Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VII Die Auferstehung
4: Erscheinung des Auferstandenen vor den Frauen
4-A: Wo nur war das erlesene Öl für Jesu letzte Salbung abgeblieben?!
4-B: Was für ein Albtraum! Über allem auch noch Grabschändung!
4-C: Rabbuni!
4-D: Nur schnell zu den Brüdern!
4-E: Ob man uns überhaupt Zugang zum Grab gewährt?
4-F: Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?!
4-G: Verkündigt es den Brüdern! Der Tod ist verschlungen in dem Sieg!
4-H: Nun weint nicht mehr! Jetzt habt ihr Mich doch wiedergefunden!
4-A: Wo nur war das erlesene Öl für Jesu letzte Salbung abgeblieben?!
Am ersten Wochentag nach dem Sabbat aber machte Maria Magdalena sich schon früh am Morgen, als es noch finster war, auf den Weg zu dem Garten, in welchem sie den Herrn in die Gruft des Joseph von Arimathia hineingelegt hatten (a). Sie wollte sich dort nämlich mit den anderen Frauen treffen, um den Leichnam des Herrn zu salben (b). Denn als sie ihren Meister dort vor zwei Tagen bestattet hatten, blieb ihnen hierfür nicht ausreichend genug Zeit, da es schon dämmerte und der Sabbat heraufzog, an welchem es ihnen nicht gestattet war, Arbeiten zu verrichten oder gar einen Toten zu berühren (c).
Magdalena war nämlich noch am Abend des Rüsttages vor Anbruch des Sabbats nach Bethanien zurückgekehrt (d), obwohl es da schon zu dunkeln begann. Aber dies rührte sie nicht im Mindesten, nach allem, was geschehen war, obwohl sie wusste, dass es nach Ansicht der Pharisäer verboten war, noch eine solche Wegstrecke zurückzulegen, wenn der Ruhetag des HERRN seinen Anfang genommen hatte. Bethanien war nämlich etwa eine halbe Stunde Fußweg von Jerusalem entfernt.
Maria wollte aber unbedingt nach Hause zurückkehren, um die erlesene Narde aus Indien zu holen, mit welcher sie vor einigen Tagen ihren geliebten Rabbuni im Haus des Simon, den Jesus einst vom Aussatz geheilt hatte, sowohl das Haupt, als auch die Füße gesalbt hatte (e).
Als sich die Jünger da nämlich über diese Verschwendung mokiert hatten, weil man dieses kostspielige Salböl doch auch hätte verkaufen und den Erlös den Armen hätte zukommen lassen können (f), da hatte Jesus sie in Schutz genommen und erklärt, sie hätte dies schon für Sein Begräbnis getan (g). Und Maria Magdalena fragte sich, ob ihr Meister da schon gewusst hatte, dass am Tag Seiner notdürftigen Bestattung hierfür keine Zeit mehr bleiben sollte.
Allerdings hatte der Herr da auch gesagt, sie solle den Rest von dem erlesenen Salböl für Sein baldiges Begräbnis aufbewahren (h). Darum wollte Maria diese kostspielige Narde unbedingt noch aus Bethanien holen, um es zusammen mit den anderen Salben, die sie noch am Rüsttag vor dem Sabbat besorgt hatten, für die letzte Ölung ihres Meisters zu verwenden (i).
Denn da am Abend der Hinrichtung Jesu auch die meisten Juden aus dem Priestergeschlecht des Levi, die erst an diesem Tag vor dem »großen Sabbat« das Passahfest feierten (j), bereits mit den letzten Vorbereitungen für ihr eigenes Seder-Mahl beschäftigt waren, hatten die Frauen da kaum noch ausreichend alles zusammenbringen können, was sie für die Toten-Salbung ihres Meisters benötigt hätten. Es war schon ausgesprochen großes Glück, dass sie einige ausländische Händler ausfindig machten, die ihnen das Allernötigste verkaufen konnten.
Also war Maria Magdalena am Rüsttag vor dem großen Sabbat nach Bethanien zurückgekehrt (k), um diese erlesene Narde für die letzte Ölung ihres Meisters zu holen. Ihre Geschwister aber, Martha und Lazarus, waren bei Verwandten in Jerusalem geblieben.
Sie hatten sich auch bei der Kreuzigung Jesu im Verborgenen im Hintergrund gehalten. Denn sie waren zum Passahfest gewarnt worden, dass man auch dem Lazarus nach dem Leben trachten würde, da Jesus ihn von den Toten auferweckt hatte (l), um auch dieses größte Zeugnis für Seine göttliche Vollmacht und Sendung noch zunichte zu machen (m). Darum wagten es Lazarus und Martha auch nicht, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, sondern hielten es für besser, sich während der Festtage der ungesäuerten Brote, die auf das Pessach folgten, bei Verwandten in Jerusalem verborgen zu halten.
