Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
III Die Aufnahme
19: Die Gefangennahme des Täufers Johannes
19-A: Die letzte Hasmonäerin!
19-B: Die Hasmonäer müssen wieder an die Macht!
19-C: Für die gute Sache ist jedes Mittel recht!
19-D: Noch immer nicht genug an Macht!
19-E: Am Ende alles verloren!
19-F: Der Zweck heiligt doch schließlich die Mittel!
19-G: In ihren hehren Absichten völlig verkannt!
19-H: Was nimmt sich dieser Vagabund heraus?!
19-I: Dieser Gerichts-Prophet muss endlich weg!
19-J: Der Täufer: in Ketten gelegt!
19-K: Dies ist nicht das Ende! Es ist der Anfang!
19-A: Die letzte Hasmonäerin!
Die Makkabäerin Herodias war die letzte noch lebende Hasmonäerin, also neben ihren Brüdern die einzige Überlebende aus jenem ruhmreichen Makkabäer-Geschlecht, das einstmals das jüdische Volk von der Fremdherrschaft der verhassten Seleukiden befreit hatte und sodann das heilige Land Israel in einer glorreichen hohenpriesterlichen Königs-Dynastie über hundert Jahre beherrscht hatte (a).
Herodias Großmutter Mariamne war die Enkelin des letzten hasmonäischen Hohenpriester-Königs, nämlich von Hyrkanos, dem Zweiten, dem allerdings sein Bruder, Aristobulos, der Zweite, seine Herrschaft streitig machen wollte. In diesem Bruderzwist um die Thronfolge wurde Hyrkanos von dem Idumäer Antipater unterstützt, welcher dann aber schließlich durch die Gunst Roms selbst zur Macht über Israel gekommen war, während Hyrkanos nur noch als Hoherpriester in geistlicher Hinsicht über die Juden herrschen durfte – ganz gemäß dem Sprichwort: „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.“
Antipaters Sohn, Herodes der Große, hatte dann schließlich das Erbe seines Vaters angetreten, nachdem er zusammen mit seinem Vater Antipater alle hasmonäischen Widersacher, die gegen den letzten Hohenpriester-König Hyrkanos gestritten hatten, vernichtet hatte; und sodann hatte Herodes, der Große, Mariamne, die Enkeltochter des Hohenpriesters Hyrkanos, geheiratet.
Denn Herodes war, wie sein Vater Antipater, ein Idumäer, also ein Nachkomme Esaus (b), und wurde deshalb von den Juden als ein fremdländischer heidnischer Herrscher über Israel betrachtet (c). Darum heiratete Herodes, der Große, auch Mariamne, um dadurch ein Mitglied der hasmonäischen Dynastie zu werden, die das Volk der Juden über hundert Jahre beherrscht hatte, seit die hasmonäischen Makkabäer ihr Land von der Fremdherrschaft der Seleukiden befreit hatten.
Um Mariamne ehelichen zu können, hatte Herodes sogar seine erste Frau, Doris, verstoßen, welche ihm bereits einen Sohn geschenkt hatte, den Herodes, der Große, nach seinem Vater den Namen »Antipater« gegeben hatte, aber noch einen Tag vor seinem eigenen Tod hatte hinrichten lassen.
Die Hasmonäerin Mariamne hatte Herodes, dem Großen, schließlich zwei weitere Söhne geschenkt, nämlich Alexander und Aristobul. Und Herodias war die Tochter des Aristobul, also eine Enkelin von Herodes, dem Großen, und von seiner hasmonäischen Frau Mariamne.
