21-A: Die Berufung des Johannes

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Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa und Samaria war, – Herodes Antipas aber der Tetrarch von Galiläa, sowie von Peräa, des Landstrichs jenseits des unteren Jordan, südlich von Dekapolis, dem heidnischen Zehn-Städte-Reich – und als dessen Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa nördlich von Galiläa zwischen dem Libanon und dem Hermon war, sowie von den Landschaften Gaulanitis, Batanäa und Trachonitis und Auranitis, jenseits des Oberlaufs des Jordan, östlich des galiläischen Meeres – und ferner Lysanias Vierfürst von Abilene in Syrien, nordwestlich von Damaskus, – und als Hannas und sein Schwiegersohn Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort des HERRN an Johanan in der Wüste (a).

Der war der Sohn des einstigen hohen, ehrwürdigen Priesters Zacharias (b), des Sohnes Barachjas, aus dem hohenpriesterlichen Geschlecht des Aaron (c) aus der zadokidischen Abteilung des Abia (d), welcher zwischen dem Brandopfer-Alter und dem Heiligtum Gottes niedergeschlachtet worden war, wie ein Opferlamm (e), da Hannas seinen Einfluss brechen wollte und dem Herodes eingeredet hatte, von jenem Sohn des Zacharias würde eine Gefahr für die Herrschaft des Idumäers über Israel ausgehen (f), da Johanan wie durch ein Wunder Gottes in hohem Alter noch empfangen worden war (g) und alle Juden glaubten, in jenem Kind sei der hohepriesterliche Herrscher und Messias Gottes (h) geboren worden (i).

Elisabeth aber, die hochbetagte Mutter des Johanan, war damals durch Engel gewarnt worden und mit dem Säugling in die Wüste geflohen (j), wo Johanan unter essenischen Einsiedler-Mönchen im Verborgenen und abgesondert von der Welt in der Furcht des HERRN aufgezogen wurde und aufwuchs (k).

Als Johanan jedoch älter wurde, konnte er die Überzeugung dieser Essener in der Wüste nicht länger teilen: Sie nämlich, die sich – in Opposition zu den zur Macht gelangten Sadduzäern – für die einzig wahre zadokidische Priesterschaft hielten (l), betrachteten sich inzwischen als einen heiligen Stumpf und Überrest, der allein vom HERRN zum Heil auserwählt worden war (m), während ganz Israel vom Grimm des Höchsten dem Untergang geweiht worden sein sollte (n), so dass selbst sogar alle Juden unmöglich noch Erlösung finden konnten.

Viele chassidische Mönche glaubten also mittlerweile von sich, dass sie ganz allein die von Ewigkeit her Auserwählten waren (o), der Rest der Welt aber, einschließlich aller Juden, schon von allen Ur-Anfängen an zur Verdammnis bestimmt worden sein sollte (p), so dass diesen Verfluchten nicht zu helfen war (q), weswegen sich diese Essener-Einsiedler auch von aller Welt absonderten, die sie für hoffnungslos verloren hielten.

Johanan aber verspürte in sich immer unwiderstehlicher den Drang (r), auch Israel für das Heil Gottes zu gewinnen (s), und er erstarkte in der Gewissheit, dass dies auch der eigentliche Wille des HERRN war (t). Darum löste Johanan sich von den Essenern, als er das Alter von fünfunddreißig Jahren erlangt hatte, um in brennender Erwartung, dass Gott schon bald Seine Herrschaft über die ganze Welt aufrichten würde (u), als ein Prediger in der Wüste alles Volk zur Buße und Umkehr zu rufen (v).

Auf diese Weise wurde jener Sohn des erhabenen aaronitischen Priesters Zacharias von Gott berufen, Zeugnis abzulegen von dem Licht, das aus den strahlenden Himmeln Gottes in die Finsternis dieser Welt treten sollte (w), damit alle durch Sein Zeugnis von dem Licht zum Glauben an den kommen sollten, der dies Licht war und bringen sollte (x).

Denn wie groß und gewaltig der Täufer Johannes selbst auch war (y): Er selbst war noch nicht das Licht (z), sondern er sollte vielmehr nur allen zeugen von dem Licht (aa). Und er sagte es dem Volk auch klar und deutlich: „Für wen ihr mich haltet, der bin ich nicht! Sondern vielmehr nur Sein Künder und Wegbereiter und Brautführer!“ (ab).

