9-A: Durchkreuzte Urlaubspläne

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Als nun alle ausgesandten Jünger Jesu – sowohl Seine zwölf Apostel, welche Er sich besonders auserwählt hatte (a), als auch Seine weit größere Anhängerschaft der von Ihm berufenen zweiundsiebzig Herolde (b) – zu Ihm nach »Dalmanutha«, also zu Seinem geheimen »Rückzugsort« (c), den sie so nannten, zurückgekehrt waren und Ihm alles begeistert berichtet hatten (d), was sie auf ihren Missionsreisen erlebt hatten, wie ihnen die Worte, die sie verkündigen sollten, ins Herz gelegt worden waren (e) und ihnen sogar die Vollmacht gegeben worden war, im Namen ihres Meisters Seine zeichenhaften Wunder zu wirken (f), die Ihn als den Gesandten Gottes erwiesen, und der Herr sie alle selig gepriesen hatte (g) und Seine zweiundsiebzig Herolde mit Seinem Segen entlassen hatte, da sprach Er zu Seinen Zwölfen:

„Lasst uns an einen einsamen Ort gehen, wo wir eine Weile für uns alleine sind, damit ihr euch ausruhen und ein wenig erholen und wieder Kraft schöpfen könnt nach den Strapazen eures Wirkens“ (h). Und Er wollte sich mit ihnen nach Bethsaida absetzen, um dort mit ihnen eine gewisse Zeit alleine zu sein und ihnen ein wenig Ruhe zu gönnen (i).

Als sie sich aber von der Eremos-Höhe hinunter zum Hafen begaben, da geschah es, dass von allen Gegenden große Scharen von Menschen herbei strömten, die Jesus selbst sehen wollten, in dessen Namen Seine Jünger so viele aufrichtende Worte verkündigt und Menschen von ihren Bindungen freigesetzt und von ihren Gebrechen geheilt hatten (j); und Jesus brachte es nicht übers Herz, diese abzuweisen. Denn Er war von Mitleid erfüllt, da sie alle wie Schafe waren, die keinen Hirten hatten (k).

Also empfing Er sie alle freundlich und lehrte sie selbst noch vieles über das Reich Gottes (l) und verkündigte ihnen, dass es bereits angebrochen war (m), weil der HERR nunmehr schon begonnen habe, dem rechten sehnsüchtigen Verlangen aller Seiner wahren Kinder nach Seinem wirklichen Heil für alle zu begegnen (n). Auch heilte der Rabbi viele weitere Kranke, die zu Ihm gebracht wurden und Seine Hilfe brauchten (o).

Außerdem waren auch erneut viele andere Jünger gekommen, die sich Ihm immer wieder zeitweilig anschlossen, um von Ihm in die Schule genommen zu werden (p).

So kam es, dass Er und Seine zwölf Apostel nicht einmal Zeit fanden, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen (q). Denn am Ende war eine unglaublich große Menge von Menschen in der Gegend von »Magadan« (r) eingetroffen – in der fruchtbaren Einbuchtung der sieben »Quellen des Glücks«, die etwa eineinhalb römische Meilen, also circa zwei Kilometer südlich von Kapernaum lagen, wo sich auch der Fischerhafen der Stadt befand.

Und auch die Anverwandten Jesu kamen von Kapernaum zum Siebenquell hinaus: nämlich Zebedäus, der Onkel Jesu, welcher der Vater von Jesu beiden Aposteln Jakobus und Johannes war (s), zusammen mit seiner Frau Salome und deren Schwester Maria, welche die Mutter des Herrn war (t) und die – seit dem Zerwürfnis Jesu mit Seinen Halb-Brüdern väterlicherseits (u) – ebenfalls in Kapernaum im Haus des Zebedäus wohnte (v).

Ebenso kam freilich auch Alisah, die Frau des Simon Petrus, zum Hafen hinunter – überglücklich, ihren Mann wieder-zu-sehen. Und auch ihre Mutter begleitete sie, die Jesus einst von schwerem Fieber geheilt hatte (w).

Und natürlich gesellte sich auch Maria Magdalena zu ihnen – nebst anderen Jüngerinnen Jesu (x), welche ebenfalls in Kapernaum verblieben waren, als Jesus Seine Jünger in die ganze Umgegend ausgesandt hatte, während Er selbst sich wegen Herodes Antipas, der Ihn ergreifen wollte (y), in der Eremos-Höhle verborgen gehalten hatte.

