Syn-Evangelium
(Studien-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VIII Aufschlüsse
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6. Literaturverzeichnis
/ Fundorte apokrypher Schriften
6.1 Verwendete biblische und apokryphe Schriften
(in chronologischer Reihenfolge)
- ThZw – das Evangelium nach Thomas, dem Zwilling
/ das Thomas-Evangelium (NHC II,2) – 30-40 n. Chr. - Luk – das Lukas-Evangelium / das Evangelium nach Lukas – 60-90 n. Chr.
- Mk – das Markus-Evangelium / das Evangelium nach Markus – 70 n. Chr.
- PetrEvg – das Petrus-Evangelium – 70 n. Chr.
- DeBellJud – De Bello Judaico von Joseph Flavius
/ Vom Jüdischen Krieg – Der Jüdische Krieg – 75 n. Chr. - Mt – das Matthäus-Evangelium / das Evangelium nach Matthäus – 90 n. Chr.
- Joh – das Johannes-Evangelium
/ das Evangelium nach Johannes – 90-100 n. Chr. - SoChri – die Sophia Jesu Christi
/ die Weisheit Jesu Christi (NHC III,4) – 1.-2. Jhdt. n. Chr. - LibTh – Liber Thomai / das Thomasbuch (NHC II,7) – 1.-2. Jhdt. n. Chr.
- PetrJak – der Brief des Petrus an Jakobus – 1.-2. Jhdt. n. Chr. (?)
- EpJak – Epistola Jacobi / Brief des Jakobus an „Kerinthos“ (?)
/ das Apokryphon des Jakobus (NHC I,2) – 125-150 n. Chr. - PetrApk – die Petrus-Apokalypse – 130 n. Chr.
- HebrEvg – das Hebräer-Evangelium – 140 n. Chr.
- EvVer – Evangelium Veritatis
/ das Evangelium der Wahrheit (NHC I,3) – 150 n. Chr. - PhilEvg – das Philippos-Evangelium (NHC II,3) – 150 n. Chr.
- ProtJak – das Prot-Evangelium des Jakobus – 150 n. Chr.
- Mar – das Evangelium der Maria – 160 n. Chr.
- EpAp – Epistola Apostolorum / das Sendschreiben der Apostel – 170 n. Chr.
- EbEvg – das Ebionäer-Evangelium / Ebioniter-Evangelium – 180 n. Chr.
- ThIsr – das Kindheits-Evangelium von Thomas, dem Israeliten – 180 n. Chr.
- NaEvg – das Nazaräer-Evangelium / das Nasiräer-Evangelium – 190 n. Chr.
- Nik – das Nikodemus-Evangelium – 2. Jhdt. – 320 n. Chr.
- Barth – das Bartholomäus- Evangelium – 250 n. Chr,
- EvLebJes – das Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu
/ das Evangelium der zwölf Apostel
/ das lebendige Evangelium nach Manichäus – 250 n. Chr. - PiSo – die Pistis Sophia – 2.-3. Jhdt. n. Chr.
- HiJes – die Himmelfahrt des Jesaja – 3. Jhdt. n. Chr.
- HistEcc – Historica Ecclesiastica von Eusebius von Caesarea
/ Kirchengeschichte – 300 n. Chr. - JohSer – das Leben des Johannes nach Serapion – 390 n. Chr.
- Endgültige Festlegung des Bibel-Kanons – 4. Jhdt. n. Chr.
- ArabKi – das Arabische Kindheits-Evangelium – 6. Jhdt. n. Chr.
- PseuMt – das Peudo-Matthäus-Evangelium
/ das Kindheits-Evangelium des Matthäus 600-625 n. Chr. - Ginza – Rechte Ginza – 7.-8. Jhdt. n. Chr.
- NHC – Nag Hammadi Codizes – Nag Hammadi Schriften, entdeckt 1945 n. Chr.
Dieses Kapitel gibt einen kurzen Einblick über die Entstehung und Entdeckung der apokryphen Schriften, die in das vorliegende Evangelium mit einbezogen worden sind, sowie über deren besonderen Inhalte. Weiter wird angegeben, wo diese Schriften auffindbar sind.
Durch „Fundort“ wird mit der angegebenen Zahl auf das Buch (in der nachgeordneten Auflistung im unter 6.2 folgenden Literaturverzeichnis) verwiesen, in welchen sich die außerbiblische Schrift findet, die bei der Erstellung dieses Evangeliums verwendet worden ist. Dies ist insbesondere in Hinblick auf die Kapitel- und Verszählung bedeutsam, da diese in verschiedenen Ausgaben mitunter variiert, da sie noch nicht bei allen außer-kanonischen Schriften bereits normiert worden ist.
Will man also die angeführten Belegstellen in apokryphen Schriften nachschlagen, so muss man das betreffende angeführte Buch zur Hand nehmen, dessen betreffende Kapitel- und Verszählung in den Fußnoten zur Studien-Fassung des vorliegenden Evangeliums übernommen worden ist.
Mit „ferner in“ wird auf Bücher verwiesen, in welchen sich ebenfalls eine Übersetzung der jeweiligen apokryphen Schrift findet – mitunter jedoch mit einer anderen Kapitel- und Verszählung.
Die verwendeten Werke sind im nachfolgenden Literaturverzeichnis aufgelistet. Hier ist auch Fachliteratur aufgeführt, aus der Hintergrundinformationen über Zeit, Geschichte und Kultur, sowie geographische Gegebenheiten für die genauere Schilderung der damaligen Ereignisse im vorliegenden Evangelium entnommen wurden.
Abfassungszeit der biblischen Evangelien
Zum Vergleich seien noch einige Daten zu den biblischen Evangelien erwähnt:
(in chronologischer Reihenfolge)
- Johannes-Evangelium:
evtl. schon um 50 n. Chr. verfasst
- Markus-Evangelium:
um 70 n. Chr. von dem Jünger Markus mit dem Apostel Petrus in Rom verfasst (vgl. I Petr 5,13). Es soll dem umfassenderen Evangelien des Matthäus und Lukas als Vorlage gedient haben.
Im Haus des Markus war der Versammlungsraum der Jerusalemer Urgemeinde (Act 1,13; 12,12). Markus war auch zeitweilig ein Begleiter des Apostels Paulus (Act 13,5.13; 15,36-40; Kol 4,10; Phlm 14).
- Lukas-Evangelium:
um 80 n. Chr. von dem Paulus-Begleiter Lukas verfasst (vgl. Kol 4,14; Phlm 14; II Tim 4,11; Act 16,10-17; 20,5 – 21,18; 27,1 – 28,16).
- Matthäus-Evangelium:
um 90 n. Chr. vom gleichnamigen Apostel (Mt 10,3), dem einstigen Zöllner Levi (vgl. Mt 9,9; Mk 2,14; Luk 5,27) verfasst
- Johannes-Evangelium:
um 90-100 n. Chr. von Jesu Lieblingsjünger und Apostel Johannes verfasst (vgl. Joh 21,20.24). Manchmal wird es aber auch für das älteste Evangelium gehalten.
Wegen der zahlreichen gnostischen Anklänge – wie dem Dualismus „Licht und Finsternis“ (vgl. Joh 1,1-5.9; 8,12; 11,9-10; 12,36-36), sowie „Geist und Fleisch“ (vgl. Joh 3,6; 6,63; I Joh 2,15-17), ferner „Vater und Wahrheit“ auf der einen Seite, und „Satan als Gott der Juden und die Welt“ auf der anderen Seite (vgl. Joh 8,42-47; 18,37; 17,14; I Joh 2,22-23; Apk 3,9), desweiteren wegen dem „Braut-Bräutigam“-Motiv (vgl. Joh 8,29), der göttlichen Prä-Existenz und Gottheit Jesu (vgl. Joh 1,1-2; 3,31; 8,16.23.58; 5,18; 10,30.33; 16,28; 17,5; Apk 1,8.17-18; 22,13), sowie der „Ich bin“-Worte Jesu, wie im Mysterien-Kult (vgl. Joh 8,12; 10,9.11; 11,25; 14,6; 15,1), der Bedeutung der spirituellen Erleuchtung und „Erkenntnis“, also der „Gnosis“, für das Heil (vgl. Joh 8,32; 1,9.18), aber auch wegen seiner Anklänge an die Reinkarnation in Verbindung mit Aussagen über die spirituell bedeutsame geistliche Wiedergeburt (vgl. Joh 1,13; 3,4.12; 9,1-2; 21,22) und wegen seiner großen Beliebtheit gerade in gnostischen christlichen Kreisen, wurde schon im frühen Christentum die Verfasserschaft des Apostels in Frage gestellt und ein Gnostiker mit Namen Kerinth als wahrer Autor vermutet.
Deshalb war dieses Evangelium, wie alle johanneischen Schriften (vgl. I Joh 1,1-5; 4,15-17; 5,10.20), lange umstritten und wurde auch als letztes Christus-Zeugnis in den Bibel-Kanon aufgenommen. [Vgl. Ausführungen in 3.) S.24-29 und 37!] Noch länger umstritten war die Johannes-Apokalypse.
Festlegung des verbindlichen Bibel-Kanons
Der Prozess der Festlegung des heutigen Kanons der neutestamentlichen Schriften, die als zweifelsfrei göttlich inspiriert angesehen wurden (vgl. I Thess 2,13; II Petr 1,19-21; II Tim 3,16-17), kam erst im 4. Jahrhundert zum Abschluss. Bis dahin kursierten auch viele andere Evangelien und apokryphe Schriften in den verschiedenen urchristlichen Gemeinden und waren dort als Wort Gottes in Gebrauch.
Verwendete apokryphe Schriften
(in alphabetischer Reihenfolge)
ArabKi – das Arabische Kindheits-Evangelium
Das arabische Kindheits-Evangelium wurde vermutlich im 6. Jhdt. im syrischen Raum verfasst. Einiges davon findet sich auch im Koran des Mohammed.
Nach ihm kommt es bereits auf der Flucht nach Ägypten zu einer ersten Begegnung mit den beiden Raub- und Mord-Gesellen, die zu beiden Seiten Jesu gekreuzigt wurden.
Außerdem begegnet uns, ähnlich wie im Kindheits-Evangelium des Thomas, ein erzürnter Jesus-Knabe, der über bösartige Jugendliche einen Fluch verhängt, bis sie darüber zur Besinnung kommen (vgl. Num 12,9-10; I Reg 13,4; II Reg 2,23-24; Mt 21,18-19; 23,32-36; Sach 2,12; I Kor 3,17; Mt 21,18-19).
Barth – das Bartholomäus- Evangelium
– Fundort: 1.) NT: S.66
– ferner in 2.) S.494
Das Bartholomäus-Evangelium ist um 250 n. Chr. entstanden. Es berichtet von Enthüllungen, die Christus Seinen Anhängern nach Seiner Auferstehung mitgeteilt haben soll.
Bartholomäus berichtet von einer Vision, die er bei Christi Hinrichtung hatte, welche ihn die himmlischen Heerscharen um Jesu Kreuz erblicken ließen, und er fragt darauf den Herrn, was dies zu bedeuten hätte. Daraufhin erklärt der Meister Seinen Jüngern, wie Er bei Seiner Hadesfahrt den Tod überwunden und im Totenreich gebundene Seelen aus dessen Rachen befreit und ins Paradies geführt hat.
Schließlich lässt Jesus die Jünger auch den Satan sehen, um ihnen zu zeigen, dass Er auch die Macht dieses gewaltigen Erzwidersachers Gottes bereits vollends gebrochen hat (vgl. Joh 12,31-32; I Joh 3,8; Kol 2,14-15) und sie von Christus Vollmacht erlangt hätten, ihn unter ihre Füße zu zwingen, so dass sie ihn nicht mehr fürchten müssten (vgl. Luk 10,19; Röm 8,31-37; II Kor 2,14). Hier erfahren wir in Barth 11 auch, dass es der Neid Satans auf die Erdenkinder war, die Gott erschaffen wollte, der ihn in den Uranfängen zum Aufstand gegen Gott veranlasste (vgl. Weisheit 2,24; Jes 14,12-14; Ez 28,12-19; Gen 1,2).
Auch in diesem Evangelium erfahren wir, wie im Nikodemus-Evangelium und in der Petrus-Apokalypse, dass am Ende der Zeiten Henoch und Elia als die beiden großen göttlichen Zeugen vor Jesu Wiederkunft auf die Erde zurückkehren würden.
Von Maria, der Mutter des Herrn, erfahren wir in Barth 5, dass ihr in ihrer Kindheit im Tempel Gottes nicht nur Engel Gottes erschienen, um sie zu speisen, wie es auch im Prot-Evangelium des Jakobus überliefert wurde (ProtJak 8,1), sondern, dass ihr überdies der Engel des HERRN erschienen war, und mit ihr durch die Darreichung von Brot und Wein ein Hochzeitsmahl vollzog (vgl. Hos 2,21-22; Joh 3,29; Eph 5,25-32; Apk 19,6-9) und ihr ankündigte, sie würde in drei Jahren den göttlichen Logos gebären (vgl. Joh 1,14; Luk 1,35).