Dann aber hatte Herodes, der Große, zuerst Mariamnes jungen, gerade einmal sechzehnjährigen Bruder, welcher der letzte hasmonäische Hohepriester war, weil er vom Volk gefeiert wurde, wie der eigentliche König Israels, auf einem Gastmahl in Jericho bei einer spaßigen Balgerei im Swimmingpool ertränken lassen, was er wie einen unglückseligen Unfall aussehen ließ, und dann schließlich auch noch seine eigene Frau Mariamne wegen angeblichen Ehebruchs hinrichten lassen, wie später schließlich auch noch deren beiden Söhne Alexander und Aristobul, die sie ihm geschenkt hatte, da er fürchtete, sie wollten an ihm, ihren Vater, die Hinrichtung ihrer Mutter und ihres Onkels rächen und – als Hasmonäer mütterlicherseits – ihm seine Herrschaft über Israel wieder entreißen, da sie über ihre Mutter dem einstigen hohenpriesterlichen Königsgeschlecht der Makkabäer entstammten, er selber jedoch ein Edomiter und Nachfahre des verhassten Esau war, der einstmals sein Erstgeburtsrecht an seinen Bruder Jakob-Israel, den Stammvater der Juden, verächtlich für ein bloßes Linsengericht abgetreten hatte (d). So hatte sich der Edomiter Herodes, der Große, wie ein Kuckuck in einem fremden Nest breit-gemacht und hatte schließlich begonnen, die wahren Kinder des Nestes hinaus zu drängen und zu stoßen und gänzlich auszutilgen
Nachdem also Herodes, der Große, sowohl seine eigene makkabäische Frau Mariamne, als auch deren beiden Söhne Alexander und Aristobul hatte hinrichten lassen, war die Prinzessin Herodias, die Tochter Aristobulos, neben ihren Brüdern die letzte Hasmonäerin, die noch der einstigen glorreichen makkabäischen Dynastie entstammte.
19-B: Die Hasmonäer müssen wieder an die Macht!
Herodes, der Große, hatte dann schließlich noch einige andere Frauen geheiratet, die ihm weitere Söhne geschenkt hatten. Herodias aber, welche die letzte noch lebende Hasmonäerin war, war jedoch schon von kleinauf von dem inbrünstigen Verlangen beseelt, einstmals selbst wieder in Israel an die Macht zu kommen und mit sich und ihren Kindern die einst so ruhmreiche Hasmonäische Dynastie wieder-erstehen zu lassen.
Und dafür war ihr jedes Mittel recht. Denn schließlich – so sagte sie sich – heiligte der gute Zweck doch alle Mittel! Denn die hasmonäische Prinzessin Herodias verfolgte damit letztendlich bei allem schließlich nur das edle Ziel, Israel, das nun von den heidnischen Idumäer, den Nachkommen des verhassten Esau (a), beherrscht war, von dieser gottlosen edomitischen Fremdherrschaft wieder zu befreien und das jüdische Volk wieder unter die Herrschaft des ruhmreichen makkabäischen Priestergeschlechts zu bringen, dem sie entstammte!
Da nun aber ganz Palästina von dem Edomiter Herodes, dem Großen, beherrscht war, gab es nur einen Weg, an die Macht zu kommen: Herodias musste einen seiner Söhne heiraten, welche er von seinen vielen Frauen hatte, also irgendeinen Onkel und Halb-Bruder ihres Vaters Aristobul, welchen Herodes hatte hinrichten lassen.
Schließlich war es Herodias gelungen, einen Sohn von Herodes, dem Großen, für sich zu vereinnahmen: nämlich Philippos Boethos, welcher der Sohn einer späteren Frau von Herodes, dem Großen, war, die auch den Namen »Mariamne« trug – wie die hasmonäische Großmutter von Herodias, die zweite Frau von Herodes, dem Großen, die er wegen angeblicher Untreue hatte hinrichten lassen.
Jene andere Mariamne, die „Zweite“, aber war die Enkelin eines unbedeutenden Priesters namens Simon Ben Boethos, welchen Herodes, der Große, ihretwegen zum Hohenpriester von Jerusalem ernannt hatte und unter dem der Priester-Oberste Zacharias den Ausbau des Jerusalemer Tempels beaufsichtigt hatte (b).