Folglich war Magdalena am Abend, als der Sabbat heraufzog, also ganz alleine, ohne Begleitung, nach Bethanien zurückgekehrt, um die kostspielige Narde zu holen, die sie für Jesu letzte Ölung aufbewahren sollte (n).
Doch siehe, als sie im Heim ihrer Geschwister eintraf (o), wo sie das erlesene Salböl verwahrt hatte, da musste sie mit Entsetzen feststellen, dass es nicht mehr da war! Und Maria hatte Furcht ergriffen, da sie sich dies nicht erklären konnte. War man in ihr Haus eingedrungen?! – vielleicht, weil man auch ihren Bruder Lazarus ergreifen wollte?! (p)
Aber aus welchem Grund hatte man dann das Salböl entwendet?! Wollte man damit den Nachweis erbringen, dass ihr Bruder wohl überhaupt nicht verstorben und seine Auferweckung ein großer Schwindel war, da man die Narde andernfalls doch gewiss für dessen letzte Ölung verwendet hätte?!
Aber was sollte das beweisen?! Ihr Bruder war recht wohlhabend, so dass sie durchaus in der Lage waren, mehr als genug Salböl für seine Bestattung zu besorgen, weswegen hier durchaus auch etwas hätte übrig bleiben können! – zumal das Gefäß mit der erlesenen Narde schließlich doch auch schon zur Hälfte aufgebraucht worden war! Maria hatte es von dem Geld erworben, dass ihr Bruder ihr regelmäßig hatte zukommen lassen, als sie mit dem Meister durch die Lande zog.
Aber das Seltsamste an der ganzen Geschichte um das verschwundene Salböl war: Er gab keinerlei Anzeichen, dass jemand gewaltsam in ihr Haus eingedrungen war! Denn freilich hatten sie alles sorgsam verschlossen, als sie sich zum Passahfest nach Jerusalem auf den Weg gemacht hatten!
Wo also war das Salböl geblieben, das sie doch für die letzte Ölung ihres Meisters aufbewahren sollte?! (q)
4-B: Was für ein Albtraum! Über allem auch noch Grabschändung!
Darum war Maria Magdalena schon den ganzen Sabbat ziemlich unruhig, wo sie jedoch in Bethanien verbleiben musste nach dem Gesetz. Denn sie konnte sich keinen Reim darauf machen, wo die erlesene Narde aus Indien abgeblieben war. Nach dem furchtbaren schrecklichen Ende, das ihr Meister in Jerusalem gefunden hatte, konnte sich nämlich selbst auch Maria nicht mehr vorstellen dass ihr geliebter Rabbuni am dritten Tag, nach dem Sabbat, überhaupt keine Toten-Salbung mehr nötig haben würde, obwohl Er ihnen doch allen mehrmals verheißen hatte, dass Er an diesem Tag vom Tode wieder auferstehen würde (a).
Entsprechend fand Magdalena auch in der Nacht zum ersten Wochentag keine Ruhe, da ihr danach verlangte, den anderen mitzuteilen, was geschehen war. Als es dann in der Nacht auch noch zu erneuten schweren Erdbeben im ganzen Jerusalemer Umland kam, hielt sie es einfach nicht mehr aus. Darum hatte sie sich schon lange vor Morgengrauen nach Jerusalem aufgemacht, um am Grab des Herrn auf die anderen Frauen zu warten, mit denen sie sich an der Gruft ihres Meisters treffen wollte, um ihren Rabbuni die letzte Ehre zu erweisen (b).
Außerdem wollte sie die römischen Soldaten, die mit der Sicherung der Grabstätte beauftragt worden waren, bitten, den gewaltigen Felsbrocken bei Seite zu rollen, mit welchem die Gruft verschlossen worden war (c). Und um das Wohlwollen der Grabwächter zu gewinnen, hatte sie ihnen – auch, um sich selbst irgendwie zu beschäftigen – noch mitten in der Nacht eigens ein umfangreiches Frühstück gerichtet, mit welchem sie die Soldaten günstig zu stimmen hoffte.
Als Maria sich aber der Gruft näherte, in welcher der Leichnam ihres Herrn bestattet war, kam allerdings das nächste Entsetzen: Denn sie musste zu ihrer großen Verwunderung feststellen, dass die abgestellten Wachsoldeten überhaupt nicht mehr anwesend waren! Aber was war über allem noch das?! Das war doch unmöglich! Überdies war auch noch der mächtige Felsbrocken von der Gruft hinweg-gewälzt! (d) Und als sie in die Gruft hinein blickte, bestätigte sich ihre Befürchtung, dass sich der Leichnam ihres Herrn nicht mehr darin befand.
