Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VII Die Auferstehung
23: Gefangennahme und Befreiung des Joseph von Arimathia
23-A: Joseph von Arimathia muss über den Verbleib des Leichnams Jesu befragt werden!
23-B: Und wehe dir, Nikodemus, wenn du auch ein Mitwisser bist!
23-C: Was hast du getan, dass du dich öffentlich gegen den ganzen Hohen Rat gestellt hast?!
23-D: Er hat kein Verbrechen begangen, das des Todes würdig ist!
23-E: Hat Er nicht vielmehr um das eigentliche Anliegen der Thora geeifert, wie kein anderer?!
23-F: Solltest denn etwa du als der Jüngste unter uns allein Recht behalten?!
23-G: Er hat sich zum Sohn Gottes erklärt! Das war Sein todeswürdiges Vergehen!
23-H: Sprach Er uns nicht allen zu, Kinder Gottes zu sein?!
23-I: Euch sprach Er nur ab, was ihr zuerst Ihm abgesprochen habt!
23-J: So glaubst du also doch, dass dieser der Messias ist!
23-K: Wehe euch, wenn das stimmt, was über Seinem Kreuz stand!
23-L: Was ihr mir antun könnt, steht in keinem Vergleich zu dem, was ihr damit über euch selbst bringt!
23-M: Aus dem Kerker verschwunden!
23-N: Ich habe nicht vergessen, welche Ehre du Mir erwiesen hast!
23-O: Nun will Ich dir den Ballast abnehmen, den du für Bereicherung hältst!
23-P: Welche Glückseligkeit! Ihm ist wahrlich nichts zu groß und zu wunderbar!
23-Q: Und für alle Schätze, die er aufgab, erhielt er den größten Schatz der Welt!
23-A: Joseph von Arimathia muss über den Verbleib des Leichnams Jesu befragt werden!
Nachdem Joseph von Arimathia sich den Leichnam Jesu von dem Statthalter Pilatus erbeten hatte und Ihn in der Felsengruft seines Garten-Grabes nahe bei Jerusalem hatte bestatten lassen (a), wurde er schließlich verdächtigt, er hätte etwas mit dem Verschwinden des verstorbenen Jesus zu tun.
Denn die Hohenpriester Kaiphas und Hannas waren zu der Überzeugung gelangt, Joseph von Arimathia habe die römischen Soldaten mit seinem Reichtum bestochen, den Leichnam Jesu herauszugeben und dann zu behaupten, Jesus sei vor ihrer aller Augen auferstanden und in die Himmel aufgefahren – mit einer noch größeren Geldsumme als die, womit sie selbst sich das Schweigen des römischen Wachtrupps erkaufen wollten (b).
Joseph von Arimathia war nämlich äußerst wohlhabend (c), so dass er sich sogar ein eigenes Gartengrab vor der Heiligen Stadt leisten konnte, wie auch Bedienstete, welche die Parkanlage pflegten (d). Und er besaß darüber hinaus auch ein weiteres Haus mit Gesinde in der Heiligen Stadt, wo er wohnte, wenn der Sanhedrin tagte, da er trotz seines jungen Alters aufgrund seines tadellosen tugendhaften Wandels durch die Fürsprache des alt-ehrwürdigen Rats-Herren Nikodemus bereits ein Mitglied des Hohen Rates geworden war (e).
Außerdem waren die Hohenpriester zu der Überzeugung gelangt, dass Joseph von Arimathia ein heimlicher Jünger Jesu war (f), nachdem er überdies bei den Verhandlungen über Jesus für jenen Partei ergriffen und sich auf diese Weise schon hier vor dem Hohen Rat öffentlich zu Jesus bekannt hatte und ihrem Beschluss, Ihn hinrichten zu lassen, nicht zugestimmt hatte (g).
Darum beschloss der Sanhedrin, den Joseph von Arimathia festnehmen zu lassen, um ihn über das Verschwinden des Leichnams Jesu und den Aufenthaltsort der Jünger zu befragen, weil sie glaubten, dass Joseph die Anhängerschaft Jesu nach wie vor heimlich mit seinem großen Vermögen unterstützte (h).
23-B: Und wehe dir, Nikodemus, wenn du auch ein Mitwisser bist!
Nikodemus aber widersprach diesem Beschluss und erklärte: „Welches Verbrechens hat sich Joseph von Arimathia schuldig gemacht, dass ihr ihn festnehmen wollt, wie einen Übeltäter?! Es ist uns doch allen wohlbekannt, dass er ein gottesfürchtiger, guter und gerechter Mann ist, der das Reich Gottes sucht! Er ist überdies ein angesehener Rats-Herr, der dem Sanhedrin angehört!“ (a)
Da erklärte der Hohepriester Kaiphas: „Noch wird er ja keines Vergehens beschuldigt! Er soll nur verhört werden, weil er ganz offensichtlich den Jüngern dieses Verfluchten angehört, da er sich nicht nur bei der Verhandlung über jenen Verführer gegen den ganzen Hohen Rat gestellt hat, sondern diesem doch ganz zu Recht Verurteilten überdies auch noch sein Garten-Grab überlassen hat!“
Da erklärte Nikodemus: „Dann müsst ihr mich auch gleich mit-verhaften! Denn auch ich habe mich gegen euer Urteil gestellt! Das habe ich auch getan! (b) Und ich habe ebenso meinem Bruder und Sohn Joseph (c) geholfen, den Leichnam Jesu zu bestatten!“ (d)
Nikodemus nämlich wusste, dass sie sich nicht getrauen würden, ihn festzunehmen, da er im ganzen Volk hohes Ansehen genoss (e) und in Jerusalem seinen festen Wohnsitz hatte, so dass es den Bürgern der Heiligen Stadt nicht verborgen geblieben wäre, wenn man auch an ihn als einem altehrwürdigen Rats-Mitglied Hand angelegt hätte (f).
Da wirschten die Hohenpriester den Nikodemus an: „Wir warnen dich eindringlich! Wenn du weiterhin für die Anhänger dieses Jesus Partei ergreifst, …! Wehe dir, wenn du dich am Ende auch noch als einer von Seinen Jüngern erweist! Das Volk wird dich so wenig schützen, wie es deren Meister geschützt hat!
Und wie konntest du diesem Mann aus Arimathia noch helfen, jenen Verfluchten von seinem Fluchholz ab-zu-nehmen und überdies so königlich zu bestatten?!“ (g)
Da erklärte Nikodemus: „Weil es so im Gesetz des Mose vorgeschrieben ist! Denn dort heißt es: »Wenn sich jemand eines Vergehens schuldig macht, für das er am Fluchholz sterben muss, so darf seine Leiche nicht über Nacht am Fluchholz hängen bleiben, sondern du sollst ihn unbedingt noch am selben Tag begraben, auf dass nicht der Fluch, unter welchem du jenen belässt, über dich selbst kommt, wie über dein ganzes Land!«“ (h)
Aber Hannas brüskierte sich: „Das wäre doch die Aufgabe Seiner Jünger gewesen! Was haben wir mit diesem Verfluchten zu schaffen?!“
Nikodemus jedoch erwiderte: „Ihr wisst genau, dass alle Seine Anhänger geflohen sind, nachdem sie gesehen haben, welch schauderhaftes Schicksal ihren Meister ereilte! (i)
Waren nicht WIR es, die Ihn ans Fluchholz gebracht haben? Standen darum nicht auch WIR in der Pflicht, Ihn von jenem Fluchholz wieder zu ab-zu-nehmen, auf dass sein Fluch nicht über das ganze Haus Israel komme nach dem Gesetz des Mose?!“
Und weil Nikodemus sich rechtens auf Mose berufen konnte, und sie ihm weder widersprechen, noch überführen konnten, dass er ein heimlicher Jünger Jesu war, da ließen sie ihn (j).