21-B: Das Wirken des Täufers Johannes

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Darum trat Johannes in der Wüste von Judäa auf und zog sodann durch die ganze Gegend um den Jordan hinauf und rief alle Welt zur Umkehr und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden (a).

Und wie einst der große Prophet Elia (b), so trug auch Johanan auf der nackten sonnen-gegerbten Haut lediglich einen groben Überwurf aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden (c); seine Speise aber waren Heuschrecken, die Früchte des Erbsenbaumes und wilder Honig (d), der wie Manna schmeckte: wie ein in Öl gebackener Kuchen (e).

Und zu ihm zog ganz Israel hinaus: alle Bürger der Heiligen Stadt Jerusalem, sowie ganz Judäa und alle Länder rings um den Jordan (f); und sie bekannten ihre Sünden und beteuerten ihre Absicht, von ihnen zu lassen und umkehren zu wollen, und ließen sich von ihm im Jordan taufen, um von ihren Sünden reingewaschen zu werden (g).

Johannes aber rief all den Scharen, die zu ihm hinausgingen, um sich von ihm taufen zu lassen, zu: (h) „Tut Buße, bekennt und bereut eure Sünden (i), leistet Wiedergutmachung (j) und kehrt um! (k) Denn der Anbruch der Herrschaft des Höchsten steht unmittelbar bevor! (l) Und ehe ihr euch verseht, ist das Königreich Gottes eingetroffen! Aber wer von euch wird da bestehen können, wenn der HERR selbst kommen und erscheinen wird wie ein verzehrendes Feuer?! – wenn ihr nicht endlich Buße tut und wahrhaftig umkehrt!“ (m)

Und als alle, die gekommen waren, solches hörten, da drang´s ihnen durchs Herz (n); und sie fragten ihn bestürzt: „Was müssen wir denn tun, um ins Reich Gottes eingehen zu können?!“ (o)

Er aber antwortete ihnen und sprach: „Ein jeder von euch lasse sich reinwaschen von all seinen Sünden im Wasser durch die Taufe zur Vergebung der Sünden! (p) Dann aber tut wahrhaftig Buße und kehrt auch wirklich um! (q) Denn Gott ist willig und bereit, einem jeden zu vergeben und einen Neu-Anfang zu ermöglichen, der wahrhaft bereut und von seinen üblen Taten lassen will! (r) Also tut es ebenso, wie es die Essener tun!

Denn wahrlich, ich sage euch: Wie eure Väter versklavt waren an das teuflische Ägypten unter der Macht des Pharao, so seid auch ihr noch versklavt, nämlich an eure Sünden unter der Macht des Satans (s). So seid ihr noch keineswegs im gelobten Land und in die Ruhe Gottes eingegangen, wie euch der HERR schon durch Mose vermahnt hat: »Wenn sie nicht umkehren und von ihrer Sünde lassen, sollen sie niemals in Meine Ruhe eingehen!« (t)

Darum erkennt, dass ihr noch immer außen vor seid, und noch keineswegs schon wahrhaftig in Seinem gelobten Land, wie ihr in Wirklichkeit auch noch nicht sein ausgesondertes Volk seid, eine geheiligte Nation von gottesfürchtigen Priestern und Priesterinnen und Mittlern für alle Welt hin zu Gott! (u) Deshalb müsst ihr nochmals durchs Wasser gehen (v), wie auch eure Väter durch das Schilfmeer ziehen mussten – aus der Gefangenschaft und Gebundenheit hinüber ans andere Ufer, wo die Freiheit in Gott beginnt! (w)

Und wenn ihr reingewaschen und gelöst seid aus der Knechtschaft der Sünde, dann werdet Kinder der göttlichen Gerechtigkeit, indem ihr euch von allem Üblen abwendet und davon lasst! (x)

Wer von euch aber zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer mehr, als genug, zu essen hat, der tue es ebenso (y). Wer von euch aber zehn Hemden hat, der gebe neun davon weg, und wer übermäßige Fülle an Nahrung hat, mehr als er essen und vertragen kann, der gebe an die ab, die hungern und darben, statt sich selbst den Wanst vollzuschlagen, dass er sich kaum mehr fortbewegen kann! Denn wie wollt ihr da dem HERRN noch entgegen gehen können, wenn ihr so unsäglich viel unnützen Ballast mit euch tragt und mitführt, der euch nur an eurem spirituellen Vorankommen hindert?“ (z)

