Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
V Die Abkehr
33: Jesu Worte an verschiedene Gottes-Leugner
33-A: Wie die Fische im Wasser
33-B: Wollt ihr wirklich erst erfahren, was es hieße, ohne Gott zu sein?!
33-C: Wo erfüllen sich denn die Weissagungen der Propheten?!
33-D: Allein der Einsatz für eine bessere Welt kann dem Leben Sinn verleihen!
33-E: Was schürt ihr Ängste oder nährt Hoffnungen auf absolute Ungewissheiten nach dem Tod?!
33-F: Ist es nicht sinnvoller, aus dem das Beste zu machen, was man wirklich sicher hat?!
33-G: Ist es da nicht sinnvoller, sich von seinem gesunden Menschenverstand, statt von Dir leiten zu lassen?!
33-H: Bringst Du mit Deinen Vertröstungen auf ein besseres Nach-Leben nicht alle um ihr einziges Leben?!
33-I: Erkennt ihr denn wirklich nicht Mein Heil, das Ich überall aufrichte?!
33-J: Ihr verschanzt euch hinter euren Vorurteilen, statt euch der Realität zu stellen!
33-K: Würdet ihr euch auf die prophetischen Schriften nur einmal einlassen, dann würdet ihr die Wahrheit erkennen!
33-A: Wie die Fische im Wasser
Von der Blindheit und Taubheit der Menschen, die Jesus sahen, ohne Ihn zu erkennen (a), gäbe es viel zu berichten: (b) Da kamen beispielsweise einmal einige gebildete Heiden, die voll Zweifel waren, zu Jesus und sagten: „Du verkündigst, wie alle in Israel, dass unser Leben und Dasein von der göttlichen Allmacht sei, aber wir haben niemals diesen Höchsten gesehen, noch kennen wir einen Gott. Kannst Du Ihn uns denn zeigen, den Du unseren Vater nennst und den Du als unser aller Heiland-Gott bezeichnest? Wir glauben nämlich nicht, dass es einen Gott gibt, und bezweifeln dies“ (c).
Da antwortete ihnen der Rabbi: „Hört dieses Gleichnis von einigen Fischen. Diese Bewohner des unendlichen Meeres spotteten miteinander: »Man will uns doch tatsächlich weismachen, dass unser Leben und Sein vom Wasser komme und im Meer bestünde! Aber wir haben nie irgendein Wasser gesehen und wir können uns absolut nicht vorstellen, was das sein sollte!«
Da sprachen etliche andere Meeres-Tiere, welche klüger waren als sie, zu ihnen: »Wir haben gehört, dass im Meer ein überaus verständiges und gelehrtes Wesen lebt: ein erhabener schneeweißer Wal, der als der König aller Meere verehrt wird, weil er weit größer und gewaltiger sein soll, als wir alle, und wahrlich alle Dinge kennt und auch einen anderen Atem hat als wir – aus der Welt, die jenseits unseres Meeres liegen soll (d). Lasst uns doch zu ihm schwimmen und ihn bitten, dass er uns das Wasser zeige!« (e)
Also machten sie sich miteinander auf, den großen und weisen König der Meere zu suchen, um ihn zu befragen (f). Und als der große und erhabene schneeweiße Wal die Anfrage der Zweifler unter den Meeresbewohnern gehört hatte, da sprach er zu ihnen: »O, ihr törichten, unbelehrbaren Fische, die ihr euch für so überaus klug und weise haltet, aber nicht erkennen wollt, was euch umgibt und euch, wie alle um euch, beständig am Leben erhält, und, worin ihr euch mit allem regt und bewegt! Doch klug seid ihr wenigen, die ihr nach Antworten sucht! (g)
Hört dies von mir, ihr alle: Im Wasser lebt ihr und bewegt ihr euch und darin habt ihr euer Dasein; aus dem Wasser seid ihr gekommen, zum Wasser kehrt ihr wieder zurück (h). Ihr lebt im Wasser, aber ihr wisst es nicht (i). Und weil ihr es nicht wahrnehmen und annehmen wollt, bergt ihr euch auch nicht in den Tiefen des Meeres (j), sondern schwimmt leichtfertig und hochmütig an die Oberfläche, allen schemenhaften Umrissen neugierig nachspürend, die ihr dort erspäht, ohne zu erkennen, welcher Gefahr ihr euch damit aussetzt und was euch dort droht! (k) Ich aber weiß es, weil ich jener oberen Welt, jenseits eures Horizontes, ebenso angehöre, wie eurem Lebensraum.