Hatte der Hohe Rat ihn am Ende noch entfernen lassen (e), weil man vielleicht gefürchtet hatte, der Leichnam Jesu könnte sonst von Seinen Anhängern noch gewaltsam geraubt werden, so dass die Jünger Jesu dann hätten behaupten können, ihr Meister wäre von den Toten auferstanden?! Deswegen waren ja schließlich auch die römischen Soldaten beauftragt worden, das Grab Jesu zu sichern! (f)
Anders jedenfalls konnte es sich Maria nicht erklären. Denn wiewohl sie um die Verheißungen ihres Meisters wusste, Er würde nach drei Tagen wieder auferstehen (g), war selbst auch ihr dies zu groß und zu wunderbar, als dass sie es hätte glauben können – nach dem furchtbaren Ende, das ihr geliebter Rabbuni unter der Hand der Heiden gefunden hatte: so entsetzlich grausam, dass darüber ihrer aller Hoffnungen wie Spreu im Wind zerstoben waren, als hätte man sie alle brutal auf den ernüchternden Boden der knallharten Realität der wahren Begebenheiten zurückgezerrt, so dass ihnen alles, was sie in ihrem einstigen Meister sahen und zu finden glaubten, angesichts der erfahrenen, allzu niederschmetternden Trostlosigkeit der eiskalten Wirklichkeit nunmehr allen völlig irreal und widersinnig und unwirklich erschien – wie ein schöner Traum, der nun ein für alle Mal und für immer mit allem Nachdruck zerstört und ausgeträumt worden war! (h)
Darum auch war Maria Magdalena über alle Maßen entsetzt darüber, als sie die doch vom Hohen Rat selbst versiegelte Grabstätte ihres Herrn (i) über allem auch noch so schamlos aufgerissen vorfand, in der Meinung, dass man offensichtlich – noch dazu am Sabbat! – die Ruhestätte ihres Meisters derart entweiht hatte, und sie fragte sich bestürzt, wo man den Leichnam ihres Rabbis wohl hingebracht haben könnte. So irrte sie unter Tränen durch den noch von Nebelschwaden verhangenen Garten des Todes, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihr Auskunft erteilen konnte; und ihr erschien dies alles völlig unwirklich, wie in einem allzu bösen, geradezu gespenstischen Traum.
Da es aber noch äußerst früh am Morgen war, konnte sie freilich niemanden auffinden. Also kehrte sie völlig aufgelöst unter Tränen zu dem leeren, aufgebrochenen und ausgeraubten Felsengrab zurück (j); denn sie wollte wenigstens das Leichentuch ihres geliebten Meisters und die Leinen, die darum gewickelt gewesen waren, an sich nehmen, da sie noch auf dem gehauenen Felsen lagen, auf welchem sie den Leichnam Jesu notdürftig am Rüsttag zum Sabbat nieder-gelegt hatten und so schmachvoll, weil der Sabbat heraufzog, wie einen gottlosen Verbrecher zurücklassen mussten, ohne ihren Herrn gebührend für Seine letzte Ruhe bereiten zu können (k).
Auf ihrem Rückweg zur Felsengruft befiel Maria allerdings mit einem Mal auch große Verwunderung darüber, dass sich die Leichentücher ihres Herrn – wie ihr jetzt erst richtig bewusst wurde – noch in der Grabstätte befanden, und sie konnte sich nicht erklären, warum man diese vom Leichnam Jesu entfernt und in der Gruft zurück gelassen hatte.
Ja: Weshalb hatte man überhaupt die Leinentücher von dem Leichnam ihres Meisters wieder abgenommen und Ihn so erneut geschändet und so völlig nackt und entblößt von Seiner Ruhestätte weggetragen?! Wollte man sich noch gleich vor Ort davon überzeugen, dass der dort aufgebahrte Leichnam auch tatsächlich der ihres Meisters war?
Doch warum hatte man nach der Entwendung des Toten überdies die Leichentücher so auf Seiner steinernen Lagerstätte hingelegt, als hätte dessen Leib sich in nichts aufgelöst und als wären die Leinentücher darüber in sich zusammengefallen?! Denn sie lagen in einer Weise auf dem ausgehauenen Felsen, wie ihr jetzt erst bewusst wurde, dass sie in ihrer Form noch immer an den einstigen Leib erinnerten, den sie umfassten, auch wenn sie nunmehr ohne diesen, wie in sich zusammengefallen, auf der einstigen Lagerstätte ihres Herrn ruhten.
Welch üblen Scherz trieb man hier mit ihnen und ihrer aller tiefsten Trauer über allem, was man ihrem Meister und ihnen schon angetan hatte, über allem noch?! War dies ein teuflischer Fallstrick? – ein wirklich schon restlos satanisch-sadistischer Hinterhalt?! Wollte man auf diese Weise auch sie alle noch dazu verleiten, sich öffentlich zu ihrem vermeintlich wieder-erweckten Meister zu bekennen, um auch sie allesamt noch ergreifen zu können und überdies ihren Christus-Glauben einem restlos vernichtenden Todesstoß zu versetzen, indem man ihre euphorische Bekundung, Jesus müsse tatsächlich von den Toten auferstanden sein, sodann dem denkbar höchsten Hohn und Spott aussetzte – dadurch, dass man dann seinen zerschundenen Leichnam aller Welt präsentierte, um sich an diesem auch noch durch öffentliche Schändung voller Hass und Häme zu ergehen?!