Da diese Erscheinung von einem Erdbeben begleitet war, das den Vorhang im Tempel zerreißen ließ, was erst bei Christi Tod geschah (vgl. Mt 27,51; Apk 4,1), war hier Maria entweder im Geist in die Zukunft versetzt, oder aber ihr erschien hier bereits der Auferstandene selbst, nachdem Er über alle Räume und Zeiten erhöht und raumzeitlich vollends entgrenzt wurde (vgl. Eph 4,8-10; I Petr 3,18-20; II Petr 3,8-9), wie Er als der himmlische Hohepriester Melchisedek schließlich sogar schon dem Glaubensvater Abraham Sein Abendmahl gereicht hatte (vgl. Joh 8,58; Gen 14,18-20; Hebr 7,1-10).
Schließlich wird das schier unbegreifliche Mysterium bestaunt und gerühmt, dass der Allmächtige, Allumfassende, Unbegrenzte sich selbst in den Schoß einer Menschentochter gegeben hat.
DeBellJud – De Bello Judaico von Joseph Flavius
/ Vom Jüdischen Krieg – Der Jüdische Krieg
Das Buch »De Bello Judaico« wurde von Josephus Flavius um 75 n. Chr. geschrieben. Er ist 37/38 n. Chr. in Jerusalem geboren und vermutlich um 100 n. Chr. in Rom gestorben. Er war der letzte große, bedeutendste Feldherr Israels (vgl. DeBellJud III 5,1; II 20,5-8).
Josephus Flavius gehörte dem Priester-Adel an und besaß die Gabe der Weissagung. Er prophezeite dem Feldherrn Vespasian und seinem Sohn Titus, dass sie einstmals nacheinander Kaiser würden. Da er ebenso verheißen hatte, dass er die Burgfeste Jotapata nicht halten könne (vgl. DeBellJud III 7) und auf den Tag genau angekündigt hatte, wann diese von den Römern genommen würde (vgl. DeBellJud III 7,15), schenkte Vespasian seiner Prophezeiung Glauben und ließ ihn am Leben (vgl. DeBellJud III 8,9). Später nutzte ihn sein Sohn Titus, um die Bürger der belagerten Stadt Jerusalem zur Aufgabe zu bewegen – jedoch vergeblich (vgl. DeBellJud V 9,3-4).
Als Vespasian wenig später tatsächlich ganz überraschend Kaiser wurde, schenkte er Josephus die Freiheit, sowie das römische Bürgerrecht. Mit Titus kam er im Jahr 71 n. Chr. nach der Zerstörung Jerusalems nach Rom und widmete den Rest Seines Lebens der Verfassung einiger Geschichtsbücher. Neben »De Bello Judaico« schrieb er noch das weit umfangreichere zwanzig-bändige Werk »Antiquitates Judaicae«, »Jüdische Altertümer«, das die biblische Heilsgeschichte Gottes mit Israel von der Schöpfung bis zum Anfang des jüdischen Krieges kraftvoll nacherzählte und auch mündliche Überlieferungen mit einbezog.
Aus seinen Schilderungen von der Einnahme der Burgfeste Jotapata erfahren wir, dass Josephus an die Reinkarnation glaubte (vgl. Joh 1,13; 3,4.12; I Petr 1,23; Jak 3,6; Ez 1,15-18; 10,13; Koh 3,14-15). Er war nicht bereit, sich durch Selbstmord den Römern zu entziehen, da er der Überzeugung war, dass solch eine Tat eine glückliche Wiedergeburt vereiteln würde (vgl. DeBellJud III 8,1-7).
Diese hellenistische Vorstellung herrschte also nicht nur im gemeinen Volk, das beispielsweise Jesus für die Wiedergeburt eines großen Propheten hielt (vgl. Mt 16,14) oder körperliche Beeinträchtigungen von Geburt an als Spätfolge von Verfehlungen in früheren Leben ansah (vgl. Joh 9,2; Weisheit 8,19-20; Jes 65,7), sondern auch in höheren Kreisen – selbst sogar unter dem Priester.Adel, obwohl die Parteiung der Sadduzäer an keine unsterbliche Seele glaubte (vgl. Act 23,8). Für den Priester-Propheten Josephus schien dies dagegen ein unbestreitbares Faktum zu sein. Er fragte seine Mitstreiter, die sich das Leben nehmen wollten: „Wisst ihr das denn etwa nicht, …?!“
Josephus Flavius berichtete in seinem heilsgeschichtlichen Werk auch über Johannes den Täufer und die Essener, ja, er legt sogar das Zeugnis ab, das Jesus Christus der göttliche Erlöser war. Im achtzehnten Buch seines zwanzig-bändigen Werkes »Antiquitates Judaicae« schreibt er in Kapitel 3, Absatz 3:
„Zu jener Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man Ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Denn Er wirkte Wunder und war der Lehrer wahrheitsliebender Menschen. Viele Juden und auch viele Heiden gewann Er für sich.
Er war der Christus.
Obwohl Ihn Pilatus auf Denunziation unserer angesehensten Männer hin zum Kreuzestod verurteilt hatte, verharrten die, welche Ihn von Anfang an geliebt hatten, in Seiner Verehrung. Denn Er erschienen ihnen am dritten Tage unbestreitbar wieder lebend, wie Seine Auferstehung die göttlichen Propheten, neben tausend anderen wunderbaren Ereignissen von Ihm, auch schon vorausgesagt hatten.
Auch heute noch existiert dieses Geschlecht der Christen, welches sich nach jenem benannt hat.“
Diese Bekundung des Josephus Flavius wird auch von Eusebius von Caesarea (260/264 – 339/340 n. Chr.) in dessen Geschichtswerk »Historica Ecclesiastica«, der ersten verfassen »Kirchengeschichte« im elften Kapitel des ersten Buchs zitiert.
EbEvg – das Ebionäer-Evangelium / Ebioniter-Evangelium
Das Ebionäer- bzw. Ebioniter-Evangelium ist um 180 n. Chr. entstanden. Es war das Evangelium vieler messianischer Juden, die sich als „Ebionäer“ bzw. „Ebioniten“ bezeichneten, was die „Armen“ bzw. „Frommen“ bedeutet (vgl. Mt 5,3; Act 4,34-35). In Opposition zu dem Heiden-Apostel Paulus hielten sie an der Gültigkeit der Thora fest (vgl. Act 15,1.5; 21,20; Gal 2,4-6.11-16; 5,1-6), lehnten aber den Opfer-Kultus generell strikt ab (vgl. Jes 1,11-13; 66,3; Am 5,21-24; Hos 6,6; Ps 50,9-14; Hebr 10,10.18) und propagierten eine vegetarische Ernährung (vgl. Gen 1,29; 9,2-3; Mt 19,8; Ex 16,3; Num 11,4.18-20; Dan 1,16).
Ebenso lehnten sie die Gottheit Jesu, Seine himmlische Prä-Existenz und Jungfrauen-Geburt ab (vgl. Joh 1,13.14; 16,28; 17,5; 5,18; 10,30.33; Phil 2,6-8; Kol 1,15-17; I Joh 5,20; Luk 1,35; Mt 1,18-23; Jes 7,14; 9,5; Röm 9,5; I Joh 5,20). Für sie war Jesus lediglich durch Seine Salbung mit dem Heiligen Geist bei Seiner Taufe von Gott als Sohn angenommen worden, ähnlich, wie zuvor die gesalbten Könige Israels (vgl. Mt 3,16; Ps 2,6-7; II Sam 7,12-15). In den Augen dieser christus-gläubigen Israeliten war Jesus vor allem, gleich einem zweiten Mose, der Verkündiger des vollendeten göttlichen Gesetzes.
Ihr Evangelium ist nur in Zitaten durch Epiphanius in seinem (um 350 n. Chr.) verfasstem Werk „Panarion“ gegen 80 Häresien erhalten.
EpAp – Epistola Apostolorum / das Sendschreiben der Apostel
Die Epistola Apostolorum ist seiner Benennung nach ein Sendschreiben der Apostel an alle Christengemeinden, soll aber erst um 170 n. Chr. verfasst worden sein. Nach einer kurzen Darstellung des Lebens Jesu schildert es hauptsächlich ein Gespräch der Apostel mit dem Auferstandenen. Christus kündigt ihnen hier bereits an, dass Er sich den einstigen Saul zu seinem größten Apostel Paulus machen wolle und eröffnet ihnen die Entwicklungen in der Endzeit.
Auf die bekümmerte Frage der Apostel, ob es eine ewige Verdammnis für solche geben würde, die Ihn nicht als ihren Heiland annehmen würden, wobei sie Jesus anflehen: „O Herr! Wir sind wahrlich betrübt ihretwegen!“ – „O Herr! Deiner Güte entspräche es, dass Du auch ihnen noch Gnade erzeigst!“, eröffnet ihnen der Herr: „Ihr tut gut daran; denn also sind die Gerechten besorgt um die Sünder und beten und flehen zu Gott für sie!“ – „Und ja, Ich werde hören auf die Gebete der Gerechten für sie!“
EpJak – Epistola Jacobi
/ der Brief des Jakobus an „Kerinthos“ (? – (Name verderbt)
/ das Apokryphon des Jakobus (NHC I,2)
Dieser Brief des Jakobus ist um 125-150 n. Chr., eventuell aber sogar schon um 70 n. Chr. in Ägypten verfasst worden. Der Name des Adressaten, mit „Kerinthos“ wiedergeben, ist verderbt und nicht mehr klar lesbar.
Man schreibt diesen Brief dem Herren-Bruder Jakobus zu, welcher der Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde war (vgl. Joh 7,5; Act 1,14; 12,17; 21,18; Gal 1,19; 2,9; ThZw 12; Jak 1,1). Es könnte sich bei dem Verfasser aber auch um den Apostel Jakobus handeln, da der Brief Unterweisungen des Auferstandenen enthält, die Jesus nur einem kleinen Kreis unter den Aposteln mitgeteilt hat (vgl. Mk 13,3).
Kerinthos wird vermahnt, diese geheimen Mitteilungen nur an solche weiterzugeben, die ihrer bereits würdig sind (vgl. I Petr 4,10; Mt 7,6; 6,3; ThZw 62; Hebr 5,11-12; I Kor 3,1-2; II Petr 3,15-16), so wie es auch Petrus in seinen Brief an Jakobus tut (PetrJak).
Jesus fordert seine Jünger auf, anhaltend um noch größere Geist-Erfüllung zu ringen, und sich von ihrem wehleidigen, leidensscheuen Fleisch zu lösen, um sich dadurch für die Drangsale und Verfolgungen vorzubereiten, die einstmals über alle Christen in der Endzeit kommen werden. Er ernüchtert darüber, dass es keinen anderen Weg zur Auferstehung gibt, als den über das Kreuz.
Diese in koptischen Dialekt verfasste Schrift wurde im Dezember 1945 in der Nähe von Nag Hamadi gefunden, aus Ägypten herausgeschmuggelt und von der C. G. Jung-Stiftung erworben, nunmehr im Codex Jung enthalten und wird allgemein unter dem Nag Hammadi Codices unter NHC I,2 geführt.
EvLebJes – das Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu
/ das Evangelium der zwölf Apostel
Dieses Evangelium wird in der Regel als eine sogenannte neo-apokryphe, pseudo-epigraphe Schrift innerhalb einer synkretistischen Neuoffenbarungs-Bewegung bewertet. Als eigentlicher Autor wird Gideon J. R. Ouseley (1835-1906) angesehen, der dieses Evangelium (lt. Heliand, 1991) in einem buddhistischen Kloster im Tibet entdeckt und aus dem Aramäischen ins Englische übersetzt haben will. Angeblich soll er sogar einmal im Jahre 1897 behauptet haben, dieses Evangelium durch göttliche Inspiration empfangen zu haben.
Überdies wurde es von Gabriele Wittek, der Begründerin des „Heimholungswerkes Jesu Christi“, heute „Universelles Leben“ genannt, in ihrem Buch „Das ist mein Wort. A und O. Die Christus-Offenbarung, welche inzwischen die wahren Christen in aller Welt kennen“ als „Evangelium Jesu“ übernommen und nach der Bekundung jener Gabriele, der „Posaune Gottes“, von Christus durch weiterführende göttliche Inspirationen mitunter berichtigt und in tiefer-gehender Weise interpretiert.
