22-A Entstellter! Erkenne dein vollendetes Urbild!

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Bevor Jesus im Verborgenen zum Laubhüttenfest hinauf nach Jerusalem kam (a), um sich ganz Israel zu offenbaren (b), und noch ehe Er in Judäa am Jordan zu taufen begann mit Seinen ersten Jüngern (c), die sich Ihm im galiläischen Bethsaida (d) und in Kapernaum angeschlossen hatten (e), da begab sich´s, als Er mit dieser Seiner Gefolgschaft auf dem Weg zum Heiligen Fluss war, dass Er durch eine entlegene Gegend kam, wo Aussätzige in Höhlen hausten.

Denn ihre Geschwüre waren hochgradig ansteckend (f), weswegen sie von der Gesellschaft ausgestoßen wurden und weit entfernt von besiedelten Gebieten ihr Dasein fristen mussten (g). Darum nannte man ihre Erkrankung auch Aussatz, weil es die davon Betroffenen zwang, ausgesetzt von allen leben zu müssen.

Als nun der Rabbi einst mit Seinen ersten Anhängern bei solchen Höhlen von Aussätzigen vorbei kam (h), siehe, da stürzte einer von den Erkrankten in seinen zerfetzten Kleidern (i) einen Hang zu ihnen hinunter, statt sich von ihnen fern zu halten und „Unrein!“ auszurufen, um sie zu warnen, wie es ihm eigentlich nach der Thora des Mose geboten gewesen wäre (j). Jener aber stürmte auf den Meister und Seine Jünger zu und schrie „Rabbi! Rabbuni, Du Gesandter des Höchsten! Erbarme Dich meiner!“

Da entsetzen sich die Jünger des Herrn und ergriffen vor dem Unreinen die Flucht, da sie fürchteten, von ihm infiziert zu werden (k). Denn jener Aussätzige war über alle Maßen entstellt, so dass nichts Menschliches mehr an ihm war: (l)

Sein ganzer Körper war mit gewaltigen schneeweißen Wucherungen übersät, die von Schorf und Krätze, sowie von ausgebrochenen wunden Geschwüren überzogen waren (m); sein durch Wucherungen halbseitig aufs Doppelte angeschwollener Kopf war völlig kahl geworden, da ihm sein Haar fast gänzlich ausgefallen war; und wo ihm am Hinterkopf noch ein paar spärliche Strähnen geblieben waren, da hatten sich die schwarzen Locken in dünnen aschfahlen Flachs gewandelt, der ungeschoren über seinen Rücken fiel (n). Auch das halbseitig vollends zugeschwollene Gesicht des Aussätzigen, das nur noch ein Auge freigab, war vollständig deformiert, so dass seine ganze Erscheinung etwas Gespenstisches, geradezu Dämonisches an sich hatte, was Jesu Gefährten voll Entsetzen zurückweichen ließ.

Der Meister ließ sich hiervon jedoch nicht schrecken und lief weiter auf jenen Aussätzigen zu, der laut um Hilfe schreiend von dem Abhang auf Ihn zustürmte.

Als der so grauenhaft Entstellte schließlich nur noch einige Schritte von Jesus entfernt war, da fiel er vor Ihm nieder und flehte ihn an: „Meister! Ich habe schwer gesündigt vor dem Himmel und vor dir! (o) Darum bin ich mit diesem Aussatz bestraft worden.

Und der Höchste züchtigte mich damit schwer, um mich über meinen inwendigen Aussatz zu ernüchtern (p), da ich Seinem Propheten, dem Mose, gespottet habe (q) und mich leichtfertig über seine Gebote hinweggesetzt habe (r).

So habe ich nun erkannt, wie sehr ich vom rechten Weg abgekommen bin und bereue wahrlich zutiefst von Herzen alle meine Sünden. Aber wenn Du willst, kannst Du mich reinigen! (s)

Denn mir wurde heute Nacht ein Traum zuteil: (t) Da wurde mir aus den Himmeln gesagt: »Menschensohn! (u) Deine Sünde hat dich übel entstellt, so dass du deine anfängliche, gottgegebene Anmut und Schönheit vollends verloren hast (v).