Sollten die hohen Geistlichen Israels in ihrem fanatischen Jähzorn selbst auch zu solch einer abscheulichen Gräueltat noch in der Lage sein, dass es ihnen nicht genügte, ihren geliebten Meister schon auf so grausame Weise zu Tode gebracht zu haben, dass sie Ihm darüber hinaus nicht einmal Seine Grabesruhe gönnen wollten?! Beabsichtigte man also am Ende über allem noch, Seinen Leichnam noch öffentlich den Hunden vorwerfen, wie es an der verruchten, gottlosen Isebel geschehen war, die einstmals ganz Israel verführt hatte, um so Seine Schande vollkommen zu machen und Ihm auf diese Weise auch noch die letzte Ruhe zu verweigern?! (l)
Doch Maria konnte über all dem Schrecklichen keinen klaren Gedanken mehr fassen, war völlig benommen und fühlte sich wie in einem aller-übelsten Albtraum.
4-C: Rabbuni!
Als sie nun aber zum Felsengrab zurück gekehrt war und in die Gruft hinein ging, da sah sie zwei Männer, einem am Kopf- und einen am Fuß-Ende der einstigen Lagerstätte ihres Herrn: den einen die Leinentücher, den anderen aber das Leichentuch sorgsam zusammenfalten (a).
Als sie sich nach dem ersten Schock über die beiden plötzlich in der Grab-Höhle befindlichen jungen Männer wieder gefasst hatte, deutete sie es sich so, dass dies wohl Bedienstete des Joseph von Arimathia sein mussten, die für die Pflege der Grabanlage zuständig waren.
Die Männer, die ihre Tätigkeit in schon fast beängstigender Ruhe und regelrechter Andacht fortsetzen, fragten Maria in hörbar überraschtem Ton fast beiläufig, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen: „Frau, was weinst du?!“
Da antwortete sie bekümmert unter Tränen: „Da fragt ihr noch?! Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingebracht haben! Denn Er ist ja, wie ihr seht, nicht mehr hier, sondern verschwunden!“ (b)
Die jungen Männer aber stellten sie in einem derart feierlichen Tonfall zur Rede, dass es sich für Maria schon fast wie eine belustigte Spott-Rede und hämische Begründung anhörte, warum man den Leichnam ihres Herrn entwendet hatte: „Wundert dich das etwa?! – wo Er euch doch bekundet hat, Er würde von den Toten auferstehen!“
Sie aber fühlte sich von den Dienern verspottet und wandte sich zutiefst gekränkt und verletzt energisch um, in der Absicht, den Brüdern mitzuteilen, was man ihnen allen über allem, was geschehen war, hier nun auch noch angetan hatte, dass man ihnen nicht einmal den Leichnam ihres Meisters hatte lassen wollen.
Und als sie sich so entrüstet und zutiefst bekümmert, ihre ganze unsägliche Ohnmacht über all diesen Ungeheuerlichkeiten verspürend, abwendete, um zu den anderen zu eilen, da stieß sie fast mit einem dritten Mann zusammen, der sich mit einem Mal hinter ihr im Eingang zur Gruft befand und zurück wich.
Auch dieser fragte sie, aber mit einem weit mitfühlenderen, barmherzigen Ton: „Frau, was weinst du?! Wen suchst du?!“ (c)
Da brach sie im Gefühl, endlich bei jemanden Verständnis und Erbarmung zu finden, in Tränen aus und sprach zu dem Fremden, in der Meinung, es sei der Verwalter der Gartenanlage, dem die anderen beiden unterstellt waren: „Herr! Hat man unseren Meister weggetragen, so sage mir doch, wo sie ihn hingebracht haben! Dann will ich Ihn wieder holen lassen!“ (d) Denn sie war noch immer wie benommen.
Da spricht jener Fremde zu ihr: „Maria!“ (e) – aber so unsäglich liebevoll und vertraut, dass es zutiefst ihr Herz berührte. Und als ihr Herz dahin-schmolz bei jener liebevollen Anrede, wie Maria sie allein von ihrem geliebten Meister kannte, und sie eine erste Ahnung erfasste, wer da mit ihr sprach, da schien sich das Antlitz jenes fremden Grab-Pflegers und Gärtners vor ihren Augen zu wandeln, dass sie in zunehmender Deutlichkeit die Züge ihres geliebten Herrn wieder-zu-erkennen glaubte, bis schließlich alle Zweifel verflogen waren und sie erkannte, dass es tatsächlich ihr verehrter Meister war, der da mit einem Mal wieder lebendig vor ihr stand.