Jener Philippos, welchen die Makkabäerin Herodias geheiratet hatte, war also der Ur-Enkel des Hohenpriesters Simon Ben Boethos und als ein Sohn von Herodes, dem Großen, zugleich auch ein Onkel von Herodias.
Die Hasmonäerin Herodias, die Enkeltochter von Herodes, dem Großen, hatte also einen Sohn ihres Großvaters geheiratet: Jener Philippos Boethos war folglich ein Onkel der Prinzessin Herodias, nämlich ein Halb-Bruder ihres Vaters Aristobul, den ihr Großvater, Herodes der Große, hatte hinrichten lassen.
19-C: Für die gute Sache ist jedes Mittel recht!
Bevor Herodes, der Große, nach langer Regentschaft aber schließlich seinem Leben ein Ende gemacht hatte, nachdem er aufgrund seiner zahllosen Verbrechen – wie zuletzt noch dem Kindermord von Bethlehem (a) – vom Allmächtigen mit unerträglich qualvollen Krankheiten betraft worden war (b), hatte er sein Reich schließlich an drei seiner Söhne aufgeteilt: Sein Sohn Archelaus erhielt Samaria, Judäa und Idumäa und sein Sohn Herodes Antipas bekam Galiläa und Peräa. Diese beiden Brüder waren die Söhne einer Samariterin mit Namen Malthake. Des Großen Herodes noch lediger Sohn Herodes Philippus aber erhielt Gaulanitis, Batanäa und Trachonitis. Er war der Sohn einer Kleopatra von Jerusalem.
Dies war aber nicht jener Philippos Boethos, mit welchem die Hasmonäerin Herodias verheiratet war. Dieser Herodes Boethos war nämlich der Sohn jener zweiten Mariamne, welche Herodes geehelicht hatte, nachdem er die Hasmonäerin Mariamne, Herodias Großmutter, hatte hinrichten lassen.
Dieser andere Philippos Boethos, der Gatte von Herodias, war bei der Aufteilung des Reiches von seinem Vater, Herodes, dem Großen, folglich übergangen worden – wahrscheinlich gerade deswegen, weil er mit der letzten Hasmonäerin, Herodias, verheiratet war, und weil Herodes, der Große, nicht riskieren wollte, dass eine einstige Makkabäerin, deren Vorfahren er bereits alle ausgerottet hatte, mit ihren etwaigen Kindern der von ihm begründeten neuen edomitischen Dynastie, welche nunmehr über Palästina herrschte, noch einmal gefährlich werden konnte. Darum ging Herodias Mann bei der Aufteilung der Macht völlig leer aus.
Damit aber war Philippos Boethos – als ein Königssohn ohne jede Herrschaft – für die Hasmonäerin Herodias völlig uninteressant geworden! Wollte sie an die Macht kommen, so musste sie sich von ihrem Gemahlen lösen und sich von einem anderen herodianischen Onkel ehelichen lassen, der einer der drei Tetrarchen geworden war, unter welchen das Reich ihres idumäischen Großvaters Herodes, des Großen, aufgeteilt worden war, nachdem Herodes, der Große, Herodias ganze Familie bis auf sie und ihre Brüder ausgerottet hatte.
Also versuchte Herodias ihr Glück bei einem der anderen Söhne des Herodes, die Tetrarchen über Palästina geworden waren und alle Halb-Brüder ihres Vaters Aristobul waren – ebenso, wie Philippos, ihr herodianischer Onkel und Gemahl, dem kein königliches Erbe zugefallen war.
Schließlich gelang es der Herodias auf einem Gastmahl ihres Mannes, dem Herodes Antipas den Kopf zu verdrehen, welcher der Vierfürst von Judäa und Peräa war. Dass dieser bereits mit der Tochter des arabischen Königs Aretas, dem Vierten, von Petra weit im Süden von Peräa, unterhalb des Toten Meers, verheiratet war, störte Herodias wenig. Ihr gelang es, den Antipas zu bezirzen, so dass er ihretwegen seine Frau verstieß, was ihm sogar einen Grenzkrieg mit dem Araber-König Aretas einhandelte.