Kaiphas, der Hohepriester, erboste sich lediglich und sprach: „Wie bist du nur in die Synagoge gekommen und ein Mitglied des Sanhedrin geworden?!“ Da erwiderte Nikodemus: „Das könnte ich dich ebenso fragen!“ (k)
Das erzürnte den Hannas und er wurde laut: „Willst du etwa gegen den Hohenpriester Gottes lästern?!“
Nikodemus aber erklärte dem Kaiphas: „Ich habe nur die Frage erwidert, welche du mir gestellt hast, ganz nach dem Gesetz des Mose, das da lautet »Auge um Auge, Zahn um Zahn« (l). Wer ohne Anlass in Frage stellt oder grundlos richtet, darf sich nicht wundern, wenn er selbst in gleicher Weise in Frage gestellt und gerichtet wird!“ (m) Da wussten sie nichts mehr gegen ihn zu erwidern.
Aber der Hohepriester Hannas drohte ihm: „Wehe dir, wenn sich heraus stellt, dass du auch ein Mitwisser bist! (n) Dann wird dich, zusammen mit diesem Mann aus Arimathia, das selbe Los wie diesen schon abgeurteilten Verfluchten ereilen! Wenn wir deiner aber nicht habhaft werden können, obwohl auch du ein heimlicher Jünger von diesem Verführer bist, so wird dich doch ganz gewiss durch Gott auch noch Sein Los ereilen im künftigen Äon!“
Da sprach Nikodemus: „Amen! So sei es! Amen!“ (o) und ging von ihnen hinaus (p).
Sie aber ereiferten sich untereinander: „War das nicht schon ein Bekenntnis zu jenem Gehängten?!“ Andere aber meinten: „Es könnte auch eine Beteuerung gewesen sein, dass Nikodemus mit jenem nichts zu schaffen hat!“
23-C: Was hast du getan, dass du dich öffentlich gegen den ganzen Hohen Rat gestellt hast?!
Nikodemus aber verließ die Versammlung, da er spürte, dass er nur noch von Feindseligkeit umringt war (a). Auch begann er, sich in zunehmenden Maße selbst nicht mehr sicher zu fühlen in Jerusalem, so dass er darüber erzitterte und sich über die Maßen zu ängstigen begann und bei sich selbst nachsann, was zu tun sei.
Also sandte der Hohe Rat nach dem Joseph von Arimathia. Der war jedoch in seinem Haus, das er in Jerusalem hatte, nicht mehr anzutreffen. Nikodemus hatte ihn nämlich schon vorher den dringenden väterlichen Rat gegeben, die Stadt unbedingt unverzüglich zu verlassen und zu seinem eigentlichen Wohnsitz nach Arimathia zurück zu kehren.
Denn obwohl der junge Joseph von Arimathia schon einige wenige Jahre ein Mitglied des Hohen Rates war, so war er der Jerusalemer Bevölkerung doch noch relativ unbekannt, weswegen er nicht, wie der altehrwürdige Nikodemus, darauf hoffen konnte, dass man ihn schonen würde aus Angst vor dem Volk (b). Denn Joseph wohnte in Arimathia, fern der Heiligen Stadt im östlichen Norden von Judäa, nahe der Grenze zu Samaria. Darum hatte der Hohe Rat von der Bevölkerung Jerusalems nichts zu fürchten, wenn er ihn festnahm.
Nachdem Joseph aber in seinem Haus, das er in der Heiligen Stadt hatte, nicht aufzufinden war, entsandte der Sanhedrin sieben Männer aus seinen Reihen zusammen mit einer Gruppe von Tempelwächtern nach Arimathia, um ihn vor den Hohen Rat zu zitieren.
Sie wählten hierfür aber sieben Männer aus, die einstmals ein vertrauensvolles Verhältnis zu Joseph hatten, denn sie wollten auch in Arimathia nach Möglichkeit eine gewaltsame Festnahme vermeiden, um kein Aufsehen zu erregen (c).
Und Joseph schloss sich gut-gläubig den Gesandten des Hohen Rates an, denn er hatte nicht die geringste Ahnung, in welcher Gefahr er schwebte, dass die Hohenpriester schon insgeheim übereingekommen waren, ihn, wenn nötig, sogar durch Folter zum Reden zu zwingen, wo die Anhänger Jesu seien, und ihn sogar zu töten, wenn er überführt werden konnte, ein Jünger Jesu zu sein (d).
Und als Joseph zu ihnen hinein geführt wurde, da stellte der Hohepriester Kaiphas ihn zur Rede: „Was hast du da getan, dass du dich öffentlich gegen den ganzen Hohen Rat gestellt hast und diesen Verfluchten vom Kreuz genommen hast?!
Aber damit nicht genug: Musstest du diesem Abgeurteilten auch noch deine königliche Gruft zur Verfügung stellen?! (e) Wäre es nicht genug gewesen, Ihn vom Fluchholz zu nehmen und den Römern zu überlassen, dass Er mit den anderen Übeltätern, die gekreuzigt worden sind, in das Sammelgrab für die Verbrecher geworfen worden wäre, das sich auf der Gehenna neben der Schädelstätte befindet, nachdem Er der Gotteslästerung überführt worden ist?!“
Da antwortete Joseph: „Ihr wisst, dass ich eurem Urteil nicht beigepflichtet habe (f), denn ich fand – wie auch der Statthalter Pilatus – keine Schuld an Ihm, die ein solch hartes Urteil gerechtfertigt hätte. Was hat Er denn Böses getan?! (g)
Er hat doch nur Gutes gewirkt und geredet und sogar viele geplagte Menschen von ihren Gebrechen erlöst und von ihren Krankheiten geheilt! Sagt mir: Was war Schlechtes daran?!
Ihr habt nicht recht gehandelt an diesem Gerechten! Er hat es nicht verdient, einen solchen Tod eines Verfluchten sterben zu müssen, und ebenso wenig, wie ein verruchter Verbrecher kein würdiges Grab zu finden! Darum habe ich an Ihm getan, wie ich an Ihm getan habe.“ (h)
Da sprachen die vom Hohen Rat: „Uns scheint es, dass du ein heimlicher Jünger dieses falschen Propheten bist und mit seinen Anhängern unter einer Decke steckst! (i) Sage uns: Hast du die römischen Soldaten mit deinem Reichtum bestochen und den Leichnam dieses Verfluchten heimlich entwenden lassen?!“ (j)
Joseph aber erwiderte: „Ich weiß nicht, was mit diesem geschehen ist. Ich weiß nicht mehr, als das, was wir alle von den Soldaten gehört haben, dass Er von den Toten auferstanden sei in Macht und Herrlichkeit.“ (k)
Da stach´s ihnen durchs Herz (l); und die Hohen Priester merkten, dass sie den Joseph auf diese Weise nicht des Hochverrats überführen konnten, und sie versuchten, ihn durch eine Hinterlist ein Geständnis zu entlocken, dass er ein heimlicher Jünger Jesu war (m).
Also fragten sie ihn: „Warum hast du als einziger unserem Urteil widersprochen und dich als frisch-berufener Jungsporn gegen alle altehrwürdigen lebenserfahrenen Rats-Herren gestellt?! (n) Bist du etwa von seiner Unschuld überzeugt?! Meinst du, dass jener wahrlich ein Prophet Gottes gewesen ist?!“ (o)
23-D: Er hat kein Verbrechen begangen, das des Todes würdig ist!
Joseph aber bemerkte, dass sie ihm eine Falle stellen wollten. Darum antwortete er: „Ob Er ein großer Prophet Gottes war, wie das Volk meint, oder nur ein gewöhnlicher Rabbi, wie es viele gibt, welche das Volk lehren, weiß ich nicht (a). Nur weiß ich, dass Er nichts getan hat, was des Todes würdig ist.“
Da erbosten sich die Hohenpriester: „Hat Er etwa nicht gegen Mose, gegen den Sabbat und die Reinheits- und Speise-Gebote, sowie gegen den Tempel geredet und sich überdies sogar selbst zum Messias und Sohn Gottes erklärt?!“ (b)
Joseph aber entgegnete: „Die Zeugenaussagen, dass Er gegen den Tempel geredet hätte, waren nicht überzeugend. Denn mir stellte es sich vielmehr so dar, dass Er gesagt hat: »Wenn IHR jenen Tempel vor die Hunde gehen lasst und zugrunde richtet, so will Ich ihn in drei Tagen wieder auferbauen«.