Nachdem du darüber nunmehr jedoch ernüchtert worden bist und deine Sünden jetzt bereust, will Ich dir jemanden senden, in dem du dich wieder finden und erkennen wirst: (w) wie du einstmals ursprünglich warst und wie du durch Jenen wieder werden sollst (x).

Denn Er wird dir dein ursprüngliches Erscheinungsbild wieder geben und in dir wieder Gestalt gewinnen: (y) denn nach Seinem Ebenbild bist du erschaffen worden! (z) – du, wie alle!« Dies war die große Verheißung, die mir heute Nacht zuteil wurde.

Und als ich Dich nun kommen sah und in Dir mich selbst wieder-erkannte, wie ich einst war, ehe ich meiner Verwerfung verfiel, da wusste ich´s, dass Du es bist, der mir vom Himmel her gesandt worden ist, der mir wieder zurückgeben könnte, was ich in Ihm erblicke: die Anmut und Schönheit, die auch mir einstmals vergönnt war, ehe ich sie gänzlich verloren hatte (aa).

Darum flehe ich Dich an: Erbarme Dich doch meiner! Denn ich bereue alles, was ich getan habe, da ich nun erkenne, wie es mich in jeder Hinsicht, inwendig, wie auswendig, entstellt und verdorben hat.

So flehe ich Dich an! Vergib mir meine Sünden und sei mir gnädig! (ab) Denn ich habe erkannt, dass Du dafür entsandt worden bist (ac) für alle – und, wenn der Höchste mir gnädig sein will: so auch für mich! (ad)

Darum bitte ich Dich: Heile doch auch mich bitte wieder, wie schwer und zahlreich meine Übertretungen auch waren: (ae) dann werde ich wieder heil! Reinige mich: so werde ich wieder rein! (af)

Lass mich wieder so werden, wie es mir ursprünglich aus den Himmeln aus unerfindlicher Gnade zugedacht war, dass ich wieder so werden darf, wie Du es bist!« (ag)

So flehte der Entstellte den Rabbi an. Und als der Meister den Aussätzigen sah, da jammerte es Ihm und Er hatte großes Mitleid mit ihm (ah); so streckte Jesus Seine Hand aus und rührte den Unreinen an. Alle aber erschraken, als Er dies tat. Denn damit lief der Rabbi Gefahr, sich selbst anzustecken und sich den Aussatz zuzuziehen (ai).

Der Meister aber sprach zu dem Aussätzigen: „Ich will´s tun; sei rein!“ Und sogleich begannen alle Geschwüre an jenem so grausam Deformierten sich unverzüglich zurück-zu-bilden und aufzulösen, so dass der so schwer Entstellte von seinem Aussatz befreit und gänzlich rein wurde, und seine Haut wieder glatt und fein (aj).

Und noch, als jenes Wunder an dem Aussätzigen geschah, da fiel jener, der seine Heilung empfing, bereits erneut auf sein Angesicht vor die Füße Jesu und huldigte Ihm: „Mein Herr und mein Gott! (ak) Du bist der Heilige Israels! (al) Ich will dir folgen mein Leben lang, und wenn es sein muss, bis in den Tod!“ (am)

Als jener Geheilte sich aber wieder aufrichtete und die Jünger Jesu ihn sahen – denn sie hatten sich wieder herzu gewagt, – da verschlug´s ihnen die Sprache: Denn der junge Mann, der von seinem Aussatz gereinigt worden war: er sah genauso aus, wie ihr Meister und Herr! – bis auf das kahle Haupt, das er noch hatte. Und er war von derselben ebenmäßigen grazilen Gestalt voll Anmut und Schönheit, wie es Jesus war (an), als wäre er Sein Zwillingsbruder (ao).

22-B: Behalte zunächst für dich, was an dir geschehen ist, bis du darin gefestigt bist!

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Jesus aber beschwor den Geheilten: „Sieh zu, sage niemandem etwas von dem, was hier geschehen ist und was du erkannt hast! (a) Sondern ziehe hinauf nach Jerusalem und zeige dich dort einem Priester und bringe die Sühneopfer für deine Reinigung dar, wie Mose es geboten hat, ihnen zum Zeugnis“ (b).