Da sank sie auf ihre Knie und rief unter einem sich lösenden Tränenschwall „Rabbuni! Allerliebster Meister!“ und wollte Ihn an Seinen Füßen umfassen (f).
Er aber wich erneut vor ihr zurück, jedoch mehr, wie eine jenseitige Erscheinung, ohne eine Bewegung zu vollziehen, dass sie darüber zutiefst erschrak; und Er wehrte ihr: „Rühre Mich nicht an! Denn Ich bin noch nicht aufgefahren zu Meinem Vater. Geh aber hin zu Meinen Brüdern und künde ihnen, was du hier gesehen hast! Ich fahre jetzt auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater, zu Meinem Gott und zu eurem Gott“ (g).
4-D: Nur schnell zu den Brüdern!
Und als Er das gesagt hatte, begann Er zu glühen und zu leuchten, und ein überirdischer Glanz umstrahlte Ihn und die Herrlichkeit der Himmel umspielte Seine Gestalt und umflutete schließlich alles in gleißendem Licht (a). Und Maria fühlte sich mit einem Mal inwendig mit Ihm wie in blendende höhere himmlische Regionen gehoben (b). Doch daraufhin entschwand Er unversehens vor ihren Augen, so dass Maria sich allein im Zwielicht des frühen Morgens in der Gruft wiederfand (c).
Und auch die anderen beiden Jünglinge, die in der Gruft mit dem bedächtigen Zusammenlegen des Leichentuchs und der Leinen-Binden beschäftigt waren, waren nicht mehr da, sondern sie war ganz allein.
Und es erschien ihr alles unwirklich, wie ein Traum, denn das Leichentuch lag so ebenmäßig zusammengefaltet und die Leinen-Binden daneben so sorgsam zusammengewickelt auf der Lagerstätte, wie es unmöglich in solch kurzer Zeit zu bewerkstelligen war: das Leichentuch, in welches sie den Leichnam ihres Herrn gelegt hatten, in der Mitte, die Leinen-Binden aber, die sie darum gewickelt hatten, links und rechts davon (d); und zu ihrem Erstaunen zeigte, wie sie meinte, das gefaltete Schweißtuch in der Mitte sogar einen Abdruck vom Antlitz ihres Herrn!
Sie aber floh völlig aufgelöst, voll Angst und Entsetzen über dem, was sie da gesehen hatte, aus der Gruft (e), dass sie darüber ganz vergaß, die Leichentücher, jene letze, ihr so überaus wertvolle Hinterlassenschaft ihres entschwundenen Herrn, mitzunehmen, wie sie es ursprünglich vorhatte, weswegen sie schließlich auch ins Felsengrab zurück gekehrt war, um sie an sich zu nehmen – und auch, um damit den Brüdern belegen zu können, dass sie das Grab ihres Meisters wirklich leer vorgefunden hatte.
So rannte sie, was sie konnte, zu den Brüdern, voll Verlangen nach Schutz und Geborgenheit im Altvertrauten; denn, was sie erlebt hatte, war zu groß und zu gewaltig und zu verstörend, so dass sie es zuerst nur mit Schauder erfüllte.
Sie wusste nämlich, dass sich ein Großteil der Jünger in dem geräumigen Saal im Obergeschoss der großen Herberge am Hang des Berges Zion unterhalb des monastischen Essener-Viertels versteckt hielten (f), wo der Herr mit diesen vor Seiner Festnahme im Garten Gethsemane das Passah gefeiert hatte (g). Denn dies hatten die Frauen von Johannes Markus, dem Sohn des Herbergs-Besitzers, erfahren (h), dem sie auf dem großen Marktplatz begegnet waren, wo sich jene bekannte Pilger-Unterkunft befand (i), als sie dort Salben, nebst allen anderen notwendigen Zutaten für die letzte Ölung ihres Meisters erwerben wollten (j).
Je näher Maria aber jener Herberge kam, desto mehr wurde ihr allmählich klar, was sie da erlebt hatte und was das bedeuten musste. Und so wandelte sich ihre anfängliches Entsetzen zunehmend in unbändige Freude über dem, was sie den anderen zu berichten hatte (k), dass sie meinte, ihr müsse es schier darüber das Herz zerreißen (l).
4-E: Ob man uns überhaupt Zugang zum Grab gewährt?
Bevor der Sabbat gekommen war, hatten also Maria von Magdala (a), und Maria, des Kleopas Frau und Mutter des Apostels Jakobus, des Kleinen, und der Jünger Joses und Simeon (b), sowie Susanna und Johanna, die Frau des Chusa, des Verwalters des Herodes (c), zusammen mit Sara (d) noch wohlriechende Öle besorgt, um gleich am Morgen nach dem Sabbat hingehen und Ihn salben zu können (e).