So sprach Er nicht davon, den Tempel zerstören, sondern vielmehr davon, ihn wieder neu errichten zu wollen, wenn ihr ihn zugrunde richtet! (c)
Und was den Sabbat betrifft, so konnte man ihm allein vorwerfen, dass Er am Sabbat auch heilte. Denn Er hielt wohl den Sabbat und suchte am Tag des HERRN auch regelmäßig die Synagoge auf und lehrte dort, wo immer Er hin kam, das Volk.“ (d)
Da fragten sie ihn: „So meinst du also, dass Er die gebotene Sabbat-Ruhe nicht brach, wenn Er auch an diesem Tage heilte?!“ (e)
Joseph entgegnete: „Meiner Meinung nach ist das Auslegungs-Sache. Denn mit Recht stellte Er fest, dass sich doch ein jeder von uns ebenso eines schwer Verletzten erbarmen würde, auch wenn es Sabbat ist, und dass wir das sogar tun, wenn auch nur eines unserer Tiere in Not gerät, dass wir ihm aushelfen und es befreien, auch wenn es Sabbat ist (f).
Fragte Er da nicht mit Recht, ob es etwa im Sinne Gottes sein könne, am Sabbat Gutes, das dringlich Not tut, zu unterlassen?! (g) – und damit das Übel gewähren zu lassen und so das Böse vorzuziehen, als ob dies nicht den Sabbat entheiligen würde! (h) – wo doch nach Gottes Willen auch am Sabbat die Menschen durch die Sühneopfer-Handlungen der Priester im Tempel von ihren Seelenlasten befreit werden sollen! (i)
So kann man Ihm nicht einmal dessen überführen, dass Er den Sabbat mutwillig missachtet hätte! Denn auch unter uns gibt es in Auslegungsfragen Parteiungen und in Vielem stimmen beispielsweise die Sadduzäer mit den Pharisäern nicht überein (j).
Doch ist das ein Grund, die Andersdenkenden der Gotteslästerung zu bezichtigen und dem denkbar schändlichsten Tod am Fluchholz zu überantworten?! Eben dies aber habt ihr mit jenem euch absonderlich erscheinenden Rabbi getan!
Dabei hat dieser sich keiner einzigen Übertretung des Gesetzes des Mose schuldig gemacht! (k) Er hat sogar unmissverständlich erklärt, dass, selbst wenn Himmel und Erde vergehen würden, auch nicht ein Jota vom Gesetz des Mose aufgelöst würde, und dies also auch nach Seiner Lehre ewig bleibend volle Gültigkeit behält! (l)
Auch weiß ich zuverlässig von einem Mann (m), der ihn fragte, was er tun müsse, um ins Reich Gottes eingehen zu können: Da verwies Er auf die zehn Gebote, die Gott durch Mose unserem Volk auf dem Berg Horeb gegeben hatte.“ (n)
Joseph von Arimathia verschwieg ihnen aber, dass er selbst einst jener reiche Jüngling war, der als ein Oberster Israels Jesus dies gefragt hatte und von Ihm diese Antwort erhalten hatte (o).
23-E: Hat Er nicht vielmehr um das eigentliche Anliegen der Thora geeifert, wie kein anderer?!
Und Joseph fuhr fort: „So erklärt mir: Wo hat jener Rabbi sich auch nur einer einzigen wirklichen Übertretung schuldig gemacht?! Hat Er nicht überall nur Gutes getan und auch Gutes gelehrt?! Er hat das Gesetz des Mose in allen Stücken eingehalten und geradezu erfüllt! (a) Wer kann solches von sich behaupten?! (b)
Ich jedenfalls kenne keinen Menschen, welcher der Thora so gerecht wurde, wie Dieser! Denn Er war ein Mensch von grenzenloser Güte! – einer Liebe, wie sie allein der All-Heilige haben kann und wie sie allein solche finden können, die sich wirklich restlos Gott, dem HERRN, verschreiben und einzig aus Seiner Barmherzigkeit noch leben! (c)
Nur war Er kein Eiferer für das Gesetz, wie ihr es seid! (d) Und DAS wurde Ihm zum Verhängnis!
Oder aber: Er eiferte in einer weit vorzüglicheren Weise für das Gesetz (e), so dass wir alle von Ihm lernen müssten! Denn Er lehrte, das Gesetz erfüllte sich in Barmherzigkeit, Nachsicht, Vergebungsbereitschaft, in Zuwendung zu den Schwachen und Unzulänglichen (f) und in Liebe – selbst auch gegen die Untüchtigen und die Gesetzesübertreter, ja, sogar gegen alle Widersacher und Feinde! (g)
So eiferte Er wohl auch für das Gesetz, nur anders und vielleicht sogar viel besser, als wir! Sagt mir: Lehrte Er nicht recht, dass sich das Gesetz erfüllt in Gottes-, wie in Nächsten-Liebe?! (h) Lehrt solches nicht auch unser hoch-angesehener Rabbi Gamaliel, der wie sein Großvater Hillel Milde und Nachsicht in der Auslegung und Anwendung der Thora für angemessen und für dem Geist und Wesen des Gesetzes entsprechend hält?!
Ich wünschte, er wäre hier gewesen, als ihr über jenen Jesus geurteilt habt, wie auch jetzt! Er hätte mir in allem beigepflichtet!
Doch leider befindet sich unser ehrwürdiger Vater Gamaliel zusammen mit Saulus, seinem eifrigsten Schüler (i), und anderen Pharisäer-Jüngern seit geraumer Zeit in Babylon, um sich mit der dortigen rabbinischen Schule über die angemessene Auslegung der Thora auszutauschen, was die rechte Überlieferung ist (j), die, welche in Jerusalem, oder die, welche in Babylon beim dortigen Hohen Rat im Entstehen begriffen ist (k).
Denn ich bin überzeugt: Wäre der ehrwürdige Vater Gamaliel hier gewesen, auch er hätte der Verurteilung des Rabbi Jesus zu einem derart schändlichen Tod niemals zugestimmt, und er hätte euch vielleicht alle durch seinen väterlichen Rat zur Mäßigung von dieser schrecklichen Tat noch abgebracht! (l) Denn auch Gamaliel lehrt, wenn ich ihn recht verstehe, dass die Gottes- und Nächsten-Liebe das Kernstück und Herz der ganzen Thora ist! (m)
Nun aber erklärt mir: War jener Jesus nicht einzig und allein davon beseelt?! Und eiferte Er nicht um solche Liebe in einer geradezu beschämenden, ja, erschreckenden Radikalität, welche Er auch lebte?! (n) – ohne jede falsche Furcht vor Menschen (o), allein bestimmt von Gottesfurcht, dass Er für die Aufrichtung des Gesetzes in diesem Geist und Wesen der Gottes-Liebe eintrat, auch wenn Er damit gar manchen Anstoß selbst in unseren Reihen erregte bis hin zu erbittertster und erbostester Feindschaft! Und doch blieb Er standhaft im wahren Geist und Wesen der Thora gegen allen Widerstand!“
23-F: Solltest denn etwa du als der Jüngste unter uns allein Recht behalten?!
Da brüskierte sich der Hohepriester Kaiphas: „So meinst du also, wir haben über jenen ein unrechtes Urteil gesprochen, nicht geleitet von des Höchsten Heiligem Geist?!“
Und Joseph erwiderte in brennendem Herzen, denn er war noch jung: (a) „Meint ihr denn, ich hätte mich gegen euer Urteil gestellt, selbst, wenn ich auch der einzige gewesen wäre, wenn ich anderer Meinung gewesen wäre?! Natürlich bin ich der Meinung, dass ihr euch an diesem Gerechten versündigt habt und großes Unrecht an Ihm getan habt! Sonst hätte ich nicht dagegen gestimmt!“ (b)
Kaiphas aber erklärte: „Ist dir entgangen, dass in dieser Streitfrage selbst sogar die beiden oppositionellen Parteien unseres Sanhedrins, sowohl die Pharisäer, als auch die Sadduzäer, die sonst in heftigem Streit gegeneinander entbrennen (c), einer Meinung waren und zu dem einhelligen Urteil gekommen sind (d), dass dieser ein falscher Prophet war, der das Volk verführte von Mose weg?! (e)
Sollten denn wahrlich wir alle irren?! – und du, der du der Jüngste unter uns bist und gerade eben erst in unsere Reihen aufgenommen wurdest, solltest allein recht behalten?! Selbst auch unser ehrwürdiger Vater Gamaliel hätte sich dem übereinstimmenden Urteil des Hohen Rates gefügt und sich niemals gegen seine eigenen Leute gestellt!“
Da antwortete Joseph: „Nun, das wissen wir nicht. Und leider können wir ihn auch nicht fragen, da er aus Babylon noch nicht zurück gekehrt ist und wir noch immer auf ihn warten.