Was also kann euch da anderes darüber belehren, dass ihr im Wasser euer Leben habt und dass ihr allein im Meer bestehen könnt und ihm euer Leben verdankt, als dass ihr den schattenhaften Umrissen einmal ausgeliefert werdet, denen ihr nachjagt und die ihr in eurer Leichtfertigkeit zu ergründen sucht?! (l) Also folgt jenen dunklen Schatten und geht ihnen nach! (m) Denn ihr wollt euch von mir ja doch nicht warnen und ernüchtern lassen! Vielleicht wird euch das, was dann über euch kommt, eine Lehre sein!«
Also schwammen alle Fische wieder davon; und die Törichten verspotteten die Klugen: »Seht! Auch jener große und erhabene weiße Wal, der sich für den König der Meere hält, konnte uns nicht überzeugen, dass da ein Meer ist, in welchem wir leben und uns bewegen würden, und dass da ein Wasser wäre, das unser aller Lebensgrundlage bilden würde! (n) Warum also sollten wir Bergung in den Tiefen des Meeres suchen?«
Und als sie die schemenhaften Umrisse an der Oberfläche des Meeres sahen, schwammen sie – alle Mahnungen des Königs der Meere verspottend und verachtend – hochmütig hinauf, um zu besehen, was das sei (o).
Da wurden sie mit Fangnetzen aus dem Wasser gezogen. Und als sie aus ihrem Lebensraum entrissen worden waren, da mussten sie dann auf schmerzhafteste Weise erfahren, was Wasser ist – jenes Lebens-Element des Meeres, in welchem sie bis dahin leben und sich frei bewegen konnten. Denn sie zappelten hilflos in den Netzen ihrer Häscher, ohne sich noch fortbewegen und davon-schnellen zu können, und schnappten vergebens nach dem Lebensodem des Meeres, dem sie brutal entzogen worden waren, und erlitten so – ihrem endgültigen elenden Verderben nahe – unsägliche Qualen und Seelennot (p).
Der König der Meere aber, jener erhabene und gewaltige weiße Wal, rammte in seiner Kraft und Stärke das Boot jener Häscher, so dass es kenterte und alle gefangenen Fische wieder freigeben musste (q) – zurück ins Meer, dem sie entrissen worden waren (r).
Da klagten sie voll Reue: »O, wie unrecht haben wir dir doch getan, der du wahrhaftig der König aller Meere bist! (s) Du hast doch recht gehabt, dass da Wasser ist, in dem allein wir leben und uns frei bewegen können, und ein Meer, in dessen Tiefen wir uns bergen müssen, um nicht daraus entrissen zu werden! Denn allein im Wasser leben und regen und sind wir! (t)
Hätten wird doch nur gleich von Anfang an auf dich gehört, angesichts des Umstandes, wie groß und gewaltig du bist und dass du deinen Atem aus den höheren Welten hast, und auch diese wohl kennst, was wir zuvor nicht wahrhaben und glauben wollten! (u) Wenn wir doch nur von Anbeginn an auf dich gehört hätten! Das hätte uns viele unsägliche Nöte und Seelenqualen und Todesängste erspart!«“
33-B: Wollt ihr wirklich erst erfahren, was es hieße, ohne Gott zu sein?!
Und als der Herr den Gott-Leugnern dieses Gleichnis erzählt hatte, da sprach Er zu ihnen: „Wahrlich, Ich sage euch: Ebenso wird es auch euch ergehen, wenn ihr nicht auf Mich hören wollt! Denn in gleicher Weise, wie die Fische im Wasser, so lebt auch ihr in Gott; und doch spottet ihr und fordert von Mir: »Zeige uns doch bitte jenen Höchsten, den Vater!«, obwohl ihr beständig Seinen Atem ein- und aushaucht, was euch am Leben erhält!
