6-A: Günstige Gelegenheit

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Es traf sich gut, dass zwei der Jünger Jesu aus Kana stammten, nämlich Nathanael Bar Tholmai (a) und Simon, der einstige Eiferer (b). Des Herrn Brüder und auch Seine Mutter hatten Jesus nämlich gebeten, bis zu der großen Familien-Hochzeit einer Anverwandten von Seiten Josephs, des Vaters von Jesus (c), wieder nach Nazareth zurück zu kehren, als Jesus vor mehr als zwei Monaten aufgebrochen war, um den Täufer Johannes aufzusuchen (d).

Und diese Hochzeit von Jesu Verwandtschaft väterlicherseits fand nun ausgerechnet in Kana statt, also im Geburtsort von Jesu beiden Jüngern Bartholomäus (e) und Simon Kananäus (f), der etwa eine Tagesreise von Bethsaida entfernt im Westen Galiläas (g) auf einem Gebirgszug vor Syro-Phönizien lag – dem heidnischen Landstrich, der sich bis hinauf zum nördlichen Libanon vor der Küste zum Mittelmeer entlang zog.

Jesus hatte zwar weder Seiner Mutter, noch Seinen Halb-Brüdern väterlicherseits fest zugesagt, dass Er rechtzeitig zu dem großen Familien-Treffen wieder zurück kehren würde, denn Er wusste damals noch nicht, wohin Ihn Seine Reise führen würde und was der Geist Gottes, der Ihn zum Aufbruch gedrängt hatte, mit Ihm vor-hatte (h), doch nun ergab es sich bestens, die Reise nach Kana anzutreten.

Zum einen hatte Jesus im oberen Galiläa um den Jordan herum zwischen dem See Genezareth und dem kleineren nördlich gelegenen See Semachonitis ausreichend das Evangelium vom Reich Gottes verkündigt, zum anderen war eine Reise nach Kana für zwei Seiner Jünger eine günstige Gelegenheit, einmal wieder in ihr Heimatdorf zurückzukehren und dort noch lebende Verwandte und Bekannte aufzusuchen.

Überdies war schließlich auch Jesu kleiner Cousin Johannes mit seiner Familie, dem Haus seines Vaters Zebedäus, zu dieser Hochzeit eingeladen worden, da auch sie der Verwandtschaft angehörten. Die Mutter des Johannes war nämlich mütterlicherseits Jesu Tante Salome (i). Also trat Jesus mit Seinen fünf Jüngern die Wanderung nach Kana an.

6-B: Großes Familientreffen

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Als sie schließlich zur Hochzeit eintrafen, wurde Jesus mit Seinen Begleitern herzlich begrüßt. Niemand nahm Anstoß daran, dass Er Seine fünf Jünger mitgebracht hatte (a); denn es hatte sich bereits bis nach Kana herumgesprochen (b), dass Jesus am anderen östlichen Ende von Galiläa nun ebenso, wie der Gottes-Prophet Johanan, als Täufer wirkte (c) und sich bereits größerer Beliebtheit erfreute als Johanan, der als der erste Gott-Gesandte eine Reinigung von allen Sünden durch eine Waschung im Jordan angeboten hatte (d). So fühlte sich das Hochzeitspaar vielmehr geehrt, dass Jesus sie mit einem Besuch zu ihrer Hochzeit würdigte und beehrte.

Auch Maria, die Mutter Jesu, war freilich hoch-erfreut, als sie ihren Sohn endlich wieder sah, und umarmte Ihn lange und innig. Bei Jesu Brüdern, oder besser gesagt „Halb-Brüdern“ väterlicherseits – so schien es zumindest Johannes, dem kleinen Cousin Jesu – fiel die Begrüßung allerdings etwas verhaltener und förmlicher aus.

Johannes konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie Jesus offensichtlich nicht vollauf als einen Bruder anerkannten (e) und wohl auch den Geschichten um Seine Geburt nicht wirklich Glauben schenken mochten, dass Maria ihren Sohn durch die Heilige Ruach Gottes empfangen haben sollte (f). Jesus schien in ihren Augen wohl eher das Produkt einer Vergewaltigung zu sein (g).

Und für die Brüder Jesu war offensichtlich nur eines klar: nämlich, dass Jesus in jedem Fall nicht der Sohn ihres Vaters Joseph war, der Maria einstmals als eine Geweihte des HERRN (h) aus dem Tempel in seine Obhut genommen hatte (i) und sie schließlich geehelicht hatte (j), als sie plötzlich unerklärlicher Weise auch noch schwanger geworden war (k).

Die Brüder Jesu waren nämlich die Kinder von Josephs erster Frau (l), welche schon einige Jahre verstorben war, als ihrem Vater auf Drängen der Tempel-Priester aufgrund einer angeblichen göttlichen Weisung die junge Maria anverlobt worden war; und Maria war damals gerade dreizehn Jahre alt und damit sogar jünger als sie selbst: die Söhne und Töchter, welche ihr verwitweter Vater hatte (m).

Und dann hatte jenes fremde, aufgenommene Mädchen offensichtlich ihrer Ansicht nach auch noch Schande über ihre ganze Familie gebracht (n), als sie mit sechzehn Jahren auf suspekte Weise ein Kind empfangen hatte (o), was wohl auch dem Ruf ihres eigenen Vaters, der sie sodann zur Frau nahm, obwohl er ihr eigener Vater hätte sein können, nicht gerade zuträglich war (p).

Entsprechend gemäßigt fiel nun offensichtlich auch die Freude von Jesu Halb-Brüdern aus, als sie den „Schandfleck“ ihres Hauses wieder zu Gesichte bekamen (q). Die Frauen der Brüder Jesu waren da in ihrer Begrüßung weit herzlicher und unbefangener: Sie umarmten den Meister innig; und ebenso auch die Schwestern Jesu, die mit ihren Männern und Kindern aus Nazareth zur Hochzeit gekommen waren (r).

Auch die Begrüßung von Seiten der Verwandtschaft Jesu aus Emmaus, einem Vorort von Jerusalem, fiel weit herzlicher als die von seinen Brüdern aus – nämlich die von Jesu Onkel, dem Chalpai, der auch, griechisch ausgesprochen, Halphaios beziehungsweise Kleopas (s) oder aber, römisch ausgesprochen, Alphäus genannt wurde und welcher der ältere Halb-Bruder von Jesu Zieh-Vater Joseph war, sowie die Freuden-Bekundungen von dessen junger Frau Maria, und von ihren Söhnen Joses, Jakobus und Simeon (t) bei diesem Wiedersehen.*

  • Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte III,11, 4.Jhdt.n.Chr.
    nach dem dort zitierten Historiker Hegesippus aus dem 2. Jhdt. n. Chr.

Diese alle nämlich umarmten Jesus herzlich und hoch-erfreut, obwohl sie Ihn bestimmt nur relativ selten zu Gesichte bekommen hatten – wahrscheinlich nur anlässlich von großen Familienfesten, wie zu dieser Hochzeit, oder aber, wenn Jesu Vater Joseph, sowie, nach dessen Tod, sein Erstgeborener, Jakobus, Arbeitsaufträge im Raum der Heiligen Stadt angenommen hatte, wo Chalpai mit seiner Familie lebte, wohin dann freilich alle Männer aus dem Haus des Joseph hingingen, da sie schließlich alle gemeinsam das Zimmermanns-Handwerk ausübten – was natürlich auch Jesus mit eingeschlossen hatte, bis Er den Ruf empfangen hatte, in Seine eigentliche göttliche Sendung zu treten.

6-C: Viel zu erzählen!

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Natürlich sah Jesu Jünger Johannes bei diesem großen Familienfest nun endlich auch seine eigenen Eltern und seinen Bruder Jakobus wieder, die freilich auch zu dieser Hochzeit eingeladen worden waren (a). Die Mutter des Johannes, Salome, war nämlich die Schwester von Jesu Mutter Maria (b). Und als Salome ihren jungen Sohn in der Gefolgschaft ihres Neffen Jesus sah, erklärte sie überglücklich bei der Wiedersehens-Umarmung: „Siehst du, Johannes? Ich hab´s dir doch gesagt, dass sich deine und Jesu Wege irgendwann noch vereinigen würden!“

Johannes nämlich war von der Art Jesu, wie Er die Heiligen Schriften verstand und auslegte, schon immer angetan, und er hatte immer darauf gehofft, sein Vetter würde dies so irgendwann einmal allem Volk lehren. Und auch Jakobus, der ältere Bruder des Johannes, sah das ebenso.

Salome aber hatte sie beide immer angehalten, Jesus nicht zu bedrängen, bis Seine Zeit gekommen wäre (c), und ihnen geraten, doch zunächst dem Täufer zu folgen, von welchem sich dann schließlich zu aller großer freudigen Überraschung herausstellt hatte, dass er der Vetter von Salome und Maria war, der mit seiner Mutter Elisabeth verschollen war, als man seinen Vater, den hoch-geachteten Priester Zacharias im Tempel Gottes hatte ermorden lassen (d).

Freilich wollte Jakobus von seinem jüngeren Bruder sogleich genau erfahren, was Johannes mit Jesus mittlerweile alles erlebt hatte. Und Johannes schilderte ihm, wie auch seinen Eltern, zusammen mit seinem Freund Andreas in allen Einzelheiten, wie er und Andreas an der Seite des Täufers in Batanäa auf Jesus trafen und wie der Tauf-Prophet ihnen bestätigte, dass Jesus der Messias sei, dessen Weg zu bereiten er selbst gekommen war (e), und wie Jesus sodann Sein Wirken im galiläischen Bethsaida begann und was Er den immer größeren Massen, die zu Ihm strömten, über das Reich Gottes lehrte (f).

Ebenso ließen sich Alphäus mit seinen Söhnen, aber auch die Brüder Jesu von den anderen Jüngern, nämlich von Philippus, Nathanael Bartholomäus und Simon, dem einstigen Eiferer, alles eingehend berichten, wie Jesus wirkte und was Er im Einzelnen verkündigte.

Jesus selbst wurde zunächst von Seiner Mutter vollauf in Beschlag genommen, die ihren Sohn immerhin ganze zwei Monate nicht gesehen hatte und freilich auch in allein Details wissen wollte, wie Jesus Klarheit über Seine Sendung erlangt hatte und was Er allem Volk lehrte.

6-D: Ein gut-gemeinter väterlicher Rat

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Nachdem Jesu Brüder schließlich von einigen Seiner Jünger über Seine Botschaft und Sein Wirken als Täufer (a) unterrichtet worden waren, gesellte sich Jakobus, der Älteste im Haus Josephs, der nach dem Tod seines Vaters das neue Oberhaupt der Familie geworden war, mit seinen Brüdern dann schließlich aber doch auch zu Jesus.

