47-A: Schlimmer kann es auch nicht mehr werden! Denn wir haben uns doch schon zu Ihm bekannt!

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Unter dem Kreuz Jesu aber stand von ferne auch ein junger Mann (a), der ein reicher Fürst Israels war: nämlich Joseph von Arimathia. Der war einer der Obersten Israels (b), ein angesehener Ratsherr und ein guter und frommer Mann, der auch das Reich Gottes herbei-sehnte (c) und insgeheim, wie viele seinerzeit, große Hoffnungen auf Jesus gesetzt hatte, dass Er der Messias sei, der Israel erlösen würde (d).

Jener Joseph aus Arimathia aber war der reiche Jüngling, der – wohl verspürend, dass ihm noch irgendetwas über die auswendige Einhaltung der Gebote Gottes fehlte (e) – Jesus einstmals gefragt hatte, was er noch tun müsse, um auch wirklich ins Himmelreich hinein zu gelangen. Und weil Jesus dieses Jünglings Liebe zu Gott und dessen tadellose Tugendhaftigkeit erkannt hatte und ihn für würdig befand (f), hatte ihn der Meister ermuntert: „Verkaufe alles, was du hast, und folge Mir nach!“ Doch als der Herr das damals gesagt hatte, da wandte sich der junge Fürst traurig und geknickt von Ihm ab.

Denn obwohl er dies ausgesprochen außergewöhnliche Angebot bekam, nicht nur der großen Anhängerschaft Jesu angehören zu dürfen (g), sondern sogar noch darüber hinaus in den engsten Kreis der von Jesus besonders auserkorenen Apostel aufgenommen zu werden – in die Gemeinschaft Seiner erst-erwählten Propheten-Schüler, die Ihn überall hin begleiten durften (h), – sah sich Joseph von Arimathia damals doch noch außerstande, all seine Sicherheiten und seinen Wohlstand aufzugeben, um Jesus fortan zu folgen. Er war nämlich ausgesprochen wohlhabend und äußerst reich (i).

Das einzige, wozu sich Joseph von Arimathia zur damaligen Zeit im Stande sah, war, wenigstens Jesus und Seine Gefolgschaft für deren Missionsreisen von diesem Tage an großzügig mit seinem Geld zu unterstützen (j).

Er war aber nur heimlich ein Anhänger Jesu (k) und begünstige die Jüngerschaft Jesu versteckt, im Verborgenen (l). Denn er war durch die Fürsprache des hoch-geachteten alt-ehrwürdigen Ratsherren Nikodemus (m) ein Mitglied des hohen Rates geworden und fürchtete, man würde ihn wieder aus der »Hohen Synagoge«, dem Sanhedrin, ausschließen, wenn er sich öffentlich zu Jesus bekannt hätte (n).

Als es dann aber zu der schicksalsschweren Verhandlung über Jesus kam, wo es um Leben oder Tod ging, sah sich Joseph von Arimathia nun aber doch gezwungen, klar Stellung für Jesus zu beziehen. Und er stimmte als einziger zusammen mit Nikodemus gegen die Hinrichtung Jesu (o) und stellte sich damit mit seinem Gönner gegen den ganzen restlichen siebzig-köpfigen Hohen Rat unter dem Hohenpriester (p).

Diese beiden Männer nun, Joseph von Arimathia und sein geistlicher Vater Nikodemus (q), standen, bestürzt über den Ausgang, den es mit Jesus, diesem Gerechtesten unter allen Gerechten (r), nun noch genommen hatte, fern ab von Seinem Kreuz und sorgten sich, was nun zu tun sei.

Denn das Gesetz des Mose schrieb vor, dass ein Gehängter nicht über Nacht am Fluchholz bleiben dürfe (s). Außerdem war Rüsttag vor dem Sabbat (t), an welchem den Juden Ruhe geboten war und es ihnen untersagt war, irgendeine Arbeit zu verrichten (u).

Darum musste, wie ihnen klar wurde, der verstorbene Jesus unbedingt noch am selben Tag vom Kreuz abgenommen werden. In der Regel kümmerten sich die Römer nämlich nicht um die Abnahme der zu Tode Gefolterten und überließen dies ihren Angehörigen. Hingerichtete aber, die keine Nahestehenden hatten, wurden spätestens nach einigen Tagen in ein Massengrab für die Verbrecher auf der Gehenna, der Abfallgrube, neben dem Kalvarienberg außerhalb der Heiligen Stadt Jerusalem geworfen und dort notdürftig verscharrt, so dass der beißende Gestank der dort verwesenden Leichen, welche die Aasgeier wieder ausgruben, um ihr Fleisch zu fressen, hinauf bis zur Hinrichtungsstätte bei dem großen Totenkopf-Felsen drang, der dort stand (v).

Nachdem Jesu Jünger aber alle geflohen waren (w), war niemand da, der Seine Leiche vom Marterpfahl abgenommen hätte – so trostlos starb Jesus! Verlassen von wirklich allen! – ausgenommen den Frauen.