Denn wenn Gott einer Seele Seinen Atem entzieht: Wer könnte ihn ihr wieder zurück geben?! (a) Daran müsstet ihr doch erkennen, dass euer Odem nicht aus euch ist und ihr nicht aus euch selbst besteht! (b). Sondern allein der Abba ist es, der alles am Leben erhält (c). Denn Sein Geist ist in allem, und alles ist in Ihm, so dass Seine Ewige Kraft und Gottheit wahrlich in allem ersehen wird, was besteht! (d)
Wehe aber allen, die dies verachten und bestreiten wollen in der hochmütigen Überzeugung, sich ihr Dasein selbst zu verdanken! Diese alle nämlich müssen dann wohl erst einmal erfahren und qualvoll durchleiden, was es bedeuten würde, wenn da wahrlich kein Gott und Vater wäre, an den man glauben und in dem man sich bergen und auf den man hoffen darf!“ (e)
33-C: Wo erfüllen sich denn die Weissagungen der Propheten?!
Es fanden sich bei Ihm aber auch einmal einige Griechen ein, die im Heiligen Land lebten, aber den Glauben der Juden an einen allmächtigen Schöpfer verachteten und auch bezweifelten, dass Er sich dem Volk Israel mitgeteilt und durch unzählige Propheten zu ihnen gesprochen habe.
Und sie begründeten ihre Überzeugung damit, dass der von den Propheten angekündigte Messias, auf welchen alle Israeliten sehnsüchtig warteten (a), noch immer nicht gekommen wäre und angesichts der unbezwingbaren Übermacht Roms auch absolut nichts darauf hindeutete, dass jemals ein Erlöser käme, der dem Volk der Hebräer zur Weltherrschaft verhelfen könnte (b).
Denn diese hellenistischen Zweifler erklärten: „Vierundzwanzig Propheten, so sagt man, wären in Israel aufgetreten und hätten den Messias Gottes angekündigt (c). Doch sie alle sind gestorben, ohne dass Er kam, noch irgend ein Gericht über die Heiden oder das Ende der Welt; sondern die Erde dreht sich weiterhin, wie eh und je, ohne dass sich jemals irgendetwas grundlegend geändert hätte! (d) Und wenn schließlich doch einmal herausragende Männer in Israel aufgestanden waren und von sich behaupteten, der verheißene Erlöser Israels zu sein, so zogen sie viele mit sich ins Verderben! (e)
Zeigt dies nicht, dass euer ganzer Glaube ein fatales Trugbild ist und nichts als Täuschung und Illusion, und dass all eure Heiligen Schriften, durch deren Beachtung ihr das ewige Leben zu finden glaubt (f), nur nichtige Worte sind: so tot, wie die, welche sie angeblich im Namen des Lebendigen verkündigt haben!
Denn all eure Propheten sind gestorben – wie auch der größte unter ihnen: Johannes der Täufer, der in diesen Tagen aufgetreten ist und der in ganz Israel großes Aufsehen erregt hat durch seine Ankündigung, das Kommen des Messias und Seines Gerichts über alle Gottlosen stünde unmittelbar bevor und der Erlöser Israels wäre bereits in der Welt (g). Doch auch er wurde abgeschlachtet, ohne dass ihm der Retter Israels zur Hilfe gekommen wäre! (h) Und so brachten ihm seine angeblichen Worte des Lebens selbst den Tod und Untergang!“
Da sprach Jesus zu ihnen: „Alles, was Johannes der Täufer angekündigt hat, wird wohl noch kommen, wenn auch nicht auf die Weise, wie es von ganz Israel erwartet wird! (i) Denn der Erlöser Gottes ist tatsächlich schon in der Welt, um die Herrschaft des Heiligen aufzurichten unter allen, die Ihn erkennen, und ihnen ein wunderbares Reich zu bringen, in dem nichts als Liebe und Eintracht regiert! (j) Und Seiner Herrschaft wird kein Ende sein! (k) Und wer die Weissagungen der Propheten kennt, erkennt auch, dass der, welchen sie verheißen, schon längst mitten unter euch ist!“ (l)
Da fragten ihn die Griechen: „Und wer soll dies sein?“ Er aber antwortete ihnen: „Seht ihr nicht den Lebendigen, der bereits mitten unter euch lebt, dass ihr von den Propheten sprecht, gleichwie von Toten? Erkennt ihr denn nicht, wie ihre Prophezeiungen vor euren Augen lebendig werden und alle Propheten nunmehr eindrücklich zu euch zu sprechen beginnen, weil sie Ihm alle leben?!“ (m)
33-D: Allein der Einsatz für eine bessere Welt kann dem Leben Sinn verleihen!