Da jener Gereinigte aber nicht von Ihm weichen wollte, trieb Jesus ihn regelrecht von sich: (c) „So geh nun! Geh! Und dass du nur ja niemanden berichtest, was hier an dir geschehen ist, ehe du deine Reinigung erfahren hast und wieder von Mir hörst! Denn es ist noch nicht an der Zeit, es ganz Israel zu offenbaren! (d)

Aber auch zu deinem eigenen Schutz solltest du das, was an dir geschehen ist, bis auf Weiteres für dich behalten, auf dass du nicht verunsichert wirst in dem, was du empfangen hast! (e) Aber wenn du deine Sühne erlangt hast und erfährst, dass Ich auftrete in Galiläa (f), dann kannst du wieder zu Mir kommen und Mir nachfolgen.“

22-C: Das Leben des einen für das des anderen

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Also zog damals jener Geheilte, der dem Herrn so unglaublich ähnlich sah, hinauf in die Heilige Stadt, um sich den Priestern zu zeigen (a). Und als jene ihn besehen hatten und bestätigen konnten, dass der Aussatz von ihm gewichen war, ging er und wusch sich und seine Kleider und ließ die wenigen Haare, die ihm geblieben waren, scheren, wie es das Gesetz vorschrieb (b). Und alsdann kaufte er zwei reine Vögel, die einander in ihrer Gestalt völlig gleich waren und trat damit vor die Priester.

Die schickten einen Tempeldiener hin, um einen der Vögel über fließendem Wasser zu schlachten und sein Blut in einem Gefäß aufzufangen. In diese Schale mit dem Blut des geopferten Vogels wurde alsdann der andere, noch lebende Vogel getaucht und daraufhin in die Lüfte entlassen (c).

Dieser Akt der Entsühnung nämlich war eine prophetische Zeichenhandlung auf das Sühneopfer Christi hin (d). Denn wie der eine Vogel für sein Gegenbild sein Leben ließ, worauf der andere, in sein Blut getaucht, in die Lüfte entlassen wurde (e), so ließ auch Jesus Sein Leben für alle Seine Geschwister, die nach Seinem Bild erschaffen worden sind (f); und wenn wir Entsühnung durch Sein Blut empfangen haben, werden auch wir, gleich jenem Vöglein (g), wieder in die Freiheit entlassen (h). Und zum Zeichen dafür wurde der Aussätzige sieben Mal mit dem Blut des geschlachteten Vogels besprengt, zu seiner vollumfänglichen Reinigung (l).

22-D: Ein dreifaches Sühneopfer

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Außerdem waren noch drei Lämmer darzubringen: als Sühneopfer, Brandopfer und Speiseopfer (a). Es waren aber drei, zum Zeichen, dass in Christus, dem Sühnelamm Gottes, in dem aus den Himmeln entsandten Sohn, die ganze trinitarische Fülle der Gottheit leibhaftig innewohnte und sich für alle dahingab und opfern ließ: (b) im Sohn in gleicher Weise auch der Geist (c), wie ebenso der Vater selbst (d). Diese drei nämlich, in welchen uns die Gottheit erscheint, sind in Wahrheit ein Einziger: niemand anders als Jesus allein (e) – der Christus und Heiland-Gott aller Welt (f), weswegen die Taufe auf den Namen Jesu Christi (g) auch die Taufe auf die dreifaltige Gottheit ist (h).

Denn wie die Sonne und das Licht, das sie verströmt, welche sie aufstrahlen lässt und sichtbar macht (i), und die Wärme, die sie spürbar macht (j), eins sind, so ebenso der Vater, der Sohn und der Geist: Der Vater ist die Sonne (k), Sein Sohn aber ist das Licht, das die Sonne verströmt, welches Sie sichtbar macht (l), wenn dies Ihr Licht unsere Welt erreicht, Ihre warme Ausstrahlung aber, die Sie in unwiderstehlich anziehender Weise spürbar und erfahrbar macht, ist der Geist (m).

All diese göttliche Fülle einzigartiger selbstloser himmlischer Abba-Agape (n) aber, die eins mit Christus ist, hat sich in der selbstlosen Hingabe des Sohnes für ausnahmslos alle – und nicht allein nur für die, die´s schon fassen und glauben können! (o) – in ihrer unüberbietbaren Liebe aller Welt geoffenbart (p).