Johannes aber, der Jünger, den Jesus lieb hatte (x), hatte die Mutter Jesu, welche seine Tante mütterlicherseits war, nachdem sie unter dem Kreuz zusammengebrochen war, zusammen mit seiner Mutter Salome (y), der Schwester der Herren-Mutter, zurück in das Haus seines Vaters Zebedäus am Fischmarkt gebracht (z).

So befanden sich allein nur noch einige Frauen aus der Gefolgschaft Jesu unter dem Kreuz, welche Jesus und Seinen Jüngern auf gar manchen Reisen begleitet und ihnen gedient hatten, indem sie sich um das leibliche Wohl der Gemeinschaft kümmerten, dadurch, dass sie die Speisen für sie alle einkauften und zubereiteten: (aa) nämlich Maria Magdalena, sowie Maria, die Frau des Kleopas mit dem Beinamen Alphäus, welche die Mutter des Apostels Jakobus, des Jüngeren, und der Herolde Joses und Simon war (ab), außerdem Johanna und Susanna und noch andere Jüngerinnen.

Es waren also keinerlei Männer aus der Anhängerschaft Jesu noch anwesend – bis allein auf Kleopas (ac), dem Bruder von Jesu Zieh-Vater Joseph (ad), welcher der Onkel Jesu väterlicherseits war (ae).*

  • Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte III, 11 aus dem 4. Jhdt. n. Chr.,
    nach dem dort zitierten Historiker Hegesippus aus dem 2. Jhdt. n. Chr.

Das aber hätte bedeutet, dass der Hingeschlachtete den ganzen Sabbat über in der sengenden Hitze an Seinem Marterpfahl hängen geblieben wäre (af) und die Aasgeier, die schon über der Hinrichtungsstätte kreisten, über Seinen verwesenden zerfetzten Leichnam hergefallen wären, um Ihn gar gänzlich zu zerfleischen (ag).

Es musste also dringend etwas geschehen: Der tote Prophet musste umgehend abgenommen werden, ehe der Sabbat mit der Abenddämmerung heraufzog – zumal es ein »großer Sabbat« war, da der Fest-Sabbat des Passah in diesem Jahr mit dem Wochen-Sabbat zusammenfiel, was ganz außergewöhnlich war und äußerst selten vorkam (ah). Doch wohin dann mit dem Leichnam?!

Da erklärte Joseph von Arimathia: „Ich werde Ihm mein Felsengrab überlassen, dass ich nicht fern von hier in einer Gartenanlage für mich habe aushauen lassen.“ (ai)

Und Nikodemus fragte: „Das willst du wirklich für Ihn tun!?“

Und Joseph antwortete: „Das ist das Mindeste, was ich Ihm noch erweisen kann, nachdem ich damals schon nicht Seinem Ruf nachgekommen bin, mich Ihm anzuschließen und Ihm zu folgen, wo dies doch eine ausgesprochene Würdigung war (aj), die ich damals auszuschlagen wagte“ (ak).

Nikodemus aber erklärte: „Du bist dir aber schon darüber bewusst und im Klaren, dass sie dich dafür aus der Synagoge ausschließen werden, wenn dir nicht sogar noch Schlimmeres blüht!“ (al)

Doch Joseph blieb dabei: „Jetzt haben wir ja ohnehin schon Farbe bekannt! (am) Viel schlimmer kann es wohl nicht mehr werden!“

47-B: Auch nicht ein Knochen soll Ihm gebrochen werden! Denn die Höhe bewahrt Seine Gebeine!

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So ermannte sich Joseph von Arimathia, ohne Furcht vor dem Sanhedrin den Statthalter Pilatus aufzusuchen und eine Audienz zu erbitten, um zu erfragen, ob er den Leichnam Jesu vor Einbruch der Nacht noch abnehmen und bestatten lassen dürfe (a). Nikodemus aber begleitete ihn. Und da sie beide Fürsten Israels waren, wurden sie zum Präfekten vorgelassen.

Joseph von Arimathia, aber auch Nikodemus, waren überdies nämlich als vermögende Mitglieder des Hohen Rates (b) dem Präfekten auch wohl bekannt und als einzige aus dem Sanhedrin mit dem Prokurator auch regelrecht befreundet (c). So hatte Joseph von Arimathia dem Pilatus auch schon mehrmals über Jesu Wirken und Verkündigung berichtet, da er ein heimlicher Jünger Jesu war (d), der Ihn und Seine Anhängerschaft aus seinem Vermögen auch tatkräftig unterstützte (e).

Pilatus aber wunderte sich, dass Jesus bereits am Kreuz verschieden war (f), was allerdings nicht wirklich überraschend war – nach dem furchtbaren Martyrium der qualvollen Folter, die Jesus vor Seiner Hinrichtung auch noch zusätzlich über sich hatte ergehen lassen müssen, da Er vor Seiner Kreuzigung auch noch auf grausamste Weise ausgepeitscht und gegeißelt worden war (g).

