Syn-Evangelium
(Roman-Fassung)
Das großartige Evangelium des vollkommenen Lebens
im Schatz der unverlierbaren Liebe Jesu Christi
VIII Aufschlüsse
2. Erörterungen
Die rechte Deutung der Heiligen Schriften:
Nur aus der Liebe möglich!
Geistliches und fleischliches Wort.
Die heiligen Schriften
müssen von Christi allen unverlierbar geltenden göttlichen Retterliebe her,
wie auch auf diese hin gedeutet werden –
auch alle Gerichtsandrohungen.
Nur so erfahren alle Worte Gottes ihre rechte Deutung.
Alle dunklen Stellen in der Heiligen Schrift der Bibel, wie etwa Gerichtsandrohungen, sind von den hellen Stellen, den weit überragenderen göttlichen Verheißungen her zu beleuchten und auszudeuten – nicht umgekehrt. Denn in allen heiligen Schriften findet sich genug Finsternis für den, der nur Finsternis sehen will, aber auch genug Licht für jeden, der Licht sucht und sehen will. Der Heiland-Ruf Jesu Christi ist nämlich sehr wohl auch in den heiligen Schriften aller anderen Religionen durchaus ebenso zu vernehmen.
Jeder sollte abwägen, was er an Aussagen in den Heiligen Schriften bereits verträgt, und dem, was ihn verwirrt oder verstört, einfach noch keine Beachtung schenken.
Manchmal erscheint uns die Rede Christi ambivalent: Einmal sichert Er uns zu, dass uns allen Sein Heil mit granitener Gewissheit gilt, dann spricht Er es uns, wie allen, gleichsam wieder vollends ab und ermahnt uns eindringlich, dass wir darum ringen müssten, es auch zu erlangen. Wer aber die über allem dennoch wahrhaft restlos unverlierbare Liebe Christi wirklich erfasst hat, der kann es auch ertragen und sich selbst eingestehen, wie fern er gegenwärtig noch dem Heil sein mag.
Die unverlierbare göttliche Liebe und Barmherzigkeit ist der Schlüssel zu aller Erkenntnis, durch den sich alles erschließt und alle Aussagen in der Schrift erst ihre rechte Deutung erfahren und sich angemessen einordnen und aufeinander beziehen lassen. Wer dies Wesentliche erkannt hat, dem wird sich in einem persönlich erlebten Offenbarungsprozess mit der Zeit auch noch alles andere erschließen.
Schon die Messias-Prophezeiungen erfüllten sich in denkbar großartigster Form, was darauf hoffen lässt, dass es so bei allen Weissagungen ist.
Auch das Gesetz ist im Geist der Barmherzigkeit und Liebe auszulegen. Alle Schriften weisen im Letzten also auf Christus und Sein universales Erlösungswerk für alle hin und sind nur von diesem her recht zu deuten. Von daher erhalten sie eine gänzlich neue Bedeutung. Die Schriften lassen sich nur im Geist dieser Liebe, die Christus enthüllt hat, recht auslegen und deuten; sie werden damit keineswegs eigenmächtig dem Herzen zugedreht.
Wer nicht erkennt, dass die Gottheit nichts als Retterliebe ist, versteht es auch nicht, die Schriften recht zu deuten. Ein solcher findet nur einengende Bestimmungen, an deren strikter Einhaltung das ewige Heil hängen soll, aber nicht die über allem erhabene göttliche Liebe, die auf alles für alle hoffen lässt. Jesus legte die Schriften freimütig im Geist der Liebe aus. Von den kleinkarierten Gesetzlichen, den Pharisäern in der Nachfolge des Esra, wurde dies als eine Verfälschung bewertet und Jesus dafür als Verführer gebranntmarkt.