Aber selbst, wenn er sich euch gefügt hätte, so könnte ich es doch nicht, auch wenn ich der Einzige geblieben wäre, der standhaft geblieben wäre! Denn war es nicht auch allein Elihu, der Jüngste (f), welcher nach Gottes Entscheid als einziger Recht behalten sollte mit seinem Urteil? (g) – während die Ältesten alle miteinander Hiob, den Gerechten, zu unrecht verurteilt und verdammt hatten (h), so dass sie allein um Hiobs Fürsprache für sie ihrer eigenen Verdammung entgingen (i), wie auch jener Gerechte am Kreuz selbst sogar für euch noch gebeten hat!“ (j)
23-G: Er hat sich zum Sohn Gottes erklärt! Das war Sein todeswürdiges Vergehen!
Da der Hohepriester Hannas aber merkte, dass Joseph von Arimathia sich in seinem jugendlichen brennenden Eifer nicht einschüchtern ließ (a), versuchte er Milde vorzutäuschen, um ihn so zum Einlenken zu bewegen, und sprach: „Bei allem erkennen wir doch, dass du aufrichtigen Herzens bist und es nur gut meinst und in deinem jugendlichen Überschwang jenen Jesus bewunderst, ja, geradezu vergötterst. Denn du bist der Jüngste unter uns, noch impulsiv und unbedacht. Willst du nicht deinen Irrtum eingestehen und dich von uns, den älteren lebenserfahreneren Rats-Herren, leiten lassen?!
Denn siehe: Wir haben schon manche falsche Erlöser Israels kometenhaft aufsteigen und ebenso schnell wieder stürzen sehen! Und sie haben nur Unheil und unsägliches Leid über all jene gebracht, die ihnen folgten! Das würde dir auch unser ehrwürdiger Vater Gamaliel bestätigen! (b)
Warum also rückst du immernoch nicht von deinem Irrtum ab, der deinem jugendlichen Überschwang zu schulden ist, mit dem wir nachsichtig sein wollen. Erkenne doch, dass dieser Erhängte den Tod eines Verfluchten gestorben ist! (c) Und kein Gott half Ihm aus! (d)
Wenn du gestehst und uns mitteilst, wo sie Seine Leiche hingebracht haben, so versichern wir dir: so wollen auch wir Barmherzigkeit, Güte und Milde walten lassen und dir alles nachsehen, wie erbarmungsvolle Väter, da du deinen Irrtum eingesehen hast, wenn du denn endlich bereust und dich reumütig zu uns bekehrst“ (e).
Joseph aber erklärte: „Ich kann es nicht! Ich kann es einfach nicht! Ich kann nicht Recht nennen, was in meinen Augen Unrecht war! Ich muss dem folgen, was mein Herz mir kündet! Lehrte das nicht auch der weise König Salomo: »Über allem anderen höre auf dein Herz! Denn ihm entspringt die Quelle des Lebens!« (f)
Jener Rabbi hat auch nicht EIN Gebot des Mose übertreten (g) und wurde dem Geist und Wesen der Thora in einer Weise gerecht, die wahrhaft alle beschämt! (h) Ihr aber habt Ihn dafür geächtet und verurteilt!“
Da widersprach der Hohepriester dem Joseph: „Seine übertriebenen und gänzlich unverhältnismäßig großzügigen Auslegungen der Thora waren nicht die Vergehen, wegen denen Er zum Tode verurteilt worden ist, wie unangemessen sie auch immer waren! (i) Das weißt du genau!
Wir haben Ihn vielmehr zum Tode verurteilt, weil Er sich selbst zum Messias erklärt und sich als Sohn Gottes bezeichnet hat! Denn damit hatte Er sich selbst zum Gott gemacht! (j) Das war die Lästerung, welche dies strenge Urteil nach sich zog! Oder hast du nicht gehört, was jener hier vor unser aller Ohren von sich bekundet hat?!“
Joseph erwiderte: „Nicht einmal dessen könnt ihr Ihn wahrhaft rechtens bezichtigen! Denn als Er gefragt wurde: »Bist Du der Messias, der Sohn Gottes?«, da antwortete Er lediglich: »Das hast DU gesagt.«“ (k)
Da entstand ein großer Aufruhr, und die Schriftgelehrten und Priester und Ältesten empörten sich: „Das stimmt nicht! Er hat bekundet: »Du selbst hast es gesagt!« »Dein eigener Mund bekundet es und zeugt, aus dem Geist Gottes weissagend, wider dich!«“ (l) „Wir hörten es genau! Er erklärte sogar selbst eindeutig: »Ich bin es!«“ (m)
Da sprach der Hohepriester Kaiphas: „Da hörst du es! Wir alle haben Seine Lästerung gehört! Nur du nicht! Warum nur?! Oder meinst du etwa, dass diese Bekundung nicht des Todes würdig ist?!“
23-H: Sprach Er uns nicht allen zu, Kinder Gottes zu sein?!
Da rechtfertigte sich Joseph: „Hat jener nicht das Volk gelehrt, es dürfe in Gott einen liebenden Vater sehen (a), der sich selbst eines jeden verlorenen Sohnes wieder annimmt, wenn dieser bereut und wieder zu Ihm heimkehrt? (b) Hat Er nicht gelehrt, alle Kinder Israel dürften in Gott ihren Vater sehen? Und ist es nicht das, was auch die Propheten bekunden? – wie es etwa bei Jesaja geschrieben steht: »Du, HERR, bist unser Vater; und „Erlöser“: das ist Dein Name von alters her« (c) – wie auch geschrieben steht in den Psalmen des geist-gesalbten David: »Meine Kinder seid ihr, Söhne des Höchsten, gleich den Göttern, seid ihr alle, nur wenig geringer als die Herrlichkeiten und Engel, wo doch Mein Wort vornehmlich an euch erging!« (d)
Wenn wir also nach Seinem Evangelium alle göttlichen Geblütes und Kinder Gottes, Söhne und Töchter des Höchsten sind (e), was war dann daran so anmaßend, dass jener Rabbi dies, was Er allen Kindern Abrahams zusprach und zusicherte (f), auch für sich selbst in Anspruch nahm?!“ (g)
23-I: Euch sprach Er nur ab, was ihr zuerst Ihm abgesprochen habt!
Da entgegnete ihm Hannas: „Du weißt genau, dass Er dies in einem ganz anderen, viel ausschließlicheren Sinn für sich selbst in Anspruch genommen hat (a), erklärte Er doch: »Ihr seid alle von unten her! Ich allein bin von oben her!« (b)
Joseph aber widersprach: „Meinte Er damit die Abstammung oder die Gesinnung, welches Geistes Kinder wir nach unserem Herzen sind?!“ (c)
Kaiphas aber erboste sich: „Das läuft doch auf das selbe hinaus, wenn es nicht gar noch viel schlimmer zu bewerten ist! Denn als wir Ihm entgegneten: »Wir sind Kinder Gottes!«, da unterstellte Er uns, wir wären Kinder des Teufels!“ (d)
Da fragte Joseph: „Habt ihr Ihn nicht zuerst ebensolches unterstellt, als ihr erklärt habt, Er stünde mit dem Beelzebub im Bunde (e), worauf Er erwiderte, das hätte Abraham nie getan? (f) Was aber habt ihr denn da selbst von euch bekundet?! Erklärtet ihr euch da nicht zuerst und noch vor Ihm selbst in solch arroganter, anmaßender und abgrenzender Weise zu Söhnen Gottes?! – was ihr Jenem aber wiederum im selben Atemzug abgesprochen habt, als ihr zum Ihm sagtet: »Wir sind nicht aus Hurerei geboren!« (g)
Ihr habt doch zuerst die Messer gegen Ihn gezückt – ohne jeden Anlass und jedwede Berechtigung (h), wo Er doch nur eiferte für Mose! So hat Er euch nur Gleiches mit Gleichem vergolten und allein eure Angriffe und Unterstellungen mit ebensolchen abgewehrt, ganz gemäß dem Gesetz des Mose »Auge um Auge, Zahn um Zahn« (i), und Er hat sich dabei auf die Gesinnung der wahren Glaubensväter berufen!