Die Mitglieder der Religionsgemeinschaft des Universellen Lebens sehen sich in ur-christlicher Tradition, deren Vorläufer die Manichäer im 3. bis 5. Jahrhundert und die Albingenser bzw. „Katharer“ im Mittelalter waren, die von der Kurie Roms als „Gazzari“, „Ketzer“, verfolgt und ausgemerzt wurden – wofür aber nicht die Heilige Inquisition genügte, sondern regelrechte Albingenser-Kreuzzüge durchgeführt werden mussten, da sich diese spirituelle Erweckungsbewegung, wie einst schon der Manichäismus, von Frankreich ausgehend wie ein Flächenbrand über ganz Europa auszubreiten begann. So wurde diese unkonventionelle christliche Strömung ebenso durch den etablierten Klerus in schrecklichen Gewaltakten vollständig ausgelöscht, wie es schon seinerzeit dem Manichäismus im 5. Jhdt. erging (vgl. Act 20,29-30; Mt 24,48-50; 7,15-16).
In der Bewegung des Universellen Lebens hält man das von Ouseley entdeckte Evangelium für ein verloren gegangenes „Evangelium der Zwölf (Apostel)“, oder aber für das ursprüngliche, später in Fragmenten gefundene Ebionäer-Evangelium, da in dem „Evangelium Jesu“ tatsächlich ebenso die jungfräuliche Empfängnis Jesu Christi in Abrede gestellt wird, deshalb aber keineswegs Christi göttlicher Ursprung dem Geiste nach geleugnet wird. Jesus war nach diesem Evangelium also dem Fleisch nach tatsächlich ein Sohn Josephs, dem Geiste nach aber der Sohn Gottes und damit Gott selbst (vgl. Röm 1,3-4). Denn über Seine leiblichen Eltern wäre bei Christi Zeugung in gleicher Weise die heilige Ruach als die eigentliche Erzeugerin Christi gekommen (vgl. EvLebJes 2,1-6).
Manchmal wird auch von Seiten der „Urchristen“ erklärt, bei diesem Evangelium würde es sich um die sogenannte „Logienquelle Q“ handeln, die nach heutiger fachwissenschaftlicher Meinung den Evangelien der Synoptiker Matthäus, Markus und Lukas neben jeweils anderen älteren Quellen als Textvorlage für die Erstellung ihrer eigenen Evangelien gedient habe. Dies ist jedoch völlig abwegig, da dieses „Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu“ gleichsam ein synoptisches Evangelium darstellt (wie auch das vorliegende Evangelium), also weit umfassender war, als die biblischen Evangelien, die in ihm zu einer Einheit verbunden worden sind.
Entsprechend weist das „Evangelium des vollkommenen Lebens“ weitreichende Übereinstimmungen mit den kanonischen Evangelien auf, ist überdies aber auch angereichert mit variiertem apokryphen Material, dass – etwa zu 20 Prozent – „Sondergut“ gegenüber den biblischen Überlieferungen aufweist – nämlich insbesondere die Reinkarnation, den Aufruf zu Fleisch-Verzicht und Alkohol-Abstinenz, sowie zu liebevollen Umgang mit den Tieren, die in gleicher Weise der universalen göttlichen Familie angehören und sich auf der selben Pilgerschaft hin zur Glückseligkeit der Gotteskindschaft befinden, wie die Menschen (vgl. Koh 3,18-21; Joh 1,13; Röm 8,18-21).
Die Auffassung der Mitglieder des Universellen Lebens, es bei ihrem Evangelium mit einem wirklich ursprünglichen Evangelium aus der Wiege der Christenheit zu tun zu haben, wird von der Fachwelt freilich mitleidig belächelt. Man kann sich allgemein nicht vorstellen, dass Reverend Ouseley ein christliches Evangelium in einem buddhistischen Kloster entdeckt haben soll.
Dabei wird allerdings übersehen, dass sich durch Mani (216-276/277 n. Chr.), der sich als einen Apostel Jesu Christi in der Nachfolge des Apostels Paulus verstand und die „Kirche des Heiligen Geistes“ begründet hatte, der Glaube der Manichäer aufgrund seiner spirituellen Sprengkraft innerhalb eines halben Jahrhunderts wie ein geistlicher Flächenbrand vom Zweistromland aus über Syrien bis ins Römische Reich nach Westen hin und über Persien und Indien über den Nepal bis nach China hin ausbreitete. Die Muttersprache des Mani, war, wie die Jesu, Aramäisch.
Und tatsächlich hatte der Begründer dieses gnostischen Christentums auch ein Evangelium in aramäischer Sprache verfasst, nämlich „das lebendige Evangelium“.
Das manichäische Christentum sah auch in Zarathustra, sowie in Buddha einen Propheten, hatte doch sowohl Zoroaster tausend Jahre nach seinem Erscheinen das Kommen des „Saoschyant“, des Welt-Erlösers, verheißen, wie auch Siddharta Gautama „Buddha“, der große „Erleuchtete“ Indiens, (nach dem Digha Nikayo XXVI) das Kommen eines noch größeren erleuchteten „Buddhas“ nach ihm, der durch Seine „Erkenntnis“ – also „Gnosis“ – unzählig viel mehr Tausende in die Erlösung führen würde (vgl. Jes 53,10-11). Entsprechend verband schon damals dieses Christentum gnostischer Prägung synkretistisch zoroastrische und buddhistische Elemente mit dem christlichen Glauben – also auch die Vorstellung von der Reinkarnation.
Der Autor des vorliegenden Evangeliums ist zu der Überzeugung gelangt, dass es sich bei dem „Evangelium Jesu“ um das von Mani verfasste „lebendige Evangelium“ handeln muss, das ansonsten im Zuge der allgemeinen Verfolgung der Manichäer durch die etablierten Glaubensgemeinschaften im Römischen Reich, sowie in Persien vollständig ausgemerzt und damit verloren gegangen ist. Tatsächlich gibt es sogar heute noch Buddhisten manichäischer Prägung, die in Mani eine Reinkarnation des einstigen Siddharta Gautama Buddha sehen und ihn darum (anstelle von Christus) als den „Matreya“ verehren, den Buddha angekündigt hatte.
Bezeichnender Weise wird in dem „Evangelium Jesu“ schwerpunktmäßig das Johannes-Evangelium rezitiert, das auch gerade unter den Manichäern das beliebteste apostolische Evangelium war. Überdies finden sich viele markante Parallelen zum ältesten Thomas-Evangelium in Hinblick auf die Erklärung Jesu, dass in Seinem Reich auswendige Unterschiede jedwede Bedeutung verlieren würden und das Inwendige wie das Auswendige, das Obere wie das Untere und das Weibliche wie das Männliche würde und aus jedweder Zweiheit eine Einheit würde (vgl. Gal 3,28-29; Kol 3,11).
Aus diesem Grund hat der Verfasser des vorliegenden Evangeliums auch das Sondergut aus dem „Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu Christi“ in sein Christus-Zeugnis mit aufgenommen. Belegstellen-Verweise beziehen sich immer auf das „Evangelium Jesu“, wie es sich in Gabriele Witteks Buch „Das ist Mein Wort“ mit dessen Kapitel- und Vers-Zählung verwendet wurde.
Es soll aber betont werden, dass der Autor kein Mitglied der Religionsgemeinschaft des Universellen Lebens ist und mit dieser Bewegung niemals in persönlichen Kontakt getreten ist, wie er auch in mancherlei Hinsicht deren Überzeugungen nicht teilt – insbesondere deren Ansicht, ein zölibatäres Leben wäre eine unabdingbare Voraussetzung für die Erlangung des Heils (vgl. Luk 20,35; I Tim 4,1-2; I Kor 7,1-9.25-40).
Wenn also auch dieses Evangelium von der benannten Urchristen-Gemeinschaft in Beschlag genommen wird, so ist der Verfasser des vorliegenden Evangeliums dennoch zu der Überzeugung gelangt, dass es sich hier offensichtlich tatsächlich um ein altes Christus-Zeugnis manichäischen Ursprungs handelt, unter Umständen sogar um das „lebendige Evangelium“ aus der Hand des Manichäus selbst. Seine Abfassung wäre dann um 250 n. Chr. zu datieren.
In diesem Evangelium, das noch im 19. Jhdt. von Ouseley bereits ins Englische übersetzt worden ist, findet sich beispielsweise fast deckungsgleich ein Vers aus dem ältesten Thomas-Evangelium, welches jedoch erst im Dezember 1945 in Ägypten gefunden worden ist und dem Nag-Hammadi-Codizes angehört (NHC II,2). Dieses Evangelium war zwar auch schon zuvor in einzelnen Fragmenten bekannt, jedoch nicht der von Ouseley in „seinem“ Evangelium zitierte Vers 28.
Dieser lautet in dem evtl. schon um das Jahr 30 n. Chr. geschriebenen Thomas-Evangelium:
„Jesus sprach: »Ich stand in der Mitte der Welt und erschien ihnen im Fleisch. Ich fand sie alle trunken, Ich fand keinen unter ihnen durstig. Und meine Seele war betrübt über die Söhne der Menschen, da sie blind in ihrem Herzen sind und nicht sehen; denn leer sind sie in die Welt gekommen und sie müssen die Welt ebenso leer wieder verlassen, weil sie nicht das wahre Leben suchen. Nun aber sind sie trunken. Erst, wenn sie ihren vergorenen Wein wegschütten, werden sie umkehren«“ (ThZw 28).
Im „Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu Christi“ findet sich dieser Vers als der Vierte in Kapitel 88 in folgendem Wortlaut:
„Und Jesus sprach: »Ich bin gestanden inmitten der Welt und wurde gesehen und gehört im Fleisch, und Ich fand alle Menschen übersättigt von ihren eigenen Begierden und trunken von ihren eigenen Torheiten, und Ich fand niemand, der hungerte und dürstete nach der Weisheit Gottes. Meine Seele trauert über die Menschenkinder; denn sie sind blind in ihren Herzen und taub in ihren Seelen und hören Meine Stimme nicht« (EvLebJes 88,4).
Sollte das nicht zu denken geben?!
EvVer – Evangelium Veritatis / das Evangelium der Wahrheit (NHC I,3)
Das Evangelium der Wahrheit wurde um 150 n. Chr. von Valentinus (100-160 n. Chr.) in Rom geschrieben. Er genoss in Alexandria eine hellenistische Ausbildung. Dort bekehrte er sich zum Glauben an Christus und richtete schließlich als ein freier christlicher Verkündiger und Lehrer durch Missionsreisen in ganz Ägypten „das Kerygma“, den Ruf Jesu Christi, aus.
Schließlich überließ er die von ihm begründeten Gemeinschaften seinen Schülern und begab sich in das christliche Zentrum nach Rom, um auch dort das Evangelium nach seinem Verständnis zu verbreiten. Er galt offensichtlich sogar als ein Anwärter auf den Bischofsthron, der aber schließlich an einen Mann namens Pius ging, der auch in einer lebensbedrohlichen Lage an seinem Bekenntnis zu Christus festgehalten hatte und darum vor Valentinus den Vorzug aufwies, ein „Märtyrer“ für Christus zu sein.
Trotzdem „blühte“ Valentinus unter diesem Bischof von Rom in den Jahren 140-155 n. Chr. auf und fand mit seinem Evangelium große Anhängerschaft. Dann kam es allerdings zu einem erneuten Bischofswechsel. Bischof Anicetus (155–166 n. Chr.) übernahm den Bischofsthron von Rom. Zu dieser Zeit trat ein greiser, fast 85-jähriger Bischof von Smyrna in Kleinasien gegen den vergleichsweise jungen Valentinus und dessen neues Verständnis vom Evangelium Christi an, das er als Häresie brandmarkte, indem er für sich beanspruchte, dass er einzig und allein die Wahrheit von den Aposteln empfangen habe und alles andere, dem Widersprechende eine teuflische Irrlehre sei. Daraufhin wich Valentinus um 161 von Rom nach Zypern aus.
Valentinus war durch und durch christlicher Gnostiker. Sein ganzes Evangelium der Wahrheit beschäftigt sich mehr mit dem kosmischen Christus und dessen universalen Heilsbedeutung, als wie mit dem historischen Jesus. Es liest sich wie der Prolog im Johannes-Evangelium (Joh 1,1-18) als ein einziger Hymnus auf den göttlichen Logos, das göttliche Leben, das – auch wenn es sichtbar und betastbar und mit irdischen Sinnen erfahrbar wurde – doch gänzlich unbeschreiblich blieb (vgl. I Joh 1,1-4).
