, die alte satanische Schlange, erstmals zu überwältigen (s) und ihre Chaosfluten zu bannen (t) und das Universum wieder zu ordnen und so unseren Kosmos wieder-erstehen zu lassen (u), in welchen Er zusammen mit Seinem Vater Ea unsere Welt und darauf alle irdischen Wesen erschuf (v).
Denn von Seinem Vater war Ihm nach Seinem ersten großen Sieg über die Gottes-Widersacherin Tiamat alle Macht und Gewalt übergeben worden (w), um dem ganzen All wieder Erlösung zu bringen (x).
Uns Menschen aber hat Er dazu berufen, mit Ihm gegen die Mächte der Finsternis zu streiten und Seine Herrschaft auch auf Erden wieder aufzurichten (y), welche in unseren niederen Sphären noch immer gebrochen ist durch Seine Erz-Widersacherin, die alles Böse und Übel in der Welt verursacht und Tod und Verderben über alles Irdische gebracht hat (z).
Und wie wir mittlerweile sowohl aus unseren Beobachtungen aller himmlischen Erscheinungen, als auch durch unsere Studien der Prophezeiungen, welche der Allmächtige insbesondere dem Volk der Juden geschenkt hat (aa), wissen, wollte unser höchster Herr, Bel Marduk, dafür einstmals sogar selbst in diese unsere Welt treten (ab), um als ein königliches Kind unter uns geboren zu werden (ac), welches die alte satanische Schlange schließlich endgültig überwinden (ad) und die Herrschaft des Allerhöchsten in einem nicht enden wollenden Friedensreich über alle aufrichten wird (ae).
Denn Er, Bel Marduk, ist nicht allein der Herr über Babylon, sondern wahrhaft über alle Völker und Geschlechter (af). Und Er bediente sich nicht allein der Astrologen, sondern auch der Propheten, um uns Irdischen durch alle Götter und himmlischen Leitsterne, all die Geister aus Seinem Geist (ag), Seine himmlischen Pläne mitzuteilen (ah).
Und da sich der Geist des Marduk, der durch alle Götter und Geister spricht, auch eures Propheten Daniels bediente (ai) – in solch ganz außerordentlichen Art und Weise und in einer Tiefe, dass dessen Einsichten und Einblicke noch weit über die aller unserer Wahrsage-Priester hinaus gingen (aj), darum wurde dieser eurer Prophet Daniel einstmals auch über all unsere Magier und Astrologen und Zeichendeuter gesetzt (ak) und ihm wurde der Ehren-Titel »Bel Tschazar« verliehen (al), da er nicht allein des erhabenen Nebukadnezars Träume zu deuten wusste, sondern überdies bis in unsere Tage hinein den Aufstieg und Untergang von Welt-Reichen prophezeite (am), denen nun, am Ende aller Zeiten, ein alles überragendes Reich Gottes folgen soll (an), wenn einstmals ein Menschen-Sohn göttlicher Herkunft die Weltherrschaft antreten würde (ao), welcher freilich kein anderer als Bel Marduk sein kann, der unter uns als ein Menschenkind ersteht (ap).
2-D: Wir folgen dem Daniel Bel-Tschazar
Wie es aber von je her bei allen großen göttlichen Erleuchteten war, so hatte auch Daniel unter den babylonischen Priestern, Magiern und Astrologen nicht allein Verehrer, die es ihm nicht vergaßen, dass sie ihr Leben allein seiner Fürsprache verdankten, als Nebukadnezar sie alle umbringen lassen wollte, da sie nicht, wie Daniel, dessen Träume zu deuten wussten: (a) sondern er hatte auch viele Neider und Widersacher, die es nicht hinnehmen wollten, dass er als ein ausländischer Prophet über sie alle die Herrschaft erlangt hatte (b).
Entsprechend gab es auch in der Folgezeit unter den babylonischen Magiern seit Daniel zwei Parteiungen: jene, die ihn verwarfen und nicht für einen Wahrsage-Priester des selben EINEN Herrn und Gott über alle (c) anerkennen wollten, wie jene, die Ihn verehrten und die unseren Herrn und Gott, Bel Marduk und Seinen Vater Ea, der Ihm alle Herrschaft übergeben hat (d), auch im Höchsten Israels wirksam sahen, wie es ja schließlich auch bei dem großen Cyros von Persien war, welcher uns Babylonier unterwarf und alsdann eure Vorväter aus ihrem Exil in Babylon wieder in ihre Heimat entließ und sie beauftragte, den Tempel eures Gottes wieder zu errichten, da er in Ihm seinen eigenen höchsten Gott und Herrn aller Weisheit, Ahura Mazda, mit dessen Sohn, dem lichten Sonnen-Gott Mithras, wieder-erkannte (e), welcher kein anderer als unser Götter-Vater Ea und Sein Sohn Marduk, der Herr aller himmlischen Heerscharen (f), ist.
So gab es also seit Daniel eine Spaltung unter den babylonischen Magiern (g). Und wie es mein Name »Balthasar« verrät, gehöre ich jener Minderheit unter den babylonischen Astrologen an, welche in jenem Propheten Daniel aus Israel den Geist aller babylonischen Gottheiten wirksam sahen, wie in keinem anderen (h), und die seither darum in ihre Ausdeutung himmlischer Erscheinungen auch die Weissagungen der Propheten Israels einzubeziehen suchen, zu denen wir durch die jüdische Gemeinde, die in Babylon verblieben ist, besten Zugang haben.
Da ich aber der höchste unter jenen chaldäischen Magiern bin, die in Daniel den größten Wahrsager sehen, der je in Babylon aufgetreten ist, wurde mir auch die Würde zuteil, seinen Ehren-Namen und Titel zu erhalten, der einstmals ihm als dem Ersten verliehen worden ist. Darum trage ich mit großen Stolz den Namen dieses eures größten Propheten: »Bel-Tschazar«.
Dies vorab, werter König Herodes, damit du weißt, mit wem du es zu tun hast und wer mit dir spricht: kein Geringerer als Balthasar, der Höchste unter allen recht geleiteten Wahrsage-Priestern der großen und erhabenen Weltstadt Babylon!
2-E: Gleich mehrere Zeichen!
Nun aber zu deiner Frage, was für ein Zeichen wir denn genau gesehen haben, das uns die Geburt jenes unvergleichlichen Königs angekündigt hat (a). Hierzu muss ich sagen: Es war nicht etwa nur ein einziges himmlisches Zeichen und Zeugnis, sondern gleich mehrere (b), die sich gedrängt innerhalb eines Jahres ereigneten und uns in ihrem Zusammenspiel so allmählich zu dieser Erkenntnis führten, die uns schließlich zu einer festen Gewissheit wurde (c), dass es so sein muss und nicht anders sein kann, als dass Bel Marduk selbst zu uns in eurem Land hernieder-gestiegen ist, um unter uns als ein Menschenkind aus königlichem Geblüt geboren zu werden (d).
Das Ganze begann vor mehr als einem Jahr: Da trat in den Himmeln folgendes bedenkenswerte Ereignis ein, dem wir, wie ich im Rückblick gestehen muss, bei weitem nicht die Beachtung schenkten, die ihm gebührt hätte. Denn alle Bewegungen der himmlischen Gestirne sind nach unserer Erkenntnis entweder ein Vorzeichen oder aber ein Widerhall von irdischen Entwicklungen, da alle Geschehnisse auf Erden von den Kräften des Alls herbeigeführt werden oder aber nach ihrem Eintreten, wenn sie von kosmischer Bedeutung sind, bis in die Himmel hinein-wirken, um am Firmament schließlich angezeigt werden (e).
2-F: Er kommt nach Syrien oder Palästina!
Aber nun höre, was hier als erstes himmlisches Zeichen eingetreten ist: Es kam zu einer gleich dreimaligen Konjunktion zwischen dem Königsstern des Marduk und dem Hoheits-Stern des Kewan Ninurti.
Der Stern des Bel Marduk, des Herrn über alle himmlische Heerscharen (a), ist jener, welcher bei den Römern das Gestirn des höchsten Götter-Herrschers Jupiter, bei den Griechen aber das des Himmels-Gebieters Zeus ist; der Stern des Kewan Ninurti aber ist bei den Römern die Manifestation des göttlichen Saturn, der bei den Griechen Kronos heißt: der allerhöchste, allererste Ur-Gott und göttliche Vater des Jupiter oder Zeus, uralt an Tagen (b), welcher zu Enthaltsamkeit und Askese anleitet und in die geistige Klarheit führt (c) und welcher der Herrscher in den Gefilden der Seligen ist. Nach babylonischer Erkenntnis ist Kewan aber die göttliche Macht, die über Syrien waltet.
Und nun näherte sich der göttliche Sohn Marduk also gleich drei Mal innerhalb von wenigen Monaten dem uralten Götter-Vater Kewan an, der in gemächlicher, über allem erhabener Ruhe die Himmel durchschreitet (d). Dies freilich ist auch kein anderer als der Göttervater Ea beziehungsweise Elil oder Enki, der Gott-Vater des Bel Marduk.
Die anderen babylonischen Astrologen, die, ebenso wie wir, dieses himmlische Ereignis, schon lange im Voraus aus den Bahnen der Gestirne errechnet hatten, schenkten diesem doch recht ungewöhnlichen astralen Phänomen allerdings keinerlei Beachtung.
Wir dagegen, die wir uns in der Nachfolge des größten Wahrsage-Priesters Bel-Tschazar sehen und dafür von allen anderen chaldäischen Priestern als eine von den Hebräern beeinflusste, abgespaltene Sekte (e) verachtet werden (f), wurden freilich an die Prophezeiung dieses eures Propheten Daniel erinnert, dass einstmals der Sohn Gottes in Gestalt eines Menschen-Sohnes sich zu jenem Allerhöchsten begeben würde, der uralt an Tagen ist und über die Unzahl aller himmlischen Heerscharen herrscht (g), um von Ihm alsdann auch die Macht und Ehre und ewige Königs-Herrschaft über das ganze Erdenrund zu empfangen (h). Und dies stand offensichtlich in irgendeinem Zusammenhang mit Syrien, da nach unserem Glauben Kewan über die Aramäer waltet.
Dieses ganze himmlische Schauspiel der Annährung von Marduk an Kewan in Gestalt des göttlichen Sterns des Jupiters, der drei Mal an die Seite des Saturn trat, wobei er jedes Mal dreimal heller aufzuleuchten schien und alle Gestirne an der Himmelsfeste zu überstrahlen und in ihrem Glanz gleichsam zu dämpfen begann (i), fand zugleich aber überdies im Sternbild der Fische statt, jenem Himmelsheer und Gestirn, welches nach unserer Erkenntnis über Palästina waltet und bestimmt.
Da wurde uns bereits klar, dass dieser Augenblick der Macht-Ergreifung auch über diese unsere irdische Welt durch den Gottes-Sohn Marduk in irgendeiner Verbindung mit Syrien beziehungsweise mit Palästina stehen musste.
2-G: Ein neues Zeitalter bricht an!