23-J: So glaubst du also doch, dass dieser der Messias ist!
Wenn aber der Messias einstmals kommt, wird Er denn nicht in ganz außerordentlicher Weise auch der Sohn Gottes sein?! Heißt es von Ihm nicht bei David: »Mein Sohn bist Du! Heute habe Ich Dich gezeugt!«?! (a) – wie von Ihm auch weiter bekundet ist: »Gerechtigkeit hast Du geliebt, Gottlosigkeit aber gehasst. Darum hat Dich, o GOTT, Dein Gott auch zum Messias gesalbt«! (b)
So wenn der Messias einstmals kommt, darf Er sich da nicht auch rechtens »Sohn Gottes« nennen?! Was wäre daran gotteslästerlich?!
So ist nicht dies Sein Vergehen, wegen dem ihr Ihn verurteilt habt, sondern Seine Ansichten, weil sie mit den eurigen nicht überein stimmten! Denn wenn Er in allem euch nach dem Mund geredet hätte, hättet ihr jenen als Messias auch anerkannt (c) und hättet Ihn für Seine Bekundung, der Verheißene zu sein, nicht hinrichten und unter den Fluch Gottes kommen lassen! (d)
So habt ihr Ihn nicht für Sein Zeugnis, der Messias zu sein, verurteilt, sondern dafür, dass Er das Gesetz und die Propheten in Vielem weit barmherziger ausgelegt hat, als ihr, und dafür vom Volk weit bereitwilliger angenommen wurde, als ihr (e), weil Er sich wie kein anderer auch der Nöte des Volkes annahm (f) – und hier nicht nur der Gerechten und der schon Geretteten, sondern auch und vor allem der Untüchtigen und Verlorenen, wie ein guter Hirte, der jedem seiner Schafe nachgeht, wenn sie sich verirrt haben, oder ein guter Arzt, der sich aller Kranken annimmt (g). Sagt und erklärt mir doch: Was war so unrecht daran?!“
Da schloss der Hohepriester Hannas, in Entrüstung die Augen verdrehend: „So glaubst du also doch, dass jener der Messias ist! Deine eigenen Worte haben dich jetzt überführt! Du bist ein Jünger von diesem!“
Und die Ältesten und Schriftgelehrten erbosten sich: „Dieser bewundert, ja, vergöttert jenen Verurteilten und Verdammten ja geradezu!“ Und sie schrien: „Gib endlich zu, dass du einer Seiner Jünger bist und Ihn für den Messias hältst!“
Joseph aber widersprach: „Ich habe nicht gesagt, dass jener Rabbi der Messias war! Ich habe lediglich erklärt, dass es bislang nichts gibt, was widerlegt hätte, dass dieser es nicht hätte sein können! Darum stellte ich mich auch gegen euer aller Urteil.
Denn niemand darf für seinen Anspruch, der Messias zu sein, verurteilt werden, solange er nicht eindeutig als ein falscher Prophet überführt worden ist! (h) Lehrt solches nicht auch unser ehrwürdiger Vater Gamaliel? (i)
Wenn ihr Ihn auch nur einer einzigen wirklichen Übertretung wider Mose überführt, so will ich Ihm auf der Stelle abschwören! Aber da jener auch nicht einer einzigen klaren Gesetzes-Übertretung überführt werden konnte, gab es auch keinerlei Veranlassung, Ihn der Gotteslästerung zu bezichtigen, wenn Er denn wirklich den Anspruch erhob, der Messias zu sein!“
Da schrie der Hohepriester Kaiphas, während er sich demonstrativ ob dieser Gotteslästerung sein Obergewand auseinander riss: „Habt ihr es gehört?! Er hat es zugegeben! Er hat gesagt: »Wenn ihr Ihn überführt, so will ich Ihm ABSCHWÖREN!« Damit hat er doch klar bekundet, dass er sich diesem verschworen hat!“
Und Hannas keifte: „Was wollt ihr noch mehr hören?! Er ist ein Jünger von diesem Gehängten und wiederholt sogar noch nach dessen Tod am Fluchholz Seine Lästerungen!“ (j)
Joseph versuchte verzweifelt, sich zu entwinden: „Wollt ihr dann auch den Pilatus der Gotteslästerung bezichtigen?! (k) Denn welches dreifache Zeugnis legte er von jenem Jesus ab?! Er sagte: »Ich finde keine Schuld an Ihm!« – und weiter: »Seht doch, was für ein Mensch! Wo findet sich so viel Menschlichkeit?!« – und schließlich: »Dieser ist doch euer König!«, wie es der Präfekt auch ans Kreuz schreiben ließ: »Jesus von Nazareth, König und Messias der Juden«! (l)
Da brüskierten sich die Ältesten und Schriftgelehrten: „Was geht uns denn dessen Urteil an?! Jener ist doch ein unbeschnittener Heide!“ (m)
Und sie zeigten auf Joseph zedernd mit dem Finger: „Wie konnte sich dieser Mann da, vor uns, mit seinem Geld nur eine Stellung in diesen unseren Hohen Rat erschleichen?! Er hält es ja sogar mehr mit den unbeschnittenen Heiden!“ Und sie fauchten und fluchten: „Da habt ihr es! Was brauchen wir noch mehr?! Er ist ein Jünger dieses Verfluchten!“
23-K: Wehe euch, wenn das stimmt, was über Seinem Kreuz stand!
Bei allem aber scheuten sie sich dennoch noch immer, einen aus ihren eigenen Reihen hinrichten zu lassen – wegen dem Gerede unter dem Volk, weil dadurch bekannt geworden wäre, dass ihr Urteil über Jesus nicht einhellig war.
Darum schreckten sie trotz allem noch immer davor zurück, Joseph dem Tode zu überantworten, wenngleich sie sich alle nichts sehnlicher wünschten, als seine Hinrichtung.
Deshalb suchten sie, seine Standhaftigkeit durch Drohgebärden zu brechen. Und Hannas sprach: „Erkläre uns doch bitte: Wenn jener der Messias war, warum stieg Er dann nicht herab vom Kreuz, wozu wir Ihn aufgefordert und herausgefordert hatten?! (a) Warum hat Er sich dann überhaupt von uns hinschlachten lassen?! (b) Wenn Er wahrhaftig der Messias gewesen wäre, dann hätte Er doch unversehens zwölf Legionen Engel herbei rufen können und uns Uneinsichtigen, als die du uns alle hinstellst, dadurch doch wohl auch gewiss Seine wahre Größe und göttliche Herrlichkeit geoffenbart!“ (c)
Da Joseph von Arimathia mittlerweile aber klar geworden war, dass er ihnen ausgeliefert war und sie schon längst ihr Urteil gefällt hatten, dass sie ihn hinrichten wollten, weil er niemals abschwören hätte können, und es somit für ihn kein Entrinnen mehr gab, da bekannte er sich offen und uneingeschränkt klar und deutlich zu Jesus (d).
Und er bezeugte: „Gab es nicht eindeutige Zeichen vom Himmel (e), dass sich die Sonne verfinsterte über eurem Urteil und Seinem Tod, worüber das ganze Volk Israel in Angst und Schrecken versetzt wurde und in heller Panik umher stürzte?! (f) – und dass es ein gewaltiges Erdbeben vom Kalvarienberg, wo Er gekreuzigt wurde, bis ins ganze Umland von Jerusalem hinein gab, dass Häuser davon einstürzten und selbst sogar der Vorhang im Tempel zerriss?! (g) Seid ihr wirklich so blind und unverständig, dass ihr all dies nicht zu deuten wisst?! (h)
Wehe aber über euch alle, wenn dies alles Unheilszeichen vom Himmel her waren, dass die Sonne unterging über jenen Gehenkten (i), weil Er der Gerechte Gottes war, ihr aber als die Fürsten Israels alle eurer Ungerechtigkeit überführt worden seid! (j) Denn das Gesetz des Mose kündet: Das bringt über alle Henker den Fluch!