Es kamen aber sogar auch selbst Zöllner zu ihm, um sich taufen zu lassen! (aa) Und auch sie fragten ihn: „Meister, was sollen denn WIR tun?“ (ab) Und zu ihnen sprach er: „Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist, und beutet nicht länger das Volk zu eurem eigenen Vorteil aus! Und wo ihr mehr eingezogen habt, als recht war, um euch selbst daran zu bereichern, da gebt es zurück! (ac) Und übt mir fortan vor allem Nachsicht mit den Armen und Mittellosen!“ (ad)

Ebenso kamen auch sogar Soldaten zu ihm und fragten ihn: „Und was ist mit uns? Was sollen WIR tun?“ Er aber sprach zu ihnen: „Tut niemandem Gewalt oder Unrecht, sondern wehrt allein der Gewalt und dem Unrecht, wo es Not tut; denn allein dafür ist euch euer Schwert in die Hand gegeben worden! (ae) Aber missbraucht nicht eure Macht, um andere auszubeuten und zu berauben, sondern lasst euch genügen an eurem Sold!“ (af)

Und der Täufer Johannes ermahnte sie alle: „Und haltet euch zurück vom Blutvergießen unschuldiger Tiere und von dem Verzehr ihrer Leichname und Kadaver (ag) und hütet euch, auch in dieser Hinsicht – gegenüber ALLEN Geschöpfen und Kindern Gottes, vor jedweder Grausamkeit und allem Unrecht! Oder meint ihr denn, das Blut von Opfertieren, von Lämmern, Ziegen und Stieren, wie auch von allerlei Federvieh könnte eure Sünde abwaschen? Ich sage euch: Nein! Niemals! Wascht vielmehr eure Hände in Unschuld! Sprecht die Wahrheit! Seid gerecht, seid barmherzig gegen eure Nächsten und gegen alle Geschöpfe, die da leben, und wandelt demütig mit eurem Gott!“ (ah)

21-C: Bald kommt der Messias als Richter aller Welt!

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Da aber das Volk voll Erwartung war und alle sich in ihren Herzen fragten, ob jener Täufer am Ende der verheißene Messias und Christus, der Gesalbte Gottes (a), wäre (b), darum bekannte ihnen Johannes und sprach zu allen: „Meint nicht etwa, ich wäre schon der Messias, der euch angekündigt worden ist! Ich bin vielmehr nur Sein Wegbereiter! Ich taufe euch mit Wasser zur Buße und Umkehr.

Es ist aber bereits Jener mitten unter uns, den ihr nicht kennt (c). Das ist der, welcher nach mir kommt! Und der ist noch weit stärker als ich! Und ich bin nicht einmal würdig, Ihm nur die Sandalen zu bringen oder Ihm deren Riemen zu lösen!

Der wird euch mit dem lodernden Heiligen Geist, aber auch mit verzehrendem, läuterndem Feuer taufen (d), das alles Unreine in euch verbrennt! (e) Denn Er hat bereits die Worfschaufel in Seiner Hand, und Er wird Seine Tenne gründlichst ausfegen und säubern, und Er wird den Weizen in Seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird Er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen: mit einem Feuer, das nicht verlöschen wird, bis es denn seinen reinigenden Dienst vollendet hat!“ (f)

Und mit vielen anderen Worten mehr ermahnte er das Volk und legte ihm die Notwendigkeit der Umkehr nahe, für die Erlangung des Heils (g).

21-D: Er war der Elia: der Wegbereiter des Herrn

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So nahm mit dem Auftreten des Täufers Johannes das Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, seinen Anfang (a). Denn jener Johannes war der, von dem der Prophet Jesaja gesprochen und geweissagt hatte: (b) „Siehe! Es wird die Stimme eines Rufenden in der Wüste erschallen: »Bereitet dem Herrn den Weg und macht Seine Steige eben! (c) Alle Täler, die sich vor Ihm beugen, sollen erhöht werden (d), alle Berge und Hügel aber, die sich hochmütig gegen Ihn erheben, sollen erniedrigt werden (e); und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. Denn alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen!«“ (f)

Damit aber war jener Johanan die Wiedergeburt des großen Propheten Elia (g), von dem in der Weissagung des Maleachi gekündet worden ist: „Siehe, Ich sende Meinen Boten vor Dir her, der Deinen Weg bereiten soll: (h) den Propheten Elia, der wiederkommen wird, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN anbricht. Der wird suchen, dass Herz der Kinder Israel wieder zu Mir zu kehren, damit Ich nicht kommen muss, das ganze Land mit dem Bann zu schlagen“ (i).