Und der Statthalter gewährte dem Joseph von Arimathia seine Bitte und überließ ihm den Leichnam Jesu, um Ihn in seiner Gruft in der Grabanlage vor Jerusalem bestatten zu können (h). Denn Pilatus hatte auch ein schlechtes Gewissen, dass er das Volk durch die Geißelung Jesu nicht besänftigen konnte, so dass er Ihn überdies dann doch auch noch hinrichten lassen musste und Jesus damit über die Maßen, mehr als doppelt „bestraft“ worden war, obwohl der Präfekt selbst doch keinerlei Schuld an Ihm gefunden hatte (i).

Als nun aber die Ältesten Israels mitbekamen, dass Jesus vom Statthalter zur Abnahme freigegeben worden war, bestanden sie darauf, dass Ihm mit einem Speer das Herz durchbohrt werden sollte, um sicher zu stellen, dass Jesus auch wirklich bereits verstorben war. Also durchbohrte der Soldat Longinus auf Anordnung des Hauptmanns mit seiner Lanze die Seite Jesu und stach Ihm mitten durchs Herz (j). Und sogleich strömte Blut und Wasser heraus (k). Und dass dies die Wahrheit ist, ist in der ganzen Gemeinde Roms bekannt, welcher jener einstige Soldat Longinus heute angehört (l).

Den Verbrechern Dysmas und Gestas aber, deren Kreuze links und rechts von dem Galgen Jesu aufgerichtet worden waren (m), ließ der Offizier die Beine brechen, um ihren Todeskampf zu beschleunigen. Also wurden den Gehängten zu beiden Seiten Jesu die Unterschenkel zerschlagen, so dass sie in sich zusammensackten und sich nicht mehr aufrecht halten konnten und kurz darauf durch ihre Atemnot verschieden. Bei Jesus aber war dies nicht mehr nötig, da Er ganz offensichtlich bereits verschieden war (n).

So erfüllte sich die Schrift, welche vorschrieb, dass dem Passah-Lamm als einem heiligen, tadellosen Sühneopfer kein Knochen gebrochen werden dürfe (o). Denn Jesus war das Passah-Lamm Gottes, das sich willig, ohne den Mund aufzutun, für das ganze Universum hinschlachten ließ (p) und das sich so aus freien Stücken durch Sein hohepriesterliches Selbst-Opfer (q) die Sünden der ganzen Welt auf-lud und dadurch aller Seelen Schuld hinweg-nahm in bereitwilliger Sühne für wirklich alle (r).

Und weil Jesus die Vollendung des Passah war als das Opferlamm Gottes, das sich selbst dahin-gab zur Sühne für ausnahmslos alle Schöpfung in den Himmeln, wie auf Erden (s), darum auch durften Seine Gebeine nicht gebrochen werden nach dem Gesetz, auf dass sich fürwahr alles bis ins kleinste Jota erfüllte (t), was über Ihn geschrieben steht (u).

Ebenso erfüllte sich an Ihm hier aber auch die Prophezeiung des Königs David: „Unendlich nahe – ja, Ihm sogar innewohnend! (v) – ist die Gottheit dem, dessen Herz durchstochen wird und dessen Geist niedergeschmettert wird hin zu tiefster Betrübnis (w). Auch nicht ein Knochen soll Ihm gebrochen werden. Denn die Höhe bewahrt Seine Gebeine“ (x).

47-C: Und sie werden Ihn sehen, den sie durchbohrt haben!

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Auf Befehl des Hauptmanns wurde Jesus also eine Lanze ins Herz gestoßen (a). Damit erfüllte sich aber auch noch eine weitere Weissagung. Denn damit traf ein, was der Prophet Sacharja schon vor Jahrhunderten gesehen und gekündet hatte: „Und sie werden Ihn sehen, den sie durchbohrt haben, und weinen und wehklagen über Ihn. Denn Er ist der Erst- und Höchst-Geborene Gottes, wie Israels“ (b). Denn Ihm wurde ein Speer durchs Herz gestoßen.

Joseph von Arimathia aber fing das austretende Blut mit einer großen Schale auf, die er sich von seinen Bediensteten eilig hatte bringen lassen. Denn den Juden ist das Blut heilig, da nach ihrem Glauben in ihm die göttliche Seele allen Lebens ist (c). Joseph von Arimathia wusste aber noch nicht, was er mit dem heiligen Blut des großen Propheten Gottes (d) machen sollte. So wies er einige seiner Bediensteten an, die Schale mit dem Blut Jesu zunächst einmal äußerst behutsam in sein Haus zu bringen und dort gut zu verwahren.

47-D: Ein wahrlich vollendetes göttliches Sühneopfer für restlos alle Welt!