Auch Herodias Ehemann, Philippos Boethos, musste es sich gefallen lassen, dass ihn seine hasmonäische Frau zusammen mit ihrer gemeinsamen Tochter Salome verließ, um sich von Herodes Antipas ehelichen zu lassen; denn im Gegensatz zu seinem Halb-Bruder Antipas, der Judäa und Peräa beherrschte, war Philippos Boethos schließlich ein Königssohn ohne jede Herrschaft und Macht, da er um Herodias willen einstmals auf all dies verzichtet hatte!
19-D: Noch immer nicht genug an Macht!
So hatte Herodias immerhin schon einmal über einen Teil Israels Macht erlangt. Denn mit ihrem neuen Gatten, Herodes Antipas, welcher der Vierfürst von Galiläa und Peräa war, hatte sie leichtes Spiel: Der leichtlebige, flapsige Antipas war im Grunde nur an Wohlleben und Vergnügungen interessiert und gab sich hauptsächlich den Orgien hin, die er veranstaltete.
Außerdem war Antipas sowohl ihr, der Herodias, wie auch ihrer Tochter und deren Reizen gänzlich verfallen (a), so dass er in jeder Hinsicht ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu manipulieren war. Damit war Herodias die eigentliche Regentin von Galiläa und Peräa geworden, die im Hintergrund alle Fäden zog.
Später gelang es ihr schließlich sogar, ihre Tochter Salome mit dem noch ledigen Herodes Philippus, dem Tetrarchen von Gaulanitis, Batanäa und Trachonitis, zu vermählen, so dass sich ihrem Einfluss allein nur noch Judäa und Samaria gänzlich entzog, das nach der Verbannung von Herodes Archelaus dem römischen Statthalter Pontius Pilatus unterstellt worden war, da Archelaus die Aufstände wegen der römischen Volkszählung nicht einzudämmen verstanden hatte (b).
19-E: Am Ende alles verloren!
Als dann aber einige Zeit später – nämlich vier Jahre nach der Auferstehung Jesu Christi – der Tetrarch Philippus verstarb, welchem Herodias Tochter Salome allerdings keine Kinder schenken konnte, und als sodann von Rom Herodias hasmonäischer Bruder Agrippa zum Tetrachen über das Herrschaftsgebiet des Philippus ernannt wurde, stachelte Herodias ihren Mann Antipas trotzdem dazu an, gegen ihren eigenen Bruder Agrippa um die Königsherrschaft in Judäa zu streiten, nachdem Pilatus als Präfekt abgesetzt und verbannt worden war – obwohl Agrippa, Herodias Bruder, doch auch, wie sie selbst, großmütterlicherseits ein Makkabäer war, da es Herodias nämlich inzwischen nicht mehr nur um die Wiedererstehung der Hasmonäer-Dynastie ging, sondern mittlerweile – wenn nicht in Wahrheit von je her – allein nur noch um ihre Alleinherrschaft über ganz Israel.
Bei diesem Zwist zwischen dem Mann und dem Bruder der Herodias zog Herodes Antipas gegenüber Herodes Agrippa allerdings den kürzeren, da letzterer die Gunst des Kaisers Caligula für sich gewinnen konnte.
So wurde Herodes Antipas nach Süd-Gallien verbannt, während Herodes Agrippa am Ende wieder die Herrschaft über ganz Palästina erlangte und als König über ganz Israel unter der Oberhoheit Roms regierte (a), wie einst sein Großvater Herodes, der Große – wobei Agrippa aber von Seiten seiner Großmutter Mariamne, der Ersten, die Herodes, der Große, hatte hinrichten lassen, auch dem Priestergeschlecht der Hasmonäer entstammte, das über hundert Jahre über Israel geherrscht hatte, bevor die Idumäer die Herrschaft über Palästina an sich gerissen hatten.