22-E: Salbung mit dem Öl der göttlichen Liebe

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Schließlich wurde dem Reingewaschen noch von dem Öl, das zu seiner Entsühnung auf dem Brandopferalter mit den Schlachtopfern dargebracht wurde, auf das Haupt gegossen (a) zum Zeichen, dass Gott den reuigen Sünder im Geist Seiner Liebe salben und als ein Königskind wieder erwecken will (b).

22-F: Durch Gottes Strafgericht geläutert

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Als nun jener vom Aussatz Befreite die Tage seiner Reinigung vollendet hatte (a), kehrte er zurück nach Tiberias, seiner einstigen Heimatstadt am südlichen West-Ufer des Sees Genezareth, die allerdings vielen Juden als unrein galt; denn Herodes Antipas, der Tetrarch von Galiläa und Peräa, hatte diese Kleinstadt nicht allein nach hellenistischem Vorbild erbauen lassen und nach dem römischen Kaiser Tiberius benannt, um diesen dadurch zu ehren, sondern sie überdies an der Stelle des einstigen Rakkath (b) erbaut – und zwar auf den Gräbern der Juden, welche vorzeiten dort gelebt hatten. Später hatte Herodes überdies auch noch seine Residenz von Sephoris, der nördlich von Nazareth liegenden Hauptstadt Galiläas, nach Tiberias verlegt.

In dieser Stadt Tiberias hatte der Geheilte einstmals als Fischer gelebt (c), ehe er vom Aussatz befallen worden war. Denn er hatte sich durch seine betörende Schönheit zu einem losen Leben verleiten lassen (d), wo er sich immer wieder anderen wohlhabenden Frauen hingab (e), um sich von ihnen aushalten zu lassen, bis er ihrer jeweils überdrüssig wurde und sie sitzen ließ, oder aber seine Liebhaberinnen ihm dahinter kamen, dass er auch sie, denen er seine Liebe beteuerte, insgeheim immer wieder hinterging und ihnen untreu wurde (f).

Doch stets fand er durch sein anmutiges Erscheinungsbild neue Liebhaberinnen – waren dies nun entweder junge Witwen, denen er Hoffnungen machte (g), oder aber auch verheiratete Frauen aus höheren Kreisen, die er zum Ehebruch in heimlichen Liebschaften verleitete (h).

So schlug sich jener als junger Mann durchs Leben und kam weit herum und hatte Verkehr mit vielen Frauen, nicht allein mit Jüdinnen, sondern auch mit Samaritanerinnen (i), aber selbst auch mit Heidinnen und Frauen von vermögenden Griechen oder Römern, von deren Zuwendungen er sich´s gut gehen ließ, so dass er sich ganz dem Huren hingeben konnte und davon auch noch vorzüglich leben konnte – ohne Rücksicht auf die Gefühle all jener Frauen, denen er Hoffnungen machte und dann auf kurz oder lang das Herz brach – bis er sich schließlich bei irgendeiner dieser Liebhaberinnen, der er den Kopf verdreht hatte, mit dem Aussatz infiziert hatte (j), ehe der bei dieser Betrogenen zum Ausbruch kam.

Und als ihn dann schließlich dies harte Los traf, seine einstige Anmut und Schönheit, von welcher er lebte, zu verlieren und durch den Aussatz völlig entstellt zu werden und zu einem von aller Welt geächteten Leben in Verbannung verdammt zu sein, da empfand er dies freilich als die gerechte Strafe Gottes (k), die ihn nun ereilt hatte (l), nachdem er so viele Frauen betört und verführt und zum Ehebruch verleitet hatte, vielen anderen aber ihre Unschuld geraubt oder aber das Herz gebrochen hatte (m).

22-G: Geläutert und geheilt!

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Als dieser dann aber nach seiner Heilung nach Tiberias zurück gekehrt war, ließ er sich jedoch nicht mehr von den Verlockungen jener Stadt, in der auch viele Heiden lebten, verführen, da er von Christus geheilt und mit Seinem Geist versiegelt worden war (a), sondern er begann, wieder ein anständiges Leben als Fischer zu führen und sich seinen Lebensunterhalt mit seiner Hände Arbeit zu verdienen, bis er erfuhr, dass auf dem Laubhüttenfest in Jerusalem (b) ein Mann von sich reden gemacht hatte (c), der bereits zuvor in Judäa als ein noch größerer Tauf-Prophet aufgetreten sein sollte, als es schon der Täufer Johannes war (d), und dass dieser nunmehr wieder in Kapernaum sei, wo Er bereits einige Wunder vollbracht habe (e).