21-E: Die Anhängerschaft des Täufers Johannes

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Aber siehe, Johanan, der Täufer, sammelte auch eine große Schar von Jüngern um sich, die mit ihm in der Einöde lebten und mit ihm die Taufe am Volk vollzogen (a). Vier waren ihm bereits von den Essenern gefolgt; und viele weitere schlossen sich ihm als Propheten-Schüler an.

Drei seiner Anhänger aber waren Johannes, Jakobus und Andreas aus der galiläischen Stadt Kapernaum am See Genezareth (b). Johannes und Jakobus waren Brüder und Söhne des Zebedäus, wobei Jakobus der Ältere von beiden, sein Bruder Johannes aber der Jüngere war (c). Da Zebedäus aber eine gut laufende Fischerei besaß und ausreichend Angestellte hatte (d), waren seine Söhne entbehrlich, so dass Zebedäus ihnen gestattete, zeitweilig dem Tauf-Propheten zu folgen. Meist wechselten sich die beiden Brüder aber in der Nach-Folge und Begleitung des Tauf-Propheten ab, so dass einer von ihnen in der Regel immer in Kapernaum blieb und ihren Vater beim Fischfang unterstützte. Darum hatte Zebedäus auch nur ganz selten Einwände, dass sich einer von den beiden für eine gewisse Zeit dem Täufer Johanan anschloss.

Überdies war der Täufer Johanan, wie sich später noch herausstellte, mit ihnen sogar verwandt. Denn Salome, die junge Frau des Zebedäus, war die Nichte von Elisabeth, der Frau des Zacharias, die einst den Täufer geboren hatte (e). Salome war nämlich die Schwester der Maria, welche die Mutter Jesu war (f).

Und diese beiden, Maria und Salome, waren Töchter von dem einstigen reichen Fürsten Joachim und von seiner Frau Anna (g), welche die Schwester der Elisabeth war. Und diese beiden Schwestern, Anna und Elisabeth, wie auch Annas Töchter, Maria und Salome, waren aufgrund einer Levirats-Ehe in ihrer Stammtafel (h) sowohl Töchter Davids (i), der Erbfolge nach, vor allem aber Töchter Aarons (j), nämlich der Zeugung nach, so dass sie sowohl königlichen Geblütes, wie auch, und mehr noch, hohepriesterlicher Abkunft waren (k).

Damit waren aber auch Johannes und Jakobus, die Söhne des Zebedäus, »Cohenim«,* also aaronitische »Priester«, die bisweilen Dienst im Tempel des HERRN tun durften nach dem Los (l) – ebenso, wie es eigentlich auch der Täufer Johanan war, der dem hohenpriesterlichen Geschlecht des Aaron entstammte (m).

  • Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte III 31,24, aus dem 4.Jhdt. n. Chr.,
    nach dem dort zitierten Polykrates, des Bischofs von Ephesus, aus dem 2. Jhdt. n. Chr.

Andreas aber war ein Freund von Johannes und Jakobus; und auch er hatte einen Bruder mit Namen Simon. Sie waren die Söhne des Jona (n) und lebten ebenfalls in Kapernaum. Außerdem arbeiteten die beiden auch zusammen mit Zacharias im Fischfang und waren mit dessen Söhnen, Jakobus und Johannes, gut befreundet (o).

Johannes aber, sowie sein älterer Bruder Jakobus, wie auch deren Freund Andreas hatten sich gemeinsam dem Täufer angeschlossen, und waren immer wieder längere Zeit unter seinen Propheten-Schülern (p).

Simon, der Bruder des Andreas, dagegen hatte kein Interesse daran, irgendeinem Wanderprediger hinterher zu laufen, da er von derlei selbst-ernannten Propheten und deren leeren Versprechungen, das Reich Gottes würde schon bald anbrechen, inzwischen nicht mehr viel hielt (q). Außerdem war Petrus verheiratet und hatte somit bereits familiäre Verpflichtungen (r).