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Außerdem sandte der Arimathäer zwei seiner Knechte, um eine große reine Leinwand zu kaufen – bei Händlern aus dem Priestergeschlecht, die an diesem Tag arbeiten durften – als Leichentuch für den Herrn, und Binden, welche man um das Grabtuch zu wickeln pflegte (a). Und er ließ sich auch eine Bahre aus seinem Hause bringen, mit einem Tuch, um die Scham des gänzlich entblößt gestorbenen, völlig nackten Toten (b) für den Weg zum Gartengrab bedecken zu können.

Nikodemus aber ließ eine große Menge an Myrrhe gemischt mit Aloe kaufen – etwa hundert Litrai, das sind um die dreiunddreißig Kilogramm an erlesensten Spezereien (c).

Nachdem nun auf Geheiß des Offiziers des Kreuzigungstrupps Jesus das Herz durchbohrt worden war und Er mit Sicherheit nicht mehr lebte, da gab dieser Jesu Leichnam zur Abnahme frei (d).

Und Joseph von Arimathia nahm zusammen mit Nikodemus und Kleopas Alphäus, dem Onkel Jesu väterlicherseits, unter Hilfe einiger Bediensteter Jesu zerschundene Leiche vom Kreuz ab:

Zuerst zogen sie den großen Nagel aus Seinen Füßen auf der Fußstütze; dann ließen sie den Querbalken mit dem Leichnam Jesu vom Marterpfahl ab und legten ihn auf den Boden; und siehe, da erbebte erneut die Erde.

Dann aber zogen sie die beiden Nägel aus den Armen unterhalb der Handgelenke (e) und legten den toten Körper auf die Bahre, die Joseph von Arimathia sich hatte bringen lassen, und bedeckten Seine Scham.

Es war aber um die zehnte Stunde, als Christus von Seinem Kreuz abgenommen wurde – also nach Vollendung der vierten Stunde nach der Mitte des Tages. Damit war der Sohn Gottes insgesamt ganze sieben Stunden am Fluchholz gehangen (f).

Dies aber geschah, um anzuzeigen, dass Er ein vollendetes, ewiges Sühneopfer zur Auslösung wahrlich aller Geschöpfe Gottes, sowohl in den Himmeln, als auch auf Erden, wie auch in den tiefsten Tiefen der Unterwelt, erbracht hat, weil in dem Sohn Gottes die siebenfältige Heilige Ruach innewohnte (g) und damit die ganze göttliche Fülle der himmlischen Abba-Liebe selbst leibhaftig in Ihm war (h), um so wahrhaft restlos das ganze Universum mit sich auszusöhnen (i). Die Zahl »Sieben« ist nämlich bei den Hebräern eine Vollzahl, die vollendete Vollkommenheit zum Ausdruck bringt (j).

So ist der göttliche Christus fürwahr nicht nur die Versöhnung all derer, die bereits Heil in Ihm gefunden haben (k), sondern darüber hinaus auch für das ganze Universum (l), so dass sich Ihm wahrhaftig noch alle Knie beugen und Ihm alle Herzen zufallen müssen (m) – von Seiner unendlichen Liebe überwältigt und überführt (n). Denn ja: Er brachte tatsächlich Heil für das ganze All! (o)

47-E: Notdürftige Bestattung Jesu vor dem Anbruch des großen Ruhetages

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Danach ließ der Fürst die Leiche des Meisters auf der Bahre zu seinem nahe gelegenen Gartengrab tragen (a).

Und die Frauen, welche noch an der Hinrichtungsstätte unter dem Marterpfahl Jesu standen, folgten ihnen unter Wehklagen und Schreien. Es waren aber Maria Magdalena, ferner Maria, die Frau des Kleopas, welche die Tante Jesu väterlicherseits war, sowie Johanna und Susanna und noch einige andere Jüngerinnen Jesu.

Sie alle brachten den Verstorbenen in die nahe gelegene Grabanlage des Joseph von Arimathia, wo er sich in einen Felsen eine Gruft hatte hauen lassen, in welcher er einstmals selbst bestattet werden wollte. In dies Felsengrab war also noch nie jemand gelegt worden (b).

In dem grünen, bewaldeten Grab-Garten befand sich aber auch ein Brunnen, so dass Magdalena mit den anderen Frauen unter heißen Tränen die blutverschmierte erkaltende Leiche Jesu so gut, wie es eben ging, mit Schwämmen säubern konnten. Die Haut Jesu war nämlich von Seiner Geißelung gänzlich aufgerissen und zerfetzt.

Johanna und Susanna aber (c) legten derweil auf der Lagerstätte in der Gruft – einem ausgehauenen Felsen, auf welchem der Tote aufgebahrt wurde – das Leichentuch aus, auf welches der erkaltende Leib Jesu sodann von den Männern gelegt wurde. Danach schlugen sie das Grabtuch, welches die beiden Frauen am Kopfende zusammengelegt hatten, über das Haupt Jesu bis zu Seinen Füßen. Und Maria Magdalena nahm die Spezereien von Myrrhe und Aloe und verteilte sie um den Leichnam Jesu unter der Leinwand (d).