Die Hellenisten aber verhöhnten Jesus: „Wer bist Du, dass Du solch großartige Dinge versichern könntest?!“ (a)
Und einer von ihnen mit dem Namen Phinees Pharsan erklärte: „Sieh doch: Wie von je her bestimmt Kommen und Gehen alle Welt. Das ist der ewige Lauf der Dinge: das Gesetz, welches das ganze Universum bestimmt (b). So mag unser Leben unvollkommen und nur ein kurzes Aufflackern sein. Wer es aber bemeistert in rechter Vernunft, ohne sich durch irgendwelche religiösen Wahnhaftigkeiten irritieren zu lassen, schafft sich durch sein strahlendes Vorbild und gutes Beispiel für die Nachwelt in gewisser Weise doch Unsterblichkeit.
Der Sinn des Lebens besteht also einzig darin, sich mit den unwandelbaren Gegebenheiten in dieser Welt, die nun einmal nicht zu ändern sind, abzufinden und mit Bedacht und Nüchternheit das Beste für sich daraus zu machen und ein möglichst tugendvolles Leben zu führen und sich im Kreis der Familie und Freunde, sowie in der Volksgemeinschaft für das Gemeinwohl einzusetzen, das zum Nutzen aller ist (c).
Dies allein verschafft Befriedigung und Erfüllung. Alles darüber hinaus ist ein Haschen nach Wind und vom Übel, weil es nichts als Enttäuschung und Verzweiflung einbringt (d). Denn über ein in dieser Weise sinnvoll bemeistertes Leben gibt es nichts.
33-E: Was schürt ihr Ängste oder nährt Hoffnungen auf absolute Ungewissheiten nach dem Tod?!
Auch ist der Tod keineswegs zu fürchten. Denn er ist schlichtweg nichts anderes als ein Wieder-Versinken in der Nicht-Existenz, aus der wir alle gekommen sind. Was aber nicht existiert, hat auch nichts zu beklagen! Es rührt dann nicht einmal die eigene Nicht-Existenz mehr, da, was nicht ist, auch nicht wahrnimmt, dass es nicht mehr besteht und auch absolut nichts davon vernimmt (a), wie schließlich auch keine Seele Anstoß daran nimmt, wenn sie in traumlosem Tiefschlaf versunken ist, und sie es dann auch nicht mehr stören würde, wenn sie aus diesem Zustand absoluter Ruhe und völligen Friedens nicht mehr erwacht (b).
Manche sehen sogar im ewigen Verlöschen eine unüberbietbare Erlösung für alle, deren flüchtige Existenz höchst leidvoll ist (c), weil unser Leben eben doch ein überaus unvollkommenes Dasein in einer unvollkommenen Welt ohne Sinn und Ziel ist, wenn man seinem Leben nicht selbst irgend einen Sinn abringt und abgewinnt.“
Und ein anderer Genosse des Phinees mit Namen Lucillus fiel ein: „Da der Tod also keineswegs in irgendeiner Weise zu fürchten, sondern vielmehr eigentlich zu begrüßen ist: Was bringt es da, den Menschen vorzugaukeln, die Seele würde nicht mit dem Leib vergehen (d), und, es gäbe in irgendeiner Form ein Nachleben nach dem Verscheiden oder ein Gericht, wo auf jede Seele zurückfallen würde, was sie in Leib und Leben getan oder aber unterlassen hat: sei dies nun bei einer einstmaligen Auferstehung oder aber in einer jenseitigen Über- oder Unter-Welt oder schließlich in einer künftigen irdischen Wiedergeburt (e) – womit man nur unsinnige Furcht vor dem Tod schürt und den Menschen jede Freude an ihrem Leben nimmt!
Und was ist damit gewonnen, wenn man den Menschen überdies ein vermeintliches künftiges Nach-Leben in Aussicht stellt, das erst das eigentliche wäre, das zu ergreifen es in diesem Leben nicht zu verpassen gilt? (f) Nimmt diese fragliche Hoffnung auf etwas, was am Ende garnicht kommt, dem augenblicklichen Leben, das jedoch gewiss ist, nicht jeden Wert?! (g)
Denn macht nicht gerade die Endlichkeit und absolute Unwiederbringlichkeit unser Leben so außerordentlich wertvoll – in der Freiheit, die uns gegeben ist, selbstverantwortlich etwas Sinnvolles, ja, vielleicht sogar etwas ganz Einzigartiges, Einmaliges daraus zu machen (h) und uns so über allen Unbill dieser Welt zu erheben, dass wir unserem Dasein gerade aufgrund seiner Kürze eine ganz besondere Würze verleihen können?