Und wehe euch, wenn es mehr als ein unglücklicher Zufall war, was über Seinem Fluchholz stand, an das ihr Ihn habt nageln lassen! Oder habt ihr es etwa nicht gelesen?! Habt ihr es nicht verstanden und erkannt, was euch da in übergroßen Lettern bekundet worden war?! Denn da stand nicht nur in lateinischen Großbuchstaben »INRI« für das römische »Iesus Nazoraeus Rex Iudearum«, was »Jesus von Nazareth, König der Juden« heißt, sondern auch ebenso für die hebräische Übersetzung, »Jeschua Ha´Norzi Wo´Melech Ha´Jehudim« in großen hebräischen Schriftzeichen und Lettern »JHWH« – also der Name des Unaussprechlichen selbst (k), weswegen ihr euch auch so sehr über alle Maßen darüber entrüstet habt! (l)
Wehe über euch alle, wenn dies eine göttliche Fügung und Bekundung war, dass Gott selbst zu jenem stand und sich in Jenem wiederfand und Ihm in der ganzen Fülle Seiner Gottheit leibhaftig innewohnte, den ihr gekreuzigt habt! Wehe, wehe, WEHE dann über euch alle! (m)
Warum jener sich dann aber von euch hinrichten ließ und sogar noch am Kreuz für euch um Vergebung gefleht hat, Gott möge euch nicht auf der Stelle austilgen, weg von Seinem Angesicht, wie auch schon einst Mose für euch gefleht hat (n), das weiß ich fürwahr nicht! Denn auch selbst ich kann solch göttliches Erbarmen nicht mehr fassen! (o)
Aber wehe über euch, wenn Er doch von den Toten auferstanden ist und ihr euch nach allem, was uns von Ihm inzwischen bekundet wurde, nicht doch noch reumütig in Wehklagen über euch selbst zu Ihm kehrt! (p) Nicht auszudenken, was ihr dann als falsche Hirten (q) über euch selbst, wie auch über das ganze auserwählte Gottesvolk, das ihr verführt habt, herauf beschworen habt, mit eurer Spottrede: »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder und Kindeskinder!«“ (r)
23-L: Was ihr mir antun könnt, steht in keinem Vergleich zu dem, was ihr damit über euch selbst bringt!
Da war unter den Rat-Mitgliedern kein Halten mehr, und sie alle zerrissen sich ihre Oberkleider und schrien, wie im Wahn: „Er ist überführt! Des Todes schuldig! Hinweg mit diesem!“ Und Kaiphas erklärte: „Sei dir gewiss! Auch dein Leichnam wird so wenig in deinem Grab bleiben, wie der dieses Verfluchten, den du hast entwenden lassen! Wir werden dafür sorgen, dass dein Fleisch den Aasgeiern über der Gehenna zum Fraß vorgeworfen wird!“ (a)
Joseph aber sprach todesmutig: „Das hat auch schon der übermächtige Goliath dem David angedroht, als er in gleicher Weise dem Heiligen Israels geschmäht hat! (b) Aber doch steht über allem Gottes Rechtsspruch und letztes Urteil, der da spricht: »Die Rache ist MEIN! ICH will vergelten!«“ (c)
Und der Geist des HERRN kam über Joseph, dass er in Eifer für den HERRN entbrannte und ergrimmte in seinem Geist (d) und sprach: „Und wehe über euch, wenn die Tage der Rache über euch kommen werden! (e)
Ich fürchte euer Urteil nicht: (f) Denn ihr könnt nur meinem Leib Schaden zufügen und ihn schänden! Das steht aber in keinem Vergleich zu dem Schaden, den ihr euren eigenen Seelen zufügt, welche ihr über die Maßen schändet, so dass sie den läuternden Flammen aller denkbaren Höllen anheim fallen müssen!“ (g)
Da stach´s ihnen allen durchs Herz und sie hielten sich die Ohren zu und heulten auf, schlugen und bespien ihn und schleiften hin hinaus (h).
Er aber schrie: „Oh ihr Unbeschnittenen des Herzens! (i) Recht hat Mose über euch geurteilt, wie auch alle anderen Propheten nach ihm, dass ihr allesamt Unbeschnittene seid! (j) Fürwahr, selbst das Herz des ruchlosen Heiden Pilatus, der von eurem Urteil öffentlich Abstand genommen hat und sich die Hände reinwusch vor aller Augen im Angesicht der Sonne, ist im Herzen beschnittener als ihr! (k)
Ihr aber habt den Zorn Gottes herauf-beschworen über euch selbst und alles Volk, das ihr verführt habt, indem ihr darauf erwidert habt: »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!« (l)
Oh ihr Unseligen, Verdammten! Euer Verdammen wird auf euch selbst zurückfallen und euch alle verdammen! (m) Denn ihr wehrt selbst sogar denen aus euren Reihen, welche jenen Zorn noch von euch abwenden wollten (n), indem sie Gottes einzigen Gerechten, den ihr verflucht habt, vom Fluchholz genommen haben, auf dass Sein Fluch nicht über euch alle komme! (o)
Doch weil ihr so das Maß eurer Sünden noch voll macht, wird fürwahr der Fluch Gottes über euch kommen, wie jener es euch schon durch Mose angekündigt hat (p), dass euer Heiligtum verwüstet werden wird, weil der Heilige sich von euch abgewendet hat mit Abscheu, so dass hier kein Stein auf dem anderen bleiben wird (q), ihr aber unter alle Völker zerstreut werdet und kommen müsst unter ein grausames eisernes Joch eines eiskalten teuflischen Volkes, dass euch euer Leben zu einer einzigen Hölle werden muss (r), bis ihr euch denn endlich darüber besinnt und wehklagt über dem, den ihr durchbohrt habt und Ihn erkennt zur Rechten Gottes und Ihm zuruft: »Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!«“ (s)
Und sie hielten ihm den Mund zu und knebelten ihn. Denn als sie ihn hinaus-geschliffen hatten, um ihn zu steinigen, da ging die Sonne unter und der Sabbat brach an, so dass sie das Urteil nicht mehr sogleich an ihm vollstrecken konnten, wegen des Sabbats.
23-M: Aus dem Kerker verschwunden!
Darum banden sie ihn mit Fesseln, die ihm regelrecht das Blut abschnürten, und ließen ihn in ein dunkles Verlies ohne Fenster werfen und diese Dunkelzelle zusperren und mit Wachen sichern. Kaiphas, der Hohepriester, aber nahm den Schlüssel an sich unter Verwahrung. Denn Joseph sollte weder Essen noch Trinken erhalten (a).
Und am folgenden Tag, dem Sabbat, beratschlagten die Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten, wie sie ihn töten wollten. Und sie urteilten einstimmig, dass er eines schmerzvollen Todes sterben sollte durch Steinigung. Denn sie beschlossen, für diese Hinrichtung möglichst kleine Steine zu verwenden, um ihm bis zu seinem Verscheiden denkbar viel Schmerz und Pein erleiden zu lassen. Und sie kamen überein, ihn gleich am frühen Morgen des Ersten der Woche noch vor Tagesanbruch mit Schimpf und Schande hinaus zu schleifen, um ihr Urteil an ihm zu vollstrecken, ehe das Volk erwacht wäre (b).
Denn sie waren von solchem Zorn und von derart rasender Wut erfasst, dass sie den Joseph nicht einmal mehr in seiner Zelle schmoren lassen wollten, um ihn vielleicht noch zum Reden zu bringen, wo sich die Jünger Jesu versteckt hielten, sondern sie wollten ihn unbedingt so bald als irgend möglich auf die denkbar qualvollste Art und Weise zu Tode bringen.