Christus erklärte, dass es sowohl für die Androhung von Gericht, wie auch für die Verheißung der Gnade Ort und Zeit gibt. So wäre es fatal, Gottlosen die Gnade, reuigen Sündern aber Gericht zu predigen. Gott-Lose und Unbußfertige brauchen Gerichts-Predigt, reuige Sünder aber, die durch ihren völligen Zerbruch bereits über ihre absolute Unzulänglichkeit ernüchtert worden sind, die Zusage der allen unverlierbar geltenden göttlichen Liebe und Gnade. Den einen muss der göttliche Anspruch, den anderen aber der göttliche Zuspruch bekundet und dargelegt werden.
So predigte auch Jona der verdorbenen Stadt Ninive zuerst Gericht, obwohl er schon um Gottes Gnade wusste. Auch Joseph Ben Jakob zeigte sich gegenüber seinen Brüdern zuerst hart, um sie zur Umkehr zu bewegen.
Entsprechend gibt es die unterschiedlichsten Formen der Verkündigung, die durchaus ihre Berechtigung haben. Darum müssen die Verkündiger Christi rechte Verwalter der göttlichen Geheimnisse sein, um jedem die geistliche Speise zuteilen zu können, die ihm gerade zuträglich ist. Auch Jesus vertraute noch nicht jedem bereits die letzten himmlischen Mysterien an.
Allein den Falschen, den selbstgerechten Frommen, wie auch den grundsätzlichen Gott-Leugnern und eingeschworenen Atheisten kann niemand etwas recht machen. Sie haben an allen Propheten Gottes etwas auszusetzen, während sie selbst überhaupt nicht für das Reich Gottes streiten. Ihnen passt weder ein radikaler Ruf zur Entscheidung und zu einer klaren, konsequenten eindeutigen Wahl ohne faule Kompromisse, noch die Zusicherung der unverlierbaren Gnade.
Überdies gibt es aber selbst auch in der Verkündigung der Apostel, da diese auch nur fehlbare Menschen waren, mitunter verbale Missgriffe, die – ernst genommen – mehr Schaden anrichten, als zum Heil zu führen. Dies gilt auch für die von ihnen geschriebenen heiligen Schriften, wie auch schon für die Bekundungen der Propheten, bei denen sich auch schon Irrtum fand, da sie schließlich auch nur Menschen waren, die schuldig wurden, so dass missverständliche Aussagen durch den Satan in seinem Sinne verdreht und verkehrt werden können.
Fleischlich Gesinnte finden in der Bibel nur Gesetz und Gericht, wie dieses sich auch an alle noch Fleischlichen richtet, damit sie an ihrer fleischlichen Gesetzlichkeit zugrunde gehen, indem sie in ihrer Religiosität, die sich aus eigener Kraft genehm machen und erlösen will, völliges Scheitern und den totalen Zerbruch erfahren; darüber endlich geistlich Erwachte erkennen dann aber über allem die Gnade. Dies sind dann keine religiösen Menschen mehr, sondern wahrhaft spirituelle Menschen, die dann durch ihre spirituelle Neugeburt vom Geist der gänzlich unverlierbaren göttlichen Liebe beseelt sind.
Das Wort Gottes ist geistlich und muss darum auch geistlich, und nicht fleischlich gedeutet werden. Die Schriften sind von der göttlichen Liebe her zu deuten. Dieses Erspüren des wahren Geistes unterscheidet sich von blindem Buchstaben-Glauben. Buchstaben-Hörigkeit erschließt nämlich nichts vom wahren göttlichen Geist. Es gilt, von den Buchstaben zum Geist durchzudringen. Rechte Deutung in göttlicher Inspiration zeigt sich immer daran, dass sie das Herz brennen lässt.
Allein der Heilige Geist eröffnet das rechte, erlösende Verständnis der Schriften als einen echten Trost in allen Lebenslagen und öffnet die Augen für das universale Heilswirken Christi. Er lässt den Morgenstern in den Herzen aufgehen. Allein, wenn wir uns auf die großen Heils-Zusagen in den Heiligen Schriften konzentrieren, erwächst uns daraus Glaube, Hoffnung und Liebe, die wahre Wunder freisetzen können und für gänzlich unmöglich Erachtetes mit einem Mal doch noch möglich machen.
