38-A: Wahrlich! Dies ist kein Passahfest, wie die anderen!

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Inzwischen war Judas Ischarioth im Palast des Hohenpriesters Kaiphas eingetroffen und sagte zu ihm: „Nun ist die Stunde gekommen. Ich weiß, wo Er sich aufhält. Und Ihm geschieht ganz recht damit, denn Er will´s offensichtlich nicht anders! (a)

Denn man stelle sich dies einmal vor: Er wollte nun doch selbst sogar das Passahmahl innerhalb der Tore der Stadt tatsächlich entweihen, dass Er´s dieses Jahr nur mit Matzen des ungesäuerten Brotes und mit Kräutern und Wein begehen wollte – jedoch ohne irgendein Passah-Lamm!

Denn ich hatte bereits ein Opferlamm ausgesucht; doch Er verbot, dass es getötet werde. Sieh her: Dieser Mann hier, von dem ich es erwerben wollte, ist Zeuge! (b)

Und als unser Meister schließlich auch von den anderen Jüngern bedrängt wurde, die sich über Sein ungehöriges Ansinnen entsetzten, da erklärte Er ihnen: »Begehre Ich denn, Fleisch mit euch zu essen an diesem Passah?! (c) Vielmehr will Ich euch zu diesem Passah Mein eigenes Fleisch zum Essen und Mein eigenes Blut zum Trinken geben!« (d)

Und erst, als sie alle nicht nachgaben, weil es eine große Sünde gewesen wäre, das Passah-Fest ohne das Sühneopfer-Lamm zu begehen, und dies wohl alle unter den Fluch des Verderbers gebracht hätte (e), da gewährte Er es ihnen und ließ sie doch noch ein Passah-Lamm erwerben. Den Ort für die Feier aber hielt Er vor mir bis zuletzt geheim (f), so dass ich euch jetzt erst mitteilen kann, wo Er sich über Nacht verbirgt.“

Als der Hohepriester Kaiphas dies hörte, da zerriss er demonstrativ seine Kleider und heulte auf: „Wahrlich, dieses ist kein Passahfest mehr, wie alle anderen, nach dem Gesetz des Mose! Denn dieser hebelt wahrhaft alles aus, was bislang ewige Ordnung war! (g) Und damit hat dieser eine Tat begangen, die todeswürdig ist!

Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen?! (h) Er nötigt uns doch selbst zu dem, was wir gerne – schon um unseres unbescholtenen Rufes willen, den wir in aller Welt genießen – bei allem inneren Widerwillen gegen solch eine schändliche Tat lieber unterdrückt hätten! (i) Aber nun muss es wohl doch noch zu diesem Passahfest ans Licht kommen, was an gerichtsträchtigem Abfall unter uns schwelt!“ (j)

Und ohne es zu merken, weissagte der Hohepriester, obwohl er ein Widersacher Gottes war, aufgrund seines heiligen Amtes mit dieser Bekundung erneut und sprach prophetisch: (k) Denn tatsächlich sollte sich zu diesem Passahfest enthüllen, was in aller Menschenseelen Herzen war, wie auch im Herzen der göttlichen Seele (l).

38-B: Es wird höchste Zeit, einzuschreiten! Denn schon regt sich offener Aufruhr gegen Mose!

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„Doch unsere Intervention duldet nun wahrlich keinerlei Aufschub mehr!“, bekundete Kaiphas vor allen Ältesten Israels: „Denn Barabbas haben wir zwar schon zu fassen bekommen (a), doch überall im ganzen Volk regt sich bereits der Aufruhr! So sind heute doch tatsächlich einige Aufständische ins Heiligtum Gottes eingedrungen und wollten die Gesetzes-Rollen des Mose entwenden (b), da diese alle durch den Lügengriffel der Pharisäer von Esra an völlig verdreht und verfälscht aus der Versenkung gehoben worden wären (c), nachdem die ursprüngliche göttliche Thora bei der Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar verbrannt worden war! (d)

Und das große göttliche Wunder, dass siebzig rabbinische Schriftgelehrte die Masora völlig unabhängig voneinander aus ihrem Gedächtnis heraus bis ins kleinste Jota hinein völlig übereinstimmend aufs Neue wieder niedergeschrieben haben (e), erklären sie für eine Lüge oder eine diabolische Täuschung (f).