Ganz bedeutsam ist das Bekenntnis des Valentinus in diesem seinen Evangelium: „Der Name des Vaters ist der Sohn!“ – womit Valentinus in seinem Evangelium durchaus die Höhe der johanneischen Verkündigung erlangte, die in der Gottheit nichts mehr weiter fand, als Licht und völlig grenzenlose, wie darum auch gänzlich unverlierbare Liebe (vgl. I Joh 1,5; 2,1-2; 3,19-20; 4,10; I Kor 13,4-9) – eine „Erkenntnis“, „Gnosis“, die allein in jeder Hinsicht freisetzen kann (vgl. I Tim 2,4; Joh 8,31-32) – besonders von jedweder knechtenden Angst und niederdrückenden Furcht (vgl. Röm 8,31-30; 5,20-21; 8.15; Gal 4,6-7; I Joh 4,18), welche aus der Erleuchtung erwächst, dass uns im Liebes-Antlitz Jesu Christi wahrhaftig kein geringerer begegnet, als der Allmächtige selber, welcher der Anfang, wie auch die Vollendung des ganzen Alls ist, der Lebendige, der noch alles ins Leben bringt: Gott, der Wahrhaftige selber (vgl. Joh 14,8-9; 1,1-3; II Kor 4,6; Apk 1,8.17-18; 22,13; Jes 44,6; 43,10; Jes 9,5; Röm 9,5; I Joh 5,20; Joh 12,32; 14,19; 10,17-18; I Kor 15,22.45), von dem und durch den und zu dem wahrhaft alles ist (vgl. Röm 8,19-21; 11,32.36; Kol 1,15-20; II Kor 5,14-15.18-19; Eph 1,9-11; ThZw 77).
Gewiss sprach Valentinus mit Seinem „vergeistigtem“ Evangelium auch besonders gebildete Kreise im heidnischen Hellenismus an – insbesondere in der breiten Strömung des Neo-Platonismus, welche den „Nous“, den „Geist“, als die erste göttliche Ausstrahlung betrachtet, aus der alles hervorging und alles besteht (vgl. Hebr 1,3; Kol 1,17; Joh 1,1-3; II Kor 3,17), wie auch alles durch eine Unzahl von Reinkarnationen (vgl. Ijob 33,29-30; Joh 1,13; 3,4.12; I Petr 1,23) durch den göttlichen Geist noch in die Vollendung einer universalen All-Einheit geführt wird (vgl. Eph 1,9-11; Gal 4,19; 3,27-28; Kol 3,11; Joh 17,22-23).
Dabei verlor das derart „vergeistigte“ Christus-Kerygma des Valentinus aber durchaus nicht den Bezug zum historischen Menschen Jesus, der aller Welt durch sein Leiden und Sterben am Kreuz die grenzenlose göttliche Liebe enthüllt hat (vgl. Joh 1,16-18; 15,13). Sein Bekenntnis unterstreicht vielmehr die universale Bedeutung dieses Heilswerks Jesu Christi und damit des All-Vaters selbst in seinem allumfassenden universalen kosmischen Ausmaß, wie folgende Auszüge aus dem Evangelium Veritatis verdeutlichen mögen:
„Das Evangelium ist die Enthüllung der großartigen Hoffnung: Verzückung, Ihn selber erkennen zu dürfen! … die gänzlich unerschütterliche unübertreffliche Wahrheit! …
Er macht die Weisung des Vaters am Kreuz bekannt Was ist das für eine großartige Bekundung, dass Er zum Tode hinabschritt, obwohl Er doch mit ewigem Leben bekleidet ist?! … Er proklamierte damit, was im Vater ist …
Da die Vollendung des ganzen Alls im Vater ist, muss auch das ganze Universum zu Ihn aufsteigen! … Wenn nicht: Haben all die Elenden denn keinen Namen bei Gott?! Soll an sie nicht auch noch Sein Ruf ergehen?! …
Christus ist die Frucht Seines Herzens, die Enthüllung Seiner Gesinnung! Er reinigt sie alle und führt noch alle zum Vater zurück! Das ist Er! Nichts als wahrhaft grenzenlose Güte! … In Ihm ließ der Vater sich sehen und hören, in dem geliebten Sohn sich selbst kosten, und riechen und anrühren! … Durch Seinen Mund sprach das Licht, und Seine Stimme schenkte Leben! …
Er ließ alles Leiden an Strafen erlöschen! Er wurde zum Weg für alle, die in die Irre gegangen waren, zur Erkenntnis für alle, die in Umnachtung gebunden waren, ein Finden für alle, die suchten, Befestigung für alle, die wankten, Reinigung für alle, die so unsäglich beschmutzt waren! Er kam und suchte alles, was sich verirrt hatte und verloren war! … Er folgte allen, die sich in Schuld verstrickt hatten, damit sie in Ihm Ruhe fänden! … Er schenkte wahrhaftige Salbung in der unendlichen Erbarmung des Vaters! …
Das aber ist der Vater: von dem alles ausgegangen ist und zu dem darum auch alles zurückfinden muss! … Der Name des Vaters aber ist der Sohn! .. Er ist es, der Vater selbst, in dem ich ewige Ruhe finden soll! … Ja, der Abba ist gut! Und Er liebt alle Seine Kinder!“
Ginza – Rechte Ginza
– Fundort: 4.) S.91
– ferner in 6.) S.5
Die „Ginza“ bzw. der „Sidra Rabba“ ist die Heilige Schrift der Mandäer. Es wurde im 7.-8. Jhdt. zusammengestellt, beruht aber auf weit älteren Quellen.
Die Mandäer waren eine vorchristliche jüdische Gruppierung, die in Johannes dem Täufer den Messias sah (vgl. Joh 1,6-7.15.19-20; 3,22-30; Luk 3,15; Act 19,1-7), aber auch stark vom persischen Zoroastrismus geprägt ist, der durch Zarathustra begründet worden war. Hier steht dem Ahura Mazda bzw. Ormuzd, dem weisen Herrn, welcher Gott ist, der Ahriman bzw. der Angra Mainyu, der böse Geist, also der Satan, gegenüber, zwischen denen sich der Mensch zu entscheiden hat (vgl. JesSir 15,14-17; II Kor 6,14-15; Act 26,18).
Die Mandäer gehen vermutlich auf die judenchristliche Täuferbewegung der Elkesaiten zurück, die sich wohl noch vor dem Christentum im Raum Palästinas und Syriens ausbreitete.
Aus ihnen ging auch der große Mani (216-276/277 n. Chr.) hervor, der sich als einen Apostel Jesu Christi in der Nachfolge des Apostels Paulus verstand, sich von den Elkesaiten, die den Heiden-Apostel Paulus verachteten und hassten, abwendete und eine neue Religionsgemeinschaft gründete: die „Kirche des Heiligen Geistes“ (vgl. Act 19,1-7), die innerhalb eines halben Jahrhunderts den Status einer Weltreligion erlangte, die vom Westen des Römischen Reiches über Syrien, Persien und Indien über Nepal bis ins Kaiserreich Chinas reichte, dann aber in Persien von den Zoroastern, wie auch im Römischen Reich von dem sich etablierenden christlichen Klerus bitter verfolgt und gänzlich ausgerottet wurde (vgl. Act 20,29-30; Mt 24,47-51; 7,15-16; Joh 18,36).
vgl. Themen und Inhalte
/40 – Gnosis und Wiedergeburt im Johannes-Evangelium
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- Wirkungsgeschichtliche Bedeutung des Johannes-Evangeliums:
Origenes – Ostkirche – Katharer
→ seiten-interne Wortsuche „Mani“ oder Elkesaiten“
- Wirkungsgeschichtliche Bedeutung des Johannes-Evangeliums:
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Erst im Mittelalter erlebte der Manichäismus in den Katharern eine spirituelle Wieder-Erweckung, die sich in einem derartigen Flächenbrand über ganz Europa auszubreiten begann, dass sie von der katholischen Kirche nur durch die Katharer-Kreuzzüge mit äußerster Brutalität und Gewalt wieder ausgemerzt werden konnte.
Der Manichäismus verband christliches, persisches und buddhistisches Gedankengut in einer Religion. In dieser in ihrem Kern christlichen Religion fand auch der Reinkarnations-Glaube Platz! Besondere Wertschätzung erfuhren bei den Manichäern neben den Schriften des Paulus alle johanneischen Schriften, insbesondere das Johannes-Evangelium und die Briefe des Johannes, weswegen diese apostolischen Schriften auch unter den General-Verdacht kamen, in Wahrheit gnostisches Schrifttum zu sein, was sie fast um ihren Platz in dem biblischen Kanon der als göttlich inspiriert angesehenen Heiligen Schriften gebracht hätte!
Mani verfasste auch ein Evangelium mit dem Namen „Das lebendige Evangelium“ und eine weitere heilige Schrift, benannt: „Der Schatz des Lebens“. Sämtliche Schriften landeten jedoch mit all ihren Anhängern auf dem Scheiterhaufen. Von den heiligen Schriften des Mani soll nichts die gewalttätige Verfolgung und Ausmerzung überlebt haben – bis vielleicht auf „das Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu“! (EvLebJes – Siehe dort!)
Wie die Manichäer, so hatten also auch bereits die Mandäer judenchristliche Wurzeln. Entsprechend wird in der „Rechten Ginza“, dem „Sidra Rabba“, der herrlichen Lichtwelt unter dem Lichtkönig, dem Gott aller Götter und Herrn aller Herren (vgl. Joh 8,12; Jak 1,16-17; I Joh 1,5; I Tim 6,13-16; Apk 19,11-12.16), die Finsterniswelt des Argen und Üblen gegenübergestellt (vgl. Joh 1,1-5; II Kor 6,14-15; I Thess 5,4-5; Act 26,18; Eph 5,7-9.13-14; I Joh 2,8). Die Lichtwelt mit ihren paradiesischen Himmels-Gefilden und der Heiligen Stadt, die von der Herrlichkeit des göttlichen Fürsten des Lichts überstrahlt wird, entspricht eigentlich vollauf der christlichen Vorstellung vom himmlischen Paradies (vgl. Apk 21,22-25; 22,3.17).
HebrEvg – das Hebräer-Evangelium
NaEvg – das Nazaräer-Evangelium / das Nasiräer-Evangelium
– Fundort: A.) S.343
– ferner in B.) S.192
Das Hebräer-Evangelium ist aller Wahrscheinlichkeit nach um 140 n. Chr. im alexandrinischen Judenchristentum in Aramäisch verfasst worden und stand dem Matthäus-Evangelium nahe. Allerdings nahm in diesem Evangelium der Herrenbruder Jakobus, der erste Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde (vgl. Joh 7,5; Act 1,14; 12,17; 21,18; Gal 2,9), gegenüber Petrus (vgl. Mt 16,16-18) eine zentralere Rolle ein (vgl. ThZw 12). Es ist nur fragmentarisch in Zitaten frühchristlicher Schriftsteller erhalten (Clemens von Alexandria, Origenes, Papas und Hegesippus). (Vgl. Wikipdia: Heberäerevangelium!)
Das Hebräer-Evangelium schildert unter anderem, wie der Auferstandene Seinem Bruder Jakobus erschien (vgl. I Kor 15,5-7), der nichts essen wollte, bis er Jesus gesehen habe. Bei seiner Erscheinung forderte Jesus den Jakobus auf: „Mein Bruder, iss dein Brot, denn des Menschen Sohn ist von den Entschlafenen auferstanden.“
Das Hebräer-Evangelium ist zu unterscheiden von dem Nazaräer-Evangelium bzw. Nasiräer-Evangelium, das um 190 n. Chr. im syrischen Judenchristentum ebenfalls in Aramäisch verfasst worden war und gleichfalls dem Matthäus-Evangelium nahe stand. In diesem wird überliefert, das Jesu Lieblingsjünger Johannes mit den Hohenpriestern bekannt war, da sein Vater Zebedäus diese mit Fischen belieferte (vgl. Joh 18,15; Mk 1,19), sowie, dass sich die Zahl der Magier aus dem Morgenland (vgl. Mt 2,1) nicht nur auf drei Männer beschränkte. Auch dieses Evangelium ist allein durch Zitate bei den Kirchenvätern fragmentarisch erhalten. (Vgl. Wikipdia: Nazaräerevangelium)
HiJes – die Himmelfahrt des Jesaja
Die Himmelfahrt des Jesaja ist eine ursprünglich jüdische Schrift, die um das 3. Jhdt. christlich überarbeitet wurde. Sie schildert eine visionäre Entrückung des Jesaja im Geiste in die Himmelswelten (vgl. II Kor 12,2-4; Apk 4,1-2), wo er über den Abstieg Christi durch alle Himmelreiche bis zu Seiner Niederkunft auf der Erde (vgl. Hebr 4,14-15) und Seine anschließende Erhöhung über alles (vgl. Phil 2,6-11; Hebr 2,6-8.14-18; 1,3-9) unterrichtet wird. Am Ende werden sich auch noch alle himmlischen Widersacher und sogar Satan selbst vor Christus beugen und Ihn anbeten (HiJes 1,15; 2,23; vgl. Hebr 1,7; Apk 5,12-13).
HistEcc – Historica Ecclesiastica von Eusebius von Caesarea
/ Kirchengeschichte
Eusebius von Caesarea ist um 260-264 n. Chr. in Palästina geboren und um 339-340 n. Chr. in Caesarea gestorben. Der spätantike christliche Theologe und Geschichtsschreiber verfasste das erste kirchengeschichtliche Werk über die Anfänge des Christentums. Er gilt darum als der „Vater der Kirchengeschichte“ und wird zu den Kirchenvätern gezählt.