Uns war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht bewusst, dass dies auf eine tatsächliche Niederkunft unseres höchsten Gottes, Bel Marduk, höchst-selbst in der Geburt eines königlichen Kindes in Syrien oder Palästina hinweisen könnte (a), um auch hier auf Erden die Herrschaft des Allerhöchsten selbst aufzurichten (b). Dies wurde uns erst durch die darauf folgenden himmlischen Erscheinungen zunehmend deutlicher und schließlich völlig klar.
Denn siehe, im Jahr darauf kam es zweimal, sowohl im Frühling, als auch im Winter, zu einem ganz außergewöhnlichen, verheißungsvollen Phänomen: nämlich zum heliakischen Aufstieg des Jupiter, des Königs-Sterns des Marduk, am nächtlichen Himmel auf der Sonnen-Bahn, zusammen mit dem Morgenstern der Ischtar, welche die höchste Göttin im Pantheon aller babylonischen Götter ist.
Sie gilt als die Herrin des Himmels und als die siegreiche Streiterin für die göttliche Liebe, sowie als die Künderin des göttlichen Lichtes und Tages (c). Sie ist – vergleichbar mit der göttlichen Ruach und Achamoth, der Kraft und Weisheit eures Gottes Adonaj (d) – die Kraft-Entfaltung des Allerhöchsten Enki, die mit Ihm und Seinem Sohn Marduk eins ist (e). Bei den Griechen trägt sie den Namen Aphrodite, bei den Römern aber heißt sie Venus.
Es stieg also am nächtlichen Sternenhimmel, unmittelbar vor dem Aufgang der Sonne, die Manifestation des Marduk zusammen mit dem Morgenstern der Ischtar empor (f), was freilich nicht anders zu deuten war, als ein Anzeichen des Anbrechens einer ganz besonderen dreifaltigen göttlichen Machtentfaltung des himmlischen Lichtes, welche in Marduk kommt (g) und alle Finsternis weichen lässt und vertreibt (h).
Dieser Aufgang aus dem Osten vollzog sich überdies im Sternenbild des Widders, welches das erste Tierkreis-Zeichen bildet und damit – im Verbund mit den Regenten der Morgen-Dreiheit – einen gänzlichen Neu-Anfang von allem anzeigt: (i) eine große Zeitenwende und den Anbruch eines völlig neuen Zeitalters unter einer gänzlich neuartigen göttlichen Herrscher-Dynastie.
Der Widder ist überdies nicht allein ein Symbol für Zeugungskraft, die Neues hervorbringt, sowie für unwiderstehliche Macht und unüberwindliche Stärke (j). Er ist auch ein Zeichen für die göttliche Gnade, die der Menschheit in der Gestalt des Widders ein stellvertretendes Opfer zur Sühne ausersehen und gestiftet hat (k) – wie es auch bei eurem Stammvater Abraham war (l).
Und der Widder steht in Babylon auch für Israel. So haben wir – gleichsam wie ein so noch nie da-gewesenes und erspähtes Herrlichkeits-Gestirn (m) – die dreifaltige Gnaden-Sonne aufgehen sehen mit Heilung unter Ihren Flügeln (n).
2-H: Sein Stern erschien im Zeichen der Jungfrau!
Dann aber trat in Verbindung mit dieser himmlischen Erscheinung noch ein ganz außerordentliches Ereignis ein, das uns zuerst verunsicherte und irritierte, manche sogar verängstigte. Denn auf den Aufstieg des Königs-Sterns des Marduk in Verbindung mit dem Morgenstern der Ischtar folgte noch vor dem Aufgang der Sonne das Empor-Eilen des Dunkel-Mondes, welcher dem Jupiter nachjagte, ihn schließlich einholte und überschattete und regelrecht verschlang (a).
Nun musst du wissen, dass der Mond in der Astrologie eine höchst ambivalente Symbolkraft besitzt. Als Licht-Mond ist er der Widerschein der Sonne, der Kraft des Tages, der ihr Licht in die Finsternis der Nacht hinein strahlt (b). Hier ist er gleichsam ein Sinnbild für Marduk, dem Abglanz des göttlichen Ur-Lichtes (c). Und sein Abnehmen bis zum völligen Verschwinden, worauf wieder sein Zunehmen bis hin zum Voll-Mond folgt, ist ein Zeichen dafür, dass Seine Kraft nicht vom Tod überwunden werden kann, da der Mond gleichsam immer wieder aus dem Nichts neu aufgeht und zunimmt und wieder aufersteht (d).
Der verdunkelte Mond dagegen steht für die Macht der Finsternis und des Todes. Und insbesondere, wenn solch ein Dunkel-Mond im Zeichen des Widders hervortritt und sich wie ein ungestümer Schatten in den Vordergrund drängt, ist dies eher als ein Unheilszeichen zu deuten. Denn hier wirkt der Mond eher verletzend und aggressiv, wie ein Einzelgänger, der sich von seinem gesamten himmlischen Umfeld bedroht fühlt und sich allein gegen alle stehen sieht, der keine Hilfe von den Gestirnen annehmen und sich allein gegen sie alle durchsetzen will (e). Er ist dann gleichsam der Widersacher des Licht-Mondes, der sich an seine Stelle setzen will (f).
Und genau dies ist ja bei dieser höchst sonderbaren, zunächst so hoffnungsvollen Erscheinung des Aufgangs des Drei-Gestirns des Lichtes geschehen, dass der Mond sich wie ein mächtiger Schatten über den Königs-Stern des Marduk erhob und diesen gleichsam verschlang.
Daraufhin aber geschah das große Wunder: Als dies im Osten geschah, und Marduk vom Mond verdeckt am östlichen Nacht-Himmel verschwand, da ging im äußersten Westen im Sternbild der »Erua Zarpanitum«, also »der gebärenden Jungfrau«, mitten in deren Schoß ein gänzlich neuer herrlicher Stern auf, der alles überstrahlte (g), ehe der Morgen des neuen Tages anbrach.
Und dieses ganz einzigartige Phänomen erinnerte uns an die Weissagungen des Propheten Jesaja: »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, dessen Name – horcht gut auf! – »Immanuel« sein wird, was da heißt »Gott selbst mitten unter uns« (h). Denn, o Wunder! Ein Kind ist uns da geboren, welches der Melchi-Zedek, der himmlische Friede-Fürst (i) und Wunder-Rat, der Ewig-Vater von allem selbst ist. Und Seiner Herrschaft auf Erden, die mit Ihm kommt, wird kein Ende sein!« (j)
2-I: Schon Bileam kündigte Ihn an!
Da erkannten wir, dass der Höchste selbst zu uns hernieder gekommen ist (a), um als ein Menschen-Sohn unter uns aufzuerstehen und als ein Kind der Menschheit aus einer reinen, keuschen, unbefleckten Jungfrau (b) wiedergeboren zu werden (c), nachdem Er sich nach Seinem himmlischen Sein von den Kräften der Finsternis im Reich der Götter verschlingen und auslöschen ließ (d), wie Sein Stern vom Schatten des Mondes verdeckt wurde.
Denn ebenso war es vor eineinhalb Jahrtausenden von dem großen Wahrsager Bileam prophezeit worden, der bei uns in Petor in Mesopotamien, in unserem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris wirkte, in welchem später das große Babylon erstand (e). Jener nämlich hatte geweissagt: »Ich sehe Ihn, aber nicht jetzt; ich schaue Ihn, aber nicht nahe: Siehe! Es tritt hervor ein neuer Stern über Jakob. Dann wird sich ein göttliches Zepter in Israel erheben, das alle Widersacher Gottes zerschlagen wird!« (f)
Da erkannten wir, was dies zu bedeuten hatte, als vor einem Jahr der Königs-Stern des Bel Marduk sich dem Kewan über Syrien im Zeichen der Fische über Palästina annäherte, um an Leuchtkraft die ganze Himmelsfeste zu überstrahlen (g), das schon dieses allererste Zeichen und Zeugnis im Himmel uns kündigte, dass der eingeborene Gottes-Sohn als ein Kind von königlichem Geblüt aus Jakob erstehen würde, um die Weltherrschaft anzutreten.
Und diese unsere Deutung wurde uns gar bald bestätigt von den beiden höchsten zoroastrischen Priestern, die aus der heiligen Priesterschaft des Zarathustra aus Medien und Persien entsandt worden waren und die aus dem Morgenland heraufgezogen waren, um das göttliche Kind zu suchen und Ihm zu huldigen (h), nämlich die ehrenwerten Hohenpriester Kagba und Badadilma, die alsbald auf ihrer Reise ins noch Ungewisse bei uns in Babylon eintrafen. Doch sollen sie dies dir, werter großer Herodes, selbst berichten.“
Damit beendete der erhabene babylonische Hoch-Astrologe Balthasar seine Schilderung und übergab das Wort an jene beiden medo-persischen Priester des Zoroaster, die neben ihm zu Tische lagen.
Sie waren in weiße wallende Gewänder gehüllt, die über der Brust in zwei überkreuzte goldene Scherben gefasst waren, über denen ein ausladender goldener Hals-Reif mit tief eingravierten Verzierungen lag. Über ihren Stirnen erhoben sich spitz nach oben laufende weiße Turbane, die eine goldene Sonnen-Scheibe zierte und von denen ein weißer Schleier über ihre Schultern bis zu ihren Füßen fiel.
2-J: Die Kenntnisse der Meder und Perser:
Badadilma, der zur Linken Bel-Tschazars an der Tafel des Herodes lag, und der deutlich Ältere von beiden weiß-gekleideten Hohen Geistlichen war, erklärte: „Wir sind die Leiter der zoroastrischen Priesterschaft in Medien und Persien, eines ehrwürdigen heiligen Herrscher-Geschlechtes, das schon vor tausend Jahren von dem großen Priester-Propheten, Staatsmann und Groß-Wesir Zarathustra begründet worden ist. Denn jenem erhabenen Zoroaster wurde durch göttliche Eingebungen die Ursache für alles Übel in der Welt enthüllt, sowie der Heilsplan des Allerhöchsten, wie jener alles Böse auslöschen und alle Finsternis noch überwinden will (a).
All dies ist aufgezeichnet in unseren Heiligen Schriften, von denen einen erheblichen Anteil der große Zarathustra selbst schon vor tausend Jahren verfasst hat, welcher, wie euer Prophet Mose, auch ein Gesetzes-Lehrer war, der durch ein strenges Regelwerk ganz Persien zu einem heiligen Volk in Gerechtigkeit erziehen wollte (b).
So haben auch wir eine heilige Schriften-Sammlung, Avesta genannt, vergleichbar mit eurem Tanach, der sich bei euch aus der Thora und den Neviim, dem Gesetz und den Propheten (c), sowie den Ketuvim, eurer Weisheitsliteratur und Geschichtsschreibung, zusammensetzt.
Überdies haben wir auch eine Sammlung von Hymnen und Gesängen, die sogenannten Gathas, von denen viele sogar Zoroaster selbst komponiert hat und die in unseren Heiligen Tempeln angestimmt werden, wie es auch bei euren Psalmen heiliger Brauch ist.
