14-A: Rückzug ins Gebiet des Herodes Philippus

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Nachdem Jesus sich von Galiläa abgewendet hatte, das Ihn verworfen hatte (a) – jedoch nicht, ohne diesem Landstrich ein Hoffnungszeichen zu hinterlassen (b), – zog Er mit Seinen Aposteln und einer kleinen, Ihm noch gebliebenen Jüngerschar im Verborgenen hinauf nach Jerusalem (c).

Und dort feierte Er das Passahfest im Kreis Seiner Familie. Denn Zebedäus, welcher der Mann von Salome, der Schwester von Jesu Mutter Maria war (d), hatte dort eine weitere Niederlassung, da er in der Heiligen Stadt einen Großteil seiner Fische zu verkaufen pflegte und auch viele Mitglieder des Hohen Rates belieferte (e).

Und seine beiden Söhne, Johannes und Jakobus, welche Vettern von Jesus waren, gehörten auch den zwölf Aposteln an, welche der Meister sich aus dem Kreis Seiner Nachfolger besonders erwählt hatte – wie ebenso die beiden Söhne des Jona, Petrus und Andreas, welche Teilhaber an der Fischerei des Zebedäus waren (f). Schließlich lebte Jesus auch zusammen mit seiner Mutter Maria in Kapernaum im Haus des Zebedäus (g), nachdem es zum Bruch mit Seinen Halb-Brüdern väterlicherseits gekommen war (h). Denn dieses Heim war der Dreh- und Angelpunkt aller Seiner Missionsreisen, solange Er in Galiläa wirkte.

Folglich wollte Jesus mit Seiner Anhängerschaft auch das Passahfest in Jerusalem zusammen mit Seiner neuen Familie feiern – jedoch im Verborgenen, ohne öffentlich aufzutreten (i). Denn Herodes Antipas ließ noch immer nach Ihm suchen, da dieser den Herrn für den auferstandenen Täufer Johanan hielt, welchen er hatte hinrichten lassen. Und der Tetrarch von Galiläa und Peräa meinte, dieser sei von den Toten wieder-erweckt worden, um an ihm Rache zu nehmen (j).

Darum kehrte Jesus nach dem Passah-Fest auch nicht nach Galiläa zurück, sondern zog mit Seiner deutlich geschrumpften Anhängerschaft (k) in das Herrschaftsgebiet des milden Herodes Philippus, welcher Vierfürst über Gaulanitis, Batanäa und Trachonitis war, das im Nord-Osten von Galiläa auf der anderen Seite des Heiligen Flusses lag und darum auch als das »Judäa jenseits des Jordans« bezeichnet wurde (l), da dort auch viele fromme Juden ansässig waren.

Und Jesus verblieb dort den ganzen Sommer, da Er in diesen Gegenden unterhalb von Syrien sicher vor Herodes Antipas war. Und Er verkündigte hier an allen Orten das Evangelium – ebenso, wie Er es zuvor in Judäa und Galiläa getan hatte.

Es zeigte sich aber auch in diesen Gegenden bald, dass Seine Botschaft weit mehr bei den dort ansässigen Heiden Aufnahme fand, als bei Jesu eigenen Volks- und Glaubens-Genossen.

Als sich aber auch dort die Zeit Seines Wirkens erfüllt hatte, beschloss der Meister, sich wieder ins Zentrum des Heiligen Landes zu begeben – nämlich nach Jerusalem. Denn es stand schon wieder das Sukkot-Fest der Laubhütten vor der Tür; und Jesus wollte sich hier erneut dem ganzen Volk Israel im Herzen des Heiligen Landes, im Tempel von Jerusalem, zeigen, wie bereits vor einem Jahr (m).

14-B: Er führt dich zum Unzerbrechlichen, wenn du meinst, du zerbrichst!