In seinem Geschichtswerk findet sich auch die Abgar-Sage, ein Schriftwechsel und ein Bericht, den Eusebius persönlich in einem Archiv in Edessa eingesehen habe. Dort sei ein Briefwechsel zwischen dem König Abgar, dem Fünften (9-46 n. Chr.), und Jesus aufbewahrt worden, in dem der besagte Fürst dem Herrn seine Stadt als Zufluchtsort angeboten habe und sich von ihm Heilung erbeten hatte.
Jesus lobt ihn in Seinem diktierten Antwortschreiben, dass er glaubt, ohne zu sehen, während die Juden sehen, ohne zu glauben, lehnt aber sein Angebot ab, da es Ihm bestimmt sei, Sein Leben als Sühneopfer für alle Menschen zu geben. Auch sichert Er ihm zu, nach Seiner Auferstehung einen Apostel zu ihm zu entsenden, der vielen Sein Heil bringen würde, wie es wenige Jahre später auch, so die Berichterstattung in Edessa, durch den Apostel Thaddäus geschehen sei.
Außerdem konnte Abgar eine Belagerung seiner Stadt dadurch beenden, dass er den Brief Jesu verlesen ließ. Diesen Schriftstück wurden auch heilende Kräfte zugeschrieben, da es in den Händen Jesu war.
– Fundort: 2.) S. 462
– ferner 1.) NT: 118
In der Kirchengeschichte des Eusebius wird auch (in HistEcc I,7) erklärt, warum die beiden Stammbäume im Matthäus- und Lukas-Evangelium Abweichungen aufweisen (vgl. Mt 1,1-17; Luk 3,23-38). Im Evangelium des Matthäus ist die chronologische Zeugungs-Tafel überliefert, im Evangelium des Lukas dagegen die rückwärts geführte Erbfolge-Tafel.
Aufgrund von Levirats-Ehen nach dem Gesetz des Mose, dass einem kinderlos verstorbenen Mann durch den nächsten Anverwandten ein Nachkomme gezeugt werden müsse (vgl. Dtn 25,5-10; Gen 38,7-9), um ihn eine Wiedergeburt im dritten oder vierten Glied seiner eigenen Nachkommenschaft zu ermöglichen (vgl. Ex 20,5), kam es zu abweichenden Ahnen-Listen, wenn ein Vorfahre mit einem anderen Vater einem verstorbenen Anverwandten „den Samen erwecken“ musste. Denn der Erbfolge nach trat dieser dann mit seinen Vorfahren in die Stammtafel, während in der Liste der Zeugung nach hier der wahre Vater mit seinen Vorfahren aufgeführt wurde. So liefen bei diesen unterschiedlichen Vätern die Stammtafeln auseinander, bis sie in ihren gemeinsamen Ahnen wieder zusammenfanden.
Eusebius belegt auch, dass – wohl in Folge der langjährigen griechischen Herrschaft über das Jüdische Volk – sich im gemeinen Volksglauben die auf Sokrates und Platon zurück-gehende Vorstellung von einer immerwährenden Reinkarnation eingebürgert hat. Er schreibt (in HistEcc 1,7):
„Da nämlich die Hoffnung auf die Auferstehung (hin zu Unsterblichkeit) noch nicht klar war (oder aber in noch weitester Ferne lag), suchte man einen Ersatz für die künftige, verheißene Auferstehung in der (unmittelbar folgenden) sterblichen Auferstehung“ (vgl. Röm 4,17) – was freilich nichts anderes meint, als eine irdische Wiedergeburt (vgl. Joh 1,13; 3,4.12; 9,2; Mt 16,14; 11,14; 17,3.10-13).
Weiter erfahren wir von Eusebius (in HistEcc III 11), dass nach dem von ihm zitierten frühchristlichen Historiker Hegesippus aus dem 2. Jhdt. n. Chr. der Jünger mit dem griechischen Namen Kleopas, dem der Auferstandene auf seinem Rückweg nach Emmaus erschienen war (vgl. Luk 24,18), der Bruder von Jesu Zieh-Vater Joseph war, nämlich kein anderer, als der unter dem lateinischen Namen bekannte Alphäus, welcher der Mann der „anderen Maria“ und der Vater des Apostels Jakobus, des Kleinen, und der Jünger Joses und Simeon war (vgl. Mt 10,3; 27,56; Mk 15,40; Joh 19,25). »Halphaios« wie auch »Alphäus« waren sprachliche Übertragungen seines hebräischen Namens »Chalpai«.
Sein Sohn Simeon wurde der zweite Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde, die – eingedenk der Vorzeichen, die Jesus angekündigt hatte (vgl. Luk 21,20-23) – vor der Zerstörung Jerusalems nach Pella geflüchtet war. Er war der Nachfolger des Herren-Bruders Jakobus (vgl. Joh 7,5; Act 1,14; 12,17; 21,18; Gal 2,9; ThZw 12), dessen Martyrium ebenso bei Eusebius überliefert ist (vgl. HistEcc II 23,7).
Weiter erfahren wir von Eusebius, dass Pilatus in einem Rechtfertigungs-Schreiben über die zunehmenden Spannungen in Palästina dem Kaiser Tiberius auch über die Ereignisse um Jesus Bericht erstattet hat, den man zunehmend mehr im ganzen Römischen Reich als den Sohn Gottes und Erlöser aller Welt zu verehren begann, so, wie es auch in der »Pilatus-Akte« des Nikodemus-Evangeliums überliefert ist.
Tiberius soll daraufhin im Römischen Senat eine Petition eingereicht haben, dass der neue Christenglaube anerkannt würde, was jedoch aufgrund von noch unzureichender Kenntnis über diese neue religiöse Strömung abgelehnt wurde. Immerhin soll daraufhin aber der Kaiser ein Edikt erlassen haben, dass jedes Vorgehen gegen diese neue Glaubensgemeinschaft im Römischen Reich unter Strafe stellte (vgl. HistEcc II 2).
Das Bekenntnis des Pilatus kostete ihn später aber noch den Kopf unter dem größenwahnsinnigen Kaiser Caligula, der sich selbst für den höchsten Gott hielt und darum in dem Zeugnis des Pilatus Hochverrat sah. Pilatus wurde in die Verbannung geschickt und dazu aufgefordert, sich – im Interesse des Wohls seiner Familie – dort das Leben zu nehmen (vgl. HistEcc II 6). Für diese Berichterstattung des Eusebius spricht, dass Pilatus in der koptischen Kirche bis auf den heutigen Tag als ein heiliger Märtyrer für Christus verehrt wird.
JohSer – das Leben des Johannes nach Serapion
„Das Leben des Johannes“ wurde von einem ägyptischen Bischof namens Serapon um 390 n. Chr. verfasst. Hier soll der Junge Jesus bereits dem späteren Täufer Johannes in der Wüste begegnet sein, nachdem dessen Mutter Elisabeth dort verstorben war, und sich seiner angenommen haben.
Von der Flucht der Elisabeth in die Wüste mit ihrem Säugling Johannes, dem Herodes der Große ebenso nach dem Leben getrachtet haben soll, wie dem Jesus-Kind (vgl. Mt 2,13), berichtet auch das Prot-Evangelium des Jakobus, was erklärt, warum der Täufer bereits in der Einöde – wohl bei Essenern – aufgewachsen ist (vgl. ProtJak 22,3; Luk 1,18).
LibTh – Liber Thomai / das Thomasbuch (NHC II,7)
Das Thomasbuch, auch „Buch des Athleten Thomas“ genannt, gehört zu den Nag-Hammadi-Schriften, die im Jahr 1945 im benannten ägyptischen Ort gefunden wurden (abgekürzt mit „NHC“ für „Nag-Hammadi-Codizes“). Es handelt sich hier um Übersetzungen, wohl hauptsächlich aus dem Griechischen ins Koptische von vorwiegend gnostischen Schriften aus dem 1.-2. Jhdt. n. Chr..
Der Apostel Thomas, der „Zwilling“ genannt wurde, weil er seinem Meister zum Verwechseln ähnlich sah (vgl. Joh 11,16), wird hier als Prototyp des Christen dargestellt, da Christus in all den Seinigen Gestalt gewinnen will (vgl. Gal 4,19; I Kor 3,115-18; Kol 1,27-29; Luk 6,30; Joh 14,12; I Joh 3,2). Matthäus überliefert hier eine Unterredung des Auferstandenen mit Seinem Zwillings-Bruder (vgl. Hebr 2,11).
Nur, wer Christus erkennt, erkennt auch sich selbst, nämlich seinen wahren Ursprung, wie auch sein ureigentlichstes Ziel (vgl. Kol 1,16-17; Röm 11,36; Apk 22,13). Nur in Christus finden wir auch zu uns selbst (vgl. Gal 2,20; Eph 5,13-14; I Joh 2,8).
Es gilt, sich inwendig von allem Irdischen, Fleischlichen zu lösen, was dem beständigen Wandel in unablässiger Reinkarnation und damit der Vergänglichkeit unterworfen ist und darum keinerlei Zukunft hat, sowie überdies nur die Seele an Nichtigkeiten bindet und verwirrt (vgl. I Joh 2,15-17; II Kor 5,16-18; Röm 8,19-21).
Man soll sich von den Flügeln des Geistes über die flüchtigen, irreführenden Erscheinungen der Welt heben lassen, die alles in ihren verhängnisvollen Bann ziehen will. Die inwendige Lösung von der Welt nimmt auch jegliche Furcht (vgl. Gal 5,16; Jes 40,29-31; I Joh 4,18).
Allein die Besinnung auf das Ewige, Unvergängliche befreit davon, immer wieder in die Welt mit ihren wechselvollen Erscheinungen zurückkehren zu müssen – also von dem unseligen Rad der Wiedergeburt (vgl. Jak 3,6; II Kor 5,16-18). Denn in Wahrheit gehört nichts, was in der Welt in Erscheinung tritt, unserem ureigentlichsten Seins-Grund an – also auch nicht der Leib mit seinen Begierden, wie auch nicht die Seele mit ihren wechselvollen Anwandlungen, die nur in einem trügerischen Wahn halten (vgl. Joh 17,14; Hebr 2,11; I Kor 15,45-46; I Petr 2,11; 1,23; Joh 1,13).
All das sind wir im Ureigentlichsten nicht und sollen wir darum nicht als uns zugehörig betrachten und ihm darum auch keinerlei Beachtung schenken. Denn all dies ist keinerlei Neigung wert, sondern hält vielmehr in dem verhängnisvollen Sog des Verderbens, der nach dem Ableben sogar in die Höllenregionen des Hades hinab-ziehen kann (vgl. Luk 16,19-24; Jud 7).
Es gilt darum vielmehr, auf das göttliche Licht zu schauen, das in Christus über aller Welt aufstrahlt und als die Sonne über allen aufgeht (vgl. Mal 3,20; Joh 8,12; 12,35-36). Denn das göttliche Licht macht sich selber sogar noch alle Feinde zu ergebenen Dienern (vgl. Phil 2,9-11; Apk 5,13).
So wird sich Christus, der Weinstock, noch über die ganze Welt ausbreiten und sich noch alles Land erobern (vgl. Joh 15,1; Mt 13,31-33; Dan 2,35; Eph 4,9-10; I Kor 15,25-28; Eph 1,9-11).
Das Buch endet mit Seligpreisungen für all jene, die sich durch die wechselvolle Welt nicht mehr verstören lassen und Ruhe und Seelenfrieden in Gott finden (vgl. Joh 16,33; 14,27; Mt 11,28-30; Hebr 4,9-10), auch wenn sie für die Erkenntnis, aus welcher sie nun leben, Verfolgung erleiden müssen: (vgl. Mt 5,11-12) „Ihr werdet herrschen mit dem König, mit dem ihr eins geworden seid, in Ewigkeit!“ (vgl. Röm 8,17)
Dieses Buch vermittelt damit genuin buddhistische Gedanken in christlichem Kontext und ist damit dem gnostischen Ur-Christentum in der Thomas-Tradition zuzuordnen – jenes Apostels, der nach Indien zog.
Mar – das Evangelium der Maria
Das Evangelium der Maria ist um 160 n. Chr. entstanden. Es ist leider nur in Fragmenten erhalten – am besten im Codex Berolinensis Gnosticus 8502. Ein Teil schildert Mitteilungen des Auferstandenen an Seine Jünger von gnostischer Prägung, wie etwa Seine Bekundung: „Hütet euch, dass euch niemand verführen kann mit Worten wie: »Seht, allein hier ist der Christus!« oder »Nein! Nur da!« (vgl. Mt 24,24-28) Denn der Sohn des Menschen ist inwendig in euch allen! Wer Ihn in sich selbst, in seinem Herzen sucht, allein der wird ihn finden!“ (vgl. Luk 17,20-21; ThZw 3; Prov 4,24; I Joh 5,10; 2,27; Mt 15,14; Joh 1,9) Und Er erklärt ihnen, dass Er nicht als ein neuer Gesetzgeber unter ihnen aufgetreten sei, sondern ihnen nur ein Gebot gegeben habe – das Seiner Liebe (vgl. Joh 13,34-35; Röm 8,15; I Joh 4,7-11.16-18).