Und Jakobus erteilte Jesus, der ihm nach dem Verscheiden ihres Vaters gleichsam ein aufgebürdeter Sohn geworden war, einen väterlichen Rat: „Jesus, mir ist aufgefallen, dass Deine, wie auch des Täufers Johannes Lehre einige bedeutsame Ähnlichkeiten zu den Auffassungen der Essener hat. Denn ihr zwei Täufer lehrt, ähnlich wie die Essener, dass Schlachtopfer keine Sühnewirkung haben, wenn der Mensch nicht gewillt ist, auch umzukehren und nach den göttlichen Geboten zu leben (b). Und anstelle von Sühneopfern bietet ihr, wie die Essener, Waschungen zur Reinigung bereuter Sünden an (c).

Darum solltest Du mit uns hinaufziehen zum nächsten Laubhüttenfest der Juden (d). Aber nicht zu dem, welches die Sadduzäer nach ihrem verkehrten Kalender, den sie von den gottlosen Babyloniern übernommen haben, begehen, sondern schon vorher: zu dem der Essener, die sich in rechter Weise nach den Satzungen des Mose am Sonnenjahr orientieren.

Wie Du weißt, sind uns viele der frommen Chassidim aus der zadokidischen Priesterschaft bekannt, die sich einst von den Sadduzäern, die den Tempel beherrschen, abgesondert hatten und darum, wie ihr, den Opferdienst im Tempel ablehnen, seitdem dieser durch eitle Abänderung der mosaischen Bestimmungen entweiht und entheiligt wurde (e), und die alle darum nach wie vor, wie ihr, anstelle von Schlachtopfern hauptsächlich rituelle Reinigungswaschungen zur Entsühnung vollziehen.

Denn wir haben ja schließlich viele dieser Essener kennen und schätzen gelernt, als wir für ihre Ausbau-Arbeiten am Tempel unter dem ehrenwerten hohen Priester Zacharias (f), Deiner Mutter Onkel (g), über viele Jahre Baugerüste erstellten (h).

Aber inzwischen wird ihnen gestattet, nach ihrem eigenen Kalender, welchen sie für den ursprünglichen, einzig wahren halten, die von Mose eingeführten Opfer-Feste im Tempel zu feiern, zumal sich dadurch der beständig anwachsende Pilgerstrom zu den Hohen Tagen deutlich entzerrt und andernfalls viele fromme Juden, die es mittlerweile mit den Essenern halten, ansonsten gänzlich vom Heiligtum fern blieben und den Sadduzäern keinen Gewinn mehr einbrächten.

So könnten wir Dich bei den Essenern einführen. Ich bin mir gewiss, dass sie Dich in ihre Reihen aufnehmen würden und Du unter ihnen noch etwas werden kannst.

Denn auch, wenn Du schon viel von dir Reden machst, so wirst Du doch in ganz Israel unbekannt bleiben, wenn Du weiterhin in derart entlegenen Regionen, wie im galiläischen Bethsaida, wirkst! Du solltest Dich in die Hauptstadt Jerusalem begeben und dort auftreten!

So gebe ich Dir den gut gemeinten Rat: Mach Dich auf von hier und ziehe nach Judäa, wenn Du wirklich auf Dich und Deine Verkündigung aufmerksam machen willst! Denn niemand wirkt im Verborgenen, der öffentlich etwas gelten und erreichen will! Wenn Du es also tatsächlich noch zu etwas bringen willst und etwas erreichen willst mit Deiner Verkündigung, dann begib Dich ins Zentrum Israels und zeige Dich dort aller Welt! (i) Und wie schon gesagt: Bei den Essenern dürftest Du noch am ehesten Anerkennung finden!“ (j)

6-E: Ich frage nicht nach Menschen, sondern nach Gott!

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Jesus aber antwortete dem Jakobus, der seit dem Tod seines Vaters Joseph als das neue Familienoberhaupt gleichsam an die Stelle des Vaters Jesu getreten war: „Vielen Dank, lieber Jakobus, für deinen gutgemeinten väterlichen Rat. Und nach menschlichen Erwägungen mag das alles höchst sinnvoll erscheinen, was du vorschlägst. Denn auf diese Weise bestimmt ihr allezeit eure Wege (a).

So aber nicht Ich: Ich beschließe nichts von Mir selbst, sondern harre aus und höre immerfort auf das, was Mein himmlischer Vater will und Mir kundtut (b). Darum bin Ich nicht, wie ihr, groß im Abwägen und Pläne-Schmieden, sondern richte Mich vielmehr aus auf beharrliches Hören, um den Willen dessen zu erspüren, der Mein Leben und Geschick bestimmen und lenken soll. Und hier erfühle Ich´s ganz deutlich: Meine Zeit ist noch nicht da (c).

Auch habe Ich´s nicht nötig, Beifall und Fürsprecher für Meine Sache zu finden, weil es die Sache Gottes ist (d). Denn nicht von Menschen bin Ich berufen und ausgesandt worden, sondern vom Höchsten in den Himmeln, der allein HERR ist über alles. Dieser hat Mich erwählt. Darum bedarf ich´s auch nicht, von Menschen erwählt zu werden und bin von niemandes Wohlwollen und Anerkennung abhängig; sondern vielmehr bin Ich´s, der sich erwählt, wen immer Er will, und wen Ich für bereit und schon für würdig befinde, ihn in Mein Reich, das Ich aller Welt bringe, schon einzuführen (e).

Ihr haltet es mit der Welt und orientiert euch nach der Welt, um in der Welt Anerkennung zu finden (f). Doch so nicht Ich, da Ich weiß, was die Welt bestimmt (g); und Ich weiß auch, dass es der Welt nicht gefallen wird, was Ich ihr mitzuteilen habe, dass sie sich auf Abwegen befindet (h) und selbst auch ihr edelstes Dichten und Trachten und ihre hehrsten Errungenschaften ins Leere führen und übel sind. Denn wer kann solches schon ertragen und hören?! (i)

6-F: Sogar die Essener verkennen Gott!

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Was aber im Besonderen die Essener betrifft: Bei allen Gemeinsamkeiten, die vordergründig bestehen mögen, gibt es in Wahrheit doch weit einschneidendere Unterschiede, wie es auch bereits Mein Wegbereiter Johanan (a), der erste Täufer allen Volkes, empfand, der sich darum aus der chassidischen Priesterschaft gelöst hat.

Die Essener nämlich halten sich für den einzig erwählten heiligen Überrest Israels (b) und halten alle anderen außerhalb ihrer Gemeinschaft für hoffnungslos verloren (c), weswegen sie auch keinerlei Anstalten machen, den Rest Israels noch zu gewinnen (d), sondern sich vielmehr von allen vollständig abgesondert haben, um nur ihr eigenes Heil in selbstgefälliger Absonderung von allen (e) zu suchen.

Sie verspüren nichts von der göttlichen Abba-Liebe, die auch den Verlorensten der Verlorenen noch nachgehen will und alle Welt erlösen und erretten will, wie hoffnungslos verloren sie auch immer scheinen und gegenwärtig auch tatsächlich sein mag (f).

Diesen Ruf zu den Verlorensten der Verlorenen verspüren jene Essener nicht, obwohl sie sich für die heilige Priesterschaft Gottes halten, und sie verkennen dabei, dass die Berufung jedes wahren Gottes-Priesters doch gerade in der Mittlerschaft besteht, alle Welt zu Gott zu führen und das Heil der göttlichen Abba-Liebe aller Welt zu künden und zu bringen (g).

Darum können selbst sogar auch die frömmsten Essener nicht Meine Jünger sein, wenn nicht auch sie umdenken und umkehren! (h) Denn Ich bin aller Welt gesetzt zum Heil. Ich bin die Erwählung Gottes, in der alle Welt zum Heil erwählt worden ist (i).

So mögt ihr zu den Essenern hinaufziehen zum Laubhüttenfest. Ich aber will nicht hinaufgehen zu diesem Fest jener chassidischen Priester, die sich für die einzigen Auserwählten Gottes halten, solange Mein Vater im Himmel Mir nichts anderes weist (j); denn Meine Zeit ist noch nicht erfüllt! Darum will ich zunächst noch bleiben in Galiläa“ (k).

6-G: Kopfschütteln und Unverständnis

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Mit diesen Worten erklärte Jesus dem Jakobus und seinen Brüdern, dass Er keiner Erwählung durch Menschen bedurfte, da Er der wahrhaftige Auserwählte Gottes war (a).

Genau dies aber konnten Jesu ältere Brüder nicht glauben (b), wie es auch schon einmal bei den Brüdern des Joseph, des jüngsten Sohnes Israels, war (c). Sie konnten sich zwar vielleicht gerade noch vorstellen, dass eine besondere prophetische Berufung auf Jesu Leben liegen mochte, doch dass Er der Auserwählte Gottes und überdies der eingeborene Sohn Gottes war, das konnten sie zu dieser Zeit noch nicht annehmen (d), obwohl es ihnen doch von ihrem eigenen Vater Joseph – selbst noch auf dem Sterbebett! – bezeugt worden war.

Entsprechend hörten sich Jesu Selbst-Bekundungen für sie doch recht anmaßend, eitel, selbstgefällig und hochnäsig an, dass sie sich insgeheim fragten: „Was denkt Dieser von sich, wer Er sei?! Wo Er doch ein heidnischer Huren-Bastard ist!“ (e)

Aber keiner von Jesu Halb-Brüdern wagte es, ihm Widerworte zu geben – nicht allein, um nicht die gute Stimmung dieser Hochzeitsfeier zu zerstören, sondern insbesondere, weil Jakobus, ihr Ältester, es ihnen allen strengstens untersagt hatte, Jesus jemals ihre heimliche Ächtung spüren zu lassen, da Jakobus dies seinem Vater vor seinem Hingang zusichern musste.

Und nachdem Jakobus als ihr Oberhaupt bei Jesu Widerworten gegen seinen gutgemeinten Rat an sich hielt, fanden auch die anderen Halb-Brüder Jesu keine Gelegenheit, ihrem jüngsten, ihnen aufgebürdeten, verachteten Bruder zu maßregeln. Also blieb es bei diesem Wortwechsel und Jakobus wandte sich mit seinen Brüdern von Jesus, der seinen väterlichen Rat nicht zu würdigen wusste, wieder ab.

6-H: Er ist es, der erwählt!

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Da Jesus aber wahrhaftig der Erwählte Gottes war, hatte Er es nicht nötig, sich von irgend jemanden erwählen zu lassen (a), sondern vielmehr erwählte Er sich selbst, wen immer Er wollte (b).