Denn dieser Jesus hätte es wieder ans Licht gebracht, dass Mose selbst niemals von Gott Weisungen erhalten hätte, dass man unter Todesstrafe den Sabbat unbedingt strikt durch Unterlassung von jeder Form auch der allergeringsten Anstrengung an diesem gott-gegebenen Ruhetag einzuhalten hätte (g), oder, dass man irgendwelche Speise- und Reinheitsgebote beachten müsse, um vor dem Höchsten bestehen zu können, da es nur auf die inwendige Herzenshaltung ankäme (h), wie der Gott Israels auch weder die Errichtung eines Tempels, noch die Einführung von Schlachtopfern gewünscht haben soll (i), um Ihn in Seinem unbändigen Zorn zu beschwichtigen und Seinem Verlangen nach Genugtuung durch stellvertretende Sühneopfer nachzukommen und Seinen erwachten Blutdurst nach Vergeltung zu stillen (j).

Auch soll der Höchste niemals geboten haben, alle gottlosen Heiden in Seinem Namen unbarmherzig abzuschlachten und gänzlich auszurotten vom Boden der Erde, sondern vielmehr, auch die Heiden und Andersgläubigen und alle Fremden im Lande zu dulden und ihnen in Liebe zu begegnen! (k)

So erklärten diese, die uns unsere Thora rauben wollten, alles, worauf unsere ganze Religion aufbaut und sich gründet und basiert, sei Schwindel, nichts als Lug und Trug und diabolische Täuschung! – schlimmer noch als die, welcher die Heiden erlegen wären! (l)

Darum muss diesem Treiben nun endgültig ein für alle Mal mit äußersten Nachdruck ein Ende gemacht werden: durch ein Exempel, das wir an dem zu statuieren haben, der die Wurzel all dieses Übels ist (m), auf dass alle wieder die Macht des Gesetzes fürchten lernen. Denn all dieses Aufbegehren wider Mose ist doch nichts anderes als das Ergebnis Seiner Lehre! (n) Denn dieser falsche Prophet und Messias will doch ganz offenkundig Mose umstoßen, um sich selbst mit völlig neuen Satzungen und Geboten an seine Stelle zu setzen!“ (o)

Und Kaiphas gab dem Judas Ischarioth Soldaten der heiligen Tempelwache mit, wie auch römische Krieger, die er sich von dem Statthalter Pilatus erbeten hatte, um einen überaus gefährlichen Aufrührer, wie er dem Prokurator gegenüber erklärte, in seinem Unterschlupf zu fassen. Und auch eine nicht geringe Gesandtschaft des Hohen Rates folgte dem Ergreifungs-Trupp, um dem Sanhedrin später über die Festnahme Jesu Bericht erstatten zu können (p).

38-C: Er wird nicht sterben, sondern sich erheben und ewig leben und herrschen!

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Auf dem Weg zum Garten Gethsemane aber, wohin Judas sie führte, fragte einer von den Tempelwachen den Ischarioth: „Sage mir doch bitte eines: Auch wenn du dich von deinem Meister losgesagt und abgewendet hast: Wäre es damit nicht genug gewesen?! (a) Aber wie bringst du das fertig, dass du Ihn über allem auch noch an Seine erbittertsten Widersacher auslieferst?!

Hast du keine Vorstellung davon, was sie Ihm antun werden?! Was hat Er dir denn nur so Böses und unverzeihlich Schreckliches angetan, dass dich Sein Schicksal auch nicht im Mindesten mehr rührt und du Ihn über allem auch noch solch einem schrecklichen Ende zuführst?!“ (b)

Judas aber entgegnete dem betreffenden Wach-Obersten: „Wahrlich, ich sage dir: Kein einziges Haar auf Seinem Haupt wird Ihm gekrümmt werden (c), wenn Er sich im Angesicht Seiner Todfeinde erst auf Seine wahre und eigentliche Sendung besinnen wird! Dieser Seiner ersten und letzten Bestimmung nämlich will ich Ihn in Wahrheit zuführen!