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Und als sie von Gaulanitis über den See Genezareth übergesetzt waren und in der Gegend von Magdala an Land gingen, ergab sich´s, dass Jesus dort noch ein letztes Mal in Galiläa an einem Sabbat in der Synagoge eines kleinen Dorfes predigen konnte (a).

Und Er sprach über das Wort aus den Weissagungen des Jesaja, wo geschrieben steht: „Das geknickte Rohr wird Er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen. Denn treu ist Er und wird sich in Seiner Retterliebe niemals beirren lassen oder in Seinen Heilsabsichten je einknicken oder diese jemals aufgeben, dass Er von Seinem Erlöserwirken ablassen könnte, bevor Er denn nicht all Seine guten Vorsätze verwirklicht hat, welche Er sich mit Seiner ganzen Schöpfung vorgenommen hat.

Und ja, auch die entlegensten Inseln harren, ohne ihr ur-eigentlichstes Verlangen selbst schon recht zu verstehen (b), doch immerfort sehnsüchtig auf dessen Verwirklichung!“ (c)

Und Jesus machte allen in der Versammlung Mut, dass sie ihre Hoffnung niemals aufgeben sollten und sich ihren Glauben nicht rauben lassen sollten, dass der HERR am Ende einmal noch alles für alle gut machen wird, auch wenn so manches Wunder auf sich warten ließe, weil die Zeit einfach noch nicht reif dafür geworden ist (d).

„Denn wie verzweifelt deine Lage auch immer sein mag!“, erklärte Er: „Vertraue darauf! Keiner Seele ist die Gottheit in Ihrer mitfühlenden Liebe näher, als einem Herzen, das gänzlich zerschlagen und am Boden zerstört ist! (e) Ja, und nicht selten ist solch ein zerknirschtes Herz dem Heil weit näher, als eine Seele, die in ihrem Wohlbefinden völlig selbst-genügsam ist und überhaupt nicht realisiert, wie schlecht es doch in Wahrheit um sie bestellt ist! (f)

Darum: Wenn du so gebrochen bist, dass du selbst dich nicht mehr aufrichten kannst, dass du schon gänzlich verzweifeln willst: Gib nicht auf! Die Allmacht hat dies alles nicht über dich kommen lassen, um dich darüber gänzlich zerbrechen zu lassen, sondern vielmehr, um dich darüber in einer Weise inwendig zuzurüsten und zu stärken und aufzurichten, dass dich danach niemals mehr irgendetwas brechen oder einknicken lassen kann! (g)

Und wenn du schon fürchtest, dein inwendiges Licht würde dir endgültig verlöschen, dass dir alles fraglich und zweifelhaft wird, was du bislang geglaubt hast: Wahrlich, Ich sage dir: dann stehst du kurz davor, dass dir der Morgenstern aufgehen wird in deinem Herzen in einer Kraft und Herrlichkeit, die dich in die Tiefen der Gottheit blicken lassen wird, wie noch niemals zuvor! (h) Und dein Herz wird dir darüber in einer Weise entzündet werden und brennen, wie du es zuvor niemals für möglich gehalten hast! (i) – wie es auch dem leidgeprüften Hiob erging, der nach der Zeit seiner Prüfung die höchste Majestät in einer Herrlichkeit geschaut hat, wie noch niemals ein Mensch zuvor! (j)

Darum vertraue auf den HERRN und sprich mit Hosea: »Er zerschlägt nur das Alte, um gänzlich Neues werden zu lassen, das noch viel wunderbarer sein wird als das, was dafür vergehen muss!« (k)

Er zerbricht, was zerbrechlich und ohne jeden wahren Bestand ist, um darunter zum Vorschein kommen zu lassen, was niemals zerbrechen lässt, noch je zerbrochen werden kann! Denn Er spricht: »Siehe! Ich mache wahrlich alles noch einmal ganz neu! Siehe! JETZT sprosst es! Genau JETZT geht es auf!« (l)

Darum jubiliert mit Hosea in eurem Zerbruch: »Er wird in uns wieder erstehen und uns mit sich am dritten Tag wieder-erwecken und wieder aufrichten, dass wir ewig vor Seinem Angesicht leben!«“ (m)

14-C: Das ist heute deine Stunde!