33-F: Ist es nicht sinnvoller, aus dem das Beste zu machen, was man wirklich sicher hat?!
Aber dieses Leben mit all den Schätzen, die es zu bieten hat, verachten und für Dreck erachten (a) in der Erwartung eines fraglichen, weit besseren Lebens, das noch kommen soll und erst das Eigentliche wäre: (b) verleitet solch eine Einstellung nicht die Menschen dazu, nichts mehr aus ihrem Leben machen zu wollen, um sich so Ruhm in dieser Welt zu erwerben, der allein unserem flüchtigen Dasein irgendeinen Wert verleihen und sogar dessen Ende überdauern kann?!
Und welchen Sinn würde es dann noch machen, sich für eine bessere Welt einzusetzen, wenn alle Hoffnung auf eine strahlendere Zukunft nicht bei den Menschen selbst, sondern allein bei irgendeinem fernen Gott läge? Und auch, wenn manche in ihrem Ringen um eine bessere Welt selbst noch nichts davon haben sollten, das Dasein aber dafür ihrer Nachwelt angenehmer machen: verschaffen sich solche als Glanzsterne in der Menschheitsgeschichte nicht unsterblichen Ruhm? Das Höchste, was man in diesem Leben erlangen kann!“
Und Lucillus belustigte sich: „Aber sieh doch, wie alle frommen Juden sich selbst völlig sinnlos kasteien, auf gar Vieles verzichten und sich die Freuden des Lebens vergällen in dem Irrwahn, sich dadurch ein besseres Nachleben zu sichern (c), statt das zu genießen, was ihnen bereits geben ist und am Ende vielleicht auch alles ist, was sie je erhalten konnten!“ (d)
Also verstörst Du, wie alle Propheten vor Dir, mit Deinen Verheißungen eines unsterblichen Lebens doch nur die Menschen und raubst ihnen über allem Unbill, den sie schon so zu tragen haben und dem allein sie sich stellen sollten, ihren Seelenfrieden, indem Du behauptest, es gäbe überirdische Mächte, die den Menschen schaden wollten, vor denen nur Du allein sie beschützen und bewahren könntest! (e)
Meinst Du denn wirklich, die über uns in ihrer unvergleichlichen Größe und Majestät erhabenen Götter, sofern es diese denn geben sollte, würde unser nichtiges Leben wirklich rühren oder auch nur im Mindesten interessieren, dass sie sich in der einen oder anderen Weise in unsere Angelegenheiten einmischen würden?! (f)
Mit derartigen Hirngespinsten vernebelst Du doch nur die Sinne abergläubiger Menschen und raubst ihnen ihren Seelenfrieden, indem Du völlig unbegründete Ängste vor numinosen Kräften und Gewalten schürst, welche in einfältigen Naturen furchterregende Fantasien aufleben lassen (g), die sie schrecken und plagen, um sie alsdann von diesen vermeintlichen Dämonen zu befreien (h), die jedoch schon allein ein gesunder Menschenverstand, der solchen Ammenmärchen keinen Glauben schenkt, ebenso austreiben würde!“ (i)
Und Phinees Pharsan übernahm wieder: „Damit schürst Du doch nur Ängste, wie alle Gerichts-Propheten und Mahner Gottes vor Dir, um Dir alle Welt gefügig zu machen und sie an Dich zu binden, weil Du sie allein von diesen destruktiven Kräften beschützen könntest! (j) Denn rufst Du etwa nicht dazu auf, dass man für Dich Haus und Hof, Eltern, Frau und Kinder aufgeben und verlassen soll und aller Welt abschwören soll (k), um allein nur noch Dir in Deinem Vagabunden-Dasein zu folgen (l), statt sich beherzt sinnvoll in dieser Welt einzubringen und sich für sie einzusetzen?! Und so packst Du alle Welt mit Deinem Wahn!