Denn aus Furcht vor den Juden, die so in Zorn gegen ihren Herrn entbrannt waren, dass sie alle Seine Kreuzigung eingefordert hatten (f), hatten sich die Jüngerinnen aus dem engeren Kreis um Jesus an Seinem Todestag nicht getraut, an Ihm zu tun, was die Frauen an ihren geliebten Verstorbenen zu tun pflegten, nämlich, Ihm vor Seiner Bestattung die letzte Ölung zu geben. Sondern sie hatten Ihn nur notdürftig mit Binden in ein Leichentuch gewickelt, zumal mit der Abenddämmerung bereits der Sabbat heraufzog (g).
Darum machten sich die Jüngerinnen Jesu nun, am ersten Tag der Woche, sehr früh, kurz nach Tagesanbruch, auf den Weg zum Felsengrab im Garten des Joseph von Arimathia, in welchem Jesus bestattet worden war (h), und trugen nunmehr bei sich die wohlriechenden Öle, die sie für Seine letzte Salbung am Abend des Vortages zubereitet hatten, nachdem der Sabbat geendet hatte (i). Am Grab nämlich wollten sie sich am Sonntag-Morgen mit Maria Magdalena treffen, welche aus Bethanien kommen wollte (j).
Bei ihnen war auch Salome, die Mutter der Apostel Johannes und Jakobus, der Söhne des Zebedäus (k), welche auch die Schwester von Jesu Mutter Maria war (l). Sie war also Jesu Tante – und der Apostel Johannes, Jesu Lieblingsjünger (m), sein kleiner Cousin.
Des Herren Mutter Maria selber aber konnte sie nicht begleiten, denn sie war selbst noch viel zu sehr niedergestreckt und ermattet von dem, was sie über ihrem Sohn erlitten hatte. Denn sie fühlte sich, als wäre sie auch selbst mit Ihm am Kreuz durchbohrt worden (n). So hatte sie mit Ihm an Seinem Leiden und Sterben für die Erlösung aller Welt so schwer in ihrem Herzen mitgetragen (o), dass sie über die Maßen geschwächt war.
Darum wollte die Mutter Jesu für sich alleine bleiben, um Kraft und Trost im Gebet zu suchen (p), nachdem ihr Neffe Johannes sie, völlig gebrochen, in seines Vater Haus geführt hatte (q), welches Zebedäus als zweite Niederlassung in Jerusalem am Fischmarkt hatte, wo sie den größten Teil ihre Fänge zu verkaufen pflegten.
Und Maria ließ den ganzen Sabbat niemanden zu sich in ihre Kammer, in welche sie sich im Haus ihres Schwagers zurückgezogen hatte (r) – weder ihre Schwester Salome, noch deren Sohn Johannes, der sich ihrer annehmen und sie trösten wollte, da sein geliebter Meister ihn doch vor Seinem Verscheiden gebeten hatte, ihr fortan an Seiner statt ein fürsorglicher Sohn zu sein (s).
Doch die Mutter des Herrn wollte niemanden bei sich haben. Denn sie hatte erklärt, keiner könnte ihr jetzt noch Trost spenden, als allein die Heilige Ruach des Höchsten selbst, welche Ihren geliebten Sohn doch ebenso, wenn nicht noch viel mehr, eine Mutter war (t).
Also ließ man der Maria die gewünschte Ruhe in der Hoffnung, sie würde in der Versenkung hin zu Gott die gesuchte Aufrichtung erfahren (u), zumal alle von ihr wussten, dass sie – ebenso, wie ihr Sohn – schon immer ein Kind des Gebetes war (v).
Darum hatte Salome, die Schwester der Herrenmutter, ihren Sohn, den Johannes, am Abend des großen Sabbats auch schließlich zu den anderen Aposteln geschickt, nachdem sie von dessen Bruder Jakobus erfahren hatten, wo diese sich alle – wie von einer höheren Macht geleitet – wieder zusammengefunden hatten und sich versteckt hielten: nämlich in dem Obersaal der großen Pilger-Herberge, welchen Jesus, wie sie sich schließlich alle erinnern sollten (w), nicht allein nur für ihr Passah-Mahl, sondern darüber hinaus auch noch für alle folgenden Festtage der ungesäuerten Brote angemietet hatte (x). Diese Gaststätte war nämlich überdies auch nicht einmal einen Sabbat-Weg von der Zweit-Niederlassung des Zebedäus in Jerusalem entfernt.
Dies alles wussten die Jüngerinnen Jesu. Denn auch sie selbst hatten größtenteils, wie auch schon bereits im Vor-Jahr, das Passah im Haus des Zebedäus gefeiert, welcher Jesu Onkel mütterlicherseits war, und hatten demzufolge in dessen Räumlichkeiten auch für die Festtage ihre Unterkunft.
Auf dem Weg zum Grab aber sprachen die Freundinnen aus der Gefolgschaft Jesu zueinander: „Wenn wir auch an jenem Tage, da Er gekreuzigt wurde, nicht ausreichend bei Ihm weinen und klagen konnten, so wollen wir das wenigstens jetzt an Seiner Grabstätte tun.