In dem anderen Fragment eröffnet Maria Magdalena den Jüngern eine persönlich empfangene Enthüllung als Jubelkunde, was stark an ihr erstes Zeugnis erinnert, sie habe den Auferstandenen gesehen: (vgl. Joh 20,11-18.1-2; Luk 24,10-11)
„Weint nicht länger und trauert nicht mehr! Und zweifelt nicht länger! Denn Seine Huld wird wahrlich mit euch sein und euch hüten! Lasst uns Seine Größe rühmen! Denn Er hat uns hergerichtet und zu wahren Menschen gemacht!“ (vgl. Mt 12,20-21; Koh 7,29)
Damit erregt sie aber den Petrus, dem es gehörig aufstößt, dass sich der Auferstandene gerade ihr als einer Frau als der Ersten mitgeteilt haben soll: (vgl. ThZw 114) „Sollte Er sich denn einer Frau mitgeteilt haben, uns aber ausgeschlossen haben?! Sollen wir jetzt wohl alle dir zunicken auf auf dich nun alle hören?!“ (vgl. I Kor 14,34-36; I Tim 2,12-15) – wofür Petrus aber wegen seines aufbrausenden Temperaments von Levi getadelt wird (vgl. Luk 22,24-26; Mt 18,1-3).
Es ist höchst bedauerlich, dass von diesem marianischen Evangelium nicht mehr erhalten geblieben ist, da es wahre Perlen vollendetsten Glaubens und höchster Zuversicht in sich trägt – wie Marias Hymnus:
„Ich habe es erkennen dürfen! Das ganze Universum wird noch Erlösung finden, alles Himmlische, wie auch alles Irdische! (vgl. Kol 1,19-20; II Kor 5,18-19; Eph 1,9-11; I Joh 2,1-2) Darüber ist in mir alles abgestorben, was mich festhielt! (vgl. Hebr 2,14-15) Und was mich umwarf, ist umgeworfen worden! (vgl. Röm 8,31-39) All mein Verlangen ist gestillt und alle Unwissenheit aufgehoben! Durch eine hohe Erscheinung bin ich aus dieser Welt erlöst worden, befreit von der Fessel, nichts zu erkennen (vgl. I Tim 2,4; Joh 8,31-32). Alles, was ist und uns noch umtreibt, besteht nur auf Zeit! Ich aber habe endlich Ruhe erlangen dürfen. Ich habe in den großen Seelenfrieden gefunden!“ (vgl. II Kor 5,16-18; Hebr 4,9-10; Mt 12,28-30)
Nik – das Nikodemus-Evangelium
– Fundort: 2.)* S.467
– ferner in 1.) NT: S.25; – 3.) S.162
Das Nikodemus-Evangelium wurde um 310-320 n. Chr. verfasst, besteht aber aus Teilen, die wohl weit älter sind – wie die darin enthaltene Pilatus-Akte, die schon von Justin dem Märtyrer im 2. Jhdt. (in 1. Apologie 48,3) erwähnt wird.
Für eine weit frühzeitigere Niederschrift wesentlicher Anteile dieses Werkes spricht auch, dass in diesem Evangelium nicht das gesamte Leben Jesu erzählt wird, sondern ein Schlaglicht auf die Passion Jesu und Seine anschließende Auferstehung gerichtet wird, wie es auch im bereits 70 n. Chr. entstandenen Petrus-Evangelium und schwerpunktmäßig im mitunter noch früher datierten Johannes-Evangelium der Fall ist. Das ausführlich geschilderte Verhör des Pilatus weist viele Übereinstimmungen mit der Schilderung im Johannes-Evangelium (Joh 18,28 – 19,16), das hier aber in weit umfangreicherer epischer Breite dargelegt wird.
Das Nikodemus-Evangelium schildert auch die Befreiung des Joseph von Arimathia durch den Auferstandenen (vgl. Act 12,1-17), nachdem er als Jünger Jesu überführt und schließlich eingekerkert worden war (vgl. Luk 23,50-53), sowie die Hadesfahrt Jesu (vgl. Eph 4,8-10; I Petr 3,18-19.; 4,6; Kol 2,14-15; Hebr 2,14-15; Apk 1,17-18), wie sie von Seelen berichtet wurde, welche Christus aus dem Totenreich befreit hatte und die nach Seiner Auferstehung vielen erschienen waren (vgl. Mt 27,51-53).
Diese Erweckten berichten auch von Henoch und Elia, die ihnen im Paradies begegneten und ihnen kündeten, einstmals wieder auf die Erde gesandt zu werden, um gegen den Antichristen anzutreten, wie es sich auch im Bartholomäus-Evangelium, einer weiteren Schilderung von Christi Hadesfahrt, sowie auch in der Petrus-Apokalypse findet (Nik 25; PetrApk 2; Barth 1).
PetrApk – die Petrus-Apokalypse
– Fundort: 1.) NT: S.141
– ferner in: 2.) S.524 (mit anderer Verszählung!)
Die Petrus-Apokalypse wurde um 130 n. Chr. aller Wahrscheinlichkeit nach in Ägypten verfasst, weil sie bereits bei Clemens von Alexandrien mit Bewunderung erwähnt wird.
Hier zeigt der Auferstandene Herr Seinen Aposteln in Visionen die Qualen in den Höllen-Regionen des Hades, sowie die Herrlichkeiten im himmlischen Paradies (vgl Luk 16,19-26; II Petr 2,4-5; Jud 6-7), die vor allem die mittelalterlichen Vorstellungen vom Jenseits geprägt haben. Entsprechend wurde diese Offenbarung des Petrus auch lange den neutestamentlichen Schriften gleichgestellt.
Im Himmelreich sehen die Apostel auch Henoch und Elia und erfahren von deren Wirken in der Endzeit, ähnlich, wie dies auch im Nikodemus- und im Bartholomäus-Evangelium zur Sprache kommt (PetrApk 2; Nik 25; Barth 1; Apk 11).
In dieser apokryphen Schrift erklärt Jesus auch, dass der Feigenbaum, den Er verflucht hatte, ein Sinnbild für Israel ist (PetrApk 2; Luk 13,6-9; Mt 21,18-19; 24,32-34).
PetrEvg – das Petrus-Evangelium
– Fundort: 2.) S.402
– ferner in 3.) S.151
Das Petrus-Evangelium ist um das Jahr 70 n. Chr. im syrischen Raum verfasst worden. Für die frühzeitige Datierung spricht auch der Umstand, dass hier lediglich der Tod und die Auferstehung Jesu geschildert wird, wie das auch im Nikodemus-Evangelium und schwerpunktmäßig im Johannes-Evangelium der Fall ist.
Während im Matthäus-Evangelium nicht klar zum Ausdruck kommt, ob sich die Auferstehung vor den Augen der Frauen oder aber nur vor den römischen Soldaten vollzog, die das Grab bewachen sollten (vgl. Mt 28,1-5), geschieht dies nach der genaueren Schilderung des Petrus-Evangeliums allein vor dem römischen Wachtrupp, während die Frauen (wie in Mk 16,2-6, Luk 24,1-5 und Joh 20,1.11-13) erst nach der Auferstehung Christi dessen leeres Grab vorfinden.
Schließlich wenden sich die römischen Soldaten nicht an den jüdischen Hohen Rat, wie in Mt 27,11-15, sondern direkt an Pilatus, was auch wesentlich wahrscheinlicher ist, da ihnen für die Vernachlässigung ihrer Pflichten die Todesstrafe gedroht hätte (vgl. Act 16,27), weswegen sie wohl wesentlich wahrscheinlicher den Präfekten aufgesucht und vor ihm beteuert hatten, Jesus wäre tatsächlich auferstanden, statt auf die Bestechung des Sanhedrins erklärt zu haben, sie wären halt eingeschlafen und Jesu Leichnam wäre gestohlen worden.
PetrJak – der Brief des Petrus an Jakobus
Der Brief des Petrus an Jakobus stellt sich als ein Begleitschreiben zu bereits übergebenen Schriften mit Predigten des Apostels Petrus dar. Petrus beschwört darin den Jakobus, als ein rechter Verwalter der göttlichen Geheimnisse seine Enthüllungen nicht an jedweden preiszugeben, damit sie nicht von Unmündigen und Unkundigen missbraucht und verdreht und verkehrt werden (vgl. I Petr 4,10; Mt 7,6; 6,3; ThZw 62; Hebr 5,11-12; I Kor 3,1-2; II Petr 3,15-16).
Dieser Brief dient damit auch dem Ziel, die Vorrangstellung des Petrus gegenüber dem Herren-Bruder Jakobus zu unterstreichen, welcher zum Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde wurde und damit für die messianischen Israeliten an die Stelle des Petrus trat (vgl. Joh 7,5; Act 1,14; 12,17; 21,18; Gal 2,9; ThZw 12). Über eine Datierung dieser Schrift konnte nichts ausfindig gemacht werden.
Immerhin deutet diese wahrscheinlich pseudo-epigraphe Schrift, die sich des Namens des Erz-Apostels bedient (vgl. Mt 16,16-18), bereits an, dass es offensichtlich im Interesse späterer Kirchenführer war, gewisse göttliche Geheimnisse für sich zu behalten (vgl. Luk 11,52.46; Röm 8,15), um das Volk besser an sich binden zu können ( (vgl. Act 20,29-30; Mt 24,48-50; 7,15-16).
PhilEvg – das Philippos-Evangelium (NHC II,3)
Das Philippos-Evangelium gehört zu den Nag-Hammadi-Schriften, die im Jahr 1945 im benannten ägyptischen Ort gefunden wurden (abgekürzt mit „NHC“ für „Nag-Hammadi-Codizes“). Es ist um 150 n. Chr. entstanden und nennt den Apostel Philippos (vgl. Mt 10,3) als Verfasser. Dieses Evangelium ist allerdings kein Evangelium im eigentlichen Sinne, auch keine Sammlung von Herren-Worten, sondern vielmehr eine Zusammen-Tragung von christlichen Überlegungen und Erörterungen, oft in Form einer Predigt, die direkt auf den Leser abzielt.
Einer besonderen Bedeutung kommt der Betrachtung des „Brautgemachs“ zu. Es wird erklärt, dass es mit der Taufe allein nicht getan ist (vgl. PhilEvg 101; 95; 111; 56). Eine jede Braut-Seele soll auch wieder eine intime Liebesbeziehung mit Christus als dem himmlischen Bräutigam eingehen (vgl. PhilEvg 122; 124; 60; 76; 69; 79; 103), den sie verloren hat (vgl. PhilEvg 71; 78; II Kor 11,2-3), der sie sich aber um den teuren Braut-Preis Seines Lebens wieder erkauft hat (PhilEvg 9; 72), weil sie für Ihn doch von ungeheurem Wert bleibt (PhilEvg 48). Darum wird das „Brautgemach“, die spirituelle Vereinigung mit Christus in der „unio mystica“, auch gleichsam zum Sakrament aller Sakramente erklärt, ohne die alle übrigen Segnungen und Zuwendungen des Herrn völlig wertlos bleiben (vgl. PhilEvg 76; Mt 15,8; II Tim 3,5).
Hier wird Maria Magdalena zum Prototyp jeder Christen-Seele. Sie nimmt, ähnlich, wie Johannes im biblischen Johannes-Evangelium, die Stellung von Jesu Lieblingsjüngerin und engsten Gefährtin ein, welcher der Meister auch mit Küssen Seine Zuneigung zeigte (vgl. PhilEvg 32; 55). Durch den Kuss Seines Mundes wird eine Seele erst wahrhaftig belebt (vgl. PhilEvg 31).
Gleichfalls wird die Göttlichkeit Jesu, ähnlich wie im biblischen Johannes-Evangelium und im „Evangelium der Wahrheit“ von Valentinus, stark betont: „Jesus“ ist der eigentliche Name des Vaters (vgl. PhilEvg 12).
Weiter gibt es auch eine Abhandlung über die inwendige und auswendige Auferstehung. Letztere kann sich im Fleisch nur vollziehen, wenn sich erstere im Geist vollzogen hat (vgl. PhilEvg 90; 63; 57; Eph 2,6). Schließlich wird auch schon die Lösung aus dem irdischen Sündenfleisch wie eine leibhaftige Auferstehung erfahren (vgl. PhilEvg 23; 24; II Kor 5,1-8; 12,2-4; Phil 1.21.23), da man bei Seiner Taufe bereits Christus angezogen hat und mit Ihm überkleidet ist (vgl. PhilEvg 101; Gal 3,27; Kol 3,9-10; Eph 4,24).