Da machte sich jener Geheilte auf, hinauf in dies Fischerdorf im Norden des galiläischen Meeres zu ziehen, da er dem folgen wollte (f), der ihm die göttliche Vergebung zugesprochen und ihn geheilt hatte (g). Denn schließlich war es ihm ja durch einen nächtlichen Traum enthüllt worden, dass dieser Mann, der ihn geheilt hatte, aus den Himmeln entsandt worden war (h).

22-H: Seinem Heiland zum Verwechseln ähnlich!

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Als sich jener Gereinigte aber auf dem Weg nach Kapernaum befand, da begab sich´s, dass er selbst, nachdem sein kräftiges, gelocktes schwarzes Haar wieder gewachsen war (a), immer wieder selbst für jenen Rabbi Jesus gehalten wurde, weil er ihm so unglaublich ähnlich sah, als wäre er ein Zwillingsbruder des Meisters (b).

Da erklärte er allen, dass er´s nicht sei, sondern selbst von diesem geheilt und vollumfänglich in dessen Erscheinungsbild gewandelt worden war (c), und dass er sich auf dem Weg zu Ihm befände, weil er Ihm fortan folgen wollte.

So schlossen sich ihm viele an, die diesen Rabbi, der solche Wunder vollbringen konnte, sehen wollten. Denn sie sagten sich: „Jener unvergleichlich vollmächtige Gottesmann muss der Elia sein (d), dessen Wiederkunft uns verheißen worden ist, der dem HERRN und Höchsten selbst den Weg bereiten soll, ehe das Reich Gottes anbricht mit der Ankunft Seines himmlischen Engels des Bundes selbst! (e)

Er muss der irdische Messias sein, der uns alle auf das Kommen des himmlischen Messias vorbereitet: (f) der gewaltige Prophet, den schon Mose angekündigt hat (g), nämlich der zurückgekehrte große Prophet Elia! Denn nach Mose (h) ist außer Elia kein Gottesmann mehr aufgetreten, der solche Vollmacht besaß, dass er sogar vom Aussatz befreien konnte (i), wie es Elia an dem heidnischen Naäman getan hatte, der gereinigt wurde auf Elias Aufforderung zu einer siebenfache Taufe im Jordan hin (j).“

22-I: Ein unglaublicher Menschenstrom!

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So kam es, dass sich durch jenen, der vom Aussatz befreit wurde (a), die Kunde von Jesus immer weiter ausbreitete und schließlich immer mehr Menschen nach Kapernaum strömten, um Seine so ungemein ermutigende, aufrichtende, tröstliche, erlösende Jubel-Botschaft zu hören (b) und durch Ihn von ihren Krankheiten geheilt zu werden (c).

Als Jesus aber die Volksmengen sah, die mit jenem Gereinigten, den Er einstmals vom Aussatz befreit hatte, nach Kapernaum strömten, da wusste Er, dass nunmehr Seine Stunde gekommen war (d), Sein Wirken in Vollmacht öffentlich zu beginnen. Und Er begab sich in der darauf folgenden Nacht in die Abgeschiedenheit eines entlegenen Ortes, um sich in der Hinkehr zu Seinem himmlischen Vater inwendig darauf vorzubereiten (e).

Und tatsächlich konnte Jesus schon bald darauf mit Seiner Gefolgschaft nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen, sondern musste draußen an einsamen Orten verbleiben, wohin von allen Enden Menschen zu Ihm strömten (f). Denn Er heilte viele, so dass sich alle, die Leiden hatten, auf Ihn stürzten, um Ihn anrühren zu können (g).