Den breitesten Raum in all diesen zoroastrischen Schriften aber nimmt die klar strukturierte, alles umfassende lehrhafte Darstellung des kosmen-übergreifenden grandiosen göttlichen Ratschlusses von seinem Anfang bis zu seinem Ende dar, wie der Höchste alles zu Seiner Verherrlichung der Vollendung in Herrlichkeit zuzuführen gedenkt“ (d).
2-K: Ahura Mazda ruft gegen Ahriman
„Jener Allerhöchste“, so fuhr Kagba, der andere zoroastrische Priester aus Persien, fort, „trägt bei uns den Namen »Ahura Mazda«, was da heißt: »der weise Herr«, weil Er in Seiner alles überstrahlenden Einsicht und geistigen Überlegenheit noch alles in die unüberbietbare Vollkommenheit führt (a).
Er gleicht dem Götter-Vater Ea Enki, welchem die Babylonier verehren, oder eurem El Schaddaj, dem »HaSchem« (b), dessen »Namen« auszusprechen euch verboten ist (c), so dass ihr nur von »Adonaj«, eurem »Herrn« sprecht, wie wir von »Ahura«, dem »Herrn«, und die Babylonier von »Bel« oder die Kanaaniter von »Baal«, was auch in ihrer Sprache einfach »Herr« heißt.
Dieser höchste Allmächtige ist auch nach unserem Glauben der allerhöchste Gott und Schöpfer des ganzen Alls, aus dem alles Wahre, Gute und Schöne, alles Reine, Heilige und Gerechte hervor-geht (d) und der Seine allumfassende Macht durch alle Götter, die »Ameschas Spentas«, die »Unsterblichen Heiligen«, als Seine Kräfte entfaltet, welche die Ausflüsse, Ausstrahlungen und Angesichter der unzähligen Eigenschaften Seines unaussprechlichen universalen, strahlenden Licht-Wesens sind (e), so dass Er selbst durch sie alle in allen Völkern und Nationen auf die Förderung der Welt zu ihrem Heil hinwirkt (f).
Alle Götter und himmlischen Hoheiten sind also nichts anderes als die Engel und dienstbaren Geister des einen allerhöchsten allumfassenden göttlichen Geistes, der alles in allem ist und wirkt (g).
Wie es aber sowohl die Babylonier erkannt haben und wie auch ihr, die Hebräer, es erkannt habt, hat dieser höchste weise Herr, Ahura Mazda, auch Ormuzd genannt, einen göttlichen Widersacher und Gegenspieler, der für alles Üble, Unheil, Elend und Verderben, für alles Böse in der Welt, für Zorn, Zank und Zwietracht und alle irdische Vergänglichkeit, Motten, Rost, Fäulnis und Verwesung, sowie für Unfruchtbarkeit, Öde und Wüste, Armut und Not verantwortlich ist (h). Darum trägt jener böse »Geist der Qual und Drangsal« bei uns auch den Namen »Angra Mainyu«, oder einfach kurz »Ahriman« – und alles Böse in der Welt ist seine Saat, die er in die Schöpfung des Allmächtigen hinein-gestreut hat wie Unkraut (i).
Seine Macht ging so weit, dass er sogar die wilden Raubtiere und Bestien, all die Ungetüme und Ungeheuer hervorgebracht hat, welche die Menschen, wie auch alle reinen Tiere und heiligen Geschöpfe des Ahura Mazda angreifen, um sie zu reißen und zu zerfleischen, wie auch alle unreinen Lebewesen, die Krankheiten und Seuchen verbreiten. Das alles ist Ahrimans böse Gegen-Schöpfung zu Ahuras wunderbaren und vollkommenen Schöpfung (j).
Der Mensch nun hat von dem höchsten weisen Herrn, Ahura Mazda, den hohen und erhabenen Auftrag erhalten, gegen die böse Schöpfung Ahrimans anzugehen und für die Ausbreitung des Reiches Gottes auf Erden zu kämpfen und zu streiten. In dieser Weise soll er ein Krieger Gottes sein, wie auch eurem Stammvater Jakob der Name »Israel« verliehen worden ist, was nichts anderes heißt als »Kämpfer für Gott« und für das Licht, das alle Finsternis vertreiben, alles Böse überwinden und dem Guten zum Sieg verhelfen soll (k).
Praktisch bedeutet dies, dass er die wilde, ungezähmte Natur wieder unter Gottes Ordnung bringen und kultivieren soll: Er soll Einöden bewässern und urbar machen und Wüsten in paradiesische Eden-Gärten der Wonne verwandeln (l). Schlangen und Skorpione soll er zertreten (m) und alle reißenden Bestien und Untiere, die Mensch und Tier bedrohen und Gottes Pflanzenreich niedermachen, zertreten, zertrampeln und zerstören, ausrotten und gänzlich austilgen vom Boden der Erde (n).
Und er ist freilich angehalten, in Frieden und Eintracht und aller Stille ein frommes, geheiligtes Leben zu führen, in aller Bescheidenheit und Entsagung sowie in Freigiebigkeit gegen alle Armen und in Mildtätigkeit gegen alle Bedürftigen (o).
Dies ist darum auch der Segen, welcher jeder heilige Perser seinem Bruder beim Betreten seines Heimes wünscht: »Möge in diesem Hause Gehorsam über Ungehorsam siegen, Wahrheit über Lüge, Friede über Harm, Freigiebigkeit über Geiz, Demut über Hochmut, Gerechtigkeit über Ungerechtigkeit!«
Der Mensch nämlich kann auch dem Bösen verfallen, weswegen alles Übel auch durch strenge Gesetze einzudämmen und zu ahnden ist, damit es nicht um sich greift, wie ein Krebsgeschwür (p). So ist auch uns durch unseren Propheten Zarathustra, wie euch durch euren Propheten Mose, geboten worden, konsequent und unnachgiebig alles Böse aus unserer Mitte mit der Schärfe des Schwertes auszutilgen (q).
2-L: Es ist der Welten-Richter Mithras!
Da der Mensch sich aber auch von Ahriman zum Bösen verführen und verleiten lassen kann (a), ist er in die Entscheidung gerufen, welchem Gott er sich verschreiben und welchem Herrn er dienen will: dem Ahura Mazda und Seinen segensreichen Spentas oder aber dem Angra Mainyu mit seinen Dämonen (b).
So hat jeder Mensch Segen und Fluch vor sich, Heil wie Unheil, Leben oder Tod, und er kann sich erwählen, was er will, und ist zur rechten Wahl aufgerufen sein Leben lang: (c) Er kann im Segen Ahuras Segensreiches aussäen zu seinem Heil oder aber unter dem Fluch Ahrimans Fluchbringendes aussäen zu seinem Unheil; und was immer er sät in Gedanken, Worten und Werken, das wird er ernten! (d)
Denn eine jede Seele muss am Ende ihres Lebens Rechenschaft darüber ablegen, was sie in ihrem Leben hervorgebracht hat! (e) Denn nach dem Verscheiden erfolgt über einer jeden Seele, die ihren vergänglichen, vom Argen befallenen Leib abgestreift hat (f), das Gericht vor dem tausend-ohrigen und tausend-äugigen Mithras, der nichts als Licht ist, das alles durchstrahlt und auch die verborgendsten Abgründe ans Licht bringt (g). Jener wird in Persien als der Sohn des Höchsten Ahura Mazda verehrt, da Ihm alles Gericht von Seinem Vater übergeben worden ist (h).
Zarathustra beschreibt genau, wie dieses Gericht vonstatten gehen wird: Alle Seelen müssen nach ihrem Verscheiden eine Brücke über eine tiefe Schlucht über dem lodernden Abgrund der Hölle überschreiten, die einem zweischneidigem Schwert gleicht (i).
Zugleich tritt einer jeden Seele das Spiegelbild ihres Inneren in Gestalt einer Frau gegenüber: Wenn eine Seele aus der göttlichen Güte und Barmherzigkeit gut und barmherzig gelebt hat, dann kann sie über die flache Breitseite des Schwertes, die sich bis zu neunzehn Speerlängen ausweiten kann, sicher über den Abgrund in die himmlischen Gefilde gelangen (j), wo sie von ihrem eigentlichen, ursprünglichen reinen Selbst in Gestalt einer zur Braut bereiteten strahlenden Jungfrau empfangen wird, mit der sie sich vereint, um – wieder eins mit sich selbst geworden – ins ewige Licht ihres himmlischen Bräutigams einzugehen (k).
Hat eine Seele aber aus der Bosheit und Unbarmherzigkeit des wider-göttlichen Ahriman nur böse und unbarmherzig gelebt, wird ihr auch selbst keine Barmherzigkeit widerfahren, sondern sie wird unbarmherzig in letzter Härte mit ihrer üblen inneren Wahrheit konfrontiert: (l) Dann steigt ihr ein übel-riechender Verwesungsgestank in die Nase und sie erblickt auf der anderen Seite der Überführung ihr gegenwärtiges, entstelltes, verderbtes Spiegelbild in Gestalt eines hässlichen, verunstalteten runzeligen alten Weibes, das ihr den Weg zum Paradies versperrt, da jene verlorene Seele noch nicht zu sich selbst, zu ihrem wahren, eigentlichen, ursprünglichen Selbst, nämlich zu ihrem wahrhaftigen Ursprung sowie zu ihrer ureigentlichsten vollendeten Bestimmung, die allein in Ahura Mazda liegen kann, gefunden hat (m).
Und jene silberne Seelen-Brücke, die einem überdimensionalem Schwert gleicht, neigt und verjüngt sich zur scharfen Schneide, so dass diese abgeirrte Seele sich auf der Klinge nicht mehr halten kann und in den lodernden Abgrund der feurigen Hölle hinab-stürzt (n).
So offenbart sich einer jeden Seele am Ende eines jeden Lebens ihre wahre augenblickliche Befindlichkeit im Angesicht des alles durch-leuchtenden Mithras, welcher in Persien schon seit Urzeiten verehrt wird, noch ehe wir die göttlichen Enthüllungen durch unseren hohen und erhabenen Priester-Propheten und Gesetzgeber Zarathustra erhalten haben.
2-M: Er ist der Bezwinger Ahrimans
Von jenem göttlichen Mithras wird Ähnliches wie von Bel Marduk aus den Ur-Anfängen aller Zeiten berichtet: Da soll Er den Erz-Widersacher des Ahura, den Ahriman, der Ihm in Gestalt eines über-gewaltigen gehörnten wütenden Ur-Stiers (a) mit blutrot-unterlaufenen Augen voll Jähzorn und Grimm entgegen-schnaubte, überwältigt und besiegt haben und alsdann die »Utra«, die göttliche Ordnung des Ormuzd, im Universum wieder aufgerichtet haben, woraufhin sich schließlich durch Seine Kraft das ganze vielfältige Leben in der Natur bis hin zum Menschen entfalten konnte. Mithras gilt darum von je her als der Hervorbringer alles Guten (b) und als der Hüter des göttlichen Rechts, wie auch als der Richter über aller Seelen Leben.
Seelen, welche Güte erlangt haben, können nach ihrem Ableben, wenn sie alles Vergängliche, Leidvolle mit ihrem anfälligen Leib abgestreift haben (c), hinüber-ziehen in die ewigen Gefilde des Lichts und der Herrlichkeit (d).