Nikodemus hatte sie besorgen lassen, denn die Spezereien sollten die Verwesung der Leiche so gut, wie irgend möglich, verlangsamen (e), da ihnen bewusst war, dass ihnen nicht genügend Zeit blieb, den Toten, wie es eigentlich üblich war und sich gebührt hätte, für Seine letzte Ruhe salben zu können. Der Sabbat war nämlich schon im Heraufziehen begriffen; denn es dämmerte schon. So konnten sie ihren Meister nur notdürftig ablegen, wie einen Verbrecher (f).

Die letzte Ölung wollten die Frauen aber gleich am frühen Morgen des Ersten der Woche, nach dem großen Sabbat, nachholen.

Als Magdalena die Spezereien um die Leiche verteilt hatte, hoben schließlich Joseph und Nikodemus den Toten an, damit Maria aus Magdala die Binden um den erkaltenden Körper wickeln konnte (g).

Die anderen Frauen aber saßen vor dem Grab und schlugen sich an die Brust unter Weinen und Wehklagen (h); denn es war nicht ausreichend Raum in der gehauenen Gruft für alle – allein nur für diejenigen, welche den Leichnam aufbahrten (i).

Und nachdem sie Jesus in das eigens dafür neu erworbene reine Leinentuch gewickelt und Ihn in das Grab des Joseph von Arimathia gelegt hatten, das jener in einen Felsen hatte hauen lassen, ließen sie von ihren Bediensteten den schweren Felsbrocken in die Öffnung zur tiefer-gelegenen Tür der Gruft versenken, so dass das Felsengrab fest verschlossen war (j).

Schließlich begann es aber schon zu dämmern und die Frauen mussten sich beeilen, noch wohlriechendes Salböl für die letzte Ölung Jesu bei Händlern, die dem Priestergeschlecht angehörten, zu besorgen, ehe der große Sabbat anbrach (k). Denn allein diese begingen den Fest-Sabbat des Passah erst am nächsten Tag, der zugleich auch der Wochen-Sabbat war.

Die Salböle wollten sie dann am Abend des Folgetages zubereiten, wenn mit dem Einbruch der Nacht der große Sabbat geendet hatte (l), um dann am Ersten der folgenden Woche gleich früh am Morgen zum Grab gehen zu können, um ihrem Rabbi durch Seine Toten-Salbung die letzte Ehre zu erweisen (m). Über den Sabbat aber mussten sie Ruhe halten nach dem Gesetz (n).

Und keiner von den Jüngern, die sich im Obersaal des Hauses der Eltern des Johannes Markus versteckt hielten, wo der Herr das Passahmahl mit ihnen gefeiert hatte, wagte sich am Sabbat hin zum Grab – aus Angst vor den Juden (o).

Sie erfuhren aber am folgenden Sabbat-Tag über den Sohn des Hausherren, Johannes Markus, der auch ein heimlicher Jünger Jesu war (p), von anderen Pilgern, welche in dem geräumigen Haus des Vaters von Johannes Markus Herberge hatten und den Grabgarten aufgesucht hatten, dass die Felsengruft bewacht wurde von einer römischen Kohorte (q).

47-F: Und nachdem der HERR alles vollendet hatte, ruhte Er am siebten Tag

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Es war aber der vierzehnte Nisan, an welchem Jesus abgeschlachtet wurde, der Rüsttag zum Passahfest, an welchem die Priester im Tempel die Passah-Lämmer schlachteten, um sie am Abend zu verzehren, als der Fest-Sabbat des Pessach begann (a). So wurde Jesus als das Passah-Lamm Gottes zur selben Stunde geopfert, wie die Passah-Lämmer im Tempel für die Sadduzäer, welche der Priesterschaft angehörten.

Das Volk aber hatte das Pessach schon einen Tag früher, am dreizehnten Nisan gefeiert, so dass für sie der Fest-Sabbat des Pessach auf den Rüsttag zum regulären Wochen-Sabbat fiel. Dies nämlich war das Geheiß der Pharisäer, dass das Passahfest für das Volk einen Tag vor-verlegt werden müsse, damit auch der Fest-Sabbat des Passah eingehalten werden konnte und nicht ausfiel, weil er in diesem Jahr mit dem Wochen-Sabbat zusammenfiel, weswegen dieser Sabbat, an welchem der Herr in Seinem Grab ruhte (b), nachdem Er alles zur Erlösung des ganzen Universums vollbracht und vollendet hatte (c), auch als »großer Sabbat« bezeichnet wurde (d), weil an diesem Tag der Ruhe des Herrn der Wochen-Sabbat mit dem Fest-Sabbat des Passah zusammenfiel, wie in Jesus auch der Alte und der Neue Bund als ein Testament durch den Tod seines göttlichen Stifters in einer freien himmlischen Gnadenzuteilung und göttlichen Schenkung erfüllt wurde (e) – gänzlich umsonst! (f)

Und so ruhte der Herr dem Fleische nach an diesem großen Sabbat in Seinem Grab (g), nachdem Er Sein göttliches Leben für alle ausgeschüttet hatte, um dadurch noch alles in Sein wahrhaftiges Leben zu bringen (h), worin schließlich sogar auch aus göttlicher Perspektive der Grundstein für alle Schöpfung selbst gelegt worden war (i).