Johanna und Susanna, jene beiden begüterten Frauen, die einstmals der Hof-Gesellschaft des Herodes angehört hatten (z), ehe sie mit Magdalena in die Nachfolge Jesu getreten waren, befanden sich zu dieser Zeit aber nicht in Kapernaum, um keinen Verdacht zu erregen, dass Jesus sich hier verborgen gehalten hatte, sondern sie waren zu ihren Häusern nach Tiberias, die Residenz-Stadt des Herodes Antipas, zurück gekehrt.

Also ließ der Meister sich auf der Anhöhe direkt oberhalb des Hafens von Kapernaum unter den dort befindlichen Nussbäumen und Palmen nieder (aa). Und auch alles Volk setzte sich hin, um Ihn zu hören. Denn überall stand dort weiches, saftiges Gras (ab), und unter den Bäumen und Palmen war es angenehm schattig und kühl; und Jesus – von Seinen zwölf Aposteln, sowie von Seinen Verwandten aus Kapernaum und den Frauen Seiner engeren Gefolgschaft, ferner von zahlreichen neu eingetroffenen Jüngern umgeben – lehrte dort alles Volk lange und ausgiebig, bis in den späten Nachmittag hinein (ac).

9-B: Wie sollen wir so viele Menschen versorgen?!

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Als so der Tag allmählich zur Neige ging, wendeten sich die Jünger an Ihn und sprachen: „Rabbi, es ist schon spät geworden, und der Ort hier ist doch etwas abgelegen! Darum schick doch die Menschen nun weg, damit sie noch schnell in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich noch etwas zu essen kaufen können (a) und dort vielleicht auch noch Unterkünfte finden, falls sie nicht im Freien übernachten wollen“ (b).

Es war nämlich ein Rüsttag zum Sabbat, an welchem Ruhetag war, so dass all dies mit Einbruch der Nacht nicht mehr möglich gewesen wäre (c), da alle Ortschaften, einschließlich Kapernaum, über einen Sabbatweg (d) vom Siebenquell entfernt lagen. Denn nach der Auslegung der Pharisäer durfte man am Tag der Ruhe höchstens eine Wegstrecke von einem Kilometer zurücklegen. Und der Sabbat begann am Vortag mit dem Sonnenuntergang.

Außerdem stand das Passahfest der Juden an (e). Darum sprachen die Apostel zu Jesus: „Am besten, Du belässt es nun dabei und lässt die Leute wieder heim gehen! Schließlich müssen sie sich auch noch auf die bevorstehenden Feiertage vorbereiten!“

Als nun die Jünger zu Jesus gesprochen hatten: „Entlasse doch nun die Menschenmenge, dass sie sich noch Verpflegung besorgen und heimkehren können, ehe der Sabbat anbricht!“, da antwortete Er ihnen: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“ (f)

Daraufhin fragte Simon Iskarioth, der die Kasse der Gefolgschaft Jesu verwaltete (g), den Meister: „Soll ich etwa mit einigen Jüngern und den Frauen hingehen, um Brot für diese vielen Menschen zu kaufen? Da müssen wir ja in die ganze Umgegend ausschwärmen, um genügend Verpflegung für all diese Leute herbei schaffen zu können! Aber selbst das wird schwierig werden! Denn sieh doch, wie viele Leute das sind! An die fünftausend Mann, dazu noch die Frauen und Kinder! (h) Wo sollen wir Brot kaufen für so viele Menschen?!“

Jesus blickte den Philippus herausfordernd an, als wolle Er die Frage an ihn weitergeben (i) Da hatte Philippus einen Einfall: „Es könnten vielleicht auch einige von uns mit dem Boot nach Bethsaida übersetzen und dort einkaufen!“ Dies war nämlich seine Heimatstadt (j); und sie lag etwa vier römische Meilen, also circa sechseinhalb Kilometer entfernt an der Nordküste des Sees Genezareth, wo der Jordan ins galiläische Meer mündet. „Wenn uns Judas Bar Symeon zweihundert Denare aus der Kasse gibt, könnten wir dort auch einiges besorgen!“ (k)

Judas aus Karioth aber schüttelte unverständig den Kopf: „Ist dir überhaupt klar, wie viel Geld das ist?! Das wäre der Lohn für mehr als sieben Monate Arbeit! Wozu solch eine Verschwendung?! (l) Benötigen wir dies Geld nicht für uns selbst? (m) Außerdem würde selbst das bei weitem nicht hinlangen, bei so vielen Menschen! Selbst Brot für zweihundert Denare reicht niemals aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll! Davon wird niemand satt!“ (n) Und der Ischarioth fragte den Herrn: „Wie willst Du dann Deine Anhängerschaft die nächste Zeit verköstigen?“

Jesus aber sprach: „Was habt ihr denn noch an Proviant da? Seht doch einmal, was ihr zusammen-bekommt!“ (o) Da schüttelte Judas Lebbäus den Kopf, ohne sich ein spöttisches Schmunzeln verkneifen zu können: „Aber Meister! Selbst, wenn wir alles zusammen-kratzen, was wir vielleicht noch bei uns haben, so reicht das doch niemals hin! Du hast uns doch geboten, nichts Unnötiges mit uns zu führen und uns von denen verköstigen zu lassen, die uns aufnehmen!“ (p)

Das war freilich auch dem Meister völlig klar, dass das, was sie an Lebensmitteln bei sich haben mochten, niemals ausreichen würde; denn Er wusste schon genau, was Er tun wollte; nur wollte der Rabbi Seine Schüler auf die Probe stellen (q).

9-C: Ich kann aus euren bescheidenen Mitteln Gewaltiges machen!

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Da war aber ein kleiner Junge, der in der Nähe saß, mit Namen Benjamin, der sprach zu Maria Magdalena: „Meine Familie hat fünf Brote und zwei Fische dabei. Wenn der Meister sie gebrauchen kann, wollen wir´s Ihm gerne geben!“

Simon Petrus aber lachte den Jungen aus: „Du meinst es zwar gut, Kleiner! Aber sieh dir die vielen hungrigen Mäuler an! Was soll das uns schon nützen!“

Magdalena aber wollte den Buben, der so vertrauensselig angeboten hatte, was er einbringen konnte, nicht einfach abweisen, und wandte sich darum an Andreas, den Bruder des Kephas, und sprach zu ihm: „Frage doch den Rabbi, ob er etwas mit der Gabe dieses Jungen anfangen kann!“

Und der gab es an den Herrn weiter: „Rabbi! Magdalena sagt, da wäre ein kleiner Junge, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische zu bieten hätte; doch was ist das schon für so viele?!“ (a)

Jesus aber sprach zu ihm: „Bringt den Jungen mit seiner Gabe her zu Mir (b), auch wenn ihr meint, dass es nichtig und unbedeutend wäre, was er zu bieten hat.“

Die Jünger aber schüttelten unverständig den Kopf: „Fünf Brote und zwei Fische! Was ist das schon für so viele! Wir werden nicht umhin kommen, da noch einiges hinzukaufen zu müssen!“ (c)

Da führte Maria Magdalena den kleinen Buben mit seinem Bündel an Verpflegung zu dem Rabbi; und Jesus nahm den jungen Benjamin auf Seinen Schoß und legte Ihm anerkennend eine Hand auf die Schulter (d) und sprach zu Seinen Jüngern: „Seht ihr diesen Jungen? Er ist der Kleinste unter euch, und hat doch das größte Zutrauen! (e) Und er ist bereit, alles einzubringen, was er hat, auch wenn es noch so gering und unbedeutend und nichtig erscheinen mag. Darum: Wahrlich, Ich sage euch: Es ist mehr, als was einer geben könnte, der alles im Überfluss hat! (f)

Und Ich will euch lehren, was Ich aus dem Wenigen und Kleinen und Geringen machen kann, das ihr einbringen könnt, wenn ihr nur glaubt und Vertrauen habt, wie dieses Kind! Denn Ich kann auch aus dem Kleinsten etwas Großes und aus dem Geringsten etwas Gewaltiges und aus Wenigem viel machen, wenn ihr´s nur im Vertrauen auf Mich auch einbringen wollt! Wer also darf da noch seine kleinen Anfänge verachten? (g) – und behaupten, dass er nichts einzubringen hätte? (h) Mangelt es solchen nicht an wahrem Gottvertrauen?“

Und Jesus sprach zu den beiden Söhnen des Jona, zu dem Petrus und dem Andreas, und zu den beiden Söhnen des Zebedäus, dem Jakobus und Johannes, welche Seine Vettern waren: „Geht hinunter zu eurem Boot und holt Mir zwölf große Körbe, mit denen ihr euren Fischfang nach Kapernaum bringt.“ Also gingen die vier Jünger hin und holten zwölf Körbe. Ein jeder von ihnen aber war etwas über eine Armlänge breit. Und sie stellten sie auf den Felsen, hinter dem ihr Meister saß; denn er glich einem grob gehauenem Tisch.

9-D: Du sättigst wahrlich alle!

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Und Jesus erhob sich, nahm die fünf Brote und brach sie in der Mitte entzwei und verteilte sie auf zehn Körbe; in die beiden übrigen Körbe aber legte er je einen Fisch. Dann stieg der Meister auf den Felsen und stellte sich in die Mitte der Körbe und begann über diesen Gaben den HERRN zu preisen und zu danken.

Er nahm den ersten Korb mit einem halben Brot-Laib und hob ihn in die Höhe und und blickte in den Himmel auf und benedeite: (a) „Ich preise Dich, Abba, lieber Vater, Herr des Himmels und der Erde! Denn alle Augen sehen auf Dich! Und Du gibst all Deinen Geschöpfen und Kindern Speise zur rechten Zeit!“ (b)

Und siehe, als Jesus den Korb mit dem halben Laib Brot wieder senkte, da war er bis oben angefüllt mit Gerstenbroten!

Da ging ein ungläubiges Raunen durch die Menge. Denn alle, die in nächster Nähe saßen, konnten ihren Augen nicht trauen. Einige sprangen auf, um genauer besehen zu können, was da vor sich ging. Und welche nichts sehen konnten, hörten es von den anderen, so dass es bald alle erfahren hatten, die auf der Anhöhe um Jesus am Ufer des Sees Tiberias, wie das galiläische Meer auch genannt wurde (c), saßen.

Und mit jedem Korb, welchen der Herr zum Himmel hob, um ihn mit Brot angefüllt wieder zu senken und auf dem Felsen abzustellen, schwoll größerer Jubel von Begeisterung an.

So hob Jesus einen Korb nach dem anderen unter Lobpreis in die Höhe, um aus den Himmeln Speise zu empfangen, indem Er über jedem Korb huldigte: „Du gibst uns Speise zur rechten Zeit! Und auch in Zeiten des Mangels und der Not lässt Du uns doch nicht unversorgt und hilfst uns aus, wie Du auch unsere Väter und Mütter ernährt hast in der Wüste auf ihrer langen und beschwerlichen Pilgerschaft ins gelobte Land mit Deinem Manna aus den Himmeln!“ (d)

„Wen haben wir in den Himmeln, wie auf der Erde, als allein Dich? Und wenn wir auch auswendig darben und schmachten mögen und uns Leib und Seele zergehen, so bleibst Du doch allezeit unser Gott, der uns inwendig stärkt und immer wieder aufrichtet und am Leben erhält.“ (e)

„Denn fürwahr: Wir leben nicht vom Brot allein, sondern vielmehr von dem Zuspruch Deiner Liebe, die uns allen unverlierbar gilt (f) und noch alles für alle zum Besten hinaus-führen wird, was auch immer uns ereilt und noch kommen mag!“ (g)

„Und selbst, wenn wir sterben müssen, so werden wir doch leben! (h) Und wenn wir zergehen, so fügst du uns wieder zusammen und richtest uns wieder auf und schenkst uns immer wieder neues Leben aus Deinem Leben! (i) So erneuerst Du beständig die Pflanzungen Deines Ackers!“ (j)

„Wenn wir nur Dich haben, so fragen wird nicht nach Himmel und Erde! (k) Denn Du selbst bist uns Leben und Speise und Trank! (l) Sollten wir in und mit Dir nicht alles haben?“ (m)

„Von Dir und durch Dich und zu Dir ist wahrhaft alles! (n) Du bist der allzeit überall allen Dienende und teilst immerfort an alle aus!“ (o)

„O, welch eine Tiefe an Reichtum beständiger Gnadengaben empfangen wir immerfort von Dir! Und wer könnte Dir je zurückgeben und vergelten, was wir unaufhörlich empfangen dürfen aus Deiner Hand!“ (p)

„Gepriesen seist Du, unser all-güter Abba, Herr des Himmels und der Erde, der alles erschaffen und bestimmt hat zu nie enden wollender glückseliger Gotteskindschaft, auf dass sich alles am Leben in Dir erfreut!“ (q)

„In Dir leben und weben und sind wir, von Deiner mütterlichen Huld und Gnade umfangen und umarmt! Du bist wahrlich nicht fern von uns allen und begegnest einer jeden Seele, die sich nach Dir verzehrt!“ (r)

„Wie die Hirsche und Hirschkühe lechzen nach frischem Wasser, so verlangen alle Seelen nach Dir! (s) Denn allein in Dir lässt sich finden, wonach einer jeden Seele Herz in Wahrheit verlangt!“ (t)

„Du gibst uns allezeit, was wir wirklich nötig haben: die Fülle in Überfluss, wenn wir uns nach Dir allein verzehren, Mangel aber, wenn wir satt und träge geworden sind und vergessen haben, was wir in Wahrheit brauchen und wonach unser Herz in Wirklichkeit im Letzten verlangt und schreit (u). Du machst aus zu Vielem wenig und aus Wenigem unendlich viel.“ (v)

Und als Jesus Seinen Hymnus auf die Güte und Barmherzigkeit des All-Abbas beendet hatte und durch Seine Danksagung mit Lobpreis solchen Segen in Fülle aus den Himmeln freigesetzt hatte (w), da stieg Er von dem Felsen, auf welchem nunmehr zwölf Körbe standen: zehn mit Broten und zwei mit Fischen angefüllt (x).

Dann wies der Meister Seine Jünger an: „Geht herum und sagt den Leuten, sie möchten sich in Gruppen zusammensetzen und Tischgemeinschaften bilden“ (y). Das taten die Jünger sogleich, und veranlassten alle, sich in dieser Weise einander zuzukehren (z). So bildeten die unzähligen Menschen im grünen Gras unter den Nussbäumen und Palmen Sitzkreise von unterschiedlicher Größe: von zehn Personen bis hin zu fünfzig und hundert (aa).

9-E: Teilt aus an alle! Denn Ich gebe euch im Überfluss!

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Danach sprach der Rabbi: „Nun nehmt immer zu zweit einen Korb und geht damit herum. Und unsere Schwestern sollen es an die Leute austeilen. Und gebt ihnen allen, so viel, wie sie immer wollen! Und spart nicht! Ihr werdet sehen: Es wird doch für alle hinreichen, und restlos alle werden satt werden! (a) Denn dazu bin Ich in die Welt gekommen, um euch das Leben zu bringen – und zwar im Überfluss (b) über alle Bitten und kühnsten Erwartungen hinaus!“ (c)

Und tatsächlich: Als sie herumgingen und an alle Gruppen Brote und Fische austeilten, da wurden die Brote und die Fische in ihren Körben nicht weniger, als würden sie von innen aus der Tiefe beständig wieder angefüllt, als ob, was sie weiter-gaben, ihnen sogleich inwendig wieder nach-fließen würde, wie aus einer Quelle, die niemals versiegt (d).

Und sie dachten an den großen Propheten Elia, welcher jener armen Witwe in Sidon verheißen hatte: „Wenn du das Spärliche an Mehl und das Wenige an Öl, was du zu bieten hast, mir gänzlich anvertraust und überlässt: fürwahr, so verspricht dir der HERR, mein Gott: dann soll dir auch in allergrößter Not das Mehl in deinem Topf nimmermehr ausgehen und das Öl in deinem Krug niemals abnehmen, bis auf den Tag, an dem der HERR überdies wieder Regen vom Himmel schenken wird, dass alles wieder aufblüht und sprießt!“ (e)

Und ebenso erinnerten sie sich, wie auch Mose einstmals die Väter in der Wüste mit Manna aus den Himmeln gespeist und verköstigt hatte (f).

Und in gleicher Weise erging´s all den Leuten, die so über-reich empfingen: Denn sie flüsterten einander begeistert zu: „Wer kann Dieser anderes sein, als der Messias?! Denn Er übertrifft sogar noch die Wunder, welche Mose und Elia gewirkt haben! (g) Dies muss der sein, der uns verheißen worden ist, der da kommen soll, um ganz Israel zu erlösen! (h) – jener letzte und größte Prophet, den bereits Mose angekündigt hat, der auch selbst ihn noch übertreffen würde!“ (i)

Und siehe: Die zwölf Körbe wurden nicht leer, ehe die Jüngerinnen mit den Propheten-Schülern an alle ausgeteilt hatten, was immer diese sich erbaten! (j)

9-F: Teilt untereinander! So wird euch alles vermehrt!

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Und es fragte auch niemand aus irgendeiner Tischgemeinschaft nach, ob er nochmals nachfassen dürfte. Denn auch, als sie untereinander die Brote brachen und die Fische unter sich aufteilten, und einander gegenseitig abgaben, da schien das, was sie empfangen hatten, mehr, statt weniger zu werden (a). Und je freigiebiger sie untereinander austeilten und von dem Ihrigen abgaben, desto mehr schien´s ihnen allen immerfort zu werden! (b)

So, wie es ja schließlich immer in unser aller Leben ist: Geteiltes Leid ist halbes Leid (c), geteilte Freud´ aber doppelte Freud´! (d) Und jeder empfängt in dem Maße, wie er bereit ist, weiterzugeben (e).

Es ist, wie bei einem Flussbett, dem immer wieder frisches Wasser zufließt, wenn es dies auch durch sich hindurch-fließen lässt (f). Wo aber der Abfluss verstopft und verschlossen ist, da kommt das Wasser zum Stillstand und kippt und spendet kein Leben mehr, sondern das Flussbett wird zu einer stinkenden Kloake, die jeder meiden wird, – so widerwärtig wird sie! Und das nachströmende Lebenswasser sucht sich um diese abgestorbene Kloake herum einen neuen Weg (g).

Wer sich aber, von der Freigiebigkeit des Herrn anstecken lässt und sich alsdann selbst noch im Geben und Verschenken als Empfangender erfährt (h), der bleibt auf ewig in dem göttlichen Segensstrom der sich an alle verschenkenden himmlischen Christus-Liebe!

Und so war es auch bei diesem gemeinsamen Mahl, wo alle alles miteinander teilten: (i) Alle aßen und wurden satt! (j) Und zwar ganze fünftausend Mann! (k) Und dazu noch die Frauen und Kinder! (l)

9-G: Ich muss Mich ihnen entziehen! Denn was sie begehren, bringt ihnen kein Heil!

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Als sie nun alle unter Jubel und Lobgesang dieses reichliche Mahl zu sich nahmen und nicht wenige davon so stark berührt wurden, dass sie ihre Speise unter Tränen aßen, da bat Jesus einige Seiner neu hinzugekommenen Jünger, die Ihm erneut auf Zeit folgen wollten, zusammen mit den Frauen in Seinem Gefolge: „Sammelt bitte alles wieder ein, was übrig geblieben ist, damit nichts davon verdirbt und umkommt! (a) Es wird euch noch für den morgigen Sabbat-Tag ausreichen! (b) Ich nämlich will jetzt alsbald mit Meinen Zwölfen allein abfahren, dass sie sich von ihrer Missionsreise etwas erholen können“ (c)

Judas Ischarioth aber empörte sich: „Du kannst doch jetzt nicht wegfahren, wo diese ganze Menge Dich umjubelt, feiert und besingt! Denn nun hast Du ihnen erwiesen, dass Dir wahrhaftig nichts unmöglich ist! (d)

Wäre das nicht endlich die Gelegenheit, mit diesen nun ein Heer aufzustellen und endlich die Macht zu ergreifen? Denn noch nie hast Du eine solch große Zahl streitbarer Leute um Dich geschart und derart für Dich begeistert, dass sie Dich gewiss alle gerne zu ihrem neuen König erwählen und zu ihrem Messias erheben wollen, der sie von aller drückenden Knechtschaft befreit!“

Doch Jesus erwiderte ihm: „Das mag sein. Und tatsächlich wird´s auch noch genau so kommen, dass sie Mich nicht ziehen lassen wollen werden, sondern versuchen werden, Mich zu nötigen und mit Gewalt zu ihrem König und Messias zu machen (e) – nach ihrem Sinn, der sie von ihren Unterdrückern befreit (f) und alsdann in allem beständig rundweg versorgt (g), da sie nämlich alle noch von der selben Gesinnung sind, wie auch du (h), dass sie ein Heil suchen, das kein wahres Heil ist, sondern nur noch größeres Unheil bringen kann, jedoch nicht die wahrhaftige Erlösung, die allen zu bringen Ich gekommen bin (i).