So war es auch bei diesem Hochzeitsfest: Als sich die Tage des Feierns nämlich dem Ende näherten, da fragten die drei Söhne des Alphäus, welcher der Onkel Jesu väterlicherseits war, den Meister, ob sie sich Ihm anschließen dürften.

Und Chalpai widersprach ihnen nicht, obwohl er auf ihre Mithilfe in der Unterhaltung seines Hauses angewiesen war. Denn Kleopas wusste, wer Jesus war, und vertraute auf die Aushilfe des Höchsten (c).

Jesus aber sah die Not des Halphaios und sagte zu seinen Söhnen: „Jakobus mag Mir folgen. Du aber, Joses, und du, Simeon: Ihr dient Mir im Augenblick am besten, wenn ihr weiterhin eurem Vater dient (d). Ihr könnt Mir zeitweilig nachfolgen (e), wenn ihr einmal in Emmaus abkömmlich seid. Aber auch für euch wird die Zeit noch kommen, wo ihr Mir gänzlich und rückhaltslos nachfolgen könnt. Aber noch nicht jetzt, sondern erst, wenn ihr Mich erhöht sehen werdet über alles“ (f).*

  • Nach Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte III, 11 aus dem 4. Jhdt. n. Chr.,
    nach dem dort zitierten Historiker Hegesippus aus dem 2. Jhdt. n. Chr.
    war Simeon, des Kleopas Sohn, der zweite Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde
    nach dem Herren-Bruder Jakobus (vgl. Gal 1,19; 2,9.12; Act 1,14; 12,17; 15,13; Jak 1,1).

Diese Berufung des Jakobus, des Sohnes von Jesu Onkel Alphäus, nahm aber zugleich auch Jakobus, der ältere Bruder von Johannes, der bereits in der Gefolgschaft Jesu war (g), zum Anlass, Jesus zu bitten, Ihm auch nachfolgen zu dürfen (h).

Und sein Vater, Zebedäus, der Mann von Salome, der Schwester von Jesu Mutter Maria (i), warf auch sofort vorsorglich ein, dass er damit keine Schwierigkeiten hätte und seine beiden Söhne problemlos entbehren könne, da er genügend Tagelöhner und feste Angestellte in seiner Fischerei hätte (j), die überdies ausgesprochen gut liefe, und, dass er sich keine größere Freude erdenken könne, als dass seine beiden Söhne von Jesus gewürdigt würden, Seiner Jüngerschaft angehören zu dürfen.

Da willigte Jesus ein und legte dem Bruder des Johannes die Hand auf die Schulter und erklärte: „Wenn dem so ist, dann sei auch du willkommen in unserer Bruderschaft (k), mein lieber Vetter Jakobus. Du bist ja schließlich auch schon vor Mir zusammen mit deinem kleinen Bruder dem Täufer Johanan gefolgt.

Dann haben wir jetzt ja gleich zwei Brüder mit Namen »Jakobus« unter uns! Was machen wir denn da? Ich würde vorschlagen: Dich, Jakobus Bar Chalpai, werden wir »Jakobus, den Kleinen«, nennen (l), da du schließlich jünger als Jakobus Bar Zebedäus bist. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich.“

Natürlich gab es dagegen keine Einwände. Später aber sollte auch Jakobus Bar Zebedäus wegen seines feurigen Temperaments (m) vom Herrn auch noch eine besondere Zusatz-Benennung erhalten: »Jakobus Boanerges« – »Jakobus, der Donner-Sohn« (n) …

6-I: Wirsche Abfuhr

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Am dritten Tag der Hochzeitsfeier aber bekam Maria, die Mutter Jesu, mit, dass der Bräutigam in Sorge geriet, der Wein könne nicht hinreichen. Da wandte sich Maria an Jesus und sprach zu Ihm: „Sie haben bald keinen Wein mehr!“ (a)

Jesus spürte natürlich sofort das Fordernde in dieser Mitteilung Marias: dass in dieser Bemerkung ein gewisser, nicht zu überhörender, nachdrücklicher Hinweis lag, Er könnte doch nun ein Wunder wirken und für mehr Wein sorgen.

Denn Maria wusste freilich nicht allein um die himmlische Herkunft ihres Sohnes, sondern überdies aus Erlebnissen in Seiner Kindheit und Jugend, dass Er über außergewöhnliche, überirdische Kräfte verfügte (b).

Allerdings nicht etwa, weil Jesus ein übermenschliches Wesen war; denn Er unterschied sich in nichts von allen anderen Menschen (c), sondern allein nur dadurch, weil Er von kleinauf in beständiger innigster Herzensverbindung mit Seinem himmlischen Abba war und sich in allem von Seinem Geist der Liebe leiten ließ (d), wodurch Er aber ebenso auch nicht den aller-geringsten Anläufen und Anwandlungen Seines Sündenfleisches erlag (e).

Als Maria also meinte, an Jesus als Seine Mutter gewisse Forderungen stellen zu dürfen oder Ihm einen Wink geben zu müssen, wann Er sich auf welche Weise Seinem Umfeld offenbaren könnte, da spürte Jesus intuitiv, dass Er sich ebenso auch ihr gegenüber deutlich abgrenzen musste, wie gegenüber Seinen Halb-Brüdern unter Jakobus (f), und dass Er sich in gleicher Weise auch ihr klar und entschieden verweigern musste und gleichfalls ebenso Seiner Mutter gegenüber klarstellen musste, dass allein Gott das Recht hatte, über Ihn zu verfügen.

Da fuhr Jesus Seine Mutter wirsch an, wie eine Ihm völlig Fremde, die wegen ihrer Dreistigkeit, Ansprüche an Ihn zu stellen, gemaßregelt werden musste. Und Jesus stellte mit Befremden fest: „Frau!“ – und das war das erste Mal, dass Er sie nicht mit „Mutter“ anredete! „Frau!“ zischte Er regelrecht: „Was geht´s dich an, was Ich tue?! Was habe Ich mit dir zu schaffen? Und was ist uns denn gemein?!“ (g)

Und als Jesus Seine Mutter derart anfuhr, da lief es ihr eiskalt über den Rücken. Nicht, weil ihr Sohn sie so knallhart abblitzen ließ; sondern vielmehr, weil aus Ihm bei diesen Worten vielmehr etwas hervor-blitzte, was von solch hoher göttlicher Autorität und Machtfülle war, als hätte durch Jesus in diesem Moment der Höchste selbst gesprochen (h), der – sogar auch in dieser menschlichen Erscheinung ihres Sohnes – doch ewiger, unvergänglicher Gott war über alles (i), von dem, durch den und zu dem alles besteht, was existent ist (j).

Die lief Maria schamrot an und ihr blieb zuerst jede Luft weg. Denn sie hatte das erste Mal im Angesicht ihres Sohnes das Antlitz des Höchsten, Ewigen, Wahrhaftigen erspäht und wahrgenommen (k), vor dessen zerschmetternden Heiligkeit nichts auch nur bestehen könnte und alles zu Nichts zerstieben müsste (l), wenn der Allmächtige in Seiner unendlichen, selbstlosen Langmut und Güte und Barmherzigkeit nicht alles erdulden und tragen würde! (m) Da senkte Maria betroffen ihren Blick und stahl sich rückwärts vor Ihm zurück-weichend davon.

6-J: Was immer Er euch sagt, das tut!

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Jesus aber erkannte, dass sie von ehrfürchtigem Entsetzen ergriffen wurde und in so noch nie da gewesener Tiefe erstmals verspürte, mit wem sie es in Wahrheit zu tun hatte, und sprach sanftmütig einlenkend zu ihr, um ihr alle erschaudernde Angst wieder zu nehmen: (a) „Mutter, Meine liebe Mutter! Gedulde dich doch bitte noch etwas! Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ (b).

Da lächelte Maria dankbar, als hätte Er ihr eine schwere Sünde völlig ungebührlicher Anmaßung verziehen, und überdies sogar ihre Bitte doch noch erhört.

Und vertrauensselig (c), dass ihre Fürsprache für ihre Gastgeber von ihrem Sohn, der zugleich ihr Schöpfer, Herr, Gott und Gebieter war, doch erhört worden war (d), wendete sie sich an die Mund-Schenke und sprach zu ihnen: „Wenn mein Sohn zu euch kommt und euch irgendetwas aufträgt: Was immer Er euch sagt, wie verwunderlich es euch auch vorkommen mag, das tut bitte! Unbedingt! Fragt nicht, sondern tut´s!“ (e)

6-K: Wasser zur Weinprobe?!

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Im Haus der Brautleute aber befanden sich sechs mannshohe steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte (a), von denen jeder Tonkrug zwei bis drei Metretes von je etwa vierzig Litern fasste; was bedeutet, dass von diesen sechs Riesenkrügen an die sechshundert Liter Wasser aufgenommen werden konnten (b).

Nach einer Weile ging Jesus nun hin zu den Mund-Schenken und forderte sie auf: „Füllt die Wasserkrüge randvoll mit Wasser!“ Und sie füllten sie bis obenan. Danach beauftragte der Meister sie: „Nun schöpft davon einen Becher voll und bringt ihn dem Schenk-Wirt!“

Die Mund-Schenke freilich wunderten sich, warum sie ihrem Wein-Meister einen Becher mit Wasser reichen sollten. Aber sie folgten, eingedenk der Ermahnung Marias, den Anweisungen Jesu (c).

Als aber der Speise-Meister vom Becher kostete, im Glauben, den Wein aus dem nächsten großen Stein-Krug prüfen zu sollen, ehe er an die Hochzeitsgäste ausgeteilt wurde, hielten alle, die wussten, dass es Wasser war, den Atem an.

Da verzog der Schenk-Wirt verwundert die Augen und ließ den Bräutigam zu sich rufen. Als der schließlich zu seinem Speise-Meister trat, der für die Veköstigung der Gäste bei den Hochzeits-Feierlichkeiten zuständig war, da sprach dieser zu seinem Auftraggeber: „Sag mir: Was soll das bedeuten?

Jedermann gibt doch zuerst seinen allerbesten Wein seinen Gästen, und erst, wenn sie betrunken werden, den minderwertigeren und geringeren! Du aber hast den besten Wein bis jetzt zurückbehalten, und lässt ihn jetzt erst ausschenken, wo alle schon tüchtig angeheitert sind?“ (d)

Der Bräutigam aber war überglücklich, dass er aus seiner großen Misere durch ein Wunder des neuen Tauf-Propheten errettet worden war. Er getraute sich aber nicht, Jesus selbst dafür seinen tiefen Dank auszusprechen. Denn er wurde von Ehrfurcht ergriffen. So wandte er sich an Jesu Mutter Maria und dankte ihr und bat sie, ihrem Sohn seinen ergebensten Dank auszurichten; und das tat sie freilich auch.

