Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
V Die Abkehr
2: Der Glaube der Syro-Phönizierin
2-A: Erstmals wirklich tief ins Heidenland
2-B: Auf dem Weg in die teuflische Hochburg des Baal
2-C: Der Herr der Kanaaniter war nicht der Herr Israels!
2-D: Unter dämonischen Einflüssen hatte sich der Glaube der Kanaaniter teuflisch verkehrt!
2-E: Im Namen des Baal wurden schließlich sogar alle Propheten Gottes verfolgt!
2-F: Hinter Baal verbarg sich niemand anders, als der Satan selbst!
2-G: In diesem Sündenpfuhl fand sich alles – bis auf den wahren Gott!
2-H: Rückzug für eine Auszeit mit den Seinigen?
2-I: Was hatte der Herr schon mit einer blutigen Heidin zu schaffen?!
2-J: Kann der Herr wirklich eine arme flehende Seele abweisen?!
2-K: Selbst den Hunden fallen doch Krümel zu!
2-L: Wahrlich: Dein Gottvertrauen ist groß!
2-M: Habt ihr denn noch überhaupt nichts verstanden?!
2-N: Jetzt will Ich erst einmal denen Mein Heil bringen, die danach schon wahrlich verlangen!
2-O: Wollt ihr euch nicht, wie Ich, von ihrem wahren Glauben überzeugen lassen?
2-P: In Israel sind wir gegenwärtig nicht mehr sicher!
2-Q: Verehren die Heiden unter ihren Gleichnissen und Bildern wirklich einen anderen Gott?
2-R: Ein Wendepunkt im Wirken Jesu
2-A: Erstmals wirklich tief ins Heidenland
Als Jesus mit Seiner Gefolgschaft Samaria verlassen hatte, kam Er mit Seinen Jüngern und Jüngerinnen direkt in das Gebiet der heidnischen Küstenstädte von Tyrus und Sidon (a); denn Er wollte noch immer das Land Israel meiden, da man Ihn dort überall abgelehnt hatte und Ihm überdies nach dem Leben trachtete (b).
So begab der Meister sich nunmehr mit Seiner Anhängerschaft erstmals wirklich tief in gänzlich heidnisches Gebiet hinein – wenn man einmal von Gergesa in Gaulanitis absah, wohin der Rabbi sich mit Seinen Zwölfen einst sogleich über das galiläische Meer absetzen wollte (c), als Er von Seinen Brüdern vor Herodes Antipas gewarnt wurde, der Ihm nach dem Leben trachtete (d), weswegen Ihn Seine Verwandtschaft aus Nazareth nötigen wollte, Seine Verkündigung einzustellen (e).
Nachdem man Jesus aber in Gergesa bedrängt hatte, die Gegend wieder zu verlassen, war es bislang bei dieser kurzen Exkursion ins Heidenland geblieben (f).
2-B: Auf dem Weg in die teuflische Hochburg des Baal
Nun aber begab sich der Meister mit Seinen Zwölfen und einigen anderen Nachfolgern direkt in gottloses Gebiet hinein. Denn der stark bewaldete Berg Karmel, der sich unmittelbar vor dem Mittelmeer erhob, an welchem sie vorüber zogen, markierte gleichsam den Grenzpunkt zwischen dem Heiligen Land Israel im Süden und dem heidnischen Syro-Phönizien im Norden (a).
Letzteres war die einzige Gegend, welche die Hebräer bei der Einnahme des Gelobten Landes nicht in Besitz nehmen konnten, weil sich allein diese beiden befestigten Stadt-Staaten Tyrus und Sidon am Mittelmeer gegen die eingefallenen Israeliten hatten behaupten können.
In dieser Gegend traf man also noch die ursprüngliche kanaanitische Ur-Bevölkerung an, die sonst überall im Heiligen Land wegen ihrer großen Verruchtheit (b) auf Gottes Geheiß hin mit der Schärfe des Schwertes ausgerottet worden war (c).
Entsprechend hatte sich in Syro-Phönizien auch der ursprüngliche Glaube an die alten kanaanitischen Götter gehalten, an deren Spitze »Baal Zebul«, »der Herr des Ackers« (d), als der »El-Schaddaj«, als »Gott, der Allmächtige«, stand (e) – zusammen mit dessen Gemahlin, der Liebesgöttin »Aschera«, die unter vielerlei Namen verehrt wurde, wie »Anat«, »Aschirta«, »Aschirat«, »Asthoreth« oder »Astarde«, und die als die »Elat«, die höchste »Göttin« und Götter-Mutter, besonders in den Hafenstädten von Tyrus und Sidon als die »Herrin der See« verehrt wurde und die zusammen mit »Baal« siebzig Gottheiten als Kinder hatte, die einstmals in ganz Kanaan als die »Baalim« und »Ascherim« verehrt worden waren (f).
2-C: Der Herr der Kanaaniter war nicht der Herr Israels!
Zwar nannten die Kanaaniter ihren höchsten Gott und Götter-Vater über allen Gottheiten (a) schlicht »Baal«, was in der kanaanitischen Sprache nichts anderes als »der Herr« bedeutete, so wie die Hebräer vom Allmächtigen als dem »Adonaj« redeten, was ebenso schlicht und ergreifend »der Herr« hieß, wie umgekehrt auch die Juden ebenso den Höchsten Israels – gleich den Kanaanitern – für die Fruchtbarkeit ihres Landes verehrten, so dass die Israeliten auch immer wieder geneigt waren, die höchste Allmacht der Kanaaniter mit ihrem Gott und Herrn gleichzusetzen, jedoch liefen dagegen von je her alle Mahner Gottes Sturm – wie etwa Elia, der ganz Israel auf dem Berg Karmel an der Grenze zwischen dem Heiligen Land und Syro-Phönizien zusammen-rief (b) und den Hebräern dort klar-zu-machen suchte, dass zwischen dem Baal, welchen die Kanaaniter verehrten, und dem Höchsten Israels ein himmelweiter Unterschied bestand und es sich folglich in »Baal« und »Jahwe« also um zwei völlig verschiedene, widereinander stehende Gottheiten handelte, woraufhin jener größte Prophet Israels alle Juden schließlich in die Entscheidung rief, welchem Gott und Herrn sie denn nun dienen wollten: dem »Baal« der Kanaaniter, oder »Jahwe«, dem »Adonaj« Israels (c), der sie mit starkem Arm aus der Knechtschaft Ägyptens in dieses Land der Verheißung geführt hatte.
Und der Rufer des Höchsten bewies es ihnen allen auch, dass er allein den wahren lebendigen Gott vertrat (d), da Elia als Einziger in der Lage war, durch die Anbetung seines Gottes »Jahwe« das Feuer auf dem dort errichteten Opfer-Altar zu entzünden, wozu alle Baals- und Aschera-Priester aus ganz Kanaan, fast an die eintausend Mann (e), durch die magische Beschwörung ihres Gottes »Baal« nicht in der Lage waren, obwohl sie die wildesten rituellen Tänze veranstalteten und sich sogar die Adern aufschnitten, um ihre Götter mit dem Blut, das sie auf den Brandopfer-Altar spritzten, zum Hervortreten in verzehrendem Feuer anzureizen (f).
Damit hatte Elia auf dem Karmel allem Volk bewiesen, dass es nur einen wahren Herrn und Gott Israels gab (g), der aber nicht der »Baal« der Kanaaniter war, sondern allein »Jahwe«, der HERR, – wie es auch schon der Name dieses Größten unter allen Propheten Israels kündete: »El-Jah«, »Gott ist allein Jahwe«, und nicht »Baal«, wie viele Israeliten meinten, die sich nicht selten sogar Namen gaben, die entweder den »Baal« als den einzig wahren »Gott«, »El«, rühmten: mit Namen wie »El-Baal« (h), – oder aber den »Baal« mit »Jahwe«, dem einzig wahren Gott Israels, gleichsetzten: mit Namen wie »Beal-Jah«, »Baal ist kein anderer als Jahwe« (i).
2-D: Unter dämonischen Einflüssen hatte sich der Glaube der Kanaaniter teuflisch verkehrt!
Man muss nämlich wissen, dass der ursprünglich noch rechte und reine Glaube der Kanaaniter an »El-Schaddaj«, an »Gott, den Allmächtigen« (a), schon zur Zeit Abrahams zunehmend eine diabolische, geradezu satanische Verkehrung hin zur Verehrung und Anbetung eines wahren teuflischen Scheusals erfahren hatte (b), was sich in den unzähligen Gräueln zeigte, die sie zu Ehren ihres Gottes verübten: solche Abscheulichkeiten, dass nach dem Urteil des Götter-Rates des Höchsten schließlich über ganz Kanaan Gericht verhängt werden musste (c), welches die Kinder Israels bei der Einnahme des darum ihnen zugesprochenen Landes (d) mit der Schärfe des Schwertes an deren Ur-Einwohnern vollstrecken sollten, nachdem dem kanaanitischen Land ganze vierhundert Jahre, über vier Generationen von Wiedergeburten hinweg (e), Zeit zur Umkehr eingeräumt worden war (f), da zuvor schließlich allen Kanaanitern durch Abraham und seinen Stamm doch deutlich vor Augen geführt worden war, wie die göttliche Allmacht in Wahrheit war (g).
Die Kanaaniter aber verfielen mehr und mehr einem völlig verdrehten und satanisch verkehrten Irrglauben, zu dem sie durch teuflische Dämonen verleitet wurden (h). Das zeigte sich schon an ihren alljährlichen ausschweifenden Kult-Festen im Frühling, in welchen sie Baal und Aschera mit ihrem ganzen Heer dies Himmels regelrecht sexuell aufzugeilen suchten, damit Baal seinen göttlichen Samen über das ganze Land verspritzen und mit seiner Gemahlin Aschera alles befruchten sollte, indem sie auf allen Hügeln Kanaans zur magischen Aufreizung ihrer Gottheiten in lasterhaften Massen-Orgien der Lust alle in wildem Rausch (i) miteinander herum-hurten (j).
Entsprechend stellten sie auch ihren Gott »Baal«, ebenso wie die Ägypter, welche diese Gottheit zum Teil auch verehrten, mit denen die Hafen-Städte Tyrus und Sidon Handel trieben, in Form eines Stieres mit prall-gefüllten, überdimensionalem Hoden und erregiertem Glied dar, was seine Fruchtbarkeit symbolisierte (k), wie sie auch in ganz Kanaan »Massebot« errichtet hatten: »Boseth«-, also »Schand«-Steine, die einen Phallus, ein erregiertes männliches Glied symbolisierten (l), das ebenso ein Gleichnis und Bild auf ihren Gott der Fruchtbarkeit, den »Baal«, war.
Darum hatte der Höchste Israels den Hebräern auch geboten, all diese schändlichen Gottes-Darstellungen in ganz Kanaan zu vernichten und Ihn ohne jedes Gleichnis und Bild zu verehren (m), da jene Gottes-Bilder in dem Land, in das sie kamen, mit solch völlig verdrehten und verkehrten Vorstellungen von Seinem heiligen Wesen verbunden waren.
Und ja: Die Kanaaniter pflegten sogar bei ihren Initial-Riten zu Ehren ihres Gottes »Baal« ihre Kinder durchs Feuer laufen zu lassen (n), wodurch diese ihren Mut und ihr rückhaltloses Vertrauen auf ihren grausigen Gott unter Beweis stellen sollten, wobei nicht wenige ihrer eigenen Sprösslinge elendig umkamen – wie sie sogar mitunter ihrem »Moloch« und abscheulichen »Schand-König«, dem »Baal«, Menschen- und Kinds-Opfer darbrachten! (o)
2-E: Im Namen des Baal wurden schließlich sogar alle Propheten Gottes verfolgt!
So war es wenig verwunderlich, dass der Höchste Israels Seinem Volk geboten hatte, diese völlig verteufelte Religion der Kanaaniter gänzlich, mit Stumpf und Stiel auszurotten (a), und dass Seine Propheten unablässig den Abfall der Hebräer anmahnten, wenn diese sich dann doch immer wieder dazu hinreißen ließen, es den so völlig verkommenen Kanaanitern gleich-zu-tun.
Denn »Baal Zebul«, der »Herr des Ackers«, war nicht mehr der ursprüngliche »El Schaddaj« und »allmächtige Gott«, der anfänglich einmal in diesem Land verehrt worden war (b), der Heilige Israels, der das Land mit Fruchtbarkeit segnete und alles gedeihen ließ, wenn man Ihm recht gehorchte (c), sondern ein gänzlich anderer abscheulicher Gott, ja, ein Wider- und Gegen-Gott, der sich an die Stelle Gottes setzen wollte und allein seine Verehrung und Anbetung anstelle des wahren Gottes für sich beanspruchte (d).
So wird es nicht verwundern, dass im Namen dieses Gottes »Baal« und seiner Gemahlin »Aschera« schließlich auch die Künder des wahren, höchsten Heiligen Israels, fanatisch verfolgt und brutal abgeschlachtet wurden – wie es besonders übel unter Isebel war, welche die Tochter des »Eth-Baal«, des »Verbündeten des Baal«, dem König von Tyrus und Sidon, war (e), mit welcher sich einst der vom wahren Gott-Glauben abgefallene König Israels mit Namen Ahab vermählt hatte und die – bis auf Elia – alle Propheten Gottes im gesamten Heiligen Land verfolgen und umbringen ließ (f), um ganz Israel in ihren Glauben an »Baal« und »Aschera« zu zwingen (g), so dass Elia auf dem Karmel im Grunde nur all die fanatischen Eiferer für die Götter der Kanaaniter niedermachte (h), die zuvor alle seine eigenen Mit-Knechte und Mahner Gottes brutal abgeschlachtet hatten (i).
2-F: Hinter Baal verbarg sich niemand anders, als der Satan selbst!
Kein Wunder also, dass sich im Heiligen Land, je mehr man von diesem wahrhaft diabolischen Irrglauben, zu welchem der Glaube der Kanaaniter an den Schöpfer von allem verkommen war, Abstand gewann, sich zunehmend die Überzeugung durchsetzte, dass es sich bei jenem »Baal Zebul«, dem »Herrn des Ackers«, in Wahrheit um einen abscheulichen »Kot- und Mist-Gott« handelte, der aber im Vergleich zu dem wahren Gott Israels, dem »Adonaj Jahwe« als dem einzig wahrhaft Lebendigen (a), absolut nichts und nichtig war und auch überhaupt nichts vermochte (b) und darum nichts als ein »Gott von Schmeißfliegen« war, weswegen er auch nur noch verächtlich spottend als »Baal Zebub« bezeichnet wurde (c).
Da seine alles verkehrende, zersetzende Macht jedoch niemals ganz gebrochen werden konnte (d), sah man in diesem Wider-Gott dann schließlich aber irgendwann den »Beelzebub«, den Erz-Widersacher Gottes und den Obersten aller bösen Geister und Dämonen (e), den »Belial Diabolos« (f), den »Ruchlosen, diabolischen Alles-Verdreher«, den Fürsten der Finsternis und des Todes: also den Teufel und Satan.
2-G: In diesem Sündenpfuhl fand sich alles – bis auf den wahren Gott!
Dieser also war es, der noch immer in Tyrus und Sidon verehrt wurde! Und dorthin begab sich nunmehr Jesus mit Seinen Jüngern: ins Land der Isebel, in die »Hochburg des Satans« und all seiner diabolischen Mächte! (a) Und genau so stellte es sich allen frommen Juden in Israel auch nach wie vor dar:
Tyrus und Sidon waren nämlich zwei große florierende Hafen-Städte, die durch ihren Verkauf von erlesenen purpurnen Stoffen zu mächtigen Handels-Imperien aufgestiegen waren, deren Bedeutung ihr Herrschaftsgebiet sogar seinen Namen verdankte: »Syro-Phönizien« hieß nämlich übersetzt »Syrisches Purpur-Reich«. Und durch ihren Purpur-Vertrieb unterhielten jene Handels-Städte über das Mittelmeer mit der ganzen heidnischen Welt, sowohl mit Ägypten, als auch mit dem gesamten Römischen Reich, und selbst sogar bis nach Britannien hinauf, vielfältigste wirtschaftliche Beziehungen und stellten dadurch bedeutende Umschlagsplätze für alle nur erdenklichen Güter und Waren zwischen dem ganzen Morgen- und Abendland dar.
Dadurch bildeten jene beiden kanaanitischen Großstädte aber zugleich auch Brennpunkte aller nur erdenklichen Laster: mit zahllosen Bordellen und Freudenhäusern, nicht nur für die Seeleute, sondern ebenso für die gesamte Bevölkerung, sowie mit Arenen, wo sich Gladiatoren zur Belustigung des niederen Plebses gegenseitig abschlachteten oder sich gegen wilde, reißende Bestien behaupten mussten – also völlig verkommene »Sünden-Pfuhle« (b), wo jedermann nur nach Reichtum, Macht und Einfluss gierte (c) und auf beschwingtes Wohlleben aus war (d) – wo folglich nur in nichtigen, ja, lasterhaften Vergnügungen aller Art geschwelgt wurde (e) und sogar in den verschiedensten heidnischen Tempeln sogenannte »geweihte« junge Männer und Frauen zum Zwecke der kultischen Prostitution zur Verfügung standen (f).
Und in jenen zwei »Hochburgen des Satans« (g) tummelte und fand sich damit freilich ebenso alles, was es im ganzen Römischen Imperium, wie auch noch darüber hinaus, an heidnischen Glauben gab. Alle erdenklichen Gottheiten wurden in diesen Laster-Höhlen verehrt, die man sich nur vorstellen konnte – alle, bis auf den EINEN wahren Gott: den Heiligen Israels!
Es war hier also noch weit schlimmer als in der prunkvollen Hafenstadt »Cäsarea«, die Herodes der Große nach hellenistischem Vorbild im Nordwesten Samarias, südlich des Karmel hatte errichten lassen und zu Ehren des Kaisers Augustus »Kaiser-Stadt« hatte benennen lassen, welche dann schließlich auch die Residenzstadt der römischen Statthalter wurde (h).
2-H: Rückzug für eine Auszeit mit den Seinigen?
Jesus wäre – so mutmaßten Seine Jünger – wohl niemals in eine derart gottlose Gegend gezogen, wenn Er nicht durch den erbittertsten Widerstand, welchen Er in Seinem eigenen Land erfuhr, regelrecht dazu gezwungen worden wäre, wie es einstmals auch bei dem großen Propheten Elia war (a).
Und tatsächlich machte Er dort auch keinerlei Anstalten, in irgendeiner Weise Sein Evangelium zu verkündigen oder sonst irgendwie auf sich aufmerksam zu machen; denn Er wollte dort ganz offensichtlich verborgen bleiben (b) und es niemanden wissen lassen, dass Er nun auch hier, unter den Heiden, war (c).
Es verhielt sich vielmehr so, als wollte der Meister dort Seinen Jüngern endlich einmal die Auszeit zur Erholung und zum Atemschöpfen verschaffen, die Er ihnen schon so unzählig oft einmal einräumen wollte (d), was Ihm aber doch nie gelingen sollte, da man Ihn in kürzester Zeit immer wieder von allen Seiten bedrängte (e).
Hier waren sie also erstmals ganz für sich allein und erlebten mit ihrem Herrn am Strand zum Mittelmeer auf ihrer Reise nach Tyrus eine unvergessliche Zeit völliger Unbeschwertheit und Sorglosigkeit.
Und doch spürten sie, wenngleich sie es sich nicht eingestehen wollten, dass dies die Ruhe vor dem Sturm sein musste, auf den der Herr sie hier vorbereiten wollte, indem Er ihnen hier noch einmal Raum schaffte, endlich wieder richtig Kraft zu schöpfen.
Als sie schließlich in der Nähe von Tyrus in einem Gasthaus am Strand zum Mittelmeer Herberge bezogen hatten (f), kam dann aber doch die schicksalsträchtige Wende:
Irgendwie musste es sich doch herumgesprochen haben, wer dieser jüdische Besucher mit Seinen vielen Freunden war, dass es sich hier um jenen großen Propheten Israels handeln müsse, der angeblich sogar Wasser in Wein verwandeln konnte (g), wie der große griechische Gott Dionysos, welchen auch die Römer als Bacchus verehrten.
2-I: Was hatte der Herr schon mit einer blutigen Heidin zu schaffen?!
Es begab sich nämlich, als sie einmal vom Strand zurück auf dem Weg zu ihrer Unterkunft waren (a), dass mit einem Mal eine Einheimische auftauchte, die ihnen hinterher eilte und nach ihrem Rabbi rief: „Herr, Du Sohn Davids! Erbarme Dich doch bitte meiner! Siehe, mein kleines Töchterlein wird ganz übel von einem bösen Dämon geplagt!“ (b).
Diese Fremdländische schien allerdings, erstaunlicher Weise, überraschend gut über den jüdischen Glauben mit all seinen Hoffnungen Bescheid zu wissen, da sie ihren Meister mit dem Hoheits-Titel »Sohn Davids« ehrte, der in ganz Israel eine Bezeichnung für den erwarteten Messias war (c), der als ein Nachkomme aus dem königlichen Geschlecht des David (d) einstmals dessen untergegangene gesalbte Dynastie wieder-errichten sollte (e) und dem HERRN in Seinem Heiligtum in Jerusalem eine unvergleichliche Stätte der Anbetung für alle Welt schaffen sollte (f).
Doch wenngleich dies alles jene Syro-Phönizierin von dem Höchsten Israels zu wissen schien, so handelte es sich bei ihr trotzdem ganz offensichtlich um eine Kanaaniterin (g), die überdies einen recht betuchten Eindruck machte und damit zweifelsfrei, wie alle anderen in Tyrus, dem lasterhaften Leben der Heiden gänzlich verfallen war; denn sie trug feine, erlesene seidene hellenistische Gewänder und war auch entsprechend auffrisiert und mit nicht wenig Schmuck behangen (h). Manche der Jünger meinten sogar, sie hätten es deutlich erkannt, dass sie an ihrer auffälligen Brust-Kette ein übergroßes Amulett der griechischen Liebesgöttin »Diana« trug, welche viele Kanaaniter mit ihrer Göttin »Aschera«, der »Astarde«, gleichsetzt hatten (i).
Kein Wunder also, dass der Rabbi dieser blutigen Heidin, die ganz offensichtlich eine Andersgläubige war, keinerlei Beachtung schenkte, sie auch nicht einmal nur eines Blickes würdigte und sie damit so abschätzig und verächtlich behandelte, als wäre sie für Ihn nur Luft! (j) Sie schien es Ihm nicht einmal wert zu sein, auch nur ein einziges Wort an sie zu richten, um sie mit ihrem flehendlichen Gesuch freundlich, aber doch bestimmt auch nur abzuweisen, wie sehr sie auch heulend hinter Ihm her schrie und sich immer wieder in den Staub warf (k), um in ihrer unendlichen Verzweiflung doch noch Sein Mitleid zu erregen.
Die Apostel Jesu waren schon zutiefst erleichtert, dass ihr Rabbi ganz offensichtlich wenigstens hier doch endlich einmal eine deutliche Grenze zog und sich nicht selbst auch noch in dieser verruchten, völlig gottlosen Gegend offenherzig und aufgeschlossen zeigte (l) – wie bei den Samaritern (m). Denn wenn diese auch vom rechten Glauben abgekommen und abtrünnig geworden waren, so handelte es sich bei ihnen letztlich schließlich doch noch wenigstens um Kinder Abrahams (n), wie ihr Herr selbst festgestellt hatte, also um Kinder Israels, die trotz ihrer verabscheuungswürdigen Vermischung mit den Heiden, die während der babylonischen Gefangenschaft (o) in ihrem Erbteil angesiedelt worden waren (p), zumindest noch eine Spur heiligen jüdischen Blutes in sich trugen (q).
Aber diese andersgläubige Kanaaniterin hier, die da nun hinter ihrem Meister her-schrie und sich in ihrer Verzweiflung immer wieder, heulend und flehend, hinter ihnen in den Staub warf (r), um vielleicht doch noch irgendwie Jesu Mitgefühl zu erwecken, war doch nun wirklich eine durch und durch blutige Heidin: eine Kanaaniterin, die ihre bloße Existenz allein dem Umstand zu verdanken hatte, dass es den Vätern Israels einstmals nicht vergönnt war, auch an diesen beiden zutiefst verworfenen Stadt-Staaten im Norden Israels, am Mittelmeer, das göttliche Strafgericht zu vollziehen, durch die der Großteil dieses ganzen, zutiefst verkommenen Geschlechtes einstmals auf das Geheiß des Höchsten hin gänzlich vom Erdboden ausgetilgt worden war! (s)
Was also hatte ihr Rabbi mit SO EINER zu schaffen, die überdies nicht einmal den Gott Israels verehrte, sondern, wie es ihre ganze Aufmachung verriet, den griechischen Gottheiten huldigte! (t) Was meinte SO EINE denn, von ihrem Herrn und Meister erwarten zu dürfen, die – nachdem sie schon nicht einmal auch nur ansatzweise jüdischer Abkunft war – überdies auch nicht das Mindeste an rechtem, gottgefälligen Glauben aufzuweisen hatte! (u)
Denn die Art und Weise, wie sie nach ihrem Rabbi rief, den sie mit dem jüdischen messianischen Ehren-Titel »Sohn Davids« für sich zu gewinnen suchte, verriet doch ganz offensichtlich, dass sie auch über den jüdischen Glauben mit all seinen Hoffnungen durchaus Bescheid wusste! Wenn sie also trotz allem nicht bereit war, sich zum jüdischen Glauben zu bekehren (v), was sollte da ihren Herrn und Meister noch veranlassen, sich nunmehr ihr zuzukehren: (w) einer verruchten gottlosen Kanaaniterin, die überdies die Gottheit in heidnischen Gleichnissen und Bildern verehrte (x), was allen rechtgläubigen Juden eine unüberbietbare Abscheulichkeit war, da allen Israeliten die Verehrung der höchsten Kraft (y) über irgendwelche Kultobjekte strikt verboten war! (z)
2-J: Kann der Herr wirklich eine arme flehende Seele abweisen?!
Nur Johannes, der kleine Cousin und Lieblingsjünger Jesu, der bei Tisch an der Brust des Meisters liegen durfte (a), warf Maria Magdalena, die neben ihm dem Rabbi folgte (b), einen alles sagenden, fragenden Blick zu, der seine ganze Verwunderung darüber verriet, dass Jesus sich auf einmal einer verlangenden Seele so unerbitterlich abweisend zeigte, was doch sonst nie Seine Art war: (c) Hatte Er nicht immer wieder erklärt, dass Er nicht nur zur Erlösung für ganz Israel gekommen war, sondern überdies für die gesamte Welt?! (d) Und hatte Er ihnen nicht ebenso schon mehrfach dargelegt, dass es auch außerhalb Israels durchaus wahre Gottesverehrung geben würde, wenn auch in anderen Riten und Kulthandlungen und unter befremdlichen Gleichnissen und Bildern? (e) Warum wies Er da nun diese Heidin so wirsch und unerbitterlich ab, dass Er sie einfach links liegen ließ und nicht einmal eines Blickes würdigte, obwohl sie so herzzerreißend hinter ihnen her schrie und sich immer wieder auf den Boden warf und sich trotz dieser prüden Abfuhr einfach nicht abwimmeln ließ?!
Es bedurfte keiner Worte, damit Magdalena verstand, was Johannes so sehr beschäftigte, und, ja: schon geradezu bedrückte; und sie trat neben ihn und antwortete ihm: „Ich weiß, worum du mich bitten willst. Aber ich bin überzeugt: das ist garnicht nötig! Ich muss deswegen nicht in den Herrn dringen (f). Er wird sich auch so ganz gewiss dieser armen Mutter noch annehmen!
Mir scheint es eher so, als wolle Er deinen Brüdern hier mit dieser so unnachgiebigen Heidin eine Lektion erteilen, wie stark doch ihr Gottvertrauen sein muss, dass sie sich einfach nicht abwimmeln lässt, wie hart und unerbitterlich und fremd Er sich ihr gegenüber auch stellen mag (g).
Anders kann ich mir Sein Verhalten nicht erklären. Unter Umständen will Er aber vielleicht auch diese Frau in ihrem Glauben prüfen (h) – oder aber am Ende sogar vielmehr nur euch, wie viel ihr von Seinem Wesen, wie auch vom Herzen der Gottheit, das Er euch enthüllen will (i), bereits schon wirklich verstanden und begriffen habt!“
Nun?! Sollte Maria mit ihrer Mutmaßung tatsächlich noch recht behalten? Als sie ihre etwas von Tyrus abgelegene Herberge erreicht hatten (j) und die Tür hinter sich schlossen, ließ sich jene fremde Syro-Phönizierin selbst davon nicht entmutigen, sondern klopfte und hämmerte energisch an die verschlossene Pforte und schrie und heulte und wimmerte schließlich, vor dem dicht gemachten Einlass verzweifelt zusammengebrochen, unablässig weiter nach dem »Sohn Davids«.
Maria Magdalena hatte der Fremden aber, bevor sie in ihre Unterkunft getreten waren und sie einfach außen vor ließen, noch beherzt zugenickt, sie solle sich von dem abweisenden Gebaren ihres Herrn und Meisters (k) nur ja nicht entmutigen und abwimmeln lassen (l). Und freilich wusste ihr Rabbuni Jesus insgeheim auch darum.
2-K: Selbst den Hunden fallen doch Krümel zu!
Schließlich wurde es selbst den Jüngern Jesu zu viel, so dass sich Judas Bar Simon aus Karioth ein Herz fasste und für sie alle sprach: „Meister! Willst Du diese gottlose Heidin nicht endlich klipp und klar mit deutlichen Worten energisch von Dir weisen, dass sie uns endlich in Ruhe lässt?! Mach diesem Frauenzimmer doch bitte klar, dass Du mit Ihresgleichen nichts zu schaffen hast und auch nichts zu tun haben willst!“ (a)
Da ergrimmte Jesus im Geist (b) über den Ischarioth und all seine Brüder, die ihm beipflichtend zustimmten, riss erbost die Tür auf und beschimpfte die nervtötende Fremde: „Weib! Wann lässt du uns endlich zufrieden?!“
Vor dem Eingang aber krümmte sich ein Häufchen Elend auf dem Boden und seufzte: „Aber Herr! Lieber, gütiger Herr! Du Sohn Davids! Um der unendlichen Liebe Deines Gottes willen: Erbarme Dich doch bitte über mein armes kleines Töchterlein!“
Es war wirklich eine herzzerreißende Szene. Die Frau, die da vor Jesus auf den Knien lag und mit erhobenen Händen unter Tränen um Gnade für ihr kleines Mädchen flehte, war von ihren vielen Kniefällen hinter Jesus her bereits völlig verdreckt und ihr feines, seidenes erlesenes Gewand aufgeschlissen und zerrissen.
Der Rabbi aber wies sie immernoch wirsch ab, indem Er erklärte: „Was hab Ich mit dir zu schaffen?! (c) – die du doch anderen Göttern als dem Alleinigen huldigst! Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel (d), die ihr Leben dem einzig Wahrhaftigen verschrieben haben!“
Die Fremde aber ließ nicht nach, robbte auf den Rabbi zu und klammerte sich mit aller Kraft an Ihn und winselte: „Herr! HERR! Bitte! HILF MIR!“ (e)
Aber es schien, als wollte der Rabbi immernoch nicht einlenken und kleinbei geben. Denn Er versuchte, sich von ihr zu lösen, und wehrte ab: „Es müssen doch erst einmal die eigenen Kindlein satt werden! (f) Es wäre nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen, um es vor verkommene, wilde Hunde zu werfen!“ (g)
Es war unglaublich, was diese Kanaaniterin an Demütigungen zu erdulden bereit war, nur, um den Rabbi doch noch irgendwie dazu zu bewegen, sich ihrer Tochter zu erbarmen und den teuflischen Dämon, der ihr Kind plagte, auszutreiben (h).
Denn sie ließ es sich nicht nur gefallen, nun auch noch höchst abfällig mit verwahrlosten Hunden gleichgesetzt zu werden (i), sondern griff Jesu Metapher sogar geistgewandt auf, indem sie wimmerte: „Ja, Herr; aber trotz allem fallen doch selbst auch den niederen Hunden noch so manche Krümel vom Tisch der Kinder zu, die von ihrer Tafel rollen oder sogar von den Kindern des Hausherrn verachtet und ihnen zugeworfen werden, so dass sie bei allem doch nicht leer ausgehen und so manches abbekommen, woran dann auch sie sich noch laben können!“ (j)
2-L: Wahrlich: Dein Gottvertrauen ist groß!
Da konnte sich Jesus nicht länger fremd und hartherzig stellen (a) – in der Hoffnung, dass sich über dem theatralischen Schauspiel, dass sich Seinen Jüngern hier darbot, endlich deren Herzen für diese Heidin erweichen lassen würden (b); und Er kniete sich nieder zu der verzweifelt um ihr Kind flehenden Mutter, umarmte sie herzlich, wischte ihr die Tränen aus ihrem verheultem Gesicht (c), richtete sie auf und lachte sie an: „Aber Meine liebe Tochter! Deine Kleine ist doch schon längst geheilt! Denn schon, als dein erster Ruf an Mein Ohr drang (d), habe Ich sie augenblicklich von dem üblen Dämon freigesetzt, der dein Kind so unsäglich lange gequält hat! (e)
Denn das habe Ich von Anfang an erkannt: Dein Glaube ist wahrlich groß! (f) Und Dein Herz ist gar weit (g) und von beispielloser Demut! (h) – und dein Gottesvertrauen von unbeschreiblicher Beharrlichkeit, (i) wie Ich es in ganz Israel noch nicht finden konnte! (j) Darum ist dir schon längst geschehen, wie du es, ohne dich entmutigen zu lassen (k), von Mir erwartet und erfleht hast! (l)
So geh nun heim zu deiner Tochter! Sie ist wohlbehalten und bereits vollauf gesund! (m) Um deines unbeirrbaren Glaubens willen und um all dessentwillen, was du für deine Kleine auf dich genommen und wie sehr du um sie gefleht hast: Der böse Geist ist von deiner Tochter ausgefahren!“ (n)
Da fiel jene Fremde erneut zu Jesu Füßen und küsste dem Rabbi, nunmehr vor Freude weinend, die Hände, und, als der Meister sich zu erwehren suchte, sogar Seine Beine. Erst, nachdem Jesus sich endlich von ihr losreißen konnte, richtete sie sich auf und eilte überglücklich, felsenfest davon überzeugt, nun doch noch erhört worden zu sein, davon (o).
2-M: Habt ihr denn noch überhaupt nichts verstanden?!
Jesus blickte ihr noch lange bedächtig nach und schloss dann langsam und nachdenklich die Tür. Dann tadelte Er Seine Jünger aufs Strengste (a) – und es war Seiner müden Stimme anzuhören, dass Er nicht nur erzürnt, sondern tieftraurig über sie und schwer enttäuscht von ihnen war.
Und Er schalt sie: „Wie lange bin Ich nun schon bei euch? Und eure Herzen sind immer-noch so kalt und unerbitterlich (b), dass ihr meint, es wäre recht bei Gott, dieser gänzlich zerschlagenen Seele die Zuwendung und Hilfe zu verweigern (c), nur, weil es die einer Heidin ist, welche die Gottheit in anderer Weise, wie wir, verehrt (d) – wo sie unter unüberbietbaren Demütigungen um Gnade und Erbarmen flehte – und das nicht einmal für sich selbst, sondern für ihre Tochter, wie nur ein mütterliches Herz darüber alles andere, selbst auch jede Selbst-Achtung völlig vergessen kann!
Und da sollte sich die Gottheit nicht erbarmen, die mütterlicher fühlt, als ein jedes mütterliche Herz?! (e) – und zwar für alle Ihre Kinder (f), ob es nun Juden oder Heiden sind! (g)
Wahrlich, Ich sage euch: Mir hat es das Herz, seit das Flehen dieser Mutter an Meine Ohren drang, mehr als tausend Mal schier zerrissen! (h) Aber als ihr Mich endlich aufgefordert habt, Mich ihr zuzuwenden, da habt ihr Mich nicht etwa gebeten, ihrer zum Himmel schreienden Not abzuhelfen, sondern ihr wolltet von Mir, dass Ich sie in einer solchen Schärfe von Mir weise, dass sie endlich Ruhe gibt und von uns ablässt!
Das war alles, was ihr wolltet! Eure Ruhe! (i) Aber ihre unsägliche Not: die interessierte euch überhaupt nicht, weil es doch eine andersgläubige Heidin war!
So muss Ich Mich ernstlich, zutiefst betrübt und bekümmert fragen: Bin Ich selbst auch an EUCH gescheitert, euch das wahre Wesen der göttlichen Allmacht zu offenbaren, dass selbst ihr noch überhaupt nichts erkannt und verstanden zu haben scheint?!“
2-N: Jetzt will Ich erst einmal denen Mein Heil bringen, die danach schon wahrlich verlangen!
Und der Rabbi eröffnete ihnen: „Darum hört nun dies: Ob ihr´s denn nun annehmen und verstehen wollt oder nicht: Mein Weg führt Mich nunmehr für die nächste Zeit zu den Heiden (a), bevor sich Meine Mission in Jerusalem, im Herzen Israels, erfüllen wird (b).
Denn jetzt sollen erst einmal all diejenigen vom Heil Gottes hören, von denen ihr glaubt, dass sie niemals danach gesucht und getrachtet und verlangt hätten (c) – jene, die sich in Wahrheit aber ihre tiefste Sehnsucht nach der erlösenden Wahrheit, wie auch ihre Hoffnung darauf wohl bewahrt haben (d), während das ganz Haus Israel, nach dem Ich unablässig schrie und rief, wie diese Mutter hier nach Mir, nichts von Mir hören wollte und Mich abfällig, voll Verachtung links liegen ließ! (e)
So soll nun das Brot des Lebens von den Kindern, die´s verachtet haben (f), genommen und eben denen gegeben werden, die in euren Augen nichts als wilde, verwahrloste, verkommene und verlauste Hunde sind (g). Die nämlich werden dieses Brot vom Himmel zu schätzen wissen!
Und wenn ihnen bislang auch nur einzelne Brotkrumen davon zugefallen sind: (h) Sie haben wahrlich jedes auch noch so kleine Krümelchen davon beherzt aufgenommen und aus dem Wenigen, verschwindend Kleinen, das sie erhalten haben, weit mehr gemacht, als das ganze Haus Israel aus der ganzen Überfülle, die ihm über Jahrtausende aufgetischt wurde! (i) Und sie haben in mancherlei Hinsicht darüber auch größere Einsicht und Erkenntnis gewonnen, als die Höchste Geistlichkeit in ganz Israel! (j)
Darum hört, was Ich euch sage: Das Reich Gottes gleicht einer Frau, die einen Korb voll Saatgut zu den Ärmsten der Armen bringen wollte (k) und dabei einen weiten Weg durch wüstes, dürres, darbendes Land zurücklegte. Ihr Flecht-Gebinde aber war löchrig, so dass überall einzelne Samenkörner aus ihrer Wabe fielen, ohne, dass sie es merkte. Als sie aber bei denen ankam, die sie beschenken wollte, und sich umblickte: Siehe, da war überall der Same aufgegangen, den sie verloren hatte; und wo immer sie vorüber gegangen war, war etwas aufgeblüht. (l). Und so kam ihre Gabe nicht nur denen zugute, denen es ursprünglich bestimmt war, sondern ebenso auch allen anderen, an welchen sie vorüber zog.
So ist es auch mit den Segnungen der höchsten Herrlichkeit, der göttlichen Liebe, welche seit unerdenklichen Zeiten sowohl himmlische, als auch irdische Boten den Kindern Israels zutragen: (m) Wo immer jene vorüberziehen, bleibt dies nicht ohne Auswirkungen – selbst, wenn sie davon überhaupt nichts merken oder dies garnicht im Sinn hatten (n). Und manches Wort des Heils wird von gar vielen Ohren vernommen, denen es von den Boten selbst ursprünglich überhaupt nicht zugedacht war! (o) Denn die göttliche Liebe kann Ihren Segnungen nirgends zurück-halten, wo immer es Seelen danach verlangt! (p)
Seht doch, was allein diese Kanaaniterin, die in euren Augen eine verachtenswerte andersgläubige blutige Heidin ist, auf sich genommen hat, und wie sie sich vor Mir und dem Höchsten Israels demütigen konnte, um Meine Gnade zu empfangen! (q) Sie ließ es sich sogar gefallen, sich abschätzig mit verwahrlosten Hunden vergleichen zu lassen, nur, um Meine Gunst zu erlangen!
Zeigt Mir doch bitte nur einen einzigen vermeintlich rechtgläubigen Juden, der sich solch eine abgrundtiefe Demütigung gefallen ließe (r), was immer er auch begehren würde, und der zu solcher Demut in der Lage wäre und nicht meinte, er hätte aufgrund seiner vermeintlichen Gerechtigkeit nicht einen Anspruch auf sämtliche göttlichen Gnaden-Zuwendungen und -Erweise! (s)
So findet ihr bei dieser Heidin, wenn ihr´s nur sehen wollt, mehr Einsicht in die wahren Verhältnisse und Gegebenheiten (t), als bei den frömmsten rechtgläubigen Juden, die allesamt meinen, aufgrund ihrer vermeintlich unübertrefflichen Gott-Ergebenheit irgendwelche Ansprüche gegenüber dem Ewigen zu haben! (u)
Könnte da jenen Heiden, die mit solch zerknirschtem und zerbrochenen Herzen vor den Höchsten treten, verwehrt werden (v), was sie ersehnen?! – unter welchen Gleichnissen und Bildern sie Ihn auch immer suchen und verehren (w), was die Juden aber in ihrem Hochmut und Stolz, wenn es ihnen gänzlich umsonst dargeboten wird, abschätzig verleugnen und verachten!“ (x)
2-O: Wollt ihr euch nicht, wie Ich, von ihrem wahren Glauben überzeugen lassen?
Nachdem Seine Jünger Ihn aber noch immer nicht verstanden und es nicht fassen konnten, dass Er sich nunmehr auch den Heiden zuwenden wollte, gab Er sich so, als hätte auch Er selbst erst durch die Begegnung mit dieser Ausländerin Seine Lektion von der Ihm leitenden Heiligen Ruach Gottes gelernt (a), wenngleich Er das, was Er nun zu ihnen sagte, schon ungleich viel früher begriffen hatte (b).
Er sprach nämlich zu ihnen: „Seht doch: Auch Ich meinte zunächst, Ich sei allein gesandt worden zum Hause Israel (c) und nur zu den rechtgläubigen Juden, weil sie allein ihr Vertrauen auf den einzig wahren Allerhöchsten setzen! Aber wie wurde auch Ich nunmehr beschämt und überwältigt durch das inbrünstige Vertrauen und Verlangen von dieser heidnischen Frau, wie auch von ihrer unbeirrbaren Hoffnung!
Wenn nun selbst Ich, der Ich doch der Sohn bin, Mich von jener beschämen und überführen lassen und hinzulernen konnte, dass es tatsächlich auch außerhalb Israels wahrhaftiges Sehnen und Suchen, wie auch rechtes Glauben und Hoffen gibt (d), warum könnt dann nicht auch ihr euch euren Horizont erweitern lassen?!
Wenn Ich nun bei dieser Heidin, welche die Gottheit über andere Gleichnisse und Bilder verehrt (e), die uns befremdlich sind, nun aber doch solch lauteren Glauben und derart rückhaltloses, wie unbeirrbares Gottvertrauen gefunden habe, wie immer sie dies auch leben mag: Warum erkennt das nicht auch ihr?!
Könnte Ich ihr, was sie über all dem doch sucht und anbetet und verehrt (f), die Zuwendung verweigern, welche die höchste Gottheit niemals irgendeiner Seele vorenthalten würde (g), die so völlig zerschlagenen Herzens nach Ihr verlangt und schreit?! (h) – wie wenig sie auch immer vom wahren Wesen und der wahrhaftigen Gestalt der Gottheit erfasst und verstanden haben mag! (i)
Und wenn auch bei den Heiden bereits solcher Glaube, wie auch derart unerschütterliche Hoffnung und hingebungsvolle Liebe wohl anzutreffen ist: Ist das nicht allein der göttlichen Erbarmung zu verdanken?! (j) – die folglich ganz offensichtlich auch außerhalb von Jerusalem schon wirkt (k) und sich darum auch dort verherrlichen will: in der ganzen Welt! – auch wenn dort nicht alle zum Judentum übergetreten sind (l) oder dies auch nicht wollen (m).
So urteilt bei euch selbst, ob es recht sein kann, einer verlangenden Seele die göttliche Zuwendung zu verweigern, nur weil sie nicht zum jüdischen Glauben konvertiert ist, der, wie ihr meint, der einzig rechte, der Gottheit genehme Glaube wäre und sein müsse! (n)
Sollte Mein Abba denn nur der Höchste Israels sein und nicht auch die Gottheit aller Heiden?! Freilich auch für alle anderen Nationen! (o) – über gar viele Gottes-Namen und -Bilder zu finden! (p) – wie auch über manche andere Hoheiten und Kräfte und Gewalten, die Ihr alle doch letztlich dienen müssen (q), zu finden! Denn Sie ist wahrhaft reich für ALLE! (r)
Denn der Urkraft allen Lebens und aller Liebe, die wahrhaft alles hervorgebracht hat, gehört die ganze Welt! (s) – Sie hat auf alles einen Anspruch (t) und Sie will sich bestimmt auch aller Ihrer Kleinen erbarmen! (u)
Darf jenen darum verwehrt werden, wonach sie ebenso verlangen, wie Israel? – auch wenn sie anders-gläubige Heiden sind und wohl auch bleiben!“ (v)
2-P: In Israel sind wir gegenwärtig nicht mehr sicher!
Da der Meister aber trotz allem bei fast all Seinen Anhängern großen Widerwillen und massive Vorurteile gegenüber den Heiden verspürte, die sich ihrer Meinung nach doch allesamt der Annahme des einzig wahren, rechten jüdischen Glaubens verweigert hatten (a), versuchte Er ihnen Seinen Entschluss auf andere Weise schmackhaft und mit-vollziehbar zu machen, indem Er argumentierte: „Seht: In ganz Galiläa, wie ebenso auch in Judäa will man derzeit nichts von Mir hören und trachtet Mir überdies sogar nach dem Leben! (b)
Und ihr wisst, dass zudem auch selbst Herodes Antipas schon seit geraumer Zeit in ganz Galiläa nach Mir suchen lässt, um Mich zu ergreifen und zu töten (c), da er Mich für den wieder-erstandenen Elia hält (d), der ins Leben zurück gekehrt sei, um Gottes Gericht an ihm zu vollstrecken (e).
In Gaulanitis, Batanäa, Trachonitis und Auranitis nordöstlich des galiläischen Meeres bis hinauf nach Damaskus aber herrscht Philippus (f); und obwohl er ein Sohn des gottlosen Herodes, des Großen, ist, nämlich von der Kleopatra aus Jerusalem, und obwohl er mit Salome, der Tochter Herodias, verheiratet ist, die von seinem Halb-Bruder, dem Herodes Antipas, auf Geheiß ihrer Mutter den Kopf des Täufers Elia gefordert hatte (g), so ist Philippus trotz allem doch ein vergleichsweise milder Regent und ein gottesfürchtiger Mann, so dass wir in seinem Herrschaftsgebiet nichts von den Spähern des Antipas zu fürchten haben – und das noch weniger in Dekapolis, dem heidnischen Zehn-Städte-Gebiet, das sich dem Einflussbereich des Antipas, der von Rom allein über Galiläa und Peräa als Tetrarch eingesetzt worden ist, gänzlich entzieht.
Darum will Ich nunmehr von Syro-Phönizien aus über Gaulanitis nach Dekapolis ziehen (h), um auch östlich des Jordans Mein Evangelium zu verkündigen.“
2-Q: Verehren die Heiden unter ihren Gleichnissen und Bildern wirklich einen anderen Gott?
Die Jünger aber konnten es noch immer nicht fassen, dass ihr Meister sich nun auch an die Heiden wenden wollte. Denn wenn diese wirklich das Heil Gottes suchen würden, warum hatten sie sich nicht schon längst zum Höchsten Israels bekehrt und beschneiden lassen? (a) Es stand doch schließlich jedem frei, Proselyt zu werden! Welchen Anspruch sollten also irgendwelche Heiden auf den Messias haben, die nicht dem auserwählten Volk Gottes angehörten und sich nicht zum Höchsten Israels bekehrt hatten?! (b)
Darum widersprachen sie ihrem Meister heftig, über Seine Anwandlungen zutiefst irritiert: „Aber Herr! Was willst Du dort bei den unbeschnittenen Heiden?! (c) Hast Du nicht selbst eben ganz recht bekundet, Du seist einzig gesandt worden zum Haus Israel?! (d) Bist Du nicht der Messias zur Erlösung und Befreiung ALLEIN DIESES Volkes (e), das der Höchste sich als EINZIGES erwählt und berufen hat?! (f) – wie dies auch ALLEIN an Ihn glaubt, Ihn sucht und Ihn allein verehrt! (g)
Was also willst Du bei den unbeschnittenen Heiden?! Die haben doch ihre eigenen Götter! Sollen DIESE ihnen doch helfen (h), nachdem sie sich nicht zum alleinigen wahren höchsten Gott Israels bekehren und in Sein Volk aufgenommen werden wollen!
Kann und darf es denn irgendein Heil außerhalb Israels geben?! Es kann doch nur EINE für ALLE verbindliche Gottes-Verehrung recht sein und gelten! (i) Darum kann und darf auch nur Israel ALLEIN das Ziel Deiner Sendung sein!“
Jesus entgegnete: „Ja, zu diesem Volk bin Ich zuerst und zuletzt ausgesandt worden (j), auf dass sie keine Entschuldigung haben (k).
Doch habt ihr nichts aus der Begegnung mit dieser blutigen Heidin gelernt? Es gibt doch ganz offensichtlich sehr wohl auch außerhalb von Israel wahres Gottvertrauen (l), wie auch die Sehnsucht nach echter Erlösung! (m)
Sollte, dürfte diesen denn das Heil verweigert werden, die selbst schon glücklich über die mickrigen Krümel vom Brot des Lebens sind, die ihnen zufallen, das die Kinder Israel dagegen verachten?! (n) – nur, weil die anderen Nationen die höchste Macht über alles in anderen Gleichnissen und Sinn-Bildern, wie Kulten und Riten verehren! (o)
Darum soll nunmehr auch ihnen das Heil verkündigt werden. Danach wollen wir uns wieder nach Israel wenden, wo Meine Sendung ihre Vollendung finden soll, wie auch ihren Anfang von allem“ (p).
2-R: Ein Wendepunkt im Wirken Jesu
Schließlich lenkte Simon Petrus als Erster ein und erklärte: „Na gut: Wenn es denn nun wirklich in ganz Israel gegenwärtig so schlecht um Deine Sache steht (a) und man Dir dort sogar nur nach dem Leben trachtet (b), dann ist es vielleicht tatsächlich das Beste, wenn Du erst einmal außerhalb des Gelobten Landes wirkst“ (c).
Und zu den anderen sprach Kephas: „Denn ist nicht auch Jona zu den Heiden nach Ninive an den Oberlauf des Tigris gesandt worden, wie sehr das diesem Propheten Gottes zunächst auch aufstieß? (d) Und erfuhren diese durch ihn nicht auch das göttliche Erbarmen (e), obwohl sie Assyrer blieben und nicht zum jüdischen Glauben konvertierten? Und wir alle glauben doch, dass wir in unserem Meister noch mehr als Jona haben!“ (f)
Da konnte nun freilich niemand mehr widersprechen; und so war es beschlossene Sache: ihr Weg sollte nun erst einmal zu den Heiden gehen, wenn diese denn wirklich, wie ihr Meister beteuerte, derzeit noch mehr, als die Juden, nach Gottes Heil verlangten, auch wenn sie dies in anderen Gleichnissen und Gottes-Bildern suchten und verehrten (g).
So setzte die Begegnung mit jener kanaanitischen Heidin aus Syro-Phönizien einen deutlichen Wendepunkt im Wirken Jesu, dass Er sich mit Seiner Verkündigung von der grenzenlosen göttlichen Abba-Liebe nunmehr auch sichtlich, ganz konkret an die Heiden wendete, wie der Meister auch später, als Er wieder in Sein Land zurück kehrte und sich wieder dem Geschlecht Israels zuwendete, gegenüber den Juden ebenso immer wieder die wahre Gott-Ergebenheit und Glaubensstärke und Mitmenschlichkeit der Anders-Gläubigen aus den Nationen, trotz ihrer anderen Religionen, herausstellte und würdigte (h).