Der Name jenes Mannes aber, den Jesus vom Aussatz geheilt hatte, und der zu Ihm zurückgekehrt war, um Ihm fortan zu folgen, hieß Judas (h). Da es aber in der Gefolgschaft Jesu bereits zwei Jünger gab, die diesen Namen trugen, nämlich Judas Bar Jakob (i) und Judas Bar Simon aus Karioth (j), wurde jener Judas von allen »Thomas« – das ist römisch – oder »Didymus« – das ist griechisch – genannt, was da heißt: »Zwilling«, weil er dem Herrn zum Verwechseln ähnlich sah (k).

22-J: Seht! Der Knecht Gottes! Er nimmt sich aller an!

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Als jener Judas (a) aus Tiberias, welchen Jesus vom Aussatz geheilt hatte, zum Meister nach Kapernaum kam, um ihm fortan zu folgen – jener, welchen alle fortan »Thomas« – das ist römisch – oder »Didymus« – das ist griechisch – nannten, was da heißt: »Zwilling«, weil er nach seiner Wiederherstellung dem Herrn zum Verwechseln ähnlich sah (b) – als nun jener Geheilte nach seiner Entsühnung zum Rabbi zurück-kam, da hatte sich ihm viel Volk angeschlossen, welche den Mann sehen wollten, der ihn vom Aussatz befreit hatte (c).

Auch wurden bis zum Abend, als die Sonne untergegangen war, von allen Himmelsrichtungen viele Kranke mit verschiedensten Leiden und Gebrechen, sowie auch Besessene zu Ihm gebracht, in der Hoffnung, dass Er sie heilen könne (d).

Da begab sich Jesus mit Seinen Jüngern hinaus aus Kapernaum auf die Eremos-Höhe über dem See Genezareth; und die ganze Stadt, wie auch alle, die aus dem Umland gekommen waren, versammelten sich dort (e). Und der Rabbi fing an, sich all der Leidenden und Kranken anzunehmen, die mit den unterschiedlichsten Gebrechen beladen waren, indem Er ihnen die Hände auflegte, woraufhin sie unverzüglich gesund wurden (f).

So begann sich vor aller Augen die Weissagung der Propheten Jesaja über den auserwählten Gottes-Knecht (g) zu erfüllen, in der es heißt: „All unserer Gebrechen und Leiden hat Er sich angenommen, und all unsere Krankheiten: Er hat sie auf sich genommen! Ja, all unsere Schmerzen: Er hat sie sich selbst aufgeladen! Dadurch wurden wir alle gesund!“ (h)

Ebenso trieb Er auch viele böse Geister und Dämonen aus, welche schon bei Seinem Heran-Nahen aufschrien und heulten: »Du bist der Sohn Gottes und bist gekommen, um uns alle zu verderben!« (i)

Jesus aber bedrohte sie und ließ sie nicht weiter bekunden, dass Er der Christus war, wie sie es ganz recht erkannten (j). Denn der Meister wusste wohl, dass sie Ihm – selbst noch in ihrer Niederlage, von Ihm zum Weichen gezwungen – damit schaden wollten, da ganz Israel von einer falschen, verkehrten und verdrehten Messias-Erwartung bestimmt war:

Denn alle Juden hofften auf einen irdischen Befreier, der mit weltlicher Gewalt die Unterdrücker Israels bezwingen und mit Blutvergießen das Reich Gottes aufrichten würde (k), jedoch nicht einen himmlischen Heiland und Erlöser (l), der mit göttlicher Gewalt die wahren Feinde aller Menschen überwinden würde: (m) nämlich die Mächte der Finsternis (n), um alle irdischen Gottes-Seelen aus ihrem Griff zu befreien (o), indem Er Sein eigenes Blut fließen lassen würde als ein Sühneopfer für wahrlich alle, um jeden Anspruch auf ihre Vernichtung zunichte zu machen (p).

So wirkte Jesus auf dem Hügel über den Sieben-Quellen und dem galiläischen Meer bis tief in die Nacht und lehrte sie vieles vom Reich Gottes. Dann aber begab Er sich mit Seinen Vettern, Johannes und Jakobus, ins Haus des Zebedäus, welcher deren Vater war und mit Salome, der jüngeren Schwester von Jesu Mutter Maria, verheiratet war (q). Auch einige Jünger von Jesus bezogen bei dem Fisch-Händler Quartier; andere übernachteten bei Simon und Andreas (r), die meisten Propheten-Schüler des Meisters aber mit dem Volk im Freien vor der Stadt.