6-L: Zum krönenden Abschluss das Beste!

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Dies war das erste Zeichen, das Jesus getan hatte, geschehen in Kana in Galiläa; und so offenbarte Er erstmals Seine Herrlichkeit, die in der Fülle Seiner Gnaden-Erweise lag (a). Und Seine Jünger glaubten an Ihn (b). Jesu allererstes Wunder bestand also – wohlgemerkt! – darin, dass Er am dritten Tage der Hochzeit von Seinen Anverwandten, als alle schon tüchtig angetrunken und erheitert waren, für weiteren Nachschub an berauschendem Wein sorgte! (c)

Freilich war dies zuallererst eine prophetische Zeichenhandlung – dahingehend, dass Jesus als der Gesalbte Gottes, in dem der Wahrhaftige selbst aus dem Herzen und Zentrum Seiner Wahrhaftigkeit in diese Welt getreten war (d), auch in spiritueller Hinsicht einen ganz neuen, unvergleichlich erlesenen Wein ausschenken will: (e) nämlich den Heiligen Geist Gottes (f), mit welchem der Gesalbte alle salben will, die an Ihn gläubig werden (g) – jedoch in einer Fülle und Tiefe, dass diese neue Geist-Ausgießung durch den Christus Gottes alle bisherigen geistlichen Gnadenzuteilungen um Unendlichkeiten überbietet (h), welche zuvor alle Propheten Gottes empfangen haben (i), die Ihm, dem HERRN selbst, als Seine Wegbereiter vorausgegangen waren (j), so dass alles, was der göttlicher Erlöser nunmehr bringt, da in Ihm der Höchste selbst in Seiner unaussprechlichen Liebe in diese Welt getreten ist und sich in Seinen tiefsten Tiefen enthüllt und gezeigt hat (k), alle bisherigen Gottes-Offenbarungen (l), wie auch alle Segnungen, welche diese freisetzen (m), um Unendlichkeiten übertrifft.

Dies aber sind die alles Bisherige überbietenden Segnungen des Geistes, welchen der Christus Gottes brachte: einmal eine unvergleichliche Freisetzung von erlösender Erkenntnis über das wahre unendliche, grenzenlose Liebeswesen der Gottheit (n) und über die unfassliche Vielfalt all Ihrer Kraftwirkungen (o), mit der Sie nach Ihrem ewigen Vorsatz selbstlos von Anbeginn bis zur Vollendung dieses Äons auf das Heil aller Ihrer Kinder und Geschöpfe hinwirkt (p); dann aber auch die Freisetzung einer Vielzahl von spiritueller Charismen und Geistesgaben, welche durch die Erkenntnis der letzten Tiefen der göttlichen Liebe entfesselt werden (q).

6-M: Genuss steht in göttlicher Gunst!

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Dies also war der prophetische Gehalt jenes allerersten Wunders Jesu, dass Er einen gänzlich neuen, unvergleichlich erlesenen, köstlichen Wein ausschenkt, wie er noch niemals zuvor ausgeteilt und gekostet worden ist (a).

Jesus setzte mit diesem Seinem ersten Wunder aber auch in ganz profaner Hinsicht ein klares und deutliches Zeichen – nämlich dahingehend, dass Ihm auch durchaus unser leibliches Wohlbefinden am Herzen liegt (b), und, dass Er gewillt ist, uns rundweg in jeder Hinsicht zu beglücken und zu erfüllen und uns vollumfänglich in die Glückseligkeit der Erfahrung Seiner ganzen segensreichen Fülle zu bringen (c).

Damit wollte der Herr aber auch einen deutlichen Hinweis geben, dass es den Seinigen durchaus gestattet ist, die Freuden, die unser gegenwärtiges, irdisches Dasein bietet, mit Lust und Frohsinn voll Vergnügen dank-erfüllt genießen zu dürfen (d) – als einen Vorgeschmack auf die noch weit großartigeren überirdischen Wonnen, die uns über allem noch in der einstigen himmlischen Herrlichkeit bereitet sind! (e)

Und der Meister führte uns damit vor Augen, dass die Gottheit daran durchaus einen Wohlgefallen hat, uns in jeder Hinsicht mit Ihren vielfältigsten liebevollen Darreichungen zu beglücken, dass wir uns daran freuen dürfen und auch sollen.

Dadurch erteilte der Herr aber auch all jenen eine ganz klare Absage, die behaupten, dies wäre ein Anzeichen ganz besonderer Frömmigkeit und Gott-Ergebenheit, wenn man meinen würde, man müsse sich alles, was in irgendeiner Weise Vergnügen bereitet, versagen und dürfe sich niemals etwas gönnen (f) oder sich irgendetwas Wohltuendes zukommen lassen (g) – als hätte der HERR all die unzähligen irdischen Freuden allein darum erschaffen, um uns durch die Versagung dieser Wonnen zur Erlangung Seines Heils in sadistischer Freude besondere Qualen auferlegen zu können: nämlich entweder die, welche in dem angeblich heils-notwendigen Zwang eines beständigen Sich-Enthalten-Müssens lägen (h), oder aber die, welche bei immer neuem Straucheln und Versagen (i) zu einem quälenden schlechten Gewissen führen (j) oder aber gar noch Ängste nähren, man könne sich damit die göttliche Gunst und Gnade auf ewig verspielt haben oder aber noch verspielen (k).

In Wahrheit verhält es sich nämlich so, dass der Herr uns all diese irdischen Freuden von Herzen gönnt und sie wahrhaftig allein nur dafür geschaffen hat, dass wir uns daran erfreuen können und auch sollen (l). Und in Wirklichkeit ist dies sogar ein Zeichen besonderer Begnadigung, wenn man dies erkannt hat und sich von Herzen an all den Wonnen geradezu schamlos und ohne jedes falsche schlechte Gewissen ergötzen kann, die der Herr uns schon in diesem Leben bereit gestellt hat – wie es auch schon der weise König Salomo konstatiert hat:

„Es gibt nichts Besseres auf Erden, als dass ein Mensch sich Essen und Trinken schmecken lässt und sich an allem erfreut, was dies Leben ihm bietet als Ausgleich für alle seine Mühen. Denn wenn sich daran Herz und Seele erfrischen können: Auch das ist eine Gabe Gottes!

Welche Seele nämlich kann wahrhaftig genießen und sich an den Wonnen des Lebens erfreuen ohne Gott? – und ohne das Wissen darum, dass die höchste Gottheit ihr dies alles von Herzen gönnt und aus Liebe zugeteilt hat, dass sie sich daran erfreuen darf und auch soll! (m)

Darum genieße dein Leibgericht mit Wonne und deinen Wein mit Wohlbehagen und ergötze dich auch an den leiblichen Freuden mit der Seele, die du liebst! Denn auch Gott hat daran, wenn du dich an all dem erfrischen kannst, Seine Lust und sehr wohl von je her auch längst schon Sein Wohlgefallen!“ (n) „Darum esst, Freunde, trinkt und berauscht euch an der Liebe!“ (o)

6-N: Absage an alle bigotten Frömmler!

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Es ist also keineswegs so, dass der Herr uns keinerlei Freuden zugestehen würde und wir uns darum auch nichts gönnen dürften, wenn wir Sein Wohlgefallen suchen! Sondern vielmehr verhält es sich genau umgekehrt!

Denn aus Genuss erwächst Dankbarkeit über die empfangenen Freuden; aus Dankbarkeit aber das Verlangen, sich dankbar zu erweisen, indem man die segnende Gottheit durch Freuden, die man dann seinerseits seinen Nächsten zukommen lässt, erfreut (a).

Wer aber meint, sich selbst nichts zugestehen zu dürfen, wird auch allen um sich bald nichts mehr gönnen und ihnen alles schlecht und madig machen! Und wer selbst nicht genießen kann, der wird alsbald selbst ungenießbar! (b) Und wer nicht im Stande ist zu empfangen, kann noch weniger geben (c).

Mit Seinem allerersten, höchst skandalösen Wunder provozierte Jesus also ganz bewusst all diejenigen, die wahre Gott-Verbundenheit über die Entsagung von allem definieren, was Leib und Seele ergötzt, köstigt, aufrichtet und aufleben lässt und erfreut (d) – ebenso, wie der Meister auch später immer wieder dadurch Anstoß bei allen bigott-überzogenen Frömmlern erregte durch Seine Geselligkeit mit allen Geselligen und Seine Leutseligkeit mit allen Leutseligen (e), mit denen Er auch anständig zu feiern und sich des Lebens zu erfreuen verstand, ohne diese, mit denen Er feierte, für ihre Genussfreudigkeit auch nur im Mindesten zu maßregeln oder ihnen darüber ein schlechtes Gewissen einzureden, was Ihn freilich durch die Verleumdung aller missgünstigen Miesmacher in Verruf brachte, ein „Fresser und Säufer“ zu sein (f) und denen anzugehören, die das Reich Gottes ganz gewiss nicht erlangen würden (g) – was Ihm freilich auch nicht im Mindesten gerecht wurde!

Denn Jesus konnte durchaus auch Verzicht üben (h) und Er enthielt sich selbst auch im Feiern von allem, was Seine beständige Hinwendung zu Gott, Seinem himmlischen Abba, auch nur im Mindesten hätte beeinträchtigen können!

Nur verhielt es sich eben tatsächlich so, dass der Genuss der Freuden des Lebens, welche die Gottheit in Ihrer Liebe gestiftet hat, dass man sich daran ergötzen darf und auch soll, in Wahrheit in keinster Weise die Beziehung zur göttlichen Liebe beeinträchtigt, sondern – im Gegenteil! – sogar fördert!

6-O: Er wurde wahrlich allen alles!

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Auch wusste Jesus immer, wann es galt, mit den Feiernden zu feiern, mit den Tanzenden zu tanzen, sich mit den sich an ihrem Leben Erfreuenden am Leben zu erfreuen, wie auch, wann es angesagt war, mit den Trauernden zu trauern und mit den Fastenden zu fasten (a), um so allen die immer unendlich nahe (b), absolut bedingungslose, vorbehaltlose, unbedingte, wie auch gänzlich unverlierbare, keinerlei Lebensfreuden missgönnende, sondern vielmehr alles zubilligte, ja, gerne und bereitwillig zur Wonne stiftende göttliche Zuwendung und Liebe erfahren zu lassen (c), um alle, dort wo sie eben standen, für Sein in jeder Hinsicht freisetzendes Evangelium von der unverlierbaren göttlichen Abba-Liebe zu gewinnen.

Damit wurde der Herr wahrhaft allen alles, um alle auf ihre Weise zu gewinnen (d), ohne ihnen darüber ihre besonderen Eigenheiten, die sie doch auf unverwechselbare, einzigartige Weise liebenswert machten, austreiben zu wollen.