Alle anderen aber, die zu ihrer wahren Bestimmung und ihrem ureigentlichsten Selbst und inneren Leitstern und Schutzengel, dem himmlischen Geist-Dual ihres Fravaschi (e), noch nicht gefunden haben, stürzen nach ihrem Verscheiden in die lodernden Flammen der Hölle (f), wo alles Böse in ihnen wie dunkle Schlacke ausgeschmolzen werden muss (g), bis sie – dort ausreichend gereinigt und geläutert – wie der Phönix aus der Asche wieder erstehen können (h) und einer erneuten sterblichen Wiedergeburt zugeführt werden, in welchem sie aufs Neue eine Chance erhalten, ob sie nunmehr vielleicht das in ihnen ursprünglich angelegte Gute zu verwirklichen lernen wollen (i).
2-N: Die Prophezeiungen des Zarathustra
Zarathustra hat nun überdies Einblick in die ganze Heilsgeschichte bis zur völligen Vollendung des gesamten Alls erhalten, die sich noch über mehrere Jahrtausende hinzieht. Was für uns hier nun aber von ganz besonderer, außerordentlicher Bedeutung ist, besteht darin, dass Zoroaster, ebenso wie euer Mose und auch selbst jener große Erleuchtete Buddha in Indien,* verheißen hat, dass nach ihm ein noch weit größerer Prophet und Priester-König erstehen würde (a), dessen Weisheit und Einsicht die aller voraus-gegangenen erleuchteten Gott-Gesandten in den Schatten stellen und um Unendlichkeiten überragen würde: (b) nämlich der »Saoschyant«, der »Heiland« aller Welt.
- Nach dem Digha Nikayo XXVI hat Buddha das Kommen eines noch größeren Buddha
angekündigt, dessen Jüngerschaft die Seinige um ein Tausendfaches überbieten würde.
Und durch Seine Einsicht würde jener unzähligen Seelen Erlösung bringen und ihnen zum Heil verhelfen (c). Durch Ihn würde das Reich Gottes erstmals über den ganzen Erdkreis aufgerichtet werden (d), woraus wir freilich schlossen, dass jener Erlöser aller Welt ein großer und erhabener hohepriesterlicher König sein muss (e), der es vermag, Recht und Gerechtigkeit durchzusetzen und der die Macht hat, dem Wahren, Guten und Schönen, Heilvollen zum Sieg zu verhelfen (f).
Aber auch dieses große goldene Zeitalter, das jener hoch-gerühmte, verheißene Nachfolger Zarathustras der ganzen Welt bringen wird, wie unbeschreiblich herrlich es auch sein wird, wird noch nicht ewig währen, sondern am Ende von einer kurzen, aber überaus schrecklichen Zeit der totalen Verdunkelung abgelöst werden, in welcher sich noch ein letztes Mal mit dem Mut der Verzweiflung die Finsternis erheben und für ein Kurzes die Oberhand gewinnen wird (g).
Dann aber wird der »Saoschyant«, der »Heiland« aller Welt, wiederkehren (h) – sei es nun Zarathustra selber oder aber vielmehr der noch Größere, den er angekündigt hat (i), und Zarathustra mit allen anderen Propheten aus allen Nationen und Völkern (j) nur in dessen Gefolge (k). Der wird dann bei Seiner Wiederkunft alles Böse, das sich noch ein letztes Mal erhoben und die Herrschaft erlangt hat, überwinden und in den Abgrund der Hölle stoßen (l).
Daraufhin aber errichtet Er ein Friedensreich auf Erden, das sich von einem Ende des Himmels bis zum anderen über die ganze Welt erstreckt und ein ganzes Jahrtausend währen wird (m). Da wird dann die ganze Erde ein einziger paradiesischer Garten Eden sein (n).
2-O: Am Ende wird alles durchs Feuer gereinigt!
Nach Abschluss dieses Tausendjährigen Friedensreiches unter der Herrschaft des wiedergekehrten großen Königs und Propheten wird schließlich das ganze All in einem universalen Welten-Brand zergehen (a), da alles Irdische noch der Vergänglichkeit, Fäulnis und Verwesung unterworfen ist, mit der Ahriman die Schöpfung Ahuras gezeichnet hat (b).
So muss alles Sichtbare, Greifbare, Leibliche, Schwache, mit Mängeln Behaftete, gegen so unzählige Übel Anfällige und Versuchliche, Verunreinigte, Verunstaltete, Verderbte, Irdische den läuternden Flammen des Ormuzd überantwortet werden, auf dass aus dem ganzen Universum bis in alle seine winzigsten Fasern und Elemente hinein alle dunkle, schwarze und klebrige Schlacke ausgebrannt wird, so dass alsdann die ganze Schöpfung, wie vollends durchläutert zu glasklarem reinem Gold (c), in geistlicher Verklärung als reinstes Licht voll göttlicher Klarheit, Kraft und Stärke wieder erstehen kann (d) in unaussprechlicher Herrlichkeit, die ewig währt und göttliche Unsterblichkeit in sich trägt (e).
Da werden dann auch alle Seelen in einer universalen Auferstehung (f) neue astrale Licht-Leiber erhalten von unvergleichlicher göttlicher Strahlkraft, strotzender Stärke und pneumatischer Herrlichkeit (g).
Durch dieses große universale Feuer wird auch allen Seelen, die dem bösen Ahriman verfallen waren, wie auch sogar dem Erz-Widersacher Angra Mainyu selbst, alles Böse und Unreine wie schwarze Schlacke ausgebrannt werden. Doch was für unsägliche, unendliche Qualen wird das für all jene bedeuten, die sich einstmals, dem Ahriman folgend, rückhaltslos dem Bösen verschrieben haben! (h)
Und doch muss sie das Feuer gänzlich verzehren, damit auch sie völlige Läuterung und Reinigung erfahren! (i) Denn unser Gott, Ahura Mazda, ist ein verzehrendes Feuer (j), dem nichts entgeht – wie auch Mithras, das Angesicht und Herz, wie die Seele Seiner Herrlichkeit (k), der durchs läuternde Feuer aus Seinem alles durchstrahlenden Licht noch das ganze Universum richten und zurechtbringen wird, so dass wahrhaftig noch alles rein und heilig werden muss in Seiner Heiligkeit und Reinheit, die am Ende alles einnehmen und durchstrahlen wird (l).
Darum verehren wir auch Ahura Mazda in der Gestalt der Elementar-Kraft des heiligen, alles reinigenden Feuers (m) und sehen darin eine Manifestation des Mithras, des Sohnes des Ormuzd und des Herrn des Lichts, wie wir auch in dem Glutball der Sonne eine Erscheinung des Ahura Mazda und des Mithras erblicken, die ähnlich wie Aton in Ägypten auch als eine geflügelte Sonnenscheibe dargestellt werden (n).
2-P: Der Saoschyant wird Mithras sein!
Mithras wird also am Ende der Richter aller Seelen sein (a), wie Er es auch ist, der eine jede verblichene Seele im Jenseits richtet (b), ob sie schon in die himmlischen Gefilde eingehen kann oder nach einem läuternden Feuer nochmals einer leidvollen, sterblichen Wiedergeburt zugeführt werden muss, um endlich über ihre wahre Befindlichkeit ernüchtert zu werden und umzukehren (c).
Da aber Mithras aller Welt Richter ist und sein wird, setzt sich in zunehmenden Maße bei uns in Persien die Überzeugung durch, dass es auch jener Mithras selbst sein muss, den Zarathustra als den noch größeren königlichen Priester-Propheten Ahuras und als den »Saoschyant«, den »Heiland« aller Welt, angekündigt hat, der tausend Jahre nach ihm in die Welt treten soll.
Und daran wird sich bei der universalen Auferstehung aller bei dem großen, alles läuternden Weltenbrand (d) einer jeden Seele künftiges Geschick entscheiden, ob sie durch Sein strahlendes loderndes Licht wohltuend und befreiend, erlösend erleuchtet oder aber schmerzlich ausgebrannt und verzehrt werden wird: (e) … – es wird sich daran entscheiden, wie sie sich jetzt, in dieser Zeit, zu jenem großen königlichen Propheten stellen wird, der nunmehr ganz offensichtlich gemäß der Prophezeiung des Zoroaster in die Welt hinein erweckt und geboren worden ist (f).
2-Q: Stunde und Stern sind nun da!
Denn die Zeit hat sich erfüllt (a) und das Jahrtausend ist verstrichen, nach dem der größte Prophet und hohepriesterliche König erscheinen soll, wie es Zarathustra angekündigt hat (b). Und Zoroaster hat überdies ebenso auch verhießen, dass der Aufgang eines neuen Sterns die Geburt dieses wunderbaren Kindes anzeigen würde, was nunmehr auch geschehen ist (c).
Darum sind wir gekommen, diesem göttlichen Kind zu huldigen und unsere Ehrerbietung zu erweisen. Denn auch wir haben Seinen Stern im Zeichen der »Erua Zarpanitum«, also »der gebärenden Jungfrau«, mitten in ihrem Schoß aufstrahlen sehen (d).
Und wir sind darin guter Dinge und voller Hoffnung, da wir wissen, dass Ahura wie auch Mithras, dem der Höchste alles Gericht übergeben hat (e), nicht nur über alle Maßen gerecht (f), sondern auch überaus nachsichtig und barmherzig sein wird mit allen (g), die selbst Nachsicht und Barmherzigkeit üben (h).
Denn dies ist es, und nichts anderes, was Er will, als dass wir Liebe und Barmherzigkeit üben gegen alles, was lebt, wie auch Er dies zu tun gewillt ist (i) und wie auch Er allen ihre Verfehlungen und Übertretungen vergeben will, die ihre Sünden bekennen und davon zu lassen gewillt sind und sich nach ihrem Vermögen um einen rechten Wandel bemühen (j).
Und wir erkannten das Nahen Seiner Ankunft auch daran, dass Mithras zunehmend auf dem ganzen Erdkreis Verehrung erfährt – ausgehend von Indien bis ins Herz des Römischen Reichs hinein, wo Ihm von den Hellenisten überall heilige Sonnen-Tempel errichtet werden und sich fromme Seelen versammeln, um durch ein nächtliches spirituelles Mahl kurz vor Sonnen-Aufgang in Gestalt von Brot und Wein von Ihm geistlich gestärkt zu werden nach dem inwendigen Menschen, nachdem sie reuig ihre neueren Verfehlungen bekannt haben“ (k).
Und Badadilma, der zoroastrische Priester aus Medien, brachte die Ausführungen des Kagba aus Persien zum Abschluss: „So glauben wir, dass nunmehr endlich der geboren worden ist, den unser großer Prophet Zarathustra uns angekündigt hat, da sich nicht allein die tausend Jahre erfüllt haben, sondern überdies jenes gewaltige Zeichen am Himmel zu sehen war, dass Sein Stern im Zeichen der »Erua Zarpanitum«, nämlich »der gebärenden Jungfrau«, aufstrahlte (l) – heller noch als schon der Königs-Stern des Marduk, als dieser sich vor über einem Jahr dem Stern des Kewan im Zeichen der Fische angenähert hat, wovon wir erst später von den babylonischen Astrologen erfahren hatten, dass dies auf Seine Geburt in Syrien oder aber in Palästina hinwies.