Kaiser Caligula hätte Herodias zwar ihr Privatvermögen und auch ihre Freiheit gelassen, doch wäre Herodias dann schließlich der Regentschaft ihres mittlerweile verhassten Bruders unterworfen gewesen, gegen den sie letztendlich selbst intrigiert hatte.
Also zog es Herodias vor, ihren Mann Antipas in die Verbannung zu begleiten. So hatte Herodias, weil sie nie genug bekommen konnte und nach immer größerer Macht strebte, am Ende schließlich alles verloren (b).
19-F: Der Zeck heiligt doch schließlich die Mittel!
Herodias war also zeitlebens von dem Verlangen beseelt, irgendwann einmal Herrscherin über ganz Israel zu werden, wie es einstmals die große Hasmonäer-Königin Salome Alexandria war, nach der Herodias auch ihre Tochter benannt hatte.
Diese Königen Alexandria war nämlich die erste, wie letzte Hasmonäische Herrscherin über Israel gewesen; denn durch den Bruder-Zwist ihrer beider Söhne Hyrkanos, dem Zweiten, und Aristobulos, dem Zweiten, fiel die Herrschaft über Israel schließlich am Ende an die idumäischen Herodianer.
Und Herodias wollte diese Herrschaft wieder an die Hasmonäer bringen, um das einst so ruhmreiche Makkabäer-Geschlecht wieder-erstehen zu lassen – was dann später aber, anstelle von ihr selbst, schließlich ihrem Bruder Agrippa gelingen sollte (a), der ihr am Ende noch zu einem maßlos unterschätzten Rivalen wurde.
Und um an die Herrschaft über Israel zu kommen, war Herodias stets jedes Mittel recht – auch schon, als sie noch mit Philippos Boethos verheiratet war: Dass sie ihrem ersten Mann und herodianischen Onkel, dem Philippos Boethos, der um ihretwillen einstmals auf ein machtvolles Erbe verzichtet hatte, die Treue brach, war ihr dabei völlig gleichgültig.
Und ebenso, dass sie in gleicher Weise, wie sie selbst die Ehe brach, auch ihren Onkel Herodes Antipas zum Ehebruch verleitete, der um ihretwillen seine Gemahlin Phasaelis, die Tochter des Araber-Königs Aretas verstieß. Denn diese beiden Ehen, die hier geopfert werden mussten, um Herodias als einer hasmonäischen Prinzessin zur Macht zu verhelfen, waren ihrer Ansicht nach doch ohnehin nur gottlose Verbindungen idumäischer Heiden, welche die Herrschaft über Israel an sich gebracht hatten!
19-G: In ihren hehren Absichten völlig verkannt!
Was also war daran schon so verwerflich, wenn sie, die Makkabäerin Herodias, ihre eigene Ehe mit einem Herodianer brach und einen anderen Herodianer zum Ehebruch verleitete, um so wenigstens Galiläa und Peräa wieder unter hasmonäische Herrschaft zu bringen?!
Umso unverständlicher war es ihr, dass das uneinsichtige, dumm-fromme jüdische Volk dies offensichtlich ganz anders sah und den doppelten Ehebruch, den sie verursacht hatte, aufs schärfste als eine große verwerfliche Sünde und Freveltat vor Gott, dem Allmächtigen, verurteilte.
Aber ihrer Meinung nach war daran allein nur dieser Tauf-Prophet schuld, der gegen sie und ihren neuen Mann, Herodes Antipas, zu wettern begann und ihnen für ihren doppelten Ehebruch die Strafe Gottes ankündigte.
Allein dieser finstere, zornige Täufer Johanan war ihrer Meinung dafür verantwortlich, dass Herodias als eine hasmonäische Prinzessin schließlich alle Gunst bei ihren Volk verlor (a), obwohl sie es doch insgeheim von der idumäischen Fremdherrschaft der verhassten gottlosen Herodianer befreien wollte! – ähnlich, wie die jüdische Heldin Esther den persischen Welt-Beherrscher Ahasveros bezirzt hatte (b), oder, wie die irsaelitische Freiheitskämpferin Judith durch ihre Verführungskünste den Widersacher Holofernes bezwungen hatte! (c)
19-H: Was nimmt sich dieser Vagabund heraus?!