Es findet sich in diesem Evangelium aber auch der Gedanke der Reinkarnation. Wer sich nicht durch Christus erleuchten lässt, gleicht einem Esel, der an einen Mühlstein gebunden ist und darum keinen Deut vorankommt, weil er sich immerfort im Kreise dreht, was stark an die Vorstellung des für sich völlig sinnlosen Kreislaufs unzähliger Reinkarnationen erinnert, der spirituell in keinster Weise voranbringt, solange man noch inwendig in der Welt und damit an das unselige Rad der Wiedergeburt gebunden ist (vgl. PhilEvg 52; Jak 3,6; Koh 1,5-11; 3,14-15.18-21; Ez 1,15-19; 10,13; Joh 1,13; I Petr 1,23).
Alles Auswendige gleicht Tongefäßen, die für immer vergehen, wenn sie zerschlagen werden; allein das Inwendige bleibt. Es gleicht Glasgefäßen, die immer wieder eingeschmolzen und in eine neue Gestalt geblasen werden, wenn sie zerbrochen sind (vgl. PhilEvg 51; II Kor 5,16-18).
Erst in Christus können wir in das ewig Bleibende eingehen und müssen von dort nicht mehr herauskommen (vgl. PhilEvg 70). Wir sollten darum ringen, aus der Mittel-Welt zu gelangen, wo noch die Gefahr besteht, in noch leidvollere Unterwelten hinabzusinken, und deshalb danach trachten, die Auferstehung zur Unsterblichkeit zu erlangen und dadurch in die höheren Lichtreiche einzugehen (vgl. PhilEvg 63).
Wegen dieser sehr stark gnostisch geprägten Verkündigung Christi wird das Evangelium auch den Valentinianern, einer gnostischen Strömung im Urchristentum zugeordnet. Näheres hierzu unter dem „Evangelium der Wahrheit“.
PiSo – die Pistis Sophia
Die „Pistis Sophia“ ist eine gnostische Schrift, die im 2.-3. Jhdt. n. Chr. verfasst wurde. Sie schildert eine Erscheinung des Auferstandenen im gleißenden Licht überragender himmlischer Herrlichkeit (vgl. Mt 17,1-2; II Petr 1,16-17). Dieser eröffnet den Seinigen – hauptsächlich im Austausch mit der fragenden Maria Magdalena – gnostische Mysterien und erörtert ihnen die Bedeutsamkeit der Überwindung verschiedenster fleischlicher Begierden zur Erlangung des Heils.
ProtJak – das Prot-Evangelium des Jakobus
– Fundort: 2.)* S.433
– ferner in 1.) NT: S.3; – 3.) S.67
Das Prot-Evangelium des Jakobus soll von dem gleichnamigen Herren-Bruder Jakobus, dem ersten Patriarch der Jerusalemer Gemeinde (vgl. Joh 7,5; Act 1,14; 12,17; 21,18; Gal 2,9; ThZw 12), verfasst worden sein oder zumindest auf mündliche Überlieferungen von ihm zurückgehen. Auf ältere Vorlagen weist beispielsweise ein Bericht des Joseph in Ich-Form hin (ProtJak 18,2; 19,1). Aller Wahrscheinlichkeit nach ist diese frühchristliche Schrift um 150 n. Chr. verfasst worden.
Aus ihr erfahren wir, dass Maria – ähnlich wie Johannes der Täufer – von ihren gottesfürchtigen Eltern Joachim und Anna noch in hohem Alter empfangen worden war (vgl. Luk 1,1-35), die sie darum dem Herrn geweiht und einem Kreis von Jungfrauen im Jerusalemer Tempel anvertraut hatten (vgl.I Sam 1,11.22; Num 30,4-16). Später wurde sie in die Obhut des Witwers Joseph gegeben, der bereits ausgewachsene Söhne und Töchter hatte (vgl. Mt 13,55).
Ansonsten weist das Evangelium viele Übereinstimmungen mit den Weihnachtsgeschichten im Lukas– und Matthäus-Evangelium auf (vgl. Luk 1,26-80; Mt 2,12-18), welche sie aber teils in größerer epischer Breite entfaltet. Als der Engel Gabriel Maria erschien, arbeitete sie nebst anderen auserwählten Frauen an einem neuen Vorhang für den Jerusalemer Tempel (vgl. Joh 2,20), was in der Kunstgeschichte der Kirche nachhaltig Niederschlag fand, ist dies doch auf unzähligen Darstellungen vom „Engelsgruß“ ebenso dargestellt worden.
Aus dem Prot-Evangelium des Jakobus erfahren wir auch, dass Herodes der Große ebenso den Sohn des Zacharias umbringen lassen wollte, genau, wie Jesus, weswegen dessen Frau Elisabeth mit ihrem Knaben in die Wüste floh, was sich mit dem Umstand deckt, dass der Junge nach dem Zeugnis des Lukas-Evangeliums tatsächlich in der Einöde – wohl unter Essenern – aufwuchs (vgl. Luk 1,80).
Als Herodes durch Zacharias nicht in Erfahrung bringen konnte, wo sein Sohn verborgen worden war, ließ er diesen im Tempel Gottes umbringen. Dies würde erklären, von welchem letzten Märtyrer Jesus sprach, als Er ankündigte, über die Widersetzlichen Israels würde das Blut aller Gerechten kommen, von Abel an bis hin zu Zacharias, der zwischen dem Heiligtum und dem Opferaltar abgeschlachtet worden war (vgl. Mt 23,35).
Dass Zacharias im Prot-Evangelium des Jakobus als Hoherpriester in Erscheinung tritt, ließe sich so erklären, dass er die Rechte Hand und somit der Stellvertreter des Hohenpriesters war. Ähnlich wird von den jüdischen Rabbinern der große Hillel als „Rabban“ verehrt und als ein einstiger Hoherpriester angesehen, obwohl er ebenso wenig in der Tafel der damaligen Hohenpriester erscheint.
Auch wenn das Prot-Evangelium des Jakobus nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurde, so wurden seine Inhalte doch bis ins hohe Mittelalter hinein für wahr angesehen. Man denke an Luther, der einst die Heilige Anna, also die Großmutter Jesu, um Hilfe anrief, als er durch einen heftigen Sturm in Todesangst versetzt wurde: „Hilf, Heilige Anna! Ich will ein Mönch werden!“
Auch der Glaube an die bleibende Jungfräulichkeit Marias in der katholischen Kirche hat in diesem Evangelium seine Wurzeln, wie diese frühchristliche Schrift auch bereits auf eine sehr früh einsetzende Verehrung der Herren-Mutter als der Mutter aller Gläubigen hinweist (vgl. ProtJak 7,2; 11,1; 12,1; Luk 1,30.42; Joh 19,26-27).
Es handelt sich bei dem Prot-Evangelium des Jakobus aber keineswegs, wie oft unterstellt, deswegen um ein Marien-Evangelium. Bezeichnender Weise antwortet Maria auf das „Benedikat“ der Elisabeth nicht, wie in Luk 1,48: „Mir werden einstmals benedeien aller Geschlechter!“, sondern vielmehr in ProtJak 12,2: „Wer bin ich, o Herr, dass mich alle Geschlechter der Erde segnen sollten?!“
PseuMt – das Peudo-Matthäus-Evangelium
/ das Kindheits-Evangelium des Matthäus
Das Kindheits-Evangelium des Matthäus ist 600-625 n. Chr. niedergeschrieben worden. Nach dieser Erzählung befanden sich Ochs und Esel bei Jesu Krippe, was sich so in den biblischen Evangelien nicht findet (vgl. Luk 2,7), sich aber gleichwohl in der Vorstellungswelt des gesamten Christentums durchgesetzt hat. Nach dem Kindheits-Evangelium des Matthäus erfüllte sich darin die Prophezeiung des Jesaja aus Jes 1,3.
Es schildert, wie Maria und Joseph mit dem Christuskind bei ihrer Flucht nach Ägypten von wilden Tieren begleitet wurden (vgl. Mk 1,13), weiter von einem Palmenwunder, und von dem Sturz aller Götterbilder in einem Ägyptischen Tempel beim Eintritt des göttlichen Knaben (vgl. I Sam 5,1-4; Phil 2,9-11; Hebr 1,7).
SoChri – die Sophia Jesu Christi (NHC III,4)
Die Sophia Christi gehört zu den Nag-Hammadi-Schriften, die im Jahr 1945 im benannten ägyptischen Ort gefunden wurden (abgekürzt mit „NHC“ für „Nag-Hammadi-Codizes“). Es handelt sich hier um Übersetzungen, wohl hauptsächlich aus dem Griechischen ins Koptische von vorwiegend gnostischen Schriften aus dem 1.-2. Jhdt. n. Chr..
Das Fragment schildert eine Erscheinung des Auferstandenen in gleißendem Licht und göttlicher Verklärung in himmlischer Herrlichkeit (vgl. Mt 17,1-2; II Petr 1,16-17) vor den Aposteln und sieben Jüngerinnen, in denen Er ihnen mitteilt, in Seiner göttlichen Erhabenheit noch alle zu überwinden, auch alle gefallenen Engel, die sich für Götter halten: „Ich aber bin gekommen, um sie herauszuführen aus ihrer Blindheit, damit Ich allen den Gott zeige, der über dem All ist.“
ThIsr – das Kindheits-Evangelium von Thomas, dem Israeliten
– Fundort: 2.) S.446
– ferner in 1.) NT: S.17; – 3.) S.93
Das Kindheits-Evangelium von Thomas, einem israelitischen Philosophen, entstand 180 n. Chr. und erzählt Wunder aus der Kindheit Jesu in Nazareth. Hier begegnet uns, ähnlich wie im Arabischen Kindheits-Evangelium, auch ein zorniger Jesus-Knabe, der einen Fluch über böse Knaben oder einen despotischen Lehrer verhängen kann (vgl. Num 12,9-10; I Reg 13,4; II Reg 2,23-24; Mt 21,18-19; 23,32-36; Sach 2,12; I Kor 3,17; Mt 21,18-19).
Hier wird auch das bekannte Wunder erzählt, dass der Jesus-Knabe Spatzen aus Lehm geformt und diese durch den Hauch Seines Mundes belebt haben soll (vgl. Gen 2,7). Diese Episode findet sich sogar im Koran (Sure 5,110).
ThZw – das Evangelium nach Thomas, dem Zwilling
/ das Thomas-Evangelium (NHC II,2)
– Fundort: 1.) NT: S.52
– ferner in 3.) S.122; – 4.) S.313
Das Evangelium nach Judas Thomas Didymus, dem Zwilling, gehört zu den Nag-Hammadi-Schriften, die im Jahr 1945 im benannten ägyptischen Ort gefunden wurden (abgekürzt mit „NHC“ für „Nag-Hammadi-Codizes“). Es handelt sich hier um Übersetzungen, wohl hauptsächlich aus dem Griechischen ins Koptische von vorwiegend gnostischen Schriften aus dem 1.-2. Jhdt. n. Chr..
Fragmente dieses Evangeliums waren allerdings auch schon vorher bekannt, allerdings in oft stark abweichenden Übertragungen. In Nag Hammadi wurde schließlich das vollständige Evangelium, das 114 Verse umfasst, gefunden.
Es handelt sich hierbei nicht um ein klassisches Evangelium, das Jesu Leben, Seinen Tod und Seine Auferstehung schildert, oder Schlaglichter auf bestimmte Ereignisse daraus wirft, sondern um eine sogenannte Logien-Sammlung von Herren-Worten, gezählt in 114 Sprüchen, den sogenannten Logioi.
Damit gleicht dieses Evangelium einer Ur-Form erster Niederschriften über Jesu Verkündigung, wie man sie in der heutigen Forschung auch als Vorlage für die drei biblischen synoptischen Evangelien (Mt, Mk, Luk) annimmt – die sogenannte „Logienquelle Q“. Darum wird die erste ursprüngliche Fassung des Thomas-Evangeliums sogar bereits auf 30-40 n. Chr. datiert, so dass sie tatsächlich auf den Apostel Thomas zurückgehen könnte.
41 Prozent der Sprüche (nämlich 47 von 114 Logoi) decken sich mit Jesus-Worten in den biblischen Evangelien, wirken im Thomas-Evangelium aber weit feuriger, ursprünglicher und frischer und damit noch authentischer, weitere 12 Prozent der Herren-Worte (also weitere 14 Sprüche) weisen große Ähnlichkeiten auf, erfahren aber eine gnostische Einfärbung, 21 Prozent (nämlich 24 Logoi) liefern gänzlich neue, unbekannte Jesus-Worte, die Er aber mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich bekundet haben könnte, da sie in keinem Widerspruch zu Seiner bekannten Verkündigung stehen, und lediglich 26 Prozent (also 30 Herren-Worte) zeigen einen eindeutigen gnostischen Einschlag.