Und damit erfüllten sich die Worte der Schrift, die da lauten: „So wurden Himmel und Erde vollendet. Und siehe: nachdem der HERR alles vollendet hatte, und sah, dass nun alles perfekt hinausgeführt geworden war, da ruhte Er am siebenten Tag, da Er nun Ruhe und Frieden für alle gestiftet hatte“ (j).

47-G: Und Er stiftete ihnen das neue Sühneopfer-Mahl, noch ehe Er es für alle erbrachte!

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Da die Pharisäer aber ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten suchten durch penible Einhaltung der Thora des Mose (a), legten sie einen Zaun von zusätzlichen Bestimmungen um das Gesetz, um sicher-zu-stellen, dass die Thora wirklich in allen Stücken eingehalten wurde (b).

Darum durfte nach ihrer Ansicht auch der Fest-Sabbat des Pessach nicht auf den regulären Wochen-Sabbat fallen, sondern musste gesondert begangen und erfüllt werden, weswegen sie angeordnet hatten, dass das Passah in diesem besonderen Jahr um einen Tag vorverlegt werden müsste – zumindest für das gemeine Volk. Allein alle Mitglieder aus dem Priestergeschlecht Levis konnten das Pessach am regulären Termin feiern, da sie ja auch sonst am Sabbat im Tempel ihren Dienst verrichten durften und nicht von der Arbeit ruhen mussten (c).

So kam es, dass Jesus schon am Vortag vor Seiner Hinschlachtung als das Passah-Lamm Gottes (d) eben dies Pessach mit Seinen Jüngern selbst feiern konnte (e), um ihnen bei Seinem letzten Abendmahl mit ihnen dies Sühneopfer zu reichen und dessen Erfüllung zu enthüllen in Seiner Hinschlachtung für ausnahmslos alle (f) – wie Er ihnen ja auch schon das Fleisch und Blut Seines geistlich verklärten Auferstehungsleibes austeilen konnte (g), obwohl Er noch leibhaftig als Irdischer unter ihnen war, da sich bei Seiner Auferstehung und Erhöhung Sein Astralleib ausweitete über alle Räume und Zeiten (h), so dass Er ihnen bereits bei der Einsetzung Seines neuen Sühne-Mahls der Agape, des Passah-Mahls des Neuen Testaments, Anteil geben konnte an Seinem geistlichen Fleisch und Blut (i), wodurch all die Seinen auch ganz real in der unsichtbaren letzten Wirklichkeit zu Gliedern Seines Geist-Leibes wurden (j) – ja, wie Er sogar in Seiner vorgeburtlichen Engels-Erscheinung des himmlischen Hohenpriesters Melchisedek (k) Sein verklärtes spirituelles Fleisch und Blut in Gestalt von Brot und Wein selbst schon dem Abraham, dem Vater aller Gläubigen (l), segnend reichen konnte (m).

47-H: Man wird mir fluchen, solange sich die Erde dreht!

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Der Hauptmann aber, der unter dem Kreuz Jesu über all dem, was geschehen war, zum Glauben gekommen war (a), brachte noch zur selben Stunde, als der Menschensohn verstorben war, dem Statthalter Meldung von allem Geschehenen, ohne seine Deutung des Ganzen zu verschweigen.

Er wusste nämlich, dass des Pilatus Frau bereits den jüdischen Glauben angenommen hatte und ihren Gatten auch gewarnt hatte, an diesen Gerechten Gottes ja nicht Hand anzulegen (b), sowie, dass auch selbst schon der Statthalter von dem furchtlosen Auftreten Jesu derart beeindruckt war (c), dass er schon von sich aus dazu neigte, der Enthüllung Christi von der Wahrheit über Gott und diese Seine verlorene, ach so verkehrte Welt Glauben zu schenken (d).

Ebenso war diesem Offizier aber auch bekannt, dass Pilatus sich regelmäßig durch jenen hoch angesehenen Hohen Ratsherrn, dem Joseph von Arimathia, der ein Fürst der Juden und ein vermögendes Mitglied des Sanhedrins war (e), von Jesus hatte berichten lassen und diesem gegenüber sehr freundschaftlich eingestellt und mit ihm gut vertraut war (f).

Darum verschwieg der Hauptmann auch nicht, dass dieser, welchen Pilatus hatte kreuzigen lassen, seiner Meinung nach tatsächlich ein Heiliger Gottes gewesen sein musste, genau, wie es die Frau des Pontius Pilatus in ihrem Traum erkannt hatte (g).

Als der Präfekt aber all das hörte, was auf Golgatha geschehen war und was Jesus alles aus der unermesslichen Liebe Seines Herzens bekundet hatte (h), ehe Er für alle Welt Sein Leben ließ und verschied (i), da wurde er zutiefst in seinem Inneren erschüttert und betroffen.