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Und siehe: Da war eine Frau in der Versammlung, die war ganze achtzehn Jahre lang von einem Geist der Schwermut und Bedrückung furchtbar geplagt worden, dass sich dies sogar auf ihre körperliche Verfassung auswirkte und sie davon so entsetzlich verkrümmt wurde, dass sie sich nicht mehr aufrichten konnte (a). Diese wurde von den Worten Jesu zutiefst angerührt und so überwältigt, dass sie in Tränen ausbrach (b).

Und als der Herr dies sah, erkannte Er im Geist, dass für sie die Stunde gekommen war, vollendete Heilung und Erlösung zu empfangen (c). Da sprach Er: „Unter uns ist eine Frau, die sich genau so fühlt, wie ein geknicktes Rohr, das kurz vor dem gänzlichen Zerbrechen ist, und deren inneres Licht nur noch glimmt wie ein Docht, der kurz vor dem Verlöschen ist.

Aber eben diese Frau hat heute gespürt, dass dies nicht der Wille der göttlichen Abba-Liebe ist, dass sie gänzlich zerbricht und ihr inneres Licht noch vollends verlöscht. Und eben dieser Frau spreche Ich zu: Ja! Dein Herz zeugt es dir ganz recht! Dies ist heute für dich deine Stunde! Heute sollst du wieder aufgerichtet und vollauf entzündet werden!“

Und als jene verkrümmte Frau dies hörte, da zog es sie unweigerlich nach vorn, so dass sie aus der Versammlung in die Mitte zu Jesus trat.

Und der Meister strich ihr liebevoll über die Wange und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht (d) und legte ihr sodann die Hände auf und sprach zu ihr: „Geliebtes Kind! Du Tochter Abrahams und Gottes! Sei frei von aller deiner Bedrückung! (e) Der HERR hat dich zum aufrechten Gang voller Hoffnung und Zuversicht erschaffen, und nicht von ungefähr die Ewigkeit in dein Herz gelegt! (f) Was Er in dir begonnen hat, das will Er auch in dir vollenden! (g) Darum lass dich nicht mehr niederdrücken und belasten: Sondern sei stets voller Hoffnung und voll Zuversicht!“ (h)

Und siehe: Als der Rabbi dies zu ihr gesagt hatte, da richtete sich ihr Rückgrat, das in seiner Verkrümmung schon völlig verhärtet war, wieder gänzlich auf, so dass sie fast um die Hälfte ihrer Größe wuchs; und sie wurde von überschwänglicher Freude erfüllt, weil sie ihre Hände zum Himmel heben und in die höchste Höhe schauen konnte. Und sie begann, Gott darüber zu preisen (i).

14-D: Ist das nicht der Sinn des Sabbats: Fesseln lösen und zur Tränke führen?!

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Als dies geschah, wurde jedoch der Rabbi, welcher der Vorsteher dieser Synagoge war, darüber unwillig, weil Jesus diese Frau am Sabbat geheilt hatte. Und er zischte erbost: „Es gibt sechs Tage, an denen man arbeiten kann; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbat-Tag, an dem man ruhen soll!“ (a) Und auch, wenn jener Pharisäer diese Worte an die Gemeinde richtete, so war offensichtlich, dass seine Kritik im Letzten Jesus galt, da dieser nach Ansicht des Schriftgelehrten durch die Heilung jener gebrochenen Frau am Sabbat eine Arbeit verrichtet hatte.