So förderte Christus in allen das Leben und die Lebensfreude zur wahren Lebensfreude in der Quelle allen Lebens und aller Lebensfreude hin (e).

6-P: Klare Absage an alle Miesepeter!

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Damit aber stellte der Gesandte Gottes als der Erz-Apostel der göttlichen Liebe, die uns in jeder Hinsicht freigiebig beschenken und bereichern will, sich jedoch freilich ebenso gegen alle in ihren Herzen und Gewissen verschnittenen und gebranntmarkten bigotten Moral-Apostel (a), die meinen, ihre göttliche Sendung bestünde darin, allen, die sich von Herzen an den vielfältigen Geschenken der göttlichen Liebe erfreuen können, alles vergällen und madig machen zu müssen und all jenen, die in allem, selbst noch im „tapferen Sündigen“, unbedarft fromm und fröhlich sein können (b), darüber ein schlechtes Gewissen machen zu müssen (c), so dass sie diesen gottseligen Gotteskindern nicht nur alle irdischen Freuden nehmen wollen (d), sondern überdies auch noch ihre vertrauensselige Heilsgewissheit rauben wollen (e), um sie in ihrem eigenen angstbesetzten, knechtischen Geist (f) an sich und ihre verquerten Vorstellungen von Gott zu binden (g) und sie noch schwerer zu belasten und zu knechten, als sie selbst schon in ihrem knechtischen Geist belastet und gegeißelt sind (h).

Damit aber erzeugen all jene falschen Apostel in ihren Nachfolgern (i) keine unbedarften, von himmlischen Wonnen über die unaussprechliche Vielfalt göttlicher Zuwendungen in Dankbarkeit erfüllte Himmelskinder, sondern vielmehr von Furcht und Schauder, Missgunst und heimlichen Neid, Groll und Zorn erfüllte geknechtete angstbesetzte Kinder der Hölle (j), die ihrerseits nichts als Angst, Knechtung, Verbitterung, Missgunst, Neid, Groll und Zorn wie Keime eines alles zersetzenden Krebses ausstreuen können (k).

Diese sind es, um derentwillen in aller Welt die göttliche Liebe verkannt wird und um derentwillen überall der heilige wunderbare Name des göttlichen Abba-Herzens (l) verlästert wird (m), weil sie Gott als einen jede Freude und jedweden Genuss missbilligenden Miesmacher erscheinen lassen, der voll unbändigen, eifersüchtigen Zorn gegen alles angeht, was nicht unmittelbar aus Ihm selbst Lust und Wonne erzeugt (n), wodurch jene vermeintlichen Diener den Höchsten, der doch die Quelle und der Ursprung aller nur erdenklichen Freuden ist (o), zu einem großen Lust-Töter machen, der alle Freuden des Lebens missgönnen würde, wodurch all jene falschen, scheinheiligen Gottes-Apostel (p) in Wahrheit dem Satan in doppelter Hinsicht in die Hände spielen:

einmal in der großen, verhängnisvollen Lüge, wahre, erfüllende Lebensfreude ließe sich darum allein nur in der Abkehr von Gott finden (q), dann aber auch in der ebenso verhängnisvollen Lüge, dem ewigen göttlichen Zorn, der in endlose Höllenverdammnis werfen würde, könne man nur entgehen, indem man sich selbst in die Hölle unablässiger zwanghafter Entsagung von allen nur erdenklichen Freuden stürzen würde – alles diabolisch verdrehte und verquerte Lehren, von Kindern der Hölle, über welche der große Christus-Apostel Paulus ganz zurecht gewettert hat:

„Ein jeder, der solches lehrt, sei mit seiner verfluchten Lehre selbst verflucht (r) und möge seine Beschneidung, mit der er alle gottseligen Gotteskinder aller ihrer Freuden beschneiden will (s), in voller Härte an sich selbst erfahren! Vielleicht gehen ihm darüber dann die Augen auf, wie gänzlich verschnitten und von jeder göttlichen Glückseligkeit abgeschnitten er doch selber ist!“ (t)

Die Gottheit nämlich, die Quelle allen Lebens, ist auch die Quelle aller wahren Freuden des Lebens (u), die von Ihr gestiftet worden sind, dass wir uns daran ergötzen und erfreuen dürfen und auch sollen. Ja, und in dieser Weise dürfen wir auch in den Augen all dieser bigotten Frommen, die verschnitten sind, »Fresser und Säufer« sein, wie es auch unser Herr und Heiland war! (v)

6-Q: Jesu Gleichnis von den fünf klugen und den fünf törichten Bräuten

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Nachdem aber allen, die zur Hochzeit geladen waren, bereits zu Ohren gekommen war, in welch beeindruckender Weise Jesus am anderen Ende Galiläas das Reich Gottes verkündigt hatte (a), bat man Ihn schließlich, doch auch hier allen Anwesenden Seine frohe Botschaft, die schon so viele Herzen angerührt haben sollte (b), kundzutun.

Und da alle Jesus bedrängten, Er möge doch auch ihnen mitteilen, was Gott, Sein himmlischer Vater, Ihm aufs Herz gelegt hätte, erklärte Jesus sich schließlich bereit, ihnen nach Einbruch der Nacht, wenn sie alle am Lagerfeuer sitzen würden, darzulegen, wie sie sich nach dem, was Gott Ihm gezeigt habe, auf die Ankunft dessen vorbereiten könnten, dessen Kommen ihnen von Gott verheißen worden war.

Und als dann am späten Abend alle unter einem sternenklaren Himmel am knisternden Lagerfeuer saßen, erklärte ihnen Jesus, während Er mit einem Ast im Feuer stocherte:

„Ich will euch keine Predigt halten. Ich will euch lieber eine Geschichte erzählen, damit auch die vielen lieben kleinen Kinder hier von euch etwas davon haben und etwas mitnehmen können: (c)

eine Geschichte von einer großen, wunderbaren Hochzeit, als der Sohn eines mächtigen Königs verheiratet werden sollte, welcher der Herr über ein gewaltiges Königreich war, das von einem Ende des Himmels bis zum anderen reichte und von fünf Herrschafts-Geschlechtern regiert wurde, die alle diesem höchsten Regenten unterstellt waren.

Jedes dieser fünf fürstlichen Häuser hatte je zwei Töchter, die alle mit dem großen königlichen Prinzen vermählt werden sollten, weil dadurch die Einheit all dieser herrschaftlichen Familien unter ihrem König durch innige Familienbande gefestigt werden sollte (d).

In diesem Reich war es aber nicht so, dass die Untergebenen an ihren höchsten Herren Abgaben zu entrichten hatten (e); sondern vielmehr teilte jener großartige Beherrscher des gewaltigen Weltreichs aus seiner unermesslichen Fülle an alle aus (f). Und als nun die große Vemählung seines Sohnes anstand, ließ dieser über allen thronende höchste Regent vielerlei Gaben und Geschenke an seine fünf Fürstenhäuser entsenden, damit sie ihre Töchter auf die große Hochzeit vorbereiten konnten, wo sie alle mit seinem Sohn vermählt werden sollten. Und es waren unglaubliche Schätze, die Er an alle fünf Häuser gleichermaßen überbringen ließ (g).

Der Termin für die Hochzeit stand allerdings noch nicht fest; denn der große König wollte allen Häusern in seinem Reich ausreichend Zeit einräumen, ihre Töchter auf die große Vermählung vorzubereiten. Und weit mehr als alles, was dafür nötig war, hatte er jeden der fünf Geschlechter zukommen lassen (h) – für die beiden Schwestern in einem jeden der fünf Herrschaftshäuser, die alle gleichermaßen gewürdigt worden waren, einstmals die Bräute seines Sohnes werden zu dürfen (i).

Und der große König ließ allen zehn Jungfrauen ausrichten: »Kauft euch vor allem ausreichend Öl für eure Lampen! Denn es könnte unvermittelt Nacht werden, ehe ihr ins Brautgemach gerufen werdet! – damit ihr den Weg zu Meinem Vaterhaus dann auch findet, falls die große Nacht schon heraufgezogen ist, wenn ihr zur Hochzeit gerufen werdet!«

In dem ganzen Reich jenes großen Königs verhielt es sich nämlich so, dass über eine Unzahl von Tagen beständiger lichter Sommer ohne Ende war, wo selbst sogar die Sonne nicht unterging! (j) Dann brachen aber auch immer wieder gänzlich unvermittelt winterliche Nächte herein, die ebenso unendlich lang zu sein schienen, wo über eine Unzahl von Tagen keinerlei Licht auf Erden schien.

Und in solchen Zeiten unendlichen Winters brachen auch heftige Stürme los, dass man Mühe hatte, auch nur die eigenen Hände vor Augen zu sehen, so dass man in diesen Zeiten des großen Winters völlig aufgeschmissen war, wenn man nicht für diese Zeiten tiefster Finsternis in den lichten Tagen des Sommers, wo es keine Nächte gab, ausreichend Vorsorge getroffen hatte (k) und wenn man seine Lampen nicht mit Öl für die Zeiten völliger Verfinsterung gefüllt hatte.

Denn wenn solch ein großer düsterer Winter hereinbrach, war es so stürmisch und dunkel, dass man schon große Mühe hatte, mit einer Öllampe nur allein seinen eigenen Weg für sich selbst einigermaßen auszuleuchten. In einer derart endlos stürmischen Nacht musste man sein Licht nämlich unter seinem Umhang bergen, um es wegen der wütenden Orkane vor dem Auslöschen und Verglimmen zu schützen, so dass ein jeder auf seine eigene mit Öl gefüllte Lampe zwingend angewiesen war (l).

Nun verhielt es sich in einem jeden der fürstlichen Häuser so, dass eine der beiden Schwestern klug war und sich auf die Hochzeit zubereitete, indem sie vor allem anderen ihre Lampe ausreichend mit Öl füllte für die nächste endlose Nacht, weil sie die Weisung und Mahnung des großen Königs beherzigte, dies vor allen anderen Dingen tun zu müssen, weil es das Allerwichtigste war.

Es gab aber leider in einem jeden Haus auch eine törichte Jungfrau, die es ihrer klugen Schwester nicht gleichtun wollte (m), sondern allein darauf bedacht war, die Zureichungen des großen Königs darauf zu verwenden, sich mit möglichst viel eitlen Prunk und nichtigen Tand herauszuputzen (n), in der Hoffnung, auf diese Weise alle anderen Bräute des Königs-Sohns, die sie als Rivalinnen betrachtete (o), ausstechen zu können.

Dies war aber in doppelter Hinsicht höchst dümmlich! Denn einmal war es doch klar,“ lachte Jesus belustigt, „dass ihr einstiger Bräutigam eine jede seiner Bräute einstmals völlig splitternackt in Augenschein nehmen würde (p), wenn Er sie erst einmal in Sein Brautgemach geführt hatte, so dass ihn das äußere Erscheinungsbild dann nicht länger über die wahren inneren Werte hinwegtäuschen konnte!“ (q)

Da kicherten auch Jesu Zuhörer – insbesondere die Frauen verschämt in ihre Schleier hinein. Jesus fuhr fort: „Zum anderen aber vergaßen diese fünf törichten Schwestern über ihren Bemühungen, sich ins beste Licht zu stellen, darüber das Allerwichtigste und Allerdringlichste, worauf es im Eigentlichen am meisten ankam: (r) Nämlich?“, fragte Jesus die Kinder.

Diese antworteten Ihm: „Öl für ihre Lampen zu kaufen!“ „Genau!“, bestätigte ihnen Jesus: „Sie vergaßen ganz und gar über ihren Eitelkeiten, Vorsorge zu treffen, dass ausreichend Öl in ihren Lampen war, damit sie in der heraufziehenden Nacht ein Licht hätten, um dann überhaupt den Weg zur ihrem Bräutigam zu finden! (s)

Da nun aber der große König sah, dass noch nicht alle Bräute, die Er für seinen Sohn auserwählt hatte, ausreichend vorbereitet waren – denn diese langen Winter-Nächte konnten auch gänzlich unvermittelt und ohne jede Vorwarnung jederzeit völlig unvorhersehbar hereinbrechen, so dass man eigentlich immer darauf vorbereitet und jederzeit dafür gewappnet sein musste, wenn man irgendwo im Reich länger unterwegs war (t); und als der große König nun sah, dass noch nicht alle Bräute ihre Lampen mit Öl gefüllt hatten – denn dieser Herrscher wusste wirklich alles und wurde über alles in seinem Reich beständig unterrichtet und in Kenntnis gesetzt (u), da zog er die Hochzeit immer wieder hinaus, in der Hoffnung, es würden sich auch noch alle anderen für ihren Weg zu seinem Sohn vorbereiten und noch Vorsorge treffen (v) in Hinblick auf das, worauf es im Eigentlichen und Wesentlichen ankam: nämlich ihre Lampen mit Öl zu füllen – zumal diesen fünf törichten Jungfrauen ihre Schwestern fortwährend vermahnt und eindringlichst angeraten hatten, sich endlich auch Öl für ihre Lampen zu besorgen und diese damit anzufüllen, da schließlich niemand wusste, wann die nächste unendliche lange Nacht unvermittelt wieder hereinbrechen würde! (w)

Denn jede der klugen Jungfrauen sagte zu ihrer Schwester: »Wenn die große Finsternis hereinbricht, kann ich dir auch nicht mehr helfen! (x) Dann wird mein kleines Licht gerade einmal für mich selbst ausreichen, den Weg zum Bräutigam zu finden – und in das Vaterhaus des großen Herrschers, der unser aller väterlicher König ist!« (y)

Also wartete der große König vergebens, dass sich auch die anderen fünf Jungfrauen mit Öl versorgten. Und so zog sich die Hochzeit immer weiter hinaus, bis schließlich alle zehn Jungfrauen darüber schläfrig wurden und die anstehende Hochzeit sogar wieder ganz vergaßen und am Ende überdies auch noch alle zehn Bräute einschliefen (z). Und während sie schliefen, brach dann tatsächlich über das ganze Land die nächste große endlose Nacht tiefster Finsternis herein.

Da nun der König des Landes sah, dass an der Situation nichts mehr zu ändern war, da fünf der zehn Jungfrauen die Zeit des langen strahlenden Sommers nicht genutzt hatten, sich auf den düsteren, stürmischen Winter vorzubereiten (aa), ließ er die Bräute ins Brautgemach rufen, damit wenigstens die fünf Bräute, die sich vorbereitet hatten, noch rechtzeitig in sein Vaterhaus gelangen konnten, ehe die bereits anhebenden schweren Sturmorkane dieser endlosen Winternacht in letzter Wucht über das ganze Land hereinbrachen (ab). Denn alle Welt war bereits total verfinstert, wie unter einem sternenlosen, mit düsteren schweren Gewitterwolken verhangenem Himmel um Mitternacht.

Da nun der Ruf im ganzen Reich erschallte: »Hört! Endlich kommt euer Bräutigam! Macht euch auf und zieht ihm entgegen!«, da standen in allen fünf Häusern die Bräute auf und wollten sich auf den Weg machen, ihrem Bräutigam entgegen, um mit ihm noch rechtzeitig ins Haus Seines Vaters zu gelangen, ehe die furchtbaren Stürme und Winter-Orkane losbrachen (ac). Und nun kam es, wie es kommen musste. Ihr könnt es euch denken.“

Und Jesus wandte sich wieder an Seine jüngsten Zuhörer: „Was meint ihr, Kinder? Was geschah dann wohl?“ Die Kleinen antworteten: „Nur die fünf klugen Schwestern waren bereit!“ Jesus bestätigte: „Ganz genau!

Und nun war der Jammer bei den törichten Bräuten freilich groß, weil sie allein nur auf äußeren eitlen Pomp und nichtigen Tand geachtet hatten, das Wichtigste, Entscheidende aber vergessen hatten, nämlich: ihre Lampen für den Weg zum Bräutigam wahrhaft mit Öl zu füllen!

Da winselte eine jede von ihnen ihre Schwester an: »Ach, liebe Schwester! Gib mir doch bitte etwas ab von deinem Öl, dass ich auch meine Lampe entzünden kann!«

Nun musste aber eine jede der klugen Bräute ihre törichte Schwester abweisen: »Habe ich es dir nicht oft genug gesagt?! Das kann ich nicht! Ich muss zusehen, dass mein eigenes kleines Licht nicht erlöscht in dieser fruchtbaren Nacht, die über uns gekommen ist! Ich kann dir unmöglich etwas abgeben! (ad) Ich hatte dir das von Anfang an und immer wieder gesagt und dich eindringlichst vermahnt! Da kann ich dir jetzt leider auch nicht mehr helfen! (ae) Da musst du jetzt schon selbst zusehen, ob du noch irgendwie in dieser Finsternis an Öl für deine Lampe kommst!« (af).

So kam es, wie es kommen musste: Die fünf klugen Töchter aus jedem fürstlichen Haus konnten ihrem Bräutigam, der endlich kam, entgegen gehen; die anderen aber mussten zusehen, wie sie noch an etwas Öl für ihre Lampen kamen (ag).

Aber bis auch sie in dieser Finsternis zum Palast des großen Königs fanden, da waren bereits alle Tore geschlossen und auch alles verbarrikadiert wegen der heftigen Stürme und gewaltigen Orkane, die freilich auch in dieser unendlich langen Nacht wieder zu erwarten waren. Und nachdem diese heftigen Ungewitter bereits ansetzen, konnte ihnen auch nicht mehr geöffnet werden! Sie waren einfach viel zu spät dran! (ah)

Und was für ein Heulen und Zähneklappern setzte dann draußen vor den Toren an, während im Hause des großen Königs eine wahrhaft königliche Hochzeit gefeiert wurde! (ai) Denn über die Jungfrauen, die außen vor blieben (aj), brachen dann freilich all die furchtbaren Stürme und Orkane herein, welche jene endlosen Nächte mit sich brachten (ak); und über allem wurden sie auch noch von furchtbarsten Ängsten vor Teufeln und Dämonen geängstigt (al), welche sie in der undurchdringlichen Finsternis auszumachen glaubten und die wohl sogar auch da waren und sie inwendig zerrissen und zerfleischten! (am)

Da jammerten sie dann alle in unaufhörlichem Heulen und Wehklagen! (an); »Wie konnte das nur passieren, dass wir zu solch einer großen, erhabenen Vermählung gewürdigt waren, aber uns nicht ausreichend zubereitet haben, wie es uns doch immer wieder eindringlichst angeraten worden ist!

Hat uns unser Bräutigam denn nun vergessen und hört sein Vater unsere Verzweiflungsschreie denn nicht?! (ao) Wie sollen wir die Schrecknisse dieser Nacht nur überstehen ohne jedwede Bergung oder irgendeinen Schutz?!«

Dabei hatte der große König, wie auch sein Sohn sie doch keineswegs vergessen (ap), sondern allein ihretwegen die Hochzeit solange hinaus gezögert, dass auch sie sich noch für den Weg zum Brautgemach bereiten konnten! Sondern vielmehr sie selbst waren es, die ihn und seine eindringliche Mahnung vergessen, oder vielmehr sogar abschätzig verachtet hatten, obwohl sie doch beständig immer wieder aufs Neue vermahnt worden sind!

So hatten sie es sich selbst zuzuschreiben, dass sie nicht eingehen konnten in das Brautgemach im Vaterhaus, sondern außen vor bleiben mussten, ohne jede Bergung und jedweden Schutz vor der Finsternis, die dann über sie kam! – eine Nacht voll Heulen und Zähneklappern, deren Ende nicht absehbar war!“ (aq)

6-R: Was willst Du uns damit sagen?!

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Da entsetzten sich die Hochzeitsgäste, dass die Geschichte, die Jesus ihnen präsentierte, einen so furchtbaren Ausgang nahm – zumindest für die fünf geladenen Bräute, die höchst dumm und töricht waren. Das verpatzte doch die ganze feierliche Stimmung! Eine Geschichte ohne ein glückliches Ende für alle! Da fragten sie, innerlich aufgewühlt: „Was willst Du uns mit dieser grausigen Geschichte sagen, die uns alle Freude an dieser Hochzeit zu nehmen droht?!“

Jesus aber ließ sich nicht verunsichern oder irgend aus der Ruhe bringen; und Er entgegnete ihnen: „Diese Geschichte ist, wie euch sicher schon aufgegangen ist, ein Gleichnis: ein Gleichnis auf Gott und euch. Der väterliche große König ist euer aller Abba im Himmel, der euch alle liebt und bei sich haben will (a). Sein Sohn: das ist der Messias, dessen Ankunft ihr alle erwartet.

6-S: Es wurden wahrlich alle geladen!

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Und dieser Sohn hat sich nicht nur die Töchter eines einzigen Hauses erkoren (a). Sondern es waren ihrer zehn: zwei aus jedem Haus und Geschlecht, das es im Reich Seines Vaters gab (b).