Wir selbst nämlich hatten noch keine Vorstellung davon, wo jener göttliche Sohn, der »Saoschyant«, der »Heiland« aller Welt, geboren worden sein könnte, sondern wir folgten einfach Seinem Stern (m), der jede Nacht im Zeichen der Jungfrau mit dem ganzen astralen Firmament vom Morgenland hin zum Abendland über den Erdkreis zog.
Von den Wahrsage-Priestern im Zweistromland erfuhren wir dann, dass Er nach ihren astrologischen Erkenntnissen in Syrien oder Palästina zur Welt gekommen sein muss, da sich Sein Stern dem Kewan, der Macht über Syrien, angenähert hat, dies aber im Zeichen der Fische, der Kraft über Palästina. Und Bel-Tschazar, der Oberste der erleuchteten babylonischen Priesterschaft, schloss sich mit seinem Gefolge schließlich unserer Reise zu dem neu-geborenen göttlichen Königs-Kind an.“
2-R: Wo im syrischen Raum wird Er geboren?
Hier übernahm wieder Balthasar, das Haupt der babylonischen Astrologen, das Wort und ergänzte: „Wie schon Badadilma, der Hohepriester Zarathustras aus Medien, bekundet hat, waren wir uns, als wir in Babylon aufbrachen, allerdings noch nicht gänzlich sicher, ob jener große Friedefürst und Welterlöser nun in Syrien oder aber in Palästina geboren worden ist, wenngleich die Propheten eures Landes darauf hinweisen, dass Er Seine Welt-Herrschaft ganz offensichtlich von Israel ausgehend über den ganzen Erdball aufrichten wird (a). Aber man kann das ganze Volk Israel auch als eine Nachkommenschaft der Syrer betrachten, wenn man bereit ist, sich den geschichtlichen Fakten zu stellen und diese anzuerkennen (b).
Denn im Grunde gehören wir alle, von Mesopotamien über Syrien und Palästina bis nach Arabien hinunter demselben Volksstamm an: Wir sind alle Semiten, Nachfahren des Sem, der ein Sohn des Noah war, des neuen Ur-Ahns des ganzen Menschengeschlechtes, das El aus ihm aufs Neue begründet hatte (c), nachdem nach dem Ratschluss der Götter das ganze erste Menschengeschlecht durch eine Sintflut dahingerafft werden musste, weil es durch und durch verderbt und hoffnungslos dem Bösen verfallen war, so dass die Welt nur durch diesen heftigen Schlag aus den Himmeln Heilung und Genesung erfahren konnte (d).
Denn jenem, der unser aller Stammvater ist, hatte El in Seiner Barmherzigkeit gewiesen, eine Arche zu bauen, um ihn mit seinen drei Söhnen, Sem, Ham und Japhet und ihren Familien im Gericht der Götter, das über den ganzen Erdkreis kam, zu verschonen und durch die Sintflut hindurch zu retten (e).
Bei uns in Babylon trägt er den Namen »Atrakhasis«, was soviel bedeutet wie »Arche-Erbauer«; denn auch uns im Zweistromland wurde diese einschneidende Begebenheit aus der Vorgeschichte in unserem »Gilgamesch Epos« überliefert, das, wie auch die »Enuma Elis« vom ersten Sieg des Marduk über die Tiamat, einen Teil der Ursprungs-Mythen des babylonischen »Atrakhasis Epos« bildet.
Die Syrer aber sind Abkömmlinge des Aram, des Sohnes von Sem, der seinerseits einer der drei Söhne des Atrakhasis Noah war (f), weswegen die Syrer, die diesem Volksstamm angehören, auch Aramäer genannt werden. Diese aber breiteten sich vorzeiten über den ganzen vorderen Orient aus, so dass sie aus ihrem Gebirge bis in unser Zweistromland Mesopotamien, wie auch bis nach Palästina vordrangen. So war auch euer Stammvater Jakob-Israel ein Aramäer (g) und damit ein Syrer.
Schließlich wird auch bis auf den heutigen Tag von Babylon in Mesopotamien über den ganzen nördlichen Gebirgszug bis ins nördliche Galiläa am See Genezareth hinein aramäisch, die Muttersprache der Syrer, gesprochen, die zur Verkehrssprache aller Handesreisenden geworden ist, die all diese Landstriche durchziehen.
Darum waren wir uns nicht schlüssig, ob der Sohn Gottes nun in Syrien oder aber in Palästina geboren worden ist, wenngleich Sein Aufstieg zur Weltherrschaft ganz offensichtlich einstmals in Israel seinen Anfang nehmen wird.
Unsere Unsicherheit bezüglich Seines Geburtsortes stellte aber weiter kein Problem dar, da bekannter Weise alle Handelsstraßen von Indien, Medien, Persien und Mesopotamien aus in einem nördlichen Bogen über die fruchtbaren Gebirgszüge bis nach Syrien verlaufen, um von dort über Palästina bis nach Ägypten und Arabien zu führen, so dass über den fruchtbaren Halbmond und grünen Gürtel die kaum bewohnte syrisch-arabische Wüste umgangen wird.
So führte uns unsere Reise ohnehin zwingend über Syrien, das nördlich von Palästina liegt und in Damaskus oberhalb von Galiläa endet, wenngleich noch bis zum See Genezareth nicht nur hebräisch, sondern vorwiegend aramäisch gesprochen wird, was – wie schon gesagt – die syrische Mutter- und Landessprache ist, weswegen viele strenggläubige Juden auch das Nordreich Galiläa bereits als heidnisches Land betrachten, dass eigentlich schon garnicht mehr zu Israel, sondern schon zu Syrien gehört (h).
2-S: Die Kenntnisse der Syrer:
Als wir aber schließlich in Syrien eintrafen, mussten wir schnell feststellen, dass es dort kein eigenständiges Herrschaftsgeschlecht mehr gibt, das – wie es in Israel noch gegeben ist – unter Roms Oberhoheit eigenständig regiert, sondern, dass Syrien, seit es vor einem halben Jahrhundert von Pompejus erobert worden ist, seither als eine Provinz des Römischen Imperiums von einem römischen Statthalter und Legaten beherrscht wird.
Überdies erfuhren wir über das Gestirn des Kewan, dem sich vor über einem Jahr der Königs-Stern des Marduk im Tierkreiszeichen der Fische angenähert hatte, um in dieser Konjunktion und Vereinigung mit Kewan das ganze Sternenfirmament zu überstrahlen, von den Priestern aus Syrien noch einen bedeutenden Umstand, der uns schließlich vollumfänglich davon überzeugte, dass der große gott-gesandte König nicht in Syrien, sondern doch vielmehr explizit in Israel in Palästina geboren worden sein muss.
Aber dies können dir, werter Herodes, die Priester aus Syrien wohl noch besser erklären, die mit uns hierher nach Jerusalem gezogen sind.“ Und Balthasar wies mit der Hand zu den drei syrischen Priestern, welche mit ihm und den Priestern aus Medien und Persien nach Jerusalem herunter gezogen waren: „Darf ich vorstellen? Larvandad, Hormisdas und Guschnasaph.“
Sie lagen wie Balthasar aus Babylon, Badadilma aus Medien und Kagba aus Persien zur linken Seite des Herodes am Fußende der Tafel und trugen eng anliegende Hosen mit allerlei silber- und gold-bestickten Verzierungen unter langen grünen Kutten, sowie rote Kappen, die Helmen von Soldaten oder gar Hahnenkämmen glichen, so dass ihr Erscheinungsbild den Herodes zu seinem Amüsement mehr an Hofnarren erinnerte, als an ehrwürdige Hohepriester, was er sich aber freilich nicht anmerken ließ.
2-T: Der Tag des Ziel-Gestirns deutet auf Israel!
Larvandad, der syrische Priester, der am Kopf-Ende des Hormisdas und des Guschnasaph, seiner geistlichen Kollegen lag, führte die Ausführungen des babylonischen Astrologen-Führers Bel-Tschazars fort: „Jener Stern des Kewan, dem sich der Königs-Stern des Marduk annäherte, und den die Babylonier für die Macht über Syrien halten, steht nämlich vielmehr ebenso, wie auch das Tierkreiszeichen der Fische, für Israel:
Denn er ist nach dem Glauben der Römer die himmlische Manifestation des römischen Ur-Gottes Saturn, der von den Griechen Kronos genannt wird, welcher der Vater des Jupiter beziehungsweise des Zeus ist, welcher über alle Götter herrscht – ebenso wie nach dem Glauben der Babylonier der höchste Gott Enki, welcher der Vater des Bel Marduk ist.
Jenem allerhöchsten Gott-Vater, der selbst noch über Seinem Sohn, den Herrn aller Heerscharen (a), dem Marduk beziehungsweise dem Jupiter oder Zeus, steht, und der sich im Stern des Kewan beziehungsweise des Kronos oder des Saturn manifestiert, … diesem allerhöchsten Gott ist aber im ganzen Römischen Reich, wie auch bei uns in Syrien, der »Dies Saturnus«, also der Tag des Saturn, geweiht.
Dieser Saturn-Tag wird aber in Israel von je her als der Tag des HERRN, des Gottes Israels, und damit von den Juden als der höchste Feiertag in der Woche hochgehalten, an dem jede Arbeit, selbst auch nur die Zubereitung von Speisen, sogar unter Todesstrafe verboten ist, da er ganz der Huldigung Adonajs, des Gottes der Hebräer, geweiht ist (b).
Die Einhaltung dieses Tages des HERRN wird von den Juden sogar gleichsam als ein Bekenntnis zu ihrem Adonaj, dem Gott Israels (c), betrachtet und ist für sie der Inbegriff des besonderen Bundes, den jener höchste Gott mit den Israeliten als Seinem auserwählten Volk geschlossen haben soll (d), da die Juden, die im ganzen Römischen Reich in der Zerstreuung der Diaspora leben, diesen Tag heilig halten und nicht, wie sonst alle Heiden im Römischen Imperium, ihren Geschäftigkeiten nachgehen, sondern an diesem Tag des Saturn als einem Tag der Ruhe ihres Gottes in allem innehalten (e).
Da dies aber in den Augen der Römer und Griechen der Tag des Saturn beziehungsweise des Kronos ist, welcher der Ur-Ahn aller Götter und der Vater des Jupiter beziehungsweise des Zeus ist, sehen die Hellenisten in Saturn beziehungsweise in Kronos explizit den Gott des jüdischen Volkes, und nicht etwa die Macht über Syrien, wie die Babylonier meinten.“
Und Hormisdas setzte die Erläuterungen seines syrischen Priester-Kollegen Larvandad fort: „Als wir dies dem werten Balthasar aus Babylon, sowie dem Badadilma aus Medien und Kagba aus Persien darlegten, da wurde ihnen bewusst, dass der Stern des Kewan, also Saturn, dem sich vor über einem Jahr der Königs-Stern ihres Marduk angenähert hatte, um alsdann aufgrund dieser Verbindung in so noch nicht gesehener Herrlichkeit über dem ganzen astralen Nachthimmel zu erstrahlen, … – dass also eben dieser Stern des Kewan, der Saturn, nicht etwa auf Syrien, sondern ganz explizit auf Israel hinweist, da Kronos-Saturn allgemein als die Macht über dem Volk der Juden angesehen wird, da sie Seinen Tag als den Tag ihres HERRN und Gottes feiern.
So konnte Kewan, zu dem Marduk zog, um aufgrund dieser Annäherung in gewaltigem Glanz aufzustrahlen, nur ein Hinweis auf Israel sein, zumal sich das ganze himmlische Schauspiel überdies im Zeichen der Fische vollzog, was seinerseits auch wiederum ausdrücklich auf Palästina weist.“
2-U: Den Juden wurde Er angekündigt!
Schließlich beendete der syrische Priester Guschnasaph die Darlegungen von Larvandad und Hormisdas: „So war hinlänglich erwiesen, dass der Sohn Gottes in Israel in die Welt getreten sein musste. Als unsere Priester-Kollegen aus Babylon und Medo-Persien schließlich von uns darüber unterrichtet wurden, dass überdies gerade im jüdischen Volk aufgrund der vielen Verheißungen auf einen Erlöser, die gerade den Hebräern gegeben worden sind, die Hoffnung auf einen Messias für Israel in den letzten Jahrzehnten wie ein Fass bis zum Überlaufen angestiegen ist, war uns allen völlig klar, dass jener gott-gesalbte Christus und Heiland aller Welt, dessen Kommen wahrhaft alle großen Propheten in allen Völkern und Nationen in irgendeiner Weise angekündigt haben, nirgends anders als in Israel geboren worden sein konnte – als der von den Juden erwartete große Messias-König ihres Gottes aus dem königlichen Geblüt des David (a), da kein Volk, so wie dieses, auf Sein Kommen vorbereitet worden ist.“
2-V: Die Kenntnisse der Sabäer und Äthiopier:
An dieser Stelle setzte Melchi-Or ein, der mit seiner Gefolgschaft aus Saba und Äthiopien auf der anderen Seite der ausladenden, reich gedeckten Tafel zur Rechten des Herodes lag. Melchi-Or war ein königlicher Fürst, welcher in Ma´rib, der größten Hauptstadt im Süden von Arabien über alle Stämme der Sabäer herrschte.
Die Stadt Ma´rib aber war ein florierendes Zentrum des Weihrauch-Handels im ganzen vorderen Orient; und das Königreich Saba hatte auch an der Ostküste Afrikas Kolonisten-Siedlungen – in Äthiopien, das dem Reich der Sabäer im Westen auf der anderen Seite der Meer-Enge des Toten Meers gegenüber lag (a).
Jener weiß-bärtige, hochbetagte, aber noch äußerst rüstig erscheinende König aus Süd-Arabien trug ein strahlend rotes wallendes Gewand, das mit schwarzen gold-durchwirkten Stickereien gestreift war, sowie einen glutroten Turban, um den sich ein goldener Reif wand, der sich aus einzelnen quadratischen Platten zusammensetzte, die von Reliefs umrandet waren, in deren Zentrum sich je eine spitz zur Mitte auslaufende kugelförmige Auswölbung befand. Außerdem war jenes goldene Stirnband zwischen den einzelnen Gold-Platten mit kleinen golden Quasten geschmückt, welche über seinen Kopfbund hingen. Über dem Turban selbst ragte noch eine elfenbeinern leuchtende zwiebelförmige Wipfel-Krone empor.
Außerdem trug er ein großes goldbraunes kreisrundes Brustschild auf dem Oberkörper, in dessen Zentrum sich eine kleine Sonnenscheibe befand, deren Strahlen nach allen Seiten bis zur äußeren Einfassung des kreisrunden Schildes reichten. Dies war seinerseits an einem ebenso reich verzierten goldbraunen mond-sichel-artigen Halsreif mit sieben, sich nach unten zum Brustschild verjüngenden spitzen Zacken befestigt, über den sein langer, mächtiger silbergrauer Bart fiel.
Jener Melchi-Or war von allen Gästen bei weitem die imposanteste Erscheinung, wenngleich seiner dunklen Hautfarbe anzusehen war, dass er aus dem äußersten Süden Arabiens stammte. Aufgrund seines silbergrauen Bartes und rasta-lockigen Haars strahlte er die Würde eines weisen, altehrwürdigen, lebenserfahrenen Patriarchen aus.
Die Priester in seinem Gefolge waren ebenso gekleidet wie die Cohenim und Leviten im Tempel des HERRN in Jerusalem: Sie trugen leinerne Gewänder unter Leibröcken aus weißer Baumwolle, die in der Hüfte von bestickten Gürteln zusammen-gerafft waren (b). Das einzige, was sie von den Priestern in Israel unterschied, war ihr dunkler arabischer Teint. Tanisuram, Mika und Sisisba, welche die höchsten Priester aus der sabäischen Provinz Äthiopien an der Ost-Küste Afrikas waren, hatten sogar tiefschwarze, sonnengegerbte, lederne Haut, von denen sich in äußerstem Kontrast ihre schneeweißen Gewänder ebenso absetzten, wie ihre strahlenden Zähne und das Weiße in ihren feurig funkelnden Augen.
Melchi-Or, jener süd-arabische Patriarch aus Saba erklärte nun: „Das kann ich nur bestätigen, dass ganz offensichtlich kein Land so, wie Israel, durch seine Propheten auf die Ankunft des Welt-Erlösers vorbereitet worden ist.
Mein Name ist »Melchi-Or«, was da heißt: »König des Lichts«. Denn auch über unserem Land ist das göttliche Licht aufgegangen, das seit je her das heilige Land Jerusalem bescheint. Ich kann mit Stolz künden, dass ich ein Nachfahre von Makeda Bilkis Aziz, der bekannten Königin von Saba, bin, die einstmals von Sirwah, unserer damaligen königlichen Hauptstadt, nach Jerusalem herauf gezogen ist, um zu Füßen des erhabenen Königs Salomos die göttliche Weisheit zu erlernen, der sich wegen seiner tiefen Einsicht im ganzen vorderen Orient höchster Wertschätzung erfreute (c).
Sie war von jenem größten Friedefürsten aller Zeiten tief beeindruckt und bewegt und kehrte schließlich in wahrlich JEDER Hinsicht überreich beschenkt … nach Saba zurück“ (d). Bei seiner Ausführung, die Königin von Saba wäre „überreich beschenkt“ worden, setzte jener Melchi-Or mit einem viel-sagenden breiten Lächeln bewusst eine Pause, um anzuzeigen, dass jene Makeda Bilkis Aziz offensichtlich von dem hochgerühmten weisen Salomo geschwängert worden war und er sich selbst damit als einen Nachkommen des großen Königs Salomo betrachten konnte.
Und Melchi-Or fuhr fort: „Da bekehrte sich dann schließlich das ganze Land der Sabäer zum Gott und HERRN Israels, welcher der einzig wahre Gott über allen Völkern und Nationen ist. So ziehen auch von uns aus Süd-Arabien und Äthiopien alljährlich viele Sabäer hinauf zu den großen heiligen Festen in Jerusalem und bringen von ihren Pilger-Reisen immer wieder neue Abschriften heiliger Texte mit (e).
Darum haben auch wir schon seit unerdenklich langer Zeit erkannt, dass der Heiland für alle Völker und Nationen, der aller Welt Heil und Erlösung bringen wird, einstmals als der Messias erstehen wird, welcher dem Volk Israel verheißen worden ist. Und entsprechend forschten auch wir von je her in den Heiligen Schriften der Juden, wann wohl einstmals der König Israels erstehen und wie Er Sein Friedensreich über alle Welt ausbreiten wird (f).
Und auch uns wurde aus der uralten Weissagung des Bileam vom Euphrat-Strom deutlich, dass der Aufgang eines neuen Sterns am Himmel die Geburt des göttlichen Knaben anzeigen würde (g).
2-W: Der Stern kündet den Frauen-Samen an!
Und wir sind ebenso zu der Überzeugung gelangt, dass Er das Kind einer Jungfrau sein wird, da schon unseren Ur-Ahnen nach ihrem schmerzlichen Sündenfall, der das ganze Menschengeschlecht unter Tod und Verderben gebracht hat (a), dem Adam und der Eva verkündigt worden ist, dass einstmals ein Erlöser kommen würde, welcher der alten satanischen Schlange, die von je her alle Welt auf tödliche Weise verführt und verleitet (b), das Haupt zertreten und ihr gänzlich den Garaus machen würde (c), worauf auch später noch einmal Mose hinwies, indem er eine gekreuzigte Schlange aufrichten ließ. Und wer das Bildnis vom Sieg des Frauen-Samens über sie ansah, wurde von den feurigen Seraphen verschont, die sich um ihrer Sünde willen ins Fleisch der Hebräer hinein fraßen (d).
Und jener Heiland der ganzen Menschheit, der schon unseren allerersten Stamm-Eltern verheißen worden ist, soll wohl-gemerkt ein »Frauen-Same« sein – also auf eine ganz außergewöhnliche Weise in die Welt treten: als die Leibesfrucht einer keuschen, unbefleckten Jungfrau, die von keinem Mann berührt worden ist und keines Irdischen Samen zum Leben empfangen hat (e).
So war für uns das Sternbild der »Erua Zarpanitum«, wie ihr es nanntet, von je her die himmlische Erscheinung für diejenige, welche einstmals den in Eden verheißenen Samen gebärt (f). Und als dann schließlich Sein Stern im Schoß der gebärenden Jungfrau aufging, da war uns allen bewusst, dass der Sohn Gottes und Erlöser aller Welt endlich in Israel geboren worden war.
Darum sind auch wir nach Jerusalem herauf gezogen, nämlich ich, Melchi-Or, der König von Ma´rib, zusammen mit den höchsten Priestern von Saba, dem Awnison und Libtar, sowie mit den hohen Geistlichen aus Äthiopien, dem Tanisuram, dem Mika und dem Sisisba.
Da der Messias aber aus dem gesalbten königlichen Geschlecht Davids erstehen soll, weswegen Er auch »Sohn Davids« genannt wird (g), waren auch wir der Überzeugung, dass Er am königlichen Hof in der Heiligen Stadt Jerusalem das Licht dieser Welt erblicken würde, da Er doch königlichen Geblütes ist. Und mit großer Verwunderung und tiefem Erstaunen müssen wir nun, total irritiert, feststellen, dass dem offenbar nicht so ist!“
Und mit diesen Worten lehnte sich jener König von Saba, Melchi-Or, bei aller Würde seines Alters doch recht frustriert wirkend, wie ein Kind, das man seines Spielzeugs beraubt hat, auf seiner gepolsterten Liege zurück.