In den schlichten und einfachen Gleichnissen Jesu ist schon das ganze Evangelium enthalten – so eingängig, dass es selbst schon kleine Kinder verstehen, wie etwa das Gleichnis vom gütigen Schäfer, der als der gute Hirte auch dem letzten verlorenen Schaf noch nachgeht. An diese schlichten, eingängigen Gleichnisse sollte man sich halten und sich nicht in theologische Spitzfindigkeiten versteigen, die am Ende alles fraglich machen.
Man sollte die dunklen Stellen in der Schrift von ihren lichten Stellen her ausdeuten und nicht die lichten Stellen von den dunklen verdunkeln lassen. Denn allein Christus ist „deus ipse“, „Gott an sich“; und wo uns – auch in den heiligen Schriften – ein düsterer „deus absconditus“ zu begegnen scheint, da verbirgt sich uns lediglich nur das wahre göttliche Christus-Wesen noch, weil uns der Durchblick und Weitblick fehlt. Diesen erlangen wir, wenn wir alles von der wahrhaft allen unverlierbaren göttlichen Retterliebe Jesu Christi ausdeuten. Allein nur in Ihr lassen sich alle mitunter recht ambivalenten Aussagen in den Heiligen Schriften recht einordnen und in angemessener Relation passend in Beziehung setzen.
Doch manche meinen, so einfach könne es doch nicht sein, dass man schlicht und ergreifend nur auf die allen unverlierbar geltende göttliche Liebe vertrauen müsse, obwohl dies allein retten und glückselig machen kann. Denn wer diese Liebe erst einmal erfasst hat, den lässt sie nicht unverändert! Trotzdem entgegnen viele, das wäre ja viel zu schön, um wahr sein zu können! Weil vielen dies aber zu schön erscheint, um wahr sein zu können, wird ihnen selbst auch das Einfachste schon zu schwer! Letztlich ist es nämlich unser Argwohn und mangelnder Glaube, der uns die Schriften verdunkelt und sie nicht oder gänzlich verkehrt und verdreht verstehen lässt.
Wenn einem dies erstmals aufgeht, dass die Gottheit nichts als Liebe ist, die noch alle retten will und wird, sollte man dieser Erkenntnis nachgehen und ergründen, ob alles wirklich so einfach ist, wie es scheint, bis man gänzlich in diese befreiende Erkenntnis eingedrungen ist. Denn sie erschließt erst das ganze Wort Gottes, das andernfalls ein verhülltes rätselhaftes Gleichnis bleibt – ein „Buch mit sieben Siegeln“, wenn man selbst außen vor bleibt, statt sich vom Geist Christi her die Siegel brechen zu lassen, dass sich plötzlich alles völlig sinnig und stimmig erschließt, was zuvor noch, wie versiegelt, völlig unverständlich und widersprüchlich erschien.
Die Schriften können nämlich im Geist der Verneinung des Satan, oder aber im Geist der Bejahung Christi ausgelegt werden. Denn sowohl der Geist Christi, als auch der Geist Satans bedient sich der Heiligen Schriften. In Jesus ist aber nicht das „Nein“ Fleisch und Blut geworden, sondern das „Ja“ und das „Amen“ auch auf die größten und hehrsten Verheißungen Gottes! Er ist das Siegel Gottes auf alle, auch die allerhehrsten und höchsten Hoffnungen!
Wer Christi Stimme unversiegbarer Liebe gehört hat, findet in den Heiligen Schriften nur noch Seinen ermutigenden Zuspruch über allem Anspruch; und ein solcher erkennt: Was einengt und abschnürt, kann niemals die Stimme Christi sein! Dies hilft ihm bei der Unterscheidung der Geister, die sich derselben Buchstaben bedienen können.
Vergleiche: