Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
V Die Abkehr
10: Armut und Reichtum
10-A: Vom Preis weltlichen Reichtums
10-B: Falsche und wahre Schätze
10-C: Das Schicksal eines reichen Toren
10-D: Er wurde immer reicher – und darüber immer ärmer!
10-E: Endlos getrieben war er, bis es ihn traf!
10-F: Dann die Ernüchterung: Aber alles zu spät!
10-G: Seht zu, dass ihr nicht auch so erbärmlich endet!
10-H: Und was diesen Verlorenen wohl erst noch erwartete?!
10-I: So leid es uns tut! Nun können wir dir auch nicht mehr helfen!
10-J: Und auch denen auf Erden ist nicht zu helfen, die einfach nicht glauben wollen!
10-K: Du erkennst dich endlich als verloren? Ist das nicht Grund zur Hoffnung?!
10-L: Woher meinst du, kommt das Licht, das dich endlich erleuchtet hat?!
10-M: Und doch bedarf es noch der leidvollen Läuterung! Für dich, wie für alle!
10-N: Was du nunmehr lernen musst, ist Barmherzigkeit! Aber ein Anfang ist ja schon gemacht!
10-O: Alles, was wir für dich tun können, ist beten!
10-P: Wie gerne würde Ich allen solch ein läuterndes Gericht ersparen!
10-A: Vom Preis weltlichen Reichtums
Als die Jünger aber mit Jesus durch Jerusalem zogen, sahen sie von einer Anhöhe aus die prächtige Palast-Anlage eines Fürsten Israels mit einem paradiesischen Garten, der von einer hohen Mauer umgeben war. Und die Jünger bewunderten den Park und sprachen: „Fürwahr, ein wunderschönes Fleckchen Erde! – ein wahrer Garten Eden! Was mag dies alles seinen Besitzer wohl gekostet haben?“
Jesus aber seufzte auf und sprach: „Ach, viel zu viel! Seine Gesundheit, die ihm geschenkte Zeit, sich seines Lebens wahrhaft erfreuen zu können, sein Familienglück und seinen inneren Frieden, und am Ende sogar seine Seele selbst!“ (a)
10-B: Falsche und wahre Schätze
Und der Rabbi sprach zu Seinen Jüngern: „Deshalb kann Ich euch nur dringend anraten: Richtet euer Herz nicht darauf aus, euch in dieser vergänglichen Welt auf Erden (a) rein auswendige Schätze zu sammeln, die ja doch niemals ewigen Bestand haben können (b), sondern unweigerlich irgendwann von Motten und Rost zerfressen werden, sofern sie euch nicht zuvor auf andere Weise verloren gehen oder geraubt werden. Denn was kann das wert sein, was euch jederzeit entrissen werden kann und euch mit Sicherheit auch nicht auf ewig bleiben wird?! (c)
Darum solltet ihr euer Herz vielmehr darauf ausrichten, euch inwendige Schätze zu sammeln in euren Herzen, die nicht von Motten und Rost zersetzt werden können und euch auch nicht auf irgendeine andere Weise geraubt und entrissen werden können (d), sondern euch auf ewig erhalten bleiben (e) – selbst und gerade dann, wenn ihr dermaleinst aus dieser Welt geht! (f)
Denn was nützte es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, darüber aber Schaden nehmen würde an seiner Seele und das wahrhaftige Leben aus den Augen verlieren und einbüßen würde? (g) Darin kann nämlich niemand wahre Lebens-Erfüllung finden, dass er viele Güter anhäuft; und wenn jemand noch so sehr im Überfluss schwelgt, kann er darin doch niemals in die wahrhaftige Lebensfreude gelangen! (h)
Vielmehr verhält es sich so, dass alle, die kein anderes Ziel im Leben verfolgen, als möglichst reich und wohlhabend zu werden, mancherlei Versuchungen erliegen, die ihnen zu fatalsten Fallstricken werden, welche sie unweigerlich ins Verderben ziehen: Zorn, Zank und Zwietracht (i), Missgunst und Neid, Kummer, Harm und Streit, Geiz und Raffgier, gefühlskalte Rigorosität und eiskaltes Gewinnstreben durch schonungsloses Ausnützen und gnadenloses Ausnehmen und Ausbeuten anderer (j), wie auch mancherlei schädliche Laster und hemmungslose Begierden (k), die zu zerstörerischen zwanghaften Süchten werden, welche irgendwann gänzlich zugrunde richten und elendig umkommen lassen (l).
Ja, wahrlich, Ich sage euch: die Geldliebe ist eine Wurzel für schier alle nur erdenklichen Übel! (m) Und es ist wohl die allerschlimmste Form von Götzendienst, wo der Mammon zum »goldenen Kalb« wird! (n)
Darum prüft euch, wo euer wahrer Schatz zu finden ist: Denn da wird auch euer Herz sein! (o) Was aber wird aus eurem Herzen werden, wenn es in einem Schatz verwurzelt ist, der unweigerlich im Verderben endet und für immer vergeht?!“ (p)
10-C: Das Schicksal eines reichen Toren
Und der Meister sprach zu ihnen: „Darum will Ich euch nicht verheimlichen, welches Schicksal den Besitzer dieser prächtigen Park-Anlagen einst ereilt hat, den ihr um seine Besitztümer so beneidet. Denn er ist über seinen äußeren Reichtum inwendig immer ärmer geworden (a) und hat schließlich viel zu spät erkannt, dass er am Ende über allem, was er gewonnen hatte, in Wahrheit alles, was wahres Leben ausmacht (b), verloren hatte (c).