22-K: Jesus – mit einem Mal verschwunden!

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„Jakobus! Wach auf!“ Der Älteste des Zebedäus wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. Sein kleiner Bruder Johannes rüttelte ihn.

„Johannes! Was ist denn los?!“, raunte Jakobus, noch im Halbschlaf. Draußen war es noch dunkel; aber die Morgendämmerung schien schon heraufzuziehen.

„Der Meister!“, flüsterte Johannes: „Er ist verschwunden!“ „Verschwunden? Was meinst du mit »verschwunden«?!“ „Na, Er ist eben nicht mehr da!“ Sofort war Jakobus hellwach, und auch die anderen wurden durch die Unruhe geweckt. „Wo kann Er nur abgeblieben sein?“

Sofort machten sich alle Jünger des Rabbis, die mit im Haus des Zebedäus genächtigt hatten, auf, um ihren Meister zu suchen.

Bald waren auch die Propheten-Schüler, die bei Simon Bar Jonas und dessen Bruder Andreas übernachtet hatten, verständigt; und alle schwärmten in sämtliche Richtungen aus, um festzustellen, wo ihr Rabbi abgeblieben war.

„Sieh, mal Simon! Ist Er das nicht?“, fragte schließlich Andreas seinen Bruder, als sie den Palmen-Hain hinter dem Hafen-Damm, süd-westlich von Kapernaum, passierten. „Wo denn?“, frage Simon Petrus. „Na, da drüben, auf dem Hügel über dem Uferschilf, wo wir immer mit den Wurfnetzen Fische fangen!“, gab Andreas zur Antwort (a).

Tatsächlich: Auf der Anhöhe der Landzunge, süd-westlich der Bucht, schien ihr Meister, mit Blick auf das galiläische Meer, zu knien. Seine zum Himmel geöffneten Hände und Seine geschlossenen Augen verrieten, dass Er tief ins Gebet versunken war. Ihr Rabbi war offensichtlich schon lange vor Tages-Anbruch aufgestanden, um sich hier an diesen einsamen Ort zurück-zu-ziehen, um zu beten (b).

Ihr Meister bemerkte schließlich, dass sie zu Ihm eilten, und erhob sich, um ihnen entgegen-zu-gehen.

„Was ist denn?“, fragte Er sie, als sie bei Ihm außer Atem ankamen. Simon Kephas erklärte: „Wir wussten ja nicht, was los ist! Mit einem Mal warst Du verschwunden! Jedermann sucht Dich schon!“

Jesus aber entgegnete ihnen: „Na, nun habt ihr Mich ja gefunden. Holt bitte auch alle anderen Jünger. Ich will mit euch losziehen, um auch in den umliegenden Dörfern und Siedlungen das Reich Gottes zu verkündigen! Denn dazu bin Ich gekommen (c). Aber macht bitte kein großes Aufsehen, wenn ihr alle zusammenruft. Denn den Leuten, die hier vor Kapernaum zusammen-gekommen sind, habe Ich die frohe Botschaft schließlich bereits gebracht.“

Also trommelten sie die ganze Anhängerschaft ihres Meisters zusammen. Das bekamen dann aber doch einige von den vielen Menschen mit, die auf der Eremos-Anhöhe über den Sieben Quellen genächtigt hatten; und sie kamen zu Ihm und bedrängten Ihn, doch zu bleiben (d).

Er aber ließ sich nicht von Seinem Entschluss abbringen, aufzubrechen, und bat sie um Verständnis: „Lasst Mich bitte gehen! Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium bringen, dass das Reich Gottes nunmehr herbei gekommen ist (e). Denn auch sie alle verlangen danach (f); und für sie alle wurde Ich schließlich auch ausgesandt.“ (g)

22-L: Der Spross lässt alles sprossen

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So begann Jesus, in ganz Galiläa umher-zu-ziehen; und er predigte in ihren Synagogen und verkündigte überall das Evangelium vom angebrochenen Reich Gottes; und er heilte alle Krankheiten und Gebrechen im Volk und trieb viele böse Geister aus, welche gar manche Seelen plagten (a).