In Tiberias, der hellenistischen Stadt, welche Herodes Antipas auf den Ruinen des einstigen Rakkath (a) hatte erbauen lassen und anstelle von Sephoris zu seinem neuen Residenz-Sitz in Galiläa gemacht hatte, kam es dann schließlich zu einem unmittelbaren Zusammenstoß mit jenem wütenden Gerichts-Propheten. Und damit war dann das Maß endgültig voll:
Herodias und Antipas hatten sich in einer verhängten Sänfte durch die Stadt tragen lassen, als der Täufer Johanan sie stellte.
Er rief ihnen in aller Öffentlichkeit zu: „Ihr Otterngezüchte und Schlangenbrut! Wie wollt ihr dem Zorn des Allmächtigen entrinnen?! (b) Ist es dir nicht unmissverständlich gesagt und klar geboten worden? »Du sollst nicht ehebrechen und nach dem greifen, was bereits verbunden ist!« (c)
Und überdies, Herodes Antipas: »Die Blöße deines Bruders sollst du nicht aufdecken! Es ist die Blöße deines Bruders! Und schon garnicht die Blöße einer Mutter und ihrer Tochter zusammen, die Blutsverwandte sind! Das ist eine unüberbietbar abscheuliche Schandtat!« (d) Und wenn du einer geehelichte Frau auch nur lüsternd nachsiehst, bist du schon des ewigen Höllenfeuers schuldig! (e)
Meint ihr, die Gebote des Mose würden für euch Hochwohlgeborene nicht gelten? Wie ein jeder Hurer und eine jede Ehebrecherin unbedingt zu steinigen sind, ohne Gnade, nach dem Gesetz (f), so wird auch euch ganz gewiss noch die gerechte Strafe des Allmächtigen ereilen! Denn das Gericht Gottes fängt am Hause Gottes an (g), und hier wiederum zuallererst bei dessen Leitern und Führern! (h)
Darum wehe, wehe, wehe über euch! Der wahre König Israels ist schon längst in unsere Mitte getreten und Er wird alsbald kommen und Seine Tenne gründlich säubern! (i) Wie wollt ihr da der Glut Seines Zornes entrinnen und bestehen an dem Tag, wenn Er hervortritt, wie das verzehrende Feuer eines Schmelzers und die Laugensäure eines Bleichers?! (j)
Denn euch wird es ganz gewiss zuerst treffen, dass ihr von Seinem Zorn hinabgestoßen werdet in die tiefsten Abgründe der Hölle, wo euch endlose Qualen erwarten bis in die Äonen der Äonen hinein, wo der Rauch von Feuer und Schwefel aufsteigen wird vor Seinem Angesicht bis in alle Ewigkeit!“ (k)
Aber damit nicht genug! Dieser Künder des göttlichen Zornes (l) peitschte das ganze gemeine Volk derart auf, dass unter verächtlichen Rufen wie „Herodias, du Hure! Antipas, du Hurensohn!“ nicht nur Kot und Unflat auf ihre Sänfte geworfen wurden, sondern den übel-riechenden Auswurf schließlich auch noch Steine folgten (m).
Wäre die Bahre nicht schon der Residenz des Antipas recht nahe gewesen, so wäre ihr Geleitschutz vielleicht von dem aufgebrachten Mob noch überwunden worden und man hätte sie aus ihre Sänfte gezerrt, um sie zu lynchen.
Darum schrie Herodias ihren Gemahlen an, als sie wieder in Sicherheit waren: „Was muss denn noch alles geschehen, dass du endlich gegen diesen Aufrührer vorgehst?! (n) Wir wären um ein Haar gesteinigt worden! Was nimmt sich dieser verdreckte Vagabund, der kaum bekleidet in Kamelhaaren herumläuft und Ungeziefer frisst (o), heraus, sich im Namen Gottes in die hohe Politik einzumischen?!