So ist der Sohn nicht etwa nur allein der Erlöser des Hauses Israels, sondern auch vieler anderer Häuser, deren Töchter Er sich ebenso als Bräute erwählt hat, und die ebenso, wie ihr, seit unerdenklichen Zeiten mit unzähligen erlesenen Gaben für die Hochzeit zubereitet worden sind (c). Denn der all-barmherzige Abba aller: Er ist wahrhaft reich für alle! (d)

So haben die Töchter eines jeden Hauses und Geschlechtes im Reich des Vaters empfangen (e) – einem Reich, das sich über alle erstreckt, wie unterschiedlich diese Häuser und Geschlechter dem äußeren Anschein nach auch immer sein mögen – ebenso wie die Form und Gestalt ihrer Öllampen (f).

Denn nicht das äußere Erscheinungsbild und die auswendige Aufmachung ist entscheidend, wie sehr auch immer sich verschiedene Bräute herausputzten mögen und von den anderen abzuheben scheinen (g), sondern vielmehr, ob auch inwendig Öl in ihrer Lampe ist (h).

Die Lampen, das sind die Herzen der Menschen; und das Öl, das ist die Salbung im Geist der göttlichen Liebe (i). Darauf allein kommt es an (j).

6-T: Was macht den Unterschied?

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Die klugen Bräute, die Öl in ihren Lampen haben und die ihre Schwestern vemahnen, es ihnen gleich zu tun (a) und das Öl aus den Himmeln in ihre Herzen fließen zu lassen: (b) das sind die Gott-Gesandten und Propheten, die in aller Welt Geschlechter auftreten und aufrufen (c), sich auf die Ankunft des göttlichen Erlösers vorzubereiten.

Die törichten Jungfrauen aber sind die, die sich allein mit nichtigen, eitlen Äußerlichkeiten abgeben und nur auf den äußeren Schein achten und allein nur den frommen Anschein eines gottgefälligen Lebens wahren, aber in keiner wahren, innigen, intimen Herzensbeziehung zum Bräutigam aller stehen, so dass sich in deren Herzen noch nicht die Salbung Seiner unendlichen, unversiegbaren Liebe ergossen hat.

Auch solche gibt es leider überall: in einem jeden Haus und Geschlecht. So finde Ich wahre, wie falsche Bräute wahrhaftig nicht allein im Hause Israel, sondern in Wirklichkeit überall auf dem ganzen Erdenrund (d).

Darum gilt, was Ich euch sage, wahrhaft allen (e), welchem Haus und Geschlecht sie auch immer angehören mögen, welche Form und Gestalt ihre Lampen auch immer haben mögen, was bedeutet, welchem Glauben und Bekenntnis sie sich auch immer zugehörig fühlen und unter welchem Namen, Gleichnis und Bild sie auch immer den Höchsten in den Himmeln verehren mögen (f), der Gott über alle ist (g), und welches Bekenntnis sie auch immer haben mögen, auswendig auf ihren Lippen. All das macht nicht den Unterschied (h).

Worauf es nun aber ankommt und worauf dies Mein Gleichnis abzielt, ist dies: Prüft euch selbst und geht in euch, ob eure Herzen wahrhaftig bereitet sind (i), und, ob sie schon die Köstlichkeit der göttlichen Bräutigams-Liebe geschmeckt und empfangen haben (j), dass sie davon wahrhaftig bis zum äußersten Rand angefüllt sind! (k)

Denn der göttliche Bräutigam liebt euch wahrhaft alle mit einer inbrünstigen unauslöschlichen Liebe! (l) Und ihr seid alle ganz vorzüglich und ausgesprochen liebenswert, über alle Maßen wertvoll nach den untrübbaren Empfindungen Seines Herzens! (m) Und Er will euch alle mit Seiner Liebe anfüllen und beschenken! (n)

Wenn ihr diese Seine Liebe aber in eueren Herzen nicht vernehmt (o) und Seine Liebe keinen Widerhall findet in euren Herzen: Wie wollt ihr da zu Ihm finden, wenn die Nacht herein bricht, in der eine jede Brautseele für sich selbst zusehen muss und niemand mehr wirken kann?! (p) Wenn ihr bis dahin Seine Liebe noch überhaupt nicht in euren eigenen Herzen verspürt und wahrgenommen habt, dass es euch davon brennen musste?! (q) – und Sie sich noch nicht in eure Herzen ergießen konnte!

6-U: Seht zu, dass ihr das Licht findet, ehe die Finsternis kommt!

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Darum seht zu, dass ihr diese Liebe findet und ertasten und erfühlen und erspüren möchtet (a), ehe dies für unerdenklich lange Zeit nicht mehr möglich sein wird! (b) Seht zu, dass eure Herzen bereitet sind, ehe der Messias kommt, um euch heimzuholen (c), bevor die Stürme der Nacht hereinbrechen, die ebenso kommen müssen (d) – über alle, deren Herzen sich nicht erweichen ließen und die nicht zubereitet worden sind!“ (e)

Damit aber hielt Jesus allen, die zur Hochzeit anwesend waren, wie auch später immer wieder allen Seinen Zeitgenossen, vor Augen, wie wichtig es war, Seinem Ruf und dem Ruf all Seiner Propheten zu folgen, wenn man denn einen Zug im eigenen Herzen vernahm (f).

Denn auch für Israel folgte später gar bald eine Zeit, da niemand mehr wirken konnte (g), und alle, die dem Drang ihres Herzens nicht nachgegangen waren, ihren Herrn und Heiland nicht mehr finden konnten (h) und sich schließlich ausgeschlossen vom Heil in äußerster Finsternis und Gottverlassenheit wiederfinden mussten (i), als die Nacht mit ihren unbeschreiblichen schauderhaften Schrecknissen über ganz Israel kam und herein-brach (j), in denen allein diejenigen innere Bewahrung finden konnten, die inwendig ins Brautgemach des Christus eingegangen waren.

Aber Christus ermahnt damit auch ebenso uns, die wir auf Seine Wiederkunft warten, wie damals das ganze Haus Israel auf Seine erste Ankunft. Denn auch bei Seiner Wiederkunft wird es so sein, dass Er allein diejenigen in Sein Brautgemach zu einer himmlischen Hochzeit (k) mit sich aus der Finsternis dieser Welt in das Licht aus der Höhe führen kann (l), deren Herzen sich von Seiner Liebe haben erfüllen lassen, wie man Lampen mit Öl anfüllt – die anderen jedoch, die nur den äußeren Schein wahrten, jedoch nicht!

Sie werden nicht mit ihren Schwestern in die Himmel zu jener unbeschreiblich wunderbaren Hochzeit und Vermählung mit ihrem himmlischen Bräutigam aus der Finsternis dieser Welt entrückt werden (m), sondern auf Erden verbleiben müssen (n), wenn über das ganze Erdenrund die Finsternis aus der Tiefe des Satans hereinbrechen wird (o), und sie werden dann hier auf Erden den allerschlimmsten Höllenstürmen ausgesetzt sein, die kein Herz sich ausmalen oder auch nur erdenken kann! (p)

Dann werden nämlich über all jene, die zurück bleiben, weil sie sich nicht zubereitet hatten, noch viel schauderhaftere Schrecknisse kommen, als wie es seiner Zeit mit Israel geschah. Denn alles, was damals geschah, das ereignete sich als ein Vorzeichen – uns allen zu einer eindringlichen Ermahnung! (q)

6-V: Haltet euch beständig zum Auszug bereit wie in der Passah-Nacht!

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Und Jesus sprach weiter zu ihnen: „So haltet es, wie ihr es in jener Nacht gehalten habt (a), als ihr in Ägypten auf den Engel des Bundes gewartet habt (b), der euch aus der Knechtschaft in die Freiheit und aus der Finsternis ins Licht führte, als ihr das Passahlamm Gottes gegessen habt, das zur Sühne für all eure Sünden geschlachtet wurde zur Vergebung aller eurer Treuebrüche und Vergehen (c).

Haltet euch bereit wie in einer jeden Passah-Nacht! (d) Eure Lenden seien umgürtet und eure Lampen entzündet vom Öl der göttlichen Liebe, die darin brennt. Seid bereit gleich Bräuten, die auf ihren Bräutigam sehnsüchtig warten, um sich von Ihm zur Hochzeit und Einholung ins Brautgemach abholen zu lassen!

Glückselig all die Brautseelen, die der Bräutigam so auffinden wird, wenn Er kommt! Wahrlich, Ich sage euch: Er wird sie zu einem unvergleichlich herrlichen, himmlischen Hochzeitsfest führen, wo Er selbst sich umgürten wird, um all Seine Bräute, die sich an Seine Tafel legen dürfen, selbst zu bedienen, wie ein Bräutigam Seine über alles geliebten Bräute umwirbt und mit zahllosen Liebeserweisen verwöhnt! (e)

So haltet euch bereit, dass ihr Öl in euren inwendigen Lampen habt, und aufbrechen könnt, wenn der Bräutigam euch zu sich ruft! Denn ihr wisst nicht, wann der Messias kommt, da ihr die Zeichen Seiner Ankunft nicht zu deuten versteht, obwohl sie doch schon so offensichtlich vor Augen treten! (f)

Und wer weiß: Vielleicht ist Er schon längst mitten unter euch und ihr erkennt es bloß nicht! (g) Und ebenso habt ihr keine Vorstellung von den Schrecknissen der Nacht, die jetzt schon jederzeit über euch losbrechen kann: eine Nacht, in der wahrhaftig niemand mehr wirken oder euch noch helfen kann (h) und in der jeder zusehen muss, wie er für sich selbst Glaube, Liebe und Hoffnung bewahrt!

Darum hört den mahnenden Ruf der klugen Bräute und Brautführer des HERRN: (i) Macht euch für euren Bräutigam bereit, dass Er euch mit sich in die innere Bergung Seines Brautgemachs führen kann (j), ehe die große Nacht und Macht der Finsternis über diesen ganzen Erdball hereinbricht.

Denn alsdann werden nur die bestehen können und noch den Weg zur Erlösung finden, die in der Zeit der gnadenvollen Heimsuchung (k) ihre Lampen mit Öl gefüllt haben und ihre Salbung und Versiegelung aus der Höhe empfangen haben (l).

Und ihr alle solltet wissen, wie gar schnell und unvermittelt eine solche Nacht über einer jeden Seele Leben hereinbrechen kann! Wehe darum all denen, die dann nicht dafür gewappnet sind! (m)

Wie nämlich auf jeden lichten Tag eine finstere Nacht und auf jeden warmen Sommer ein klirrend kalter Winter folgt, so ist es auch mit euch jetzt, dass auf jede segensreiche Zeit der Leichtigkeit, wo das Heil ohne jede Mühe zu erlangen ist (n), eine Zeit der Prüfung und Bewährung folgt (o). Da wird euch dann nicht mehr nach tanzen und feiern sein, wie jetzt noch, sondern ihr werdet zusehen müssen, wie ihr die schwere Zeit, die kommen wird, überhaupt unbeschadet durchstehen und überleben könnt! (p)

Und so wird es bleiben bis zum Ende dieses Äons, bis alles vollendet ist (q). Darum seht zu, diese inwendige Erleuchtung zu finden: das Öl und den Balsam für eure Seelen und Herzen, um inwendig ins Brautgemach eingehen zu können, wenn es auswendig kalt und finster und lebensbedrohlich wird (r).