Ob man uns wohl den schweren Steinbrocken von der Gruft wegwälzen wird, damit wir in das Felsengrab hinein gehen können, um an Ihm zu tun, was sich gehört? (y) Werden die Soldaten des Pilatus uns Zugang gewähren? – wo der Sanhedrin die Gruft doch hat versiegeln lassen (z) mit gleich sieben Siegeln!“ (aa)
Und Salome, Jesu Tante, sprach: „Wenn uns aber keiner helfen sollte, dann wollen wir wenigstens vor dem Eingang niederlegen, was wir zu Seiner letzten Ehrung mitgebracht haben, und wollen dort weinen und wehklagen und Seinen Tod betrauern, wie sich´s gebührt.“ (ab)
4-F: Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?!
So kamen sie also zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Doch was mussten sie da zu ihrer großen Verwunderung feststellen?! Die Wachsoldaten, welche der Präfekt Pilatus dem Hohen Rat zur Verfügung gestellt hatte, um die Gruft zu sichern, waren überhaupt nicht mehr zugegen! (a). Und überdies war der überaus große und schwere Steinbrocken von der Felsengruft weg-gewälzt! (b) Und als sie in das Felsengrab hinein traten, fanden zu ihrem Entsetzen auch den Leichnam ihres Herrn dort nicht mehr vor! (c)
Doch als sie im Begriff waren, in ihrer Bestürzung aufzuheulen, da wurde unvermittelt die dunkle Gruft mit einem hellen Lichtschein erfüllt (d) und es erschien ihnen ein Jüngling in einem langem wallenden glänzenden Gewand, der leuchtete, wie ein lodernder Blitz (e). Die Frauen erschraken fast zu Tode und fielen voll Furcht und Zittern auf ihr Angesicht und wagten kaum, aufzuschauen (f).
Jener Jüngling aber, der strahlte, wie die Sonne in ihrer Kraft, sprach zu ihnen: „Entsetzt euch nicht und fürchtet euch nicht! Ich weiß: Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten“ (g). Und Seine Stimme hörte sich an, wie ein ganzer Chor von jubelnden himmlischen Heerscharen, wie Harfengesang: (h) „Doch was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?!“ (i)
Da das strahlende grazile Geist-Wesen (j) aber ihre Gedanken erkannte, dass sie bei sich verwirrt nachsannen: „Aber Er ist doch gestorben! Wir haben doch selbst Seinen Leichnam in ein Leichentuch gewickelt und hierher gelegt!“, da sprach jene himmlische Erscheinung zu ihnen: „Siehe, Er war tot und lebt doch von Ewigkeit zu Ewigkeit in dem, welchen ihr »Vater« nennt! Und Er ist jener Lebendige selbst! (k)
Und als dieser hatte Er nach Seiner göttlichen Natur auch Vollmacht, sich Sein Leben wieder zu geben und sich selbst nach Seiner irdischen Natur im Fleisch aufzuerwecken aus den Toten (l) in Seiner Kraft aus der Höhe, wie Er auch Sein Leben gänzlich frei von sich selbst gelassen hatte! Denn niemand hätte es Ihm sonst nehmen können! Und wie Er sein Leben gänzlich frei von sich gelassen hatte, so hat Er es nunmehr auch wieder angenommen in und aus der Kraft Seines Vaters, der Er selber ist, so dass Er als das Leben, das aus sich selbst entsteht (m), von den Toten auferstand und wieder annahm Sein ewiges göttliches Leben! (n)
Er ist also nicht hier; Er ist auferstanden, wie Er es euch immer wieder angekündigt hat (o) – besonders von der Stunde an, als Er sich anschickte, mit Euch von Galiläa nach Jerusalem zu ziehen, indem Er euch wiederholt bekundete: (p) »Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Gottlosen und Sünder und gekreuzigt werden; aber am dritten Tage wird Er auferstehen (q) und mit sich führen alles ins Leben!« (r) Kommt her und seht die Stätte, wo Er gelegen hat!“ (s)
4-G: Verkündigt es den Brüdern! Der Tod ist verschlungen in dem Sieg!
Und die Frauen traten verängstigt herzu; und welche ganz in die Gruft hinein gehen konnten, sahen neben dem Jüngling, der sich am Kopf-Ende der einstigen Lagerstätte ihres Rabbis befand, noch einen weiteren, welcher am Fuß-Ende des gehauenen Felsens saß (a). Den sahen aber nicht alle (b).