Was weiß der denn schon davon, wie in der gehobenen Welt der Politik, wo andere Gesetze herrschen (p), zum Wohle aller (q) eine Regentschaft zu führen und zu festigen ist? Schon dein Vater Herodes wusste, dass seine Herrschaft allein dann Bestand haben kann, wenn er sein Haus mit dem der Hasmonäer verbindet, bis er sich durch seinen krankhaften Verfolgungswahn, der ihn völlig blind werden ließ, hatte verleiten lassen, gegen seine allergrößten Gönner selbst vorzugehen!
Du aber bist weit klüger als dein Vater und wirst es darum auch einstmals noch viel weiter bringen, als selbst sogar dein ruhmreicher, großer Erzeuger! Du bist der Auserwählte Gottes, der Israel unter der Obhut Roms in eine Blütezeit führen wird, wie sie dies undankbare Volk, das sich von solchen falschen Propheten und Messiassen gegen dich aufhetzen lässt, noch nie gesehen hat!
Dafür aber musst du gegen all diese Aufrührer, die im Namen Gottes alles Volk gegen dich aufbringen, gnadenlos ausmerzen! (r) SIE sind deine wahren Feinde! Das wusste auch dein Vater Herodes! (s) Darum mach sie alle nieder! Und fange mit diesem falschen Propheten und Messias an!“
19-I: Dieser Gerichts-Prophet muss endlich weg!
Und indem Herodias seit dieser Stunde unablässig in dieser Sache auf den Antipas einwirkte, ließ der Tetrarch von Galiläa und Peräa den Täufer Johanan schließlich ergreifen und auf Anraten seiner Gemahlin möglichst weit weg, im untersten Verließ der Festung Machärus im südlichsten Ende von Peräa, am Ost-Ufer des Toten Meeres in Ketten legen (a).
Machärus war nämlich gleichsam die letzte Bastion im Herrschaftsgebiet von Herodias Gatten im Krieg gegen den Araber-König Aretas aus dem noch südlicher gelegenen Petra, der gegen Antipas einen Vergeltungs-Feldzug führte, da dieser um Herodias willen seine Tochter verstoßen hatte.
Sollte es jenem Araber-Fürsten also gelingen, Machärus einzunehmen, so hätte sich diese Niederlage durch die List Herodias doch noch – zumindest für sie – in einen Sieg gewandelt, da dann gewiss auch der Täufer Johannes im Zuge der Einnahme dieser Festung zu Tode gekommen wäre.
Herodias Gatte Herodes Antipas war nämlich, trotz seines losen Lebenswandels, oder aber vielleicht auch gerade deswegen, ein äußerst abergläubiger Mann (b), der die Weissagungen von solchen Gerichts-Propheten, wie dem Täufer Johanan, fürchtete. Es war allein seiner großen Willensschwäche zu verdanken, dass es ihm einfach nicht gelingen wollte, dem Bußruf solcher Prediger zu folgen und sein disziplinloses, orgienvolles Leben in zügellosem Prassen aufzugeben (c), dass er nicht gänzlich einem frommen Wahn verfiel, weil ihm wahre Umkehr einfach schlichtweg unmöglich war.
Trotzdem scheute Herodes Antipas sich, an diesen Täufer Johanan Hand anzulegen, da er ihn für einen Mann Gottes hielt (d). Ja, er suchte ihn, als er gegen Aretos in den Krieg zog, sogar hinter dem Rücken seiner Gemahlin Herodias heimlich mehrfach auf, in der Hoffnung, irgendwie doch noch Gunst bei Gott finden zu können (e), wenngleich er durch die Gerichts-Prophezeiungen des Tauf-Propheten immer wieder massiv beunruhigt und verunsichert wurde (f).
19-J: Der Täufer: in Ketten gelegt!