Seht zu, dass ihr wahrhaft erfüllt werdet mit der Liebe, die euer Bräutigam zu euch allen hat! (s) Denn allein das kann euch retten und heimführen ins Vaterhaus, wenn die nächste lange Nacht hereinbricht mit ihren Schrecknissen und schauderhaften Stürmen.

6-W: Wappnet euch für die schweren Zeiten der Prüfung!

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Versteht Mich nicht falsch: Es wird immer wieder Zeiten geben, und zwar für alle, wo überall Öl für die inwendigen Lampen feilgeboten wird – gänzlich umsonst (a), und völlig unabhängig davon, was immer gewesen war und was immer ihr zuvor, aufgrund eures inneren Mangels an Finsternis hervorgebracht habt! (b) Es wird immer wieder für eine jede Brautseele Zeiten geben, wo die Tür zum Bräutigam, der alle Seine Bräute unverlierbar liebt, weit aufgerissen ist und offen steht! (c)

Aber es kommen auch immer wieder Zeiten der Schwärze und der totalen Finsternis nach den Etappen einer jeden neueren Heimholung: dunkle, finstere, schwere Zeiten, die dann von einer jeden Brautseele zu durchleben sind, die sich in den Zeiten gnadenvoller Heimsuchung nicht heimholen ließ (d), weil sie ihr Herz nicht erweichen und alsdann erfüllen ließ von der göttlichen Liebe.

Denn wenngleich diese Liebe des Bräutigams durchgängig immer und unverlierbar allen Brautseelen gilt (e), so ist sie doch nicht immer klar ersichtlich und leicht zugänglich. Es gibt auch immer wieder Zeiten, wo sich alles verdunkeln muss, wenn ihr die Zeiten nicht nutzt, in denen es klar erkennbar ist, dass jenes Licht aus höchster Höhe immer für euch strahlt.

Und so ist es auch notwendig, dass darauf dann auch solche dunkle Zeiten folgen müssen, auf dass ihr spätestens dann, in jenen Zeiten der Macht der Finsternis (f), den Wert dieses höchsten Lichts erkennt und den Wert jenes Öls und Balsams aus höchster Höhe zu schätzen lernt (g), den ihr so lange verachtet und ausgeschlagen habt! Ich aber würde euch all diese Höllen gern ersparen, ebenso wie auch der Vater! (h)

Darum ermahne Ich euch: Nutzt die Zeit, die euch jetzt gegeben ist (i), solange euch das Öl noch feilgeboten und regelrecht nachgeschmissen wird (j) – gänzlich umsonst und so unendlich leicht zu erwerben! (k) Denn es werden auch wieder Zeiten kommen, wo dieses höchste Gut Mangelware sein wird und wo jeder sein inwendiges Licht verstecken muss, dass es ihm nicht geraubt oder ausgelöscht wird (l).

Die Sonne scheint immer, unaufhörlich, und lodert und brennt, über wahrhaft allem unendlich erhaben, beständig und ohne jedes Ende für euch! (m) Aber es gibt immer wieder auch Zeiten, wo undurchdringliche Dunkel- und Gewitter-Wolken aufziehen und sich vor dieses ewig strahlende Licht schieben, so dass in solchen Zeiten der Verdunkelung euch bald fraglich wird, ob es überhaupt eine solche Sonne gibt, die unaufhörlich für euch scheint, obwohl ihr sie alle doch schon erlebt und ihre Wärme verspürt habt! (n)

Darum nutzt die Zeit, wo euch die göttliche Liebe scheint (o) und euch Ihr Licht erreicht, und pflanzt euch Ölbäume an (p) und erntet ihr Öl, dass es euch Licht spenden kann in den Zeiten der Finsternis! Macht es wie Joseph, der Sohn Israels: Nutzt die Zeiten des Segens (q), dass ihr den Segen inwendig in euch habt, wenn auswendig der Segen nicht mehr vernehmbar ist (r).

Und wenn ihr noch weiser und bedachter als die klugen Bräute sein wollt, dann sammelt so viel Öl, dass es in den Zeiten der Finsternis nicht nur für euch genügt, sondern, dass ihr dann sogar noch auszuteilen habt für andere (s), die dann den Wert des Öls endlich erkennen. Aber ach! Wer von euch versteht das wirklich und kann es fassen?! (t) Wenn ihr doch nur sehen könntet, was an Gutem, wie auch an Schlechtem kommt!“

6-X: Euch erwartet immer erlesener Wein!

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Zu all denen aber, die mitbekommen hatten, dass der Herr am Ende der Hochzeitsfeier für noch erleseneren Wein gesorgt hatte, als wie der zuvor ausgeschenkte, zu diesen allen sprach der Herr auf dem Rückweg von Kana nach Kapernaum: (a) „Erkennt dies: Der Wein, den Ich euch ausschenken werde, wird immer vorzüglicher werden bis zur Vollendung hin! (b) Denn er wird euch immer mehr berauschen in Meiner Liebe! (c)

Aber im Gegensatz zu dem Wein, welchen die törichten Töchter trinken, die nur den äußeren Schein wahren: einen Wein, der die Sinne der Wahrnehmung trübt für das, worauf es im Wesentlichen ankommt, bis man am Ende garnichts mehr erkennt (d), – im Gegensatz dazu wird der Wein, den Ich ausschenke, euch immer klarer sehen lassen (e) und eure Sinne der Wahrnehmung derart schärfen, dass ihr immer mehr Weitblick erlangt – und immer tiefere Einblicke in Bereiche des Wunderbaren, von denen ihr bislang auch nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung habt, noch es jetzt schon überhaupt fassen und glauben könntet! (f)

Denn ein jedes Haus und Geschlecht sieht bislang nur, was in seinem nächsten Umfeld liegt. Wenn aber die Töchter aller Häuser auf dem Weg zu ihrem gemeinsamen Bräutigam zusammengeführt werden (g), wird sich ihrer aller Blick enorm ausweiten, bis alle alles miteinander erkennen und alle ihre Teil-Erkenntnisse im demütigen Geist des bereitwilligen Aufeinander-Hörens und Voneinander-Lernens (h) sich zu einer allumfassenden tiefen umgreifenden Erkenntnis von allem ineinander fügen werden und sich zu einem einheitlichen Ganzen vereinigen (i).

6-Y: Was lebt, wächst und verändert sich!

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So schenke Ich euch allen immer und immer wieder noch köstlicheren, erleseneren Wein ein! Beherzigt aber auch dies, dass immer neuer Wein auch immer wieder neue Schläuche braucht (a), wenn ihr nicht verdorbenen Wein aus verrotteten Schläuchen trinken wollt.

Der reine Wein, den Ich euch ausschenken werde (b), ist nämlich lebendiges Wasser des Lebens selbst (c). Alles aber, was lebt, das wächst immerfort und wird beständig größer und umfangreicher, ausgreifender und gewaltiger und immer herrlicher! (d) Alles aber, was in dieser Weise lebendig ist und immerfort zunimmt, das verändert sich auch fortwährend entsprechend!

Ihr seht es an euch selbst: Als ihr noch Kinder wart, da hattet ihr kleinkindhafte Ansichten und Einsichten und kindische Anschläge und Anwandlungen; als ihr aber ausgereift seid und erwachsen wurdet, da habt ihr alles abgelegt, was kleinkindhaft und kindisch war (e).

Das muss mit euch nun auch in spiritueller Hinsicht geschehen, dass ihr alles ablegt, was kleinkindhaft und kindisch und ohne rechte, tiefe Einsicht ist (f), indem ihr euch auf den neuen Wein und auf die wahre Salbung in Meinem Geist der unaussprechlichen Liebe konzentriert, und aus dieser Meiner Retter-Gesinnung gegen alle alles neu zu beurteilen und zu bewerten, einzuschätzen und einzuordnen lernt, was euch in euren Schriften als göttliche Offenbarung gegeben ist, dass ihr alles vom Wort in den Wörtern her und zum Wort in allen Wörtern hin auszudeuten lernt: (g) dem Wort Gottes, das Ich bin (h).

Denn ihr sollt nicht länger blinde Buchstaben-Hörige sein, die am Oberflächlichen, Nichtigen haften bleiben (i) und sich darin verlieren, sondern freie Kinder in befreiter Gotteskindschaft des Geistes (j), die zum Geist und Wesen aller Buchstaben vordringen und alles, was geschrieben steht, aus dem Geist Meiner Liebe für den Geist Meiner Liebe hin zum Geist Meiner Liebe auszulegen verstehen (k). Und wahrlich: Dann wird eure Erkenntnis sich mehren von einer Herrlichkeit zur anderen, bis in die Unendlichkeiten hinein!“ (l)

6-Z: Reise von Kana nach Kapernaum

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Als die Hochzeitsfeier aber nach einigen Tagen zum Abschluss gekommen war, ging Jesus mit Seinen Anhängern hinab nach Kapernaum. Inzwischen hatte Er nun bereits sieben Jünger: denn zu Johannes Bar Zebedäus, Jesu kleinen Cousin, und dessen Freund Andreas Bar Jonas, sowie dem Philippus und dessen Freund Nathanael Bar Tholmai (a), ferner dem Freund des Bartholomäus, dem einstigen Eiferer Simon (b), waren nunmehr noch die beiden Jakobi hinzugekommen, die beide, ebenso wie Johannes, Vettern Jesu waren: nämlich Jakobus Bar Chalpai, der Kleine (c), und Jakobus Bar Zebedäus, der ältere Bruder des Johannes (d).

Freilich begleiteten Jesus und Seine Gefolgschaft auch die Eltern von Jakobus und Johannes, nämlich Zebedäus und seine Frau Salome, welche die Schwester von Jesu Mutter Maria war (e). Denn schließlich wohnten sie in Kapernaum. Und auch Maria entschloss sich, mit ihnen in das Fischerdorf am See Genezareth zu gehen, um noch einige Tage bei ihrer jüngeren Schwester zu verweilen und noch etwas länger bei ihrem Sohn bleiben zu können (f).

Denn Zebedäus hatte erklärt, Jesus könne jederzeit gerne mit Seinen Jüngern bei ihm wohnen, wenn Er um Kapernaum herum das Reich Gottes verkündigen wolle (g). Auch Jesu Brüder begleiteten sie, blieben aber nur für eine Nacht in Kapernaum, und kehrten am darauf folgenden Tag nach Nazareth zurück (h).