Johanan, der Tauf-Prophet, hatte die beiden Zebedäiden, Johannes und Jakobus, wie deren Freund Andreas Bar Jona aber nicht etwa darum in den Kreis seiner Jünger aufgenommen, weil der junge Johannes und sein älterer Bruder Jakobus verwandt mit ihm waren (s). Denn dies erfuhr der Täufer erst, als sie bereits eine geraume Zeit unter seiner Anhängerschaft waren und die beiden Brüder von Johanan die Geschichte seiner Herkunft hörten.

Da nämlich erkannten sie es erst, dass der Täufer der Sohn der Elisabeth, von ihrer Mutter Tante, war (t). Denn der Tauf-Prophet war in der Wüste unter essenischen Einsiedler-Mönchen aufgewachsen (u) und hatte keinerlei Verbindung zu seinen Anverwandten gehabt, aus deren Familie er entstammte.

21-F: Konfrontation mit den Schriftgelehrten

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Es geschah aber, dass der Hohe Rat von Jerusalem Priester und Leviten zu dem Täufer entsandte, um ihn zu prüfen, da alle Welt glaubte, er müsse der Messias sein (a). Die traten zu Johanan, als er beim Taufen war (b), um ihn zu stellen, und fragten ihn: „Sage uns: Wer bist du? Und mit welcher Vollmacht tust du all das, dass du alle Welt in die Gebräuche der abgeirrten Essener einführst, die sich abgesondert haben und dem unkundigen Volk weismachen, man könnte ohne Opfer, allein durch rituelle Waschungen, Sündenvergebung erlangen?! (c) Hältst du dich etwa für den Messias?!“ (d)

Johannes aber erklärte ihnen: „Wenn es auch viele glauben mögen: (e) Ich bin nicht der Christus, der aller Welt zum Heil gesandt worden ist“ (f).

Da fragten sie ihn: „Was dann? Beanspruchst du vielleicht für dich, der Elia zu sein, der wiederkommen soll, bevor der HERR Seine Herrschaft über alle Welt aufrichten wird?“ (g) Er sprach: „Ich bin´s nicht.“

Da forschten sie weiter: „Meinst du also, der große Prophet zu sein, den Mose als seinen einstigen Nachfolger angekündigt hat?“ (h) Und er antwortete: „Nein (i). Denn ihr solltet wissen, dass dies kein anderer, als der Messias, sein wird, der noch ein weit größerer Prophet sein wird (j), als es Mose war (k). Denn Er wird uns in einer Tiefe den Willen und das Wesen des Höchsten enthüllen und offenbaren, wie noch kein einziger Prophet vor Ihm!“ (l)

Da sprachen sie zu ihm: „Wer bist du dann, wenn du weder der Messias und Prophet des Höchsten, noch der Elia, Sein Wegbereiter, bist? Was sollen wir denen nun denn bekunden, die uns gesandt haben, dich zu befragen. Was bekundest du denn dann von dir selbst?“ (m)

Der Täufer aber antwortete ihnen: „Ich bin ein `Nichts´ und ein `Niemand´, keiner eigenen Rühmung wert (n), im Vergleich zu dem, den zu künden ich zu euch gesandt worden bin: Ich bin nichts als die Stimme des Rufers in der Wüste, der euch alle auffordert: »Ebnet endlich den Weg des HERRN!« – die einsame, ungehörte Stimme in der Wüste, deren Kommen der Prophet Jesaja angekündigt hat“ (o).

Da entgegneten ihm die Abgesandten des Sanhedrins (p): „Was soll dies dann, dass du alle Welt aufforderst, umzukehren zu Gott (q), als wären sie nicht schon längst Sein Volk, das von uns auf den Wegen der Gerechtigkeit geleitet würde (r), und, dass du erklärst, wir müssten alle noch einmal durchs Wasser ans andere Ufer treten, wo das gelobte Land Gottes ist, da wir alle noch in der Knechtschaft der Sünde gebunden wären (s), obwohl das ganze Volk Israel doch schon längst bereits durch Mose aus dem Sklavenhaus Ägyptens durchs Wasser in die Freiheit Gottes geführt worden ist! (t)