Von der Verfinsterung aber, die über allem für ganze drei Stunden mitten am Tag eingetreten war, sowie von den schweren Erdbeben, die das ganze Land erschüttert hatten (j), musste der Befehlshaber des Hinrichtungstrupps freilich nichts berichten.

So kam es, dass beide, sowohl Pontius Pilatus, als auch seine Frau, Claudia Procula, zutiefst betrübt waren, so dass sie, als sie am Abend zu Tische saßen und ihnen aufgetragen wurde, doch nichts essen und trinken wollten (k).

Und Pilatus verzweifelte: „Wenn jener fürwahr gleich Asklepios ein Sohn der Götter (l) oder am Ende gar der Sohn des höchsten Gottes Jupiter war, der zur Erlösung aller Welt Sein heiliges Leben und Blut dahingegeben hat, wie Er es von sich bekundete: Wie werde dann ich nunmehr in die ewigen Analen eingehen?! – als der, unter welchem jener gelitten hat und ans Kreuz genagelt worden ist! Man wird mir fluchen, solange sich die Erde dreht und ausspucken bei meinem Namen!“

Seine Frau Claudia aber versuchte, ihren Gemahlen zu trösten und sprach: „Meinst du nicht, man wird auch dessen gedenken, dass du mit allen Mitteln versucht hast, Seine Hinrichtung zu verhindern?! Und was du ja doch auch von Ihm bekannt hast!

Denn hast du nicht ebenso auch ein dreifaches Zeugnis von Ihm gegeben, wie du mir berichtet hast? »Ich finde keine Schuld an Ihm!« und: »Seht doch, was für ein Mensch!« sowie: »Das ist euer König, der Messias der Juden!«! (m) Und hast du dir nicht vor aller Welt Augen im Angesicht der Sonne demonstrativ die Hände gewaschen und laut, klar und unmissverständlich bekundet: »Ich will nichts zu tun haben mit der Ermordung dieses wahrhaft Gerechten!«?! (n)

Meinst du nicht, man wird sich auch dessen erinnern, wenn jener wahrhaftig gekommen ist, wirklich restlos alle Wahrheit ans Licht zu bringen und auch das Verborgene in aller Herzen zu enthüllen?! (o) Und hat Er dir nicht selbst erklärt, dass all dies so geschehen musste, wie es kam, zum Heil für alle Welt?! (p) Wenn es denn nun tatsächlich so geschehen musste, wie hättest Du es dann aufhalten können?!“ (q)

Pilatus aber wollte sich nicht trösten lassen und erwiderte ihr: „Was aber ist dann mit deinem Traum, aufgrund von dem du selbst mich hast warnen lassen: »Habe du nur ja nichts zu schaffen mit diesem Gerechten!«?“ (r) Und was ist mit all dem Blut, das du über dieses Land meiner Regentschaft hast kommen sehen?!

So muss ich doch fürchten, dass auch über mich noch schwere Vergeltung kommen wird, wegen all dem, was ich nicht verhindert, sondern wider besseres Wissen zugelassen habe!

Bin ich nicht der Regent dieses Landes?! Oder soll ich am Ende doch ein Sklave sein, wie Jener es von mir bekundet hat?!

Nein, nein, Claudia! Ich hätte niemals nachgeben dürfen! Und das wird mir anhängen bis zu meinem bitteren Ende, und auch noch danach, solange Menschen der Dinge gedenken werden, die heute hier geschehen sind!“

47-I: Aber das sollen mir die Juden büßen!

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Dann aber packte den Prokurator unbändige Wut über jene, die ihn zu dieser Untat verleitet hatten, und er sprach: „Aber fürwahr: Das werde ich diesen selbstgerechten Pack noch heimzahlen!“ (a) Und er ließ den gesamten Hohen Rat zu sich rufen – ungeachtet des Umstandes, dass deren Passah unmittelbar bevorstand; und er ließ ihnen durch seine Boten ausrichten, sie hätten sich unversehens bei ihm einzufinden, wenn ihnen ihr Leben lieb sei.

Denn auch Pilatus empfand und handelte ganz der menschlichen Natur gemäß, dass er die Schuld lieber bei anderen suchen wollte und seine eigene Verfehlung lieber anderen zuschrieb und auf diese abschob (b), als sich sein eigenes Versagen und schweres Vergehen eingestehen zu müssen. Denn schuldig oder gar verdammungswürdig: das sind ja bekanntlich immer nur die anderen!