2-X: Der Prophet Micha weist auf Bethlehem
Da erklärte Herodes: „Nun, ich kann euch versichern, dass doch alles offensichtlich seine Richtigkeit hat. Denn ich habe unsere Hohenpriester und Schriftgelehrten in dieser Frage zu Rate gezogen, da sie freilich in ihren eigenen Heiligen Schriften am allerbesten bewandert sind – mehr als alle anderen, die sie im Ausland studieren (a).
Von ihnen habe ich erfahren, dass es eine Prophezeiung in einer kleinen, unscheinbaren Schriftrolle gibt, von einem eher unbedeutenden Propheten mit Namen Micha, der euch darum vielleicht unbekannt ist. Jener hat angekündigt, dass der Messias in einer relativ kleinen, unauffälligen, eher bescheideneren Siedlung in Judäa das Licht der Welt erblicken soll, nämlich in Bethlehem (b) – offensichtlich darum, weil dies auch die Geburtsstadt des großen Königs David war (c), aus dessen königlichen Geblüt der »Sohn Davids« einstmals wie ein Spross aus einem abgestorbenen Baum hervor-treiben soll (d).
Es gibt nämlich in ganz Israel unzählige Nachkommen des David, wie die eben durchgeführte Volkszählung, die mit den Daviden begann, erwiesen hat (e). Jedoch hat dieses Geschlecht seine einstige königliche Würde verloren, nachdem der große König Salomo, der Sohn und Thronfolger des David, trotz seiner überragenden Weisheit einstmals am Ende doch von Gott abgefallen ist (f). Und dieses glorreiche Königsgeschlecht soll mit dem Messias in einer neuen unbezwingbaren Dynastie wieder-erstehen und Israel zu Welt-Ruhm verhelfen“ (g).
2-Y: Ein König für Heiden wie Juden?!
Nach dieser Eröffnung setzte Herodes ein breites Lächeln auf, dass trotz seiner folgenden wohl-gewählten Worte, die bei seinen hohen Gästen Vertrauen erwecken sollten, doch bei ihnen allen ein gewisses unerklärliches Unbehagen auslöste. Denn irgendwie passte sein Auftreten und Erscheinungsbild, wie insbesondere seine eiskalt wirkenden, stechenden Augen mit einem schneidenden prüfenden Blick nicht zu dem, was er sodann bekundete:
„Was mir aber an euren Schilderungen ganz besonders gefällt, ist, dass jener große König, der dort geboren worden sein soll, ganz offensichtlich keineswegs nur der Retter Israels ist, sondern der Erlöser für wahrhaft alle Welt und alle Geschlechter und Nationen der Erde (a), so dass Er nicht allein den Juden verheißen worden ist, sondern darüber hinaus überall auf dem ganzen Erdkreis von Afrika bis nach Indien angekündigt worden ist (b), da jener der Sohn des allerhöchsten Gottes ist, der mit Seinem Vater von allen Völkern der Erde in gleicher Weise ehrwürdig verehrt wird (c) – unter welchem Namen und Bild auch immer: (d) sei dies nun in der Gestalt des Saturn-Sohnes Jupiter von den Römern oder im Bildnis des Kronos-Sohnes Zeus von den Griechen oder aber unter dem Namen des Ormuzd-Sohnes Mithras von den Persern und Hellenisten oder aber im Gleichnis des Enki-Sohnes Marduk bei den Babyloniern.
Es ist doch ganz offensichtlich alles ein und der selbe Gott über allen Göttern (e) und derselbe eine einzige Herr über allen Heerscharen (f), der von den Heiden in gleicher Weise, wie von den Juden, verehrt wird (g).
Die Juden nämlich meinen, sie seien das einzige von Gott beachtete und auserwählte Volk (h), welchem der Höchste sich ausschließlich mitgeteilt hätte und die allein Er darum als einziges Volk nur erlösen wolle (i).
Und das geht so weit, dass sie nicht einmal meine Herrschaft anerkennen wollen (j), weil ich idumäischer Abkunft und damit in ihren Augen kein reiner Jude bin (k), da ich nur dem Geschlecht des Esau, des Zwillingsbruders von Jakob-Israel (l), nämlich den Edomitern, entstamme (m), obwohl sich deren Reich im Süden ebenso an Judäa anschließt und heute zu Israel gehört, wie Samaria und Galiläa im Norden – jene Gebiete, welche die Judäer aber ebenso bereits als Heidenland betrachten, da die Samariter (n) aus Misch-Ehen zwischen den aus Babylon zurückgekehrten Juden und den Assyrern und Chaldäern, welche während der Zeit des Exils (o) dort angesiedelt worden waren (p), hervorgegangen sind (q), die Galiläer aber hauptsächlich die syrische Muttersprache Aramäisch sprechen (r).
So erkennen sie mich als ihren König nicht an, obwohl ich doch einstmals durch Heirat in ihr eigenes hohepriestliches Königsgeschlecht aufgenommen worden bin und in gleicher Weise, wie sie, ihrem Gott huldige, Seine frömmsten Priester auf dem Berg Zion gegenüber dem Tempelberg in unmittelbarer Nähe zum Heiligtum Gottes eine neue Siedlung errichten ließ (s) und das Haus der HERRN überdies schon seit Jahrzehnten ausbauen lasse (t), um es in so noch nie da-gewesener Pracht und Herrlichkeit erstrahlen zu lassen, wie es Seinem allerhöchsten, unvergleichlichen, unaussprechlichen Namen gebührt.
Sie aber, die Juden, sehen mich dennoch als einen gottlosen Heiden an, dem schon allein aufgrund seiner Abkunft kein Anrecht auf Heil und Erlösung zustünde – und schon garnicht zur Herrschaft über ihr auserwähltes Volk (u), obwohl ich doch in gleicher Weise beschnitten bin, wie sie, und sich meine Vorfahren schon vor Generationen unter den Hasmonäern zum Gott Israels bekehrt haben und als Proselyten dem jüdischen Volk hinzugetan wurden (v), wie sie schließlich nicht zuletzt unter meinem Vater Antipater an der Seite des rechten Thronfolgers der Hasmonäer gekämpft haben: nämlich für den monarchischen Hohenpriester Johannes Hyrkanos, der von seiner Mutter, der Königin Salome Alexandra, als ihr Nachfolger zum Herrscher Israels bestimmt worden war, gegen den aber dessen Bruder Aristobulos aufbegehrte und rebellierte (w).
Da es aber letztlich allein mein Vater, Antipater, war, der dem Hyrkanos zum Sieg verholfen hat, wurde mein Vater auch von der Oberhoheit Roms als weltlicher Regent über die Juden an der Seite des Hyrkanos als dem Hohenpriester und dem geistlichen Oberhaupt über Israel eingesetzt, weil nur er allein die geistliche Herrschaft des Hyrkanos halten und stützen konnte. So hat mich als meines Vaters Thron-Erben schließlich letztlich doch auch die göttliche Allmacht selbst gewürdigt und erwählt, nunmehr über Ihr Volk zu herrschen, um es vor unrechtmäßigen Übergriffen zu beschützen und zu bewahren (x).
Wenn nun aber euer Heiland offensichtlich keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden macht (y), sondern für alle Nationen und Geschlechter auf dem ganzen Erdenrund gekommen ist, wie Sein Erscheinen schließlich auch deutlich aller Welt und nicht allein nur den Juden als Heilsverheißung angekündigt worden ist (z), so wird dieser ganz gewiss auch meine mir vom Höchsten verliehene Herrschaft über Israel endlich vor allen Juden bestätigen, die ich dann auch liebend gerne in Seinem Namen und unter Seiner Oberherrschaft anstelle von der Roms in Seinem Sinne fortzusetzen gewillt bin, da Er mich nicht, wie die Juden, wegen meiner vermeintlich heidnischen Herkunft verachtet, sondern mich vielmehr wertschätzen und anerkennen wird, da ich von je her Seinem Gott und Vater in größter Ergebenheit und Ehrerbietung huldige und diene, was diese Juden aber einfach nicht sehen und anerkennen wollen, da ich in ihren Augen ein hoffnungslos verdorbener Heide bin, obwohl ich doch auch, in gleicher Weise wie sie, ein Sohn und Nachkomme des Abraham bin!“ (aa)
So hatte Herodes selbst aus seinem eigenen Mund schon viel Wahres über das göttliche Wesen bekundet (ab), das allen Menschen auf dem ganzen Erdball in gleicher Zuneigung und Wertschätzung begegnet, ohne einen Unterschied zwischen Juden und Heiden zu machen (ac) – eine Wahrheit, die auch ihn selbst hätte retten und erlösen können! (ad)
Allein, er glaubte selbst nicht ein einziges Wort von dem, was er bekundet hatte (ae). Denn wenngleich Herodes der Große auch den in allem Volk wegen ihrer tiefen Frömmigkeit hoch-geschätzten »Essenern«, die darum von den Juden auch als die »Chassidim«, die »Frommen«, bezeichnet wurden, überaus viel Gunst erwies und überdies den Tempel des HERRN zu unvergleichlicher Herrlichkeit ausbauen ließ, so tat er dies alles doch allein aus gezielter, eiskalter Berechnung – allein nur darum, um Gunst beim tiefgläubigen Volk der Juden zu gewinnen (af), dass sie ihn als würdigen Herrscher über Israel doch noch anerkennen und ihm einstmals noch huldigen würden.
2-Z: Eine Bedrohung der Macht!
Herodes selbst aber glaubte weder an die Verheißungen von Propheten, noch an die Ausdeutung himmlischer Bewegungen durch irgendwelche Astrologen, sondern erwog allein aus berechnendem, taktischen Kalkül, ob derlei Prophezeiungen und Prognosen, denen das Volk allerdings großen Glauben schenkte, seine Herrschaft über Israel gefährden könnten, die er sich durch intrigante Ränke und selbst durch Mordanschläge erschlichen hatte.
So hatte Herodes der Große nicht einmal davor zurück-geschreckt, zuerst seinen jungen Schwager, den Hasmonäer Aristobulos, den Dritten, welchen er aufgrund seiner königlichen Abkunft zum Hohenpriester ernennen musste, ertränken zu lassen, weil jener Aristobulos sich weit größerer Gunst bei den Juden erfreute, als er selbst (a) – wie Herodes auch keine Skrupel hatte, wenige Jahre später seine eigene Frau wegen angeblicher Untreue hinrichten zu lassen (b) – jene hasmonäische Prinzessin Mariamne, mit der Herodes sich einstmals, als sie noch im zarten Alter von zwölf Jahren war, hatte vermählen lassen, um in die makkabäische Dynastie hineinzukommen.
Und ebenso ließ er sogar auch die Söhne der Mariamne, welche sie ihm geschenkt hatte, hinrichten, da sie sich angeblich gegen ihn verschworen hatten, da er im Gegensatz zu ihnen selbst keinerlei königliches Hasmonäer-Blut in sich trug und auch schon ihre Mutter wegen angeblichen Ehebruchs hatte steinigen lassen.