Warum also taufst du dann und suchst, gänzlich neue Gebräuche zur Sündenvergebung durch Waschungen einzuführen (u) – vom Sühneopfer im Tempel weg, ebenso wie die Essener, wenn du, wie du es selbst zugibst, weder der Messias bist, noch der Elia, Sein Wegbereiter, und wenn du auch nicht der verheißene Prophet sein willst, den Mose als seinen Nachfolger angekündigt hat?“ (v)

Johanan aber entgegnete ihnen: „Ich taufe euch mit Wasser (w) und rufe euch zu, wie einst der Prophet Jesaja: »Wascht eure Sünden ab und reinigt euch! Und dann lasst endlich ab von euren bösen Taten!« (x)

Aber seid gewarnt und vernehmt dies: Jener, den zu künden ich gesandt worden bin: Er ist schon längst mitten unter euch, den ihr jedoch nicht kennt (y). Und wenn ihr euch nicht von mir taufen lasst mit der Taufe der Umkehr zur Vergebung eurer Sünden (z), so sage ich euch: dann wird Jener euch mit loderndem Höllen- und Fege-Feuer taufen (aa), das nicht verlöschen wird, bis es euch geläutert hat!“ (ab)

Da mokierten sich die sadduzäischen Priester und pharisäischen Rabbiner: „So meinst du also doch, der Elia zu sein, von dem ebensolche Kunde geweissagt worden ist! (ac) Warum also windest du dich und sagst es nicht offen heraus?! Fürchtest du, wir würden dich dann ergreifen und wegen Gotteslästerung hinrichten, weil du für dich in blasphemischer Weise beanspruchst (ad), die Wiedergeburt des Elia, des größten Propheten und Wegbereiters des HERRN selbst, zu sein (ae), welcher sogar im Stande war, Feuer vom Himmel fallen zu lassen und Tode aufzuerwecken?“ (af)

Johanan aber erklärte ihnen unerschrocken: (ag) „Ich habe euch doch unmissverständlich, klar und deutlich gesagt, wer ich bin und was mein Auftrag ist: Ich bin der Wegbereiter des HERRN! (ah) Darum spielt es auch überhaupt keine Rolle, wer ich persönlich bin! Denn um mich geht es hier überhaupt nicht, sondern um den, dessen Ankunft ich zu künden habe und dessen Weg vorzubereiten ich gesandt worden bin.

Ich bin nur Sein geringer Diener, gleichsam Sein Brautführer (ai). Er aber ist der Bräutigam, der kommt, um sich mit Seiner Braut zu vermählen (aj). So ist Jener weit größer und stärker und herrlicher als ich, und ich bin nicht einmal würdig, Ihm nur die Sandalen von Seinen Füßen zu lösen, geschweigedenn, sie selbst zu tragen! (ak)

So wenn ihr mich schon fürchtet, dass ihr mich zum Schweigen bringen zu müssen meint, so solltet ihr vielmehr den fürchten, den anzukündigen ich gekommen bin!

Ihr Otterngezüchte und Schlangenbrut! Ihr Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, die ihr allezeit dem Geist Gottes widersteht! Wer hat euch denn nur eingeredet, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?! (al) Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch ja nicht vor, zu sagen: »Was kann uns schon geschehen?! Wir haben doch schließlich Abraham zum Vater!« Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham selbst aus diesen Steinen hier Kinder erwecken! (am) Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; und jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen! (an)

Darum fürchte ich mich auch keineswegs vor euch: Was sollten Menschen mir schon antun können (ao) im Angesicht dessen, der schon längst unter uns getreten ist, um alsbald Gericht zu üben und die Herrschaft über alle Welt anzutreten, den ihr aber nicht kennt! (ap)

Ich mag ein nichtiges Spätzlein sein, das Ihm voraus-fliegt und gar leise zwitschert, dem man den Schnabel noch stutzen und verbieten kann. Er aber gleicht einem majestätischen Adler, dessen Kreischen den ganzen Erdball erschüttern wird!

So, wenn ihr mich auch mundtot machen und zum Schweigen bringen können mögt: Bei Ihm wird euch das nicht gelingen! (aq) Denn das Wort, das Er ausrufen wird, wird nicht leer zu Ihm zurück kommen! Und Er wird einen jeden beschämen, der sich wider Ihn aufrichtet und sich gegen Ihn erhebt!“ (ar)