Und Du treibst alle, die Dir verfallen, in ein widernatürliches freud- und lustloses Leben, für das sie von aller Welt angefeindet werden (m) – selbst sogar von euren religiösen Führern, die noch Vernunft besitzen: den Sadduzäern, die ebenfalls dazu anhalten, dass man um vager, ungewisser Hoffnungen willen (n) nicht seinen gesunden Menschenverstand aufgeben soll, sondern sich vielmehr besser auf das konzentrieren sollte, was hier und jetzt für ein gesegnetes Wohlleben in dieser Welt sinnvoll und gewinnbringend ist (o).
Was brachte etwa dem vermeintlich so großen Tauf-Propheten seine Gottesfurcht?! Ein Leben in der Wüste in sinnloser Selbstkasteiung und Askese – und am Ende noch den Tod! (p) Wem hat er damit gedient oder irgendeinen Gefallen getan?! Nicht einmal sich selbst! (q) Stattdessen hat er alle Welt in Unruhe versetzt durch seine Ankündigung eines angeblich unmittelbar bevorstehenden Welt-Gerichts, das überdies sogar Israel vor allen anderen zuerst treffen sollte! (r) Und wie viele verfielen seinem Wahn, dass sie zu einem vernünftigen Leben in Ruhe und Frieden nicht mehr in der Lage waren aufgrund von Furcht und Zittern in Erwartung des Gerichts, das angeblich bald kommen sollte!
Und nicht anders tust Du es jetzt, seit Du in die Nachfolge dieses Täufers getreten bist (s) in dem Irrwahn, der zu sein, den er angekündigt hat! (t) Und so bringst Du alle Welt um den Verstand, indem Du sie auf ein unsterbliches Leben in nicht enden wollender Glückseligkeit vertröstest, das Du ihnen angeblich bringen willst (u), und verwirrst ihrer aller Sinne mit einer Gewissheit, die durch nichts festzumachen ist oder in irgendeiner Weise gedeckt wäre!“
33-G: Ist es da nicht sinnvoller, sich von seinem gesunden Menschenverstand, statt von Dir leiten zu lassen?!
Und ein Dritter von ihnen mit Namen Dositheos griff diesen Gedanken seines Freundes Lucillus auf mit den Worten: „Gleichst Du damit nicht selbst den blinden Bilndenführern und falschen Propheten, die Du allerorts verurteilst?! (a) Denn Du forderst doch ebenso alle Welt auf, an Deine strahlenden Verheißungen zu glauben, die völlig aus der Luft gegriffen sind!
Wäre es nicht weit sinnvoller, die Menschen zu lehren, auf sich selbst zu vertrauen und nach ihren eigenen Erwägungen selbst das Beste aus ihrem einmaligen Leben zu machen (b), statt auf irgendjemanden oder auf irgendetwas ohne jeden Anlass oder Anhalt an der Realität blind zu vertrauen?! (c) – auch nicht allein auf Dich, wie zutreffend, gut und erhaben Deine Ratschläge zu einem gelingenden Leben in Friedfertigkeit auch immer sein mögen! (d)
Und auch, wenn das, was Du in Aussicht stellen magst, weit hoffnungsvoller sein mag, als was Deine Vorgänger vor Dir angekündigt haben, und Du vielen in einer wirklich verzweifelten Existenz damit Zuversicht auf ein besseres künftiges Geschick geben magst: (e) Ermutigst Du da nicht alle zerknirschten Seelen, die mit den nun einmal bestehenden Gegebenheiten nicht zurecht kommen, ihre Hoffnung gänzlich aufzugeben, ihr Geschick vielleicht doch noch ändern zu können, wenn sie es nur selbst in die Hand nähmen, und forderst Du sie nicht auf, stattdessen vielmehr dafür nun Dir zu folgen und sich ganz Dir auszuliefern, um sich von Dir in ein besseres Nach-Leben geleiten zu lassen?! (f) Damit aber rufst Du diese alle auf, sich Dir gänzlich blindlings anzuvertrauen, statt von ihrem eigenen gesunden Menschenverstand Gebrauch zu machen und sich auf ihre eigenen Füße zu stellen, um sich in diesem ihrem einzigen Leben, das ihnen gegeben ist, nach eigenem Gutdünken ein besseres Los zu erstreiten! (g)
Denn es gibt doch im Grunde nur drei Fragen, die ein weiser und vernünftiger Mensch sich im Zweifelsfall zu stellen hat: Was sind die tatsächlichen, unverrückbaren Gegebenheiten? Wie kann oder muss man sich mit ihnen nüchtern und mit Bedacht arrangieren? Und wie kann man auf diese Weise für sich noch den besten Nutzen daraus ziehen, um sich die gegenwärtige Existenz so angenehm, wie nur irgend möglich, zu machen? Denn alles darüber hinaus ist doch völlig ungewiss! (h) Und sinnvolle Antworten auf die eben genannten Fragen kann nur jeder für sich selbst finden! Denn jeder hat eben nun einmal nur dieses eine Leben und kann nur für sich selbst entscheiden, wie er es am besten bewältigt! Und hier kann und darf niemand eines anderen Ratgeber sein (i), wie auch jeder sein Leben selbst tragen muss und ihm das niemand, der gute Ratschläge erteilt, abnehmen kann!