So stand Antipas zwischen den Fronten: An einen Heiligen Hand anzulegen, getraute er sich trotz seines gottlosen Lebens, das von dem zedernden Johanan immer wieder unerschrocken massiv angegriffen wurde, gerade deswegen nicht, weil diese Furchtlosigkeit jenes Gerichts-Propheten vielmehr ihn selbst erschreckte und Angst einjagte.
Über allem fürchtete Herodes Antipas aber auch den Zorn des Volkes, wenn er an dem Täufer Hand angelegt hätte; denn die Israeliten hielten ihn für einen großen Gottes-Propheten (a).
Andererseits war er aber nicht nur völlig unfähig zur Umkehr, von seiner Genussfreude und Leichtlebigkeit zu lassen, sondern überdies seiner Frau Herodias gänzlich hörig und überdies in Lüsternheit auch noch deren Tochter Salome verfallen (b), die er hinter dem Rücken ihrer Mutter umwarb.
Herodias wusste dies alles freilich; aber es war ihr gänzlich gleichgültig: Im Grunde interessierte sie der Antipas so wenig, wie der Herodianer, den sie um seinetwillen verlassen hatte. Alles, was für sie von Bedeutung war, bestand darin, dass sie mittels dieses ihr und ihrer Tochter verfallenen Mannes über Galiläa und Peräa als die heimliche Herrscherin Regentschaft ausüben konnte.
So war es ihr schließlich gelungen, dass auch jener Tauf-Prophet, der ihr gefährlich werden konnte, in ein finsteres Loch in der entlegenen Festung Machärus in Ketten gelegt worden war (c).
19-K: Dies ist nicht das Ende! Es ist der Anfang!
Als Jesus mit Seinen Jüngern, einer Anhängerschaft von inzwischen etwa dreißig Mann, die Heilige Stadt Jerusalem nach dem Laubhüttenfest verließ (a), beschloss Er, nach Kapernaum zurück zu kehren (b), um nunmehr in Galiläa Sein Evangelium zu verkündigen, da die Pharisäer und Schriftgelehrten in Judäa Ihn zu töten suchten (c).
Und der Meister trat Seine Reise nach Norden über Emmaus an, wo Sein Onkel Kleopas Alphäus (d), der Halb-Bruder Seines Zieh-Vaters Joseph,* mit seinen Söhnen lebte. Den Jakobus Ben Chalpai hatte Jesus in Seine Gefolgschaft, die Ihn ständig begleitete, aufgenommen; Seinen anderen beiden Vettern aber, dem Joses und dem Simeon (e),* gewährte der Rabbi nur, sich Ihm zeitweilig anschließen zu dürfen (f) – um ihres Vaters willen, der auf die Mithilfe seiner Söhne angewiesen war (g).
- Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte III,11, 4.Jhdt. n. Chr.
nach dem dort zitierten Historiker Hegesippus aus dem 2. Jhdt. n. Chr.
Und als Jesus mit Seinen Jüngern bei seinem Onkel Halphaios Rast machte, da kam freilich auch die Rede auf Johanan, den Täufer, welchen Herodes Antipas in Machärus hatte einkerkern lassen.
Und Jesu Oheim fragte seinen Neffen: „Der Täufer hatte das Reich Gottes angekündigt, dass es unmittelbar bevorstünde und er es vorbereiten sollte: (h) Und jetzt das! Was wirst Du nun tun?!“
Der Meister aber antwortete dem Halphaios: „Ich werde es nunmehr ganz Israel als Evangelium verkündigen, dass sich die Zeit jetzt endlich erfüllt hat und das Reich Gottes inzwischen bereits angebrochen ist!“ (i)
Und Jesus brach mit Seiner Gefolgschaft wieder auf und wandte sich nach Galiläa. Und Simeon, Sein Cousin, welchen Kleopas einstweilen freistellen konnte, begleitete sie – zusammen mit seinem Bruder Jakobus, der ein beständiger Gefolgsmann Jesu war.