Und wiewohl sie schon etwas geschmeckt haben von der wahren geistlichen Speise, die Ich ihnen allen biete (j), verlangen sie trotzdem noch immer und vor allem anderen nur nach der leiblichen Speise und Versorgung des auswendigen Menschen, obwohl dieser mit seiner Speise doch unweigerlich verenden muss und einstmals für immer vergeht! (k)

Doch wie könnte Ich sie mit der Wahrheit nähren, wenn Ich ihrer Begierde nachgeben und sie mit trügerischer Speise versorgen würde, die doch kein wahres Leben in sich hat und bietet und nicht bleibt, noch bleiben lässt, sondern sich als verderblich erweist und verdirbt und vergeht?! (l)

Doch weil sie das noch nicht begreifen und Unseliges begehren (m), muss Ich Mich ihrem Verlangen noch entziehen. Darum werden wir uns absetzen auf die andere Seite der galiläischen See (n), und erst zurück kommen, wenn sich hier wieder alles beruhigt hat, dass es nicht zu einem blutigen Aufstand kommt, der von der römischen Garnison, die vor Kapernaum liegt (o), gewaltsam niedergeschlagen wird“ (p).

Und da Jesus erkannte, dass sie Ihn alsbald bejubeln und zu ergreifen suchen würden, um Ihn zu ihren Brot-König zu machen (q), da rief Er all Seine vielen Jünger, die um Ihm waren, zu sich und sprach zu ihnen: „Wenn all diese heran-stürmen, um Mich zu ihrem König zu machen, dann haltet sie fern von Mir, dass sie nicht zu Mir durchbrechen! (r) Denn sie haben wahrhaftig noch nichts verstanden, und wollen Mich nur zu ihrem `Brot-König´ machen!

Doch das Brot, das diese begehren: dies zu bringen, bin Ich nicht gekommen! Denn es sättigt nicht! – nicht wahrhaftig zu ewigem Leben hin! Und das Heil, das sie bei Mir suchen, heilt nicht, sondern brächte vielmehr nur noch mehr Unheil über die ganze Welt! Und die Erlösung, die sie bei Mir suchen, erlöst nicht wirklich! Denn sie suchen nur, was auswendig ist und nicht das wahre Übel ausräumt, das inwendig in ihnen selber herrscht und sie knechtet und gebunden hält! (s)

So suchen sie eine Freiheit, die sie nicht wahrhaftig befreit (t), und einen Frieden, der nur Unfrieden fördern kann! Darum haltet sie fern von Mir, wie sie in Wahrheit alle noch fern von Mir sind!

Denn wohl bin Ich gekommen, den Frieden Gottes zu bringen für wahrhaft alle Welt – doch nicht, wie ihn die Beherrscher dieser Welt bieten, die nur unterjochen und unterdrücken können! (u) Sondern den Frieden für die Herzen und Seelen, in der Gewissheit, unverlierbar angenommen und geliebt zu sein bei Gott (v), welcher Heil finden lässt schon mitten im Unheil, in der Erkenntnis, dass alles gut ist, wie es ist, weil noch alles gut wird durch Den, der wahrhaft noch alles gut machen wird! (w)

Darum nährt Mein Brot auch im Hunger und Mein Heil heilt schon mitten im Unheil! (x) Und Meine Erlösung bewährt sich schon inmitten dieser noch unerlösten Welt! (y) Und Mein Frieden befriedet schon inmitten allen Unfriedens und unter Entzweiung und Krieg, auch unter Verfolgung und Flucht! (z) Denn was Ich bringe, ist nicht von dieser Welt und auch nicht für diese Welt (aa), sondern führt aus dieser unseligen, dem Verderben geweihten Welt (ab) und versetzt in das Himmelreich Meiner Liebe, noch inmitten dieser unheilen Welt!“ (ac)

Zu Seinen zwölf Aposteln aber, welche der Herr sich unter der Vielzahl Seiner Jünger besonders erwählt hatte, sprach Jesus: „Sollte Ich von euch getrennt werden, wenn Ich Mich diesen Massen entziehe, dann fahrt allein über den See. Ich werde euch nachkommen und wieder zu euch stoßen“ (ad).

9-H: Zwölf volle Körbe für die zwölf Stämme Israels

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Als nun die Jünger und Jüngerinnen Jesu alle übrig gebliebenen Brotstücke eingesammelt hatten: siehe, da wurden die zwölf handbreiten Körbe wieder voll! (a) Dies aber geschah zum Zeichen, dass der Herr in Seiner grenzenlosen, unermesslichen Güte wahrhaft reich ist für alle, die Ihn anrufen, und niemandem Seine geistliche Köstlichkeit verweigert, der in zerknirschtem Geist danach verlangt (b), wie schwer er sich auch immer versündigt haben mag (c) und wie schlimm es um seine Seele auch noch immer bestellt sein mag (d).