33-H: Bringst Du mit Deinen Vertröstungen auf ein besseres Nach-Leben nicht alle um ihr einziges Leben?!
Ja, Du magst immerhin wenigstens nicht zum Aufstand rufen, wie so manche andere falsche Propheten vor Dir, was viele ins allerschlimmste Verderben gerissen hat (a); doch Dein Aufruf, sich vielmehr im Gegenzug in alles demütig und vertrauensselig zu fügen und alles duldsam in Liebe zu ertragen in der Hoffnung auf eine künftige bessere Welt (b), die ganz bestimmt noch für alle kommen würde, und in dieser Zuversicht auch noch notfalls – alle liebend – widerstandslos in den Märtyrertod zu gehen: (c) Ist das nicht ebenso fatal?! – wenn es am Ende für jede Seele doch nur dies ihr gegenwärtiges Leben gibt! Bringst Du da nicht viele mit Deinen Vertröstungen auf ein besseres Nachleben, das angeblich ganz gewiss kommen soll, nur um ihr gegenwärtiges Leben, das sie verachten und für nichts achten sollen, statt darum zu ringen, für sich und die Ihrigen nach eigenen Erwägungen das Bestmögliche aus dem einzigen, was sie am Ende je haben werden, herauszuholen?! (d)
Und wenn Du wirklich die Macht hast, wie man es Dir nachsagt, destruktive Mächte und Kräfte, die mancher Menschen Leben beeinträchtigen oder gar zerstören, zu binden, dass Du Kranke heilen und Bedrückte von ihren seelischen Leiden befreien kannst: Warum lehrst Du nicht alle Menschen diese Deine Künste, dass sie selbst davon Gebrauch machen können, ohne von Dir und Deinen Kräften abhängig zu sein?! (e) Oder kannst Du das am Ende nicht?! – weil Du in Wirklichkeit überhaupt nicht über irgendwelche nachweisbaren Erkenntnisse, die allen Menschen von wahrem Nutzen sind, verfügst!“ (f)
33-I: Erkennt ihr denn wirklich nicht Mein Heil, das Ich überall aufrichte?!
Und da sie nichts weiter vorzubringen wussten, schloss Phinees ihre Anfrage mit den Worten: „Sage uns also, was Dich mit Deiner Verkündigung ausweist, wenn Du uns überzeugen willst, dass auch wir an Dich glauben“ (a).
Jesus aber, der mit den Seinigen am Rande eines großen Platzes vor einem Stadttor gesessen und Rast gemacht hatte, hatte sich all ihrer Vorhaltungen angehört, ohne aufzuschauen, sondern währenddessen bedächtig ihrer aller Namen in den Sand geschrieben (b). Dann erwiderte Er ihnen: „Wenn ihr denn wirklich wissen wollt, wer Ich bin, dass Ich euch solch großartige Hoffnung verkündigen kann, so hört dies: Ich selbst bin aus der zukünftigen Herrlichkeit, die Ich euch künde! Erkennt ihr denn wirklich nicht, wer Ich bin?! (c)
Erkennt man denn etwa nicht einen Baum an seiner Frucht?! (d) Und bringen Meine Früchte etwa nicht überall nur Heil und Segen und Erlösung und Leben hervor?! (e) – freilich aber nur für die, die auch ihre Augen aufmachen und sehen wollen! (f)
33-J: Ihr verschanzt euch hinter euren Vorurteilen, statt euch der Realität zu stellen!