Denn seht: Je mehr dieser an Gütern hinzu-gewann und es ihm Wohlleben und Vergnügungen aller Art verschaffte, desto mehr hängte und verlor er schließlich sein Herz einzig und allein daran (d), mit der Folge, dass er immer höhere Ansprüche an sein Leben stellte, da er über allem – wie es auch nicht anders sein konnte – doch nicht die erwünschte wahre Befriedigung und ersehnte wirkliche Erfüllung fand (e), so dass er einer regelrechten Zwanghaftigkeit verfiel, rastlos ohne Unterbrechung immer mehr Reichtümer anhäufen zu müssen (f) – um die gähnende Leere in seinem seelenlosen Dasein durch immer größere Zerstreuung übertünchen zu können (g).
Und statt über die gewonnenen Sicherheiten, die er sich geschaffen hatte, innerlich zur Ruhe zu kommen, wuchs zugleich vielmehr in ihm auch die bange, drückende Sorge an, dass er dies alles, was er sich durch Aufbietung aller seiner Kräfte erworben hatte, wieder verlieren könnte (h), da er die mahnende Stimme seines Herzens nicht mehr zu deuten verstand, dass ihm irgendwann unweigerlich all dies weltliche vergängliche Glück wieder genommen werden würde (i), das er sich in seinem Leben verschafft und aufgebaut hatte, da ein jeder diese Welt einstmals ebenso nackt und bloß wieder verlassen muss, wie er in sie hinein-geboren worden ist (j), so dass er nichts mitnehmen kann, als allein die inwendigen Schätze, der er sich in Hinblick auf die spirituelle Ausreifung seiner Seele erworben hat (k).
Denn wiewohl jener so Begüterte diese letzte Wahrheit auch tunlichst auszublenden und zu verdrängen suchte, konnte er dieses innere Wissen um die wahren Gegebenheiten doch niemals gänzlich unterdrücken und in sich auslöschen (l). Und dies trieb ihn in regelrecht wahnhafte Zwanghaftigkeit, sich immer mehr an vermeintlichen Absicherungen schaffen zu müssen, ohne je darüber die ersehnte Ruhe und den gesuchten Seelenfrieden zu finden (m).
Denn dieser Reiche ließ sich von dem Blendwerk irdischen Vermögens täuschen, so dass er völlig aus dem Auge verlor, dass dies alles doch nur trügerische Sicherheiten sind (n), die keinerlei wirklichen Halt bieten, der im Leben, wie auch im Sterben trägt (o).
Und weil er dies über seinen rein auswendigen Sicherheiten gänzlich aus dem Blick verlor, sein Herz ihn aber immer wieder vermahnte, dass alles, was er für Leben hielt, in Wahrheit keinerlei festen Grund und Bestand hatte, und alles, was er sich aufgebaut hatte, gleichsam auf trügerischem Sand gegründet war (p), suchte er, diese bleibende innere Unsicherheit (q), die ihm zunehmend mehr den Schlaf raubte (r), zu überwinden, indem er alles daran setzte, seine Reichtümer immerfort noch mehr zu vermehren (s), um sich dadurch immer neue Absicherungen zu schaffen, um nur ja nicht am Ende auf einen Schlag alles zu verlieren.
10-D: Er wurde immer reicher – und darüber immer ärmer!
Irgendwann war er nur noch von Geiz und Raffgier beherrscht. Und er verlor gänzlich aus den Augen, dass dieses beständige geplagte angsterfüllte Getriebensein nach immer mehr nimmermehr das wahre Leben sein konnte (a).
Da er sich aber auch nicht eingestehen wollte, dass er in Wirklichkeit bar allen wahren Lebens war (b) und sein ganzes Lebenswerk völlig wertlos war (c), verdrängte er auch den Gedanken an sein einstiges Ableben, wie auch die Frage, was ihn danach erwarten würde; sondern er sagte sich: »Ich will essen und trinken und mein Leben in vollen Zügen genießen und gewiss nichts auslassen, was sich mir bietet, und mitnehmen, was immer ich zu fassen bekomme! Denn wenn es einmal ans Sterben geht, ist es gänzlich aus und vorbei mit mir! (d) Denn dann bin ich nicht mehr; und niemand wird mich noch fragen können (e), wie ich gelebt habe, wie ich dann auch niemand mehr darauf Antwort geben könnte oder Rechenschaft ablegen müsste! (f) Darum gilt es, dieses EINE einzige Leben, nach dem so oder so nichts mehr kommt (g), so gut, wie nur irgend möglich, auszukosten, denn morgen bin ich ein für alle mal weg und tot!« (h)
Und da es für diesen Reichen nichts als das irdische Leben in seinem vermeintlichen Wohlgenuss gab, fragte er nicht nach dem wahren Leben (i), das zudem über dieses augenblickliche, zeitliche, höchst flüchtige Dasein hinaus-reicht und niemals an ein Ende kommt (j). So war diese Seele, die sich für so reich hielt, in Wahrheit unsäglich arm! (k)
Und da jener Geizhals bald nichts anderes mehr kannte, als nur noch dies, seinen Reichtum durch beständige Mehrung zu sichern, was bald einzig und allein sein ganzes Schalten und Walten bestimmte, merkte er überhaupt nicht, wie sein Leben immer armseliger und erbärmlicher und sein Herz immer kälter wurde (l).
Seine einstige Jugendliebe, der er einstmals ehelichen wollte, hatte sich längst von ihm abgewandt, da es für ihn nichts mehr, als schaffen und raffen ohne Unterlass gab. Aber er verbuchte diesen unsäglich großen Verlust seines Herzens (m), sich selbst betrügend, auch noch als Gewinn, da er sich doch in Anbetracht seines Vermögens – ungebunden, wie er war – mit losen Dirnen vergnügen konnte, wie es ihm beliebte.
Ebenso konnte er sich mit seinem Reichtum vermeintliche Freunde erkaufen, die ihm alle nach dem Mund redeten (n). Und er genoss auch die Macht, die er aufgrund des hohen Standes, den er sich durch knallharte Geschäftemacherei erstritten hatte (o), ausspielen konnte, dass alle seine Untergebenen nach seiner Pfeife tanzen mussten und auf Gedeih und Verderb allen seinen Launen ausgesetzt waren (p).
Mit Armen und Mittellosen oder ins Unglück Gestürzten hatte er keinerlei Mitleid und Erbarmen (q). Denn schließlich, so sagte er sich, wäre ihm ja auch niemals irgendetwas geschenkt worden (r), sondern er musste sich ebenso selbst alles hart erarbeiten und erkämpfen und erstreiten und sich auch selbst alles, was er für »Liebe« und »Freundschaft« hielt, mit seinem Geld erkaufen (s).
So erkennt, wie armselig diese gänzlich lieblose Existenz jenes Mannes gewesen war, der auswendig in vermeintlichen Reichtum und Wohlleben schwelgte, aber darüber innerlich arm und höchst erbärmlich geworden war! (t) Er konnte weder wahre Liebe geben, noch darum auch je erfahren (u); und er erkannte überhaupt nicht, dass das wahre Leben in nichts als Liebe besteht (v), wie sie überdies, wenn man diese Liebe erst einmal gefunden hat und in ihr lebt, selbst in Armut und Entsagung reich macht (w) und sogar jedes irdische Dasein überdauert (x).
10-E: Endlos getrieben war er, bis es ihn traf!
Und was meint ihr erst, was für ein furchtbares Ende in Höllenängsten dieses armselige Leben genommen hat! (a) Der vermögende Unternehmer hatte wieder einmal einen großen Gewinn eingefahren, dass er sich zuerst sagte: »Nun hast du´s endlich geschafft! Du bist wahrlich abgesichert für viele Jahre, so dass du dich endlich zur Ruhe setzen und die Früchte der endlosen Mühen deines Lebens genießen kannst! Darum ruh´ dich nun endlich aus und iss und trink und genieße dein Leben, und gönne dir alles, was du dir bislang versagt hat, um dir diese Sicherheiten zu schaffen, die du nun endlich erreicht hast!« (b)
Dann aber meldete sich doch bald wieder die Stimme in ihm, die ihn verunsicherte: »Was aber, wenn nun doch noch einmal ganz außerordentliche Not-Zeiten kommen?! Könnte es dir da nicht doch noch widerfahren, dass du am Ende doch noch alles verlierst und du völlig mittellos und bettelarm dastehst?! (c) Wäre es da nicht sinnvoller, den großen Ertrag, den du nunmehr eingefahren hast, nochmals in neue Investitionen einzubringen, um dir noch größere Sicherheiten zu schaffen?!« Und er begann aufs Neue, darüber nachzusinnen, wie er seinen Reichtum noch mehr vergrößern könnte (d) – wie es schon immer in seinem Leben war und wohl auch endlos weitergegangen wäre (e).
So aber war es nicht in dieser einen, seiner letzten Nacht. Denn mit einem Mal schnürte es ihm die Brust zusammen, was ihm jeden Atem nahm, und er spürte mit letzter Gewissheit, dass plötzlich, gänzlich unvermittelt und unerwartet, seine letzte Stunde gekommen war (f) und ihn völlig unvorbereitet überfallen hatte, wie ein Dieb in der Nacht, so dass jener Räuber und Fürst des Schreckens (g) ihm restlos alles entreißen konnte, ohne das diesem irgendwie gewehrt werden konnte (h).
Und in dem armen reichen Toren selbst meldete sich nun überdeutlich und unüberhörbar die Stimme der all-innewohnenden Gottheit (i), die zu ihm sprach: »O, du Narr! Nun wird deine Seele von dir gefordert und dir wird nichts von dem bleiben, was dir noch Schutz und Sicherheit bieten könnte! Und du kannst nicht einmal das Geringste von dem genießen, was du dir in deinem entsagungsvollen Dasein, das nur von rastlosen Raffen und Gieren bestimmt war, angehäuft hast! Und wem wird es zufallen? Nicht einmal irgendeinem Nachkommen von dir, der deinen Namen fort-leben lässt und dich in guter Erinnerung behalten könnte!« (j)
10-F: Dann die Ernüchterung: Aber alles zu spät!
So verschied er und verlor darüber auf einen Schlag alles, was er sich erworben hatte und was er für das wahre Leben hielt. Und wie furchtbar war für ihn dieser Augenblick der Ernüchterung, dass ihm wahrlich nichts blieb, nicht einmal er sich selbst und sein Leben – nichts, als die bange Frage, ob er am Ende das Allerwichtigste in seinem Erden-Dasein versäumt und verachtet hatte: nämlich, das wahre Leben zu suchen, das auch jedes Verscheiden zu überdauern vermag.
So starb jener arme Reiche in völliger Verzweiflung, in der ihm plötzlich völlig klar wurde, dass er das Wesentliche in seinem ganzen Leben versäumt hatte: nämlich, das wahre Leben zu ergreifen (a). Denn ehe sein Licht gänzlich verlöschte und sein Lebensfaden endgültig abriss (b), wurde er von Seinem Engel und Patron (c) nochmals durch sein ganzes Leben geführt (d), und ihm wurden unzählige vertane Augenblicke aufgezeigt, wo die göttliche Abba-Liebe, die ihn allezeit gesucht hatte (e), sein Herz angerührt hatte und ihm dadurch die Möglichkeit eröffnet hatte, ins wahre Leben unter Ihrer Huld und Gnade einzugehen (f) – ein Leben, das auch in Zeiten auswendigen Mangels voller Entsagung doch zutiefst beglückend und erfüllend gewesen wäre (g) in der inwendigen Gewissheit, über allem doch in dieser unversiegbaren, unverlierbaren, unendlichen göttlichen Liebe eine Geborgenheit erfahren zu dürfen (h), die selbst das Scheiden aus dieser Welt (i) noch überdauert und niemals an ein Ende kommt (j).
Und so war das Ende dieses Gottlosen bestimmt von furchtbarster Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung in der tiefen inneren Erkenntnis, damit auch sein endgültiges Verlöschen und unwiderrufliches Vergehen ganz zu recht verdient zu haben (k) – in einem schauderhaften Erschrecken vor dem absoluten Nichts in völliger tiefschwarzer Umnachtung, gleich einem endlosen Fall in den bodenlosen Abgrund unendlicher Finsternis, wo nichts mehr sein wird, als bestenfalls die bewusste Wahrnehmung endloser totaler Bewusstlosigkeit, wo kein Denken und Tun mehr sein wird, wie auch kein Weichen und Entfliehen mehr möglich sein wird aus diesem trostlosen Zustand totalen Abgeschnittenseins von jedwedem Licht und Leben (l). So grauenhaft war also das Ende jenes Reichen: ein hoffnungsloses Erfasstwerden von dem tiefen Erschaudern über das unauslöschliche Feuer, das alle Widersacher vollends verzehren wird (m).
10-G: Seht zu, dass ihr nicht auch so erbärmlich endet!
Darum hört Meine eindringliche Ermahnung: Gebt Acht auf euch selbst und hütet euch auch schon vor jedwedem flüchtigen Anflug von Raffsucht und Habgier, wie auch vor irgendeiner inneren Bindung an jedwede Form von Besitz – seien dies nun Güter, oder auch Personen! (a)
Denn auch an Menschen, die dir lieb und teuer sind, kannst du dein Herz in einer Weise verlieren, dass sie dir gleichsam zu einem unseligen Abgott werden! (b) Und du solltest bedenken, dass auch diese alle dir nur auf Zeit zur Begleitung geschenkt worden sind!
Erst recht aber lebt niemand davon, dass er viele Güter hat! (c) Denn wie jenem reichen Toren ergeht es wahrlich jedem, der sich in dieser vergänglichen Welt einrichten will (d) und sein Herz daran verliert, sich auf Erden Schätze zu sammeln, darüber aber verarmt in Hinblick auf die grenzenlose, unverlierbare göttliche Liebe, die allein wahren Reichtum, wie auch letzte Sicherheit und unüberbietbare Geborgenheit schenken kann!“ (e)
10-H: Und was diesen Verlorenen wohl erst noch erwartete?!
Danach aber fuhr der Herr fort: „So endete also das Leben jenes Reichen, der sich in Purpur und kostbarste Leinen hüllen und alle Tage ein herrliches Leben in Freuden führen konnte (a).
Aber selbst das ist noch nicht das ganze Ende (b). Denn Ich will euch nicht verheimlichen, was diese arme Seele über allem noch erwartete – durch das Licht aus der Höhe, das schon in eure Welt hernieder-gestiegen ist (c), wenn dies dermaleinst auch in die unterirdischen Regionen der Finsternis, die bislang noch von Todesschatten umfangen sind, vordringen und dort alles ausleuchten und aufdecken und dadurch dort wahrlich alles in einer Weise erschüttern wird, dass davon sogar in eurer Welt die Erde erbeben wird – so umgreifend werden da dann die Veränderungen in den jenseitigen Welten sein! (d)
Denn wenn dieses überirdische Licht aus der höchsten Höhe dermaleinst auch in den tiefsten Abgründen des Hades aufleuchten wird (e), wird es sich in Seiner Kraftwirkung aus der zeitlos-überzeitlichen Ewigkeit heraus (f) vollends entfalten und sich in den jenseitigen Sphären über alle Räume und auch Zeiten hin vollends entgrenzen und ausbreiten: (g) bis in die höchsten Höhen und in die tiefsten Tiefen, wie auch nach links und nach rechts und nach vorn und nach hinten, und so nicht nur alle künftigen Geschehnisse, die noch ausstehen, einleiten und bestimmen und setzen (h), sondern auch sogar gegen den Zeitlauf, wie ihr ihn wahrnehmt, zurück-wirken bis zu den Anfängen der Schöpfung hin! (i) Darum werden die Kraftwirkungen jenes Lichts in der Unterwelt auch schon vor Seinem dortigen vollendeten Aufstrahlen für viele zu verspüren sein (j) – und das in zunehmendem Maße umso mehr, je näher dieser alles umwälzende Einbruch des Lichts in der äußersten Finsternis heran-rückt, das noch alles bestimmend erfüllen wird, von den Ur-Anfängen von allem an bis zu der Vollendung von allem hin! (k)
Durch dieses Licht geschah es dann nämlich schließlich auch, dass jener Reiche in der totalen Finsternis des Scheols irgendwann erwachte und in einer grauenhaften Region des Hades (l) seine Augen aufschlug und sich in unsäglichen Qualen aus seinem eigenen inneren Wurm gleichwie in Feuersbrünsten wieder-finden musste (m) – unendlich fern vom Licht des Paradieses, das er in unerreichbarer Höhe in den Himmeln erblickte (n).
Dort sah er dann Abraham – und in seinem Schoß einen Mann, dessen Name – »Lazarus« (o) – dem reichen Fürsten, wie aller Welt, nichts galt, aber der göttlichen Liebe wohl bekannt war und von Ihr nicht vergessen worden war: (p)
Jener Lazarus hatte nämlich in nächster Nähe zu jenem namenlos gebliebenen reichen Geizhals (q) ein elendes Dasein fristen müssen, von diesem aber keinerlei Mitleid und Barmherzigkeit, sondern nur abschätzige Verachtung für sein Unglück erfahren (r).
Und obwohl jener so überaus reiche Fürst jenen Bettler tagtäglich vor seinem Gut von Geschwüren übersät in dessen unbeschreiblichen Elend sah, hatte er niemals auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, ob er nicht angesichts seines eigenen Lebensglücks genötigt gewesen wäre, jenem in seiner unsäglichen Not auszuhelfen (s), so dass jenem Lazarus nichts anderes übrig blieb, als sich von den Abfällen zu ernähren, welcher jener Reiche in seinem Überfluss auf eine Müllhalde außerhalb seines prächtigen Parks ausschütten ließ.
Ja, selbst sogar die Hunde jenes Großgrundbesitzers zeigten mehr Mitleid mit dem armen Lazarus, als dieser so vermögende Fürst; denn sie suchten, dem armen Bettler Linderung zu verschaffen, indem sie seine Geschwüre ableckten.
Das Herz jenes Habgierigen jedoch blieb über dem furchtbaren Elend dieses niedergestreckten Mittellosen gänzlich ungerührt (t), obwohl er auch nicht im Mindesten etwas von seinem überbordenden Überfluss eingebüßt hätte, wenn er sich wenigstens dieses EINEN einzigen Notleidenden direkt vor seinen eigenen Augen angenommen hätte.
Nun aber sah jener einstige Landesherr diesen ehemaligen Bettler Lazarus im strahlenden Licht der Fülle des Heils, fand sich selbst aber mit Heulen und Zähneklappern ausgeschlossen von jener Herrlichkeit im tiefsten Elend äußerster Finsternis vor (u).
Jener arme Lazarus nämlich hatte trotz seines schweren Geschicks sein ganzes Vertrauen auf die göttliche Abba-Liebe gesetzt und war darum auch in Frieden mit Gott verstorben – in der tiefen inneren Herzensgewissheit, selbst auch im Tode noch geborgen zu sein (v) und von der göttlichen Retter- und Erlöser-Liebe niemals vergessen zu werden (w).
Und so war jener auch nach seinem Ableben an den Ort der Seligen gefahren, die Ruhe fanden in Abrahams Schoß (x), wo alle Gläubigen versammelt wurden zusammen mit ihren Glaubensvätern (y) bis hin zum Erzvater aller Glaubenden, dem Patriarchen Abraham (z). Und mit diesen allen war jener Lazarus schließlich dann auch irgendwann von den Engeln hinauf-getragen worden ins himmlische Paradies (a).
10-I: So leid es uns tut! Nun können wir dir auch nicht mehr helfen!
Als nun jener erbarmungswürdige Reiche sich in der lodernden Hölle des Hades wiederfand und in seinen Qualen die Augen emporhob und in weiter Ferne und unerreichbarer Höhe in strahlender Herrlichkeit den Erzvater Abraham und Lazarus in seinem Schoß sah, da schrie er voller Verzweiflung: »O, lieber Vater Abraham! Ich flehe dich an! Erbarme dich doch bitte meiner und sende zu mir den Lazarus herab, dass er mich anrühren mag und auf diese Weise etwas von den kühlen, erfrischenden Lebenswassern, die euch umspielen und durchfluten, auf mich überfließen lassen möge (a), damit ich wenigstens etwas Linderung erfahren möge; denn ich erleide unsägliche Schmerzen und Qualen in diesen Flammen, die mich von innen heraus gänzlich verbrennen und verzehren!« (b)
Abraham aber sprach zu ihm: »Mein liebes Kind!« (c) – denn über allem blieb jener reiche Fürst Israels, der so selbstsüchtig und unbarmherzig gelebt hatte, doch trotz allem ein gesuchtes Kind Abrahams, auch wenn er sich seiner Nachkommenschaft bislang in keinster Weise als würdig erwiesen hatte (d). Darum sprach ihn der Erzvater dessen ungeachtet dennoch als ein Kind der Gottheit an, die alle verlorenen Seelen doch als ihre Kleinen mit sehnsüchtigem Verlangen sucht (e).
Und der Patriarch erklärte seinem Nachkommen: »Geliebtes Kind! Bedenke, dass du dein Gutes bereits empfangen hast in deinem Leben, es aber nicht zu schätzen und zu würdigen gewusst hast; Lazarus dagegen hat nur Böses empfangen, obwohl er sich nach dem Guten ausgestreckt hatte; darum kann er nunmehr hier getröstet werden; du aber wirst nunmehr dafür hier gepeinigt (f).
Überdies besteht zwischen uns und euch eine unüberwindlich weite Kluft und Barriere, so dass niemand von uns, der euch aushelfen will, zu euch hinunter gelangen könnte, und erst recht keiner von euch zu uns herauf gelangen kann« (g).
10-J: Und auch denen auf Erden ist nicht zu helfen, die einfach nicht glauben wollen!
Da flehte jener arme Reiche, als er sich seines gänzlich hoffnungslosen Zustandes bewusst geworden war: »O lieber Vater Abraham! Dann bitte ich dich, dass du doch wenigstens den Lazarus dafür zurück auf die Erde entsenden mögest in meines Vaters Haus (a).
Denn siehe, ich habe noch fünf Brüder, die auch keinerlei Ahnung haben, was sie erwartet, wenn sie so weiterleben, wie auch ich gelebt habe, damit er sie warnen möge, dass sie nicht einstmals nach ihrem Verscheiden auch zu diesem grauenhaften Ort höllischer Qualen herunter fahren müssen!« (b).
Abraham aber entgegnete ihm: »Sie haben doch Mose und die Propheten! Die sollen sie hören! Denn all dies, was eine Seele nach ihrem Ableben erwartet, steht doch schon längst in ihren Schriften geschrieben!« (c)
Der verlorene Reiche aber meinte: »Nein, Vater Abraham! Das genügt einfach nicht! Wenn aber einer aus dem Jenseits zu ihnen zurück kehren würde, dann würden sie es bestimmt glauben und umkehren und Buße tun!« (d)
Da ernüchterte ihn sein Vater Abraham bekümmert: »Das glaubst du?! Wahrlich, ich sage dir: Wenn sie schon Mose und den Propheten keinen Glauben schenken, die in der Macht des Höchsten aufgetreten sind, so werden sie es auch nicht annehmen, wenn es ihnen von jemanden gekündet wird, der ihnen aus dem Jenseits wieder-erweckt und wieder-geboren worden ist, wie es sich schon bei vielen Propheten, die dennoch zu ihnen zurück-gesandt worden sind, erwiesen hat! (e)
Ja, sie werden sich nicht einmal davon überzeugen lassen, wenn sie davon hören, dass Einer in ganz einzigartiger Weise in Kraft und Herrlichkeit von den Toten auferstanden ist (f) und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat! (g)
Denn leider müssen gar viele erst fühlen, um hören zu können, und wachen erst dann auf, wenn es eigentlich schon zu spät und gänzlich um sie geschehen ist!« (h)
10-K: Du erkennst dich endlich als verloren? Ist das nicht Grund zur Hoffnung?!
Da klagte der reiche Fürst, der in so unsäglichen Qualen war: »O ich armer Tor! Wird diese meine Hölle je ein Ende haben?! Bin ich nun verdammt und verstoßen für immer und ewig?!« (a)
Da antwortete ihm sein Vater Abraham: »Siehst und glaubst du es noch immer nicht – wie deine verstockten Brüder auf Erden? (b) – obwohl dir doch nunmehr schon mitten im Hades die Augen aufgetan worden sind und an dir dies Wunder geschehen ist, dass du jetzt deinen trostlosen Zustand voll-bewusst wahrnimmst und ihn auch beklagen kannst (c), wie du nun auch wieder darum weißt, was du auf Erden warst und wen du dort zurück-gelassen hast! (d)
Woher meist du wohl kommt denn dies alles, dass dir dieses ernüchternde Licht der Erleuchtung aufgegangen ist?! – an dem Ort äußerster Finsternis (e), in welchem bislang keinerlei Wahrnehmung und Bewusstsein geherrscht hat, sondern alle Seelen in völliger Umnachtung, wie von ewigen Fesseln gebunden waren (f), so dass ihnen keinerlei Besinnung darüber möglich war, was sie in ihrem Erden-Dasein vertan oder gar überdies verbrochen haben, weswegen es folglich auch bislang keinerlei Hoffnung mehr für sie gab! (g)
Aber auch, wenn du dich nunmehr in Qualen wieder-gefunden hast und deine totale Verlorenheit erspürst, dass du es verdient hättest, verworfen zu bleiben auf ewig (h), worunter du nun wie unter Höllenpein aufheulst und jammerst und stöhnst, bis dein Geist darüber gänzlich zerschlagen und dein Herz völlig aufgebrochen ist (i), so verbirgt sich hinter dem Gericht, das du nunmehr an dir erfährst, letztlich doch nichts als Gnade! (j)
Denn du kannst – wie letztlich eigentlich alle – nur durch die Erfahrung deines völligen Verlorenseins Heil erfahren und durch die Hölle hindurch zum Himmel finden! (k) Denn völlig Neues, Frisches, kann erst werden, wenn das Alte, Faule, gänzlich zerschlagen und zerbrochen, ausgerissen und zunichte gemacht worden ist (l).
10-L: Woher meinst du, kommt das Licht, das dich endlich erleuchtet hat?!
Darum: Ja, mein liebes Kind! Auch deine Hölle wird ein Ende haben! (a) Denn wenn du´s auch nicht glauben und darum auch noch nicht erkennen kannst: (b) Es IST bereits Einer für dich, wie alle, von den Toten auferstanden und hat allen Tod und alle Hölle überwunden! (c)
Und dieser ist aufgefahren in die Himmel und Er hat schon gar viele Seelen mit sich genommen ins himmlische Paradies, die überall auf der Welt – hinlänglich ihres Glaubens und ihrer Religion (d) – im Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit und Liebe (e) in ebensolcher Barmherzigkeit und Liebe mit allen gelebt haben (f) und darum selbst auch im Hades in einer Region der Bergung (g) – bis zur Ihm voraus-geeilten Erscheinung Seines Lichtes in der Unterwelt (h) – in Frieden geruht haben (i).
Und da jener aus dem Schlund des Hades erhöht worden ist zum Gott über alles (j), hat Er sich auch über alle Räume, wie auch Zeiten ausgeweitet und entgrenzt (k) und so das Scheol von innen aufgesprengt (l), so dass das Hades keine Seele, die es in seiner Unersättlichkeit verschlungen hat (m), mehr auf ewig halten kann, sondern wahrlich alle Seelen auf kurz oder lang wieder freigeben muss! (n) – sei es zu einer neuen sterblichen Wiedergeburt von unten her, mit einer erneuten Chance, die unsterbliche Wiedergeburt von oben her zu erlangen (o), die dann, nach erneutem Verscheiden, nach oben und nicht mehr nach unten führt (p), oder aber zu einem allmählichen Aufstieg schon in den jenseitigen Welten – je nach dem Schweregrad der Befleckung einer Seele, wie auch dem Maß der Läuterung, das sie an jenem höllischen Ort des Hades erfährt (q).
Und weil jener Eine, der als der Aller-Erste in Unverweslichkeit auferstanden ist (r), zuvor für uns alle zur Sühne aller unserer Sünden gestorben (s) und ins Herz des Scheols hinab-gestiegen ist, um es von innen aufzusprengen, nachdem Er sich alle dort noch befindlichen Seelen erkauft und für das Heil Gottes erworben hat (t), wie Sein Licht sich bei Seiner Erhöhung und Entgrenzung hin zu Gott auch mit seiner überführenden und erleuchtenden Kraft in allen jenseitigen Welten ausgebreitet hat über alle Räume und Zeiten: (u) allein diesem göttlichen Heilswerk aus den höchsten Himmeln verdankst du es, dass du dir nun des trostlosen Zustandes überhaupt bewusst werden konntest, in welchem du geraten bist und dich nunmehr befindest, und, dass dir die Augen aufgetan wurden über die grauenhafte Finsternis, in der du jetzt gefangen bist (v), wie auch über deinen inwendigen Wurm, den du selbst zeitlebens in dir hast wachsen lassen und den du immerfort genährt hast und der dich nun wie ein loderndes Feuer in Qualen hält und von innen heraus zerfrisst! (w)
Aber weil du dies alles nun erkennen kannst und auch im Vollmaß erspürst, auch wenn dir dies nunmehr Höllenpein bereitet, weil du dir bewusst geworden bist, was du in deinem Erden-Dasein verachtet und verschmäht und leichtfertig verspielt hast (x), und du nunmehr endlich empfänglich geworden bist für das Evangelium von der göttlichen Liebe, die noch alle zu gewinnen sucht und in Ihr Heil führen will (y), dass wir dir jetzt diese befreiende und erlösende Jubel-Botschaft verkündigen können (z), darum besteht nunmehr – um des Lichtes willen, das dich selbst noch an jenem Ort der äußersten Finsternis eingeholt hat, den du selbst dir erwählt hast (aa) – selbst auch für dich doch noch Hoffnung! (ab)
10-M: Und doch bedarf es noch der leidvollen Läuterung! Für dich, wie für alle!
Und trotzdem musst du an diesem einstigen Ort ewiger Verbannung, der durch das göttliche Licht aber zu einer Stätte der Reinigung geworden ist, noch geraume Zeit in deinen Feuersqualen verbleiben, bis du die Läuterung erfahren hast, die notwendig zur Erlangung des Heils ist und die wahrlich keiner einzigen Seele erspart bleiben kann.
Denn selbst auch dann noch, wenn wir bereits buß-willig geworden sind, über dem Leid, das uns widerfährt (a), so sind wir deshalb noch keineswegs auch schon wirklich buß-fertig (b) und müssen darum alle, wenn wir dann von der Gottheit in Gnaden wieder aufgenommen werden als Ihre ewig, wie auch unverlierbar geliebten kleinen Kinder (c), trotzdem noch manche Züchtigung erfahren (d), bis wir wirklich völlig geläutert (e) und durch Leiden vollendet worden sind (f), um als vollkommene, wahre Kinder des Lichts (g) in Ihr Licht eingehen zu können (h). Denn wenn solches selbst bei den gesunden Trieben notwendig ist (i), so dass es sogar dem Hiob nicht erspart werden konnte, welcher der Gerechteste unter allen Menschen war (j), wie-viel mehr wird dies dann bei den kranken Trieben von Nöten sein! (k)
Lazarus hat diese Läuterung bereits in seinem irdischen Leben erfahren, in dem harten Los, das er zu tragen hatte und an welchem er reifte, weil er sich in seiner Verzweiflung ganz auf die göttliche Barmherzigkeit warf (l) und sich in der himmlischen Liebe versenkte (m).
Dir jedoch ist solch ein hartes Geschick auf Erden erspart geblieben. Du hast aber die große Gnade, die dir da zuteil wurde, weder erkannt, noch für dich genutzt und ergriffen (n). Darum musst du nunmehr Läuterung erfahren an dem Ort, an welchen du jetzt gelandet bist, weil du die göttliche Barmherzigkeit und Liebe in deinem Erden-Dasein verschmäht und verachtet hattest, obwohl sie dir in so vielfältigen Segnungen zuteil geworden ist (o).
Darum musst du solange unter Gericht und Hölle verbleiben, sei es nun hier im Schlund des Hades oder aber in einer künftigen elenden Wiedergeburt auf Erden (p), bis du deine Schuld abgetragen (q) oder aber endlich wirklich und wahrhaftig zu der Erkenntnis der göttlichen Liebe und Gnade gefunden hast, die dich aus all dem erlösen und erretten kann (r), so dass du alle Gerichte, die noch über dich kommen müssen, als Züchtigungen zu deiner Läuterung und zu deinem Heil hin erfährst (s).
10-N: Was du nunmehr lernen musst, ist Barmherzigkeit! Aber ein Anfang ist ja schon gemacht!
Denn siehe, nachdem du in deinem Erden-Dasein schließlich auch niemanden Barmherzigkeit erweisen wolltet und keiner noch so elenden Seele Anteil gewähren wolltest an den überreichen Segnungen, die du selbst gänzlich umsonst erhalten hast (a), darum ist es nun ebenso auch uns untersagt, dir etwas von den überreichen Segnungen zukommen zu lassen, die wir nun hier erhalten haben, auf dass du darüber lernst, was es bedeutet, keinerlei Barmherzigkeit mehr zu erfahren, wenn man nicht bereit ist, diese dann auch anderen zukommen zu lassen (b).
Darum ist es dir nunmehr auferlegt, die ernüchternde Erfahrung zu machen, wie sehr auch gerade du selbst auf Mitleid und Erbarmen angewiesen bist (c), auf dass du es – auf diese Weise inwendig ernüchtert – künftig nicht mehr wagen wirst, in selbstherrlicher Selbst-Verkennung über deine eigene erbarmungswürdige Befindlichkeit irgendeiner anderen Seele diese für alle in gleicher Weise lebensnotwendige Barmherzigkeit vorzuenthalten (d).
Aber weil du in deiner Hölle und in deinem eigenen Elend nun immerhin schon Sorge um all jene trägst, die eines Geistes Kind mit dir sind, und sie vor dem Gericht bewahren willst, das dich nun selbst ereilt hat: (e) wahrlich, ich sage dir: so bist selbst auch du in deiner Hölle nicht mehr fern vom Himmel, und mitten in deiner Finsternis doch schon nahe dem göttlichen Licht!
10-O: Alles, was wir für dich tun können, ist beten!
Nicht, dass wir dir nicht gerne aushelfen oder wenigstens irgendeine Erleichterung verschaffen wollten! Denn wir sind an einem Ort, wo nichts als Liebe und Barmherzigkeit mehr herrscht, die uns alle beseelt und bestimmt, so dass wir Mitleid selbst auch mit den aller-verlorensten Seelen haben (a), die einstmals undankbar und böse und ohne jedes Mitgefühl gegen uns waren (b) – selbst sogar, wenn sie uns nicht nur gnadenlos ausgebeutet und unbarmherzig ausgeplündert haben (c), sondern uns überdies sogar verfolgt und gequält und abgeschlachtet haben! (d)
Jedoch ist es uns unmöglich, euch aus eurem inwendigen Feuer zu befreien, das schlicht und ergreifend Resultat eurer momentanen inneren Befindlichkeit ist!
Darum ist es uns nicht gegeben, euch helfen zu können, ehe diese verzehrenden Flammen nicht das Werk an euch verrichtet haben, wofür diese Stätten der Reinigung erschaffen worden sind, in euch all die tiefschwarzen Schlacken auszubrennen und wegzuschmelzen (e), die es euch noch unmöglich machen, in die höheren lichten Regionen des Heils und der Herrlichkeit aufzusteigen (f), obwohl sie nach allen Seiten offen und frei zugänglich sind! (g)
Und dies ist auch gerecht bei Gott, auf dass ihr nunmehr erfahrt und an euch selbst zu spüren bekommt, in welch einen erbarmungswürdigen Zustand ihr selbst durch eure Unbarmherzigkeit so viele Seelen geworfen habt (h), um nun an eurem eigenen Los zu erfahren, wie unabdingbar dies doch für ausnahmslos alle Seelen ist, um das wahre Heil zu erlangen: unverdient doch noch Barmherzigkeit zu erfahren, sowie darum auch allen anderen Barmherzigkeit zu gewähren! (i) Und erst, wenn ihr dies, was euch nunmehr an dem Ort, an welchem ihr euch befindet, in eurem Elend gewahr werden soll, wirklich vollauf begriffen und gelernt habt, kann euch Barmherzigkeit widerfahren und zuteil werden (j).
Darum bleibt uns mit allen Heiligen nur die Möglichkeit, im beharrlichen Ausharren des Christus (k), der noch aller verlorenen Seelen Heil werden will (l), für euch ohne Unterlass zu beten und zu flehen (m), dass euch doch möglichst bald Läuterung widerfahren mag und euch die Zeit eurer notwendigen Sühne verkürzt werden kann – wenngleich dies nur möglich ist durchs reinigende Feuer hindurch«“ (n).
10-P: Wie gerne würde Ich allen solch ein läuterndes Gericht ersparen!
Und Jesus schloss Seine Schilderungen von dem Schicksal des begüterten Fürsten ab mit der Feststellung: „So musste also jener arme Reiche gerichtet werden nach dem Fleisch zum Verderben seiner Fleischlichkeit, damit seine Seele einstmals gerettet werden kann nach dem Geist, wenn Mein Tag auch für diese arme, verirrte, verlorene Seele noch kommt (a) nach Meiner unendlichen Retter-Liebe (b) und unerbitterlichen Erlöser-Gesinnung (c) und Meiner Mir unaufgebbaren Christus-Natur (d) – jedoch über unsägliche Qualen, wie durch verzehrendes Feuer hindurch (e).
Aber ach! Wie gerne hätte Ich dies jener Seele erspart! (f) Und wie gerne würde Ich dies so vielen anderen Seelen ersparen (g), die aber einfach weder auf Mose, noch auf die Propheten, noch auf Mich hören wollen (h), so dass ihnen weder das Gesetz, noch alle Verheißungen, noch deren vollumfängliche Erfüllung in wahrhaft allem (i) irgendetwas bedeutet und gibt.“