Und auch, wenn mich jetzt im Augenblick noch alle für einen Verräter halten, so werden mich noch alle als Seinen wahren, eigentlichen Wegbereiter preisen, der den Rache-Engel Gottes in dessen Gesalbten endlich geweckt hat! (d)

Denn siehe: Ich habe darin eine geheime Übereinkunft mit meinem Herrn und Gott, dem Höchsten Israels selbst (e); und Er bestätigte es mir durch den Mund Seines Gesalbten selbst, der – vom Geist Seines Vaters ergriffen (f) – mich sogar auch noch persönlich beauftragt hat: »Tue nun endlich, wozu du von Ewigkeit her berufen worden bist, auf dass sich jetzt alles erfüllen kann, was geschrieben steht!« (g)

Die werden noch alle ihr blaues Wunder erleben! Ich habe es schon häufig genug gesehen, wie mein Meister durch die Kraft Gottes aus den Händen derer befreit worden ist, die Ihn lynchen und hinrichten wollten! (h)

In Seiner Heimatstadt Nazareth, wo man Ihn einen steilen Abhang hinab-stürzen wollte, entzog Er sich sogar ihrem Zugriff, indem Er eine überirdische Gestalt annahm, so dass Er durch sie alle hindurch-schreiten konnte, als wären sie Luft! (i) Und alle, durch die Er hindurch-ging wie ein Sensenmann, fielen von Bestürzung erfasst zu Boden, als wären sie tot! (j)

So wird es Ihm ein Leichtes sein, alle, die sich wider Ihn erheben, nieder-zu-strecken mit dem bloßen Hauch Seines Mundes! – wie es schon der Prophet Jesaja von Ihm geweissagt hat (k) – und selbst, wenn sich alle grölenden Horden der gottlosen Heiden gegen Ihn zusammen-rotten sollten! Denn zu dieser Stunde wird der Richter in Ihm aus den Himmeln erweckt und aus der Höhe gezeugt werden und der Schläfer in Ihm erwachen! (l)

Und wenn Er sich auch selbst dann noch immer nicht auf Seinen eigentlichen Auftrag besinnen sollte, dann wird ein Blitz vom Himmel alle Seine Widersacher nieder-strecken (m), wie es bereits geschehen ist, als man Ihn zu ergreifen suchte, als Er im Tempel des HERRN Seine Tenne gründlich gesäubert hat.“ (n)

38-D: Andernfalls mag Er sterben! Denn dann ist Er doch nicht der Messias!

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Der Tempel-Wächter aber fragte den Judas ungläubig: „Und wenn dies alles doch nicht eintreten sollte, was du dir von deiner waghalsigen Tat erhoffst?!“ Da antwortete der Ischarioth bitter: „Dann mag Er hingerichtet werden! Denn dann ist Er gewiss nicht der Messias des Gottes Israels! (a)

Doch dann schüttelte Judas energisch den Kopf: „Aber das kann einfach nicht sein! Denn wie könnte der Tod den überwältigen, der schon so viele selbst aus seinem tiefsten Schlund wieder heraus-gerissen und zurück-geholt hat?! Und das Scheol konnte es nicht verhindern (b) – selbst nicht bei Lazarus, dessen Leib schon im Verwesen begriffen war! (c)

So hat mein Meister doch selbst schon gegenüber dem Hades Seine göttliche Übermacht enthüllt und unter Beweis gestellt! (d) Er ist der Sohn Gottes und das unauslöschliche Leben selbst! (e) So kann Ihn wahrlich niemand zu Tode bringen, und Ihn auch der Tod selbst, der mächtigste teuflische Widersacher Gottes, nicht bezwingen! (f) Er wird ewig leben und alsbald Israel zum Haupt machen über alle (g) und herrschen über die ganze Welt bis in die Äonen der Äonen hinein – ohne Ende!“ (h)

Und ja: Als Judas dies dem Wachsoldaten aus der Tempel-Garde bekundet hatte, da steigerte er sich in sein eigenwilliges Christus-Bekenntnis derart hinein (i), dass auch in ihm selbst alle Zweifel wieder zerschlagen wurden und sein verdrehter Glaube an Jesus in ihm wieder erwachte; und er wurde von regelrecht wahnhafter Verzückung erfasst in Erwartung der Dinge, die nun, wie er´s durch seine Intervention sich erhoffte, endlich kommen sollten (j).