Nachdem sich 74 Prozent (also 84 der 114 Sprüche) mit der Verkündigung Jesu vollauf vertragen, kann berechtigt angefragt werden, ob die übrigen 26 Prozent der Herren-Worte, die gnostisches Gedankengut vermittelten, nicht am Ende auch tatsächlich von Jesus so oder ähnlich geäußert worden waren und damit die später vom aufkommenden Klerus als Ketzer verworfenen und verfolgten gnostischen Christen sich nicht tatsächlich auch in ihren besonderen Ansichten und Einsichten rechtens auf Christus beriefen.
In dem benannten „Sondergut“ des Thomas wird betont, dass alle, die sich in Christus wieder-gefunden haben, durch Seine Erleuchtung (vgl. Joh 1,9) in und über Ihn auch ihre eigenen göttlichen Ursprünge entdecken (vgl. Joh 10,33-36; 17,14; 8,47; 18,37; I Joh 5,20; Hebr 2,11; Röm 8,16; I Joh 2,7-8; ThZw 50), weil sie inwendig in sich selbst den Christus (vgl. Kol 1,28; 3,3; II Kor 13,5; Gal 2,20; ThZw 111) und damit in ihrem eigenen Herzen die Wahrheit tragen und finden (vgl. Prov 3,23; Joh 4,14; I Joh 5,10; Luk 17,20-21; ThZw 3; 24) und dadurch unmittelbaren Zugang zum göttlichen Urgrund von allem haben (vgl. Act 17,27-28; ThZw 77) und darum auf keine Vermittlung durch irgendeine geistliche Elite angewiesen wären (vgl. I Joh 2,27; Joh 16,26-27).
Überdies würden alle durch die „Gnosis“, die göttliche „Erkenntnis“, die Christus ihnen schenken würde, sich alle als eins und Einer in Christus erkennen (vgl. ThZw 4; 16; 23; 25; 48; 49; 75; 106), in dem letztlich alles in einer göttlichen All-Einheit verbunden ist (vgl. Gal 3,28; Kol 3,11; Eph 1,22-23; I Kor 12,13-26; Joh 17,22-23) und auch wieder zu einem Einzigen zusammengeführt und verbunden werden soll (vgl. Eph 1,9-11).
Diese gnostischen Einsichten decken sich vollauf mit dem, was alle Mystiker als ihre befreiende Erleuchtung schildern: dass alles mit allem verbunden ist und gründet und mündet in der göttlichen Liebe (vgl. Röm 11,36; Kol 1,17; ThZw 18; 77).
Insofern ist auch rechtens anzufragen, ob die vom aufkommenden christlichen Klerus, der sich über die ganze Christenheit erhoben hatte (vgl. Act 20,29-30; Mt 24,48-50; 7,15-16), fanatisch als teuflische Irrlehre bekämpfte „Gnosis“ nicht im letzten sogar den Kern des Evangeliums Jesu Christi galt (vgl. Joh 8,31-32; I Tim 2,4; Gal 4,6-7; 5,1-6; 1,8-9; Röm 8,15-16; I Joh 4,18).
Hier erfahren wir auch, dass Thomas, der seinem Meister wie ein Zwilling glich, ebenfalls auch den Namen „Judas“ trug. So könnte sich erklären, wie das Gerücht in Umlauf kam, dass anstelle von Jesus Sein Jünger Judas gekreuzigt wurde, wie es beispielsweise in dem apokryphen islamischen Barnabas-Evangelium [vgl. 1.) NT: S.80], einer pseudo-epigraphen Schrift aus dem 14. Jhdt., aber auch bereits im Koran (in Sure 4,156) Niederschlag fand.
Allerdings wurde dieser Judas nicht mehr mit dem Jesus-Double Thomas Didymus, sondern mit dem weit bekannteren Judas Ischarioth identifiziert, den wegen seines Verrats am Ende selbst das Los getroffen haben soll, das er dem großen Propheten Gottes, dem Isa (Jesus), zugedacht hatte.
Es wäre aber gut denkbar, dass dieses Argument, anstelle von Jesus wäre ein ihm ähnlicher Jünger gekreuzigt worden oder aber, dieser hätte sich später als der Auferstandene ausgegeben, tatsächlich auf die frappierende Ähnlichkeit des sogenannten Zwillings-Jüngers Thomas mit Jesus zurückging. So wäre auch erklärbar, wie es zu der Vorstellung kam, Jesus wäre in Wirklichkeit nach Indien geflüchtet, welches Sein „Double“, der Apostel Thomas, missioniert hat.
6.2 Literaturverzeichnis
In dem unteren Literaturverzeichnis wurde jeweils (in alphabetischer Reihenfolge nach ihren Abkürzungen) angegeben, welche apokryphen Schriften sich in den jeweiligen Büchern finden, die das vorliegende Evangelium eingearbeitet worden sind.
Die aufgeführten Quell-Texte fassen also nicht den gesamten Inhalt der unten aufgeführten Werke. Sie zeigen lediglich auf, in welchen Büchern sich ebenfalls noch Übersetzungen der im vorliegenden Evangelium verwendeten apokryphen Schriften finden – dort allerdings in anderem Wortlaut mit oft unterschiedlicher Kapitel- und Verszählung. Dennoch ist ein Vergleich der verschiedenen Übertragungen ins Deutsche lohnend, da die Wiedergaben der Inhalte – besonders bei stark beeinträchtigten Original-Schriften oft sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Die jeweils rot und fett hervorgehobenen apokryphen Schriften wurden – insbesondere mit der in den jeweiligen Werken befindlichen Kapitel- und Vers-Zählung – im vorliegenden Evangelium verwendet.
1.) DIE ANDERE BIBEL im Alten und Neuen Testament
(Editiert und bearbeitet von Alfred Pfabigan,
Eichborn Verlag 1991, Frankfurt am Main, ISBN 3-8218-4413-2)
Das Buch ist in zwei Teile geteilt – ein Altes und ein Neues Testament (NT),
jeweils mit eigener Seitenzählung
- Barth – das Bartholomäus- Evangelium – NT: S.66
- EpJak – Epistola Jacobi / Brief des Jakobus an „Kerinthos“ (?)
/ Apokryphon des Jakobus (NHC I,2) – NT: S.119 - Nik – das Nikodemus-Evangelium – NT: S.25
- PetrApk – die Petrus-Apokalypse – NT: S.141
- PetrJak – der Brief des Petrus an Jakobus – NT: S.119
- ProtJak – das Prot-Evangelium des Jakobus – NT: S.3
- ThIsr – das Kindheits-Evangelium von Thomas, dem Israeliten – NT: S.17
- ThZw – das Evangelium nach Thomas, dem Zwilling
/ das Thomas-Evangelium – NT: S.52
2.) DIE APOKRYPHEN. VERBORGENE BÜCHER DER BIBEL
(Erich Weidinger, Pattloch Verlag 1990, ISBN 3-629-91319-9)
* Leider sind die apokryphen Schriften oft nur mit einer Verszählung versehen. Die Angabe der Kapitel-Nummer fehlt teilweise mitunter vollständig. Sie wurden vom Autor des vorliegenden Evangeliums aus der Verszählung erschlossen (mit jeder neuen Verszählung, beginnend mit “1” nahm der Verfasser ein neues Kapitel an.) Der Verfasser entschied sich dennoch, sich bei den Stellen-Angaben mancher Schriften auf diese Ausgabe zu beziehen, da hier mitunter eine Verszählung vorlag, die in anderen Wiedergaben fehlte.
- ArabKi – das Arabische Kindheits-Evangelium – S.454
- Barth – das Bartholomäus- Evangelium – S.494
- EpAp – Epistola Apostolorum / das Sendschreiben der Apostel – S.407
- HiJes – die Himmelfahrt des Jesaja – S.511
- JohSer – das Leben des Johannes nach Serapion – S.460
- Nik – das Nikodemus-Evangelium S.467
- PetrApk – die Petrus-Apokalypse – S.524
- PetrEvg – das Petrus-Evangelium – S.402
- PiSo – die Pistis Sophia S.423
- ProtJak – das Prot-Evangelium des Jakobus – S.433
- PseuMt – das Peudo-Matthäus-Evangelium
/ das Kindheits-Evangelium des Matthäus – S.456 - SoChri – die Sophia Jesu Christi – die Weisheit Jesu Christi (NHC III,4) – S.421
- ThIsr – das Kindheits-Evangelium von Thomas, dem Israeliten – S.446
3.) DIE VERBOTENEN EVANGELIEN. Apokryphe Schriften
(Katharina Ceming, Jürgen Werlitz,
Marlix Verlag 2004 Wiesbaden, ISBN 3-937715-51-7)
- EbEvg – das Ebionäer-Evangelium / Ebioniter-Evangelium – S.109
- Nik – das Nikodemus-Evangelium – S.162
- PetrEvg – das Petrus-Evangelium – S.151
- ProtJak – das Prot-Evangelium des Jakobus – S.67
- ThIsr – das Kindheits-Evangelium von Thomas, dem Israeliten – S.93
- ThZw – das Evangelium nach Thomas, dem Zwilling
/ das Thomas-Evangelium – S.122
4.) Gnosis. Das Buch der verborgenen Evangelien
(Herausgegeben und übersetzt von Werner Hörmann,
Pattloch Verlag 1995 Austria, ISBN 3-629-00643-4)
- EvVer – Evangelium Veritatis / das Evangelium der Wahrheit (NHC I,3) – S.206
- Ginza – Rechte Ginza – S.91
- LibTh – Liber Thomai / das Thomasbuch (NHC II,7) – S.250
- Mar – das Evangelium der Maria – S.277
- PhilEvg – das Philippos-Evangelium – S.282
- ThZw – das Evangelium nach Thomas, dem Zwilling
/ das Thomas-Evangelium – S.313
5.) Das ist mein Wort. A und O. Das Evangelium Jesu.
Die Christus-Offenbarung,
welche inzwischen alle wahren Christen
in aller Welt kennen
(Gabriele Wittek, Verlag Das Wort 2004, ISBN 3-89201-153-2)
- EvLebJes – das Evangelium des vollkommenen Lebens Jesu
/ das Evangelium der zwölf Apostel
6.) GINZA.
DER SCHATZ oder DAS GROSSE BUCH DER MANDÄER
(Übersetzt und erklärt von Mark Lidzbarski,
Vandenhoeck & Ruprecht 1925 Göttingen)
Link: https://archive.org/details/MN41563ucmf_2/page/n3/mode/2up
7.) Josephus Flavius.
Der Jüdische Krieg und kleinere Schriften
(übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Otto Güthling,
maxiverlag 2012 Wiesbaden, ISBN 978-3-86539-018-9)
Leseprobe unter
https://www.verlagshaus-roemerweg.de/eshop/Leseproben/00101.pdf
8.) Juedischer Krieg
(übersetzt von Philipp Kohout, Quirin Haslingers Verlag 1901 Linz;
Text auch als E-Book EPUB, MobiPocket erhältlich)
frei verfügbar unter
https://de.wikisource.org/wiki/Juedischer_Krieg
9.) Eusebius von Cäsarea.
Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica)
(aus dem Griechischen übersetzt von Phil. Häuser,
Bibliothek der Kirchenväter, 2.Reihe, Band 1, 1932 München)
frei verfügbar unter
https://etgladium.files.wordpress.com/2017/02/01-kirchengeschichte-eusebius-2017.pdf
10.) Nag-Hammadi-Schriften AnthroWiki
Alle Schriften sind unter den Fußnoten unter der „Liste der Nag-Hammadi-Texte“
frei verfügbar unter
https://anthrowiki.at/Nag-Hammadi-Schriften
A.) Wege des Messias und Stätten der Urkirche.
Jesus und das Judenchristentum im Licht neuer archäologischer Erkenntnisse
(Bargil Pixner, herausgegeben von Rainer Riesner,
Brunnen Verlag 1991 Gießen/Basel, ISBN 3-7655-9802-X)
– HebrEvg – das Hebräer-Evangelium – S.343
B.) DAS RÄTSEL OSTERN.
Was zwischen Karfreitag und Ostersonntag
wirklich geschah …
(John Wenham, coprint 1985 Wiesbaden, ISBN 3-922819-21-4)
C.) JESUS, QUMRAN UND DER VATIKAN. Klarstellungen
(Otto Betz / Rainer Riesner, Brunnen Verlag 1193 Geißen, ISBN 3-7655-5750-1)
D.) LEXIKON ZUR BIBEL
(Herausgegeben von Fritz Rienecker, R.Brockhaus Verlag 1991 Wuppertal,
ISBN 3-417-24585-0)
E.) Der Talmud.
Eine Einführung in die Grundschrift des Judentums
mit ausgewählten Texten
(Michael Krupp, Gütersloher Verlagshaus 2995 Gütersloh, ISBN 3-579-00772-6)