Und sogar den einstigen monarchischen Hohenpriester Johannes Hyrkanos, den Zweiten, an dessen Seite einstmals Antipater, der Vater des Herodes, gekämpft hatte, als dieser mit seinem Bruder um die Thronfolge stritt, woraufhin dann aber dem Antipater, dem Vater des Herodes, selbst von Rom die weltliche Macht über Israel an der Seite des Hyrkanos als deren geistlichen Patriarchen übertragen worden war: auch diesen Hyrkanos, den Großvater seiner einstigen Frau Mariamne, hatte Herodes wegen angeblicher Verschwörung mit den Nabatäern gegen sich hinrichten lassen, obwohl dieser von seinen Widersachern bereits verstümmelt und damit für die Ausübung der geistlichen Herrschaft über Israel völlig untauglich geworden war (c).
Angesichts dieser Gesinnung des Herodes war es klar, dass er in dem Hochkommen eines vermeintlichen jüdischen Messias aus dem einstigen Königsgeschlecht des David seine eigene Herrschaft über Israel eher klar bedroht sah, als zu erwarten, von jenem »Sohn Davids und Gottes« (d) einstmals in seiner eigenen Regentschaft gestützt und bestätigt zu werden.
Und so heuchelte Herodes den ausländischen Priestern nur Gottesfurcht und herzensweite Frömmigkeit vor (e), um sie zu täuschen und über sie in Erfahrung zu bringen, wo genau in Bethlehem dieser angebliche Messias geboren worden sei, um ihn hernach heimlich beseitigen zu lassen, wie er es mit allen seinen Rivalen schon immer getan hatte (f).
2-AA: Wie alt wird Er jetzt sein?
Die ehrwürdigen Weisen, welche von allen vier Enden der Welt – sowohl vom Osten, aus Medien, Persien und Mesopotamien aus dem Morgenland, als auch vom Norden, aus Syrien, sowie vom Süden aus dem entlegenen Königreich von Saba in Arabien, ferner vom Westen aus Äthiopien in Afrika – nach Jerusalem herauf gezogen waren, hatten nunmehr also einhellig und übereinstimmend berichtet: (a) „Wir haben über allem letztlich einen gewaltigen Stern gesehen, der unter allen anderen Gestirnen mächtig hervor-leuchtete und sie alle in ihrem Glanz dämpfte, so dass es war, als ob die anderen Sterne gar nicht leuchten würden.
Wir aber gelangten so, bei der Deutung dieses gewaltigen Zeichens im Verbund mit vielen weiteren (b), zu der Erkenntnis, dass ein König in Israel geboren worden ist – würdig, auch von allen anderen Beherrschern der Welt anerkannt zu werden; und wir sind gekommen, Ihm zu huldigen und Ehre zu erweisen.“ (c)
Nachdem nun Herodes von den Ältesten des Hohen Rates Israels bereits in Erfahrung gebracht hatte, dass dieser vermeintliche Welt-Erlöser in Bethlehem geboren werden solle, wollte er freilich noch genau Sein Alter ergründen.
Denn er hatte doch gewisse Schwierigkeiten, den ausschweifenden, detailreichen Darlegungen der Magier und Priester von ihren komplexen, höchst komplizierten astrologischen Studien, sowie, zu welchen Erkenntnissen diese sie allmählich führten, zu folgen, zumal ihn das ganze Sternen-Brim-Borium und Propheten-Zawlazaw reichlich wenig interessierte und er nur in Erfahrung bringen wollte, wie alt jener angeblich inzwischen geborene Messias sein konnte, dessen Geburt offensichtlich nach Ansicht der Juden in Bethlehem zu ver-orten war, da Herodes sich in seiner Herrschaft von diesem Emporkömmling bedroht sah und Ihm darum unverzüglich ausschalten wollte, bevor dieser ihm einstmals zu mächtig werden konnte (d).
Und so fragte er nochmals mit aufgesetzter Begeisterung und vorgetäuschter erwartungsvoller Spannung nach: „Sagt mir doch bitte noch, wie alt jenes göttliche Kind denn nunmehr nach eurer Einschätzung inzwischen ist. Denn ihr habt ja über einen längeren Zeitraum hinweg verschiedenste außerordentliche Zeichen am Himmel gesehen, die auf Seine Geburt hingedeutet haben“ (e).
„Nun, dies genau zu bestimmen, ist schwer möglich,“ erklärte Balthasar, der Hoch-Astrologe aus Babylon, „da die Erscheinungen am Himmel sowohl Vorzeichen, wie auch bereits Nachwirkungen und nachträgliche Künder Seiner Geburt sein können.
Wenn denn nun das Aufstrahlen des Königs-Sterns des Marduk bei seiner Annährung an Kewan im Zeichen der Fische bereits ein Zeugnis von der Geburt des göttlichen Marduk als ein Menschenkind in Israel war, dann ist jener Knabe bereits eineinhalb Jahre alt – und die darauf folgenden Erscheinungen am Himmel waren nur weitere, spätere Hinweise auf Seine Geburt, die wohl auch nach der göttlichen Vorkenntnis aller Dinge notwendig waren, da wir hier erst zu der Einsicht gelangten, dass der Sohn Gottes in die Welt hinein geboren worden sein müsse.
Diese Konjunktion von Jupiter und Saturn könnte allerdings auch nur ein erstes VOR-Zeichen Seiner bevorstehenden Mensch-Werdung in Palästina und Seiner einstigen Machtergreifung in Israel gewesen sein.
So könnte jener Erlöser aus den Himmeln auch erst zu dem Zeitpunkt aus den Augen eines neugeborenen Menschenkindleins auf eine gänzlich neue Weise das Licht dieser Welt von unten her erblickt haben, als Sein Stern im Zeichen der gebärenden Jungfrau aufging, nachdem der Stern des Marduk nach Seinem Aufstieg im dreifaltigen Gestirn des Lichts vom Mond verdunkelt wurde. Wenn der Sohn Gottes hier erst als der Heiland in unserer Welt wiedergeboren worden ist, nachdem Er nach Seiner himmlischen Existenz ausgelöscht worden war (f), dann wäre Er erst ein knappes halbes Jahr alt.
Es könnte ja schließlich auch so sein, dass jener Sohn Gottes – nach dem ersten himmlischen Zeichen der Annährung des Marduk an Kewan – in Israel von einer keuschen, unbefleckten Jungfrau, die nie von einem Mann berührt worden ist, zunächst erst einmal nur empfangen worden ist, und dass jener Knabe schließlich den Mutterschoß durchbrach, als dann später Sein Stern im Zeichen der gebärenden Jungfrau aufging.
So lässt sich Sein genaues Alter und der tatsächliche Zeitpunkt Seiner Geburt nicht eindeutig bestimmen. Denn es gab insgesamt drei Zeichen aus den Himmeln, die sich ihrerseits wiederum immer aus drei Anteilen zusammensetzten:
Als erstes die dreifache Konjunktion des Königs-Sterns des Marduk mit Kewan im Zeichen der Fische, eine Verbindung, die den Jupiter bei seiner Annäherung an Saturn am Sternenhimmel zuletzt in dreifachem Glanz erstrahlen ließ; –
als zweites der Aufgang der drei Regenten des Lichts, nämlich des Marduks, der Ischtar und der Sonne, in der der Höchste Ewig-Vater Enki oder Ahura Mazda erstrahlt; –
und schließlich als drittes das Aufstrahlen Seines Sterns im Zeichen der Jungfrau, der zusätzlich in vier Jahren, wie unsere Berechnungen ergeben haben, die Gewalt über Seinen Widersacher gewinnen wird, da hier der Mond, der den Marduk bei Seinem Aufgang mit der Morgenröte überwältigen, bezwingen und verschlingen wollte (g), durch des Marduks neuen Stern, der daraufhin im Schoß der Jungfrau aufstrahlte, unter die Füße Seiner jungfräulichen Mutter gezwungen wird, so dass in vier Jahren Sein Gehörn in Gestalt der Mondsichel sich unter dem neuen Stern in der Jungfrau beugen muss und ihr zum Schemel ihrer Füße wird (h).
So gab es ein dreifaches dreifältiges Zeichen innerhalb von drei mal vier Monaten, was auf ein ganz außerordentliches Geschehen hinweist, wie es von Anbeginn der Schöpfung noch nie gesehen worden ist – ähnlich wie einstmals dem Abraham das Kind der Verheißung in Gestalt von drei Pilgern in einem einhelligen Zeugnis (i) angezeigt worden ist (j).
Doch aufgrund dieser Fülle an himmlischen Zeugnissen lässt sich die Stunde der Geburt jenes göttlichen Kindes leider nicht genau bestimmen. Nur eines ist gewiss: dass dieses gewaltige Ereignis innerhalb des Zeitraums dieser dreifachen dreifältigen himmlischen Erscheinung geschehen ist.“
2-AB: In vierzig Jahren ergreift Er die Macht!
Und Tanisuram, einer der schwarzhäutigen Priester aus Äthiopien, ergänzte: „Aber auch, wenn sich Sein gegenwärtiges Alter nicht genau ermitteln lässt, so ist doch ziemlich gewiss, dass Er innerhalb der nächsten vierzig Jahre die Weltherrschaft erlangt haben und das Reich Gottes von einem Ende des Himmels bis zum anderen aufgerichtet haben wird.
Denn auch Daniel hat – ähnlich wie Zarathustra – prophezeit, wann das Reich Gottes anbrechen würde – nämlich genau siebzig Jahrwochen nach der Wiederherstellung Israels nach dem babylonischen Exil (a) – also in sieben mal siebzig Jahren, das sind vierhundert-neunzig Jahre (b).
So könnte Sein helikialer, sonnen-gleicher Aufstieg in vier Jahren seinen Anfang nehmen, wenn das Horn Seines Widersachers unter Seine Füße gezwungen ist, wie es zu diesem Zeitpunkt die Mondsichel zu Füßen der Jungfrau anzeigen wird, die dann zum Schemel ihrer Füße wird (c).
In spätestens vierzig Jahren aber, wird Er, wenn Er erwachsen geworden ist, schließlich mit Gewissheit die Herrschaft über das ganze Erdreich erlangt haben.“
Da erklärte Herodes: „Nun, das ist das Einzige, worauf es letztlich ankommt und was zählt, wie alt jenes königliche Kind im Augenblick auch immer sein mag! Aber auch das werdet ihr ja nun bald erkundet haben. Denn nun wisst ihr schließlich bereits aus meinen gründlichen Nachforschungen, dass jener Heiland, dessen Niederkunft sogar die Himmel gekündet haben, nach der Weissagung eines unserer Propheten in Bethlehem geboren worden ist (d).
Die Stadt Davids ist auch überhaupt nicht weit von unserer Heiligen Stadt Jerusalem entfernt. Sie liegt in der Jerusalemer Gebirgskette etwa fünf Meilen südlich von hier und lässt sich in weniger als einem halben Tag erreichen. So könnt ihr morgen schon in Bethlehem sein!
Wenn ihr aber den Knaben gefunden habt, müsst ihr unbedingt zu mir zurück kehren und mir genau berichten, wo das Kind anzutreffen ist, damit ich dann auch hingehen und Ihm huldigen kann, sobald ich hier in Jerusalem abkömmlich bin und es meine Amtsgeschäfte erlauben.“ (e) Und die Gäste des Herodes versprachen: „Das wollen wir tun.“