Als sich alle Mitglieder des Hohen Rates aber am Ersten der Woche versammelt hatten und Joseph aus seiner Zelle heraus-geschleift werden sollte und die Wächter die Türe öffneten, fanden sie ihn nicht mehr in seinem Verlies vor (c).
Da entsetzten sie sich über die Maßen und Furcht fiel sie alle an. Denn die Tür zur Zelle war ordnungsgemäß verschlossen und den Schlüssel hatte der Hohepriester Kaiphas in sicherer Verwahrung gehalten (d).
23-N: Ich habe nicht vergessen, welche Ehre du Mir erwiesen hast!
Es geschah aber, dass der junge Rats-Herr Joseph von Arimathia durch den Geist Gottes und Engel des Herrn, welcher Christus ist (a), am Ende des Sabbat, als der Herrentag anbrach (b) versetzt wurde und geworfen wurde in das Haus des Nikodemus (c); und jenem fiel sein Besteck aus der Hand, denn er hatte sich eben angeschickt, sein Nachtmahl einzunehmen, als Joseph von Arimathia vor ihm aus dem Nichts erschien und es sich erwies, dass er in Fleisch und Blut vor ihm stand.
Und Joseph von Arimathia berichtete seinem Gönner, der ihm einen Sitz im Hohen Rat verschafft hatte, was geschehen war: „Siehe, ich kniete in meinem Verlies und flehte zum Höchsten um Gerechtigkeit und Erbarmen (d). Da wurde es mit einem Male blendend hell in meiner Zelle, dass ich, wie vom Donner gerührt, auf mein Angesicht fiel, wie ein Toter (e).
Da stand, wie ich meinte, ein altehrwürdiger Patriarch vor mir, der mich anrührte, aufrichtete und sprach: »Hab keine Furcht! Ich bin´s! Friede sei mit dir!« (f)
Und Er hob mich auf und sah mir voll unbeschreiblicher Liebe ins Angesicht und küsste mich (g).
Und ich fragte Ihn: »Bist du der Elia? Der Bote des HERRN, der vor Seiner Rückkehr kommen soll?« (h) Er aber sprach zu mir: »Ich bin nicht Elia. Komm und sieh!«
Und Er fasste mich am Arm. Da wurde ich geblendet von einem Lichtblitz und fand mich mit Ihm in meiner Felsengruft wieder.
Und Er sprach zu mir: »Ich habe nicht vergessen, wieviel Güte du Mir erwiesen hast im Angesicht Meiner Widersacher (i), dass du es gewagt hast, Meinen Leichnam von Pilatus zu erbitten und hier zu bestatten, und mit welcher Liebe und Wertschätzung du zusammen mit Meiner geliebten Maria aus Magdala (j) Mir hier die letzte Ehre erweisen hast!« (k)
Ich aber frage Ihn: »Wer bist du?!«, da ich Ihn noch immer nicht erkannte; denn Er erschien mir nicht in der mir vertrauten Gestalt (l).
Und Er sprach zu Mir: »Ich bin Jesus, dem du nach Seinem Tod noch so viel Liebe und Barmherzigkeit erwiesen hast. Darum will ich auch Dir jetzt die Liebe und Barmherzigkeit erweisen (m), dich hindurch zu führen durch das Nadelöhr, das zu klein für dich war, jedoch nicht für Mich.« (n)
Und mit diesen Worten zeigte Er mir Seine Wundmale an Händen und Füßen, wie auch an Seiner Seite, um mich zu überzeugen, dass Er es wirklich war (o).
23-O: Nun will Ich dir den Ballast abnehmen, den du für Bereicherung hältst!
Und Er führte mich zurück zu Meiner ersten Begegnung mit Ihm vor der schmalen, beengten Gasse in Jerusalem, die »Nadelöhr« genannt wird, wo ich mich traurig von Ihm abwandte, weil Er mich da ermuntern wollte, alles für ihn zu lassen, um Ihm nachzufolgen, und ich konnte es nicht (a).
Und ich sah mich selbst, wie ich mich damals traurig über mich selbst von ihm abwendete und ging, als würde es eben erst vor meinen eigenen Augen geschehen (b).
Und Er sprach zu mir: »Siehst du die Kamele dort?! Wie sie erleichtert sind und aufatmen, wenn ihnen ihre Last an Gütern abgenommen werden, um durch dieses Nadelöhr hindurch zu kommen, hin zum großen Markt? So will Ich nunmehr auch von dir deine Last nehmen, die du für Reichtum hältst (c), dass auch du hingelangen darfst zu dem großen Wechsel-Markt, der Gottes ist, wo alle belastenden irdischen Reichtümer gegen die befreienden himmlischen Reichtümer eingetauscht werden« (d).
Und Er sprach zu Mir: Dir wäre es unmöglich gewesen, all diesen Ballast abzuwerfen, der dich daran gehindert hat, wahrlich restlos ins Reich Gottes einzugehen (e). Aber Ich habe es so gefügt, dass du nun lassen musst von dem, was du fälschlicher Weise für Sicherheit und Wohlstand hieltest (f).
Siehe, nun bist du genötigt, alles, was du hast, herzugeben und zu verkaufen und aus Jerusalem zu fliehen, um dir das Leben zu erhalten und das wahre Leben erst recht zu gewinnen, dass Ich dir durch deine Befreiung aus der Hand deiner Henker jetzt eröffnen werde (g).
Wenn Ich dich gewaschen habe (h) und zu deinem Vater im Geiste (i), Meinen Nikodemus (j), setze, dann künde es ihm: Lasst durch eure getreuen Verwalter alles verkaufen, was ihr habt! (k) Haltet euch versteckt bei Meinen Jüngern im Hause des Johannes Markus (l) bis sich die Tage erfüllt haben und ihr mit ihnen gesalbt werdet durch Meine Kraft, die Ich auf euch herab senden werde (m).
Dann aber flieht aus Jerusalem, denn man stellt euch nach und will euch töten. Und nehmt ebenso mit euch den Lazarus, den Ich von den Toten auferweckt habe. Denn sein Leben ist ihnen ebenso ein Dorn im Auge, weil es ein Beweis Meiner Kraft und Herrlichkeit ist, den sie austilgen wollen (n).
Nehmt ihn mit euch bei eurer Flucht, zusammen mit seinen Schwestern, der Martha und der Maria, Meiner Vielgeliebten (o), die ich aufnahm in Meinen Kreis der Apostel, als Ich sie freisetzte aus ihrer siebenfachen Bindung in Verirrung und Sünde in Magdala (p).
Mit ihnen flieht auf ein Schiff ans andere Ende des römischen Reiches.* Dort sollt ihr alle für Mich wirken und Zeugnis ablegen – und du mit den Söhnen, die Ich dir noch schenken werde, sogar bis zu den fernsten nordischen Inseln.“ *
- Nach der »Legenda aurea« aus dem Spätmittelalter gelangte Maria Magdalena zusammen mit ihrer Schwester Martha und Lazarus mit anderen per Schiff über das Mittelmeer bis zu dem (nach ihr benannten) französischen Fischerdorf »Santes Maries de la Mar« (»Heilige Maria vom Meer«) bei Marseille und missionierte in der Provence. Auch das bekannte »Turiner Grabtuch« (vgl. Joh 20,6-7) wurde hier von französischen Adelsfamilien des Hauses Savoyen verwahrt. Es wäre denkbar, dass dies durch Maria Magdalena nach Frankreich gelangt ist.
- Joseph von Arimathia soll bis nach England gelangt sein und dort missioniert und in Glastonbury in Somerset eine Kapelle errichtet haben. Er gilt auch als der Hüter des »Heiligen Grals« – des Kelches Jesu vom Abendmahl, mit welchem Joseph bei Christi Kreuzigung das Blut Jesu aufgefangen haben soll, das aus dessen durchbohrten Seite rann (vgl. Joh 19,34) – der größten heiligen Reliquie, deren Heilkräften man sogar zutraute, dass sie ewiges Leben verliehe (vgl. Act 19,12; Mt 26,28; Joh 6,54; 11,25-26).