Und jene beiden himmlischen Zeugen jubelten wie aus einem Munde: (c) „Hört und staunt! Die Wahrheit Gottes ist aufgerichtet und steht! (d) Sie hat die Gewalten der Lüge (e) und der Finsternis und der Hölle völlig entmachtet und öffentlich bloßgestellt und in sich selbst vollauf verschlungen! Sie hat dem Tod alle Macht genommen, wie auch dem, welcher die Macht über das Scheol hatte, dem Satan! (f) – und hat den Richter aller Welt selbst gerichtet und den Verdammer aller verdammungswürdigen Seelen in all seiner Verdammung selbst verdammt! (g) Tod, wo ist dein Stachel?! Hölle, wo ist deine Beute?! Satan, wo ist dein Sieg?! (h)
Denn die Rechte Gottes ist erschienen, um alle Zunichtemachung des Zunichtemachers zunichte zu machen und sich überdies in einer alles Gewesene überbietenden Wiederherstellung zu verherrlichen, auf dass das Letze noch größer als das Erste und das Neue noch wunderbarer als das Alte sei! Denn siehe: Jetzt beginnt es! Nun fängt es an! Von dieser Stunde an wird wahrlich alles von Grund auf neu!“ (i)
Dann aber sprach die Erscheinung zu ihnen: „Nun eilt aber und kündet es Petrus und den Brüdern, eures Meisters Jüngern, dass Er von den Toten auferstanden ist (j) und dass Er vor euch hingehen wird nach Galiläa, wie Er es euch angekündigt hat; dort werdet ihr Ihn wieder sehen (k). Siehe, ich jedenfalls habe meine Pflicht und Schuldigkeit getan (l) und es euch angesagt und bezeugt!“ (m) Und mit diesen Worten entschwand jene Erscheinung.
Die Frauen aber flohen von dem Grab, gepackt von Angst und Schauder; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie wollten niemandem etwas von dem sagen, was sie erlebt hatten; denn sie fürchteten sich sehr (n). Und sie wussten auch, dass man ihren Bekundungen keinen Glauben schenken würde, da sie als Frauen in den Augen der Männer keine vollwertigen Zeugen waren (o).
4-H: Nun weint nicht mehr! Jetzt habt ihr Mich doch wiedergefunden!
Am ersten Tag der Woche fanden die Jüngerinnen Jesu also die Gruft ihres Meisters leer vor und ihnen wurde eine Erscheinung von Himmels-Boten zuteil, welche ihnen kündeten, ihr Herr sei von den Toten auferstanden.
Während die Jüngerinnen Jesu aber von dem leeren Grab ihres Meisters hinweg-stürmten, erfasste sie alle in zunehmendem Maße überschwängliche Freude, das sie einander ermutigten: „Und auch, wenn uns niemand glauben wird: Wir müssen es dennoch den Brüdern sagen und dürfen nichts unversucht lassen, sie von dem zu überzeugen, was wir selbst mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört haben, auch wenn man uns dafür verspotten mag!“ (a)
Und sie liefen eilends, um es Seinen Jüngern zu verkündigen, dass ihr Rabbi von den Toten auferstanden war.
Doch siehe, auf dem Wege durch einen anderen bewaldeten Garten, abgelegen von den Häusern der Heiligen Stadt, da sahen sie einen Mann ihnen entgegen kommen. Und sie alle miteinander erkannten schon vom weiten an der Erscheinung jenes Unbekannten, wie an Seinem Schritt, dass es ihr Meister sein musste. Da eilten sie ihm voll Freude, aber auch mit einer gewissen Scheu, entgegen.
Als sie aber Seinen liebevollen Gruß hörten: „Seid gegrüßt! Friede sei mit euch!“, da fiel auch die letzte Furcht von ihnen ab, und sie stürmten Ihm entgegen, fielen vor Ihm nieder und umfassten Seine Füße und warfen sich Ihm schließlich um den Hals. Und Er sprach zu ihnen: „Nun weint nicht mehr! Jetzt habt ihr Mich doch wieder gefunden!“ (b)
Und Er umarmte eine jede von ihnen besonders und küsste sie und sprach sie alle voll Liebe und Zuneigung und Wärme mit ihren Namen an: „Oh, Meine liebe Susanna und Johanna und Sara! Gute Tante Salome! Liebste Maria!“ So tat Er an ihnen allen und ging noch ein Stück des Weges mit ihnen und fragte nach dem Befinden Seiner Mutter und aller Brüder.
Dann aber sagte Er: „Nun aber muss Ich weiter. Ich will euch vorausgehen nach Galiläa!“ (c)
Und Er sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht und scheut euch nicht, es den anderen zu künden! Geht vielmehr hin und sagt es Meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen: Dort werden sie Mich sehen“ (d)
So gingen sie hin zu den elf Aposteln und den anderen allen und verkündigten ihnen alles, was sie gesehen und gehört hatten. Jene aber hielten es für leeres Weiber-Getratsche und glaubten es ihnen nicht (e) – wie auch schon nicht der Maria Magdalena, welcher die Engel, wie auch der Herr bereits zuvor erschienen waren (f) und die noch vor ihnen zu den Jüngern gestürmt war, um es ihnen zu künden (g).