Und alle verwunderten sich über Seine Worte. Denn noch niemals hatte jemand so zu Herzen gehend (b) von der göttlichen Abba-Liebe gesprochen (c), dass es Menschen von ihren unseligen Bindungen freisetzte (d), von denen sie geplagt und gepeinigt wurden (e). Denn Er lehrte wahrlich mit Vollmacht – und nicht wie die Pharisäer und Schriftgelehrten (f).

Zu Beginn beschränkte der Meister Sein Wirken auf die Region, die nördlich des Sees Genezareth zwischen Chorazin und Bethsaida und Kapernaum lag, wobei Kapernaum den Dreh- und Angel-Punkt all Seiner Missionsreisen bildete, weil Jesus dorthin immer wieder zurück kehrte, um eine Zeit im Haus Seines Onkels Zebedäus zu verweilen (g), dessen Frau Salome die jüngere Schwester Seiner Mutter Maria war und deren Söhne Johannes und Jakobus Seinen Jüngern angehörten (h) – wie auch die Söhne des bereits verstorbenen Jonas (i), Petrus und Andreas, welche mit Johannes und Jakobus befreundet waren und Teilhaber der Fischerei von deren Vater waren (j).

Später aber dehnte der Rabbi den Radius Seines Wirkens schließlich immer weiter über ganz Galiläa und den Jordan entlang bis hinein in den Norden von Judäa aus, wo Er gleichfalls in den Synagogen predigte (k).

Und die Kunde von Ihm erscholl im ganzen Land (l) – ja, sie breitete sich sogar weit über Israel bis ins nördliche Syrien hinein aus (m). Und Er wurde überall von jedermann gepriesen (n); denn Er heilte wahrlich alle, welche zu Ihm gebracht wurden und mit mancherlei Leiden und Plagen und Beschwerden behaftet waren: Gelähmte, Taube, Blinde, Aussätzige (o), und was es sonst noch an Krankheiten und Gebrechen gab: Er machte sie alle gesund; ebenso Besessene aller Art, wie Mond- oder Fall-Süchtige (p).

So strömten selbst auch aus dem Umland große Scharen von Menschen zu Ihm; und es folgen Ihm unüberschaubare Menschenmengen nach – nicht allein aus Galiläa, sondern auch aus Judäa und Jerusalem – ja selbst aus dem heidnischen Zehn-Städte-Gebiet von Dekapolis, das östlich des Heiligen Landes, jenseits des Jordans, lag (q), wie ebenso aus Idumäa, das südlich von Judäa lag, und auch aus Syro-Phönizien, dem Umland der großen Hafenstädte von Tyrus und Sidon, das nord-westlich von Galiläa lag (r).

Dies alles begann, nachdem Jesu Wegbereiter, der Täufer Johannes (s), von Herodes Antipas in der Burgfeste Machärus in Peräa eingekerkert worden war (t).

Damit aber erfüllte sich die Prophezeiung: „Siehe, Ich will Meinen Knecht, den »Nezer«, kommen lassen. Ja: »Spross« ist Sein Name! Denn Ich will es überall unter Ihm sprossen lassen; und unter Ihm wird alles aufsprossen! (u)

Darum kam es auch nicht von ungefähr, dass Jesus in Nazareth aufgewachsen war (v), jener Ansiedlung von Daviden, welche das Kommen des Sohnes Davids (w) erwarteten – als dem »Nezer«: dem verheißenen »Spross«, der aus dem abgeschlagenen Stamm Isais wieder hervor-sprossen (x) und die untergegangene glorreiche davidische Dynastie wieder errichten sollte (y), weswegen sie ihren Weiler auch »Nazareth«, »Spross-Dorf«, nannten, weil sie darauf hofften, dass der »Nezer«, der »Spross Davids und Isais« einstmals aus ihren Reihen erstehen würde (z).

Und so begann es nun tatsächlich im ganzen Land unter Jesus, dem Nazoräer, dem Spross aus Nazareth, zu sprossen (aa). Darum nennt man heute auch diese erste Zeit Seines Wirkens den »galiläischen Frühling«. Denn es war die Zeit, in welcher ganz Galiläa unter Ihm und Seiner Heilsbotschaft aufzublühen und zu sprossen begann – unter dem Spross, dem Nezer aus Nazareth.