Jesus aber war es leid, sich erneut dafür rechtfertigen zu müssen, dass Er auch am Sabbat Gutes tat (b). Darum wurde nun auch Er ungehalten und ergrimmte: „O, ihr Heuchler! Bindet nicht auch ein jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder seinen Esel von der Krippe los, um ihn zur Tränke zu führen?“ (c)

Für die Pharisäer stellte nämlich jede Form der Auflösung von irgendeiner Verbindung bereits eine Arbeit dar, weswegen es in ihren Augen auch schon eine Übertretung des Sabbat-Gebotes war, wenn beispielsweise jemand am Tag des HERRN Ähren ausrupfte und Körner aus ihrer Verschalung löste (d).

Und Jesus sprach: „Wenn es nun erlaubt, und ja, mehr noch: sogar geboten ist, selbst das einfache Vieh von dem Strick zu lösen, wenn es in der Glut der Hitze umzukommen droht und nach frischem Wasser lechzt, damit man es an die erquickende Quelle führen kann: (e) sollte es dann etwa nicht ebenso erlaubt, ja, mehr noch: geboten sein, auch diese arme gebrochene Frau, die doch eine geliebte Tochter Abrahams ist, von ihrer Fessel zu lösen, durch welche der Satan diese schon bereits achtzehn Jahre gebunden und geplagt hat, um sie an den Quell des Lebens zu führen, nach der sie sich so unsäglich verzehrt?! (f) – gerade, weil heute Sabbat ist! (g)

Und wenn ihr am Sabbat die Buchrolle auseinander-rollt und die Worte des Lebens darin auftröselt, um es der Gemeinde aufzuschließen, wie man einer Herde Schafe das Gatter zum saftigen Weideland öffnet, verrichtet ihr da etwa nicht auch das Werk des Herrn und arbeitet an den Seelen für das Reich Gottes? (h) – dass ihr eure Schafe zum Wasser des Lebens führt: gerade am Sabbat! (i)

Oder ist das etwa nicht der Sinn der Betrachtung des Wortes: Heilung und Erlösung freizusetzen hin zur Errettung und zum ewigen Heil?! (j) – und unselige Fesseln und Bindungen zu lösen?! (k) Und da sollte die Gottheit an sich halten, diese Freisetzung auch vollumfänglich, wirkkräftig zu schenken, wenn Sie sich endlich Bahn brechen kann, nur, weil der Tag, wo sich endlich bei einer Seele die Gelegenheit dazu bietet, gerade ein Sabbat ist?! (l)

14-E: Wann immer es möglich ist, wird die Allmacht Ruhe und Frieden schenken!

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Wahrlich, Ich sage euch: Wenn die Zeit der gnadenvollen Heimsuchung gekommen ist und sich die Zeit der Prüfung und Zubereitung erfüllt hat, fragt weder Himmel noch Erde nach Zeit und Stunde! (a)

Denn wie ihr euch nach eurer Erlösung verzehrt (b), so verlangt ebenso die Gottheit danach in geduldigen Ausharren: (c) Wenn es Ihr aber möglich wird, euch endlich vollends freisetzen zu können, lässt Sie sich durch nichts und niemand mehr stoppen und aufhalten!

Denn was ist denn »Schabbat« und »Schalom«? Nicht Heil und Erlösung, Ruhe und Frieden?! (d) Und dies sollte die Gottheit euch nicht gerade auch am Sabbat zukommen lassen wollen und gewähren?! O, ihr Heuchler, die ihr meint, den Sabbat zu halten, wo ihr überhaupt nicht wisst, was der göttliche »Sabbat« ist!“ (e)

So beschämte der Meister jenen Rabbi und alle Pharisäer, die ihm beigeplichtet hatten, und machte sich so erneut unter jenen frommen Geistlichen Feinde; das einfache Volk aber erfüllte alles, was Jesus gesagt und getan hatte, mit Freude; denn sie hatten noch ein natürliches Empfinden dafür (f), dass niemals schlecht und gottlos sein konnte, was Widerhall im eigenen Herzen fand (g).