Und als sich der Sanhedrin in den Vorhof des Prätoriums widerwillig einfand, trat er zu den Hohenpriestern und Ältesten und Schriftgelehrten hinaus und fuhr sie wirsch an: „Was habt ihr nur mir und diesem ganzen Land meiner Herrschaft angetan, dass ihr mich diesen gerechten Menschen Gottes habt kreuzigen lassen?!“

Da gaben sie sich verwundert und erwiderten ihm: „Wie kommt es, dass du nun auf einmal das Urteil bereust, das du doch selbst über diesen verhängt hast?! Oder stand es dir etwa nicht frei, als der Stellvertreter Roms schalten und walten zu können, wie es dir beliebt?! Und war es etwa nicht erwiesen, dass dieser ein Volksverführer war?!“

Pilatus aber ergrimmte: „Volksverführer?! Glaubt ihr das immernoch?! Habt ihr nicht gesehen, was alles geschehen ist?! Dass sich die Sonne verfinstert hat über dem Tod jenes Gerechten! Und dass die Erde bebte bei Seinem Verscheiden!“ (c)

Sie jedoch entgegneten ihm: „All dies muss schlichtweg eine unerklärliche Laune der Natur gewesen sein! Es hat nichts zu bedeuten!

Es kann garnichts Ungewöhnliches gewesen sein! (d) Denn wenn jener solches hätte bewirken können, so hätte Er´s uns angedroht, als wir von Ihm ein Zeichen vom Himmel eingefordert haben, dass Er wahrhaftig aus den Himmeln sei! (e) Denn wenn diese Finsternis von Gott gekommen wäre und jener Hingerichtete tatsächlich ein Prophet Gottes gewesen wäre, so hätte Er es vorher angekündigt, dass solches eintreten würde, wie es auch Mose getan hatte“ (f).

Sie aber verkannten, dass eben all das sehr wohl schon längst durch viele Propheten angekündigt worden war, dass sich sogar die Sonne darüber abwenden würde (g), wenn der Sohn Gottes getötet werden sollte. Auch hatte der Herr selbst dies sehr wohl auch einigen Pharisäern aus ihren Reihen bekundet, dass derartiges in Seiner Todesstunde geschehen würde (h). Aber daran wollten sie sich freilich nicht mehr erinnern und hatten es verdrängt; denn ihre Herzen waren bereits hoffnungslos verstockt (i), so dass sie´s schon garnicht mehr fassen und begreifen konnten (j)

Sie nämlich wollten´s einfach nicht glauben – nicht einmal angesichts jener deutlichen Zeichen vom Himmel, die eingetreten waren, genau wie der Herr selbst es ihnen angekündigt hat, als Er ihnen erklärt hatte: „Euch in eurer Halsstarrigkeit können nicht einmal mehr Zeichen und Wunder vom Himmel her ernüchtern und aufwecken! Darum wird euch auch kein Zeichen mehr zuteil werden, weil ihr´s nicht erkennen wollt und könnt in eurem verbissenen Unglauben (k), so dass ihr´s nicht einmal erkennt, wenn das Reich Gottes eindeutig und unwiderlegbar ersichtlich von allen Seiten zu euch gekommen ist (l), weil eure Herzen nicht in jenem Reich gegründet sind, wie dieses Himmelreich auch nicht in euch“ (m).

Und sie sprachen weiter zum Präfekten: „Siehe, wenn jener wahrhaftig der Sohn Gottes gewesen wäre, wie Er behauptet hat, so hätte es Gott niemals zugelassen, dass jener hätte zu Tode kommen können (n), und erst recht nicht, dass Er am Fluchholz hätte enden können! Denn das Gesetz Gottes sagt klar und eindeutig: »Von Gott verflucht ist, wer am Fluchholz hängt!« (o)

Darum KANN jener überhaupt nicht der Messias gewesen sein! Denn sonst hätte eben DIES niemals eintreten dürfen, dass der Christus Gottes unter dem Fluch Gottes ausgetilgt wird und stirbt! Daran erkennst du, dass jener aus dem Satan und ein diabolischer Verführer des Belial war, der nun dafür von Gott gerichtet worden ist!“ (p)

Pilatus aber blieb im Tiefsten erschüttert und wollte sich nicht beruhigen lassen. So wandte er sich zornerfüllt ab und ließ die Rats-Herren im Vorhof des Prätoriums einfach stehen, ohne ihnen mitteilen zu lassen, dass die damit entlassen worden waren.

Denn Pontius hatte den Glauben seiner Frau Claudia Procula, die es mit der Religion der Juden hielt (q), bislang nicht geteilt. Vielmehr war er müde und verbittert über diesem halsstarrigen und widerspenstigen Volk geworden, dass er es mit zunehmender Härte regierte – und schließlich schon bald auf diese Ereignisse hin mit blutiger Unerbitterlichkeit (r). Auch war er mittlerweile voller Zorn darüber, in diese unbeliebte Provinz als Statthalter gesandt worden zu sein. Was er aber vom Volk und seinen priesterlichen Führern her erlebte, ließ ihn ihren Glauben wegen ihres Hochmutes und ihrer Selbstgerechtigkeit nur verachten (s).

Nun aber war er ihrem König begegnet, der so ganz anders war, und der behauptete, er sei ihr und aller Menschen Gott! (t) Und ausgerechnet diesen hatte er dem Tode überantworten müssen!