Diese zwölf Körbe waren aber auch ein Sinnbild für die zwölf Stämme Israel (e), dass das auserwählte Volk Gottes, auch wenn es noch viele furchtbare Gerichte erwarteten (f), zu seiner Läuterung (g), am Ende doch noch gewonnen werden soll – und zwar ohne Ausnahme, in seiner ganzen Vollzahl: (h) nämlich in einer späteren Wiedergeburt (i), wenn alle Israeliten dermaleinst in Christus ihren Messias und Heiland-Gott erkennen sollen, welchen sie jetzt noch ablehnen und durchbohren sollten, und dass sie dann in Reue über dem, was sie Ihm, und damit auch sich selbst, angetan haben, zerrinnen sollen (j), wie Wasser in der Glut der göttlichen Liebe (k), so dass sie dermaleinst, in ihrer letzten Wiedergeburt, noch ausrufen sollen: „Gelobt sei Jesus Christus, auch unser Heiland und Erlöser, der da auch zu uns zurück gekommen ist in Macht und Herrlichkeit und in der Abba-Liebe, welche der Vater auch zu uns, wie zu allen Seinen Kindern, hat!“ (l)

9-I: Wo ist der Rabbi geblieben?!

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Schließlich kam es genau, wie Jesus es vorhergesehen hatte, dass die unzähligen Menschen in ihrer Begeisterung, was Er vollbracht hatte, Ihn zu ihrem König erheben wollten (a). Es begann damit, dass sie riefen: „Herr, gib uns doch allezeit solches Brot! (b) Du sollst fortan unser König sein! Denn wir erkennen es: Du bist es: der Messias, der uns gesandt worden ist (c), um uns fortan ohne Ende Brot zu geben, und all denen, die uns dein Brot nehmen wollen, das Leben zu nehmen! (d) Denn Du hast fürwahr die Vollmacht, Israel von all seinen Unterdrückern zu befreien und von all seinen Widersachern zu erlösen!“ (e) Und sie stürmten von allen Seiten auf den Rabbi zu, und wollten Ihn erheben und auf ihren Händen tragen – wer weiß, wohin!

Als nun aber die Menge von allen Seiten auf Ihn zustürmte, da schirmten die Jünger ihren Meister von ihnen ab, denn es waren ihrer viele, über hundert Mann (f). Doch die Zahl der Gespeisten war so übermächtig groß, dass sie selbst die Gefolgschaft Jesu mit ihrem Rabbi abdrängten: am Hafen von Kapernaum vorbei in Richtung des Bergkamms der Eremos-Höhe.

Da entwich der Meister in die dort befindliche Grotte, in welcher Er sich vor den Spähern des Herodes Antipas verborgen gehalten hatte (g), nachdem Er Seine zwölf Apostel und zweiundsiebzig Herolde in ganz Galiläa ausgesandt hatte an Seiner statt (h).

Als es nun manchen von denen, die Jesus zu ihrem Messias machen wollten, gelang, sich durch die Jünger, die ihren Meister abschirmten, hindurch, Jesus nach, in die Höhle zu zwängen: siehe, da begab sich´s, dass die Gruft leer war, und der Herr darin nicht mehr aufzufinden war (i). Da waren sie alle irritiert, denn sie meinten, sie hätten den Rabbi aus den Augen verloren (j).

Als sie aber sahen, dass Seine besonders erwählten Apostel in ihr Boot gestiegen waren, da stürmten sie alle zum Hafen am Siebenquell zurück, da sie meinten, der Meister wäre bei ihnen. Denn Judas Thomas, einer der Zwölf, sah genauso aus, wie der Herr, weswegen jener Apostel auch von allen »Didymus« genannt wurde, was da heißt: »Zwilling« (k).

Beim Näherkommen aber erkannte die Menge, dass es nicht Jesus war, sondern der Jünger, der ihm ähnlich sah, und dass die zwölf Apostel ohne ihren Meister auf ihren Boot das Ufer verließen, um über den See Genezareth überzusetzen (l).

Da stürmten sie alle wild umher, in der Hoffnung, Jesus doch noch zu finden und ergreifen zu können, um Ihn zu ihrem Brot-König zu machen. Doch obwohl so viele nach Ihm das ganze Umland absuchten, konnten sie Ihn doch nicht mehr finden (m). Er war wie vom Erdboden verschwunden (n).