Ihr geistgewandten Welt-Philosophen aber gleicht den blinden Judenführern, die ihre Augen vor der Wahrheit verschließen – ja: eben denen, von denen ihr euch in eurem selbstgefälligen Unglauben abzuheben meint! Ihr seid kein bisschen anders als sie! (a)
Sie behaupten, sie würden den Baum lieben, aber hassen seine Früchte; sie geben vor, alle Früchte, die wahrhaft gut und erfrischend sind, zu lieben, aber hassen den Baum, der allein sie hervorbringt! (b) Und sie sind nicht bereit, auch nur ein einziges Mal von seinen Früchten zu kosten, um sich zu überzeugen, ob sie wirklich gut oder aber schlecht sind! (c)
33-K: Würdet ihr euch auf die prophetischen Schriften nur einmal einlassen, dann würdet ihr die Wahrheit erkennen!
Was aber euch betrifft: Über des Himmels oder der Erde Erscheinungen könnt ihr doch urteilen. Wenn Winter ist, und alles wie erstorben, erkennt ihr: »Es ist Winter«; und wenn alles aufzusprossen beginnt, ist euch allen klar: »Jetzt ist Frühling; und bald kommt der Sommer«. Aber das Antlitz, das gegenwärtig direkt vor euch ist, erkennt ihr nicht, wie auch nicht diese Zeit der Gnade, dass ihr recht über sie urteilen würdet! (a)
Aber all eure Anfragen und Anzweiflungen ändern doch nichts daran, dass sich die Heiligen Schriften dennoch gegenwärtig allesamt vor euren Augen erfüllen (b). Ihr aber verachtet sie, ohne sie je studiert oder durchforstet und ausgeforscht oder überhaupt nur einmal gelesen zu haben! (c) Das freilich ist einfach! Und ach wie leichtfertig und fatal! Wie schnell ist doch durch ein vorschnelles Vorab-Urteil etwas abgefertigt, was man überhaupt nicht überprüft hat und kennt!
Da ihr aber den Schriften keinerlei Vertrauen entgegenbringt oder irgendwelche Beachtung schenkt, könnt ihr freilich auch den nicht erkennen, von dem sie künden (d) – und was Er euch alles zu bringen vermag (e). Denn es mag sich zwar in den Augen der ungeduldigen Menschen ohne wahren Glauben, der sich in Ausharren bewährt, verzögert haben (f); und es mag sich auch alles ganz anders erfüllen – weit großartiger, als es alle erwarten (g); und doch trifft es jetzt alles augenscheinlich ein und wird durch unzählige Ankündigungen der Propheten klar und deutlich und unmissverständlich erwiesen, dass sich die göttliche Allmacht in Ihrer unaussprechlichen Güte nunmehr aller Seelen annimmt (h), die ihre hoffnungslose Verlorenheit erkennen und darüber verzweifeln und nach Ihrer Erlösung schreien! (i)
Denn die Heiligen Schriften bestätigen durchaus ihren wahren Schriftsteller, wie auch der Verfasser, den ihr leugnet, alle Seine Briefe (j), indem sich nunmehr doch noch tatsächlich alles erfüllt, was in all Seinen Rollen von Anbeginn der Schöpfung an Großes und Wunderbares angekündigt worden ist (k). Wer aber den Schriften nicht glaubt, kann dies alles freilich auch nicht sehen (l).
Wer aber wirklich sucht und nachfragt, um Antworten zu erhalten, der wird sehr wohl auch fündig werden! (m) Wer dagegen aber überhaupt nicht wirklich suchen will: Was will ein solcher finden?!
Wenn euch also euer sterbliches Leben, das im Verderben endet, wirklich so vollauf befriedigt, dann lebt dies euer Leben und sterbt auch den Tod, den ihr dem wahren Leben vorgezogen habt! (n) Was behelligt ihr Mich damit?
Ich bin für die gekommen, die Erlösung aus all diesen sinnlosen Nichtigkeiten, die ins absolute Nichts führen, suchen“ (o).
Und daraufhin erhob sich der Meister und ging mit den Seinigen durch das Tor in die Stadt hinweg (p) und ließ sie stehen. Aber siehe: Da kam ein mächtiger Windhauch und wischte alle ihre Namen weg, welche der Rabbi in den Sand geschrieben hatte (q).