Und Joseph von Arimathia berichtete dem Nikodemus dies alles und verschwieg ihm nichts, und erzählte ihm, wie der Herr ihn in sein Haus versetzt hatte: „Siehe, da ergriff Er erneut meine Hand und sprach: »Nun will Ich dich lösen von deinem alten Sklavendasein, gebunden an trügerische Sicherheiten, aus deinem versklavtes Leben, und dich taufen im Wasserbad Meines freisetzenden Wortes zu einem neuen weit freieren und reicheren Leben hin.« (q)
Und als Er das gesagt hatte, ergriff er Meine Hand und zog mich durch ein Wassergerinsel, wie einen tiefen Fluss, der mich gänzlich durchtränkte (r). Und es ergoss sich etwas über mich und durchdrang mich von meinem Scheitel bis zu den Fußsohlen, was meinen ganzen Leib mit heiligen Schauern durchströmte (s); und ein wunderbarer Salbenduft von erlesendster Narde, wie ich ihn noch nie gerochen hatte, drang in meine Nase (t). Und ehe ich wusste, wie mir geschah, fand ich mich vor dir hier an deinem Tische stehen.“ (u)
23-P: Welche Glückseligkeit! Ihm ist wahrlich nichts zu groß und zu wunderbar!
Als aber die Apostel später von den beiden, dem Joseph aus Arimathia, wie dem Nikodemus, hörten, was geschehen war, da wurden sie erfüllt von überschwänglicher Freude und priesen Gott, den Herrn, ihren Heiland-Christus, und sprachen zu dem Joseph aus Arimathia: „Nun wissen wir fürwahr, dass unserem Heiland-Christus und Aller-Welt-Erretter wirklich nichts zu groß und zu wunderbar ist, um wahrhaft ausnahmslos alle verlorenen Seelen noch zu erretten und zu erlösen! (a)
Und fürwahr: Nichts macht glückseliger, als die Gewissheit solchen Glaubens, dass Gott Seine Gnade und Güte nicht nur alle Untüchtigen und Unvermögenden, sondern darüber hinaus selbst sogar auch noch allen Bösen und Undankbaren erweisen wird, so dass Er fürwahr selbst auch alle Gottlosen sich allesamt noch recht machen wird! (b)
Denn als du damals betrübt von dannen zogst, als Er dich aufforderte und ermunterte, deinen ganzen Reichtum im Jordan zu versenken, um Ihm nachzufolgen, du aber gingst, da bekundete der Meister in heiterer Gelassenheit geradezu belustigt: »Fürwahr! Da kommt noch ein Kamel leichter durch ein Nadelöhr, als ein Reicher ins Himmelreich!« (c)
Wir aber konnten darüber überhaupt nicht lachen und uns, wie der Herr, darüber erheitern, sondern waren vielmehr über die Maßen entsetzt, da wir wussten und gehört hatten, dass du doch allen Geboten des HERRN gottesfürchtig nachgekommen warst (d), nur allein nicht lassen konntest von deinem Reichtum und von den Segnungen deines Wohlstandes und all deinen weltlichen Sicherheiten (e), unser Rabbi aber erklärt hatte, dass du, trotz deines tadellosen Lebens und all deiner Gottesfurcht, aufgrund deines Reichtums, an dem dein Herz noch hing, doch nicht in das Reich Gottes hinein gelangen könntest (f).
Da packte uns Schauder und Entsetzen, so dass wir verunsichert und verängstigt fragten, wer dann überhaupt noch das Heil erlangen könne, wenn selbst du in deiner rühmlichen Gottesfurcht als ein Oberster Israels und ein geachtetes Mitglied des Hohen Rates in den Augen des Herrn als verloren angesehen werden musstest, weil du von deinen weltlichen Sicherheiten nicht lassen konntest (g).
Und als wir Ihn da über die Maßen entsetzt fragten: »Wer kann denn dann überhaupt noch gerettet werden?!«, da sagte Er zu uns: »Fürwahr! Euch allen ist´s gänzlich unmöglich! – wenn nicht das Unmögliche doch möglich wäre bei Gott, der sich aller erbarmt! (h) Denn ja, Amen, Ich sage euch: Ihm ist fürwahr nichts unmöglich und zu groß und zu wunderbar!« (i)
Und aus dieser Gewissheit heraus konnte unser Erlöser damals offensichtlich über deine Unzulänglichkeit und Untüchtigkeit nur schmunzeln und sich belustigen, wie über ein kleines, unbeholfenes frisch geborenes Kind (j).
Und nun sehen wir, wie Er es tatsächlich doch noch verstanden und fertig gebracht hat, dich dahin zu bringen (k), wirklich alles für Ihn zu lassen und dran-zu-geben, um so eingehen zu können in das wahre unvergleichliche Leben, das Er bietet! (l)
Und fürwahr, gesegnet bist du mit uns allen bei dem Herrn, und über alle Maßen begnadet! (m) Denn wir wissen es und können es dir jetzt schon bezeugen: Du wirst noch größere und abenteuerlichere Wunder erleben, als wie dies erste und doch allerwichtigste Wunder, das jetzt an dir selbst geschehen und dir widerfahren ist! (n)
Denn das, was du nunmehr endgültig abzulegen und fahren zu lassen genötigt bist, steht in keinem Verhältnis zu dem, was du dafür noch ohne Ende erhalten wirst! (o)
Und wir wissen es, denn fürwahr: Wir alle haben es ebenso auch schon erlebt und an uns erfahren! (p)
Du wirst mit himmlischen Schenkungen überhäuft werden und gesegnet sein, die nicht allein dein Herz vor Freude bersten lassen werden (q), sondern überdies viele andere, die, wie du, vor der Welt als mittellos erscheinen werden (r), über alle Maßen reich machen!“ (s)
Und sie alle priesen miteinander Christus, ihren Gott und Herrn (t), über die unermessliche Gnade, welche Er für wirklich ausnahmslos alle, auch die Verirrtesten und Gebundensten aller Seelen, bereit hält (u).
23-Q: Und für alle Schätze, die er aufgab, erhielt er den größten Schatz der Welt!
Und als Nikodemus, wie auch Joseph von Arimathia, sowie Lazarus alle ihre Habe verkauft und einen großen Anteil der Urgemeinde in Jerusalem überlassen hatten (a), kehrten sie Jerusalem den Rücken und bestiegen ein Schiff in Richtung Rom.
Petrus aber vertraute dem Joseph von Arimathia das Grabtuch mit dem Abbild des Herrn an, welches jener für Ihn gekauft hatte (b). Der aber schenkte es der Magdalena, da sie des Herrn liebste Gefährtin war (c).
Er selbst aber behielt für sich den Kelch, welchen Jesus beim letzten Abendmahl Seinen Jüngern gereicht hatte mit den Worten: „Das ist Mein Blut des Neuen Testamentes, welches vergossen wird zur Vergebung der Sünden für wahrhaft alle Welt. Und wer davon trinkt, wird ewig leben“ (d). Denn auch dieser wurde ihm von den Aposteln geschenkt, weil er ihrem Herrn nach dessen Todesstunde ohne Furcht um sein eigenes Leben so viel Ehre erwiesen hatte (e).
Und Joseph von Arimathia füllte jenen Kelch mit dem Blut, das aus der Wunde des Herrn geronnen war, als ihm der römische Soldat Longinus in die Seite stach und Sein Herz durchbohrte (f). Er hatte es nämlich mit einer Schale aufgefangen, da das Blut den Juden heilig war; denn in ihm ist die Seele allen Lebens (g). Und er ließ auf den Kelch einen Deckel schweißen und ihn so versiegeln.
Und jener Kelch wirkte große Wunder an allen, welche diesen berührten (h). Ja, er vermochte sogar, Tote wieder zum Leben zu erwecken (i). So bekräftigte der Herr ihr Zeugnis von Seiner Liebe und Güte, wie Seiner Macht und Herrlichkeit, der wahrhaft alles unterworfen ist (j), in den fernsten Regionen des Römischen Reiches mit Zeichen und Wundern (k).
Und Joseph von Arimathia wurde vom Herrn gewürdigt, der Hüter dieses »Heiligen Grals« zu werden – des größten Schatzes der ganzen Welt! (l)